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Von der Pflege zur ärztlichen Assistenz Eine Spezialisierung oder Qualifizie- rung für Krankenpflegepersonal? 1/08 MAGAZIN DER AESCULAP AG & CO. KG UND DER BBD AESCULAP GMBH - INFORMATIONEN FÜR CHIRURGEN, OP- UND ZSVA-TEAM, MANAGEMENT UND EINKAUF A Company of B. Braun nah dran

Titel 01 08 - B. Braun Melsungen€¦ · die Neuordnung der fachlichen Kompetenzen geführt wird? Es sind wohl in erster Linie die Gebote der Ökonomie (das Krankenhaus im Wettbewerb),

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Von der Pflege zurärztlichen AssistenzEine Spezialisierung oder Qualifizie-rung für Krankenpflegepersonal?

1/08MAGAZIN DER AESCULAP AG & CO. KG UND DER BBD AESCULAP GMBH - INFORMATIONEN FÜR CHIRURGEN, OP- UND ZSVA-TEAM, MANAGEMENT UND EINKAUF

A Company of B. Braun

nahdran

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� n a h d r a nKunden-Magazin der Aesculap AG &Co. KG und der BBD Aesculap GmbH,Information für Chirurgen, OP- undZSVA-Team, Management & Einkauf

� e r sche inungswe i se3 x p.a., Auflage 21000 Exemplare, 18 000 Exemplare Direktversand

� herausgeberAesculap AG & Co. KG &BBD Aesculap GmbH Am Aesculap-Platz, D-78532 Tuttlingenwww.bbraun.de

� r edakt ionBarbara Wiehn (BBD Aesculap), Thomas Kieninger (Aesculap),Markus Boucsein (Bibliomed)Bibliomed-VerlagStadtwaldpark 10, 34212 MelsungenTel.: 0049 (0)56 61-73 44-49Fax: 0049 (0)56 61-83 60 E-Mail: [email protected]

� fo togra f i e(soweit nicht ausgezeichnet)Archiv, Photodesign Gocke, BötzingenPorträtfotos (privat): Abdruck mitfreundlicher Genehmigung der Autoren

� l ayoutChristiane Meurer, BibliomedBusinessWerbung, Kassel

� produkt ionBernecker MediaWare AG, Melsungen

� leserbriefe, anzeigen & serviceBibliomed nahdran Redaktion

� ve r t r i ebPetra Volk, BibliomedTel.: 0049 (0) 56 61 - 73 44-79E-Mail: [email protected]

� h inwe i sDie in dieser Ausgabe veröffentlichtenBeiträge sind urheberrechtlich geschütztund liegen jeweils in der Verantwor-tung des betreffenden Autors. V.i.S.d.P.für das Magazin ist: Barbara Wiehn.Die Redaktion übernimmt für unver-langt eingesandte Manuskripte und Bil-der keine Verantwortung. Alle Rechtesind vorbehalten. Kein Teil dieser Aus-gabe darf ohne schriftliche Genehmi-gung des Herausgebers reproduziertwerden. Nachdruck – auch auszugs-weise – nur mit Genehmigung desHerausgebers gestattet. Alle Angabenerfolgen nach bestem Gewissen, jedochohne Gewähr. Eine Haftung wird nichtübernommen.

i m p r e s s u m

2 nahdran 1/08

INHALT

TOPTHEMEN

6 Von der Pflege zur ärztlichen Assistenz Spezialisierung oder Qualifizierung?

Die Berufe des Gesundheitswesens befinden sich im Umbruch! Wurde vor 15 Jahren noch vehement über pflegerische und ärztliche Vorbehaltsaufgaben gestritten, scheinen sich heute die Grenzen zu verwischen. Was vormals rein ärztliche Aufgabe war, soll heute die Pflege übernehmen; nicht unbedingt voll-ständig, mindestens jedoch in ärztlicher Assistenzfunktion. Ärztemangel, Finanzdruck, Prozessmanagement und die Erfahrungen aus Übersee lassen auchin Deutschland Überlegungen reifen, die Rollen neu zu verteilen. Im Schwer-punkt dieser Ausgabe gehen wir in mehreren Beiträgen diesem Thema auf den Grund. Entscheidend für die Weichenstellung der Zukunft scheint die Frage zu sein: Muss sich Pflegepersonal besser qualifizieren, oder muss es sich spezialisieren?

31 Wiederaufbereitung von EinmalartikelnIn jedem Krankenhaus stellt sich täglich die gleiche Frage: Muss das eingesetzteInstrument, weil es ein so genanntes Einmalprodukt ist, in den Müll geworfen werden, oder könnte man es aufbereiten und wiederverwerten? Unter Kosten-aspekten gibt es berechtigte Überlegungen, Produkte wieder in den Verkehr zu bringen; Kritiker halten das jedoch für kritisch. Wir berichten über den aktuellenStand der Diskussion.

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CHIRURGIE IMFOKUS

24 Personalentwicklung im OPDie Personalentwicklung ist entschei-dend dafür, wie schlagkräftig eine OP-Abteilung ist, sagt Uwe Lausten-Axmann, OP-Manager aus Essen.Seiner Meinung nach sollte der Ein-satz der Assistenzärzte primär der Fort- und Weiterbildung dienen.

28 Das Training-Center bei AesculapIm Interview beschreibt Ralph Pitan, Leiter Training Marketing und Vertrieb der Aesculap AG & Co. KG, dass lebenslanges Lernen entschei-dend für den Unternehmenserfolg ist.

44 Das sind die Unterschiede – Aesculap-QualitätsreparaturReparaturkonzepte der Hersteller können Kliniken ganzheitliche Lösungen bieten, die die Produkt-qualität aufrechterhalten und auch Kosten sparen. Wir stellen Ihnen die Aesculap-Qualitätsreparatur vor.

MEDIZINAKTUELL

30 Konsequenz einer chirurgischen LückeDr. H.-J. Kellner, leitender Oberarzt am Klinikum Kassel, hat mit Kollegen eine chirurgische Ausbildungslücke erkannt, die geschlossen werden muss: die inter-disziplinäre, vaskuläre Situationschirur-gie. Wir stellen Ihnen die Inhalte seines konzipierten Workshops vor.

40 Richtige Bewerberauswahl: Mit viel Phantasie auf der Suche nach MedizinernKrankenhausgesellschaften organisieren Jobbörsen im Ausland, und Headhunter gehen auf Kandidatenjagd. Stellenbör-sen, in denen Kliniken händeringend nach Ärzten suchen, platzen fast aus den Nähten. Methoden der Bewerber-auswahl, wie sie aus der Industrie bekannt sind, halten nun auch Einzug in die Kliniken.

RUBRIKEN

2 Impressum

4 Aesculap Akademie

5 Editorial

13 Kurz notiert

21 Termine

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Kontakt

Nicole HennigTel. 0 30 - 51 6512 30 Fax 0 30 - 51 6512 99 [email protected]

Sandra HölleTel. 074 61 - 95 21 86Fax 074 61 - 95 20 [email protected]

Heike RudolphTel. 074 61 - 95 27 77Fax 074 61 - 95 20 [email protected]

Christoph StorzTel. 074 61 - 95 21 85Fax 074 61 - 95 20 [email protected]

Diana StröbleTel. 074 61 - 951015Fax 074 61 - 95 20 [email protected]

www.aesculap-akademie.de

Mit Kompetenz die Zukunft erobern

Unsere Veranstaltungen tragen das Qualitätssiegel von Fachverbänden undinternational anerkannten Institutionen.Fordern Sie noch heute unsere aktuellenProgramme an.

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iMediziner

07. - 09.02.08 Advanced Laparoscopic Urology, Prostata (B) C. Storz

08. - 09.02.08 3. Cardio Course Charité (C3) - Symposium (B) H. Rudolph

09.02.08 3. Cardio Course Charité (C3) - Simulationsworkshop (B) H. Rudolph

11. - 13.02.08 Trainingskurs Laparoskopische Hernienchirurgie (B) N. Hennig

11. - 14.02.08 Basiskurs Laparoskopische Chirurgie (T) C. Storz

18. - 20.02.08 Trainingskurs Laparoskopische colo-rectale Chirurgie (T) C. Storz

27.02.08 Angiologisches Seminar - Seminar und Workshop (T) H. Rudolph

27.02.08 Basischirurgie Common Trunk

„Kurs Chirurgische Nahttechnik“ (T) C. Storz

28. - 29.02.08 Prozessoptimierte Anästhesie -

Der Weg zur Kostenreduktion und Qualitätsverbesserung (T) D. Ströble

29.02.08 Symposium Ambulantes Operieren

aus anästhesiologischer Sicht (B) H. Rudolph

29.02.08 Intensivkurs für Ärzte:

Weniger invasive hüftendoprothetische Zugänge (A) S. Hoelle

29.02. - 01.03.08 Expertenkurs Knieendoprothetik (B) N. Hennig

03. - 06.03.08 Trainingskurs Laparoskopische Nierenchirurgie (T) C. Storz

06. - 08.03.08 Trainingskurs Kranielle

Endoskopische Neurochirurgie der NCAFW (B) S. Hoelle

10. - 13.03.08 Basiskurs Laparoskopische Chirurgie (T) C. Storz

09. - 11.04.08 Interventionelle Techniken für Gefäßchirurgen (B) N. Hennig

10. - 12.04.08 Workshop Minimal Invasive Kinderchirurgie (T) C. Storz

12.04.08 Weichgewebsmanagement in der

plastisch parodontalen Chirurgie (T) D. Ströble

14. - 16.04.08 Trainingskurs Laparoskopische Hernienchirurgie (T) C. Storz

Pflege / OP / ZSVA / Dental / Hygiene

11. - 23.02.08 Fachkundelehrgang I (T) D. Ströble

03. - 14.03.08 Fachkundelehrgang II (T) D. Ströble

13. - 14.03.08 Knieendoprothetik für OP-Personal (B) N. Hennig

03. - 04.04.08 Sachkundekurs für die Instandhaltung von Medizinprodukten

in der ärztlichen Praxis (laut § 4 [3] MPBetreibV) (T) D. Ströble

10. - 11.04.08 Hüftendoprothetik für OP-Personal (C) S. Hoelle

14. - 25.04.08 Fachkundelehrgang III (Teil I) (T) D. Ströble

Einkauf

10. - 11.03.08 Vertragsrecht für Einkäufer (B) N. Hennig

11.03.08 Inhouse Seminar „Verhandlungsführung für den professionellen

Einkauf nach deinem Blick hinter die Kulissen des Verkaufs“ (T) D. Ströble

31.03.08 Vergaberecht in der Praxis (B) N. Hennig

Interdisziplinär

17. - 18.03.08 Personalführung und Motivation (T) D. Ströble

03. - 04.04.08 Change-Management (B) N. Hennig

07. - 08.04.08 Personalführung und Motivation (B) N. Hennig

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e d i t o r i a lSpezialisierung oder Qualifizierung –beides ist möglich

Barbara WiehnGroup-Marketing-Manager

Nahtmaterial

Das Thermometer in der Hand,das Skalpell im Blick – fließendvollziehen sich inzwischen dieGrenzen zwischen pflegeri-schen und ärztlichen Tätigkei-ten. Viele verantwortungsvollemedizinische Leistungen sindmultiprofessionell durchführ-bar. Aber wie kommt es, dassnoch bis vor wenigen Jahreneine strikte Trennung undAbgrenzung originär ärztlicherund pflegerischer Aufgabenvollzogen wurde, heute jedocheine offene Diskussion über die Neuordnung der fachlichenKompetenzen geführt wird? Essind wohl in erster Linie dieGebote der Ökonomie (dasKrankenhaus im Wettbewerb),die zu einem veränderten Profilberuflicher Anforderungen derLeistungserbringer im Gesund-heitswesen geführt haben. Wirwollen Sie mit der vorliegen-

den Ausgabe dazu einladen, ander Debatte darüber teilzuneh-men.

Im Fokus steht die Assistenz imOP. Eine Vielzahl von Berufsbe-zeichnungen wie OTA, CTA,Physician Assistant, Kardiova-sulär-Assistent, Bachelor inScience of Physician Assis-tance, OP-Pflegefachkraft undviele mehr verklären beinaheden Blick, meinen jedoch imGrunde alle das Gleiche: Ent-lastung des ärztlichen Dienstesvon nicht originär ärztlichenAufgaben mit dem Ziel, dieProzesse zu verbessern und dieQualität zu steigern.Vorteile erlangen dadurch beideBerufsgruppen. Ärzte könnensich auf ärztliches Tun und ihremedizinische Fachlichkeit kon-zentrieren, denn sie werdenvon administrativen und Über-

stunden erzeugenden Neben-tätigkeiten ferngehalten. Pfle-gepersonal kann bei geeigneterQualifizierung größere Verant-wortung übernehmen und seinerseits Hilfstätigkeiten anminder qualifiziertes Personalabgeben.

Die berufsständische Fach-krankenpflege hält jedoch diesich anbahnende Berufsvielfaltfür überflüssig und fordertstattdessen die Weiterentwick-lung der vorhandenen Weiter-bildungsstrukturen. Auch hal-ten viele Chirurgen die Diskus-sion lediglich für die Konse-quenz verfehlter Nachwuchs-förderung. Eine andere Mei-nung ist, dass die richtigePersonalentwicklung für eineschlagkräftige OP-Abteilung sor-gen kann – und dies sei schließ-lich Managementaufgabe.

PD Dr. med. Martin KirschnerGeschäftsführer

BBD Aesculap GmbH

Otmar WawrikSenior Vice President Marketing &

Sales Region Central Europe

Sie sehen, wir bieten Ihneneine Fülle von Denkansätzen,nah dran an der aktuellenExpertendiskussion.Ein ganz anderes und ebensobrisantes Thema ist die Fragenach der „Wiederaufbereitungvon Einmalartikeln“. Es gibtdurchaus berechtigtes Inte-resse an kostengünstigemMaterialeinsatz im Kranken-haus. Somit war die Lösung deswiederholten Verwendens vonEinmalartikeln durch Sterilisa-tionsverfahren schnell gefun-den. Aber Vorsicht: Ist dies füralle Produkte der richtige Weg?Ist es nicht vielleicht sogar„Betrug am Patienten“, wie eseiner der Autoren dieser Aus-gabe formuliert? Machen Siesich am besten selbst ein Bildvom Konflikt zwischen Kosten-druck und Versorgungsqualität,der die Industrie ebenso be-rührt wie Sie als Anwender.

Liebe Leser, wir wünschenIhnen auch mit dieser Ausgabeeine spannende, informativeund anregende Lektüre.

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Von der P

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Vom Heilhilfsberuf zum Heiler? Vom

Temperaturmessen zum Schneiden? Die

Berufe des Gesundheitswesens befinden

sich im Umbruch! Wurde vor 15 Jahren

noch vehement über pflegerische und

ärztliche Vorbehaltsaufgaben gestritten,

scheinen sich heute die Grenzen zu verwi-

schen. Was vormals rein ärztliche Aufgabe

war, soll heute die Pflege übernehmen;

nicht unbedingt vollständig, mindestens

jedoch in ärztlicher Assistenzfunktion. Ärz-

temangel, Finanzdruck, Prozessmanage-

ment und die Erfahrungen aus Übersee

lassen auch in Deutschland Überlegungen

reifen, die Rollen neu zu verteilen.

Im Schwerpunkt dieser Ausgabe gehen wir

in mehreren Beiträgen diesem Thema auf

den Grund. Entscheidend für die Weichen-

stellung der Zukunft scheint die Frage zu

sein: Muss sich Pflegepersonal besser qua-

lifizieren, oder muss es sich spezialisieren?

Denn es macht einen gravierenden Unter-

schied, ob Pflege Pflege bleibt oder ob

Spezialisierungen zu neuen Berufen füh-

ren, die zwischen den Profilen der Ärzte

und Pflegenden liegen.

Denkbar sind natürlich die unterschied-

lichsten Herangehensweisen, je nach

Interessenlage der Beteiligten: So wird die

OP-Pflege ihre Position stärken wollen,

ebenso die berufsständige Vertretung, und

auf Qualifizierung bauen. Chirurgen und

Krankenhausleitung wollen den fachlich

versierten Spezialisten, da spielt die

Herkunft fast keine Rolle.

Markus Boucsein

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Eine optimale Auslastung und perfekte Organisation der hochmodernisierten und technisierten OP-

Bereiche, die immer mehr als Profitcenter angesehen werden, ist das Ziel eines jeden Krankenhauses.

Der OP ist „der Motor“ einer operativ ausgelegten Klinik. Leerlauf- oder Wartezeiten und lange Wech-

sel zwischen zwei Eingriffen kann sich keine Einrichtung mehr leisten. Die räumlichen und auch die

personellen Ressourcen müssen optimal genutzt werden. In vielen Operationsabteilungen kommt es

immer wieder zu Verzögerungen, weil die operativ tätigen Ärzte zwischen zwei Operationen die OP-

Säle verlassen, um ihren Tätigkeiten auf Station nachzukommen. Die Mediziner, deren personelle

Besetzung oftmals am unteren Limit ist, machen dabei einen Spagat, um sowohl den Anforderungen

auf Station gerecht zu werden als auch ihren Tätigkeiten im OP nachzukommen. Dadurch geht wert-

volle Zeit im operativen Bereich verloren. Warum also sollte qualifiziertes Pflegepersonal, das ständig

vor Ort ist, nicht in der Zwischenzeit ärztliche Tätigkeiten wie Patientenlagerung, Desinfektion des

OP-Gebietes und steriles Abdecken des Patienten übernehmen können? Die Delegation ärztlicher

Tätigkeiten im OP wird zurzeit in vielen Kliniken diskutiert. Vielerorts werden Ausbildungen zum

chirurgisch-technischen Assistenten oder vergleichbare Konzepte angeboten.

„Einmal OP – immer OP“

Die Entscheidung junger Pfle-gender, im OP zu arbeiten, habensicherlich auch der Ausblick aufeine bessere Bezahlung (höhereEingruppierung und die Vergü-tung der Rufbereitschafts- undBereitschaftsdienste) und dieeinigermaßen regelmäßige Ar-beitszeit bestärkt. Mit demOperateur, den Ärzten undeinem überschaubaren Teamam guten Gelingen eines ope-rativen Eingriffes mitwirken zudürfen, hat diesen Entschlussvieler bekräftigt.Wenn man die Personalent-wicklung im OP in den letztenJahren verfolgt, ist zu erkennen,dass dort mittlerweile nebenden Ärzten nicht nur Pflege-kräfte beschäftigt sind.

Neben Pflegehelfern, Service-kräften, Technikern, Arzthelfe-rinnen, Spezialisten (wie Kar-diotechniker) hat auch dieGruppe der Operationstechni-schen Assistenten (OTA) Einzugin die deutschen Operationssälegehalten.Um Anfang der 90er Jahre demMangel an OP-Pflegepersonalschnell entgegenwirken zu kön-nen, wurde eine verkürzte Aus-bildung zum „billigeren OP-Pfleger“ geschaffen bzw. dieIdee aus dem benachbartenAusland übernommen. In vielenOPs gehören diese Operations-technischen Assistenten mitt-lerweile zur Stammbesetzungeiner Abteilung, auf die mannicht mehr verzichten kann. Esgibt aber noch unzählige Kran-kenhäuser, die strikt gegen den

Einsatz von OTAs in ihren Funk-tionsabteilungen sind. Die Ein-führung der Operationstechni-schen Assistenten hat bis zumheutigen Zeitpunkt viele Dis-kussionen um die Themen „Gibtes Pflege im OP und brauchenwir diese Sackgassen–Ausbil-dung“ (1) geschaffen. Obwohl sich die Ausbildung von1990 bis heute auf über 70OTA-Schulen in Deutschlandausgebreitet hat, gibt es dafürnoch keine staatlich aner-kannte Regelung. Die DeutscheKrankenhausgesellschaft hat inden letzten Jahren eine Emp-fehlung zur Ausbildungsordnungherausgegeben und den Entwurfan staatliche Behörden weiter-geleitet. Mit einer Entscheidungist vermutlich im Jahr 2008 zu rechnen. �

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Eine Spezialisierung oder Qualifizierung für Krankenpflegepersonal?

Ein Beitrag von Marcus Scherm

Pf lege zur ärztlichen Assistenz

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Das Aufgabengebiet der neuen,verschiedenen Ausbildungen um-fasst die eigenständige Durch-führung von Assistenztätigkeitenim OP und in der Ambulanz(unter ärztlicher Überwa-chung), Eingriffsvorbereitungen,kompetente Assistenz (wäh-rend des Eingriffs) und z. B. diepostoperative Nachbereitung.Als Zielrichtung werden dieSteigerung der Effizienz desPersonaleinsatzes (für opera-tive Basisaufgaben), die Ver-ringerung der Assistenz desärztlichen Personals, eine Qua-litätssteigerung und die Quali-fizierung des Pflegepersonalsgesehen.Um dem Missstand des zuneh-menden Ärztemangels entge-genzuwirken, sieht die Bil-dungsakademie in Essen dieWeiterbildung zum Chirur-gisch-Technischen Assistentenals eine kurzfristige, mit dauer-

Neue Berufszweige im OP

Die Bezeichnungen der neuenBerufe reichen vom ChirurgieAssistenten (CA), über denOperationsassistenten in derKardiovascular Chirurgie, denChirurgisch-Technischen Assis-tenten (CTA) bis hin zumBachelor of Science in Physi-cian Assistance (PA).

