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bulletin Schweizer Klub für Wissenschaftsjournalismus Association suisse du journalisme scientifique Swiss Association for Science Journalism 2/05 http://www.science-journalism.ch Redaktion und Layout: Christian Heuss, Dittingerstr. 10, 4053 Basel, Tel. 061 361 29 15, FAX 061 361 29 16, [email protected] Überleben als Freier 2 GV 2005 4/5 Bertelsmann Ausbildung 7 EUSJA Reise Belgien 8 Besuch Mystery Park 9 Von unseren Mitgliedern 10 Mutationen 11 Wie Papst Paul der IV. GV 2005 Nach vier Jahren als Präsident werde ich mich von der aktiven Klubarbeit zurückziehen. Vier Jahre, das ist das Höchstalter eines Goldhamsters, und so lange dauerte die Amtszeit von Papst Paul IV. (1555-59). Auch mir scheint es nach dieser Zeit angebracht abzutre- ten. Nicht nur weil man mich nun im Bahnhofbuffet Olten mit Vornamen kennt und ich beim Wort Statuten ei- nen feuchten Ausschlag bekomme; son- dern auch, weil neue Leute mit neuen Ideen diesem Klub immer gut tun. Für mich waren es vier schöne Jahre mit einem engagierten Vorstand, der klaglos Protokolle schrieb, säumige Mitglieder mahnte und am Schluss der Sitzungen jeweils das schnellste Menu bestellte, damit es auf den nächsten Zug reichte. Tja, jetzt wäre es wohl an der Zeit, Bi- lanz zu ziehen. Habe ich meine Ziele erreicht? Glücklicherweise habe ich zu Beginn meiner Amtszeit keine genannt, so kann ich im Nachhinein alles, was in den vier Jahren geschehen ist, als er- reichte Ziele definieren. Zum Beispiel haben wir mit dem Nationalfonds eine neue Tagung ins Leben gerufen. Vier- mal haben wir uns jeweils im Mai ge- troffen, um über journalistische The- men zu diskutieren. 2004 haben wir ein grosses Fest zum 30-jährigen Bestehen des Klubs orga- nisiert. Angesichts des Durch- schnittsalters der Vorstands- mitglieder, die zum Zeitpunkt der Klubgründung knapp den Windeln entwachsen waren, ist es durchaus eine Leistung, dass wir den anstehenden runden Geburtstag überhaupt bemerkt haben. Wir haben auch eine gros- se Klubreise nach Südafrika durchgeführt, unsere Website ausgebaut, Erich von Däniken, Christoph Mörgeli und Men- schen, Technik, Wissenschaft besucht, viele Bulletins heraus- gebracht, noch mehr Newsletter verschickt, uns über die EUSJA aufgeregt und Klubmitglieder nach Moskau, Kanada und Italien geschickt. Ein einziges Ziel habe ich nicht er- reicht: Bei meinem Antritt habe ich in einem Editorial vorgeschlagen, ein Klublokal im viktorianischen Stil zu mieten mit grossen Ohrensesseln und einer Bibliothek mit einer Komplett- ausgabe von «Hobby» und «New Sci- entist». Daraus ist bisher leider nichts geworden, und ich bin mir nicht sicher, ob der nächste Präsident des SKWJ dieses Vorhaben weiterverfolgen wird. Bei allen Mitgliedern, die immer noch darauf warten, möchte ich mich hier in aller Form entschuldigen. Herzlich Reto U. Schneider INHALT Freitag 17. Juni 2005 General Versammlung im Historischen Museum Bern mit anschliessender Führung durch die neu eröffnete Einstein-Ausstellung

bulletin 1_05

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Schweizer Klub für Wissenschaftsjournalismus Association suisse du journalisme scientifi que Swiss Association for Science Journalism http://www.science-journalism.ch im Historischen Museum Bern Herzlich Reto U. Schneider mit anschliessender Führung durch die neu eröffnete Einstein-Ausstellung G V 2 0 0 5 I N H A L T I N H A L T Redaktion und Layout: Christian Heuss, Dittingerstr. 10, 4053 Basel, Tel. 061 361 29 15, FAX 061 361 29 16, [email protected]

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Page 1: bulletin 1_05

bulletinSchweizer Klub für WissenschaftsjournalismusAssociation suisse du journalisme scientifi queSwiss Association for Science Journalism

2/05

http://www.science-journalism.ch

Redaktion und Layout: Christian Heuss, Dittingerstr. 10, 4053 Basel, Tel. 061 361 29 15, FAX 061 361 29 16, [email protected]

I N H A L T

Überleben als Freier 2GV 2005 4/5Bertelsmann Ausbildung 7EUSJA Reise Belgien 8Besuch Mystery Park 9Von unseren Mitgliedern 10Mutationen 11

Wie Papst Paul der IV.

G V 2 0 0 5

Nach vier Jahren als Präsident werde ich mich von der aktiven Klubarbeit zurückziehen. Vier Jahre, das ist das Höchstalter eines Goldhamsters, und so lange dauerte die Amtszeit von Papst Paul IV. (1555-59). Auch mir scheint es nach dieser Zeit angebracht abzutre-ten. Nicht nur weil man mich nun im Bahnhofbuffet Olten mit Vornamen kennt und ich beim Wort Statuten ei-nen feuchten Ausschlag bekomme; son-dern auch, weil neue Leute mit neuen Ideen diesem Klub immer gut tun.

Für mich waren es vier schöne Jahre mit einem engagierten Vorstand, der klaglos Protokolle schrieb, säumige Mitglieder mahnte und am Schluss der

Sitzungen jeweils das schnellste Menu bestellte, damit es auf den nächsten Zug reichte.Tja, jetzt wäre es wohl an der Zeit, Bi-lanz zu ziehen. Habe ich meine Ziele erreicht? Glücklicherweise habe ich zu Beginn meiner Amtszeit keine genannt, so kann ich im Nachhinein alles, was in den vier Jahren geschehen ist, als er-reichte Ziele defi nieren. Zum Beispiel haben wir mit dem Nationalfonds eine neue Tagung ins Leben gerufen. Vier-mal haben wir uns jeweils im Mai ge-troffen, um über journalistische The-men zu diskutieren.

2004 haben wir ein grosses Fest zum 30-jährigen Bestehen des Klubs orga-

nisiert. Angesichts des Durch-schnittsalters der Vorstands-mitglieder, die zum Zeitpunkt der Klubgründung knapp den Windeln entwachsen waren, ist es durchaus eine Leistung, dass wir den anstehenden runden Geburtstag überhaupt bemerkt haben.

