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Paul Michel (Universität Zürich)
Transformation und Augmentation bei Petrarcaund seinem Meister
1. Petrarcas Remedia utriusque fortunae
An De Remediis utriusque fortunae hat Petrarca (1304–1374) von 1354 bis 1367
gearbeitet. Der Begriff fortuna hat zwei Bedeutungen: ‘Glück’ / ‘blindwütendes
Geschick’.1 Nach beiden Aspekten gliedert Petrarca sein Werk: Im ersten Teil (122
Kapitel) weist die personifizierte Vernunft (Ratio) nach, daß alles, was den Menschen
glücklich zu machen scheint, eitel ist. Im zweiten Teil (132 Kapitel) führt die Vernunft
Trostgründe gegen das vermeintliche Übel an. Der eine Aspekt der Fortuna ist zu
beargwöhnen, der andere auszuhalten. Im einen Fall sagt Ratio warnend ‘das ist aber
kein Wert!’, im anderen Fall palliativ: ‘das braucht dich aber nicht anzufechten!’ Der
Text ist pseudo-dialogisch organisiert. Es sprechen die Personifikationen von
Grundemotionen: im ersten Teil tragen Gaudium, Spes (ab I, 109) die Anlässe der
‘fortuna prospera’ vor; im zweiten Teil Dolor, Metus (II, 91. 92. 115–1172) die Anlässe
der ‘fortuna adversa’.3 In jedem Kapitel läßt Ratio einen Hagel von Argumenten auf
Gaudium bzw. Dolor niederprasseln.
1.1. Aufbau
Die Anordnung der einzelnen Kapitel erfolgt assoziativ.4 Es lassen sich
Kapitelverbünde ausmachen, z.B. Muße und Vergnügungen (I, 18–43, wo der
Bücherbesitz überleitet zum Schiftstellerruhm und sich ein Block mit Ehren anschließt;
dann werden aber die Luxusgüter wieder aufgenommen I, 60–64). Es gibt eine Gruppe
1 Schottländer 1988, 27 verweist auf Cicero, de officiis II, vi, 29.
2 Vgl Lesarten bei Carraud 2002, 1062.
3 Grundlegend ist das Buch von Fraenger 1930. Vorzüglich ist das knappe Nachwort von Manfred
Lemmer zum Reprint 1984, 181–209.
4 Solch assoziative Anordnungen des Materials von Enzyklopädien kennen wir beispielsweise aus
den frühen Ausgaben der Officinia des Ravisius Textor (Jean Tixier de Ravisi, 1480–1524), die von
späteren Herausgebern systematisiert wurden. Ebenso assoziativ geordnet ist des Comenius Janua
linguarum reserata (1631; umgearbeitet 1649).
P. Michel, Petrarcameister 2
zum Thema Frauenliebe (I, 65–69), an den sich Kindersegen und Lob des Herkommens
anschließt. Der Schluß des ersten Buchs ist der (ungerechtfertigten, versteht sich)
Hoffnung gewidmet (I, 113–122). – Ebenso gibt es im zweiten Buch thematische
Vergesellschaftungen, etwa die Reihe der Sieben Todsünden (II, 105–111) und am Ende
eine lange Reihe von Kapiteln über den Tod (II, 117–132).
Punktuell gibt es in den beiden Teilen Pendants, ja es läßt sich feststellen, daß sich die
‘Heilmittel’ gegen das gute Glück und diejenigen gegen das widerwärtige gelegentlich
gleichsam auslöschen, ähnlich wie wir dies von Ovids Remedia amoris her kennen oder
aus des Andreas Capellanus de amore oder später in den Paradossi des Ortensio Lando
(1543)5, in des Boistuau Théâtre du Monde (1558) und Grimmelshausens Satyrischem
Pilgram (1667). Beispiele: I, 2 Schönheit – II, 1 Häßlichkeit; I, 5 Stärke des Leibs (§ 8:
Elefant) – II, 2 Schwäche des Leibes (§ 16: Elefant); I, 3 Gesundheit – II, 3 Krankheit;
I, 15 de patria gloriosa – II, 4 de ignobili patria; I, 16 adlige Geburt – II, 5 de originis
obscuritate; I, 17 de origine fortunata – II, 6 illegitime Geburt; I, 70 Kindersegen – II,
22 eine unfruchtbare Frau; I, 50 Freunde haben – II, 32 Feinde haben.
1.2. Dialogform
Auf die Dialogform sollte man nicht zu viel Gewicht legen. Bei den Problemen, die die
‘Dramatis personae’ vorbringen, handelt es sich meist um stereotype – gelegentlich
stilistisch variierte – Wiederholungen; sie sind immer affirmativ, statisch, hin und
wieder in eine rhetorische Frage gekleidet; die personifizierten Leidenschaften lassen
sich von Ratio nicht überzeugen, sie dienen nur als Stichsatz-Souffleure, ihre
wiederholten Einwürfe halten beim Leser das Bewußtsein wach, daß den
Leidenschaften schwer beizukommen sei, daß die von ihnen Besessenen unbelehrbar
sind. Es gibt kein Kapitel, in dem eine Leidenschaft am Ende eine Einsicht zeigen
würde. Der zweite deutsche Übersetzer, Vigilius, läßt die Dialogisierung nach wenigen
Kapiteln weg und ersetzt sie durch abstrakt formulierte Marginalglossen.
1.3. Argumentationsweise
Die Argumentationsweise der Ratio bei der Dämpfung der Freude wie für den Trost der
Gepeinigten gibt einen zentralen Einblick in das Werk.
5 Vgl. Kuhn, Heinrich H. (2004): „Spannungen und Spannendes in Petrarcas Schrift über die
Heilmittel gegen beiderlei Fortuna“. Internetpublikation: http://wwww.phil-hum-ren.uni-
muenchen.de/SekLit/P2004A/Kuhn htm (Zugriff 16.6.05). Er macht (bei Anm. 63) darauf aufmerksam,
daß Lando entsprechende Partien aus dem ersten und zweiten Teil des Werks von Petrarca
zusammenstellt.
P. Michel, Petrarcameister 3
Gegen Gaudium gewandt argumentiert Ratio folgendermaßen: Übertriebene Freude
oder Hoffnung wird herabgemindert, indem Ratio das positivierte Gut in ein Verhältnis
zu höheren Gütern setzt. – Geschenke der fortuna sind insofern verdächtig, als sie nicht
selbst erworben sind. – Immer wieder wird gesagt, daß die Güter der Fortuna
vergänglich sind, und daß ihr Verlust schmerzen wird. – Glücksgüter, die dem Körper
nützen, schaden dem Geist, und das ist gravierender.
Die Argumentation von Ratio gegenüber Dolor folgt solchen Mustern: Das
vermeintliche Übel wird geradezu als ein Gut hingestellt: es ist für dich besser so, sonst
würdest du sündigen oder hättest im Alter die Folgen davon zu tragen. – Ratio legt dar,
daß die Einstellung zu einem genannten Übel diese nur verschlimmert: es tut dir mehr
weh dich aufzulehnen, als wenn du dich darein ergibst. – Ratio gibt zynisch zu
bedenken: Was man als Mangel beklagt, ist geradezu eine Chance, ein Ansporn (das
Handicap als Challenge!). – Ratio tröstet über das Fehlen eines Glücksguts so: besser ist
es ein Gut nie gehabt zu haben, als es später leidvoll verlieren. – Verlust ist geradezu als
Befreiung zu deuten.
Gegen Freude wie Schmerz einsetzbar sind folgende Argumente: Ratio rät, die Dinge
von einer anderen Perspektive her zu betrachten: was gut scheint, kann (unter anderem
Gesichtspunkt) übel sein und umgekehrt. Bedenke die Kehrseite, die Nach- bzw. die
Vorteile der Sache. Am stärksten ist natürlich eine Betrachtung sub specie aeternitatis. –
Die Meinung des Dialogpartners wird als kurzsichtig oder gar falsch erwiesen (II, 120):
was du lobst bzw. beklagst, darauf kommt es gerade nicht an.
Die Argumentationen wirken auf uns oft grotesk, so wenn Ratio abwiegelt, Zahnweh sei
nützlich, da es zu Schweigen und zur Abstinenz beim Küssen zwinge, oder Bettflöhe
seien lobenswert, weil sie vor üppigem Schlaf bewahren.
1.4. Traditionen
Petrarca profitiert von verschiedenen Traditionen, aus denen er etwas Neues bildet:
Bereits Seneca hatte ein (nur teilweise überliefertes) Werk De remediis fortuitorum
(Von den Heilmitteln gegen Zufälligkeiten, ‘Kontingenzbewältigungsstrategien’ würden
wir heute titeln) verfaßt. Ferner steht im Hintergrund die Florilegienliteratur6, in der
Sentenzen und Exempla gesammelt und unter übergeordneten Gesichtspunkten (Topoi)
zusammengestellt werden – erinnert sei an den antiken Valerius Maximus und an den
6 Vgl. zur Übersicht den Artikel „Florilegien“ mehrerer Autoren im Artemis-Lexikon des
Mittelalters, Band IV, 566ff. – Rouse, Richard H. & Mary A. (1979): Preachers, Florilegia and Sermons.