Generell gibt es zurzeit aufdem deutschen Markt drei un-terschiedliche Ausbildungskon-zepte:

� berufsbegleitende Weiter-bildung für erfahrenes OP-Personal

� direkte Ausbildung, ohnemedizinische Grundkennt-nisse

� berufsbegleitendes Studium,vorherige OP-Erfahrungvorausgesetzt.

hafter Wirkung umsetzbareOption. Dadurch werden dievorhandenen Ärzte von nichtprimär arztspezifischen Tätig-keiten entlastet und stehendemzufolge für ihre originärenAufgaben zur Verfügung.

Wie kam es dazu?

Ein Blick ins Ausland zeigt uns,dass es sich hierbei keineswegsum neue Berufszweige han-delt:In Amerika ist der PhysicianAssistant oder der RNFA(Registered Nurse first surgicalassistant) schon seit fast 40Jahren tätig. 2004 gab es dort55 000 PAs, die zur Hälfteeinen Bachelor-Titel und zueinem Viertel einen Master-Abschluss hatten.In England erwartet man biszum Jahr 2015 einen Anstiegauf 5 000 Surgical Care Prac-

titioner, denen ein Jahresein-kommen von 50 000,– Europrognostiziert wird. Das engli-sche Gesundheitsministeriumstellt sogar Überlegungen an,dass kleinere operative Ein-griffe wie Leistenhernien-Ope-rationen oder Arthroskopienvon qualifiziertem Pflegeper-sonal durchgeführt werdendürfen (2). Den PAs in Englandund in den Niederlanden ist eserlaubt, medizinische Verord-nungen auf Rezept auszu-stellen.

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Ausbildungen ohne Studium

Im Folgenden werde ich exemplarisch auf einige neue Berufsbilder und deren Fortbildungskonzepte näher eingehen.Als Vorreiter in Deutschland kann man vor allem auf privat geführte Kliniken blicken, die ihren Schwerpunkt auf herzchirurgische Operationen legen.

Der Chirurgie-Assistent

Das Herzzentrum der Schüchtermann-Klinik in Bad Rothen-felde hat schon 1995 mit den ersten Versuchen zum Einsatz von Chirurgie-Assistenten begonnen. Die leitende OP-Schwester hatte in Phönix/Arizona eine Ausbildung zur firstsurgical room Nurse absolviert und ihre erlernten Fähigkeitenin ihrem OP unter Beweis gestellt. Seit 2001 werden inKooperation mit der katholischen Bildungsstätte für Gesund-heitsberufe am Marienhospital Osnabrück Chirurgie-Assis-tenten in der Kardiochirurgie ausgebildet. Mittlerweile sind inBad Rothenfelde sechs Chirurgie-Assistenten fest in dieAbläufe integriert.Während der praktischen Weiterbildung in der eigenen Klinikorientiert man sich an einem OP-Katalog, nach dem mindes-tens 250 operative Eingriffe in der Funktion als Chirurgie-Assistent abgearbeitet werden müssen. Das Ziel des Konzeptes ist es, den Chirurgie-Assistenten zubefähigen, intraoperativ assistierende Tätigkeiten der erstenund zweiten Assistenz unter Aufsicht und Anweisung einesverantwortlichen Mediziners selbstständig durchzuführen.

Der Kardiovaskular-Assistent

Als „nicht-ärztliches chirurgisches Assistenzpersonal“ wirddas neue Berufsbild der Herz- und Gefäßklinik in Bad Neu-stadt bezeichnet. Ein dreimonatiger Praxiseinsatz und 40 Stunden Theorielegen den Grundstein für die Zulassung zur Abschlussprü-fung. Das Rhön-Klinikum bildet seit 2000 einen so genanntenKardiovaskular-Assistenten aus. Mittlerweile sind dort fünfMitarbeiter fest integriert, verteilt auf vier Planstellen.Die Qualifizierung beruht auf einer Kooperationsvereinbarungzwischen der Herz- und Gefäßklinik und der DUKE University School of Nursing in North Carolina. Dort werdenMedical Assistants und Nurse Practitioners ausgebildet. DerKardiovaskular-Assistent führt klar festgelegte Tätigkeitenaus und ist dem verantwortlichen Operateur unterstellt.Die Arzt-Assistenten dieser beiden herzchirurgischen Zentrenbekleiden eigene Planstellen und unterstehen der chirurgi-schen Weisung (3).

Der OP-Assistent in der Kardiovaskular-Chirurgie

Die Bildungsakademie am Universitätsklinikum Essen bieteteine Fortbildung zum Operationsassistenten in der Kardiovas-kular-Chirurgie an. Die Dauer des Lehrgangs umfasst einePraktikumszeit von rund sechs Monaten und 120 Unterrichts-stunden, wobei 40 Stunden im Selbststudium erfolgen.Nach einem erfolgreich bestandenen schriftlichen Test, nachden ersten Unterrichtsmodulen, darf der Teilnehmer zumPraktikum zugelassen werden. Während der Praktikumszeitsind Hospitationen in der Zentralsterilisation, der Röntgenab-teilung, im Herzkatheterlabor und in der Notaufnahme vorge-sehen. Auf Wunsch kann dieser an bis zu fünf Tagen voneinem Mentor betreut werden.Als allgemeines Lernziel wird im Fortbildungskonzept derAkademie die relevante Fähigkeit des Teilnehmers genannt,den Chirurgen bei einer Herz-Operation zu unterstützen. DerMitarbeiter soll in der Lage sein, die benötigten Beinvenen ingenügender Länge, Qualität und adäquatem Tempo selbst-ständig zu entnehmen. Außerdem beherrscht er die postope-rative Überwachung und den Transport mit Übergabe auf dieIntensivstation.

Der Gefäß-Assistent

Die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie (DGG) bietet fürAngehörige medizinischer Assistenzberufe eine Weiterbil-dung zum Gefäßassistenten an. Die Fachgesellschaft glaubt,dass medizinisches Assistenzpersonal durchaus Teilaufgabenim Rahmen der stationären Krankenversorgung übernehmenkann. Die geplanten Tätigkeiten umfassen neben der aktivenAssistenz während einer Operation auch zahlreiche adminis-trative und organisatorische Aufgaben außerhalb des OPs. DieAusbildung enthält einen theoretischen Teil von 40 bis 60Stunden, der überwiegend in Blockeinheiten von der DGGorganisiert und durchgeführt wird. Die Schulungen finden aninzwischen mehr als zehn zur Weiterbildung ermächtigtenKliniken statt. Auch am Klinikum Nürnberg ist ab Dezember2007 eine berufsbegleitende Weiterbildung zum Chirurgisch-Technischen Assistenten geplant. Diese orientiert sich amTätigkeitskatalog der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchi-rurgie. Zur Erfüllung des Operationskataloges sind währendeiner Dauer von 18 Monaten 1 200 praktische Stunden und500 Stunden theoretischer Unterricht vorgesehen. Die Ziel-gruppen aller aufgeführten Weiterbildungskonzepte sindKrankenpflegepersonal mit fünf Jahren spezieller Kenntnis imOperationsdienst oder Fachkrankenpfleger bzw. OTAs mitzwei Jahren einschlägiger Berufserfahrung.

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„Bachelor of Science in Physician Assistance“

Der Studiengang „Bachelor of Science in Physician Assistance“wird von der IHCI (Institute of Healthcare Industries) an derSteinbeis-Universität in Berlin in Zusammenarbeit mit demLehrkrankenhaus Herzzentrum Lahr/Baden angeboten. Der ersteStudiengang startete 2005. Im November 2007 war der Beginndes nächsten Studienganges vorgesehen.Das Studium ist berufsbegleitend zu absolvieren und erstrecktsich über drei Jahre. Die Präsenzpflicht bei Lehrveranstaltungenvon etwa 110 Tagen verteilt sich auf ein bis zwei Wochen Anwe-senheit pro Quartal. Inhaltlich und organisatorisch ist das Stu-dium in drei Teile gegliedert, die über die gesamte Laufzeitzusammenwirken: den akademischen Teil, den Transferteil unddie Bachelor-Arbeit.

Examinierte Krankenpflegekräfte oder OTAs werden mit Abituroder mit einem Abschluss der mittleren Reife für das Studiumzugelassen. Eine mindestens zweijährige Berufserfahrung wirdallerdings vorausgesetzt.

Die Aufgabenbereiche des PA sind u. a. Assistenz bei Opera-tionen, eigenständige Tätigkeit bei Operationen, „kleine Chirurgie“ in der Ambulanz, Wundversorgung auf Station,technische Untersuchungen (Ultraschall), Qualitätskontrollechirurgischer Maßnahmen und Patientenmanagement.

Die wissenschaftliche Steinbeis-Hochschule sieht in dieserberuflichen Weiterqualifikation für Pflegepersonal eine Erhö-hung der Wirtschaftlichkeit im Krankenhaus, eine Maximie-rung der Qualität und eine Verbesserung der Mitarbeiter-Zufriedenheit (5).

In der Literatur und bei medizinischen Vorträgen werden diePhysician Assistants, Chirurgie-Assistenten, Chirurgisch-Technische Assistenten usw. oft im gleichen Atemzug er-wähnt. Jedoch sind die Aufgaben der CTA, CA, usw. mit ihremüberwiegenden Einsatz im OP eng begrenzt, wo hingegen derPA ein weitaus umfangreicheres Gebiet, auch außerhalb desOPs, abdecken soll. Dadurch unterscheiden sich die fachlichen Kompetenzen unddas künftige Tätigkeitsfeld des PA ganz deutlich von den anderen Ausbildungen ohne Studium (Abb. 1).

Der Chirurgisch-Technische Assistent

„Erst Abi, dann OP – das Einsteigermodell“ (4). Von der Kai-serswerther Diakonie wurde erstmalig die dort konzipierteAusbildung zum Chirurgisch-Technischen Assistenten imSeptember 2006 mit 20 Auszubildenden gestartet. Die fachli-che Betreuung dieser Weiterbildung unterliegt neben ande-ren Personen dem ehemaligen Präsidenten der DeutschenGesellschaft für Chirurgie. Als Zugangsvoraussetzung zurdreijährigen Qualifizierung wird Abitur, Fachhochschulreife inVerbindung mit der OTA-Ausbildung oder Fachweiterbildungim OP-Dienst verlangt.

Diese Ausbildung wird als Einsteigermodell bezeichnet, damedizinische Grundkenntnisse nicht unbedingt gefordertwerden. Ein akademischer Grad kann an dieser „nicht-univer-sitären Berufsausbildung“, die sich aber nach dem Berufsbilddes Physician Assistant richtet, nicht erlangt werden. Diedreijährige Dauer der Ausbildung ist somit um einige Monatelänger als das Konzept der Yale University, School of Medi-cine/USA, an deren Inhalt sich die Bildungsstätte orientiert. InAbweichung zum amerikanischen Lehrplan werden in derdeutschen Akademie ferner die Einheiten Hygiene und Instru-mentenkunde intensiv geschult. Neben OP-Simulationen undzusätzlich angebotenen Präparationskursen teilen sich diedrei Jahre in 14 Monate Theorie und die restliche Zeit in prak-tische Einsätze auf.

Ausbildungen mit Studium

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Abb. 1 | Gegenüberstellung der unterschiedlichen Konzepte

WeiterbildungChirurgie-Assistent

AusbildungChirurgisch-Technischer Assistent

StudiengangBachelor of Science in Physician Assistance

Zielgruppen OP-Pflegepersonal, OTAs Berufseinsteiger, OTAs, Pflegekräfte OP–Pflegepersonal, OTAs

AufbauTheorie als Unterrichtsblock praktischer Einsatz in eigener Kli-nik

Nicht berufsbegleitendklinische Phase (18 Monate) undtheoretische Phase (14 Monate)

Berufsbegleitend3 Module und eine Bachelor-Arbeit

Voraussetzung

OP-Fachweiterbildung oder OTAmit zwei Jahren fachspezifischerBerufserfahrungohne Fachweiterbildung mit fünfJahren Berufserfahrung

Abitur oderFachhochschulreife in Verbindungmit einem erlernten Beruf

Allgemeine oder fachgebundeneHochschulreife in Verbindung mitBerufserfahrung

Dauer Zwischen 6 und 18 Monaten 3 Jahre 3 Jahre

Ausbildungsort Osnabrück, Bad Neustadt/Saale,Nürnberg, Essen

Kaiserswerther Diakonie Düsseldorf Steinbeis-Hochschule Berlin

KostenZw. 1 500,– und 5 000,– Euro(abhängig von der Ausbildungs-stätte)

Ca. 15 000,– Euro Ca. 19 000,– Euro

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Pro und Contra

Diese verschiedenen Berufs-bilder lassen ein gemeinsamesGrundziel erkennen: Es gehtum die Übernahme ärztlicherAufgaben im OP.Viele erfahrene OP-Pfleger se-hen es in ihrem Berufsalltagschon als selbstverständlichan, auch einmal die erste oderzweite operative Assistenzparallel zum Instrumentierenkurzfristig zu übernehmen.Durch die neuen Berufsfelderbesteht nun für interessierteMitarbeiter die Möglichkeit,den Weg dieser Herausforde-rung qualifiziert zu beschrei-ten. Eine Qualitätssteigerungdurch das Ausüben standardi-sierter Vorgänge ist nicht vonder Hand zu weisen.Mit einem effektiven Einsatzvon nicht-ärztlichem Assistenz-personal ist es den Medizinernmöglich, sich Freiraum fürwichtige Aufgaben und für dieBetreuung der Patienten auf

den Stationen zu schaffen. Dieständige Anwesenheit der Chi-rurgie-Assistenten im OP wirktsich positiv auf die Wechsel-zeiten aus, und das unnötigeWarten auf die Operateurelässt sich im Grunde komplettvermeiden.Nicht nur dadurch lässt sichdie Wirtschaftlichkeit steigern,auch die Einsparung von ärzt-lichen Planstellen zieht eineKostenersparnis nach sich. DieSteinbeis-Hochschule belegtdie Rentabilität an einem Re-chenbeispiel, in dem zweiPlanstellen von Ärzten durchzwei Physician Assistants er-setzt werden.

Grund zur Diskussion gibt auchdie Zuordnung der neuen Be-rufe. Soll die aus der Pflege ge-wachsene Gruppe weiterhindort angesiedelt bleiben? Ist essinnvoll, durch die übernom-menen ärztlichen Aufgabendas Berufsbild bei den Ärztenanzusiedeln, oder ist es not-

wendig, dafür einen eigenenBerufszweig zu schaffen?Mir war es wichtig, ein Mei-nungsbild meiner Mitarbeiterund einiger Mediziner aus demOP-Bereich zu bekommen.Im November 2006 führte icheine Befragung mit je zehnÄrzten und zehn Mitarbeiterndes Funktionsbereiches OP-Pflege mit folgendem Ergebnisdurch:

1. Frage>> Wem sollen die Chirur-gie-Assistenten zugeordnetwerden? <<

10 Prozent aller Befragten, so-wohl aus dem ärztlichen wieauch dem pflegerischen Fach,würden den Chirurgie-Assistentenin der Berufsgruppe der Pflegebelassen, 20 Prozent würden ihnbei den Ärzten ansiedeln. Derweitaus größte Bereich mit 70Prozent sieht den Chirurgie-As-sistenten in einer eigenen Berufs-gruppe am besten aufgehoben.

2. Frage>> Würden Sie für einenArzt-Assistenten eine Plan-stelle aufgeben? <<

Knapp ein Drittel der Ärzte sindunentschlossen, und genausoviele würden eine Stelle herge-ben. Dieses Ergebnis beruhtmeiner Meinung nach auf demunterschiedlichen Ausbildungs-stand und der dienstlichenStellung der Befragten. BeimPflegepersonal ist die Bereit-schaft, eine Planstelle für einenArztassistenten zu opfern, mit80 Prozent Negierung eindeutig.

Die Befragung wurde exempla-risch durchgeführt und erlaubtkeinen Anspruch auf Vollstän-digkeit, sondern dient als Mei-nungsbild der Arbeitsstätte.Prof. Dr. med. Marc O. Schurr(Direktor des IHCI – Institutsder Steinbeis–Hochschule inBerlin) behauptet, dass dieSchaffung der Ausbildung zumPA auch auf einer Bedarfs- �

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Ärztliche Tätigkeiten, die grundsätzlich delegationsfähig sind

Ärztliche Tätigkeiten, die grundsätzlich nicht delegationsfähig sind

Ärztliche Tätigkeiten, die nicht delegationsfähig sind

Beispiele:

� s.c.-, i.m.-, i.c.-Injektionen

� Wundmanagement

� Dekubitusbehandlung

Beispiele:

� Blutentnahmen

� i.v.-Injektionen

� (Kurz-)Infusionen

� Verabreichen von Zytostatika

Beispiele:

� Transfusion anlegen/umstecken

� ZVK anlegen

� In- und Extubation

Diese Tätigkeiten können jedoch unterbestimmten Voraussetzungen übernom-men werden.

Abb. 2 | Delegation ärztlicher Tätigkeiten

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meldung aus deutschen Klini-ken beruht. Die häufigen Anfra-gen von Chefärzten, „ob bereitsAbsolventen zur Verfügung ste-hen“, zeigen ihm, dass dieSteinbeis-Hochschule mit ihremKonzept richtig liegt (6).

Bei der Trends-Tagung am11. Mai 2007 in Nürnberg gabProf. Dr. Arno Diegeler (Direktorder Herz– und Gefäßklinik inBad Neustadt/Saale) mehrmalsdeutlich zu verstehen, dass sichdurch die reinen Personalkostenkeine Einsparungen erzielenlassen. Nur ein optimaler Ein-satz der Arzt-Assistenten undverbesserte Abläufe würden zueinem wirtschaftlicheren Arbei-ten beitragen.Gudrun Gille (1. VorsitzendeDBfK Bundesverband) sieht dieEntwicklung der Arzt-Assisten-ten auch eher kritisch: „CA ha-ben im Bildungskonzept derPflegeberufe derzeit keinenPlatz. CA bekommen Aufgabenzugewiesen – mit einem Blick-winkel, der die Pflege auf einesehr eng umschriebene Funk-tion ärztlicher Assistenz redu-ziert“ (7).

Ein grundsätzliches und nochnicht gelöstes Problem bestehtim Zusammenhang mit dem

Haftungsrecht. Begibt sich diePflege nicht auf eine Gratwan-derung zwischen der Durchfüh-rung delegationsfähiger Tätig-keiten und der Ausübung derHeilkunde? Grundsätzlich istbei der Delegation ärztlicherTätigkeiten an Pflegepersonenaus rechtlicher Sicht zwischendrei Fallgruppen zu differenzie-ren (Abb. 2, Quelle: Vorträgevon Rechtsanwalt Robert Ross-bruch).

Tätigkeiten wie Lagerung desPatienten, Desinfektion des OP-Gebietes, steriles Abdecken,Mithilfe beim Wundverschluss,Wundverband usw. sind ausrechtlicher Sicht durchausübertragbar. Der Operateurträgt dafür natürlich die Ver-antwortung und hat im Vorfelddie ordnungsgemäße, sach-und fachgerechte, standardi-sierte Durchführung zu über-prüfen und zu dokumentieren.Für invasive Aktivitäten wieselbstständige Venenentnahmeoder Thorakotomien, ohne An-wesenheit eines Arztes, gibt esmeines Erachtens keine recht-liche Absicherung, da es sichhierbei um nicht-delegations-fähige Maßnahmen handelt.Nach Aussage von Rechtsan-walt Dr. jur. Bernhard Debong

„… ist eine Assistenz auf Anord-nung und unter Aufsicht einesArztes zulässig …“ (8). Aber sinddie Grenzen zwischen assistie-renden Tätigkeiten und derAusübung der Heilkunde, wiedie Venenentnahme, wirklichklar abgesteckt?Und: Die Übernahme der erstenAssistenz durch CTA erschwertes jungen Assistenzärzten, Rou-tine in gewissen Tätigkeiten zubekommen.

Ausblick

Voraussetzung für den erfolg-reichen Einsatz neuer Berufs-gruppen sind gründliche Über-legungen, in welche Fachdis-ziplinen diese implementiertwerden sollen und ob sie fach-übergreifend eingesetzt werdenkönnen. Auch die beruflicheZuordnung ist ein entscheiden-der Faktor: Pflege oder Ärzte-schaft?Neben Überprüfung der berufs-politischen und ökonomischenAspekte ist es unabdingbar, an-fangs berufsgruppenübergrei-fende Diskussionen und Infor-mationsvermittlung anzustellen.Eine vorab genau definierte Tätigkeits- und Verantwortlich-keitsbeschreibung ist zwingendnotwendig.

Die haftungsrechtlichen Be-denken kann man teilweiseentkräften, wenn Folgendes be-achtet wird:� Der Patient muss vorher in

die Maßnahme einwilligen. � Das persönliche Handeln des

Arztes ist nicht erforderlich. � Der Arzt hat die durchzufüh-

rende Maßnahme schriftlichangeordnet.

