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Thematische Woche März 2007 Art en pleine air Evelyne Sommer & Sonja Winzenried

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Der SteinAls ich noch klein war, hatte ich immer denselben Traum. Er kam jede Nacht und endete immer an der gleichen Stelle. Nach einer langen Reise stehe ich plötzlich vor einem Stein und dann wache ich auf. Ich hatte keine Ahnung, was es mit diesem Stein auf sich hat. Am Anfang dachte ich, dass es wieder vorbei gehen würde. Doch diesen Traum habe ich jetzt schon seit Jahren. Vor einiger zeit habe ich den Stein gezeichnet. Vor zwei Jahren lud mich meine Oma zum Essen ein. Meine Oma ist für mich die wichtigste Person in meinem Leben. Mit ihr spreche ich über alles. Für ihr Alter ist sie immer noch sehr fit. Wir unternehmen viel zusammen und sprechen über alte Geschichten. Seit dem Tod ihres Mannes sieht sie das Leben irgendwie anders. Sie ist nicht mehr verplant und total organisiert. Sie lebt und geniesst jeden Tag. So auch an diesem Tag. Ich ging zu ihr und wir nahmen den Zug nach Fribourg, vom Bahnhof liefen wir gemeinsam zur Auberge aux 4 Vents. Es war ein wunderschöner Tag. Natürlich weiss sie auch von meinem Traum, doch helfen konnte sie mir auch nicht. Unterwegs lauschten wir immer wieder dem Gesang und Gezwitscher der Vögel; Wir sind beide echte Naturliebhaber. Die Auberge war ein bisschen versteckt hinter grossen Bäumen und dann sahen wir sie. Nicht so gross, doch sehr gemütlich. Wir bogen in die Einfahrt ein und sahen ihn. Er war wunderschön, noch viel grösser als ich dachte.

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Der Stein aus meinem Traum. Fast genau so, wie ich ihn damals skizzierte. Ich blieb wie angewurzelt stehen und Oma ging es wahrscheinlich genau so, denn auch sie blieb mit geöffnetem Mund stehen. Sie war die Erste, die wieder sprach. Doch bevor sie ihren Satz beendet hatte, hielt sie erneut inne. Ich folgte ihrem Blick und mir ging es genau so. Den Mann, der vor uns stand, kannte ich doch. Meine Oma hatte unzählige Fotos von ihm. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, denn er war doch im Krieg gefallen. Diesmal ergriff ich das Wort, doch auch ich konnte den Satz nicht beenden, denn meine Oma fiel in Ohnmacht. Das war einfach zu viel für sie. Hier stand er, wahrhaftig, doch mein Opa ist gefallen, dies hat mir meine Oma schon so viele Male erzählt. Dieser Mann, mein Opa, rührte sich als Erster und half meiner Oma auf. Immer noch unfähig mich zu rühren, schaute ich ihm einfach nur hilflos zu. Dann kam er zu mir und gemeinsam gingen wir hinein. Er führte uns zu einem Tisch und die Worte purzelten aus meinem Mund. Nach und nach klärte sich so einiges. Wie sich herausstillte, fand mein Opa in diesem Krieg seinen Zwillingsbruder. Bei dessen Tod wurden beide Familien benachrichtigt, so auch meine Oma. All die Jahre lebte mein Opa, das ist einfach unbegreiflich. Weshalb er nach dem Krieg nicht zu meiner Oma zurückgekehrt ist, lässt sich jetzt auch ganz einfach sagen. Er litt an Gedächtnisverlust, denn im Krieg wurde er am Kopf verletzt und verlor beinahe sein Leben. Er konnte sich an nichts mehr erinnert. Als er jedoch meine Oma und mich beim Stein gesehen hat, fiel ihm alles wider ein. Die nächsten Stunden waren die wichtigsten in meinem Leben, denn ich fand den Stein, welcher mich jede Nacht in meinem Traum heimsuchte und ich fand meinen Opa.

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Beschreibung des Steins

Auf den ersten Blick sieht das Kunstwerk von Res Freiburghaus, das vor der Auberge aux 4 Vents steht, aus wie ein ganz normaler Stein. Der Stein hat spitze Formen, ist von der Seite gesehen sehr schmal, hat eine Höhe von 1.50 m und ist ca. gleich lang. Das Einzige was auffällt, ist das Mittelstück, das den Stein senkrecht durch die Mitte trennt. Wenn man sich aber Zeit nimmt, um sich diesen Stein genauer anzusehen und sich von ihm inspirieren lässt, kann es sein, dass man darin eine übergrosse Kriegswaffe sieht. Durch das Mittelstück gibt es den Anschein, als wäre der Stein angekettet. Das Kunstwerk steht wie ein Wachtposten vor der Auberge. Der Künstler stellt mit diesem Stein die Erde dar.

BiographieRes Freiburghaus wurde am 22.12.1958 in Bern geboren. 1976 begann er seine Steinhauerlehre, wobei er bei den Renovationsarbeiten der Kathedrale von Freiburg mitwirkte. Diese Lehre dauerte drei Jahre. Als die Lehre beendet war, arbeitete er in seinem eigenen Atelier in Freiburg. Von 1981 bis 1983 war er Mitglied der GSMBA der Sektion Freiburg. 1986 ging er für einen Atelieraufenthalt nach Paris. Bereits ein Jahr später erhielt er den 1. Preis für die Skulptur Freiburgs. Er arbeitete mit verschiedenen Künstlern zusammen, auch mit der Glasbläserin Sonja Bischofsberger, mit der er 1999 zusammen arbeitete. Von 1981 bis 2006 hatte er verschiedene Einzel- und Gruppenausstellungen. Er erstellte verschiedene Skulpturen und Plastiken. Auch für Druckgrafiken und Platzgestaltungen interessierte er sich. Typisch für seine Arbeiten ist, dass sie aus einem einzigen Stück Holz oder Stein bestehen. Am 16.12.2006 verstarb er in Freiburg, im Alter von 48 Jahren.