Studies on the ‘Manipulus florum’ of Thomas of Ireland, Toronto: The Pontifical Institute of Mediaeval
Studies.
P. Michel, Petrarcameister 4
mittelalterlichen Peraldus (Guillaume Peyraut † 1271) – eine Tradition, in die sich von
1500 an dann Erasmus (De duplici copia, Adagia), Domenico Nano Mirabelli,
Lycosthenes, Theodor Zwinger und Beyerlinck einreihen werden. Für den zweiten Teil
von De remediis ist die umfangreiche Trostliteratur zu nennen, allen voran des Boethius
Consolatio.7
1.5. Geisteshaltung
Der Tenor ist die ‘tranquillitas animi’; Leitfigur ist der stoische Weise, der durch die
Argumente der Vernunft zu einem guten Leben geführt werden soll. (Die ratgebende
Ratio huldigt gelegentlich auch einem biederen Zweckpessimismus.) Petrarca entwirft
nicht eine verpflichtende Ethik, die auf wenigen grundlegende Prinzipien aufbaute.
Christliches Denken ist kaum spürbar.8 Nach Lektüre einiger Kapitel in beiden Teilen
des Buches muß der Leser feststellen: Es gibt weder echtes Glück noch wirkliches
Unglück. Er ist aber kaum vergnügt, daß beides – Liebes wie Leides – aus Gottes
Händen quillt. Der Eklektizismus9 hängt innerlich mit der Textsorte zusammen.
1.6. Ein Fall von enzyklopädischem Schrifttum
De remediis utriusque fortunae gehört sicherlich zur wissensvermittelnden Literatur,
deren Kennzeichen ist, daß sie nicht als Ganzschriftlektüre10, sondern zum
Nachschlagen dient und eine bunte Fülle in sich nicht zwingend zusammenhängender
Auskünfte bietet. Das Werk kann zum Auffinden von Warnungen für sich über einen
Glücksfall überheblich Freuende (1. Teil) als auch von Trostargumenten für
7 Hierzu von Moos, Peter (1971/1972.): Consolatio. Studien zur mittellat. Trostliteratur über den
Tod und zum Problem der christlichen Trauer. 4 Bände, München.
8 Zur Frage der Vermittlung einer heidnisch-antiken und einer christlichen Position vgl. Heitmann
1958, dessen These eines durch und durch christlichen Petrarca ich nicht zu folgen vermag.
9 Stierle, Karl Heinz (2003): Francesco Petrarca. Ein Intellektueller im Europa des 14.
Jahrhunderts. München: Hanser (S. 222–226 zu de remediis) spricht von „entfesselter Vielheit“; damit
bin ich einverstanden. Das Glücksbuch würde ich aber nicht in eine Reihe mit der provozierenden
Vielaspektigkeit von Montaigne in eine Reihe stellen.
10 Es gibt freilich auch Stellen, die gegen die These sprechen, das Werk diene zum Nachschlagen. So
heißt es I, 5 relege. II, 118: erst hattest du Angst vor dem Tod, nun hast du Verlangen nach ihm, was auf
das vorausgehnde Kapitel II, 117 verweist und somit eine kontinuierliche Lektüre unterstellt. In I, 101
wird von einem vor kurzem zitierten Ausspruch des Hadrianus gesprochen, welcher in I, 96 (§ 32)
erwähnt wurde.
P. Michel, Petrarcameister 5
Niedergeschlagene (2. Teil) konsultiert11 werden. Der in der Vorrede (§ 11) verwendete
Topos, das Buch diene als Bibliotheksersatz (ne armarium evolvere … sit necesse), und
die Metapher, der Leser habe hier alles in einer kleinen Büchse schnell parat (in exigua
pixide … in promptu) werden im enzyklopädischen Schrifttum gerne verwendet.
Tatsächlich hat Petrarca die erreichbare Literatur ausgeschrieben, fragmentiert und
unter neuen Gesichtspunkten (‘loci’) neu zusammengestellt. Das ganze Buch ist
unsystematisch, wie bei Topiken üblich12. Für jedes Problem wird eine Fülle von ad-
hoc-Argumenten angeboten; der Leser soll instand gesetzt werden, zu jeder
Zweifelsfrage allgemeinverbindliche und geschliffen formulierte Argumente
beizubringen. Es gibt keinen einheitlichen Skopus, keine Basissätze, aus denen sich
deduktiv etwas ableiten ließe, sondern es wird eine ‘copia rerum et verborum’
angeboten, in der das aktuell Passende gemäß der Inventio-Technik aufgespürt werden
kann. Topossammlungen sind die Basis vieler Enzyklopädien.
1.7. Übersetzungen und Erweiterungen
Das Buch hatte in den Nationalsprachen großen Erfolg. Eine erste deutsche
Übersetzung von Peter Stahel (für den ersten Teil) und Georg Spalatin (nach Stahels
Tod für den zweiten Teil) erschien – nachdem das Projekt der Verleger Grimm und
Wirsung nicht zustande gekommen war – 1532 bei Steiner in Augsburg mit den
Holzschnitten des unbekannten Meisters. Von der zweiten Auflage an (1539) wird eine
neue, flüssigere Übersetzung von Stephanus Vigilius verwendet.13 Das Buch bekommt
ein Inhalts-Register. Es wird (erstmals 1539; nach Fiske Nr. 69) jedem Kapitel ein
lateinisches Distichon mit deutscher Übersetzung in vier paargereimten Knittelversen
beigegeben, so daß sich ein emblem-ähnliches Ensemble ergibt: Überschrift – Bild –
11 Das Konsultieren als wichtigstes Kennzeichen der enzyklopädischen Literatur hat herausgestellt
Blair, Ann (2003): „Reading Strategies for Coping with Information Overload ca. 1500–1700“, in:
Journal of the History of Ideas 64/1, 11–28.
12 von Moos, Peter (1988): Geschichte als Topik. Das rhetorische Exemplum von der Antike zur
Neuzeit und die historiae im ‘Policraticus’ Johanns von Salisbury. Hildesheim: Olms; insbesondere § 79:
„‘Copia exemplorum’: Der Reiz der Vielfalt und Unordnung“. – Bornscheuer, Lothar (1976): Topik. Zur
Struktur der gesellschaftlichen Einbildungskraft. Frankfurt/M.: Suhrkamp; 26–108; bes. S. 98: „Es gibt
keine generelle Prioritäten, keine systematisierbare Kohärenz innerhalb der Topik […], derselbe Topos
kann bei derselben Problemfrage beiden Kontrahenten nützlich sein.“
13 Vigilius schreibt in der (auf 1534 datierten) Widmungsvorrede, er habe sich oft gewundert über
die ihm vorliegende Übersetzung, vor allem diejenige des ersten Teils; viele Dinge habe er erst durch
Rückgriff auf den lateinischen Text verstanden (a ij); er berichtet von seiner Plackerei beim Übersetzen (a
iiij). – Zur Übersetzungstechnik bei den insgesamt vier deutschen Übersetzern vgl. Knape 1986.
P. Michel, Petrarcameister 6
Kapiteltext; die Distichen stammen gemäß St. Vigilius (Ausgabe 1539) von Johann
Pinitian (1478–1542). Die lateinischen Verse erscheinen dann in einer lateinischen
Ausgabe erstmals in Bern 1605 (Fiske Nr. 20). Oft wird das Buch mit Petrarcas De
rebus memorandis in der Übersetzung von Vigilius von 1541 (Gedenckbuch; 2. Auflage
1566) zusammengebunden. – Nach Steiners Bankrott (1548) druckt Christian Egenolff
in Frankfurt das deutsche ‘Glück-Buch’ 1551, 1559, 1572, 1583, 1584 und 1596. Noch
1604, 1620, 1637 gibt es Nachdrucke.
1.8. Die Bebilderung
Die deutschen Übersetzungen seit 1532 enthalten 261 Holzschnitte eines unbekannten
Meisters, die (aber diese Datierung14 ist mit Vorsicht aufzunehmen) aus den Jahren vor
1522 stammen, aber erst rund ein Jahrzehnt später zum Druck gelangten. Der Meister
hat seit 1514 mehrere Bücher illustriert, Musper hat 733 einzelne Holzschnitte
identifiziert. – Mehrere Holzschnitte kommen in verschiedenen Büchern vor, die bei
Steiner in Augsburg bis zu seinem Bankrott 1548 und später in anderen Verlagen
verwendet wurden, wobei es durchaus möglich ist, daß Bilder zuerst in Drucken
verwendet wurden, für deren Texte sie nicht ursprünglich vorgesehen waren. (So
erscheint bereits 1526 Johannes Paulis Schimpff und Ernst mit Illustrationen, die später
im Trostspiegel und im Cicero Verwendung finden.) Das heißt: es ist möglich, daß die
Ikonographie eines Bildes zu dem Text, in den es eingebunden ist, nicht recht paßt, weil
es zur Illustration eines andern Texts konzipiert wurde.15
Gemäß der Vorrede des Druckers 1532 hat Sebastian Brant († 1521) das Bild-
Programm bestimmt. Steiner habe Kosten und Mühe nicht gescheut und das (erste)
Buch mit vil zierlichen vnd wunder lustparlichen figurenn / so nach visierlicher16
14 Die Zusammenhörigkeit ist aufgrund des Stils evident. Der erste Holzschnitt erscheint 1514
(Musper 1937, L1). – Spalatinus datiert seine Vorrede zu seiner Übersetzung auf den 8. September 1521;
nimmt man an, daß dieser Termin in der Nähe des geplanten Druckbeginns gelegen haben, so müßten aus
umbruchtechnischen Gründen damals auch schon die Holzschnitte vorgelegen haben. Die Kanone auf
dem Bild zu I, 99 trägt die Jahrzahl 1519; der Sarkophag auf dem letzten Bild (II, 132) die Jahrzahl 1520.
