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14 TIERWELT / 32, 9. augusT 2012 tierwelt Läufigkeit tritt bei Hündinnen je nach Rassentyp im Alter von 6 bis 18 Monaten erstmals ein und wiederholt sich etwa alle sieben Monate. Was in dieser Zeit in einer Hundedame vorgeht und worauf beim Umgang mit ihr zu achten ist. U nter «Läufigkeit» oder «Hitze» ver- steht man den Zeitabschnitt des Se- xualzyklus, in dem die Hündin bluti- gen Scheidenausfluss absondert, sie paarungs- willig und fortpflanzungsbereit ist. Je grösser die ausgewachsene Hündin wird, desto später ist sie geschlechtsreif. So werden kleine Ras- sen mit rund sechs Monaten zum ersten Mal läufig, bei Riesenrassen setzt die Hitze nicht selten erst mit 18 Monaten ein. Ist die Hündin gesund, wird sie regelmässig alle sechs bis acht Monate hitzig. Es gibt auch Hündinnen, die nur einmal im Jahr heiss wer- den. Eine normale Läufigkeit dauert rund drei Wochen, umfasst Vorbrunst- und Brunstzeit und kann sich bis zu sechs Wochen vor Aus- bruch bemerkbar machen: Manche Hündin- nen werden sehr anhänglich. Andere sind unausgeglichen, hypersensibel oder werden gegenüber weiblichen Artgenossen oder kas- trierten Rüden aggressiver. Die Hündin ist attraktiv für Rüden, jedoch noch nicht paarungswillig Viele Hündinnen duften schon vor der Läu- figkeit für Rüden attraktiv und werden ent- sprechend aufdringlich beschnuppert. Die Hundedamen markieren schon vor Eintreten der Hitze auf Spaziergängen häufiger als üb- lich und scharren im Gras. Als ersten Tag der Hitze rechnet man den Tag, an dem die Blu- tung eintritt. Die ersten acht Tage werden als Vorbrunst (Proöstrus) bezeichnet. Unter Ein- fluss des Hormons Östrogen wird die Hündin attraktiver für Rüden, ist aber noch nicht paa- rungswillig und wehrt Verehrer noch vehe- ment ab. Erst das Hormon Progesteron leitet die Hochbrunst (Östrus) ein, die etwa weite- re acht Tage dauert. Nur in dieser Zeit lässt die Hündin den Rüden und damit einen Deckakt zu. Es folgt die frühe Nachbrunst (Metöstrus), die noch 10 bis 20 Tage dauert und während der die Blutung etwa drei Wo- chen nach Einsetzen wieder aufhört. Die Hündin bleibt für Rüden noch mehr oder we- niger attraktiv, ist aber nicht mehr deckbereit. Der «beste» oder «gefährlichste» Termin während der Läufigkeit – je nachdem, ob Nachwuchs erwünscht ist oder nicht – liegt normalerweise zwischen dem 10. und 15. Tag nach Läufigkeitsbeginn. Man nennt diese Zeit auch «Standhitze» oder «Stehtage», weil die Hündin vor dem Rüden stehen bleibt und sich ihm anbietet. Achtung – keine Regel ohne Ausnahme: Es sind grosse individuelle Schwankungen möglich. Hündinnen wurden auch schon am achten Tag der Läufigkeit er- folgreich gedeckt und andere erst am 18.Tag. Die Deckbereitschaft zeigt die Hündin durch Beiseitelegen der Rute an, sobald man ihr mit der Hand über die Kruppe streicht. Die meis- ten Hundedamen werden unruhig, halten aktiv Ausschau nach möglichen Freiern oder haben die Tendenz, abzuhauen. Einige wer- den ganz liebestoll und reiten überall auf. Andere heulen während der fruchtbaren Zeit wie ein Wolf. Hündinnenbesitzer sollten wäh- rend der Läufigkeit ihres Tieres Rücksicht auf Rüden und deren Halter nehmen und in die- ser Zeit etwas abgelegenere Spaziergebiete aufsuchen. Umgekehrt darf man auch seitens der Rüdenbesitzer etwas Toleranz erwarten. Leider müssen sich Hündinnenbesitzer öfters Beschimpfungen gefallen lassen, dass sie sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufhalten. Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Kastration eines Hundes? Hundenachwuchs ist selten erwünscht. Des- halb empfiehlt es sich gerade für Halter in stark besiedelten Gebieten, die Hündin kastrieren zu lassen. Ob Rüde oder Hündin; der Zeit- punkt der Kastration ist sehr umstritten. Geg- ner der Frühkastration (Entfernung der Eier- stöcke und eventuell der Gebärmutter) sagen, dass es sich dabei um einen massiven hormo- nellen Eingriff in einen kindlichen, noch in der Entwicklung stehenden Organismus hand- le, der, wie jede hormonelle Veränderung, auch die Psyche beeinflusst. Hündinnen sollen wenigstens erwachsen werden dürfen, bevor sie kastriert werden. Erfahrungsgemäss brauchen früh kastrier- te Hündinnen länger, um Selbstbewusstsein zu entwickeln, und werden dementsprechend häufiger «Mobbing-Opfer» älterer Ge- schlechtsgenossinnen. Für eine Kastration vor der ersten Läufigkeit spricht, dass bei früh kastrierten Hündinnen ein deutlich geringeres Risiko besteht, an Brustkrebs zu erkranken. Ob und wann eine Hundedame kastriert wer- den soll; der beste Ratgeber ist der Vertrau- enstierarzt. Text und Bild: Denise Gaudy Auf einmal liebestoll – und jetzt?