Wir haben auch eine gros-se Klubreise nach Südafrika durchgeführt, unsere Website ausgebaut, Erich von Däniken, Christoph Mörgeli und Men-schen, Technik, Wissenschaft besucht, viele Bulletins heraus-gebracht, noch mehr Newsletter verschickt, uns über die EUSJA aufgeregt und Klubmitglieder nach Moskau, Kanada und Italien geschickt.

Ein einziges Ziel habe ich nicht er-reicht: Bei meinem Antritt habe ich in einem Editorial vorgeschlagen, ein Klublokal im viktorianischen Stil zu mieten mit grossen Ohrensesseln und einer Bibliothek mit einer Komplett-ausgabe von «Hobby» und «New Sci-entist». Daraus ist bisher leider nichts geworden, und ich bin mir nicht sicher, ob der nächste Präsident des SKWJ dieses Vorhaben weiterverfolgen wird. Bei allen Mitgliedern, die immer noch darauf warten, möchte ich mich hier in aller Form entschuldigen.

Herzlich Reto U. Schneider

I N H A L T

Freitag 17. Juni 2005 General Versammlung

im Historischen Museum Bern

mit anschliessender Führung durch die neu eröffnete Einstein-Ausstellung

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Seite 2 SKWJ-bulletin 2/05

Geld stinkt nicht!Oder warum 500 Franken Tagespauschale ein Hohn sind

Von Irène Dietschi

Die Umfrage zum Thema «PR und Journalismus» hat es klar gezeigt: Die meisten von uns WissenschaftsjournalistInnen ha-ben ein «waches ethisches Bewusstsein, was in Ordnung ist und was nicht», wie Medienprofessor Stefan Russ-Mohl am Schluss des Nationalfonds-Workshops resümierte. Ebenso klar zeich-nete sich das Bedürfnis nach verbindlichen Guidelines ab. Das eigentlich Brisante wurde zwar auch erwähnt, ge-riet aber in der allgemeinen Diskussion über Trans-parenz aus der Schusslinie: Die heutige Situation ist eine Folge des Strukturwandels in den Printmedien

– und der treibt vor allem die Freien ins Dilemma.Freie Journalistinnen und Journalisten bilden

das hinterste und somit schwächste Glied in der Wertschöpfungskette. Am deutlichsten zeigt sich dies bei den Honoraren. In den grossen Zürcher Verlagshäusern gilt heute für Freie eine Tagespau-schale von 500 Franken. Dieser Betrag ist seit der Aufl ösung des Gesamtarbeitsvertrags nirgends verbrieft, son-dern so «Usus». Berufserfahrung spielt dabei keine Rolle – so-lange der Text in Ordnung ist, werden gemäss Aufwand pro Tag 500 Franken bezahlt. Dies seit bald zehn Jahren übrigens.

500 Franken pro Tag: Ein Hohn! Manche Kolleginnen und Kollegen auf den Redaktionen mö-gen dies für eine hohe Summe halten. Sie ist es leider überhaupt nicht, im Gegenteil: 500 Franken Tagespauschale sind ein Hohn! Zur Illustration möchte ich folgende Milchbüchleinrechnung machen: Mit 500 Franken Tagespauschale kann ich, bei 200

Arbeitstagen im Jahr, einen Maximalumsatz von 100‘000 Fran-ken erzielen. Vorausgesetzt, ich kann jeden Arbeitstag hono-rarmässig optimal verbuchen, das heisst keines meiner Kinder wird krank, geschweige denn ich selber, die Aufträge kommen mir ohne Akquise-Zeit in den Schoss gefl ogen, und ich habe nie, aber auch wirklich nie einen Durchhänger. 100‘000 Fran-

ken kann ich also umsetzen, wenn ich funktioniere wie ein Roboter.

Umsatz ist aber nicht gleich Lohn. Von diesem Betrag muss ich als selb-ständig Erwerbende abziehen: die Beiträ-ge für AHV/IV/EO,

Pensionskasse, die Beiträge für Krankentaggeld- und andere Versicherungen, Büroinfrastruktur etc. Es bleiben unter dem Strich bei optimistischer Rechnung noch rund 60‘000 Franken. Dieser Betrag geteilt durch 13 ergibt einen Monatslohn von Fr. 4615.40, bei einem Vollpensum. Wer, liebe Kolleginnen und Kollegen auf den Posten von Tamedia und anderen Zürcher Verlagshäusern, würde für diesen Lohn auch nur den Compu-ter einschalten?

Dass Lohndifferenzen zu Unmut bei den Freien führen, ist nur die eine Seite. Das wirklich Stossende der Geschichte ist, dass die gängige Honorierungspraxis auf die Qualität drückt.

Kein Freier, keine Freie wird bei so nied-rigen Tarifen auf Dauer Qualitätsarbeit abliefern können. Eine fatale Situation angesichts der Tatsache, dass Publikums-medien die Impulse von aussen brauchen. Verleger sollten sich endlich einmal be-wusst werden: Wenn sie guten Journalis-mus wollen statt einfach nur «Content», dann hat das seinen Preis!

FinanzbewusstseinDamit bin ich beim nächsten leidigen Punkt angelangt: Finanzbewusstsein. Nach meiner Erfahrung zeigen Angestell-te auf Redaktionen wenig Bereitschaft, über Finanzielles nachzudenken. Sie ge-bärden sich manchmal, als ob Geld stin-ken würde. Dabei sind Zeitungen und Zeitschriften letztlich auch nur Produkte, mit denen Geld verdient wird. In den Re-daktionen ist dieser Aspekt kein Thema. Redaktorinnen und Redaktoren zeigen

Ü B E R L E B E N A L S F R E I E R

«Freie JournalistInnen bilden das schwächste

Glied in der Wertschöpfungskette»

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oft ein Sendungsbewusstsein, eine Art Überidentifi zierung mit ihren Themen, als wären sie von innen getrieben, die Menschen aufzuklären. Geldfragen hinge-gen sind lästige Pfl icht, die man lieber dem Chef und notfalls der Honorarbuchhalterin überlässt. Oder die man, falls sich die Cho-se nicht delegieren lässt, aus dem hohlen Bauch heraus erledigt.