– In der anonymen Vorrede zu Schwartzenbergs Übertragung von Ciceros De officiis (1531, mit hundert
Holzschnitten des Meisters) heißt es, dieser habe das Buch mitt sampt den Fygurenn […] vor zehen jaren
zuo trucken geben, dann habe sich die Sache aber verzögert. – Die Übersetzung von Ciceros de senectute
erscheint bei Grimm 1522 (Musper L 88). – Dann erscheinen bis 1524 noch einige Bücher bei Grimm mit
weniger bedeutenden Bildern.
15 Michel 1989.
16 Das Verb visieren nach Grimms Deutschem Wörterbuch XII/2 (1951): ‘scharf ins Auge fassen,
messend entwerfen, eine Vorzeichnung machen’.
P. Michel, Petrarcameister 7
angebung des Hochgelerten Doctors Sebastiani Brandt seligen / auf jeglichs Capitel
gestellet sind / nit vmm ain klein gelt erkauft (nämlich vom Verleger Grimm; der hatte
1527 das Geschäft verpfänden müssen). Brant hatte bei der Bebilderung von Texten viel
Erfahrung: zwischen 1488 und 1504 verfaßt er illustrierte Flugblätter, das Narrenschiff
erscheint 1494, seine illustrierte Fabel-Ausgab159017, die illustrierte Boethius-
Ausgabe 1501; die illustrierte Vergil-Ausgabe 150218, Brant hat auch bei einer Petrarca-
Sammelausgabe, die 1496 bei Amerbach in Basel erschien, mitgewirkt19, kannte also
wohl auch den Text schon länger.
Die Aufgabe einer visirliche[n] angebung20 für den Graphiker war eine vertrackte.
Offenbar verlangten die Herausgeber (Grimm und Wirsung), daß jedes Kapitel des
Glücksbuches ein Bild enthalte. Dabei ging es nicht um die ‘mimetische’ Illustration
narrativer Ensembles (wie bei Tierfabeln, biblischen Szenen oder in einem
Geschichtsbuch) oder um die Wiedergabe von Pflanzen oder Portraits oder
Stadtveduten oder von Handwerkern bei der Arbeit , sondern um das Ins-Bild-Bringen
abstrakter Größen, nämlich die Demaskierung und Umwertung von Freude und Leid,
was für Petrarcas Text zentral ist. Es geht um „die Illustrierung bloßen Raisonnements“,
schreibt Röttinger21, wozu es drei Möglichkeiten gebe: „Die Allegorie, das historische
17 Ebenfalls mit schwierigen Bildaufgaben: Wie zeichnet man die Bildrede Jesu (Luk 6,42) vom
Balken im eigenen und dem Splitter in des Bruders Auge? Hier in Kapitel 3 bewerkstelligt!
18 In der Vergilausgabe 1502, im separat foliierten Teil des XIII. Buchs, fol XXXIII verso schreibt
sich Brant die Leistung des Illustrators zu: Mit einem schlichten Bild und mit Zeichnungen wollte er den
Vergil für die Ungebildeten und einfachen Leute herausgeben. Und doch sei die Mühe hier nicht
vergeudet, nicht gänzlich vergeblich, denn durch das Bild erhält das Buch seine erinnernde
Vorstellungsweise. Virgilium exponant alij sermone diserto | Et calamo pueris: tradere et ore iuuet. |
Pictura agresti voluit Brant: atque tabellis: | Edere eum indoctis: rusticolisque viris. | Nec tamen
abiectus labor hic: nec prorsus inanis. | Nam memori seruat mente figura librum.
19 Librorum Francisci Petrarchae Basileae Impressorum Annotatio. Bucolicum Carmen … De Vita
solitaria... De Remedijs utriusque Fortunae... Libri quem Secretum: siue de Conflictu curarum suarum
inscripsit.[…]. Basileae: Amerbach 1496; dazu Geiß 2002.
20 Seit längerem bekannt sind die Vorzeichnungen Brants und Dürers auf den Rückseiten der
Druckstöcke für die Terenzausgabe, vgl.Wilhelmi 2002. Fraenger 1930 bietet als weiteres Beispiel den
Entwurf von Conrad Celtes zum Titelblatt seiner Quatuor libri amorum (1502). Die visierlichen
Angebungen dürften nach Fraenger aus einem schematischen Bildentwurf mit erläuternden Beischriften
bestanden haben, was ich ebenfalls annehme.
21 Vgl. Röttinger, Heinrich (1937): „Hans Weiditz, der Straßburger Holzschnittzeichner“, in: Elsaß-
Lothringisches Jahrbuch, XVI. Band, Frankfurt / M., 75–125, hier S. 84. Dieses Konzept wird hier
verfeinert.
P. Michel, Petrarcameister 8
Beispiel und die Abschilderung des beklagten Zustandes“. Solche Bildaufgaben gab es
vor 1520 – man sehe die Bände von Schramm, Bartsch, Geisberg durch – recht selten.
1.9. Methodisches zum Thema der medialen Transformation
Bei einer ‘medialen Transformation’ – ich habe hier nur die Richtung vom Text zum
Bild im Visier, die ja beim Petrarcameister gegeben ist – greifen verschiedene
Dimensionen ineinander:
1. Dimension: Kein Bild entsteht aus dem Nichts, auch nicht aus der Anschauung
‘der Realität’. Bild-Muster, -Modelle, -Konventionen gehen der Wahrnehmung und der
Darstellung voran.22 Im Aspekt der Rezeption: Zum Verständnis von Bildern
(insbesondere aus anderen Kulturen und abgelegenen Epochen) ist es oft unabdingbar,
diese Muster zu kennen.
2. Dimension: Bei der Erforschung von Techniken des ‘Brückenschlags’ vom
Text zum Bild fragen wir nach dem visuellen Potential des Texts.23 Wenn es sich nicht
um eine Person, einen Gegenstand, eine ‘realistisch vorstellbare’ Szene handelt, ergibt
sich oft ein Anknüpfungspunkt in Metaphern, idiomatischen Wendungen, Exempeln,
die im Text vorkommen oder auf die er anspielt.
3. Dimension: Die Medien Text und Bild unterliegen bekanntlich spezifischen
Möglichkeiten, Zwängen und Defiziten. So muss man bei der bildlichen Darstellung
eines Menschen entscheiden, ob man ihn barhäuptig oder mit einer Kopfbedeckung
zeigt (und welche Vielfalt von Hüten kennt der Petrarcameister!), und die hatten in
älteren Zeiten Zeichencharakter. Im Medium Bild fehlen logische Operatoren wie die
Negation (Pictogramme mit durchgestrichenen Gegenständen sind sehr jung.)
4. Dimension: Das Medium Bild hat eine eigene Rhetorik. Stichwortartig seien
erwähnt: graphisches ‘Freistellen’, Schematisieren, pars-pro-toto-Technik, simultane
Präsentation asynchroner Ereignisse, antithetisches Nebeneinanderstellen, comic-strip-
artige Abfolgen, Projizieren verschiedener Realitätsebenen auf eine Darstellungsebene.
5. Dimension: Einen Einfluß auf die Bildrealisierung hat sodann die Funktion des
Bildes. Wer beispielsweise einen einfachen Sachverhalt als Rätsel aufgeben möchte,
wird anders vorgehen als der, der etwas Komplexes im Bild luzid machen will.
22 Immer ist zu bedenken, daß der Meister gewisse Inhalte ohne irgend eine Vorgabe ersinnen mußte.
Woher sollte er z.B. wissen, wie der Römer kurtzweyl (spectaculum, theatrum, circus, arena I, 30)
ausgesehen hat, die in Gestalt eines Textes bequem aus antiken Zitaten beschreibbar sind?
23 Doelker 1997, 162–168 formuliert: „was an latenter visueller Struktur [im Text] schon angelegt ist
oder was an visuellen Merkmalen zugelegt werden kann.“
P. Michel, Petrarcameister 9
6. Dimension: Nicht zu vernachlässigen ist: Fähigkeiten, Individualität, Vorlieben
des Künstlers, etwa bezüglich des Bildaufbaus, der Darstellung von Materialität. Auch
Aspekte der Technik (Pinsel, Holzschnitt usw.) können mitbestimmend sein.