� Das medizinische Fachperso-nal ist fachlich dazu in derLage, die Maßnahme durch-zuführen.

� Das medizinische Fachperso-nal ist zur Durchführung derAufgaben aufgrund einerselbstbestimmten Entschei-dung bereit.

Um die oben aufgeführtenPunkte umzusetzen, sollte manarbeitsrechtlich eine Klauselbzw. eine arbeitsvertraglicheNebenabrede aufnehmen. Dieselbstbestimmte Bereitschaftder Person sowie die einzelnenTätigkeiten, die zusätzlichübernommen werden, müssendetailliert aufgeführt werden.Ebenso muss bei der Aufklärungder Patienten und bei derschriftlichen Einverständniser-klärung darauf hingewiesenwerden, dass und wie medi-zinisches Fachpersonal an der

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Marcus Scherm, exam. Fachkran-kenpfleger, mit FachweiterbildungOP, 1992 bis 1995 Zentral-OP, 1996bis März 2000 Herz-OP (KlinikumBayreuth); ab 1998 Bereichsleitung. Seit April 2000 beschäftigt im Zen-tral-OP am Krankenhaus HoheWarte, heute Klinikum BayreuthGmbH. Seit Oktober 2003 Ltd. OP-Pfleger (Betriebsstätte Hohe Warte).

Kontakt:Klinikum Bayreuth GmbHBetriebsstätte Hohe WarteZentral-OPHohe Warte 895445 [email protected]

Operation oder dem Eingriff be-teiligt ist (Quelle: Vorträge vonRechtsanwalt Robert Ross-bruch).Für den Krankenhausträger istes ratsam, seinen Haftpflicht-versicherer über den bevorste-henden Einsatz von Arztassis-tenten zu informieren.

Als leitender OP-Pfleger stehenfür mich die optimale Patien-tenversorgung, eine ökonomi-sche OP-Organisation, die Mit-arbeitersicherheit und derenZufriedenheit im Vordergrund.Die Sicherheit und das Wohlunserer Patienten müssen im-mer höchste Priorität haben.Um all dem gerecht zu werdenund Irritationen zu vermeiden,sollte zuerst eine bundesein-heitliche Regelung, die sowohldie Ausbildungsordnung alsauch rechtliche Aspekte ent-hält, getroffen werden.

Seitens des Berufsverbandes fürPflegekräfte wird zurzeit übereine Reformierung und Akade-misierung der Krankenpflege-ausbildung nachgedacht. Wennman den langen politischenWeg bis zur gesetzlichen Rege-lung von neuen Berufszweigenverfolgt, ist für mich das An-streben einer Veränderung derOP-Fachweiterbildung sinnvollund schneller umsetzbar. Vieledelegationsfähige Tätigkeitenkönnen in die Weiterbildungmit aufgenommen werden.Man hat somit hoch qualifizier-tes Pflegepersonal ständig vorOrt, das Hand in Hand mit denOperateuren zu einem effizien-ten OP-Ablauf und einer opti-malen Patientenversorgung bei-tragen kann.Die Überlegungen zur Einfüh-rung neuer Berufszweige be-ruhen auf einem guten Grund-gedanken. Meiner Ansicht nachsind die Gesetzesgrundlagen,das deutsche Gesundheitssys-tem und die zu schwach orga-nisierte Gruppe der Pflegendenjedoch dazu noch nicht bereit.

nahdran 1/08 13

Quellen:

(1) vgl. Hauck, A. und Stanka, E.:www.pflege-im-op.de

(2) vgl. Jähne: 02/2006, S. 27

(3) vgl. Diegeler et al.: Ärzteblatt, Ausgabe 26

(4) unbekannt: aus „nahdran“, Ausgabe 02/2005, S. 26

(5) vgl. www.IHCI.com

(6) Boucsein, M. und Ludwig, C.:Die Gesundheitswirtschaft, Ausgabe 01/2007

(7) vgl. Stellungnahme des DBfKzum Medical Assistant beim Chi-rurgen-Kongress 2005 in Berlin

(8) Debong, B.: Vortrag zum „Ein-satz der Chirurgisch-TechnischenAssistenz aus Sicht von Medizin,Pflege und Recht“ bei der Trends-Tagung am 11. Mai 2007in Nürnberg

k u r z n o t i e r t

Die erfolgreiche Weiterbildung beginnt im Oktober in Kassel

Bundesweit einzige Qualifizierungzum OP-Manager mit IHK-Zertifikatstartet in eine neue Runde

www.diomedes.de

Die erfolgreiche und praxisnahe Weiterbildung „OP-Manager/in“ mit IHK-

Zertifikat startet am 15. Februar 2008 mit aktualisierten Inhalten in eine

neue Runde. Veranstalter sind die Unternehmensberatung Diomedes Health

Care Consultants GmbH aus Melsungen und das Bildungszentrum Kassel GmbH.

In vier Modulen beschäftigen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit

folgenden Themen:

1. OP-Organisation, Anreizsysteme zur OP-Steuerung,

2. Qualitäts- und Risikomanagement, Betriebswirtschaft,

3. Personalführung und Konfliktmanagement,

4. Medizin-Controlling und OP-Management.

Bei diesem Kursus unter ärztlicher Leitung von Dr. med. Martin Felger,

Geschäftsführer der Diomedes Health Care Consultants GmbH, handelt es

sich bundesweit um die einzige Weiterbildung zum OP-Manager mit

bundesweit anerkanntem IHK-Zertifikat. Die Qualifizierung findet seit

2002 bereits zum 13. Mal statt, bisher haben mehr als 260 Teilnehmerin-

nen und Teilnehmer daran teilgenommen und sich erfolgreich zu

OP-Managern IHK ausbilden lassen.

Die Teilnehmerzahl des neuen Kursus ist auf 18 begrenzt, Veranstaltungsort

ist das Mövenpick Hotel in Kassel. Die Abschlussprüfung mit Zertifikats-

übergabe findet am 5. April 2008 statt. Die Weiterbildung ist von der

Landesärztekammer Hessen mit 64 Punkten zertifiziert.

Anmeldungen zur Weiterbildung „OP-Manager/in IHK“ und weitere Infor-

mationen im Internet unter: www.diomedes.de und bei Dr. Susanne Musiol,

Tel.: 0 56 61/71-35 54, E-Mail: [email protected]

OSG und FußPrimäre Operationen, Rekonstruktionen, Korrekturen

5. Videosymposium in Hannover13. und 14. März 2008

Live und praxisnah werden in 50 Videos aktuelle Strategien und Opera-tionstechniken sowie technische Tipps und Tricks vermittelt.

Das Symposium richtet sich an den traumatologischen Erfahrenen,der ein Update für seine bereits erfolgreich angewendeten Technikensucht.

Weitere Informationen unter:Unfallchirurgische Klinik · Medizinische Hochschule Hannover www.videosymposium.de

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14 nahdran 1/08

Arbeitsbedingungen eines OrtPhysician Assistants helfen, Prozessabläufe zu verbessern

„Wir haben jetzt in Zukunft die 80-Stunden-Woche, ich weiß gar nicht, wie wir das ohne

zusätzliche Stellen bewerkstelligen sollen!“ So die Aussage eines Chairmans einer der bes-

ten Orthopaedic Surgery Departments der USA. Bisher bestand keine echte Beschränkung

der Arbeitszeit; nur die Härtesten kamen durch und man hatte die Facharztausbildung

quasi überlebt. Danach winkt entweder eine wissenschaftliche Laufbahn an einer Universi-

tät oder meistens die Möglichkeit, als Teilhaber in eine Privatpraxis mit acht bis zwölf

weiteren Orthopäden einzusteigen und viel Geld zu verdienen.

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USA: Harte Zeit für jungeÄrzte

Die vorgeschriebene Weiterbil-dungszeit für Orthopaedic Sur-gery in den USA ist fünf Jahre,wobei das erste Jahr ein„Internship“ ist, das in der Allgemeinchirurgie absolviertwird. Dabei bieten einige Resi-dency Programs dieses Jahrbereits als integrierten Teil derOrthopaedic Surgery Ausbil-dung an, andere Programmesetzen mindestens ein Jahr All-gemeinchirurgie voraus undakzeptieren residents (Assis-tenzärzte) erst danach. Wäh-rend des Internships rotierendie interns üblicherweise durchdie verschiedenen allgemein-chirurgischen Abteilungen und

erlernen dabei vornehmlich dasManagement der Notauf-nahme, Organisation von Stati-onsarbeit und erhalten einebreite akademische Ausbildung.Hier heißt es, Zähne zusam-menbeißen und durch! Durchdie immens langen Arbeitszei-ten, verursacht durch einegewisse Unkenntnis des Einzel-nen, ein gewisses Ausnutzendurch die älteren residents unddurch die extrem hohe work

load werden Freundschaftenstrapaziert, Ehen auf die Probegestellt und die Assistenzärzteauch körperlich und mental andie Grenze geführt.In den folgenden vier Jahrenliegt der Schwerpunkt auf derchirurgischen Tätigkeit unddem Kennenlernen der ver-schiedenen orthopädischen Sub-spezialitäten. Die residentsrotieren durch die Spezialge-biete Spine, Hand Surgery, Footand Ankle Surgery, Adult Re-constructive (Hüft- und Knie-endoprothetik), Pediatric Ortho-paedic Surgery, Trauma, Tumorand Sportsmedicine (nichtgelenkersetzende Kniechirurgie,Schulterchirurgie und -endopro-thetik, Betreuung von Sportver-einen, Bandverletzungen).

Jedes dieser Fachgebiete wirddurch einen attending (Ober-/Leitender Arzt) hauptamtlichvertreten. Diesem stehen dannfellows zur Seite (dazu spätermehr), die sich auf diesemGebiet subspezialisieren. Jederresident rotiert in seiner Ausbil-dungszeit etwa zweimal durchdieselbe Abteilung. Schon alsMedizinstudent muss man einresearch project durchführen.Durch persönliche Qualifikation

und Engagement können sichdie Medizinstudenten profilie-ren. Ein National Resident Mat-ching Program ordnet den ein-zelnen Universitäten die resi-dents zu, je nach Rangliste derUniversitäten und der Bewer-ber.Im Rahmen ihrer Facharztwei-terbildung müssen die Assis-tenzärzte üblicherweise in denrenommierten Universitäten einbis zwei research projectsabschließen und entsprechendeVeröffentlichungen verfassen.Weiterhin findet jedes Jahr einOrthopaedic Inhouse TrainingExam (OITE) statt, das an allenFakultäten abgenommen undzentral ausgewertet wird, so-dass ein Vergleich zwischen denverschiedenen Ausbildungsstät-

ten und dem unterschiedlichenAusbildungsgrad der Assistenz-ärzte möglich ist. Weiterhingibt es jährliche Gespräche mitdem Weiterbildenden über denStand der Ausbildung.Üblicherweise werden die As-sistenzärzte in verschiedenenKrankenhäusern eingesetzt, zumTeil werden auch Auslandsauf-enthalte möglich, wenn ent-sprechende Programme verein-bart sind. �

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thopäden in den USA

Ein Bericht von Dr. Frank Horst

Durch die immens langen Arbeitszeiten . . .

werden Freundschaften strapaziert, Ehen auf die Probe

gestellt und die Assistenzärzte auch körperlich

und mental an die Grenze geführt.

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16 nahdran 1/08

Das letzte Jahr ist das chiefresident Jahr und beinhaltet imWesentlichen Supervision derjüngeren Assistenten auf Sta-tion und vor allem im Operati-onssaal sowie die Durchfüh-rung von Operationen schwieri-ger Fälle. Vor dem „chief“-Jahrbewerben sich die meisten Resi-dents von renommierten Uni-versitäten um ein Fellowship,um entweder eine akademischeKarriere anzustreben oder sichinteressanter für Privatpraxenzu machen. Das bedeutet, dassnoch einmal ein Weiterbil-dungsabschnitt von einem Jahr(Oncology/Tumor 2 Jahre) an-gehängt wird. Spezialisierun-gen sind in den Fächern Hand-chirurgie, Wirbelsäulenchirur-gie, Trauma, Sportmedizin, Fuß- und Sprunggelenk, Adult Recon-structive, Kinderorthopädie undSchulterchirurgie sowie Tumormöglich. Zum Teil werden dieFellowships mit Prüfung abge-schlossen.

Vor Beginn des Fellowshipslegen die meisten Residents dasOrthopaedic Board Exam ab.Dies ist eine mehrteilige und -tägige zentrale Prüfung, beste-hend aus schriftlichem undmündlichem Anteil. Für diesePrüfung muss man Board

Eligible (BE) sein, nach Beste-hen ist man Board Certified(BC). Dies gilt dann üblicher-weise für fünf Jahre und mussdann immer wieder erneuertwerden. Dafür erscheinen inden USA von der AAOS (Ameri-can Association of OrthopaedicSurgery) alle zwei Jahre OKU-Exemplare (Orthopaedic Know-ledge Update), um die Ärzte

über die Neuerungen auf demLaufenden zu halten. Weiterhingibt es alle drei bis fünf Jahreein Exemplar in den Subspezia-litäten.

Ausländische Fachärzte müs-sen sich qualifizieren

Ausländer erhalten als Fach-ärzte (Europa) nur in Ausnah-mefällen eine Genehmigung,ohne Medizinisches Amerikani-

sches Staatsexamen (USMLE =United States Medical Licen-sing Exam; dreiteilig mitmündlicher und praktischerPrüfung in den USA an Patien-ten) mit Patienten umzugehen.Nur bei Mangel in bestimmtenFachdisziplinen oder in abgele-genen Gegenden werden Aus-nahmen gemacht. Hat man alsausländischer Facharzt das

Amerikanische Staatsexamenbestanden und ist Inhabereines gültigen ECFMG-Zertifi-kates, kann man eine limitierteLizenz für eine bestimmte Uni-versität/Institution erhalten,die einen berechtigt, allePatienten zu sehen. Allerdingsist es nicht möglich, in einePrivatpraxis einzusteigen.Dafür muss bisher die Fach-arztausbildung in USA voll-ständig absolviert werden, da

nur dann die Möglichkeitbesteht, an der OrthopaedicBoard Prüfung teilzunehmen.Dies kann sich in den nächstenJahren eventuell ändern.

Die Ausbildung ist in jedemStadium anstrengend, aber –natürlich abhängig von derInstitution – sehr gut undumfassend. Hier hängt eben-

falls viel vom eigenen Engage-ment ab, dann werden einemallerdings viele Möglichkeitengeboten. Weiterhin wird durchdie enge Bindung der Assis-tenzärzte an die Klinik einehohe Identifikation mit demKrankenhaus erreicht. Fortbil-dungen, Festivitäten, Sportak-tivitäten des Krankenhauseswerden mit den Familien derMitarbeiter durchgeführt undsteigern die corporate identity.

Physician Assistants unterstützen den Arzt in der täg-lichen klinischen und operativen Tätigkeit und dürfenauch in Vertretung des Arztes in einem gewissen vorgegebenen Rahmen medizinische Anordnungentreffen. Im Einzelnen können sie folgende Aufgabenwahrnehmen:

� Sprechstundenassistenz

� OP-Assistenz

� Patientenvorbereitung und Aufklärung von Patienten

� Visiten

� Unterstützung im Bereich der Organisation

� Dokumentation

� Studienassistenz

Das letzte Jahr ist das chief resident Jahr und beinhaltet

im Wesentlichen Supervision der jüngeren Assistenten auf

Station und vor allem im Operationssaal sowie die

Durchführung von Operationen schwieriger Fälle.

Physician Assistants helfen,

Prozessabläufe zu verbessern

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Dr. med. Frank Horst

Nach dem Studium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn warder Autor im Rahmen eines Stipendiums der Konrad-Adenauer-Stiftung Vier-jahres-Medizinstudent und Intern an der University of Maryland at Baltimore imR. Adams Cowley Shock Trauma Center, an der University of Medicine and Dentistry in Newark, New Jersey und an der University of Southern California,Los Angeles zwischen 1992–1993. Er ist Halter des permanenten ECFMG-Zerti-fikates und hat von 2001–2002 ein offizielles klinisches Fellowship in Foot andAnkle Surgery an der Duke University unter Prof. Dr. J. A. Nunley absolviert. In derFolge wurden ihm Stellen als Assistant Professor an der University of SouthernAlabama Mobile und an der Duke University angeboten.

Kontakt:Dr. med. Frank Horst Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Traumatologie amSt. Josef-Stift Sendenhorst Orthopädisches ZentrumNordwestdeutsches RheumazentrumWesttor 7D-48324 SendenhorstE-Mail: [email protected]

Entlastung durch PhysicianAssistants

In Bezug auf die Aufgabenver-teilung und Prozessabläufe imOperationssaal beziehungs-weise in der Ambulanz gibt eseine wesentliche Entlastungder Attendings in den USAdurch so genannte PhysicianAssistants. Letztere sind demDepartmentleiter oder Chef-arzt direkt unterstellt, unter-stützen ihn in der täglichenklinischen und operativen Tä-tigkeit und dürfen auch in Ver-tretung des Arztes in einemgewissen vorgegebenen Rah-men medizinische Anordnun-gen treffen.

In den amerikanischen Klinikensind die Residents der Abtei-lung zugeordnet und rotierenzu den einzelnen Department-leitern für eine bestimmte Zeitihrer Ausbildung. Die Fellowssind für ein (selten zwei) Jahr(e)einem bestimmten Depart-mentleiter zugeordnet, unter-stützen ihn bei seiner tägli-chen klinischen und operativenTätigkeit und werden dabei inder jeweiligen Subspezialisie-rung ausgebildet. Insofernexistiert dort nicht das hiesigeSystem mit Oberärzten und

erfahrenen Fachärzten, dieeinen Teil der Workload desChefarztes in seinem Sinne mitübernehmen, nicht. Der Physician Assistant in denUSA absolviert eine zweijäh-rige Ausbildung, zunächst inder Vorklinik für ein Jahr, dannein Jahr in der Klinik mitAmbulanztätigkeit mit medizi-nischer und chirurgischer Sub-

spezialisierung. In der Folgewird der Physician Assistantvon dem jeweiligen Arzt ange-stellt und für Sprechstunden-assistenz, OP-Assistenz, Unter-stützung im Bereich der Orga-nisation, Visiten und Doku-mentation eingesetzt. WeitereBetätigungsfelder der interde-pendentarbeitenden PhysicianAssistants sind Studienas-sistenz und Aufklärung vonPatienten.

Ich glaube, dass sich auf Dauerein solcher Berufszweig inDeutschland auch realisierenlässt. Dabei darf die Ausbildungder Assistenzärzte nicht leiden.Hier sehe ich eher eine Chance,dass die Facharztausbildungnoch konsequenter auf dasWesentliche ausgerichtet undvertieft werden kann, ohnedass der Assistenzarzt vielfäl-

tige, nicht ärztliche und zumTeil sehr aufwendige Tätigkei-ten erfüllen muss, die dann zuunnötigen Überstunden führen.

Es ist daher durchaus denkbar,dass Physician Assistants inDeutschland, insbesondere ingroßen Kliniken, eine sinnvolleErgänzung für das therapeuti-sche Team darstellen. Dabeiwären die Erwartungen ähnlichwie in den USA im Bereich der

Assistenz im Operationssaal, inder Patientenvorbereitung undAufklärung, in der Sprechstun-denassistenz, in der Ablaufor-ganisation sowie in der Beteili-gung an evidenzbasierten Stu-dien. Hier würden sich insbe-sondere für die einzelnenAbteilungen dann auch Frei-heitsgrade ergeben, die derBehandlung der Patienten und

auch der Ausbildung der Assis-tenten zugutekommen würden.Die Entscheidung über dieEinstellung und die Aufgabeneines Physician Assistants inder einzelnen Abteilung solltein enger Kooperation zwischenChefarzt und Verwaltung imHinblick auf zukünftige Ent-wicklungen im Gesundheits-system und auf die optimaleVersorgung der Patienten ge-troffen werden. �

Der Physician Assistant in den USA absolviert eine

zweijährige Ausbildung, zunächst in der Vorklinik für ein Jahr,

dann ein Jahr in der Klinik mit Ambulanztätigkeit mit

medizinischer und chirurgischer Subspezialisierung.

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Brauchen wir weitere Speziala

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>> Neue Spezialausbildungen für das OP-Personal werden nicht gebraucht.

Gebraucht wird die Weiterentwicklung der vorhandenen Weiterbildungs-

strukturen! << Das sagt der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und

Funktionsdienste e. V., Klaus Notz, und bedauert das „Qualifizierungswirrwar“ in der OP-Pflege.

Leider habe der Mangel an weitergebildetem OP-Personal zu einer Spezialisierungsoffensive geführt,

die den Pflegeberufen nicht gut tut. Vorhandenen Pflegekräften müssten lediglich – wie jüngst vom

Sachverständigenrat gefordert – mehr Kompetenzen zugestanden werden.

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usbildungen für OP-Personal?Klaus Notz, Vorsitzender der DGF e. V.

