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reinhard-ematinger
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Der Inhalt des kleinen Kartons ist schnell gesichtet: Eine
Broschüre und 35 Karten mit bunten Zeichnungen. Dazu das
vollmundige Versprechen des schmalen Pakets: Die Karten-
spieler sollen Ideen finden, die nicht nur großartig, sondern
auch umsetzbar sind. Gemeint sind damit in erster Linie
Geschäftsideen. So ist das Set, das Einzelpersonen ebenso
nutzen können wie Gruppen, vor allem für die Entwick-
lung von Strategien, Geschäftsmodellen oder Produkten
gedacht. Doch auch in Innovationsworkshops oder bei der
Begleitung von Changeprozessen können die Karten dem
Entwickler Reinhard Ematinger zufolge eingesetzt werden.
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Wie auch immer der Kontext aussieht: Entscheidend fürden erfolgreichen Einsatz des Kartensets ist die Leitfrage,
die durch das Spiel führt. Sie muss das
Anliegen der Spieler möglichst kon-
kret formulieren. Nur dann, das macht
die Broschüre schnell klar, können
nützliche Antworten auf den Tisch
kommen. Also nicht: Wie verkaufen
wir mehr? Sondern: Wie können wirunseren Umsatz um 30 Prozent stei-
gern? Auf meine Nachfrage gibt Spiel-
entwickler Ematinger weitere Beispiele: "Ein freier Trainer könnte sich
fragen: ,Was unterscheidet mich von
meinen Mitbewerbern?', ein Change-
begleiter könnte in Workshops die
Frage aufwerfen: ,Was soll nach der
Veränderung besser sein als vorher?"'.
Die Testgruppe des TA-Teams wähltdie lebensnahe Herausforderung: "Wiekönnen wir die Zahl unserer Abon-
nenten verdreifachen?" Dazu ent-
scheiden wir uns für die einfachste
Variante des Spiels: Phönix aus der un-
sortierten Asche. Die sechs Mitspielerziehen dabei reihum eine Karte vomgut gemischten Stapel und sammelnjeweils gemeinsam Ideen.
Erwartungsvoll legen wir los. Doch
die Einstiegskarte wirkt wie ein Raus-
schmeißer: "Welche negativen Kom-
mentare erwartest du?" Puh. Naja,
wahrsche'inlich sind Printmedien oh-
nehin auf dem absteigenden Ast, unddie Mühe lohnt sich sowieso nicht.Doch schnell wird es besser: Die Kar-
te ,Wo ist das Vergnügen?" führt zu
unerwarteten inhaltlichen Impulsen
von den Vertriebskollegen (Witze!
Cartoonsl Eine Partnerschaftsbörse!).
Die foker-Kart€ ,Du badest in Geld"
bringt die Gesichter zum Leuchten,
die Ideen zum Sprudeln: den TV-Kanal
ausbauen, einen eigenen Messestand
für Training aktuell anschaffen, eineigenes Büro für die Kollegin aus der
Redaktion, Firmenwagen mit Logo fürden Online-Kollegen. Und bei der Kar-
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Foto: Sylvia Lipkowski
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te "Bring Erotik ins Spiel" gibt es keinHalten mehr: Der soeben angeschaffte
Messestand wird mit Lack und Leder
bespielt, eine Flirtschule für Trainerangedacht und eine Glosse zu ero-
tischen Erlebnissen in Seminarhotelsvorgeschlagen. Die kreative Stimmungist blendend. Und ich schreibe undschreibe.
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Tatsächlich ist der Moderator beimIdeenkick ganz schön gefordert - ne-
ben dem Schreiben muss er schließ-Iich noch darauf achten, dass die Aus-
gangsfrage nicht aus dem Fokus gerät.
Zu leicht versickert der Ideenfluss
sonst in andere Kanäle. Ich bereue,
keinen zweiten Protokollanten ver-
pflichtet zu haben.
Die Mitspieler finden sichtlich Spaß
am angeleiteten,Herumspinnen" undlegen ein beeindruckendes Tempo vor- sowohl bei der Außerung von Ide-
en als auch beim Ziehen immer neu-
er Karten. Denn die Neugier auf dienächste Frage oder Anregung ist groß.
Wo freies Brainstorming vor sich hinplätschert, bringen hier die schön ge-
stalteten Karten immer wieder neuenAntrieb in die Denkrunde. So erreichendie Spielentwickler bei uns genau das,
was sie wollten: "Die Spieler aus ihrerDenkautobahn herauszuschubsen",
wie Ematinger es formuliert.Als Einstiegs- oder Zwischenspiel
bei Innovationsseminaren ist der Ide-
enkick deshalb durchaus vorstellbar- und immer wenn es um die Entwick-lung von Strategien, Unternehmens-leitbildern, Projekten, Prozessen undsonstigen Konzepten geht. Aber auchals kleines Businesstool für Trainerund Berater selbst funktioniert das
Kartenset wahrscheinlich gut: Den
selbstständigen Kopfarbeitern könn-ten die Karten zu neuen Geschäfts-,
Marketing- und Seminarideen verhel-fen.
Was bei unserer angeregten Ideen-produktion völlig untergeht, ist aller-dings der Praxisbezug. Mit der Um-setzbarkeit der Ideen, die der Anbieterausdrücklich auch in Aussicht stellt,ist es nicht weit her. Aber vielleichtliegt das daran, dass ich als Moderatornicht streng genug bin und den Mit-spielern zuviel Freiheit zum Fabulie-ren lasse.
Klar ist: Nach dem Spiel fängt dieArbeit an. Dann nämlich müssen dievielen mitgeschriebenen Vorschläge
durchgegangen und auf ihre Tauglich-
keit abgeklopft werden. Auch unterunseren Spinnereien taucht dann viel-leicht die eine oder andere Idee auf, diemehr Aufmerksamkeit verdient. DieLederoutfits am Messestand werdendas sicher nicht sein. Aber vielleichtkönnten wir schon überlegen, wie wirden Auftritt attrakriver gestalten ...
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Eine sehr kleine Investition für -möglicherweise - ganz große Ideen.Ein Geschäftsrisiko, das man durch-aus eingehen kann.
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