Noch ein Wort zur Vorgehensweise. Beim Auffinden von Bildmustern (1. Dimension)
und Ankerpunkten im Text (2. Dimension) ist es wohl klug und seriös, gleichsam in
konzentrischen Kreisen vorzugehen: Zunächst suchen wir, ob sich in Petrarcas Text
selbst und dann in den von Brant betreuten Werken eine Anregung findet.24 – Dann erst
greifen wir auf das zurück, was gängig ‘zirkulierte’, diffus ‘am Diskurs partizipierte’,
als profanikonographische Bildformel gelten darf.25 – Noch weiter außen sind
Parallelen zu Sprichwörtern und Idiomen (die Zeit um 1530 war eine Hochblüte der
Paroemiologie). – Wir unterlassen es, ahistorisch herangetragene Assoziationen
beizubringen; das hat die ältere Forschung oft gemacht, und heute ist es leider wieder
im Schwange. – Die Aufgabe kompliziert sich in unserem Fall insofern, als ständig zwei
Bildungshorizonte im Auge behalten werden müssen: derjenige Petrarcas († 1374) und
derjenige Brants († 1521). Beide sind enzyklopädische Geister.26
24 Ein eindeutiger Befund ist beispielsweise das Bild vom Tod der Dido, das in De remediis (II, 120)
und in der Vergilausgabe 1502 (fol. CCXXVIII recto) vorkommt. – Bei der Personifikation der Fama
(Kapitel I, 117: Von hoffnung eines gerücht vnd lobs nach dem tode [Vg]) ist die Sache komplizierter: die
Gestalt ist deutlich inspiriert von der Fama bei Vergil (Aeneis, 4. Gesang, 173–238), während
seltsamerweise die Fama in der Aeneis-Illustration von 1502 (Fol. CCXV verso) weniger textgetreu
dargestellt ist. Und wie sollen wir die Unstimmigkeit deuten, daß in der zu illustrierenden Stelle bei
Petrarca Fama ‘den guten Ruf’ meint, während an der Stelle in der Aeneis Fama ‘die üble Nachrede’
meint (sie verbreitet ja das Gerücht von der Leidenschaft zwischen Dido und Aeneas)?
25 Beispiele: Sterbeszenen etwa sind pandemisch verbreitet. – Fraenger 1926 hat das Bild zu Kapitel
I, 8 bereits in den Kontext der mnemotechnischen Literatur gestellt.
26 Ich profitiere von den gründlichen Vorarbeiten in Form eines EDV-lesbaren Bild-Inventars, das
Marianne Sauter 1994/5 angefertigt hat. Immer wieder greift man zurück auf die Studien von Fraenger
1926, 1930. Petrarcas Quellen und seine Exzerpiertechnik sind heute durch die Kommentare von
Christophe Carraud 2002 und Conrad H. Rawski 1991 gut erschlossen.
P. Michel, Petrarcameister 10
2. Sieben Fallstudien
Die Folgen der Tanzerei
Kapitel I, 24. In einer Serie von Kapiteln über kurzweilige Vergnügungen sagt die
Freude: Tantzens frew ich mich [St/Sp]. Es wird eine Szene von Tanzpaaren gezeigt,
denen ein Flötist, Dudelsackpfeiffer und ein weiterer Bläser (Instrumentensymbolik!27)
aufspielen; in Rückenansicht ein Tänzer mit Schellen an den Knien in
weitausschreitender, lasziver Bewegung. Das scheint zunächst eine simple szenische
Vergegenwärtigung; bei genauem Hinsehen entdeckt man im nahen Gebüsch ein
Liebespaar in verfänglicher Pose.
27 Hammerstein, Reinhold (1974): Diabolus in Musica, Bern/München.
P. Michel, Petrarcameister 11
Das heißt: in dieselbe Realitätsebene des Anlasses der Freude wird die Visualisierung
der im Text stehenden Warnung verwoben, die Tanzerei führe zu Unzucht. Petrarca (§
8) spricht davon, die Tanzvergnügungen seien Veneris preludium, libidinum stimuli,
laxamenta licentie – ein vorspil der vnkeüsche […] anraitzung der begirden /
auflauffung vnzymlicher freyheit [St/Sp].
Törichte Motive für den Selbstmord bzw. ein guter Grund gegen ihn
Kapitel II, 118 beschäftigt sich mit dem Suizid, von dem Petrarca scharf abmahnt. Es
liegt nahe, das Thema mit berühmten Selbstmördern zu illustrieren. Tatsächlich zeigt
das Bild im Vordergrund rechts einen Mann, der sich ins aufgerichtete Schwert stürzt;
P. Michel, Petrarcameister 12
es ist Cato (nach Cicero, de officiis I, xxxi, 112). – Im Hintergrund stürzt ein Mann von
einer Burgmauer. Es ist keineswegs ein Selbstmörder, sondern der treue Wächter des
Turms von Stefano di Colonna († 1350), der in aussichtsloser Lage nicht von seinem
Posten weichen will, bevor ihn sein Herr abruft, und der unter dem bei der Belagerung
einstürzenden Turm begraben wird. (Warum hält er ein Buch in der Hand?) Die
Geschichte dient Petrarca als Gleichnis: Solch ein Wächter sollst du (an Dolor gewandt)
über dem dir von Gott anvertrauten Leib sein (talis enim tibi commissi corporis custos
esse debes Deo, qualis hic credite sibi turris domino suo fuit § 18). Es erfordert
Aufmerksamkeit, die vom Turm fallende Gestalt im Kontext der beiden Selbstmörder
richtig zu lesen. – Links im Bild wird dargestellt, wie sich Empedokles in den Aetna
stürzt. Dafür gibt es keinen Anhalt in Petrarcas Text; es ist eine Zugabe Brants, der das
Motiv bereits im Narrenschiff (Kapitel 45) verwendet hat: Empedocles in solch narrheyt
kam | Das er vff Ethna sprang in flam.28
28 Hinweis bei Schottlaender 1988, 204.
P. Michel, Petrarcameister 13
Der Selbstmord des Empedokles wird erzählt bei Diogenes Laertius VIII, 69.29
Empedokles sei in den Vulkan hineingesprungen in der Absicht, den über ihn
verbreiteten Glauben, er sei zum Gott geworden, zu bestärken – das paßt durchaus zum
Tenor des Kapitels bei Petrarca, wo die Ratio dem Dolor eine vanitas stulta als wahres
Motiv für die Selbsttötung vorhält. Hämisch fügt Diogenes hinzu, die Wahrheit sei aber
an den Tag gekommen, als eine der Sandalen aus dem Krater herausgeschleudert
worden sei. Im Bild (sowohl im Narrenschiff als auch dem des Petrarcameisters) stehen
hinter dem sich Hineinstürzenden zwei Sandalen, ähnlich wie die beiden Fußabdrücke
in den Bildern des zum Himmel auffahrenden Christus (etwa in Dürers Kleiner
Holzschnittpassion 1511).
Unartige Schüler
Kapitel I, 81. Die Freude sagt: On geferde hat mir der fal zuogetragen einen
fürtrefflichen schuoler / schier lieber dann ein sun [St/Sp]. Die Vernunft argumentiert:
Tüchtige Lehrer haben oft unartige Schüler. – Das Bild zeigt in der linken Hälfte
Knaben, die über einen am Boden liegenden Erwachsenen herfallen und mit Taschen
und Wachstafeln auf ihn einschlagen; ein Bub holt gerade mit seinem Schreibgriffel
zum Stich aus. Die Szene gleicht dem Martyrium des hl. Cassian, der von seinen
29 Die lateinische Übersetzung des Ambrosius Traversarius war 1431 beendet. Der erste Druck ist
undatiert; ab 1475 finden sich häufig Drucke.
P. Michel, Petrarcameister 14
Schülern mit Griffeln zu Tode gebracht wird.30 – In der rechten Bildhälfte ist ein
nackter Mann in einem mit Wasser gefüllten Holzzuber sitzend dargestellt, dem ein
Mann eben die Ader geöffnet hat, so daß das Blut in weitem Bogen ausspritzt; auf der
anderen Seite des Zubers steht ein König. Es handelt sich hier um die Visualisierung
mittels eines Exempels: Nero zwingt seinen einstigen Praeceptor Seneca zum Suizid.31
Seneca ist bereits in der Schedelschen Weltchronik im Badezuber wiedergegeben (fol.
CV recto), wozu es heißt, Seneca solle
von Nerone seinem grawsamen iunger zu widergeltung ertödt worden sein. […]
do Nero gegen Senecam der straych die er ime in seiner zucht gegeben het zu
gedechtnus füeret (ia auß angepornem haß der tugend) do wardt dem Seneca von
Nerone gesagt das er im selbs einen tod erwelet. do Seneca den willen Neronis
erkennet begeret er das er in ein lawes wasser gesetzt vnd ime alle adern geöffent
werden solten bis ime der gaist entgienge. maynende das es gar ein süeß geslecht
des todes wer. also von eroffnung der adern zesterben. vnd also endet er sein
leben.
30 Prudentius, Peristephanon, 9. Buch, 37–58. Beate Fricke hat mich hingewiesen auf die Illustration
der aus dem 9. Jahrhundert stammenden Handschrift Bern, Burgerbibliothek Ms 264, fol. 61r. Abbildung
bei Stettiner, Richard (1905), Die illustrierten Prudentius-Handschriften, Tafelband, Berlin: Tafel 160.