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I m Prinzip hat sich in denletzten 30 Jahren inDeutschland in der Pflege

eine Struktur der Qualifizie-rung für Aufgaben und Tätig-keiten in Fachbereichen entwi-ckelt, die für jeden transparentund nachvollziehbar sind.

Selbst im Tarifrecht wurde diepflegerische Weiterbildung fi-nanziell beim Gehalt berück-sichtigt. Maßgabe für dieAnerkennung von Weiterbil-dungsgängen durch die Deut-sche Krankenhausgesellschaft(DKG) war und ist die Einhal-

tung vorgegebener Musterord-nungen für eine landesrechtli-che Regelung der Weiterbil-dung. Die DKG veröffentlichteMusterregelungen für die In-tensivpflege und Anästhesie,Operations- und Endoskopie-dienst, Psychiatrie, Rehabilita-tion, Nephrologie und Onkologie.Wesentliche Merkmale dieserRegelungen sind die genaueBenennung des Aufgabenge-bietes mit Ziel der Weiterbil-dung, die Anerkennung derPflegekräfte, die Anforderungenan die Anerkennung der Weiter-bildungsstätten, die Beschreibungdes Weiterbildungslehrgangs mitTeilnahmevoraussetzung, Form,Dauer und Gliederung, Lehrfä-cher und Übungsbereiche. Fer-ner sind Unterbrechungen derWeiterbildung, die Prüfung mitErmittlung der Prüfungsergeb-nisse und Wiederholung ge-regelt.Die DKG-Regelungen sind in vie-len Bundesländern, teilweise mitgeringen Abweichungen, in lan-desrechtliche Regelungen oderGesetze übernommen worden.Ein System der Weiterbildungfür Pflegekräfte, das sich überdie Jahre am Bildungs- undQualifizierungsbedarf der Kli-

niken orientiert entwickelt hatund den Kliniken exzellent ausgebildetes Personal für die verschiedensten Versorgungs-bereiche zur Verfügung stellt.

Zu wenig weitergebildetes Personal . . .

Soweit scheint alles in Ordnung.Junge Menschen entscheidensich für den Pflegeberuf, lernendie vielseitigen Facetten desBerufs während der Ausbildungkennen, und ein Teil entscheidetsich nach der Ausbildung, eineWeiterbildung zu besuchen. Undgenau hier liegt das Problem. DieEntscheidung, eine Weiterbil-dung zu besuchen, wurde von zuwenigen Pflegekräften wahrge-nommen, da teilweise die Rah-menbedingungen nicht stimm-ten oder die Möglichkeit beimArbeitgeber nicht vorhanden war.Die Medizin und die Kliniken ent-wickelten sich weiter, paralleldazu entstand ein schleichenderRückgang der Absolventen vonWeiterbildungslehrgängen. Verstärkt wurde diese Tendenzdurch Einsparungen im Bereichder Weiterbildungen in vielenKliniken. Langsam entstand einMangel an qualifiziertem Perso-nal in den Funktionsbereichen,insbesondere im OP. Hier ent-standen, aus der Not geboren,neue grundständige Bildungsan-gebote für die Ausbildung im OP;das Berufsbild der Operations-technischen Assistenten (OTA)war geboren. Ein Erfolgsmodellfür den OP war und ist die OTA-Ausbildung, wie sich rückbli-ckend nach über zehn JahrenOTA-Ausbildung zeigt. Ein Bil-dungsangebot, das für die Tätig-keit im OP qualifiziert, mit ver-gleichbarer Handlungskompe-tenz zur FachkrankenschwesterOP-Dienst. �

>> Ein babylonisches Gewirr von Qualifi-kationen scheint zu entstehen, da nach wievor Bedarf an Personal im OP besteht . . . <<

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PFLEGEBILDUNG – OFFENSIV

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. . . zu viele Qualifikationen entstehen

Neben diesen zwei Qualifika-tionen sind weitere tätigkeits-orientierte Qualifikationen ge-schaffen worden bis zum Physi-cian Assistent (Arzthelfer), derseine Qualifikation an der Hoch-schule erwirbt. Ein babyloni-sches Gewirr von Qualifikationenscheint zu entstehen, da nachwie vor Bedarf an Personal imOP besteht und zudem weitereTätigkeiten auf das vorhandeneOP-Personal aus dem ärztli-chen Bereich übertragen werdensollen. Dies ist keinesfalls zielfüh-rend für die Mitarbeiter bei derOrientierung für die Karriere-planung, noch für die Kliniken,die qualifiziertes Personal fürdie Funktionsbereiche benötigen.

Es ist zudem nicht förderlichfür die Profession Pflege, wennimmer weitere Kompetenzbe-reiche in neue Berufsbilder aus-gelagert werden. Es fehlt dannan den vielseitigen Aufstiegs-möglichkeiten, die einen Beruferst attraktiv machen. Diesfehlt gleichermaßen aber auchden neu geschaffenen Berufs-bildern.Als Deutsche Gesellschaft fürFachkrankenpflege und Funkti-onsdienste setzen wir unsdaher für eine klar strukturierteAus- und Weiterbildung für diePflegeberufe ein. Wir forderndie Klinikträger auf, sich anden bewährten Strukturen derpflegerischen Aus- und Wei-terbildung weiterhin aktiv zubeteiligen und deren Weiter-entwicklung zu fördern.

Grundlage für diese Weiterent-wicklung kann das Bildungs-konzept des Deutschen Bil-dungsrates für Pflegeberufebilden (http://www.ads-pflege.de/uploads/114.pdf). Hier gibtes die Möglichkeiten der fach-und funktionsbezogenen Weiter-bildung im sekundären als auchim tertiären Bildungssystem.

Die Inhalte lassen sich an dieAnforderungen der Kliniken andie Qualifikation im Rahmendes modularisierten Aufbausbestens abstimmen. Zudemwird die Vergleichbarkeit derQualifikation erhalten. Daslangjährig entwickelte Weiter-bildungssystem der Pflegeberufewird weitergeführt.

Lebe

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Abschluss: Sekundarstufe I

Pflegeberufliche Bildung im sekundären Bildungssystem Pflegeberufliche Bildung im tertiären Bildungssystem

Fachbezogene Weiterbildungsmodule mit Abschluss

Funktionsbezogene Weiterbildungsmodule mit Abschluss

Master

„Höhere Berufsfachschulen”GESUNDHEIT UND PFLEGEBerufsqualifizierung mit Berufszulassung: Gesundheit und Pflege

Zweijährige BFSGESUNDHEIT/PFLEGEmit beruflichem Abschluss:ASSISTENT/IN PFLEGE

Realschule, Gymnasium, Gesamtschule, Berufliche Schulen,Hauptschule mit qualifiziertemAbschluss

Abschluss: Sekundarstufe II

Gymnasium, Fachoberschule, Gesamtschule, Berufliche Schule

HochschulenBACHELOR IN NURSINGBerufsqualifizierung mitBerufszulassung: Gesundheit und Pflege

HochschulenBACHELOR IN EDUCATIONBildung | Beratung

Weiter-bildungs-Master

MASTER IN EDUCATIONLehramt an beruflichenSchulen – FachrichtungGesundheit/Pflege

konsekutiv konsekutiv

Promotion

Quelle: Deutscher Bildungsrat für Pflegeberufe, 2006

Modularisierte Weiterbildungen

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http://www.ads-pflege.de/uploads/114.pdf

Page 21: Titel 01 08 - B. Braun Melsungen€¦ · die Neuordnung der fachlichen Kompetenzen geführt wird? Es sind wohl in erster Linie die Gebote der Ökonomie (das Krankenhaus im Wettbewerb),

Klaus Notz, BBA

Vorsitzender der Deutschen Gesell-schaft für Fachkrankenpflege undFunktionsdienste e. V., Leiter der Bil-dungseinrichtungen der KreisklinikenReutlingen GmbH

Kontakt: Klaus NotzE-Mail: [email protected]

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Handlungskompetenzen, diesich durch die aktuellen Quali-fizierungen nicht regeln lassen,sind die eigenständige Über-nahme von ärztlichen Tätigkeitendurch Fachpflegekräfte. Diesist eine besondere Problematikim Gesundheitswesen inDeutschland, entstanden durchdas Medizinmonopol der Ärzte.Das kürzlich erschienene Gut-achten des Sachverständigen-rates zur Begutachtung derEntwicklung im Gesundheits-wesen mit dem Titel „Koopera-tion und Verantwortung –Voraussetzung einer zielorien-tierten Gesundheitsversorgung“hat sich unter anderem auchmit dem Thema „Entwicklungder Zusammenarbeit der Ge-sundheitsberufe als Beitrag zueiner effizienten und effekti-ven Gesundheitsversorgung“ be-fasst. Im Ergebnis sind folgendeEmpfehlungen festgeschrie-ben:

Es soll eine Modellklausel zurstärkeren Einbeziehung nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe ge-ben.

Tätigkeiten, die das Versor-gungssystem bisher unzurei-chend abdeckt, sollen aufnicht-ärztliche Gesundheitsbe-rufe übertragen werden.

Eine größere Handlungsauto-nomie der nicht–ärztlichen Be-rufe wird angestrebt.

Poolkompetenzen für Tätig-keiten, die von mehreren Be-rufsgruppen ausgeführt werdenkönnen.

Profilierung der Ausbildungaller Gesundheitsberufe alskommende Aufgabe der Medi-zinischen Fakultäten.

Zusammenfassend kann gesagtwerden: Neue Spezialausbil-dungen für das OP-Personalwerden nicht gebraucht. Ge-braucht wird die Weiterent-wicklung der vorhandenenWeiterbildungsstrukturen.

Diese bieten genügend Ent-wicklungspotenzial, um den

Anforderungen an Handlungs-kompetenzen im OP und sons-tigen Funktionsbereichen undTätigkeitsschwerpunkten indeutschen Kliniken gerechtwerden zu können. Es sindkeine neuen Berufsbilder not-wendig, es muss den vorhande-nen Pflegekräften ermöglichtwerden, sich stärker in Be-handlung und Therapie einbrin-gen zu können. Hierzu solltenden Empfehlungen des Sach-verständigenrates Taten derVerantwortlichen in der Ge-sundheitspolitik folgen. DiePflegekräfte sind bereit, mehrVerantwortung zu übernehmenund sich auch hierfür über diebewährten Strukturen zu qua-lifizieren bzw. neue Qualifizie-rungswege, so wie es der Deut-sche Bildungsrat für Pflegebe-rufe vorschlägt, im sekundärenals auch im tertiären Bildungs-bereich zu betreten. �

termine AUSSTELLUNGEN KONGRESSE TAGUNGEN WORKSHOPS FORTBILDUNGEN SEHEN WIR UNS?

13.02.2008 Osnabrück29. Chirurgisches Kolloquium, Tumoren der Nebenniere

17.-20.02.2008 Innsbruck5. Gemeinsame Jahrestagung der Dt., Oesterr. und Schw. Gesellschaft für Thorax, Herz- u. Gefäßchirurgie

20.-22.02.2008 Bremen18. Symposium Intensivmedizin &Intensivpflege

21.-22.02.2008 MagdeburgEndoskopische Chirurgie der Leistenhernie

22.-23.02.2008 Bielefeld15. Ostwestfälisches Gefäßsymposium

22.-23.02.2008 BonnBonner Orthopädie- und Unfalltage

22.-23.02.2008 MünsterEndoprothetik Forum Münster

28.-29.02.2008 Hamburg15. Norddeutsche Gefäßchirurgentage

28.02.- Mannheim01.03.2008 38. Kongress der Deutschen Gesell-

schaft für Endoskopie und Bild-gebende Verfahren e. V.

28.02.- Linz01.03.2008 CAMIC – Dreiländertreffen der

Arbeitsgemeinschaften für minimal-invasive Chirurgie

29.02.- Nürnberg02.03.2008 10. Bundeskongress der Nieder-

gelassenen Chirurgen

29.02.- Köln01.03.2008 Unfallsymposium

01.03.2008 Hannover10. Hannoversches Notfallsymposium

02.03.- Going, Österreich09.03.2008 International Vascular

Workshop XXVIII

07.-08.03.2008 München34. Deutscher Koloproktologen Kongress

27.-29.03.2008 MannheimDGK 2008 – 74. Jahrestagung der Dt. Gesellschaft f. Kardiologie

28.-29.03.2008 Oberwiesenthal9. Chirurgisches Erzgebirgssymposium

Bei Fragen zu den Ausstellungen, Workshops und Fortbildungsveranstaltungen sowie bzgl. der Anmeldung wenden Sie sich bitte anUlrike Winston, Telefon: 074 61 - 9115 - 6 23

Auszug der Veranstaltungen, an denen

Aesculap und die BBD-Aesculap teilnehmen.

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Alice Hampel gründete die „Medical School

academia chirurgica Medizinisch-operative Aus- und Wei-

terbildung“ in Düsseldorf, die erste private Akademie für die

Aus- und Weiterbildung Chirurgisch-Technischer Assistenten,

Operations-Technischer Assistenten und Anästhesie-Technischer

Assistenten. Gründe dafür waren u. a., dass der chirurgische

Nachwuchs fehlt, die chirurgischen Abteilungen unter vielen

arztfremden Tätigkeiten leiden und viele Tätigkeiten auf nicht-

ärztliche Mitarbeiter übertragen werden können. Wir sprachen mit

Frau Hampel über ihr einzigartiges Angebot.

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Frau Hampel, es gibt den Satz:„Nichts ist beständiger als derWandel.“ Wie interpretieren Siediese Aussage für Ihre MedicalSchool academia chirurgicaDüsseldorf?Hampel: Gerade dieser ständigeWandel im Gesundheitswesen,dem wir ja alle unterliegen, istder Anlass für die Aus- undWeiterbildung zum Chirurgisch-Technischen Assistenten sowiefür die Gründung der MedicalSchool academia chirurgica.Der oben zitierte Satz ist zwarnicht neu, aber in Bezug auf dieOrganisation der Krankenhäu-ser, speziell auf die OP-Organi-sation, alles andere als trivial.Veränderten Anforderungen undRahmenbedingungen begegnetdie Medical School academiachirurgica mit neuen Ausbil-dungsberufen und Weiterbil-dungen. Unser common-trunkKonzept berücksichtigt nichtnur die neuen Organisations-formen, sondern auch derensoziale Wirkungen. Vor allem die

übergreifenden Abläufe und dieDezentralisierung von Aufgaben,Verantwortung und Kompetenzenwerden durch die gemeinsameGrundausbildung zu einer Inte-gration von dispositiven undausführenden Tätigkeiten führen.Unsere Ausgebildeten werdenselbstverständlich über dieseneue Ganzheitlichkeit verfügen.

Besteht eine berechtigte Angstvor dem Untergang der OP-Weiterbildung?Hampel: Meines Erachtens sindirrationale Ängste wegen einerAufgabe der OP-Fachweiterbil-dung nicht berechtigt – auchunsere Medical School acade-mia chirurgica würde dieseWeiterbildung bei entsprechen-der Nachfrage übernehmen.Auf lange Sicht dürfte wahr-scheinlich deutlich werden,dass sich immer mehr Kranken-häuser für den Einsatz vonCTAs, OTAs und ATAs mit ihrerspeziellen dreijährigen Berufs-ausbildung entschließen.

Zählen aus Ihrer Sicht primärökonomische Überlegungen beider konventionellen Ausbil-dung?Hampel: Gerade ökonomischeErwägungen sprechen für diedirekte Ausbildung zum CTA,ATA und OTA in drei Jahren.Diesen drei Jahren stehen beider konventionellen Ausbildungfünf Jahre gegenüber. Nämlichdrei Jahre Gesundheits- undKrankenpflegeausbildung und zu-sätzlich zwei Jahre Fachweiter-bildung.

Können Menschen ohne Kran-kenpflegeausbildung überhauptden emotionalen Zugang zuihren Aufgaben entwickeln?Hampel: Eine überdurchschnitt-liche Bereitschaft, sich beruflichhilfebedürftigen Menschen auchemotional zuzuwenden, belegtbereits jeder Entschluss zu einereinschlägigen Berufsausbildung.Für eine Konkretisierung dieserBereitschaft bieten sich währendder dreijährigen Ausbildung imTeam nicht weniger Gelegen-heiten als für konventionellesPflegepersonal während derFachweiterbildung. Unser Aus-bildungsplan sieht 100 StundenPsychologie vor, in denen dieAuszubildenden unter anderemin ihrer Wahrnehmung sensibi-lisiert werden. Selbstverständ-lich steht ihnen während dieserZeit ein Coach zur Seite.

Aus berufspolitischer Sichtstellen sich für viele KritikerFragen zum generellen Einsatzvon neuen Assistenzberufen.Inwieweit können nicht-ärztlicheHeilungsberufe in Versorgungs-konzepte einbezogen werden?Beziehen sich die delegierbaren

Aufgaben ausschließlich aufden OP-Bereich? Hampel: Seit Langem habennicht-ärztliche Heilberufe ihreKompetenz in Versorgungskon-zepten erfolgreich unter Beweisgestellt – als Krankenschwes-tern und -pfleger, als OTA, Mas-seure, Physiotherapeuten, Heil-praktiker, Seelsorger, Sozialarbei-ter, Psychotherapeuten oder Ret-tungssanitäter.

Wo trennen sich die Kompe-tenzen in delegierbare undnicht-delegierbare Aufgaben?Hampel: Dem Arztvorbehaltunterliegen körperliche Unter-suchung, Diagnose- und Indika-tionsstellung, Therapieplanung,Indikation, Auswahl von Medi-kamenten, Operationsführung,Behebung von Komplikationen,Bluttransfusionen, Frakturrepo-sition, Röntgendurchleuchtung,Operationsführung und Opera-tionsbericht. Diese sind nichtdelegierbar. Die Trennungslinieist durch unsere Gesetzgebungvorgezeichnet und steht für unsaußerhalb jeder Diskussion.

Beziehen sich die delegierbarenAufgaben ausschließlich aufden OP-Bereich?Hampel: Die obige Aufzählungverschiedener Berufe zeigt deut-lich, dass die Übernahme dele-gierbarer Aufgaben auch außer-halb des OP-Bereiches seit Jahr-zehnten Bestandteil unseres Ge-sundheitssystem ist.

Können deutschlandweit nötigePraktika absolviert werden oderkooperieren Sie mit definier-ten Kliniken?Hampel: In Absprache mit denjeweiligen Krankenhäusern und

Chirurgische Assistenz im OP –ein Feld für das Pflegepersonal

?

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mit den Auszubildenden wirddas Absolvieren der Praktika inDeutschland und dem benach-barten Ausland, aber auch inden USA und in Süd-Amerikaarrangiert.

Wie lösen Sie bei den prakti-schen Einsätzen die Haftungs-frage?Hampel: Im Kooperationsvertrag,der zwischen den Lehrkranken-häusern und der Medical Schoolacademia chirurgica geschlossenwurde, ist ausdrücklich vermerkt,dass die CTA-Auszubildenden„unter chirurgisch-fachärztlicherAufsicht stehen“.

Worin unterscheidet sich IhrAusbildungskonzept beispiels-weise vom MBA-Studium derSteinbeis-Universität in Berlin?Hampel: Prinzipiell durch dieZugangsvoraussetzung sowiedurch konzeptionelle und öko-nomische Überlegungen. DerPraxisanteil unseres Ausbil-dungskonzeptes beträgt 62Prozent, der der Steinbeis-Uni-versität 39 Prozent. Die Haupt-fächer wie Chirurgie, Anatomie,Berufsfachkunde und Appara-tekunde werden bei uns mitmindestens der dreifachenStundenzahl unterrichtet. Wirbilden ausschließlich Abituri-enten zu der Übernahme vondelegierbaren Assistenztätig-keiten aus, ohne den Anspruchauf eventuellen „Unterarztstatus“erheben zu wollen.

Das „Zuarbeiten“ und die Über-nahme von technischen Assis-tenzarbeiten im OP, auf derStation und in der Ambulanzfür die Chirurgen stehen imZentrum unserer Ausbildung.

Können die Abgänger IhrerSchule in allen deutschen Kliniken tätig werden?Hampel: Vom Ausbildungsspek-trum her erfüllen unsere Ab-gänger die Erwartungen allerKrankenhäuser bis hin zu Uni-versitätskliniken. In vielen Fällenübernehmen die Lehrkranken-häuser unsere Absolventen direktnach dem Abschluss. In anderenFällen treten die Krankenhäuser

an uns heran, oder die Absol-venten werden selbst aktiv. Obdabei alle deutschen Kliniken inFrage kommen, entzieht sichmeiner Kenntnis. Mir stehtdarüber auch kein Urteil zu.Jedes Krankenhaus entscheidetfür sich.

Wie sieht der Lehrplan imDetail aus und wie lange dauertdie Ausbildung?Hampel: Die Ausbildung „CTA“gliedert sich in 1 600 StundenTheorie und etwa 3100 Stun-den Praxis. Neben einem sie-benwöchigen Basispraktikumgibt es mehrwöchige Praxisein-sätze unter anderem in der All-gemein- und Viszeralchirurgie,Traumatologie/Orthopädie undChirurgischen Pflegestation.

