48
Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Thorsten Gromes

VorlesungOrdnungen des Politischen

23. April 2010

Methoden I:

Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften,

Erkenntnisinteressen

Page 2: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Viele günstige Bücher erhalten Sie bei der

Bundeszentrale für politische Bildung

www.bpb.de/publikationen

Page 3: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Zum Beispiel

Page 4: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Konflikte in der Wissenschaft

Konflikt = Parteien verfolgen aktiv antagonistische

Positionen

Konfliktgegenstände in der Wissenschaft

Gegenstand Politische Implikationen

Methoden Stellen

Theorien Geld

Fakten Ansehen / Einfluss

Page 5: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Konfliktparteien in der Wissenschaft

• Einzelne Wissenschaftler

• Fraktionen innerhalb eines Instituts

• Institute

• Fachbereiche

• Schulen

• Universitäten

• Disziplinen

Page 6: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Konfliktaustrag in der Wissenschaft

• „Waffen“: Wort, Papier, Geld, Aufmerksamkeit

• reguliert (über formelle und informelle Vorgaben für

Publikationen, Vorträge, Stellenbesetzungen)

Page 7: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Prominente Beispiele

• Positivismusstreit in der deutsche Soziologie 1961

Karl Popper & Hans Albert vs.

Theodor W. Adorno & Jürgen Habermas

• Historikerstreit 1986/1987

Jürgen Habermas vs.

Ernst Nolte & Michael Stürmer

• Exzellenzinitiative

• Bewerbung um Stipendium

Page 8: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Macht in der Wissenschaft

Macht = eigenen Willen auch gegen Widerstreben

durchsetzen

Wer hat Macht über wen?

• Verfasser der Studienordnung über StudentInnen

• Gutachter über Autor

• Auswahlkommissionen über Kandidaten

Page 9: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Herrschaft in der Wissenschaft

Herrschaft = Chance, für einen Befehl bei

angebbaren Personen Gehorsam zu finden

Herrschaftsverhältnisse

• Ministerien über Universitäten

• Professor über Mitarbeiter

• Bibliotheksaufsicht über Nutzer

Page 10: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Herrschaft in der Wissenschaft

legale Herrschaft

man folgt der Anordnung des Vorgesetzten, weil dies

das Arbeitsrecht so verlangt

charismatische Herrschaft

man folgt der Anordnung einer Person mit

besonderem Eifer, weil man sie als

außergewöhnliche Wissenschaftlerin sieht

Page 11: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Gerechtigkeit in der Wissenschaft

dreht sich oft um Leistungsgerechtigkeit

• Notenvergabe

• Mittelzuweisung

• Verteilung von Ansehen

Kennzahlen für Institute

• hochrangige Publikationen pro Kopf

• relative Zahl von Abschlüssen und Promotionen

• Drittmittelanteil

Page 12: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Was ist Wissenschaft?

Phänomene beobachten, identifizieren, beschreiben,

experimentell untersuchen und theoretisch

erklären.

Wissenschaft umfasst

1. die Erweiterung von Wissen durch Forschung,

2. die Weitergabe von Wissen durch Lehre.

Page 13: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Wodurch unterscheiden sich Wissenschaften?

1. Gegenstand

2. Methoden

3. Theorien

4. Erkenntnisinteresse

5. Ansehen

Page 14: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Gemeinsamkeiten von Natur- und Sozialwissenschaften (1)

Beide formulieren Regeln des guten

wissenschaftlichen Arbeitens

Gemeinsame Standards, z.B.

• bisherige Forschung berücksichtigt?

• Ergebnisse intersubjektiv nachprüfbar?

• mit rivalisierenden Erklärungen

auseinandergesetzt?