31 Sueton, Vitae, Nero, 35, 5 ohne Angabe der genauen Umstände, und Tacitus, Annalen, XV, 60ff. –
Petrarca muß andere Quellen gehabt haben. Zum Thema vgl. Brinkmann, Michael (2002): Seneca in den
Annalen des Tacitus. Diss. Bonn (bes. 91–100: Die Sterbeszene Senecas; zur Rezeptionsgeschichte). –
Hess, Günter (1981): „Der Tod des Seneca. Ikonographie – Biographie – Tragödientheorie“, in: Jahrbuch
der deutschen Schillergesellschaft 25, 196–228.
P. Michel, Petrarcameister 15
Die Person des Seneca wird zwar in Petrarcas Text zwei Mal angetönt, aber ohne
genaue Spezifizierung. Brant hat die Anspielung offensichtlich aufgrund seiner
Kenntnisse ausgebaut. – Die beiden Bildhälften entfalten den alltäglich imaginierbaren
Fall und den speziellen, namentlich bekannten.
Die Szene ist wiederholt (aber neu gezeichnet) in Kapitel II, 28 über undankbare
Menschen. Hier gibt es im Text keinen direkten Anhalt für die Szene vom Tod des
Seneca. Dieses Bild übernimmt der Verleger Steiner für seine Ausgabe von Boccaccios
De casu virorum illustrium (1545), wo der Tod Senecas VII, 4 erwähnt wird (fol.
CLXXV verso): Jtem den Senecam / einen alten eerlichen wolberedten mann / seinen
aignen Preceptorem vnnd Zuchtmaister / on alle vrsach / bezwang er zuom Aderlassen /
vnnd das gifft zuotrincken.
Allzu fein Gesponnenes
In Kapitel I, 7 freut sich Gaudium über ihr schnelles und scharfes (velox, peracutum)
ingenium. Ratio warnt vor sophistischen Spitzfindigkeiten: Quorundam acumen tenui
cuspide frangitur.32 Nun zitiert Petrarca den Mythos von Minerva und der Spinne: Die
in der Webkunst geschickte Arachne hat in ihrer Hybris die Göttin zu einem Webe-
Wettstreit herausgefordert und beleidigt, worauf Minerva sie in eine Spinne verwandelt
32 Carraud übersetzt: Chez certains, sa pointe se brise sous l’effort de sa propre finesse.
P. Michel, Petrarcameister 16
(Ovid, met. VI, 5–145).33 Petrarca deutet den Mythos allegorisch: Nichts ist der
weißheit hässiger / dann ein zuouil grosse spytzigkeit […] Derhalb haben die alten
gedichtet / Das Pallas / der spynnen hässig sey / wellicher spynnen werck vnd gewürck /
subtil vnd zart / yedoch brechlich vnd nichts nütz ist [St/Sp].
Die allegorische Inbezugsetzung von Spinnennetz und spitzfindigem Gelehrtenwissen
hat Tradition: Carraud bringt eine Stelle aus Diogenes Laertius (VII, 161) bei: Nach der
Meinung des Ariston von Chios gleichen die dialektischen Lehren Spinnengeweben, die
zwar kunstfertig aussehen, aber ohne Nutzen sind. Näher bei Petrarca liegt die
Auslegung der ovidischen Erzählung durch Petrus Berchorius († 1362): Istud potest
applicari contra iuuenes clericos praesumptuosos qui se sapientibus praeferunt &
contra eos disputare contendunt.34 Hier wird der Mythos mit dem Instrument der
Allegorese ausgelegt – da wird der Mythos für die Allegorie in Dienst genommen. (Die
unterschiedlichen Geister Berchorius und Petrarca, beide in Avignon, kannten sich
übrigens.)
Es stehen sich gegenüber: die naseweise und unnütze Witz (entsprechend dem
Spinnennetz) und die göttlich inspirierte Weisheit (entsprechend Minerva). Brant
entnimmt dem Text Petrarcas den gut bildlich umsetzbaren Mythos, und der Meister
zeigt ein mannsgroßes Spinnennetz mit einer dicken Spinne im Zentrum sowie Minerva
in einer prachtvollen Rüstung mit Speer und Schwert und ferner gekennzeichnet durch
vier Eulen in einem Baum (einer Palme?). Die beiden Ebenen sind merkwürdig
zusammengezwungen: das Netz gleichsam am Bild-Rahmen aufgespannt, als gehöre es
zur Betrachterwelt; Minerva gerüstet und doch hinter den Spinnenfäden in der Bild-
Welt; Minervas Speer rechtwinklig zu einem Faden.
33 Vergil sagt (Georgica IV, 246f.) über die Feinde der Bienenvölker: und die Feindin Minervas
spann ihr lockeres Netz am Tor, die abscheuliche Spinne – das Motiv kommt in der Illustration der
entsprechenden Passage in Brants Vergilausgabe nicht vor.
34 Petrus Berchorius, Reductorium morale, Liber XV, cap. ii–xv. Textausgabe: Ovidius Moralizatus,
naar de Parijse druck van 1509 [hg. J. Engels] (Werkmateriaal 2 uitgegeven door het Instituut voor Latijn
der Rijksuniversiteit Utrecht, 1962; pag. 98.
P. Michel, Petrarcameister 17
Den Baum der Seele absägen
Kapitel II, 75 widmet sich der seelischen Zwietracht. Dolor sagt: Animi discordiâ
laboro – Discordat animus et diversis secum pugnat affectibus – Animus in partes
scissus dissidet usw. Ratio bestätigt: Hier handle es sich um Schlimmeres als um einen
Bruderkrieg (dem das vorangehende Kapitel gewidmet ist), insofern als hier der Mensch
gegen sich selber kämpfe. Und Ratio bietet zur Erklärung ein anthropologisches Modell
von drei Seeleninstanzen an, das Petrarca aus Cicero oder Augustin bezieht35: ein
oberster, Gott naher Teil, der im Haupt wie in einer Burg residiert – einen in der Brust,
35 Anschließend an Platos drei Seelen-Schichten-Modell (Timaios 69d – 71a): Cicero, Tusc. I, 20 und
Augustin, Civitas Dei XIV, 19 (vgl. Carrauds Kommentar zu II, 75, § 8 und Rawskis Kommentar Vol. 4,
p. 259–261).
P. Michel, Petrarcameister 18
von dem Zorn und Emotionen (ira et impetus) hervorgehen – den dritten in den
Eingeweiden, wo die Lust und das Begehren (concupiscentie atque libidines) sitzen. Bei
Petrarca [St/Sp] heißt es:
Dye Philosophi haben das gemüet in drey tail getailt / von welchen sie den ersten
in das schloß / das ist in das haupt / gesetzt haben / zuo einer klaren hymlischen
regiererin des menschlichen lebens / vnd die stätigs Got gantz nahendt ist / da
stylle vnnd erbare willen wonen / Von den andern zwayen thailen / haben sie den
ein / inn die brust / da zorn / sturmm vnd geschwindigkeit / Den andern vnder das
vorhertz / da begyrlicgkeit / vnnd vnrainigkeit wonen / geordnet.
Es ist diese anthropologische Vorstellung, an die sich Brant und der Meister
anschließen, obwohl in Petrarcas Text auch andere illustrierbare Momente vorlägen,
etwa das von den Wellen hin und hergeworfene Schiff oder die Fabel des Menenius
vom Magen und den Gliedern. Dargestellt ist ein Mann, aus dessen Brust ein Bäumchen
sproßt, an dessen Zweigen als Früchte ein Menschenhaupt, ein ‘nacktes Menschlein’ in
einem Strahlenkranz und ein Herz wachsen. Der Mann setzt sehr handgreiflich die Säge
an die Wurzel des Baumes. Eine seltsame Allegorie, der wohl verschiedene
Bildvorstellungen Pate standen: die Ikonographie der Wurzel Jesse36 und davon
abstammende Stammbaum-Darstellungen37; die Tugend- und Lasterbäume38; Bäume,
auf denen Tierköpfe oder kleine Menschen wachsen als ‘Wunder des Orients’39.
36 Lukas 1,27; Matth 1,1–16; Apk 22,6; Röm 15,12; Jesaias 7,14. 11,1. 53,2. – Vgl. den Artikel von
A. Thomas, „Wurzel Jesse“ in: Kirschbaum, Engelbert / Braunfels, Wolfgang u.a. (Hrsg.) (1968-1976):
Lexikon der christlichen Ikonographie. Freiburg (Allgemeine Ikonographie, Bd. IV, Sp. 649ff.) – Eine
Metamorphose findet sich im Titelbild von Gregor Reischs Margarita Philosophica, seit den Drucken
1508: die Artes als Früchte eines Baums, der aus der Sapientia (?) herauswächst. – Reprint der Ausgabe
Basel 1517, mit einem Vorwort, einer Einleitung und einem neuen Inhaltsverzeichnis von Lutz
Geldsetzer, Düsseldorf: Stern-Verlag Janssen & Co. 1973.
37 Häufig in Schedels Weltchronik; vom Petrarcameister selbst in Ciceros De officiis (1531), Fol.
LXXI verso: Die sypschaft.