Theoretischer Unterricht findet inunterschiedlichen chirurgischenFachgebieten statt sowie unteranderem in OP-Management undmedizinischem Controlling, Be-rufsfachkunde, allgemeiner undspezieller Operationsassistenz,Hygiene und Mikrobiologie, Ge-räte- und Instrumentenkunde,Anatomie und topografischeAnatomie sowie Physiologie.

Ist es richtig, dass es durchdiese Form der Spezialisierungzur Minimierung von Schnitt-stellen kommt? Gibt es auchHürden, die dabei zu über-winden sind?Hampel: In der Medical Schoolacademia chirurgica werden diedrei Ausbildungsberufe ATA, CTAund OTA überwiegend gemein-sam ausgebildet und somit dieSchnittstellenentstehung wei-testgehend vermieden. EngenEntscheidungs- und Handlungs-spielräumen, die sich meistnegativ auf die Mitarbeitermo-tivation auswirken, wird so effi-zient vorgebeugt. Ebenso ent-stehen keine Koordinationspro-bleme bei zunehmender Breiteund Komplexizität eines OP-Programms. Fortschrittliche Lehr-krankenhäuser bilden alle dreiBerufsgruppen gleichzeitig ausund sind begeistert über derenintegrierende Sichtweise. Diehöchsten Hürden sind die „Ab-

teilungsmauern“, da die funkti-onsbereichsübergreifenden Leis-tungs- und Innovationspro-zesse häufig nur schwer inGang zu setzen sind.

Organisation bedeutet abge-leitet aus dem griechischenWort „organon“ – „Werkzeug“.Wie sehen Sie die Nutzbar-machung dieses Werkzeugsfür die Zukunft in den medi-zinischen Weiterbildungsbe-rufen?Hampel: Die Organisation istzweifelsohne ein Mittel, um einKrankenhaus, ein Unternehmen,effektiv und effizient in dieZukunft zu führen. Sie ist einInstrument der vorausschauen-den Unternehmensführung. Aneinem Beispiel möchte ich dies erläutern: Der Einsatz von Chirurgisch-Technischen Assis-tenten entlastet den chirurgi-schen Nachwuchs von dele-gierbaren Aufgaben. Die Chi-rurgen können sich auf ihreärztliche Tätigkeit konzentrie-ren und die ärztliche Aus- undWeiterbildung wieder aufhöherem und höchstem Quali-tätsanspruch positionieren.Denn „Medical act“ verlangtnicht grundsätzlich den Arztfür Diagnose und Therapie, dieDefinition ärztlichen Handelnswurde immer den jeweiligen so-zialen und ökonomischen Rah-menbedingungen angepasst. DieHistorie weist mannigfaltigeBeispiele auf.

In diesem Jahr sollen die ärztli-chen Gehälter in den Kranken-häusern bis zu zehn Prozentsteigen. Es sollte nicht ständigdas neue Berufsbild „CTA“ dis-kutiert werden, sondern die inder nahen Zukunft zu erwar-tenden Engpässe planerischlängst durch den Einsatz vonCTAs kompensiert worden sein.Traditionsreiche, pflegerischeWeiterbildungen sollten häufi-ger „entstaubt“ werden, umdem aktuellen Alltagsbedarfhinsichtlich Kompetenz undÖkonomie zu genügen.Anhand des Marktbezugs einesAus- und Weiterbildungsberu-fes und der Prognose künftigerProzesse ist eine bestehendeAus- und Weiterbildung zubewerten. Nie wurde es geradeder Pflege leichter gemacht,sich den künftigen Entwicklun-gen anzupassen, da laut Koali-tionsvertrag „nicht-ärztlicheHeilberufe in Versorgungskon-zepte einbezogen werden“ sol-len.

Insofern eröffnet das Werkzeug„Organisation“ neue gedankli-che Horizonte, deren Nutzen inZeiten struktureller Wandlun-gen gar nicht hoch genug ein-geschätzt werden können.

Sehr geehrte Frau Hampel, wirbedanken uns für dieses Ge-spräch. �

Alice Hampel mit Absolvent/innen ihrer Akademie

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Ein Bericht von Uwe Lausten-Axmann

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Personalentwicklung im OPDie richtigen Weichen stellen

Der Zentral-OP bekam sein OP-Management, die sogenannte „Pflege“ bekam ihre OTAs

oder ATAs, dann wurden noch Zusatzqualifikationen in der Anästhesie oder im Operati-

onsdienst angeboten. Mit der Einführung des CTA sind jetzt die Ärzte dran. Es wird eine

zusätzliche Berufsgruppe im OP-Bereich etabliert, und jeder, der sich mit dem CTA

beschäftigt, interpretiert ihn anders. Die Verwaltung möchte die Kosten senken, die

Ärzteschaft sieht einerseits den Facharztstandard gefährdet oder andererseits eine

Entlastung in seinem Tätigkeitsspektrum. Das OP-Personal steht der Ärzteschaft auch

nicht nach. Ein Teil sieht sich in seiner beruflichen Entwicklung behindert, ein

anderer Teil des Personals lehnt die ärztlichen Tätigkeiten strikt ab. Aus diesem

Durcheinander ist eine grundsätzliche Diskussion über die Personalentwicklung im

OP-Bereich anzustellen.

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Verantwortlichkeiten und Tätig-keiten zufallen.

Die Weichen, die jetzt in derPersonalentwicklung für denOP-Bereich gestellt werden,haben für die jetzigen Mitar-beiter große Konsequenzenauf ihre Arbeit, aber dieStrukturen müssen sichändern.

zu 1:Mit der heutigen Zuständigkeitder PDL für das Pflegepersonalim OP wurden Probleme sichtbar,die uns seit einigen Jahren alsProblem im Weg stehen – dasZurückziehen in unsere Berufs-gruppe „Krankenpflege“. Wir las-

Welchen Anforderungenmuss man Rechnung tragen?

Die eingangs beschriebene Dis-kussion um die Übernahme be-rufsfremder Tätigkeiten soll ineinigen Thesen zum Thema Per-sonalentwicklung im OP aufge-arbeitet werden:

1.Die Pflegedienstleitung istfür das „Pflegepersonal“ im OPnicht mehr zuständig. Dies wirdvom OP-Manager übernom-men.

2.Die Berufsgruppen Fach-krankenpfleger für Anästhesieund Operationsdienst, die OTA,ATA und CTA bilden eineBerufsgruppe.

3.Aus Punkt zwei resultierteine grundständige Ausbildungfür die unter 2. genanntenBerufe.

4.Qualifizierte Fortbildung desFachpersonals im OP.

5.Schluss mit der Operations-assistenz durch Assistenzärzte,wenn sie nicht der Ausbildungdient.

6.Mit der pharmakologischenund technischen Weiterentwick-lung in der Anästhesie könntendem Anästhesisten noch andere

sen uns von den Pflege-Funk-tionären (Ideologen) vor denKarren spannen. Wir sind ärztli-ches Hilfspersonal (Assistenz-personal) – basta –, und damitmüssen wir uns abgeben und esals Chance nutzen, endlich dieTeamarbeit herbeizuführen, diewir im Krankenhaus brauchen. Viele Leitungen, für den OPtrifft es zu, verderben den Brei.Da gibt es die OP-Leitung unddie Pflegedienstleitung, die vie-len Chef- und leitenden Abtei-lungsärzte und die OP-Koordi-natoren und/oder -Manager. DieVerantwortlichkeit muss auf denOP-Manager fokussiert werden.Er ist auch verantwortlich für dasPersonal der OP-Abteilung. �

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Was ist zu tun?

� Für die Etablierung eines OP-Managers, der derGeschäftsführung unterstellt ist, bedeutet es auch, für dasPersonal im OP als Vorgesetzter zuständig zu sein.

� Die CTA neben dem klassischen OP-Personal zu etablie-ren, ist abzulehnen, weil ein Großteil dieser Tätigkeitenvom OP-Personal schon erledigt wird oder erledigt werdenkönnte.

� Das Fachpersonal im OP muss hochwertig fortgebildetwerden, was nicht bedeutet, dass es alles können muss,aber seine Fähigkeiten sollten ausgenutzt werden.

� Der Einsatz von Assistenzärzten im OP sollte primär derFort- und Weiterbildung dienen.

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Pflege im OP

OP-Manager

OP-Experte

Personalen

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Vielmehr ist die Personalentwicklung entscheidend dafür, wie

schlagkräftig eine OP-Abteilung ist und wird. Qualifiziertes

Personal für diese Tätigkeiten finden, halten und fördern, ist

die entscheidende Aufgabe des Managements.

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zu 2:Die Problematik der organisato-rischen und beruflichen Weiter-entwicklung kommt ins Sto-cken, wenn dieser Weg nichteingeschlagen wird. Was ist dasfür eine Zusammenarbeit, wenndie Berufsgruppen im OP der-zeit noch größtenteils durchgetrennte Leitungen und Räum-lichkeiten auseinander gehaltenwerden?

Die Kernkompetenz eines Zen-tral-OP sollte neben den Räum-lichkeiten und Gerätschaftendie Stellung des Fachpersonalssein. Hierzu zählen alle mitAusnahme des Operateurs.Die Einführung des CTA hat beieinigen Berufsverbänden Reak-tionen ausgelöst. So sieht dieDeutsche Gesellschaft für Un-fallchirurgie das Betätigungs-feld des CTA auch auf den Sta-tionen. Diese Vorstellung istgrundsätzlich abzulehnen, weil

das Betätigungsfeld des CTAnur im OP-Bereich sein sollte. Ebenfalls ist der Versuch abzu-lehnen, die Tätigkeit des CTAneben dem klassischen OP-Per-sonal zu etablieren, weil einGroßteil dieser Tätigkeiten vomOP-Personal schon erledigt wirdoder erledigt werden könnte. Ineinem Workshop zum CTA derDeutschen Gesellschaft für Chi-rurgie wurde diese Meinungunterstützt: „Die Einbeziehungnicht-ärztlicher Gesundheits-berufe in chirurgische Behand-lungsteams mit unterschiedli-chen Kompetenzlevels sollte alsChance für die einzelnen chi-rurgischen Fachgebiete gese-hen werden, mit dem Ziel einerProzessverbesserung, eigene Vor-schläge zu unterbreiten unddies nicht nur anderen zu über-lassen. Im Kern sollte auch fürdie klinische Tätigkeit das ak-zeptiert werden, was an Assis-tenzleistungen in der Praxis

und in der ambulanten Chirur-gie durch medizinische Fachan-gestellte längst gang und gäbeist. Der theoretische Überbausollte nicht überladen werden,eine akademische Ausbildungist dazu nicht erforderlich.“(Nicht-ärztliche Chirurgie-Assis-tenz durch Chirurgisch-Techni-sche Assistenten (CTA), Work-shop der DGCH zur Delegationärztlicher Aufgaben in der Chi-rurgie vom 27.11.2006 - http://www.dgch.de/dgch/aktuelles/CTA-Workshop/index.html)Mit der Einführung des CTA wer-den mehrere Fehler begangen:

� Die Integration der verschie-denen Berufsgruppen in der OP-Abteilung wird unterlaufen.� Diese Tätigkeit wird intellek-tuell überbewertet.� Die Chance zur strategischenEntwicklung einer Personal-Organisation in einer OP-Abtei-lung wird vertan.

Vielmehr ist die Personalent-wicklung entscheidend dafür,wie schlagkräftig eine OP-Ab-teilung ist und wird. Qualifizier-tes Personal für diese Tätigkei-ten finden, halten und fördern,ist die entscheidende Aufgabedes Managements.

zu 3:Diese Forderung nach einergrundständigen Ausbildung fürPersonal im OP-Bereich ist dereinzige Weg, die jetzigen Struk-turen zu durchbrechen. Perso-nal auszubilden, das später mitseinem Kenntnisstand an vielenOrten im OP qualifiziert arbei-ten kann, wird die jetzigenBedenkenträger eines Besserenbelehren. Die verschiedenen Ver-suche, die Ausbildung für dasFachpersonal im OP anzupas-sen, werden nicht konsequentumgesetzt. Alte Strukturen brem-sen die Entwicklung.Wie soll der Beruf heißen? Viel-

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leicht „Fachassistent für Anäs-thesie und Chirurgie“?

zu 4:Das derzeitige Fachpersonal istdurch die gewachsenen Struk-turen in seinem Bereich einge-grenzt. Ein Wechsel zwischen

Anästhesie-/OP-Dienst/CTAgibt es nur teilweise oder garnicht, weil . . .? – da gibt es vieleGründe, warum dies nicht funk-tioniert.

Die neue Zusammenarbeit/Team-arbeit im OP bedarf grundsätz-lich neuer Fortbildungskonzepte.Das heutige Fachpersonal imOP wird teilweise noch einigeJahrzehnte dort arbeiten – einneues Fortbildungskonzept fürdieses Personal muss her! DasFachpersonal im OP muss hoch-wertig fortgebildet werden, wasnicht bedeutet, dass es alleskönnen muss, aber seine Fähig-keiten sollten ausgenutzt wer-den! Diese Forderungen spre-chen nicht gegen eine Speziali-sierung, denn Spezialisierungist Professionalisierung!

zu 5:Facharztstandard – die Begriff-lichkeit für Qualität bei chirur-gischen Eingriffen. Aber wiewird man Facharzt in der Chi-rurgie? Häufig findet für denAssistenzarzt keine Ausbildungim OP statt. Die Arztausbildungmuss in die Diskussion kom-men, wenn sich das Umfeldauch ändert. Es werden immernoch in großem Umfang Opera-tionen durchgeführt, die zuviele Ärzte im OP binden.Obwohl außerhalb des OPs fürdiese Ärzte wichtige Arbeitenzu erledigen sind, stehen diesehäufig sinnlos in der 1. und 2.Assistenz.

zu 6:Vielleicht ist die Leistung desAnästhesisten auch eine Kern-kompetenz des Zentral-OP. Dann ist aber die Frage zu stel-len, wer ist der Vorgesetzte –fachlich wie organisatorisch.Nehmen wir an, der Anästhesist

erfüllt eine Kernkompetenz, wieunter Punkt 2 schon erläutert,dann gehört dieser auch zumTeam des Fachpersonals im OP,mit dem gemeinsamen Ziel, dieOperation mit dem Operateurzu bewältigen. Dies bedeutetauch, dass zusätzliche Tätig-keiten im OP-Saal von dem Anästhesisten erledigt werdenkönnten, z. B. die Dokumenta-tion. �

Das Fachpersonal im OP muss hochwertig

fortgebildet werden, was nicht bedeutet, dass es

alles können muss.

Uwe Lausten-Axmann Nach der ersten Ausbildung als Elektro-mechaniker machte er eine Umschulung,als Folge des Zivildienstes, zum Kranken-pfleger. Seit ca. 24 Jahren ist er in einerOperationsabteilung tätig mit folgendenFachbereichen: Unfallchirurgie, Orthopä-die, Allgemein- und Viszeralchirurgie undHand- und plastische ChirurgieZusatzqualifikation als Praxisanleiter undFachkrankenpfleger für den Operations-dienst.

Kontakt: Uwe Lausten-AxmannNordschleswigstr. 7545259 EssenE-Mail: [email protected]

www.diomedes.de

3. und 4. April 2008 in Berlin

plus7. Nationales DRG-Forum

„„

Am 1. Januar 2009 geht das Fallpauscha-lensystem in die Echtphase. Dann ist dieabfedernde Konvergenzphase vorbei,und der Wettbewerb entfaltet seinenächste Wirkstufe. Die Phase „Leistunglohnt sich“ soll beginnen.

Was bedeutet das alles für Sie?

Auf diese Frage werden wir auf unse-rem 7. Nationalen DRG-Forum plusAntworten suchen und finden. Wir laden Sie herzlich ein.

2009: Das DRG-System in der Echtphase

Ihre Anmeldung richten Sie bis spätestens25. März 2008 bitte an:

Bibliomed, Stadtwaldpark 10,

34212 Melsungen,

Tel.: (0 56 61) 71 16 28,

Fax: (0 56 61) 73 44 44,

E-Mail: [email protected]

www.bibliomed.de

Weitere Informationen zur Anmeldung und das vorläufige Programm finden Sie unter demButton „Bibliomed-Veranstaltungen“ unter:

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Welchen Stellenwert hat dieAusbildung der Außendienst-mitarbeiter bei Aesculap?Pitan: Aus- und Weiterbildunghaben bei Aesculap einen hohenStellenwert. Das Wissen unsererMitarbeiter trägt entscheidendzum Erfolg bei und ist Teil derUnternehmenskultur. Lebenslan-ges Lernen wird mehr und mehrzum Erfolgsgaranten von moder-nen Unternehmen. So ist es auchbei B. Braun Aesculap.

Was erwarten Ihre Kunden?Pitan: Vor allen Dingen kompe-tente Ansprechpartner. Ange-sichts des medizinischen Fort-schritts trägt der richtige Einsatzder Medizintechnik entschei-dend zum Gelingen einer Ope-ration bei.

Können Sie das näher erläu-tern?

Pitan: Ja gerne. Der technischeAspekt gewinnt zunehmend anGewicht. Durch den gezieltenEinsatz unserer Produkte wer-den Patienten schneller undeffektiver geheilt, was zumGewinn an Lebensqualität bei-trägt und von hoher gesell-schaftspolitischer Bedeutungist. Dadurch verlaufen die Hei-lungsprozesse schneller, wodurchdie Produktivität der Wirt-schaft positiv beeinflusst wird.

Gibt es für neue Vertriebs-mitarbeiter konkrete Ausbil-dungspläne?Pitan: Ja, bezogen auf die Auf-gabe und den Kenntnisstandder neuen Mitarbeiter gibt esindividuelle Ausbildungspläne.

Wie stellen Sie sicher, dassdie Trainingsinhalte verstan-den werden?

Pitan: Während der Ausbildungführen wir nach den einzelnenLerneinheiten Zwischentestsdurch mit dem Ziel, festzustel-len, ob die Inhalte verstandenwurden. Außerdem geben dieTests dem Trainer Informatio-nen darüber, ob er die Schu-lungsinhalte vermitteln konnte. Am Ende der Ausbildung findetein Abschlusstest statt – zumeinen in schriftlicher Form undzum anderen ein Praxistest. ImPraxistest hat der neue Mitar-beiter die Aufgabe, eine Pro-duktpräsentation zu halten.Dies soll sicherstellen, ob er inder Lage ist, das theoretischerlernte Wissen auch im Kun-dengespräch anzuwenden.

Gibt es eine Wissensdaten-bank?Pitan: Ja, wir haben eine inter-netbasierte Schulungsdaten-bank. Im Training-Center fin-den alle Mitarbeiter – nicht nurneue Kollegen – Informationenüber das Unternehmen B. Braunsowie Basiswissen über denEinsatz unserer Produkte unddie wichtigsten Prozesse imKrankenhaus. Außerdem ist in diesem Schulungstool eineAnatomieschulung enthalten,und zwar abgestimmt aufunsere Produkte.

Der Großteil der Lernplattformbeschäftigt sich mit dem Pro-duktwissen, der speziellen Ana-tomie sowie der Indikation derentsprechenden Produkte, der

OP-Techniken und des Servicerund um die Produkte.

Wie groß ist diese Wissens-datenbank?Pitan: Zurzeit sind rund 30000Seiten und 150 Filme in dieserWissensdatenbank eingestellt.Diese wird ständig ausgebaut, dawir jedes Jahr eine Vielzahl neuerProdukte entwickeln.

Wie werden langjährige Mit-arbeiter geschult?Pitan: Da das Wissen unse-rer Vertriebsmitarbeiter ständig aktuell sein muss, werdenregelmäßig Produktschulungendurchgeführt, aber auch Schu-lungen über die Veränderungenam Krankenhausmarkt und diedaraus resultierenden veränder-ten Bedürfnisse unserer Kun-den. Auch diese Schulungensind mit Tests hinterlegt, unddie Mitarbeiter können sich imTraining-Center gezielt vorbe-reiten.

Gibt es neben Produkttrai-nings noch andere Trainings-maßnahmen?Pitan: Unsere Vertriebskollegenwerden auch methodisch fitgemacht, d. h. es gibt Schu-lungsinhalte zu beispielsweisefolgenden Themen: Methodikund Rhetorik im Verkauf sowieZeitmanagement und Knigge-Kurse. Außerdem werden Mit-arbeiter bei Aesculap durchCoaching auf weiterführendeAufgaben vorbereitet.

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Ein Interview mit Ralph PitanLeiter Training Marketing und Vertrieb der Aesculap AG & Co. KG?

„Heute verdoppelt sich das Weltwissen

alle fünf bis zehn Jahre. Das macht

deutlich, dass lebenslanges Lernen

entscheidend für den persönlichen und

den Unternehmenserfolg ist."

Aus- und Weiterbildungfür den Außendienst

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Durch diese Trainingsmaßnah-men wollen wir erreichen,unsere Kunden besser zu ver-stehen und effizient Problemezu lösen. Dadurch werden wirzum langjährigen Partner un-serer Kunden. Dies ist unserZiel.