Fehlende ProfessionalitätFür mich als Freie ist das äus-

serst nervend, denn es fehlt in diesen Fragen auf der anderen Seite schlicht an Professionali-tät. Die meisten Redaktoren haben zum Beispiel keine Ahnung, dass es einen Unterschied gibt zwischen sozialversicherungs-rechtlich unselbständigen Freien und «echten» Selbständiger-werbenden. Ich selber gehöre zur zweiten Gruppe – und ver-lange deshalb zur Tagespauschale oft einen Zuschlag von zwölf Prozent, was dem durchschnittlichen Arbeitgeberanteil für die Sozialabgaben entspricht. Aber ich komme selten damit durch, und ich muss es immer wieder von neuem erklären, weil die andere Seite den Unterschied schlicht nicht kapiert. Es gibt

noch andere Unzulänglichkeiten: In manchen Redaktionen haben die einzelnen Ressorts noch nicht einmal Budgetgewalt.

Wie sollen sie da überhaupt imstande sein, Aufträge zu vergeben? Auch Widersprü-che wie folgender sind an-zutreffen: Der Ressortleiter teilt mit, die Tagespauschale betrage 550 Franken, doch von einem seiner Mitarbeiter ist zu erfahren, dieser Betrag werde für eine gedruckte Sei-te bezahlt. Charmant ist auch,

wenn statt der abgemachten 10‘000 Zeichen nur 8‘000 Platz ha-ben und dann 200 Franken vom Honorar gekürzt werden.

Die Liste liesse sich fortsetzen, doch darum geht es mir nicht. Mein Wunsch ist vielmehr, dass Angestellte auf Redaktionen, mit denen wir Freie zusammenarbeiten, diesen Finanzfragen mehr Bedeutung beimessen. Für die eigenen Löhne und letzt-lich auch die Qualität der Zeitung kann es nur positiv sein.

«In manchen Redaktionen haben die einzelnen

Ressorts noch nicht einmal Budgetgewalt.»

Irène Dietschi, früher Redaktorin beim Tages-Anzeiger-Magazin, arbeitet seit 1996 als Freie. Sie lebt mit Mann und drei Kindern im Solothurnischen.

Meine Kolleginnen und Kollegen vom SKWJ-Vorstand haben vorgeschlagen, ich solle am Schluss dieses Artikels einige «Überlebenstipps» liefern. Das tue ich nicht. Stattdessen mache ich Vorschläge zur besseren Performance von Freien:

Machen Sie sich selbständig! Sie befreien sich so aus der Abhängigkeit von Verlagshäusern, die Ihnen niemals dafür danken werden, dass Sie so niedrige Honorare nehmen. Und Sie werden auch in Ihrem Selbstbewusstsein autonomer.

Denken Sie unternehmerisch! Handeln Sie Honorare aus statt sie einfach hinzunehmen. Ta-rife sind nicht gottgegeben, sondern Verhandlungssache. Verlagshäuser sind moderne Unter-nehmen wie andere auch, keine Hilfsorganisationen.

Nutzen Sie die Chancen, auf dem Kommunikationssektor Geld zu verdienen. Die Publi-kumsmedien sind nicht die einzige Möglichkeit, um sich schreibend zu verwirklichen. Auch Bücher, Reden, Kundenmagazine und viele andere Gefässe warten auf Ihre Texte.

Diversifi zieren Sie und legen Sie sich ein zweites Standbein zu. Unterrichten zum Beispiel. Wenn eines wegknickt – und das kann schneller passieren, als Sie denken –, fallen Sie nicht gleich um.

Verdienen Sie sich Ihren Lohn mit einem Anteil PR. Mit Journalismus allein treiben Sie sich und Ihre Familie in den Ruin. Und verlangen Sie den branchenüblichen Tagesansatz: Der ist mit 1600 Franken ganz anständig.

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Seite 4 SKWJ-bulletin 2/05

Generalversammlung Historisches Museum Bern Wann: Freitag, 17. Juni, 16.00 UhrWo: Bern, Historisches Museum, Helvetiaplatz 5

TraktandenGenehmigung des Protokolls der GV 2004 (Bulletin 2/04) Jahresbericht des Präsidenten Jahresbericht der Kassierin, Jahresabschluss Personelle Wechsel im Vorstand: Rücktritte von Hildegard Bösch-Billing (SFDRS Puls), Matthias Meili (NZZ am Sonntag) und Reto Schneider (NZZ-Folio). Wahl des neuen Präsidenten Michael Breu (SFDRS Puls) und der neuen Vorstandsmitglie-der Martina Frei (Tagesanzeiger) und Patrick Imhasly (Der Bund).Vorstellung der Themen für das nächste Gesundheitsseminar und Abstimmung Orientierung über EUSJA-Aktivitäten Diskussion über die Abschaffung des Gönnerbeitrags-Systems, siehe nächste Seite 5 Abstimmung: Soll der Vorstand auf die nächste GV eine Statutenänderung vorbereiten?Verschiedenes

1.2.3.4.

5.6.7.8.9.

G V 2 0 0 5

Portrait von Michael BreuMichael Breu ist seit 1998 Mit-glied in unserem Klub. Seit vier Jahren wirkt er in ver-schiedenen Funktionen aktiv am Vereinsleben mit, etwa als Vorstandsmitglied oder als Redaktor des Klub-Bulletins.

Michael Breu absolvierte von 1988 bis 1991 eine Berufs-lehre als Chemielaborant bei Hoffmann-La Roche und war anschliessend in der Phar-maforschung tätig. Nach ei-nem Sprachaufenthalt in San Francisco studierte er einige Semester Ethik, Pädagogik und Umweltwissenschaften.

Seit 1991 ist er als Journalist tätig (sein erster Artikel war dem Nobelpreisträger Richard Ernst gewidmet). Zunächst arbeitete er als Ostschweiz-Korrespondent für verschiedene Schweizer Tageszeitungen, später während kurzer Zeit auch als Bundeshaus-Korrespondent. Nach einem Stage bei der Ta-

P R Ä S I D E N T E N W E C H S E L S K W J

geszeitung Die Ostschweiz wechselte er 1998 in die Redaktion des St.Galler Tagblatts. Von Februar 2003 bis April 2005 war er als Wissenschaftsredaktor für die Webzeitung ETH Life tätig. Seit 1999 leitet er zudem als Chefredaktor (im Teilzeitamt) das Fachmagazin Laborscope.

Nach Hospitanzen bei RTL aktuell und dem Wissenschafts-magazin „nano“ von 3Sat zog es ihn schliesslich zum Fernsehen. Nachdem er während einem Jahr als freier Autor für „nano“ ar-beitete, ist er nun seit Mai 2005 Redaktor am Gesundheitsma-gazin „Puls“ von SF DRS.