38 Aus der Metapher radix omnium malorum est cupiditas (1. Timoth 6,10) und radix sapientiae est
timere Dominum (Ecclesiasticus 1,25) und unter Einbezug des Gleichnisses von den guten und schlechten
Früchten (Mt 7, 15–20) entwickelt, vgl. Lutz, Eckart Conrad (1990): Spiritualis Fornicatio. Heinrich
Wittenwiler, seine Welt und sein ‘Ring’ Sigmaringen, 57ff. 381, und Abb. 16–23; 52.
39 Baltrusaitis, Jurgis (1955): Le Moyen Age Fantastique. Antiquités et Exotismes dans l’Art
Gothique. Paris: Colin, 114–128 „Le Wawak. Les plantes à fruits zoomorphiques“.
P. Michel, Petrarcameister 19
Im Zusammenhang von Illustrationen anthropologischer Modelle kenne ich solche
Darstellungen nicht. – Die drei ‘Früchte’ im Bäumchen bedeuten wohl allegorisch: zorn
/ sturm vnd geschwindigkeit, die in der Brust wohnen; der Zorn ist physiognomisch dem
Gesicht zu entnehmen; die Zuordnung der anderen beiden ist unklar. – Während
Petrarca rät, den Seelenfrieden dadurch wiederzuerlangen, daß man die tieferen
Seelenvermögen der obersten Instanz unterordnet; sägt der Mann auf dem Bild des
Meisters den Baum ganz ab. Einen schwachen Anhalt im Text bietet das diversitatem
illam abice – Werff die selben manchfeltigkeit ab (§ 4). Das ruft nach einer
psychologischen Deutung.40
40 Doris Lier weist mich auf folgendes hin: Der Mann im Bild erkennt, dass das Übel nicht außen in
der Welt herrscht, sondern aus ihm entstammt. Wer, um sich von psychischer Zerrissenheit zu erlösen,
den ganzen Baum absägt, schneidet nicht nur das Böse ab (symbolisiert im zornigen Kopf), sondern auch
das Gute (das Herz), und auch was aus dieser Verbindung an neuen Lebensmöglichkeiten (das Kind)
P. Michel, Petrarcameister 20
Spiegel und Pfau
Kapitel I, 2: De forma corporis eximia. Gaudium freut sich über die fürtreffenliche
gestalt des leibs [St/Sp], wogegen Ratio einen Katalog von Gründen hervorbringt. Unter
anderem merkt sie an: Veniet dies, quo te in speculo non agnoscas.41 (Der Spiegel ist
hier Erkenntnismittel.) Das ist ein guter Ansatzpunkt für eine graphische Umsetzung:
eine Frau, die in den Spiegel blickt. (Der Spiegel ist hier Attribut der eitlen Frau, die
darin ihr Make-Up kontrolliert.) Der Spiegel hat eine lange Tradition als Attribut der
‘Superbia’ bzw. ‘Vana gloria’.42 Im Narrenschiff (Kapitel 92) hat Brant das Motiv
bereits verwendet:
entstehen kann. Der Mann reißt den Baum nicht aus, sondern sägt ihn ab; die Wurzel, aus der der nächste
Baum sprießen wird, bleibt in der Brust.
41 Hierzu (zu Zeile 51 seiner Ausgabe) bringt Carraud eine Fülle von Parallelstellen von Horaz bis
Petrarca (auch im Canzoniere).
42 Vgl. van Marle, Raimond (1931/1932): Iconographie de l’Art Profane au Moyen Age et à la
Renaissance. Den Haag, Band II, 53ff. – Hartlaub, Gustav F. (1951): Zauber des Spiegels. Geschichte
und Bedeutung des Spiegels in der Kunst. München: Piper. – Michel, Paul (Hrsg.) (2003): Präsenz ohne
Substanz. Beiträge zur Symbolik des Spiegels. Zürich: Pano (= Schriften zur Symbolforschung Band 14).
P. Michel, Petrarcameister 21
Der Text zielt auf die hoffärtigen Akademiker, die Frau ist nur als Gleichnis
beigezogen: Wer lert durch hochfart / vnd durch gelt | Der spiegelt sich alleyn der welt
| Glich als eyn närrin die sich mutzt | Vnd spieglen duot der welt zuo tutz (Vers 39ff.)
Wir kennen das Motiv auch von Hans Baldungs Ölbild Die drei Lebensalter und der
Tod (1509/11). – Der Meister stellt die sich eitel betrachtende Dame ins Freie, in einen
umzäunten Hühnerhof, in dem ein Pfau sein Rad schlägt – ebenfalls ein einschlägiges
Attribut, das aber in Petrarcas Text nicht vorkommt. Der Pfau ist als Attribut der
Superbia/Vanitas längst eingeführt, etwa in den Laster-Kompositfiguren oder als
Helmzimier im Etymachietraktat.43 Brant verwendet die Pfauenfedern im Narrenschiff
Kap. 82 im Bild zur Charakterisierung der nicht standesgemäßen Kleidung des burgers
wib. – Der Meister stellt die Dame und den Pfau dadurch in eine Parallele, dass er beide
im Profil auf die gleiche Seite blicken läßt; die Frau beschaut sich im Spiegel, der Pfau
beschaut sein Rad. Überdies sind die beiden Figuren zusammengeschlossen durch das
43 Eckart Conrad Lutz a.a.O., Abb. 35 und zugehörigen Text. – Harris, Nigel (1992): The Latin and
German ‘Etymachia’. Textual History, Edition, Commentary. Tübingen: Niemeyer. (= Münchener Texte
und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Bd. 102), 110. 175.
P. Michel, Petrarcameister 22
Geflecht des Zaunes, der Haare, der üppigen Vegetation. Das Bild enthält im Gegensatz
zu Petrarcas Text und im Gegensatz zum Bild im Narrenschiff (der Teufel als
Vogelfänger) keinen einzigen Hinweis auf die Vergänglichkeit der Schönheit oder
Verfänglichkeit des Sich-Vergaffens in sie.
Der Übersetzer der Ausgabe 1539, Vigilius, fügt – offenbar vom Bild inspiriert – in
seine Übersetzung eine zusätzliche Passage ein.
(Ratio spricht:) wann du mir solches gern glaubtest / so würdest du gemach thuon
/ dich wie ein Pfaw zuerspiegeln / vnd beschawen / sonder du würdest die füeß
ansehen / vnd den schwanz vnderschlagen.
Im Hintergrund steht die seit dem Physiologus-Kommentar des Epiphanius44 verbreitete
Vorstellung, daß der stolze Pfau, auf seine häßlichen Füße aufmerksam gemacht, den
Schwanz niederschlägt. Das Verhalten wandert in die Enzyklopädien, zum Beispiel in
die des Bartholomäus Anglicus (de proprietatibus rerum XII, xxxj: de pavone), was auf
Mittelhochdeutsch so klingt: wenn der pfaw seinen zagel gestrecket hat gegen der
sunnen und sein ungestalt füez ansiht, so senket er den zagel wider auf die erden
(Konrad von Megenberg45). Auch Petrus Berchorius hat den Zug in seine Enzyklopädie
(Editio princeps 1521) übernommen:
Pavo videns plumarum suarum pulchritudinem superbit / et caudam erigit / et
facit rotam: sed quia habet pedes deformes et rugosos ac etiam pallidos / videns
eos / subito rotam deijcit et dimittit. Sic si ex pulchritudine corporis vel generis
superbias / et rotam pompam facias / respice pedes id est vite finem / scilicet
mortem pallidam et deformem: et sic sine dubio superbiam derelinques. Eccli viij
Memorare nouissima tua et in eternum non peccabis. Et Threno j: Sordes eius in
44 Epiphanius Episcopus, (ca. 310-403), Ad Physiologum; lat. Übersetzung (Migne PG 43, 517-534);
Cap. XII. De pavone. Pavo inter omnes volucres avis est jactabunda; corporis enim forma atque alis
pulcher est. Cum ambulat, se ipse lætitia exsultans intuetur, demittit vero caput, et in terram oculos
conjicit; cum autem suos conspicit pedes graviter vociferatur, scilicet quod illi cæteris corporis sui
partibus non respondeant. Interpretatio. Tu igitur, spiritualis homo, præcepta et bona tua videns,
delectare et exsulta; cum vero pedes, id est peccata, aspexeris, vociferare, et coram Deo defle atque odio
habe peccatum, quemadmodum et pavo pedes, ut sponso justus appareas. – Als Fabel scheint es diese
Geschichte vom Pfau nach Ausweis von Dicke Gerd / GrubmüllerKlaus (1987): Die Fabeln des
Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Katalog. München (= Münstersche Mittelalter-Schriften 60),
nicht zu geben; dort ist es die scheußliche Stimme, die den Pfau demütig werden läßt.
45 Konrad von Megenberg, Das ‘Buch der Natur’. Kritischer Text nach den Handschriften, hrsg. von
Robert Luff und Georg Steer, Tübingen: Niemeyer 2003 (= Texte und Textgeschichte 54); III, B, 57.