Wer stellt diese Kompetenzzur Verfügung?Pitan: Bezüglich der methodi-schen Kompetenz arbeiten wirmit externen Trainern zusammen.Bei dem Auswahlprozess dieserTrainer achten wir sehr genau aufdie Kompetenz und die Inhalteder Trainingseinheiten. Um dieNachhaltigkeit sicherzustellen,findet nach dem Training einindividueller Coaching-Prozessstatt. Die Zusammenarbeit mitden Trainern erfolgt langfristig,damit ein Verständnis für unsereProdukte, unseren Markt undunsere Kunden besteht. Damitkann das Training unseren indivi-duellen Bedürfnissen angepasstwerden.

Wie wird sich Training IhrerMeinung nach weiterentwi-ckeln?Pitan: Heute verdoppelt sich dasWeltwissen alle fünf bis zehnJahre. Das macht deutlich, dasslebenslanges Lernen entschei-dend für den persönlichen undden Unternehmenserfolg ist. Da-bei wird es eine große Herausfor-derung sein, zu erkennen, welchesWissen zu welchem Zeitpunktnotwendig ist. Insbesondere vor

dem Hintergrund des schnellenmedizinischen Fortschrittes undder wirtschaftlichen Herausfor-derungen müssen wir zum richti-gen Zeitpunkt das richtige Wis-sen zur Verfügung haben und sokommunizieren, dass unsere

Kunden einen Nutzen davonhaben. Richtig angewandtesWissen stärkt B. Braun Aesculapim internationalen Wettbewerb.

Herr Pitan, vielen Dank für dieseInformationen. �

nahdran 1/08 29

Seit vier Jahren arbeitet B. BraunAesculap mit Marion Saulus vonIntegral-Training zusammen.Folgendes wird trainiert: Füh-rung, Methodik im Verkauf, Rhe-torik und Präsentation, überzeu-gendes Marketing sowie Zeit-und Selbstorganisation.

Was die Erfolgsfaktoren ihresTrainings sind, sagte Frau Saulusnahdran: „Bei Integral-Trainingund im Besonderen in den vonmir konzipierten und durchge-führten Trainings bei B. BraunAesculap lege ich besonderesGewicht auf Praxisnähe und‚aktives Erleben‘. In den meisten Schulungspro-zessen wird der Schwerpunktauf den kognitiven Lernprozess(Erkennen und Verstehen)gelegt. Verhaltensänderungenwerden jedoch nur über daseigene Erleben nachhaltig voll-zogen. Deshalb sind praktische,herausfordernde Übungen, dieden Erfolg neuer Verhaltenswei-sen erleben lassen, das zentraleSchulungselement. Zudem wird die Nachhaltigkeitdurch die Führungskräfte in

einem dauerhaften Mitarbeiter-coaching weitergeführt. Verän-derungsprozesse im Unterneh-men und im Markt werdendadurch initiiert, vorangetriebenund stabilisiert. Besonders hervorzuheben istdabei die Tatsache, dass ich beiB. Braun Aesculap auf Mitarbei-ter treffe, die die Kultur undhohen Werte ihres Unterneh-mens leben und nach außen tra-gen.“

Integral-TrainingMarion SaulusAllinger Straße 15 a81249 MünchenTel.: +49 (0)89/89712471mobil: +49 (0) 172 820 1516E-Mail: [email protected]

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Praxisnahe Trainings

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30 nahdran 1/08 ??„Situationschirurgie“

Mal kommen die Patienten ausKliniken, die keinen eigenen Ge-fäßchirurgen haben, oder eshandelt sich um einen notfall-mäßigen interdisziplinären Ein-griff im eigenen Haus. Die Zeitbis zur endgültigen, korrektenVersorgung des Patienten, sei-ner Organe oder Gliedmaßen,ist dabei entscheidend. Manage-ment und Strategie der meisttypischen Problemstellung sindeinfach aber wenig bekannt.Man nennt es „Situationschi-rurgie“, was daraus resultiert.Für viele kleinere Krankenhäu-ser, die ihren Patienten denTransport in eine Gefäßchirur-gie zumuten und diesen finan-zieren müssen, wären die Er-löse der DRG ein Segen – wärejemand vor Ort, der die Patien-ten adäquat versorgen könnte. Dr. med. Hans-Jörg Kellner lei-tet seit vier Jahren den gefäß-chirurgischen Teil eines Wet-Lab-Skillkurses im Rahmen derVorbereitung zur Facharztprü-

fung zum Chirurgen. Von über400 Kandidaten hatten ledig-lich zwei eine Gefäßnaht be-herrscht. „So etwas schicken wirgleich weg“, oder „das machtbei uns nur der Chef“, warendie häufigsten Antworten aufdie Frage nach der Perspektivefür die Patienten an ihren Kliniken. Kein einziger Kandidathatte sich Gedanken gemacht,wie man an seinem Kranken-haus, mit vorhandenen Mitteln,eine Herzstichverletzung ver-sorgen könne.

Resultat dieser Erfahrungen istdie Idee eines Workshops, derden Gedanken der „Situations-chirurgie“ interdisziplinär auf-greift und in einfacher Weisetheoretische und praktischeKenntnisse zur adäquaten The-rapie vermittelt. Daraus resul-tierte die Gründung der Ar-beitsgruppe Vasc.® für vasku-läre, akute Situationschirurgie.Der Workshop soll häufige Feh-ler vermeiden helfen sowieGynäkologen, Urologen, Abdo-minalchirurgen, Traumatologenund Orthopäden bei den typi-schen Komplikationen ihrerZugangswege behilflich sein,nach der Devise: „So einfachund sicher wie möglich“ sowie„Was darf ich nicht und wasmuss ich tun? Welches Naht-material und welche Naht anwelchem Gefäß?“.Rechtliche Fragen und Unsi-cherheiten werden durch einenFachjuristen geklärt. Ein anato-misches, topografisches Repe-titorium der Zugangswege alsBasiswissen ist Voraussetzungfür Strategien, Tipps und Tricksin der vaskulären Chirurgie,aber auch für einfache undsichere Verfahren der operati-ven Gerinnungshemmung. DerAbsolvent des Workshops sollin der Lage sein, einfacheGefäß- und Herzverletzungenin seinem Krankenhaus miteinfachen Mitteln sicher zu

versorgen, und auch Embolek-tomien und Thrombektomiendurchführen können, nachdem erin einem Wet-Lab an pulsieren-den Organen ausgiebig operierthat.

Ein weiterer Schwerpunkt desWorkshops sind DRG-relevante,abrechenbare Aspekte der Ge-fäßchirurgie – ein Gesichts-punkt, der sicher Abteilungs-und Verwaltungsleiter aufhor-chen lässt. Für den Absolventenselbst gibt es nebenbei dieHöchstpunktzahl der bei derLandesärztekammer Hessen be-antragten 19 Fortbildungs-punkte. Geplant ist der ersteWorkshop im April 2008 überzwei Tage. Wegen der zentralenund verkehrsgünstigen Lagewird der Workshop in der Nähevon Kassel bei angenehmemAmbiente mit Übernachtungs-möglichkeit stattfinden.Vorgesehen sind zwei Veran-staltungen pro Jahr, und beiBedarf werden Ausweichter-mine angeboten. �

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Konsequenz einer chirurgischen LückeOder interdisziplinäre, vaskuläre Situationschirurgie

Dr. med. Hans-Jörg Kellner verfügtüber 25 Jahre Erfahrung im Bereich derHerz- und Gefäßchirurgie. Seit 19 Jah-ren ist er als leitender Oberarzt tätig,seit 1995 am Klinikum Kassel. Nach derAusbildung zum Allgemeinchirurgenerfolgte die spezielle Weiterbildung ander Uniklinik Münster, dem Universi-tätsspital Zürich und dem KlinikumAugsburg.

Kontakt: Dr. Hans-Jörg Kellner, Leitender Oberarzt für Herz-, Thorax-und Gefäßchirurgie am Klinikum KasselMönchebergstraße 41-43 34125 KasselE-Mail: [email protected]

Jeder operativ tätige Arzt kennt die Situation einer

unvorhersehbaren, akuten Blutung, die es spontan

zu versorgen gilt. Egal ob iatrogene Verletzung,

Folge eines Traumas, einer Embolie, einer Throm-

bose oder im Rahmen der Tumorchirurgie, kann

diese Spontanversorgung nötig sein. Nicht selten

werden Tumore für nicht operabel gehalten, weil

sie ein Gefäß, eine Arterie oder Vene befallen

haben. Zu Recht? Dr. med. Hans-Jörg Kellner, Lei-

tender Oberarzt der Klinik für Herz-, Thorax- und

Gefäßchirurgie im Klinikum Kassel, und Kollegen

haben hier eine chirurgische Ausbildungslücke

erkannt, die geschlossen werden muss.

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nahdran 1/08 31??Wiederaufbereitung

von Einmalartikeln?In jedem Krankenhaus stellt

sich täglich die gleiche Frage:

Muss das eingesetzte Instru-

ment, weil es ein sog. Einmal-

produkt ist, in den Müll gewor-

fen werden, oder könnte man

es aufbereiten und wiederver-

werten? Unter Kostenaspekten

gibt es berechtigte Überlegun-

gen, Produkte wieder in den

Verkehr zu bringen, Kritiker

halten dies jedoch für kritisch.

Da wir als Unternehmen natür-

lich in den entsprechenden

Gremien vertreten sind und als

Hersteller von vorwiegend wie-

derverwendbaren Produkten

nicht direkt und hauptsächlich

betroffen sind, möchten wir

den Stand der aktuellen Dis-

kussion aufzeigen. Für den fol-

genden Beitrag haben wir

einen Journalisten gebeten,

das Thema von beiden Seiten

darzustellen.

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Lebensnotwendig für das Gesundheitssystem – oder tödlich für den Patienten?

Wiederaufbereitung ist ein Wort, bei dem sich bei

manchem Politiker im Bundestag auch heute noch die

Nackenhaare aufstellen. Doch nicht nur beim Thema

Uranstäbe in der Kraftwerksbranche sorgt das Wort

für heftige Diskussionen. Auch beim Thema Wiederauf-

bereitung von medizinischen Einmalartikeln gibt es

heftige Diskussionen. Für die Einen ist es eine segens-

reiche Methode, Material- bzw. Sachkosten zu senken.

Die Anderen sehen ein hohes Infektionsrisiko. Eine

Bestandsaufnahme . . .

Müll oder kein Müll

Nach der OP quoll der Mülleimerwieder einmal über. Medizi-nische Einwegprodukte wieBecher wurden dutzendweisebenötigt. Sie flogen auf denMüll, genauso wie Klammerge-räte, Aortenstanzen, Blasen-und Magensondenspritzen oderBeatmungszubehör wie eineMaske. Die OP-Schwester, diefür erste Ordnung sorgte,trennte den Müll. Eine Mengeder Einwegprodukte wandert

nämlich zur aufbereitenden In-dustrie. Dort werden Medizin-produkte, die eigentlich als Einmalprodukte deklariert sind,wiederaufbereitet.

Angeregt durch ein Beratungs-projekt der Europäischen Unionzum Umweltmanagement, grün-dete beispielsweise RobertSchrödel 1998 sein Unterneh-men Vanguard. Er stellte einTeam aus 16 Forschern, Medizi-nern und Ingenieuren zusam-men, entwickelte die Aufberei-tungstechnologie und baute inBerlin und in Friedeburg (Nie-dersachsen) entsprechende An-lagen. In nur neun Jahrenwurde die Firma mit seinenRecycling-Verfahren Marktfüh-rer. Heute steuert der Diplom-Kaufmann einen europaweitagierenden Unternehmensver-bund mit 1 280 Mitarbeitern.Untersuchungen an mehr als20 000 Medizinprodukten hät-ten ergeben, dass 16 Prozentder als „single use“ deklariertenProdukte ohne zusätzliche Risi-ken wiederaufbereitbar seien,sagt Schrödel. Über ein Expertentreffen imfranzösischen Tours zur Wie-deraufbereitung von Medizin-

produkten im April 2006 fin-det sich auch nur Positives.Hochwertige Medizinprodukteder Interventionstherapie und der minimalinvasiven Chirurgieeigneten sich hervorragendzum Recycling, resümiert dieMedizin-Journalistin BeatriceHamberger. Das Treffen mitdem Titel „Inaugural EuropeanForum on Medical DeviceReprocessing” sei unter der Fra-gestellung eröffnet worden, wiePatientensicherheit und dieQualität der Wiederaufberei-tungstechnik weiter erhöht undeuropaweit vereinheitlicht wer-den könne. Denn unsachge-mäße und unkontrollierte Wie-deraufbereitung dieser hochkomplexen Produkte, so seiensich die Experten einig gewe-sen, schade der Patientensi-cherheit.

Da in Europa völlig unter-schiedliche Regeln und Gesetzezur Wiederaufbereitung gelten,wurde dringend ein gemeinsa-mer ordnungspolitischer Rah-men gefordert. Hamberger sagt,dass die validierte Aufbereitunghoch komplexer Medizinpro-dukte, die vom Herstellereigentlich als „Einmalprodukte“

Ein Einmal-Katheter für zwei Patienten

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Ein Beitrag von Thomas Grether,Fachjournalist in der Gesundheitswirtschaft

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deklariert sind, „einen hohenBeitrag zur Sicherheit derPatienten darstellt und einenwertvollen Beitrag zur Redu-zierung der Kosten und desAbfallvolumens liefert“. Seit dieBundesregierung im Jahr 2001die Wiederaufbereitung ge-setzlich neu geregelt hat, seienin Deutschland über sechs Mil-lionen so genannte „Einmal-produkte“ wiederaufbereitetworden.

„Die deutsche Regierung hatseither einige Ziele erreicht:eine Zunahme der Patientensi-cherheit und eine Kostener-sparnis im Gesundheitssys-tem“, bilanzierte die Ex-Gesundheitsministerin AndreaFischer (Die Grünen) in Tours.Mit der Wiederaufbereitungeines Medizinproduktes ließensich bis zu 50 Prozent der Kos-ten gegenüber der Einmalver-wendung sparen. Auch niedri-gere Müllberge seien ein echterGewinn für das Land und dieUmwelt. Fischer hofft nun lautHamberger, dass Europa demBeispiel Deutschland folgenwerde. Schrödel, „Entrepreneurdes Jahres 2007“ meint, dasssein Geschäftskonzept ganzentscheidend zur Kostensen-kung im Gesundheitswesenbeitrage. Seine Idee könne demdeutschen Gesundheitswesenetwa eine Milliarde Euro jähr-lich sparen.

Der Deutschen Krankenhaus-gesellschaft (DKG) jedenfallsgefällt derlei Kostenreduktion.„Wir sehen darin kein Problem,wenn Medizinprodukte sach-gerecht wieder aufbereitetwerden“, sagt Sprecher DanielWosnitzka. Auch seien der DKGkeine Fälle bekannt, in denenPatienten wegen nicht ausrei-chender Funktion oder man-gelnder Desinfektion wieder-aufbereiteten Geräts zu Scha-den gekommen seien.

An geltende Bestimmungenhalten!

Besonderes Augenmerk mussdie Aufbereiter-Branche aufdie Empfehlungen des Bundes-instituts für Arzneimittel undMedizinprodukte (BfArM) legen.Die BfArM ist Bundesbehördeunter dem Gesundheitsminis-terium und überwacht auchdas Risiko von Medizinproduk-ten. In seiner schriftlichenStellungnahme auf Anfragevon „nahdran“ äußerte sich derAbteilungsleiter Dr. Dirk Wetzelauf die Frage, ob er sich oderseine Angehörigen im OP mitwiederaufbereiteten Materia-lien behandeln ließe: „Ich habepersönlich viel Vertrauen, dassMedizinprodukte, die unter Be-achtung der geltenden Regula-rien in Verkehr gebracht,gewartet oder aufbereitet wer-den, sicher sind.“ In Deutsch-land seien die Anforderungenan die Aufbereitung sehr hoch. Das sei auch in den Empfeh-lungen nachzulesen, die dasRobert Koch-Institut zusam-men mit dem BfArM verfassthabe. Auch liege der Behördekein anschließend bewerteterFall vor, wonach ein Patientwegen der Wiederaufbereitungerkrankt oder verstorben wäre.Kritisch betrachtet Wetzellediglich die Aufbereitung vonGeräten der so genannten Pro-duktklasse „Kritisch C“. Dassind beispielsweise alle jene, indenen Kunststoffe verarbeitetwerden, die sich beim Desin-fektionsvorgang durch Hitzeverformen würden.

Gefährlich für den Patienten!?

Die Gegner der Wiederaufberei-tung von Einmalartikeln sind dieHersteller von Medizinproduk-ten, denen es natürlich nichtgefallen kann, weniger umzu-setzen, weil ihre Produkte trotz

anderer Deklaration mehrfacheingesetzt werden. Mehr noch:Der Verband Spectaris hält dieWiederaufbereitung sogar fürgefährlich für die Patienten.Spectaris ist ein deutscherIndustrieverband für opti-sche, medizinische undmechatronische Tech-nologien. Der Wieder-aufbereiter, so die Aussagedes Verbandes, bereite einProdukt auf, von dem erweiß, dass der Hersteller eseigentlich nur einmal einset-zen lassen will. Woher wüss-ten aber Aufbereiter, ob sichProduktionsstandards nichtetwa über Nacht änderten?Schließlich könnte sich ineiner anderen Charge des glei-chen Gerätes auch anderesMaterial oder andere Kleberbefinden.

In der Regel kenne der Wieder-aufbereiter auch die Anzahl derWiederaufbereitungen nicht, diedas Gerät bereits „auf demBuckel” habe. Zumeist leistetenWiederaufbereiter auch keinKonformitätsbewertungsverfah-ren. Darin müssen bei neu her-gestellten Medizinprodukten voneinem Prüfer die Qualität undFunktionalität der Ware bestä-tigt werden. Dazu sind die Her-steller gesetzlich �

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verpflichtet – Aufbereiter nicht.Somit könnten Stabilität undFunktion beeinträchtigt sein,sagt Spectaris.„Der Wiederaufbereiter geht einhohes Risiko ein, die Hygieneunzureichend sicherzustellen.“Die Aufbereitungsindustrie be-haupte in der Regel ohne kon-kreten Nachweis, dass die Funk-tion des Medizinproduktes auchnach mehrmaliger Anwendungimmer gleich gut bleibe. „EinTrugschluss“, sagt Spectaris.

Darum geht es auch demBVMed - Bundesverband Medi-zintechnologie: „Wir wollen,dass für Aufbereiter wie Herstel-ler die gleichen Spielregeln gel-ten.“ Wer aufbereite, müsse fürdie Qualität dieser Produktegenauso geradestehen wie dieErsthersteller. Das aber sehe dasMedizinproduktgesetz nicht vor.Der Schwarze Peter sei jetztdurch die so genannte Medizin-produktbetreiberverordnung anÄrzte und Kliniken weiter-gereicht worden. Sie hafteten –manche, ohne es zu wissen –dem Patienten gegenüber fürdie Qualität der aufbereitetenGerätschaften. Auch die Behauptung der Auf-bereiter, sie sparten Klinikensehr viel Geld, stellt der BVMedin Abrede. „Wenn ein hoch fei-ner aufbereiteter Ballonkatheter50 Prozent billiger ist, dann magdas stimmen. Ist er aber infiziert,reißt ab oder funktioniert nichtrichtig, dann drohen lebens-lange, schwere Erkrankungen.“Auf der mikroökonomischenEbene im einzelnen Klinikum seider Kostenvorteil mancherortsbelegbar. Makroökonomisch seidie Wiederaufbereitung jeden-falls keinesfalls günstiger, weildas deutsche Gesundheitssystemvon aufbereiteten Produktenprofitieren könnte – im Gegen-teil: Die Folgekosten durch

Krankheit und Tod fräßen dieKostenvorteile schnell wiederauf. Obwohl das Thema Wieder-aufbereitung spannend, aberauch staubtrocken ist, beweistder BVMed Humor: „Wollen Siewirklich mit einem Katheterbehandelt werden, der den Wegin den Körper schon kennt?“

Beck: „Einmalartikel dürfen nicht aufbereitet werden”

Wie groß die Gefahr für diePatienten ist, sich an unzurei-chend desinfizierten wiederauf-bereiteten Einmalgeräten anzu-stecken, lässt sich schlechtabschätzen. Jedes Jahr infizierensich in Deutschland 800 000 biseine Million Menschen im Kran-kenhaus, etwa 30000 bis 40000von ihnen sterben an der noso-komialen Infektion. Fest stehtnur: 40 Prozent der durch noso-komiale Infektionen verursach-ten Todesfälle ließen sich durchstrikte Hygiene verhindern.

Professor Andreas Beck vomInstitut für Röntgendiagnostikund Nuklearmedizin in Konstanzsagte dem TV-Magazin Kon-traste zum Thema Wiederaufbe-reitung: „Wir haben Fällegesammelt, im Freundes- undBekanntenkreis, wo bei defektenBallonkathetern Gefäße geschä-digt worden sind, eine Niere ver-loren gegangen ist.“ Bei einemPatienten sei wegen schadhaf-ter, aufbereiteter Instrumenteein Beckengefäß zerrissen. Beck:„Allein schon diese zwei, dreiPatienten, die ich persönlichkenne, genügen mir, um wieder-aufbereitetes Material nichtmehr einzusetzen.”