Michael Breu ist mit Brigitte Meier verheiratet und Vater von zwei Töchtern (Seraina, 4 ½, und Leandra ½). Familienwohn-sitz ist St.Gallen.

Weitere Wechsel im VorstandMatthias Meili (NZZ am Sonntag)und Hildegard Bösch-Billing (Puls, SFDRS) treten ebenfalls aus dem Vorstand zurück. Der Vorstand schlägt der GV Martina Frei (Tages-Anzeiger) und Pa-trick Imhasly (Bund) zur Nachfolge vor.

Bedingt durch den schmerzlichen Abgang unseres verdienten Präsidenten und Fernsehstars Reto U. Schneider, der sich immer verrückteren Experimenten zu wenden will, musste der Vorstand eine Findungskommission ins Leben rufen. Nach reifl icher Prüfung diverser Kandidaten und Kandidatinnen empfi ehlt der Vorstand nun Michael Breu zur Wahl. Wir sind überzeugt, dass wir einen fähigen und willigen neuen Präsidenten gefunden haben.

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Die Gönnerfrage

VorgeschichteDer Schweizer Klub für Wissenschaftsjournalismus fi nanziert seit seiner Gründung 1974 einen Teil seiner Aktivitäten über Gönnerbeiträge von Industriebetrieben, Universitäten oder an-deren Institutionen. Der Gönnerbeitrag beträgt mindestens 500 Franken (in den meisten Fällen sind es genau 500 Franken) und ist nicht zweckgebunden. Er wurde seit der Gründung des Klubs nie erhöht. Gönnermitglieder erhalten die Klubzeitschrift und werden über die Aktivitäten des Vereins informiert, haben aber kein Stimm- und Wahlrecht und nehmen auch sonst keinen Einfl uss auf das Klubleben. Die Einnahmen durch Gönnerbei-träge belaufen sich im Moment pro Jahr auf etwa 5000 Franken, was 20 Prozent der Gesamteinnahmen entspricht. Die Namen aller Gönnermitglieder werden auf unserer Website genannt.

Zudem organisiert der Klub seit 30 Jahren immer im Herbst das Gesundheitsseminar, eine medizinische Weiterbildungsver-anstaltung, die von Interpharma fi nanziert wird (Interpharma

G Ö N N E R D I S K U S S I O N

Mehrheitsposition «Abschaffung Gönnerbeiträge»Laut Statuten will der SKWJ zu einer unabhängigen Berichter-stattung aus der Wissenschaft beitragen. Da mutet es seltsam an, dass wir uns zum Teil direkt von den Leuten unterstützen lassen, über die wir «unabhängig» schreiben sollen. Die Frage ist dabei nicht, ob sich Mitglieder dadurch wirklich beeinfl ussen lassen. Das ist höchst unwahrscheinlich. Der Punkt ist vielmehr, dass uns die-se Gönnermitgliedschaften angreifbar machen. Schreibt jemand einen kritischen Artikel, kann ihm leicht vorgeworfen werden, er sei voreingenommen. Solche Vorwürfe wurden im vergangenen Jahr in zwei Fällen von Komplementärmedizinern erhoben. So absurd diese Vorwürfe auch sein mögen, die Tatsache, dass wir Gönnerbeiträge akzeptieren, gibt jeder Entgegnung einen schalen Beigeschmack.

Der Vorstand hat dieses Problem schon lange erkannt und in den vergangenen Jahren neue Einnahmequellen erschlossen. Dienstleistungen wie Einträge im Newsletter, Stelleninserate und der Adressverkauf bringen heute fast genau gleich viel Geld ein wie die Gönnerbeiträge.

Das Gesundheitsseminar und die Frühlingstagung möchte eine Mehrheit des Vorstands beibehalten. Bei beiden sind die Mittel zweckgebunden für eine Veranstaltung, bei der uns die Wahl der Themen und der Gäste überlassen ist.Reto Schneider

ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz, dem unter anderem Roche, Serono und Novartis ange-hören). Seit vier Jahren treffen sich die Klubmitglieder auch zu einer Frühlingstagung, bei der der Schwerpunkt auf der journ-listischen Seite liegt. Diese Tagung wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt. Bei beiden Veranstaltungen - Ge-sundheitsseminar und Nationalfonds-Tagung - stellt der Klub das Programm autonom, ohne Einfl uss der jeweiligen Institu-tion, zusammen.

Der Vorstand hat in den vergangenen Jahren immer wieder über diese Art der Unterstützung diskutiert. In letzter Zeit ha-ben sich auch Mitglieder gemeldet, die Schwierigkeiten damit haben. Eine dünne Mehrheit des Vorstands hat sich nun dafür ausgesprochen, die Finanzierung durch Gönnerbeiträge Grün-den abzuschaffen. Eine Minderheit unterstützt die Beibehal-tung der bisherigen Praxis.

Minderheitsposition «Beibehaltung Gönnerbeiträge»Nach Meinung der Minderheit im Klubvorstand ist es ist es un-nötig und voreilig, auf die Gönnerbeiträge zu verzichten. Die in Leserbriefen erhobenen Anwürfe, Mitglieder des Klubs seien nicht unabhängig, weil Pharmaunternehmen zu dessen Gönnern zählen, sind Teil einer politisch motivierten Kampagne um die Zulassung von komplementär-medizinischen Methoden. Meines Wissens ist es zum ersten Mal in der über 30 jährigen Geschichte des Klubs, dass so etwas geschehen ist. Schon alleine deswegen erachte ich es als unverhältnismässig, die Gönnerbeiträge einfach abzuschaffen.

Die Gönnerbeiträge bringen etwa 5000 Franken pro Jahr ein. Das ist eine bescheidene Summe in der Grössenordnung eines Mo-natslohns der über 100 ordentlichen Mitglieder des Klubs. Daraus eine Beeinfl ussung abzuleiten ist eine nicht ernst zu nehmende Argumentation. Der einzelne Gönnerbeitrag beträgt übrigens nur 500 Franken (etwa ein Tageslohn für Schreibende) und ist seit der Gründung des Klubs vor über 30 Jahren nicht erhöht worden. 5000 Franken sind auch wenig im Vergleich zu den Kosten einer NF-Ta-gung oder eines Gesundheitsseminars, die das Mehrfache kosten. Wenn wir ein «Unabhängigkeitsproblem» haben, dann eher wegen diesen Veranstaltungen als wegen der Gönnerbeiträge.