P. Michel, Petrarcameister 23
pedibus eius nec recordata est finis sui. (Reductorium morale, Liber VII, Cap.
lxij, ¶ 7)46
Wir haben hier also einen Fall, wo das Bild auf den Text zurückwirkt.47
Der Geizige im Dornenhaufen
Kapitel II, 105 behandelt den Geiz. Dolor klagt: avaritiae stimulis perurgeor – Ich werd
getribenn durch die stacheln des geytz [St/Sp]. Ratio nimmt dies beim Wort: Bene ais
stimulis, nam et querendarum opum cupiditates stimuli quidam, et quesite opes spine
sunt – Du sagest recht mit den stacheln / dann die begirligkeit / reychtumber / vnd
zeitliche güeter zuo erlangen / seind etliche stacheln / so seind die erlangte güeter dorn
[St/Sp]. – Das Bild zeigt einen Mann, der nackt auf einem Haufen Dornenranken sitzt;
um ihn herum Truhen und Säcke mit Geld, Pokale, eine Krone, er macht eine
beschwörende Geste in Richtung auf aufgeschlagene Bücher
46 Reductorij moralis Fratris Petri Berchorii libri quattuordecim, Parisiis apud Claudium Chevalon
[1521].
47 Es gibt auch Fälle, wo bei einer Neuauflage des Bildes eine genauere Lektüre des Texts wirksam
wird. Im Straßburger Nachdruck des Narrenschiffs ist beispielsweise im Gegensatz zum ursprünglichen
Holzschnitt im Kapitel Von vnnutzen buchern auf dem Buch vor dem Gelehrten eine Fliege placiert –
entsprechend der Textpassage Das ich inn [den Büchern] wil der fliegen weren. Vgl. Geeradts, Loek
(1980): „Die Straßburger Narrenschiff-Ausgaben und ihre Holzschnitte“, in: Philobiblon XXIV,
299–327; hier S. 304. (Freundlicher Hinweis von Romy Günthart)
P. Michel, Petrarcameister 24
(Vermögensverzeichnisse?), im Hintergrund ein Bett (das Geld wird im Privatgemach
gehortet!), das Fenster ist mit einem Tuch verhängt. – Dornen und Disteln sind in der
christlichen Tradition mit Sünden verbunden (wenn auch nicht zwingend der ‘avaritia’
zugeordnet): Bei der Verfluchung des Erdbodens nach dem Sündenfall spricht der Herr:
Dornen und Disteln soll er dir tragen (Gen 3,18); der von Dornen überwucherte
Weinberg im Gleichnis (Jes 5,6) bedeutet das untreue Israel; der Herr will dem untreuen
Weib Israel den Weg mit Dornen versperren (Hos 2,6); in Jesu Gleichnis von vielerlei
Saat wird der Samen, der unter die Dornen fällt, erstickt (Mt 13,7 und 22); vgl. auch
Hebr 6,8. In der Exegese dieser Stellen48 findet sich bestimmt irgendwo die
Genitivmetapher ‘Dornen des Geizes’. – Das Bild konkretisiert die Metapher quesite
opes spine sunt durch die Nebeneinanderstellung der Reichtümer und den
Dornenrankenhaufen.
Anders verwendet Brant die Disteln in seiner Freiheitstafel.49Hier bedeuten sie die mit
der Gewinnung der Freiheit verbundene Pein: Ein kindlin bricht blumen von disteln. ||
Das seindt die rechten freyen gsin | Die nit geförcht marter und pin | sonder gelitten
angst und noth | dasz ewig Fryheit sie bei Gott | erlangen möchten nach dem todt.
3. Ergebnisse
3.1. Vom Text zum Bild. Techniken der ‘medialen Transformation’
Welches Potential brachten die Texte für die Illustration mit und wie wurden diese
realisiert? (Vgl. die zweite Dimension in Kapitel 1.9; die anderen Dimensionen blende
ich aus Raumgründen weitgehend aus; die in den Fallstudien behandelten Bilder sind
mit * versehen):
• Der Text enthält eine bildliche Vorstellung, die sich aufgrund des Weltwissens von
Illustrator/Publikum szenisch vergegenwärtigen läßt: *Tanz I, 24 – Käfigvögel I,
64.
• Der Text spricht von einem historischen Exemplum, das sich szenisch
vergegenwärtigen läßt: *Selbstmord des Cato II, 118 – Phalaris und Perillus I, 95
– Hiob auf dem Misthaufen I, 59 – Damokles II, 39.
48 Ein Überblick über die Exegese findet sich s.v. spinae bei Hieronymus Lauretus O.S.B., Sylva, seu
potius Hortus Floridus allegoriarum totius Sacræ Scripturæ, [Barcelona 1570], Reprint der Ausgabe
Köln 1681: Frankfurt 1971. – Augustin kennt die Vorstellung excesserunt caput meum vepres libidinum
(Conf. II, iii, 6).
49 § 40; Zarncke S. 160; Knape S. 497.
P. Michel, Petrarcameister 25
• Der Text spricht von einer mythologischen Figur, deren Outfit und Attribute
ikonographisch fixiert sind und wiedererkannt werden können: *Arachne und
Minerva I, 7 – Bellerophon I, 72.
• Das Bild verwandelt ein Abstraktum des Texts in eine Personifikation: Fama I, 117 –
mehrköpfiger Drache für den Neid II, 35 – Tod mit Sense II, 117.
• Das Bild verwandelt einen abstrakten Sachverhalt des Texts in eine bildlich
darstellbare Allegorie: *die drei Seeleninstanzen als drei Früchte eines Baums II,
75.
• Ein im Text genanntes Objekt wird einer Figur als typisches Attribut beigegeben:
*Spiegel I, 2 – Schellenkappe I, 100 u.ö.
• Eine im Text genannte Figur wird mit einer Karikatur wiedergegeben: die
Klosterkatze I, 13.
• Der Text enthält eine Metapher, die ins Bild umgesetzt wird: *auf Dornen und Disteln
sitzen für den Geiz II, 105.
• Der Text enthält ein Gleichnis, das ins Bild umgesetzt wird: *der Wächter des Stefano
di Colonna II, 118.
• Der Text enthält ein Idiom (eine sprichwörtliche Redensart), das ins Bild umgesetzt
wird: Hälmlein streichen50 I, 69.
3.2. Der Habitus des Enzyklopädischen in einem anderen Medium
Wir haben Fälle gesehen, wo durch die Illustration des Texts das Thema weiter entfaltet
wird. Brant greift auf Materialien zurück, die in Petrarcas Text nicht vorkommen.
Dadurch daß der Polyhistor Brant sein Wissen einbringt, wird die Enzyklopädie
Petrarcas augmentiert. Augmentation ist das Schicksal aller Enzyklopädien.
Am deutlichsten zeigt sich der Ausbau des Textes durch Bildmaterialien beim Beizug
von Exempla, die bei Petrarca nicht erwähnt sind:51 Besprochen haben wir Empedokles,
der sich in den Aetna stürzt (II, 118). – Ein weiteres Beispiel ist II, 123, das dem jähen
Tod gewidmet ist: Einen alltäglich möglichen Fall schildert die in der rechten Bildhälfte
liegende Figur eines von Steinen erschlagenen Mannes. Die rechte Bildhälfte zeigt die
im Text nicht erwähnte Sage vom Tod des Aischylos. Plinius schreibt (Naturalis
Historia X, iii,7) von einer besonderen Art Adler: Er hat den Instinkt, Schildkröten, die
50 Grimm, Deutsches Wörterbuch IV/2, (1877), Spalte 241f.
51 Das Verfahren hat bereits Fraenger 1930 beschrieben.
P. Michel, Petrarcameister 26
er erbeutet hat, zu zerbrechen, indem er sie aus der Höhe herabfallen lässt. Ein solcher
Zufall hat den Dichter Aeschylus getötet, als er sich, wie man überliefert, gegen den für
diesen Tag vom Schicksal verkündeten Einsturz in sicherem Vertrauen auf den Himmel
vorsehen wollte. – Ein weiteres Beispiel findet sich in II, 46 über den Verlust des
Vaters. Petrarca bietet keine Beispiele. Brant entnimmt eines den Gesta Romanorum:
die im Ehebruch gezeugten Söhne schießen auf den Leichnam des Vaters, der
rechtmäßige Erbe weigert sich.52
Es fragt sich, wie einem Betrachter diese dazugekommenen Bilder verständlich waren,
zu denen der Text fehlte. Offenbar hat der Übersetzer Stephanus Vigilius 1539 das
Bedürfnis gehabt, das Bild des Pfauen im Text (I, 2) zu erklären und dazu das Element
der häßlichen Pfauenfüße (das er aus der Epiphanius-Tradition gekannt haben mochte)
in den Text eingefügt. – Umgekehrt ist auch mit Bild-Anpassungen zu rechnen: Das
Bild zu I, 100 über das Zusammenraffen von Schätzen zeigt einen Geld Hortenden, der
eine Narrenkappe53 trägt, wodurch sein Tun als unsinnig gekennzeichnet wird. In der
Ausgabe 1539 sind die Zipfel und Schellen der Narrenkappe seltsamerweise im
Holzstock säuberlich entfernt.
3.3. Funktion der Bilder
Bildern aus unserer Alltags-Semiotik, aus Werbung und heutigen Printmedien können
wir meist gut eine dominante Funktion zuordnen.54 Bei historisch abgelegenen und
komplexen Dokumenten wird man mögliche Funktionen behutsam erschließen wollen.