Auf ähnlich schockierende Re-sultate kommt der öffentlichbestellte Sachverständiger fürMedizinprodukte, Dr. HansHaindl: „Ohne Ansehen des

Herstellers und des Aufbereiterslässt sich sagen, dass alle Pro-dukte potenzielle Risiken für denPatienten bergen – seien diesoffensichtliche Risiken, wiegrobe Blut- und Eiweißver-schmutzungen oder scharfeGrate, schwer abzuschätzendeRisiken, wie Kontamination mitReinigungs- oder Desinfektions-mitteln oder diskreten Eiweiß-resten.“ Das schreibt der Sach-verständige in einer wissen-schaftlichen Abhandlung für dasDeutsche Ärzteblatt. Und weiter:„Die von den meisten Aufberei-tern herausgestellten Hightech-verfahren, die nach ihren An-gaben sämtlich validiert seinsollen, sind nach den Ergebnis-sen der Untersuchung infrage zustellen. Das Ergebnis mancherReinigung lässt Zweifel aufkom-men, ob die Aufbereiter über dieerforderliche Sachkenntnis undZuverlässigkeit verfügen.“

Die Universität Tübingen ließwiederaufbereitete minimalin-vasive chirurgische Instrumenteuntersuchen – mit erschrecken-dem Ergebnis. Rund ein Drittelder untersuchten aufbereitetenGeräte waren unvollständigzusammengesetzt, 44 Prozentvon ihnen waren nicht steril.Nicht besser kommen recycelteGeräte weg, die Blutgefäße mit-tels diagnostischer Bildgebungs-verfahren zeigen (Angiographie).Solche aufbereiteten Einmalar-tikel hätten in vielen Fällen Kni-cke, Risse und Materialverände-rungen gezeigt, sagte ProfessorBeck. In Konstanz wurden seinenWorten zufolge insgesamt 90Katheter und Führungsdrähteaus verschiedenen Kliniken, dievon externen Unternehmen auf-bereitet wurden, getestet.

Beck: „42 der 90 Produkte wie-sen deutliche Schäden auf.“ 23gebrauchte Katheter, die mit

Hilfe von Licht- und Elektronen-mikroskopen als schadhaft iden-tifiziert wurden, ließ der Kons-tanzer Professor an externeUnternehmen zur Aufbereitungschicken. Sein Resultat: „AlleProdukte wurden widerspruchs-los angenommen und für dieAnwendung am Patienten frei-gegeben.“ Beck weist darauf hin,dass die Anwender die Haftungfür eventuelle Folgeschädeneines schadhaft aufbereitetenEinmalprodukts selbst zu tragenhaben. Bei 36 Schneideblätternfür den arthroskopischen Ein-satz von so genannten Shavernentsprachen nur sechs derGeräte den Hygienebestimmun-gen. Bei den anderen warenHohlräume und Schneiden teil-weise stark verkeimt. Beck plä-diert deswegen an alle Ärzteund Kliniken, die Katheter,Angioskope und Zubehör aufbe-reiten lassen, Patienten über dasRisiko der Wiederverwendungdieser Einmalprodukte aufzuklä-ren. Beck weiter: „Währendmeiner bisherigen Tätigkeit istmir noch kein Patient begegnet,der dem zugestimmt hätte.“

Der Patient müsste entscheiden

Wenn es der Patient denn immerwüsste. Das US-amerikanische„Center for Patient Advocacy“(CPA) hat in einer repräsentati-ven Umfrage festgestellt, dass77 Prozent der Verbraucher mitder Behandlung mit aufbereite-ten Einmalprodukten nicht ein-verstanden wären. Bei den Pfle-gekräften waren es sogar 82Prozent. Für Deutschland gibt esnicht-repräsentative Umfragen,in denen Patienten mit nochgrößerer Mehrheit gegen dieVerwendung wiederaufbereite-ten Materials sind. Anlass fürCornelius Erbe von der Kranken-kasse DAK, in einem ARD-Inter-

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view heftig Kliniken zu kritisie-ren: „Mit der Vergütung für dieKrankenhäuser sind auch dieKosten für Einmalprodukteabgedeckt. Deshalb gehen wirdavon aus, dass unseren Versi-cherten neue Einmalproduktezur Verfügung gestellt werden.Ich halte es für Betrug, wenn wirfür eine Leistung bezahlen, dienicht erbracht wird.“Aus den geschilderten Erkennt-nissen hat die Deutsche Gesell-schaft für Versicherte undPatienten (DGVP) Konsequenzengezogen. Sie empfiehlt allenPatienten, sich vor einer Opera-tion schriftlich versichern zulassen, dass sie nicht durch auf-bereitete Einmalprodukte zuSchaden kommen. �

Quellen:(1) vgl. Hauck, A. und Stanka, E.:www.pflege-im-op.de(2) vgl. Jähne: 02/2006, S. 27(3) vgl. Diegeler et al.: Ärzteblatt, Ausgabe 26(4) unbekannt: aus „nah dran“, Ausgabe 02/2005, S. 26(5) vgl. www.IHCI.com(6) Boucsein, M. und Ludwig, C.: Die Gesundheitswirtschaft, Ausgabe01/2007(7) vgl. Stellungnahme des DBfK zumMedical Assistant beim Chirurgen-Kongress 2005 in Berlin(8) Debong, B.: Vortrag zum „Einsatzder Chirurgisch-Technischen Assistenzaus Sicht von Medizin, Pflege undRecht“ bei der Trends-Tagung am 11. Mai 2007 in Nürnberg

Thomas Grether ist Fachjournalist inder Gesundheitswirtschaft und wohnt in Bad Homburg

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Mögliche Wiederaufbereitungvon Einmalartikeln? Zwischen Kostendruck und Versorgungsqualität

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Die Frage der Wiederaufberei-tung von Einmalartikeln in derMedizin wird kontrovers ge-führt. Auf der einen Seite stehendie Sparzwänge der medizini-schen Versorgung, die ein großesInteresse daran hat, sehr kosten-intensive diagnostische wie the-rapeutische Prozeduren durchResterilisierungsmaßnahmen zuverbilligen. In erster Linie sinddies Kathetermaterialien sowohltherapeutischer als auch diag-nostischer Art, die bei Mehr-fachverwendung den Kosten-druck mindern könnten. DesWeiteren sind auch Zweitver-wendungen von perkutanenNukleotomen, Ablationskathe-tern und sonstigen elektrischenSonden im Gespräch, wenigereinfachste Katheter in derAngiografie, deren Resterilisa-tionskosten den Neuwert oftübersteigen.

Auf der anderen Seite steht dieunbestrittene Maxime, demPatienten eine optimale Versor-gung zukommen zu lassen undinsbesondere jeden Schaden vonihm zu nehmen, der möglicher-weise aufgrund von fehlerhaftenMaterialien auf ihn zukommenkönnte. Das Medizinprodukte-gesetz erlaubt in Deutschlanddie Wiederaufbereitung vonmedizinischen Einmalproduktenauch gegen den eindeutigenVerweis auf den Objekten, sieseien nur zum einmaligenGebrauch vorgesehen. Eineeuropäische Harmonisierungdieser in manchen Ländern ver-botenen, bei uns jedoch erlaub-ten Praktiken steht aus, und sohaben sich auch industrielleResterilisierungsfirmen gebildet,die behaupten, auch bei Einmal-artikeln mit dem höchsten Stan-dard die meisten Objekte zurWiederverwendung bedenkenlosaufbereiten zu können.

Kontrollen mit befürchtetenErgebnissen

Aufgrund früherer Resterilisati-onspraktiken in den einzelnenKliniken vor etwa dreißig Jahrenwar es notwendig geworden,die jetzigen Resterilisations-und Wiederaufbereitungsprak-tiken zu kontrollieren. Seit 20Jahren werden am Universitäts-klinikum Freiburg und im Klini-kum Konstanz derartige Kon-trollen von Resterilisationsma-terial durchgeführt. MehrereDissertationen über diesesThema wurden im Lauf dieserZeit unter verschiedenen Ge-

sichtspunkten erstellt. Insge-samt wurden hierbei mehr als2 500 Einmalartikel, zumeistaus dem Katheterbereich, durchLichtmikroskopie, Elektronen-mikroskopie, Röntgenuntersu-chungen sowie durch bakterio-logische Methoden kontrolliert.Dabei wurde darauf geachtet,dass jeweils neue Objekte mitgebrauchten im einfachenBlindversuch den Untersuchernvorgelegt wurden. Von größtemInteresse waren allerdings fürdie Radiologie die diagnosti-schen und therapeutischenKatheter, Schleusen, Ablations-katheter, Fogarty-Katheter, As-pirations- und Rekanalisations-katheter. Den jeweiligen Unter-suchern war es nicht bekannt,ob die Objekte bereits einmaloder mehrmals inkorporiertwaren oder es sich um fabrik-

neue Medikalprodukte han-delte.Die Ergebnisse zeigten, dassvon industriellen Wiederaufbe-reitungs-Anbietern bereits dieVerpackungen in nahezu 10 Pro-zent fehlerhaft waren. So warendie Beschriftungen falsch sowiedie Katheterverpackungen nichtmehr steril, da sich Teile desMaterials nicht mehr in derdoppelten, vorgeschriebenen Ver-packungseinheit befanden.

Bei Mehrfachverwendungenvon Kathetermaterialien waren65 Prozent der Katheter bereitsäußerlich stark verunreinigt.

Nach Längssektion des Kathe-ters konnte in nahezu allen Fäl-len eine Verunreinigung mitnoch verbliebenen Resten derVoruntersuchungen nachge-wiesen werden. Führungsdrähteaus Metall waren in nahezuallen Fällen stark verunreinigtdurch Kontrastmittelreste oderBlutablagerungen in den ein-zelnen Wendeln der Drahtma-terialien. Die hydrophilen Füh-rungsdrähte waren hingegenbereits nach der ersten Resteri-lisation von der Oberfläche herdeutlich alteriert und neigtenzu Abschilferungen. Sowohl die Lichtmikroskopie alsauch die Elektronenmikroskopiekonnte in allen Fällen bedenkli-che Ablagerungen insbesonderein den bei den Spülungendurchgeführten Reinigungennicht erreichbaren Katheteran-

sätzen nachweisen. Neben denVerunreinigungen waren inetwa 50 Prozent der Fälle diefeinen Katheterspitzen aufge-splissen oder deformiert. DasVorführen eines Angiografie-katheters war somit deutlicherschwert und die Seldinger-Technik in 10 Prozent übereinen Führungsdraht gar nichtmehr möglich. Die untersuch-ten Ballonkatheter ergabennach einem einmaligen Ge-brauch bereits unübersehbareSpuren von Kontrastmittel-/Kochsalzresten innerhalb desBallons selbst, der nach Wär-meapplikation bei nachfolgen-

der Sterilisation kristalline Aus-flockungen im Ballon selbstzeigte, was leicht nachgewie-sen werden konnte. Bei einermöglichen Ruptur des Ballon-katheters würden sich diesekristallinen Substanzen, dieteilweise blutvermengt sind, inden Körper des Patientenunkontrolliert ergießen.

In allen Fällen von verwendetenBallonkathetern war die me-chanische Zweitverwendungeines wiederaufbereiteten Pro-duktes nicht mehr in dem Maßmöglich wie bei einem fabrik-neuen Katheter. In mehr als derHälfte aller Ballonkatheter wardie Funktionalität des wieder-aufbereiteten Katheters äußerstbedenklich. Nach erfolgterDurchsicht des Materials imLichtmikroskop konnte �

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Ein Bericht von Prof. Dr. Dr. A. Beck, Klinikum Konstanz

In mehr als der Hälfte aller Ballonkatheter

war die Funktionalität des wiederaufbereiteten

Katheters äußerst bedenklich.

„„

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bereits die massive Funktions-einschränkung dokumentiertund den Untersuchern vorge-führt werden, was zur soforti-gen Abkehr von derartigen Re-sterilisationspraktiken bei deneinzelnen Interventionsradiolo-gen und Kardiologen führte.Perkutane Nukleotomiegerätemit einem Durchmesser vonetwa 2 mm wurden ebenfallsuntersucht. Diese sind aufgrundder hohen Anschaffungspreisebesonders gerne resterilisati-onswürdig. Die Ergebnisse die-ser mechanischen Schneidein-strumente zeigen in allen FällenReste von Bandscheibenmate-rialien des zuvor untersuchtenPatienten, je nach Anzahl derResterilisationen. Ablationska-theter waren ebenfalls in mehrals 50 Prozent der Fälle nichtmehr dem ursprünglichen Stan-dard eines neuen Objektes ent-sprechend. In 10 Prozent derFälle konnte eine für denPatienten gefährliche Funkti-onsänderung getestet werden.

In 4 Prozent der uns vorliegen-den wiederaufbereiteten Ob-jekte war eine bakteriologischeBesiedlung durch Problem-keime nachgewiesen worden.

Äußerst problematische Resul-tate ergaben die Mehrfach-Resterilisationen und Wieder-aufbereitungen von Plastikka-thetern und Führungsdrähteninsbesondere aufgrund der Ver-änderung der Oberflächen-strukturen, auch wenn sie nie-mals inkorporiert waren. Sokonnte bei hydrophil beschich-teten Drähten allein durch diedreimalige Resterilisation eineweitgehende Funktionseinbußedes ursprünglichen Führungs-drahtes festgestellt werden, beiBallonkathetern in etwa glei-cher Weise.

In der Regel genügte die akribi-sche Untersuchung unter demLichtmikroskop bereits bei einer50-fachen Vergrößerung, umSchäden zu erkennen, wobei

gesagt werden muss, dassschon in den Händen deserfahrenen Interventionalistenallein bei der manuellen Probedes Katheters seine Minder-wertigkeit gegenüber neuenObjekten zutage trat.

Wiederaufbereitetes Material als neu zu deklarieren, ist juris-tisches Fehlverhalten

Problematisch ist die Wieder-aufbereitung von Katheterninsbesondere in der heutigenAbrechnungspraxis. Bei wie-derverwendeten Kathetern fal-len niedrigere Kosten im sta-tionären wie im ambulantenBereich an, die wahrheitsge-mäß so deklariert werdenmüssten. Abrechnungstechnischbesteht in diesem Punkt Inte-resse, diese Materialkostenmöglichst niedrig zu halten undwiederaufbereitetes Material alsneu zu deklarieren, was ein-deutig einem juristischen Fehl-verhalten entspricht. Es ist evi-

dent, eine derartige Praxisweder im ambulanten noch imstationären Bereich zu tolerie-ren, um sich dadurch zu berei-chern. Die Argumente für eine Wie-deraufbereitung sind imWesentlichen meistens ver-bunden mit einem möglichenEinsparungspotenzial, das aller-dings unter diesen Umständengar nicht durchgeführt werdendarf, ohne mit dem Gesetz inKonflikt zu kommen, es seidenn, die einzelnen Patientenwürden vor jeder Untersu-chung durch schriftliche Er-laubnis die Verwendung vonwiederaufbereitetem Katheter-material eigens erteilen.

Bei einer Umfrage von über500 Patienten im eigenen Kli-nikum konnte nur in einemverschwindend geringen Pro-zentsatz (3 Prozent) die aus-drückliche Erlaubnis desPatienten für wiederaufberei-tete Materialien per Unter-

Einmalsterilisierter und wiederaufbereite-ter Teflon-Führungsdraht 35‘. An derMinorseite ist bereits eine Straße vonabgeschilfertem Teflon-Material erkenn-bar. Teilweise finden sich noch Reste desBlutes der letzten Angiographie. Etwa 60-fache Vergrößerung, Lichtmikroskopie.

Katheterspitze eines Führungskatheters F-4. Einmalige Sterilisation. Nach dem Ste-rilisieren verbleiben Blutreste der Vorangio-graphie innerhalb der Katheterspitzeerhalten. Etwa 50-fache Vergrößerung,Lichtmikroskopie.

Mechanische Schädigung der Oberflächeeines herkömmlichen Führungskathetersnach einmaliger Sterilisation und einmali-gem Gebrauch. Die Oberfläche zeigt meh-rere Rhagaden und Defekte des weichenKunststoffüberzugs. Die Mechanik desKatheters ist an dieser Stelle deutlich ver-ändert. Die Drehstabilität ist verringert,und ein unbeabsichtigtes schnellesZurückziehen könnte an dieser Stelle zumZerreißen bzw. Abscheren des Kathetersführen. Ca. 50-fache Vergrößerung, Licht-mikroskopie.

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Prof. Dr. Dr. A. Beck ist seit ca. 20 Jahren am KlinikumKonstanz Chefarzt der Abteilung für Röntgendiagnostikund Nuklearmedizin. Seine Schwerpunkte sind inter-ventionelle Radiologie und Materialprüfungen durchRöntgen in Kunst, Industrie.In seiner Nebentätigkeit ist er promovierter Theologeund Schriftsteller. Er hat 30 Bücher geschrieben undetwa 230 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.

Kontakt:Prof. Dr. Dr. A. BeckInstitut für Röntgendiagnostik und NuklearmedizinKlinikum KonstanzLuisenstraße 778461 Konstanz

schrift erhalten werden, wäh-rend die übergroße Anzahl derPatienten unwillig bis unver-ständlich auf eine derartigeFrage reagierte.

Fazit: Der hohe Standard derPatientenversorgung durch in-vasive diagnostische wie the-rapeutische Maßnahmen wirddurch Wiederaufbereitungs-praktiken deutlich verschlech-tert. Im Vordergrund stehen bei

einer derartigen, nicht tolerab-len Methode merkantile Inte-ressen, deren Berechtigungäußerst fragwürdig ist. ImSinne der uns anvertrautenPatienten sollte eine Wieder-aufbereitung von Einmalpro-dukten vermieden werden, daauch die Akzeptanz weder beiden Patienten noch bei denuntersuchenden Ärzten vor-handen ist. �

In einem Seitloch eines Angiographieka-theters finden sich die inkrustierten Restedes voruntersuchten Patienten, eineMischung aus Blut, inkrustiertem Kon-trastmittel und Kochsalz. Die bakteriologi-sche Untersuchung ergab E. coli. Etwa 80-fache Vergrößerung, Lichtmikroskopie.

Einmalige Verwendung eines Dilatations-katheters. Am Führungsschaft Abschilfe-rungen sowie Auflagerungen auf derKunststoffoberfläche. Ca. 60-fache Ver-größerung, Lichtmikroskopie.

Ballonkatheter nach Reinigung und Sterili-sation. Sowohl innerhalb des Katheters alsauch in den Zwischenräumen der Ballon-oberfläche finden sich Reste der Vorunter-suchung. Etwa 80-fache Vergrößerung,Lichtmikroskopie.

Das Für und Wider der Aufbereitung von Einmalartikeln

Muss das eingesetzte Instrument, weil es ein sog. Einmalpro-dukt ist, in den Müll geworfen werden, oder darf man es aufbe-reiten? Das ist eine häufig gestellte Frage im Krankenhaus. DieArgumente für und wider eine Aufbereitung müssen immergenau überprüft und abgewogen werden.

Pro: Der KostenaspektMaterial- und Sachkosten lassen sich enorm reduzieren, wenneinzelne Produkte der Wiederaufbereitung zugeführt werden.Untersuchungen belegen, dass ein Teil der als „single use“deklarierten Produkte ohne Qualitätsverlust aufbereitet werdenkönnen. Dafür stehen spezialisierte Firmen zur Verfügung, diedurch ihre qualitativ hochwertigen Verfahren sowohl derPatientensicherheit als auch der Müllvermeidung und Kosten-senkung Rechnung tragen.

Contra: Die PatientensicherheitDas Risiko, die wiederverwendeten Produkte leicht zu schädi-gen, ist nicht völlig auszuschließen. Kritiker der Wiederaufbe-reitung belegen durch eigene Untersuchungen, dass vor alleman Kathetern Rückstände des vorhergehenden Einsatzes erhaltenbleiben. Die Folgekosten durch mögliche Patientenschädigun-gen, so die Kritiker, fressen den hohen Kostenvorteil der Aufbe-reitung wieder auf.

Fest steht: Das Medizinproduktegesetz erlaubt in Deutschlanddie Wiederaufbereitung von medizinischen Einmalprodukten.