Als Gegenargument wird eingebracht, wir hätten andere Ein-nahmequellen wie Adressenverkauf erschlossen und wären deshalb auf die Gönnerbeiträge nicht mehr angewiesen. Das ist zwar schön und richtig, sollte uns aber nicht zu falscher Bescheidenheit verlei-ten. Wir können das Geld allemal gebrauchen, denn die nächste Klubreise kommt bestimmt.

Um die Situation zu klären, machen wir folgenden Vorschlag: Die Gönnerbeiträge sollen nicht mehr - wie bis anhin - einfach in die allgemeine Klubkasse fl iessen, sondern einer Zweckbindung unterstellt werden. Eine Möglichkeit wäre, das Geld in die Reise-kasse fl iessen zu lassen. Die Klubreisen sind das «Flaggschiff» der Klubaktivitäten. Thematisch vielseitig, sind sie teuer und wurden

deshalb auch vom Klub subventioniert. Diese Subvention würde somit institutionalisiert. Zwecks Transparenzerhöhung nach au-ssen wird in Zukunft die Summe der eingegangenen Gönnerbei-träge auf der Website ausgewiesen und die Zweckbindung bekannt gegeben.

Thomas Müller

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Seite 6 SKWJ-bulletin 2/05

Wir suchen einen neuen

Bulletin Redaktor oder eine neue Bulletin Redaktorin

für 3 bis 4 Ausgaben pro Jahr. Der/die RedaktorIn wird gleichzeitig Vor-standsmitglied. Aufwand für die Redaktion und ev. Layout wird fi nanziell entschädigt. Interessiert? Tel 061 365 33 97 oder [email protected].

Page 7: bulletin 1_05

Seite 7

Qualifi zierte BerichterstattungDas Qualifi zierungsprogramm Wissenschaftsjournalismus der Bertelsmann Stiftung in Deutschland will die Qualität des Wissenschaftsjournalismus in Deutschland steigern. In Seminaren werden junge WissenschaftsjournalistInnen aus Presse, Radio und Fernsehen in ein wöchigen Kursen trai-niert.

Von Michael Breu

«Aufgrund der positiven Marktprognose halten über 70 Prozent aller Befragten Weiterbildungsangebote für notwendig», heisst es in einer Mitteilung der Stiftung. In Zusammenarbeit mit der VolkswagenStiftung und der BASF hat die Bertelsmann Stif-tung deshalb vor zwei Jahren das «Qualifi zierungsprogramm Wissenschaftsjournalismus» ins Leben gerufen. Als erster Schweizer Journalist habe ich von Bertelsmann ein Stipendium für dieses Programm erhalten und im April in Berlin am Semi-nar teilgenommen.

Die Seminare – neben Berlin fanden solche bereits in Bre-men, Heidelberg, Köln und Leipzig statt – richten sich an RedaktorInnen und freie JournalistInnen, die sich mit wissen-schaftlichen Themen beschäftigen. Der grössere Teil der Teil-nehmenden in unserem Kurs arbeitet im Medizinjournalismus

– für Stern, Gesund Leben, Gehirn & Geist, Spektrum der Wis-senschaft, Bild der Wissenschaft, Zeit, FAZ und Süddeutsche bzw. für elektronische Medien wie Deutschland-Funk oder ARD (Quarks & Co.). Wohl deshalb war ein grosser Teil des Programms auf diesen Aspekt ausgelegt.

KamingesprächeNach einer Vorpremierenführung durch die Einstein-Aus-

stellung im Berliner Kronprinzenpalais startete das Programm mit einer Einführung in die deutsche Wissenschaftspolitik. Für den Schweizer Journalisten eine Bereicherung, denn nun ver-stehe ich in den Grundzügen, wie die Max-Planck-Gesellschaft, Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft und Leib-niz-Gemeinschaft funktionieren und wie sie fi nanziert werden

– ein hochkomplexes Gebilde. Dass das Thema am Seminar immer wieder aufgegriffen wurde – unter anderem auch wäh-rend dem «Kamingespräch» mit Charité-Chef Detlev Ganten und Max-Planck-Präsident Peter Gruss – empfand ich nicht als störend.

Den Schwerpunkt setzten die Leiter des Programms – Hol-ger Hettwer und Franco Zotta von der Bertelsmann Stiftung sowie Holger Wormer, ex-Süddeutsche, heute Professor für Wissenschaftsjournalismus an der Uni Dortmund – «auf Re-cherchestrategien und die Stärkung der Beurteilungsfähigkeit». Dazu gehören die Analyse von wissenschaftlichen Arbeiten und (investigative) Interviewtechniken.

Einblick in die Auswertung von medizinischen Publikati-onen gab Gerd Antes vom Cochrane Zentrum. Der Biostatis-tiker plädierte, Studien und somit die Rolle der Wissenschaft kritischer zu hinterfragen. Dass dies nicht immer geschieht, verdeutlichte Markus Lehmkuhl von der FU Berlin. An den Beispielen Ozonloch, Nitrofen-Skandal und BSE zeigte er auf, dass deutsche Regionalzeitungen die Dimensionen der Pro-blemstellungen häufi g falsch einschätzten und in die Rolle als Panikmacher schlüpften.

Wissenschaft am FernsehenKurz gestreift wurde in Berlin die Rolle der Fernsehjourna-

listen in der Wissensvermittlung. Thomas Hallet, Wissen-Chef beim WDR, und Robert Biegert, Moderator und Leiter von «Wunderwelt Wissen» auf Pro Sieben, erläuterten ihre unter-schiedliche Auffassung von Wissenschaft im TV. Abgerundet wurde das Seminar schliesslich durch eine Recherche vor Ort; ich besuchte das Kleinunternehmen Metanomics, das zur BASF Plant Science gehört und sich mit funktioneller Genomik be-fasst. Die andere Hälfte des Kurses besichtigte Bessy, den Berli-ner Elektronenspeicherring.

Vermittelt hat das Seminar nichts Neues. Dennoch hat es sich gelohnt, sich Zeit zu nehmen und die Grundzüge des Wis-senschaftsjournalismus mit Berufskollegen zu diskutieren.