tierwelt - Hovawarte von der Alten Aare · 14 TIERWELT/32,9.augusT2012 tierwelt Läufigkeit tritt bei Hündinnen je nach RassentypimAltervon6bis18Monaten erstmalseinundwiederholtsichetwa

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Page 1: tierwelt - Hovawarte von der Alten Aare · 14 TIERWELT/32,9.augusT2012 tierwelt Läufigkeit tritt bei Hündinnen je nach RassentypimAltervon6bis18Monaten erstmalseinundwiederholtsichetwa

14 TIERWELT / 32, 9. augusT 2012

■ tierwelt ■

Läufigkeit tritt bei Hündinnen je nachRassentyp imAlter von 6 bis 18Monatenerstmals ein und wiederholt sich etwaalle sieben Monate.Was in dieser Zeit ineiner Hundedame vorgeht und woraufbeim Umgang mit ihr zu achten ist.

Unter «Läufigkeit» oder «Hitze» ver-steht man den Zeitabschnitt des Se-xualzyklus, in dem die Hündin bluti-

gen Scheidenausfluss absondert, sie paarungs-willig und fortpflanzungsbereit ist. Je grösserdie ausgewachsene Hündin wird, desto späterist sie geschlechtsreif. So werden kleine Ras-sen mit rund sechs Monaten zum ersten Malläufig, bei Riesenrassen setzt die Hitze nichtselten erst mit 18 Monaten ein.

Ist die Hündin gesund,wird sie regelmässigalle sechs bis acht Monate hitzig. Es gibt auchHündinnen, die nur einmal im Jahr heiss wer-den. Eine normale Läufigkeit dauert rund dreiWochen, umfasst Vorbrunst- und Brunstzeitund kann sich bis zu sechs Wochen vor Aus-bruch bemerkbar machen: Manche Hündin-nen werden sehr anhänglich. Andere sindunausgeglichen, hypersensibel oder werdengegenüber weiblichen Artgenossen oder kas-trierten Rüden aggressiver.