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worden war, sie seien un-erwünscht, „sind im Nord-osten Deutschlands hochwill-kommen“. Die Köder waren erfolgreich.Segeln, Fischen, herrliche Land-schaft, sehr erschwinglicheHäuser – und natürlich einesteile Karriere, die Gagzow inAussicht gestellt hatte, lockten.Schon nach der ersten dieserJobbörsen im Jahr 2006 konnteGagzow seinen Mitgliedsunter-nehmen elf Ärzte aus der Alpen-republik präsentieren, die alle-samt Arbeitsverträge bei Klini-ken in „Meck-Pomm“ unter-schrieben.Anders als hierzulande gibt esnämlich in Österreich keinenNumerus clausus aufs Studien-fach Medizin. �

Von Österreich nach Norddeutschland

Es war eine hochkarätigeMannschaft, die von Mecklen-burg-Vorpommern nach Wien,Innsbruck und Graz reiste. AllesKlinikchefs und Chefärzte, einAbgesandter des deutschenArbeitsamtes war auch dabei.Ihr Auftrag: Ärzte anwerben fürdas personell ausgeblutete nord-östliche Bundesland. „Ich habeeine feurige Rede vor den Ärztengehalten“, erzählt WolfgangGagzow, rühriger Geschäfts-führer der Krankenhausgesell-schaft Mecklenburg-Vorpommern.Die österreichischen Studien-absolventen, denen währendPraxisphasen ihrer Ausbildungdaheim immer wieder suggeriert

Thomas Grether

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Mit viel Phantasie auf derSuche nach Medizinern

Richtige Bewerberauswahl

Krankenhausgesellschaften organisieren Jobbörsen im

Ausland. Headhunter gehen auf „Kandidatenjagd“. Stel-

lenbörsen, in denen Kliniken händeringend nach Ärzten

suchen, platzen fast aus den Nähten, denn Deutschland

gehen die Doktores aus. Der Phantasie der richtigen

Bewerberauswahl sind keine Grenzen gesetzt. Methoden

der richtigen Personalauswahl, die aus der Industrie

schon lange bekannt sind, halten nun auch Einzug in die

Kliniken.

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Jeder, der die „Matura“ hat,kann sich einschreiben. Mit derFolge, dass Österreich untereiner Ärzteschwemme leidetund die wenigsten einen Jobfinden. Im Jahr 2007 machtesich Gagzow wieder auf denWeg in die drei Universitäts-städte. Weil er ein Ärzte-Ehe-paar aus Österreich in der deut-schen Delegation dabeihatte,das er ein Jahr zuvor für seindeutsches Bundesland gewonnenhatte, war er noch authenti-scher und damit erfolgreicher.2008 geht der Geschäftsführerwieder auf Recruiting-Tournee;nahezu alle wichtigen KlinikenMecklenburg-Vorpommerns schicken dieses Jahr einenManager mit.

Ausland lockt mit Vorzügen

Derzeit verschlimmert sich einnur allzu bekanntes Problem:Deutschland gehen die Ärzteaus. Einerseits schlägt der sozio-demografische Wandel lang-sam zu. Andererseits lockenausländische Kliniken. Im Maiführten Klinikvertreter aus Nor-wegen in der Ärztekammer

Hamburg mit 40 DoktoresBewerbungsgespräche. Die Kam-mer geht davon aus, dass vieledavon die Stellen in Skandina-

vien annehmen werden. Derehemalige Kammerpräsident Dr.Frank Ulrich Montgomery, derkeine Gelegenheit auslässt,sozialistischen Klassenhass zuschüren, macht „dumme Kran-kenhausarbeitgeber“ in Deutsch-land für die Abwanderung derÄrzte verantwortlich.

„Die Arbeitsbedingungen fürmedizinisches Spitzenpersonalim Ausland sind oft viel besserals hier“, sagt der Personalbera-ter Wolfgang Ihrk. Das Famili-enleben werde mehr toleriert,das Gehalt sei bedeutend höher,Frauen, die Kinder erziehen,arbeiteten in flexiblen Arbeits-zeitmodellen. „Der Wettbewerbs-

druck um gutes Personal steigtspürbar“, sagt Daniel Wosnitzka,Sprecher der Deutschen Kran-kenhausgesellschaft (DKG).

Durch zahlreiche Übernahmenund Zusammenschlüsse liefer-ten sich die Kliniken schonheute einen Wettbewerb umQualität. Der sei nur durchgutes Personal zu gewinnen.Das aber sei knapp. Also werdeum gute Leute kräftig gewor-ben.

Im vergangenen Jahr konntennach den Erkenntnissen desHeadhunters Ihrk 1 300 offeneärztliche Stellen in Kranken-häusern nicht besetzt werden –das waren sechs Prozent mehrals 2005. Unter diesen Stellen-gesuchen stammten 60 Prozentaus den Abteilungen InnereMedizin und Gynäkologie sowie

rund 20 Prozent aus der Anäs-thesie. Damit wieder mehr ÄrzteLust auf deutsche Klinikenbekommen, „müssen die Bedin-

gungen fröhlicher werden“, for-muliert Personalberater Ihrk.Damit meint er, auch viel fami-lienfreundlicher. Viele Ärztinnenkönnten nach einer Babypausein ihren Beruf zurückkehren,wenn sie denn einigermaßenmenschliche Arbeitszeiten vor-fänden. Auch die Bezahlungmüsse besser und leistungsori-entierter werden, fordert Ihrk.„Denn die Ärzte sind doch dieLeistungserbringer.“

Die Klinikkette Helios habe esschon verstanden, um Talentezu werben. „Uns fällt immerwieder auf: Private Kliniken sindviel weiter beim War of Talents“,sagt Ihrk. Aber auch Unikliniken

Viele Unternehmen dieser Mega-Branche hätten es

noch nicht verstanden, ein „Employer Branding“ einzuführen.

Stationär

Nicht als Arzt beschäftigt

Ambulante Fachärzte

Hausärzte

Andere Bereiche

Behörden und Körperschaften

Ambulant angestellte Ärzte

Privatärzte

In welchen Bereichen arbeiten Ärzte 2005

Quelle: Bundesärztekammer Bundesagentur für Arbeit 2006

146 600

93 000

59 200

59100

16 500

9 800

8 600

7 900 n = 400700

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wie die Kölner agierten sehrmarktwirtschaftlich und hättenein Tantiemensystem fürs Per-sonal eingeführt, das es beikommunalen Betreibern bislangnicht gegeben habe. In vielenRekrutierungsverfahren benäh-men sich Landräte gegenüberChefärzten wie Gutsherren.Dabei müssten sich die Klinikendoch angesichts der Knappheitauf dem Markt geradezuanpreisen. „Viele Klinikketten,aber auch einzelne Kliniken,haben das verstanden. Anderesind dabei aber eingeschlafen“,sagt der Headhunter.

Christian Hagedorn gibt IhrkRecht. Der Geschäftsführer derWerbeagentur Westpress istnach eigenen Angaben Deutsch-lands größter Personalbeschafferfür die Gesundheitswirtschaft.Viele Unternehmen dieser Mega-Branche hätten es noch nichtverstanden, ein „Employer Bran-ding“ einzuführen. Die Klinik-kette Sana sei darin führend,meint Hagedorn. Sie vermittledem Mitarbeiter das Gefühl,„froh zu sein, dass Du hierarbeiten darfst“. Das Schwierigesei, den eigenen Arbeitgeber zu

einer begehrenswerten Markeim Kopf zu machen. Das versuchen augenblicklichimmer mehr Unternehmen –nicht nur Krankenhäuser. AuchPharmabranche, Kosmetikindus-trie, Lebensmittelindustrie undChemische Industrie suchenhänderingend Ärzte. Laut einerSprecherin von Monster.de,Deutschlands größter Online-Jobbörse, ist die Nachfragenach den Doktores im Laufe desJahres 2007 um nahezu 50 Pro-zent gestiegen. Ein Index überalle akademischen Berufsgrup-pen, der die Stellen bei Mons-ter.de, die Jobbörsen der 280größten Unternehmen inDeutschland sowie die zehnwichtigsten Konkurrenz-Web-sites zusammengefasst abbildet,war im April noch beim Index-wert von 96. Ende Dezember2007 stand er bei 149. Dr. Bern-hard Beerbaum, Berater für denBereich Ärztliche Führungs-kräfte bei der ZAV, der Manage-mentvermittlung der Bundes-anstalt für Arbeit, spricht sogarvon einem „tragischen Mangelan Klinik-Führungskräften“. �

Das Deutsche Ärzteblatt, das traditionell den größten Stel-

lenmarkt für Ärzte hat, hatte unlängst den dicksten Anzei-

gen-Beihefter aller Zeiten. Diese Stellen finden sich auch

unter www.jobmedicus.de. Weitere wichtige Portale für Arzt-

stellen sind www.aerztestellen.de und jobcenter-medizin.de.

Auch dort gibt es massenhaft Auswahl für Klinik-Ärzte.

Für die Pflegeberufe gilt Ähnliches. Führend in der Vermitt-

lung von qualifizierten Stellen für Pflegende ist die Fachzeit-

schrift „Die Schwester Der Pfleger”, die in der Januarausgabe

des Jahres 2008 den stärksten Stellenmarkt seit 2000 hatte.

Bibliomed – Medizinische Verlagsgesellschaft mbH,Melsungen 2007, 1. Auflage, 384 Seiten, 90,– Euro

(Für GeSRU-Mitglieder 50,– Euro)ISBN 978-3-89556-047-7

www.bibliomed.de, [email protected]

++ NEU +++ NEU ++Anfängeroperationen

in der Urologie – Schritt für Schritt

P. H. Walz, R. Hohenfellner, U. Necknig

Wegweiser für den angehen-den urologischen Operateur

Übersichtlich

Wesentliche Anfängeroperatio-nen in der Urologie werden Schritt für Schritt anhand vonOperationsfotos erklärt

Detaillierte OP-Zeichnungenverdeutlichen wichtige Operationsschritte

Anmerkungen zur Topografischen Anatomie zeigen in jedemAbschnitt die Operationen in ihrer Umgebung

Hinweise über mögliche Nervenverletzungen bei urologi-schen Operationen schließen eine oft bemängelte Lücke

Umfangreicher Anhang u. a. mit Grundbegriffen von „Nadel und Faden“

Routenplaner

Konzipiert zum schnellen Nachschlagen einzelner Operationen

Zeigt die „Tricks“ und „Fallstricke“ zur mentalen Vorbereitung auf die Operation

Unerlässlicher Begleiter während der gesamten Ausbildung

Für Assistenten

Aus der Sichtweise des Assistenten und des erfahrenen Operateurs geschrieben

Klar strukturierter TextOperationsschritte in ihrer Abfolge genau im Text

kommentiertHandliches, übersichtliches Format

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Das sind die Unterschiede –

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Die Wirtschaftlichkeit eines Reparaturmanagements wird

nicht nur durch das Reparaturbudget gekennzeichnet. Dabei

spielt in der finanziellen Betrachtung der Reparaturersatz

eine entscheidende Rolle. Herstellerreparaturkonzepte kön-

nen der Klinik ganzheitliche Lösungen anbieten, die die Wert-

erhaltungsausgaben dauerhaft minimieren. Diese Konzepte

garantieren die Aufrechterhaltung der Produktqualität.

Daraus ergeben sich für die Klinik eine hohe Akzeptanz der

Produkte durch die Operateure, eine hohe Verfügbarkeit des

Instrumentenbestandes und eine hohe Wirtschaftlichkeit.

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Zu wenig weitergebildetes Personal . . .

In Zeiten sinkender Budgets imGesundheitswesen werden Klini-ken noch mehr gezwungen, ihrezumeist steigenden Fallzahlenfür einen geringer werdendenfinanziellen Gegenwert durchzu-führen. Um das erreichen zu kön-nen, ist es notwendig, nebenanderen Einsparungen auch dieklinischen Abläufe weiter zuoptimieren. Eine besondere Rollespielt hierbei der OP. Dieser stelltfür die meisten Kliniken auf dereinen Seite das „Nadelöhr“ beider Patientenversorgung dar undist auf der anderen Seite ein sehrkostenintensiver Bereich.Um einen reibungslosen OP-Ablauf gewährleisten zu können,ist die Verfügbarkeit von funkti-onsfähigen, wiederverwendbarenSterilgütern wie Standard- undMIC-Instrumenten, Motorensys-temen, Optiken, HF-Technik usw.eine wesentliche Voraussetzung.Funktionsgeminderte oder nichtauf das Sieb abgestimmte Instru-mente führen zu Qualitätsverlus-ten des OP-Ergebnisses sowie desArbeitsablaufes. Das führt zuhohem finanziellen Aufwand.

Durch die neuen Finanzierungs-formen für Krankenhäuser kön-nen sich die Kliniken nicht mehrdarauf verlassen, dass das Ins-trumentarium im Rahmen einerKrankenhausneubau- oder -um-baumaßnahme eine Förderung inForm einer Neuausstattung er-

hält. Deshalb müssen Kliniken einfunktionierendes Instrumenten-management mit einem opti-mierten Reparaturmanagementinstallieren. Die Funktions- undWerterhaltung des Eigentumsam Instrumentarium liegt imInteresse der Kliniken, die dieAufwendungen hierfür alleinetragen müssen. Ziel eines opti-malen Reparaturmanagementsist die langfristige Minimierungder Aufwendungen für Repara-turen bzw. Reparaturersatz.

Grundsätzlich können die wieder-verwendbaren Sterilgüter in zweiGruppen unterschieden werden:1. Produkte mit höherem Inno-vationsgrad und kürzerer Lebens-dauer (MIC-Instrumente, Moto-rensysteme und Optiken),2. Produkte mit geringem Inno-vationsgrad und längerer Lebens-dauer (Grundinstrumente für denOP).Bei den Produkten der Gruppe 1ist es möglich, lediglich funktions-erhaltende Reparaturen durch-zuführen bis zum Austausch indie nächste Generation.Abweichend davon sind die Pro-dukte der Gruppe 2 zu handha-ben. Bei diesen Produkten wirdnach dem Erreichen der natürli-chen Lebensdauer dasselbe Pro-dukt wiederbeschafft. Deshalb istes aus wirtschaftlicher Sichtsinnvoll, ein werterhaltendes Re-paraturkonzept für Grundinstru-mente zu bevorzugen, wie es nurdurch den Hersteller angebotenwerden kann.

AESCULAP-QualitätsreparaturEin Beitrag von Frank Weller und Gerald Burandt

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Klinik gezwungen, zu einemnicht geplanten Zeitpunkt einenGroßteil des Instrumentariumszu ersetzen. Da der Wert für dasStandardinstrumentarium relativhoch ist, stellt das zumeist einfinanzielles Problem dar (Abb. 1).Bei der Produktion von Aesculap-Instrumenten werden besondershohe Anforderungen gestellt.Diesen wird in internen Werks-normen Rechnung getragen, diestrengere Auflagen und engereToleranzen festsetzen, als innationalen und internationalenStandards vorgegeben sind (Abb.2).

Nur der Hersteller kann nebenden technischen Voraussetzun-gen bei der Reparaturausführungauch direkt auf Neuproduktezugreifen. Dadurch ist einefinanziell attraktive Werterhal-tung der Instrumente alsGesamtkonzept möglich.

Der Aesculap-Werterhaltungs-service für Standardinstrumente

Ausgehend von den Vorbetrach-tungen ist für das Standardins-trumentarium neben der Funk-tions- auch die Werterhaltungnotwendig. Anderenfalls ist die

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AesculapWerterhaltungsservice

Reparaturbetrieb

Servicekonzepte, funktionserhaltend

Servicekonzepte, funktions- und werterhaltend

Werteverlauf des Instrumentenbestandes Abb. 1

DIN-Standard im Vergleich zum AESCULAP-Standard Abb. 2

Beispiel: Härte

Scheren: 50 bis 58 HRC 52 bis 58 HRCKlemmen: 40 bis 48 HRC 44 bis 48 HRC

DIN Aesculap

Engere Toleranzen garantieren hohe Modelltreue hinsichtlich Funktion und Verschleißeigenschaften.

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Originalbeschriftung mit Seri-encode (UNICOS) und Data-Matrix-Code (Abb. 3).

Zum Beispiel steht für dieReparaturen der HM-Nadel-halter ein Vakuumhärteofenzur Verfügung. Dieser garan-tiert, dass der Prozessablaufder Reparatur dem des Neu-produktes entspricht.

Im Gegensatz dazu ist uns beikeinem Reparaturbetrieb dieseVerfahrenstechnik bekannt.Reparierte Instrumente, dienicht dieser Qualität entspre-chen, werden von den Opera-teuren zeitnah erneut als repa-raturwürdig deklariert. Diesführt zu erhöhten Kosten imReparaturbudget.

Die in Abbildung 4 gezeigtenNadelhalter können die Nadelnnicht optimal fassen. Hier wäreanstatt der Reparatur ein Re-paraturersatz die wirtschaft-liche Alternative gewesen. Der Aesculap-Werterhaltungs-service sieht neben der Qua-litätsreparatur und dem Ersatzdes Instrumentariums nachwirtschaftlichen Gesichtspunk-ten weitere Maßnahmen vor,die die Reparaturkosten dauer-haft reduzieren. Dies stellt dieVerfügbarkeit des Instrumenta-riums sicher. Beispiele für dieseMaßnahmen sind:� Schulungen der Mitarbeiterder ZSVA und des OPs zurInstrumentenaufbereitung undReparaturerkennung,� Vorschläge zur Optimierungvon Siebinhalten,� Regelmäßige Präventiv-sichtung mit Festlegungenweiterer Maßnahmen zur Opti-mierung,� Auswertung von Repara-turstatistiken.

Der Aesculap-Werterhaltungs-service kann auch in einembudgetierten Rahmen angebo-ten werden. Ziel ist es, denbeim Gebrauch verursachtenVerschleiß langfristig und kos-tengünstig auszugleichen.

Die Aesculap-Qualitäts-reparatur für Motoren

Im Aesculap Technischen Ser-vice werden Motoren undMotorenkomponenten so repa-riert, dass die Qualität dereines Neuproduktes entspricht.Ein wesentlicher Vorteil für denAesculap Technischen Serviceist auch hier die Nähe zur Pro-duktion. Es stehen alle not-wendigen Informationen, dieim internen Qualitätsmanage-ment enthalten und auch zer-tifiziert sind, zur Verfügung,zum Beispiel:� Originalzeichnungen mitMaßen und Toleranzen.Ein „Fremdreparateur“ kannnur die Ist-Maße eines Motorsund dessen Komponenten ab-

DIN-Standard im Vergleichzum AESCULAP-Standard

Der hohe Qualitätsanspruchvon Aesculap-Instrumentensichert den Anwendern einoptimales Handling und denVerwaltungen eine hohe Wirt-schaftlichkeit. Deshalb ist esfür die Reparaturverantwortli-chen sinnvoll, auch die glei-chen Ansprüche an die Qualitätder Reparaturen zu stellen. DieReparaturen bei Aesculap wer-den vom Aesculap TechnischenService durchgeführt. Dieserhat dieselben Qualitätsstan-dards wie die Produktion. DieseBereiche arbeiten eng zusam-men, um einerseits das Pro-duktions-Know-how für dieReparaturen zu nutzen und

andererseits Erfahrungen ausdem Reparaturbereich zurOptimierung der Neuprodukteeinzusetzen.

Aesculap-Qualitätsreparaturengewährleisten:� eine Funktion, die der Qua-lität eines Neuproduktes ent-spricht,� eine Standzeit, die derStandzeit eines Neuproduktesentspricht,� den Erhalt der vollständi-gen Produkthaftung des Her-stellers,� das Berücksichtigen derAesculap-Normen,� ein wirtschaftliches Ver-hältnis zwischen Reparaturenund Reparaturersatz,� die Wiederherstellung der

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Kontakt: Frank Weller, Gerald BurandtAesculap AG & Co. KG, TuttlingenE-Mail: [email protected]

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Abb. 3: Originalbeschriftung AESCULAP

Abb. 4: Modellveränderung durch Reparaturen, die nichtdem Herstellerstandard entsprechen

Abb. 5: Ausschnitt aus der Zeichnung eines Ersatzteils, der die Komplexität der Einzelteile im Bezug auf Maßeund Toleranzen aufzeigt

3

4a

4b

4c

5

messen und kennt die notwen-digen Form- und Lagetoleran-zen nicht (Abb. 5).� Die notwendigen Material-zusammensetzungen der ein-zelnen Komponenten, die injahrelanger Erfahrung durchklinische Erprobungen undentwicklungstechnische Erfah-rung festgelegt wurden.� Die Information der zu ver-wendenden Schmierstoffe, Fetteund Materialien (Legierungen).� Die Prüfpläne mit Leis-tungskennzahlen, Stromauf-nahmen, Akkukapazitäten usw.,die zwingende Voraussetzungfür die Qualitätsprüfung nachder Reparatur sind. Die Anga-ben sind identisch mit derPrüfplanung der Produktion.

Ausschlaggebend für eine Qua-litätsreparatur ist der Einbauvon Originalersatzteilen. Diesestehen ausschließlich dem Her-steller zur Verfügung.

Sehr wichtig ist die Zusam-menarbeit mit der Produktionauch für die Verfügbarkeit vonWerkzeugen für das Zerlegenund die Montage der Motoren.

Zur Überbrückung der Repara-turdauer bietet Aesculap fürMotoren und andere Geräteeinen kostenlosen Leihservicean. Nach der Information ausder Klinik erfolgt umgehendder Versand des Leihgerätes.Die Verpackung kann zum Ver-senden des defekten Gerätesverwendet werden. Analogerfolgt der Rücktausch nacherfolgter Reparatur.Die Reparaturlogistik erfolgtbei Aesculap meist über regio-nale Fachhandelspartner, dieoft wöchentlich die Klinikenbesuchen und über die ent-sprechenden Kenntnisse imReparaturmanagement verfü-gen. �