Der nächste Kurs fi ndet im Herbst 2005 in München statt. Das Programm ist bis 2007 angelegt. Weitere Informationen unter: www.bertelsmann-stif-tung.de/wissenschaftsjournalismus

A U S B I L D U N G

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Seite 8 SKWJ-bulletin 2/05

Auf Einladung der Europäischen Union in Belgienvon Diana Hornung

Die Einladung für Schnellentschlossene war verlockend: von Dienstag, 26. April bis Freitag, 29. April organisierte die Ge-neraldirektion Forschung der EU-Kommission zusammen mit

dem belgischen Klub für Wissenschafts-journalismus einen Besuch im Herz der europäischen For-schung. Die Kosten für den Aufenthalt würden übernommen. So reiste ich statt dem Schweizer EUSJA-Vertreter ins Land von René Magritte.

In Brüssel leuchte-ten mir blaue Plakate entgegen: das Land feiert mit einer EXPO «Made in Belgium» 175 Jahre Unabhängig-keit. An dieser EXPO präsentiert Belgien bis Mitte September auch seine Erfi ndun-gen: Etwa den ersten Gleichstrom-Dynamo on 1868 (Ausgangs-punkt der modernen Elektroindustrie) des

Physikers Zénobe Gramme oder den Club Med. Dann stand ich vor der Kopie des «Fallen Astronaut», einer 8.5 cm klei-nen Aluminiumstatuette vom belgischen Bildhauer Paul Van Hoeydonck, die von der Apollo-15-Mission (1971) als einziger Gegenstand ausser der Platte mit den Märty-rer-Astronauten auf dem Mond hinterlassen wurde.

Unser Betreuer, der Irländer Aidan Gilligan, hatte uns per E-Mail eingeschärft, pünktlich um 17 Uhr an der Place de Luxembourg in den Bus einzusteigen. Den Grund lernten wir schnell kennen: Es ging – zuerst im Stau – 90 Minuten nach Norden, ins Klubhaus des SCK (Studienzentrum für Kernenergie) wohin wir täglich gefahren wurden, weil in Brüssel wegen der riesigen Seafood-Konferenz kein Hotelzimmer mehr frei war. Mit dabei waren: Maria Cristina aus Italien, Natalia aus Nor-wegen, Claudia aus Portugal, Tolnai von Ungarn, Dagmar von Tschechien, Ulla und Riita von Finnland, Olga aus Russland, Pelle aus England, ich aus der Schweiz, Kai Anders aus Schweden, dessen Fotos im englisch verfass-

ten Bericht von Gerhard aus Deutschland auf www.esf.org/eus-ja/brusselsreport05.htm zu fi nden sind.

Am Mittwochnachmittag stiessen die belgischen Journalis-tInnen hinzu für die halbtägige Führung ins nahe Institut für Referenz-Material und Messungen (IRMM) in Geel, eines der sieben wissenschaftlichen Institute des JRC und 1957 gegrün-det, um Referenzdaten für die Kernkraft zu erzeugen. Die In-stitutsvizeleiterin, Frau Dr. Elke Anklam, orientierte uns über verschiedene Arbeiten im Bereich der Lebensmittelsicherheit, Allergene und Umweltverunreinigungen. Im Areal befi nden sich 500 bestellbare zertifi zierte Referenzmaterialien, darunter solche, um die Anschreibpfl icht bei einem Gehalt an genetisch veränderte Produkte von über 0.9% zu gewährleisten.

Der Donnerstag war der Pressekonferenz des «Joint Research Centre» des ersten Bodenatlas von Europa gewidmet (www.jrc.cec.eu.int/soil-atlas/) anlässlich der Ausstellung im gläsernen EU-Gebäude. Der Atlas im Massstab 1:1’000’000 entstand in Zusammenarbeit mit Instituten aus 40 Ländern, so auch der Schweiz. Der Druck soll noch nicht gesichert sein. Aus der Da-tenbank soll eine harmonisierte Bodenpolitik zum Schutz der kostbaren Ressource resultieren.

Der Freitag war von Karin Rondia, der Präsidentin des wie-der auferstandenen, zurzeit eigentlich frankophonen Wissen-schaftsjournalismusvereins organisiert und führte uns in den Biopol von Charleroi, eine Fahrstunde südlich von Brüssel. Das Biovalley liegt inmitten von Spin-off-Firmen und dem «Institut de Biologie et de Médecine Moléculaire» der «Université Lib-re de Bruxelles»: Während der an der Pressekonferenz zum 6. Framework Programm vorgestellte RISET-Programmleiter Dr. M. Goldman zu seinen neuen Toleranz erhöhenden Methoden bei der Lebertransplantation belagert wurde, befragte ich die Forschungsleiterin Dr. Véronique Kruys über nicht kodierende DNA-Stücke, die für die regulatorische Mechanismen während der Cytokinproteinproduktion verantwortlich sind.

[email protected]

Projekt MOSE-Leiter Luca Montanarella hütet den EU-Bodenatlas wie sein Augapfel

E U S J A - R E I S E B E L G I E N

EU-Kommissar Janez Potonik beim Kalibriergerät der Solar Test Installation aus Ispra.

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Seite 9

Eine Begegnung mit EzechielSieben grosse Fragezeichen. Das ist das Resultat der «kriti-schen Entdeckungsreise», die 13 Klubmitglieder Mitte Febru-ar angetreten haben. Der Klubevent führte uns nach Interla-ken in den Mystery Park.

von Michael Breu

Zugegeben: Ich habe noch nie einen von Däniken gelesen, habe mich weder mit Nazca noch mit Stonehenge beschäftigt. Und Ufos und ausserirdische Erdenbesucher sagen mir nichts

– obschon ich Raumschiff Enterprise und Star Wars zu meinen Lieblingsfi lmen zähle.

Inzwischen hat sich einiges geändert. Und nicht nur bei mir. Sieben grosse Fragezeichen sind das Resultat der «kritischen Entdeckungsreise» unseres Klubs, die uns in den Mystery Park nach Interlaken führte. Bestsellerautor Erich von Däniken stand uns dabei Red und Antwort. Auch von Däniken hat noch nie ein Ufo gesehen: «Ich ärgere mich, wenn ich in den Medi-en als Ufo-Papst bezeichnet werde», sagt der 70-Jährige. Seinen Mystery Park versteht er als «Ort des pluralistischen Denkens» und nicht als Ort der Rechthaberei. «Ich glaube, dass die Erde schon von Ausserirdischen besucht wurde – zumindest in der Vergangenheit», sagt er im Gespräch. Seine Meinung wolle er niemandem aufzwingen, vielmehr wolle er «eine Welt des Stau-nens und der Begeisterung» vermitteln.

