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Theory of Mind und Borderline- Persönlichkeitsstörun g

Theory of Mind und Borderline- Persönlichkeitsstörung

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Theory of Mind und Borderline- Persönlichkeitsstörung

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Borderline- Persönlichkeitsstörung Von Borderline- Persönlichkeitsstörung (BPS), auch emotional instabile

Persönlichkeitsstörung genannt, spricht man, wenn sich bei einer Person anhaltende und weitgehend gleich bleibende Verhaltensmuster zeigen, die durch starre unangemessene Reaktionen in unterschiedlichen persönlichen und sozialen Lebenslagen gekennzeichnet sind.

„Borderline“ bedeutet „Grenzlinie“, da die Störung früher in den Grenzbereich zwischen neurotischen und psychotischen Störungen eingegliedert wurde.

Gefühle, das Denken und Handeln sind beeinträchtigt, was sich im negativen zwischenmenschlichen Verhalten und im Verhältnis zu sich selbst äußert. BPS wird immer von dissoziativen Störungen, Depressionen, selbstverletzendem Verhalten und ähnlichem begleitet. Häufig treten neben BPS auch andere Persönlichkeitsstörungen auf.

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Häufigkeit Denkmuster

2% der Gesamtbevölkerung (am häufigsten diagnostizierte Persönlichkeitsstörung)

70% davon Frauen 5-10% der Erkrankten nehmen

sich das Leben

Schwarz-Weiß-Denken“ Idealisierung und Entwertung

der Mitmenschen Selbstbild wechselt zwischen

Minderwertigkeit und Größenwahn

Widersprüchliche Grundannahmen

-> „spaltende“ und „primitive“ Denkvorgänge, die als Abwehrmechanismen, bei denen Teile des Selbst abgespalten und auf Mitmenschen übertragen werden, dienen.

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Klassifizierung nach DSM-IV (Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen: Die Klassifikation wurde von Experten festgelegt, um die Diagnose und Heilung zu erleichtern)

Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein: Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden.

Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.

Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.

Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, „Essstörungen“).

Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.

Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B.Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).

Chronische Gefühle von Leere.

Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).

Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.

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Ursachen Bei BPS handelt es sich um eine Frühstörung,

d.h. Strukturen und Denkmuster sind bereits in der Kindheit, in der Hass- und Neidkonflikte im Vordergrund stehen, entstanden. Es besteht keine differenzierte Wahrnehmung der eigenen oder fremden Person, man sieht die Menschen als komplett „gut“ oder „böse“. Typisch für das Entstehen von BPS sind „chaotisch-instabile Familien“ (ständige Ehekrisen, Alkohol und Drogensucht innerhalb der Familie) und „vernachlässigende und emotional missbrauchte Familien“ (Gefühlskälte gegenüber dem Kind, Vernachlässigung, frühe Trennung der Eltern, depressive Erkrankung der Eltern, lange Phasen des Alleinseins).

Psychoanalytisches Entstehungsmodell: Die Person im Bild blickt auf ihr Umfeld. Sie glaubt, darin bestimmte Eigenschaften eines anderen Objektes zu erkennen, die hier als Schatten dargestellt werden. Die Person merkt nicht, dass die von ihr wahrgenommenen Eigenschaften in Wirklichkeit ihre eigenen Anteile sind. Für eine gesunde Entwicklung muss es der Person gelingen, das Ich von anderen Objekten zu trennen und die Aufspaltung in „gut“ und „böse“ zu vereinen. So ist es für ein Kind wichtig zu begreifen, dass die Mutter existiert, selbst wenn sie für eine längere Zeit abwesend ist (=Objektpermanenz), sodass Abwesenheit keine Verlusterfahrung zur Folge hat.

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Bei 80% der Erkrankten konnten traumatische Erlebnisse, wie sexueller oder körperlicher Missbrauch, nachgewiesen werden. Oft war der „Täter“ eine wichtige Bezugsperson, so dass die Betroffenen einem Widerspruch ausgesetzt wurden, denn eine geliebte Personen, von der man Schutz erwartet, ist gleichzeitig die Person, vor der man geschützt werden muss. Das macht es den Betroffenen schwierig angemessen zu reagieren, also Wut und Ekel zu verspüren und zu äußern. Dies hat häufig zur Folge, dass sich diese negativen Gefühle gegen die eigene Person gerichtet werden, so dass diese Tat mit der eigenen „Schlechtigkeit“ erklärt wird. Missbrauchserfahrungen prägen auch das spätere Verhalten in einer Beziehung. Es werden unvereinbare Gefühle erlebt: die Zärtlichkeit des Täters mit gleichzeitiger Angst vor ihm.