Die Hündin ist attraktiv für Rüden,jedoch noch nicht paarungswilligViele Hündinnen duften schon vor der Läu-figkeit für Rüden attraktiv und werden ent-sprechend aufdringlich beschnuppert. DieHundedamen markieren schon vor Eintretender Hitze auf Spaziergängen häufiger als üb-

lich und scharren im Gras.Als ersten Tag derHitze rechnet man den Tag, an dem die Blu-tung eintritt. Die ersten acht Tage werden alsVorbrunst (Proöstrus) bezeichnet.Unter Ein-fluss des Hormons Östrogen wird die Hündinattraktiver für Rüden, ist aber noch nicht paa-rungswillig und wehrt Verehrer noch vehe-ment ab. Erst das Hormon Progesteron leitetdie Hochbrunst (Östrus) ein, die etwa weite-re acht Tage dauert. Nur in dieser Zeit lässtdie Hündin den Rüden und damit einenDeckakt zu. Es folgt die frühe Nachbrunst(Metöstrus), die noch 10 bis 20 Tage dauertund während der die Blutung etwa drei Wo-chen nach Einsetzen wieder aufhört. DieHündin bleibt für Rüden noch mehr oder we-niger attraktiv, ist aber nicht mehr deckbereit.

Der «beste» oder «gefährlichste» Terminwährend der Läufigkeit – je nachdem, obNachwuchs erwünscht ist oder nicht – liegtnormalerweise zwischen dem 10. und 15. Tagnach Läufigkeitsbeginn.Man nennt diese Zeitauch «Standhitze» oder «Stehtage», weil dieHündin vor dem Rüden stehen bleibt und sichihm anbietet. Achtung – keine Regel ohneAusnahme: Es sind grosse individuelleSchwankungen möglich. Hündinnen wurdenauch schon am achten Tag der Läufigkeit er-folgreich gedeckt und andere erst am 18.Tag.Die Deckbereitschaft zeigt die Hündin durchBeiseitelegen der Rute an, sobald man ihr mitder Hand über die Kruppe streicht. Die meis-ten Hundedamen werden unruhig, haltenaktiv Ausschau nach möglichen Freiern oderhaben die Tendenz, abzuhauen. Einige wer-den ganz liebestoll und reiten überall auf.Andere heulen während der fruchtbaren Zeit

wie einWolf.Hündinnenbesitzer sollten wäh-rend der Läufigkeit ihres Tieres Rücksicht aufRüden und deren Halter nehmen und in die-ser Zeit etwas abgelegenere Spaziergebieteaufsuchen. Umgekehrt darf man auch seitensder Rüdenbesitzer etwas Toleranz erwarten.Leider müssen sich Hündinnenbesitzer öftersBeschimpfungen gefallen lassen, dass sie sichzur falschen Zeit am falschen Ort aufhalten.

Wann ist der richtige Zeitpunktfür die Kastration eines Hundes?Hundenachwuchs ist selten erwünscht. Des-halb empfiehlt es sich gerade für Halter in starkbesiedelten Gebieten, die Hündin kastrierenzu lassen. Ob Rüde oder Hündin; der Zeit-punkt der Kastration ist sehr umstritten. Geg-ner der Frühkastration (Entfernung der Eier-stöcke und eventuell der Gebärmutter) sagen,dass es sich dabei um einen massiven hormo-nellen Eingriff in einen kindlichen, noch inder Entwicklung stehenden Organismus hand-le, der, wie jede hormonelle Veränderung,auch die Psyche beeinflusst.Hündinnen sollenwenigstens erwachsen werden dürfen, bevorsie kastriert werden.

Erfahrungsgemäss brauchen früh kastrier-te Hündinnen länger, um Selbstbewusstseinzu entwickeln, und werden dementsprechendhäufiger «Mobbing-Opfer» älterer Ge-schlechtsgenossinnen. Für eine Kastration vorder ersten Läufigkeit spricht, dass bei frühkastrierten Hündinnen ein deutlich geringeresRisiko besteht, an Brustkrebs zu erkranken.Ob und wann eine Hundedame kastriert wer-den soll; der beste Ratgeber ist der Vertrau-enstierarzt. Text und Bild: Denise Gaudy

Auf einmal liebestoll – und jetzt?