Eine EntdeckungsreiseLos geht es auf Entdeckungsreise. Ich starte (zusammen mit

Klubkollege und Science Fiction-Fan Andreas Walker) im Pa-villon ‹Vimana›. Die Reise führt uns multimedial nach Indien. Dort werden uns anhand von Sanskrit-Texten aus den Rigveda Belege für Flugapparate und Götterfahrzeuge vorgeführt. Fäl-schungen? Wir wissen es nicht und besuchen die Filmvorfüh-rung über Nazca. Das Städtchen liegt 470 Kilometer südlich von

Lima in Peru. Bekannt wurde es wegen den vielen Mustern auf dem Boden, die nur aus der Flugperspektive deutlich erkennbar sind. Es gibt viele Theorien, wie die Muster und Linien entstan-den sein könnten. Es gibt aber noch mehr Fragen, die von den Theorien nicht beantwortet werden. Die Dresdnerin Maria Rei-che hat einige der Figuren wissenschaftlich erforscht, seit ihrem Tod vor sieben Jahren hat sich dem Thema aber niemand mehr angenommen. Ausser von Däniken, der kürzlich eine techni-sche Hochschule (welche es ist, ist geheim) für 190000 Franken mit den Recherchen beauftragt hat. Resultate liegen noch keine vor.

«Unsolved Mysteries»Mit Schnellzugtempo durchstreifen wir die aktuelle Son-

derausstellung «Unsolved Mysteries», die vom elektronischen Audioguide in unserem Ohr erklärt wird. «Bei den phantasti-schen Unikaten handelt es sich durchwegs um merkwürdige Entdeckungen, die wegen ihrer Altersdatierung, raffi nierten Technik oder fremdartigen Charakteristik verblüffen und zum Nachdenken anregen», heisst es in einem Begleittext. Auf den Kurzabstecher folgen weitere Vorführungen – eine Lasershow zu MegaStones, ein Ausfl ug zu den Maya oder eine Reise zu Ezechiel ins Alte Testament.

Der Mystery Park ist vielfältig und nicht in ein paar wenigen Stunden zu schaffen – so unsere Bilanz. Mit den für uns un-erklärbaren Rätseln werden wir alleine gelassen, Fragezeichen bleiben. Durchaus im Sinne von Erich von Däniken, der so den Dialog anregen will. Was uns – ganz Wissenschaftsjournalisten

– fehlt, ist die Gegenposition, die Einschätzung von Fachexper-ten. Klubmitglied Uli Dopatka – Bibliothekar an der Uni Bern und enger Freund von Dänikens – lockt mit dem World Myste-ry Forum, einer Art Wissenschaftskongress auf diesem Gebiet: Der Anlass fi ndet am 4. und 5. November 2005 im Mystery Park statt.

Autogrammjagd: Klubmitglied und Science Fiction-Fan Andreas Walker zusammen mit Erich von Däniken. Bilder: Michael Breu

Klubevent im Mystery Park: Nach der Entdeckungsreise durch die sieben Themenpavillons treffen die Wissenschaftsjournalisten Erich von Däniken

K L U B E V E N T

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Seite 10 SKWJ-bulletin 2/05

Abschied von Ulrich DoerfelUlrich Doerfel gehörte zu den Klubmitgliedern der ersten Stun-de. Am 17. Januar 2005, ist er im Alter von 82 Jahren gestorben. Den Älteren von uns ist er vor allem als wacher, aufgeschlos-sener Kollege und als Autor des Taschenbuches «Landung im Mondstaub», bekannt. Er hat darin die amerikanische Mond-landung auch für Nicht-Weltraum-Freaks spannend beschrie-ben und in einen geisteswissenschaftlichen Kontext gestellt. Meine Söhne erinnern sich noch heute daran, wie sie sich da-mals um das eine, druckfrische Exemplar in unserem Haushalt balgten.

Ulrich Doerfel kam am 4. Juni 1923 in Berlin-Charlotten-burg zur Welt. Bald darauf emigrierten seine Eltern nach China, wo er seine Kinder- und Jugendjahre verbrachte. Später zogen die Eltern in die Schweiz und ab 1937 besuchte Ueli das Gymna-sium auf dem Rosenberg in St. Gallen. Anschliessend studierte er an der ETH an der Abteilung Maschinenbau. Doch sein Weg führte ihn ohne Umwege bald zum Journalismus. Die Statio-nen waren: UPI-Korrespondent, Chef des aktuellen ATP-Bil-derdienstes, technischer Redaktor bei der Autophon, Redaktor und später stellvertretender Chefredaktor bei „Die Tat“. Auch nachdem die Herausgabe der Zeitung eingestellt worden war, blieb Ulrich Doerfel dem Migros-Genossenschaftsbund noch

bis zur Pensionierung als redaktioneller Koordinator von «Wir Brückbauer» und «Construire» treu.

In Ueli Doerfel waren alle Eigenschaften vereint, die den guten Journalisten ausmachen: Phantasie, Bildung, Neugier, Gründlichkeit, Geduld, Offenheit dem Alten und dem Neuen gegenüber. Er war ein fairer, stets hilfsbereiter Kollege; doch nie machte er ein Aufhebens um seine Person. Es war eher Zufall, wenn wir jeweils stückweise von seinen vielfältigen Interessen erfuhren. 1975 war er zum Beispiel Mitbegründer der Stiftung für das Pferd in Le Roselet. Auch besass er das Privatpiloten-brevet und den damals, 1989, noch B-Schein genannten, Se-gelschein - und bis beinahe achtzig fuhr er noch seine geliebte 250er Honda. Er hatte seine Familie mit der Liebe zum Berg-steigen angesteckt, er konnte Fechten, Bogenschiessen und auch sein Bumerang tat, was der Meister verlangte.

In den letzten Jahren lebte Ueli zurückgezogen in seinem Fa-milienkreis, aber gar nicht etwa untätig. Seinem zweitjüngsten Enkel brachte er zum Beispiel das Speerwerfen bei und selber lernte er von seiner Tochter noch perfekt Crawlschwimmen.