Page 15: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Gemeinsamkeiten von Natur- und Sozialwissenschaften (2)

Gemeinsamer Ausgangspunkt

es gibt eine Realität auch unabhängig von der Beobachtung

Gemeinsames Ziel• „aus Chaos Ordnung schaffen“ (Leopold von

Wiese)• Muster und Gesetzmäßigkeiten entdecken

Page 16: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Gemeinsamkeiten von Natur- und Sozialwissenschaften (3)

Gemeinsames Problem

Viele Forschungsobjekte lassen sich nicht direkt wahrnehmen

Beispiele: Urknall, dunkle Materie, Gesellschaft, Demokratie

Page 17: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Gegenstand (1)

Forschungsobjekt • kann wissen, dass es erforscht wird,• kann mit der Forscherin kommunizieren,• hat Bewusstsein und Absichten

Page 18: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Gegenstand (2)

Forschungsobjekt kann • sich absichtlich der Forschung entziehen,• lügen, sich verstellen, • den Forscher täuschen und manipulieren

Page 19: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Gegenstand (3)

Forschungsobjekte nehmen nicht nur

bewusst und absichtsvoll auf den Forscher

Bezug, sondern auch aufeinander.

Page 20: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Gegenstand (4)

Komplexität, gemessen an Zahl der Einwirkungen,

nicht unbedingt größer. Es gibt weit mehr Sterne

als Menschen.

Page 21: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Gegenstand (5)

Handeln von Menschen weniger determiniert als das

Verhalten physikalischer Objekte. Trotz gleicher

äußerer Bedingungen handeln Individuen oder

Kollektive nicht immer gleich. Das liegt an

unterschiedlichen Wahrnehmungen und Zielen.

Als menschliches Werk weisen soziale Phänomene

keine invarianten Gesetzmäßigkeiten auf.

Page 22: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Gegenstand (6)

Zunächst gemeinsam:

Forschung verändert das Forschungsobjekt.

Aber:

Forschungsobjekte nehmen Forschungsergebnisse

auf und verändern sich dadurch (Reflexivität).

Beispiele: Marxismus, Neo-Liberalismus,

Demokratischer Frieden

Page 23: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Nachbarschaftsgruppen

• statt neun bis zwölf nur noch vier Mitglieder

• nur freiwillige Berichte

Page 24: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Arbeit in der Nachbarschaftsgruppe

Finden Sie weitere Beispiele dafür, dass

Forschungsobjekte Forschungsergebnisse

aufnehmen und sich dadurch verändern.

Page 25: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Gegenstand (7)

Geringere Prognosefähigkeit d. Sozialwissenschaften

• höhere Komplexität

• Reflexivität

Sozialwissenschaften können Naturwissenschaften

als soziale Tätigkeit erforschen, nicht aber

umgekehrt.

Page 26: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Methoden (2)

Experimente weniger oder gar nicht möglich, da

Randbedingungen nicht kontrollierbar.

Bei vielen Fragen ethisch auch nicht vertretbar.

Page 27: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Methoden (3)

Exklusive Methoden

• Befragung & Interviews

• Teilnehmende Beobachtung

• Diskursanalyse

• Feldforschung

Page 28: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Methoden (4)

Bei manchen Methoden ist der Forscher selbst das

Erhebungsinstrument.

Damit sind Daten und Folgerungen nicht von jedem

Fachkundigen reproduzierbar.

Page 29: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Methoden (5)

Sozialwissenschaftler sind zugleich

Forschungssubjekt und Forschungsobjekt.

Naturwissenschaftler sind auch Teil der Natur, aber

die prägt weniger Interessen und Deutungen als

die Gesellschaft .

Page 30: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Anerkennung (1)

Größere Anerkennung der Naturwissenschaften, da

angeblich weniger brotlos und besser von der

Gesellschaft verwertbar.

Page 31: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Anerkennung (2)

Geringere Anerkennung für die

Sozialwissenschaften, da sich sämtliche

Mitglieder der Gesellschaft für Experten für

Gesellschaft halten.

Page 32: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Besonderheiten der Sozialwissenschaften – Anerkennung (3)

Sozialwissenschaften gelten eher als Träger von

Ideologie, Naturwissenschaften eher als wertfrei

und neutral gelten.

Page 33: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Erkenntnisinteressen

Nach Jürgen Habermas:

Eine Forscherin kann die Welt nicht bloß deskriptiv

erfassen.

Die potenziellen Gegenstände der Untersuchung

wie auch die Interessen an dieser Forschung

konstituieren sich in den Selbstverständlichkeiten

der Lebenswelt.

Page 34: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Erkenntnisinteressen und Lebenswelt (1)

Lebenswelt

Man handelt immer mit der eigenen Lebenswelt im

Rücken.

Die Lebenswelt lässt sich bestenfalls teilweise vom

Handelnden selbst einsehen.