Allerdings gibt es auch Borderline- Patienten aus völlig intakten Familien mit fürsorglichen Eltern.

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Charakteristische Gefühle und Verhaltensweisen Wut Verzweiflung Labile Gefühlswelt:

-> Stimmungsschwankungen und emotionale Krisen-> Leicht reizbar-> Kränkungen und Blamagen „fressen“ sich emotional und gedanklich fest, da bestimmte Reize nur schwer verarbeitet werden können, sodass sie später wieder hochkommen (flashbacks)-> Schlafstörungen -> Impulse werden unterdrückt

Schuldgefühle Evtl. Kontrollzwang (z.B. kranker Ehrgeiz) Affektlosigkeit

-> Phasen, in denen die Person weniger sensibel oder gefühlstaub ist Angst vor Nähe

-> bewusst oder unbewusst-> Schwierigkeit Nähe und Distanz zu regeln-> „Angst vor Verschlungenwerden“: Betroffene haben Angst durch ein magisches Erlebnis ausgelöscht zu werden. Nähe wird sehr intensiv erlebt und als Bedrohung empfunden

Angst vor dem Alleinsein-> Angst verlassen zu werden -> Übergroßer Wunsch nach Nähe

Angst vor Selbstverlust-> Angst, die eigene Persönlichkeit, Identität zu verlieren

Manipulatives Verhalten

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Folgen

Selbstverletztendes VerhaltenArten: Körperliche Selbstverletzungen: Ritzen, Blutabnehmen,

Brennen usw. Indirekte Formen: Substanzmissbrauch, Essstörungen,

exzessive Verhaltensweisen (z. B. zu schnelles Autofahren)

Gründe: Um innere Spannungen abzubauen Selbstbestrafung bei Schuldgefühlen Um „sich wieder zu spüren“ bei Verlust von

Körpergefühl „Kicks“, bei denen Serotonin ausgeschüttet wird

Suizidalität Wird durch schwere Depressionen, chronische

Erkrankungen, Kontrollverlust oder durch Verzweiflung hervorgerufen. Selbstmordgedanken dienen dazu, starke Gefühle von Wut oder Ohnmacht auszugleichen.

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ToM und Borderline-Störung Bereits bei Schimpansen konnte

beobachtet werden, dass sie in der Lage sind, Gedanken und Gefühle anderer nachzuvollziehen.

Die Funktionsträger der Fähigkeit ToM befinden sich vermutlich im medialen präfrontalen Kortex, dem Gyrus cinguli und der Inselregion, die auch die zentralen Areale für die BPS sind.

Schädigungen des Gehirns sind mit einer Einschränkung der ToM verbunden.

So versucht man nachzuweisen, dass eine Störung der ToM mit der Borderline- Persönlichkeit zusammenhängt.

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Grundzustände

Äquivalenz-Modus: Innere und äußere Welt ist gleich und nicht unterscheidbar Als-ob-Modus: innere Welt ist von der Realität losgelöst Überflutung mit Eindrücken und Gefühlen/ instabiler, reizarm- isolierter Zustand Es zeigt sich ein wenig nachvollziehbar handelnder Mensch, der je nach

Gedanke und Gefühl handelt oder sich in einem Gefühl der Leere befindet ToM ist in diesem ständigen Wechsel unmöglich Bei vielen Patienten fand man ein unsicheres Bindungsmuster aufgrund der

frühkindlichen Bindung, aber dieses Bindungsmuster kommt auch bei psychisch gesunden Menschen vor. Man nimmt an, dass die unsichere Bindung, aber auch die mangelnde Fähigkeit zur Metakognition (=Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und Gedanken) zur Entstehung der Borderline- Persönlichkeitsstörung führen. So wurde bei drei- bis fünfjährigen misshandelten Kindern in Pflegeeinrichtungen deutliche Defizite in ihrer Metakognition und dem Verstehen emotionaler Vorgänge im Vergleich zu Gleichaltrigen ohne Misshandlungserlebnisse, die in ihrer ursprünglichen Familie lebten, nachgewiesen.

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Fazit

Menschen mit BPS weisen eine Störung der Fähigkeit auf, die Gedanken und Gefühle der eigenen Person und anderer zu erfassen

Ein erheblicher Teil der Symptome der BPS kann über eine zugrunde liegende Störung der ToM erklärt werden -> Therapien richten sich implizit auf die Stärkung der ToM

Ohne einer Verbesserung der ToM als grundlegende entwicklungspsychologische Leistung scheint eine Besserung der Borderline- Problematik nicht denkbar zu sein!