Wer Ueli Doerfel gekannt hat, wird ihn als aussergewöhnli-chen, sympathischen Kollegen in Erinnerung behalten. Ruth v. Blarer

N A C H R U F

Der Tut-anch-Amun-Skandal. Es war alles ganz andersIm Frühjahr 2005 führte die Ägyptische Altertumsbehörde (Supreme Council of Antiquities) unter der Leitung ihres Di-rektors Dr. Zahi Hawass eine Untersuchung der Mumie von Pharao Tut-anch-Amun durch. Mittels 1700 Computerscan-Aufnahmen versuchten die Wissenschaftler der immer noch strittigen Todesursache des wohl bekanntesten Pharao auf die Spur zu kommen. Fazit: Der Kind-König (ca. 1334- 1325 v. Chr.) ist nicht ermordet worden, sondern starb wahrschein-lich an einer Infektion.

Gemeinsam mit dem Deutschen G.F.L. Stanglmeier habe ich zum neusten Stand der Tut-anch-Amun Forschung ein Buch verfasst. Auch wir kommen hinsichtlich der Todesursache zum Schluss: Der König erlag den Folgen eines Unfalls oder eines Sturzes von seinem Kampfwagen. Die Ermordungshypothese wird in der Publikation ebenfalls verworfen! Doch das ist ledig-lich ein Kapitel des Buches.

Gestützt auf jahrelanger Recherche greifen wir die unter-schiedlichen Aussagen und Fakten auf und rücken viele Un-gereimtheiten ins rechte Licht. In unserem Enthüllungsreport befassen wir uns unter anderem mit folgenden spannenden Fragen:

Wurde das Grab des Pharao wirklich erst 1922 aufgespürt?

War Howard Carter der Entdecker der Pharaonengruft?

Sind Schriftrollen in der Felsengruft gefunden worden?

Sind alle Fundstücke des Grabes bekannt oder existieren noch weitere Artefakte?

In unserem Buch wollten wir aufzeigen, dass auch anerkann-te Ägyptologen bewusst oder unbewusst geschummelt und vieles nach Gutdünken interpretiert haben. Es ist geradezu er-schreckend, wie häufi g man dem Phänomen der Ausgrenzung, Nichtbeachtung und Geheimhaltung von Quellen, Personen und Ereignissen in der Ägyptologie begegnet. Wir verallgemei-nern dies jedoch nicht, sondern zeigen gleichzeitig auf, dass es doch Wissenschaftler gibt, die sich um Vollständigkeit und Ob-jektivität in der Altertumsforschung bemühen und ihrem Be-rufsstand alle Ehre machen.

Seit über dreissig Jahren beschäftigen wir uns mit dem The-ma Ägyptologie. Das vorliegende Werk richtet sich in erster Linie an interessierte Leser, die den neusten Stand der Untersu-chungen zum Pharao Tut erfahren wollen. Die Publikation bie-tet eine neue und aktuelle Schilderung des Lebens des Königs, und nicht zuletzt auch der Entdeckung seines Grabes und den darin gefundenen Schätzen.Beat Biffi ger , b.biffi [email protected]

G.F.L. Stanglmeier u. Beat Biffi ger: ‘Der Tut-anch-Amun Skandal. Es war alles ganz anders’, Argo Verlag. Weitere Infos bei: http://www.tut-skandal.ch.vu

V O N U N S E R E N M I T G L I E D E R N

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Seite 11

M U T A T I O N E N

AufnahmenOrdentliche Mitglieder

Hanna Wick ist seit Januar 2005 festes Mitglied der Wissen-schaftsredaktion bei der NZZ. Sie hat an der Universität Zü-rich Physik, Mathematik und Philosophie studiert und war anschliessend beim Technorama in Winterthur und bei der Stiftung Schweizer Jugend forscht tätig.

Ausserordentliche Mitglieder

Edith Oosenbrug ist als Internetredaktorin für das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) tätig. Daneben schreibt sie auch als freie Journalistin. Als Geografi n interes-siert sie sich besonders für Themen aus Naturwissenschaft und Umwelt.

Christine Möller verantwortet die Kommunikation beim Nati-onalen Forschungsschwerpunkt Nanowissenschaften in Basel. Als promovierte Biologin war sie zuvor in der Pharmaforschung und der Pharma Kommunikation bei Novartis tätig.

Bärbel Zierl arbeitet bei der EMPA in der Abteilung für Kom-munikation und Marketing. Sie ist ausgebildete Meteorologin und arbeitet nebenbei auch als freie Wissenschaftsjournalistin.

Anka Stark ist seit 2001 die Beauftragte für Medienarbeit des Biozentrums der Universität Basel. Zuvor arbeitete sie mehrere Jahre am EMBL in Heidelberg. In die Wissenschafts-PR Arbeit ist sie über ein Linguistikstudium umgestiegen.

Laut Klub-Statuten können die ordentlichen Mitglieder innerhalb von 20 Tagen nach Publikationen des Aufnahme-Antrags des Vorstands im Bulletin gegen einzelne Aufnahmen Einsprache erheben.

Reto. U. SchneiderPräsidentNZZ FolioFeldeggstr. 66, 8008 ZürichTel. 01 258 12 58, Fax 01 258 12 [email protected]

This WachterEusja-DelegierterBeundenfeldstr. 12Postfach 449300 Bern 25Tel 031 357 38 68, Fax 031 357 38 [email protected]

Christian HeussRedaktor KlubbulletinDittingerstr. 104053 BaselTel. 061 361 29 15, Fax 061 361 29 [email protected]

Irène DietschiSandrain 144614 HägendorfTel. 062 216 88 44Fax 062 216 88 [email protected]

Der Vorstand Mark LivingstonDorfstr. 15627 BesenbürenTel. 056 664 53 [email protected]

Matthias MeiliRedaktion NZZ am SonntagFalkenstrasse 118021 ZürichTel. 01 258 14 [email protected]

Hildegard Bösch-BillingAktuarin/KassierinSF DRS, Redaktion PulsFernsehstrasse 1-48052 ZürichTel. 01 305 58 85, Fax 01 305 58 [email protected]

Thomas MüllerRedaktion Basler ZeitungPostfach4002 BaselTel. 061 639 14 54. Fax 061 631 15 [email protected]

Michael BreuSpeicherstrasse 1029011 St.GallenTel. 071 244 66 [email protected]

Cartoons:Anna Regula Hartmann, Bättwilerstrasse 14054 Basel, Tel. 061 283 15 69, [email protected]

Claudia Steiner erlebt als Fernsehredaktorin beim Gesund-heitsmagazin PULS täglich den Puls der Medizin und Wissen-schaft. Als ehemalige Physiotherapeutin und Quereinsteigerin will sie unterhaltende und lehrreiche Einblicke in die Welt der Medizin ermöglichen.

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