Page 35: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Erkenntnisinteressen und Lebenswelt (2)

Die Lebenswelt umfasst

• Wissensvorrat und Interpretationen

• legitime Ordnungen, die Zugehörigkeiten und

Solidarität sichern

• Sprach- und Handlungskompetenzen, aufgrund

derer man an Interaktionen teilnehmen und die

eigene Identität behaupten kann

Page 36: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Erkenntnisinteressen und Lebenswelt (3)

Wissenschaftler können sich nicht von den

Interessen ihrer Lebenswelt ablösen.

Page 37: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Das technische Erkenntnisinteresse (1)

Ziel

• technische Verwertbarkeit und Verfügung

• daher prognostisches Wissen

Page 38: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Das technische Erkenntnisinteresse (2)

Vorgehen

• bestimmte Anfangsbedingungen erzeugen

• Erfolg ausgeführter Operationen messen

Kritik:

Die gewonnenen Ergebnisse, sind keine Tatsachen

an sich, sondern Produkt der Operationen. Diese

Tatsachen konstituieren sich erst in der

Organisation der Forschung.

Page 39: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Das praktische Erkenntnisinteresse (1)

Ziel

• handlungsorientierende Verständigung

Vorgehen:

• nicht kontrollierte Beobachtung, sondern

Auslegung von Texten

• Versuch, Sinn zu erschließen

Page 40: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Das praktische Erkenntnisinteresse (2)

Einwände:

• Sinn erschließt sich erst mit den Standards

seiner Feststellung

• Interpret besitzt immer ein Vorverständnis, das er

nicht hintergehen kann

Page 41: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Das emanzipatorische Erkenntnisinteresse (1)

Emanzipatorisches Erkenntnisinteresse:

• Anliegen der Kritischen Sozialwissenschaften

• den Menschen aus der Abhängigkeit behaupteter

Gewalten befreien

Page 42: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Das emanzipatorische Erkenntnisinteresse (2)

Vorgehen beim emanzipatorischen

Erkenntnisinteresse:

• herausfinden, welche sozialen

Gesetzmäßigkeiten unabänderlich sind und

welche nur als solche erscheinen

• Nach Information über veränderbare

Gesetzmäßigkeiten reflektieren Betroffene Ihr

Handeln und lösen sich aus der Abhängigkeit

Page 43: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Rolle der Erkenntnisinteressen (1)

Blendet die Wissenschaft ihre jeweiligen

Erkenntnisinteressen aus, übersieht sie genau

jenes, dem sie die Bedingungen ihrer Standards

verdankt.

Page 44: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Rollen der Erkenntnisinteressen (2)

Die Ausrichtung auf ein Erkenntnisinteresse legt die

Gesichtspunkte fest, unter denen die

Wissenschaft die Realität erst erfassen kann.

Page 45: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Arbeit in der Nachbarschaftsgruppe

Diskutieren Sie, ob die Typisierung von Habermas

(technisch, praktisch, emanzipatorisch) alle

Erkenntnisinteressen abdeckt.

Page 46: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Rausschmeißer

What's the difference between Biology and Sociology?

When the baby looks like the father, it's Biology.

When the baby looks like the

neighbor, it's Sociology!

Page 47: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Aufgaben zur Nachbereitung

1. Zählt die vergleichende Erforschung von Schimpansengruppen eher zu den Natur- oder eher zu den Sozialwissenschaften? Begründen Sie Ihre Ansicht.

2. Inwiefern geht es den Naturwissenschaften nicht ums Verstehen? Informieren Sie sich ggf. über den Begriff „verstehen“ nach Max Weber.

3. Gehen Sie auf die Internetseiten eines beliebigen sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts und schauen Sie nach zwei Beschreibungen von Forschungsprojekten. Überlegen Sie, wie die Forschungsobjekte die Forschung beeinträchtigen könnten.

Page 48: Thorsten Gromes Vorlesung Ordnungen des Politischen 23. April 2010 Methoden I: Unterschiede zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, Erkenntnisinteressen

Aufgaben zur Nachbereitung

4. Suchen Sie zwei beliebige wissenschaftsjournalistische Artikel heraus und erörtern Sie, welches Erkenntnisinteresse den dargestellten Forschungen zugrunde lag.