Begriffe wie ‘Illustration’ oder ‘Veranschaulichung’ oder ‘mnemotechnische Funktion’
greifen zu kurz, auch die oft gehörte Annahme, die Verleger hätten die Bilder zur
Ankurbelung des Verkaufs beigegeben. Leider geben die Paratexte in unserem Fall
keine Hinweise; der Untertitel Allen Haußvätern / vnd Regiments personen / ja
jedermenigklich […] sehr nütz vnd tröstlich zuwissen (1572) ist nichtssagend. Bei der
Bestimmung möglicher Funktionen ist man auf eingehendere Analyse angewiesen.
Diese zeigt, dass die Bilder des Meisters dem Text nicht nur inhaltliche Elemente (oben
52 Fraenger 1930, 45f.; Gesta Romanorum, hrsg. Hermann Oesterley, Berlin 1872; Nr. 44 (45), S.
342f mit den Parallelen im Apparat S. 719.
53 Narrenkappen ebenso im Bild zu II, 71 (ebenfalls später wegretuschiert); zu II, 40; II, 41; II, 100.
54 Einen praktikablen Katalog gibt Doelker 1997 in seinem vortrefflichen Buch auf den Seiten
70–97: „registrative / mimetische / simulative / explikative / diegetische / appellative / dekorative /
phatische / ontische / energetische Funktion“; man könnte die Reihe fortsetzen mit Bild als Blickfang / als
Memorierhilfe / als Beglaubigungsstrategie u.a.m.
P. Michel, Petrarcameister 27
3.2.), sondern Sinn-Dimensionen hinzufügen und durch ihre nicht-plakative Art auf eine
sorgfältig-entdeckende Lektüre des Texts verweisen und diesen besser aufschließen.
• Die Pointe der mehr-szenigen Bilder liegt wohl nicht nur darin, möglichst viel des
Exempel-Materials ins Bild zu bringen, sondern anzudeuten, in welch unterschiedlichen
Welten die von Petrarca erwähnte Befangenheit der Zustandsdeutung (Freude oder
Trauer) vorkommt (zu II, 118).
• Die Wahl des Raum-Ensembles (das vorhangverhängte Zimmer beim Geiz II, 105);
die Dame betrachtet sich im Spiegel in einem Garten, nicht im Boudoir I, 2 ) gibt sanfte
Deutungshinweise.
• Das Bild kann zusätzliche intertextuelle Bezüge ins Spiel bringen. Kapitel II, 56
handelt de gravi negotio et labore. Das Bild zeigt folgendes: Unter einer gewölbten
Laube sitzt ein mit Abakus, einer Geldtruhe und Schreibzeug ausgestatteter Mann, der
in einem Buch blättert – draußen im Freien beladen Männer ein Fuhrwerk. Hinter dem
Rücken / auf den Schultern des Mannes ist in einem Tondo eine lichte Landschaft
dargestellt, in der ein Mann schreitet. Anschließbar an das Bild in Brants Narrenschiff,
Kapitel 24 (ein gebeugter Narr trägt wie Atlas die Erdkugel auf dem Rücken) und Vers
5f: Wer nymbt die ganntz welt vff syn rück | Der felt jn eynem ougenblück. Alle im Bild
tätig Dargestellten wären nach dieser Deutung mit einem schweren geschefft bemühet
[St/Sp].55
• Während die Texte im ersten Teil ja immer von der Freude zum Gegenteil umlenken,
veranschaulichen die Bilder oft (vgl. Schönheit I, 2; Tanz I,24) nur den positiven
Aspekt. Zunächst glaubt man, dies einer Neigung des Meisters zum sich selbst
genügenden Schaubild56 zuschreiben zu wollen. Vielleicht liegt dahinter aber die
55 Das Bild erscheint auch in der Cicero-Übersetzung (fol. XXXVI recto zu de officiis I, xlii, 150f.),
wo es um die Frage geht, welche Berufszweige als eines Freien würdig gelten können. Die mit Aufladen
von schweren Waren befaßten Handwerker sind wohl ein Fall von unehrenhaften Gewerben, während der
über die Bücher gehende Großkaufmann zu den ehrenhaften gehört. Wäre dann der im Tondo gezeichnete
Mann, der übers Feld geht, der freie, Ackerbau treibende Latifundienbesitzer? Somit wäre meine Deutung
als intertextuelle Reminiszenz mindestens in diesem Kontext hinfällig.
56 Vgl. Fraenger 1930, S. 70f. – Die Faszination durch die Bilder führt zu deren
Umfunktionalisierung. Allmählich werden sie als Œuvre wahrgenommen. Und der Bezug zu den
ursprünglichen Texten geht verloren. Der letzte Besitzer der Druckstöcke, der Frankfurter Verleger
Vincenz Steinmeyer, druckte 1620 die Bilder – Newe Künstliche / Wohlgerissene / unnd in Holtz
geschnittene Figuren, dergleichen niemahlen gesehen worden – ohne den Text. Im gleichen Jahr werden
die Holzschnitte in Kupferstiche umgearbeitet: Noua Philotheca Petrarchiana … Nunc vero in
P. Michel, Petrarcameister 28
didaktische Intention, das Laster zuerst in seiner Sinnenfülle erfahrbar zumachen und
den Blick allmählich erst auf das darin lauernde Übel zu lenken. Gelegentlich setzt der
Meister im Bild Signale, um den Betrachter in diese Richtung zu lenken (wir erinnern
uns an die Szene im Gebüsch beim Kapitel über die Tanzvergnügungen I,2457).
Es ist nicht einfach, die Bilder und die Texte in Petrarcas Glücksbuch aufeinander zu
beziehen. Bilder wie Texte enthalten auch innere Spannungen, Überblendungen und
Verschränkungen von Welten, als wollten sie die Dialektik des utriusque in Petrarcas
Text weiterführen. Für sich wie im Verbund geben sie dem Leser und dem Betrachter
ständig kleinere Rätsel auf, wie das in der Theorie der Concetti und Embleme gefordert
wird. Die Anstachelung der Entdeckerlust darf man als eine der ästhetischen wie
didaktischen Funktionen bezeichnen.
Bibliographie
Nur punktuell interessierende Literatur ist in den Anmerkungen untergebracht.
Siglen: [St/Sp]: deutsche Übersetzung von Stahel und Spalatin 1532 – [Vg]: deutsche
Übersetzung des St. Vigilius 1539. – Abbreviaturen und Nasalstriche sind aufgelöst;
überschriebenes e, v, o ist typographisch als Umlaut bzw. Diphthong realisiert. – Der
lateinische Text Petrarcas folgt Carraud, auf dessen §§-Zählung gelegentlich Bezug
genommen wird.
Quellen
Petrarca, de remediis vgl. Carraud, Christophe (2002), Vol. I.
Franciscus Petrarcha, Von der Artzney bayder Glück / des guten vnd widerwertigen
[…]. Augspurg: H. Steyner MDXXXII. – [dass.], hrsg. und kommentiert von Manfred
Lemmer, Leipzig 1984. [Übersetzung von Stahel und Spalatin]
Studiosorum aliorumque artis pictoriæ amatorum vtilitate, æneis figuris ab Eberhardo Kiesero sculptore
in hac forma in lucem editæ sunt. (Musper 1937, L 222; Fiske 1888, Nr. 76)
57 Bereits Fraenger 1930 verweist auf das Bild zu I, 37: Ratio verurteilt den Hang zu edlen
Schmuckstücken wie erwartbar als töricht; das Bild indessen zeigt den Prunk eines Perlenhändlers
inmitten seiner prächtig gekleideten Kundschaft; nur in einer winzigen Szene im Hintergrund wird das
Schicksal des Pyrrhus dargestellt, jenes Besitzers eines preziösen Achats, der beim Sturm auf Argos von
einer Frau mit einem Stein erschlagen wird (bei Petrarca nach Plinius XXXVII, 6 zitiert).
P. Michel, Petrarcameister 29
Glückbuch, beydes dess Gutten und Bösen: Darinn leere und trost, wess sich menigklich
hierinn halten soll. Durch Franciscum Petrarcham vor im lateinisch beschrieben u. yetz
verteutscht. Augspurg: H. Steyner MDXXXIX. [Übersetzung des St. Vigilius]
[spätere Ausgaben unter dem Titel Trostspiegel in Glück und Unglück u.a.]
[Schottländer] Francesco Petrarca, Heilmittel gegen Glück und Unglück. Lateinisch-
deutsche Ausgabe, in Auswahl übersetzt und kommentiert von Rudolf Schottländer, hg.
Eckhard Keßler, München: Fink 1988.
Publij Virgilij maronis opera cum quinque vulgatis commentariis, expolitissimisque
figuris atque imaginibus nuper per Sebastianum Brant superadditis. Argentinae:
Grieninger 1502.
[Cicero, de officiis; deutsche Übersetzung von Johann Freiherr zu Schwartzenberg;
Bilder des Petrarcameisters] Officia M. T. C. Ein Buch / so Marcus Tullius Cicero der
Römer / zuo seynem sune Marco. Von den tugentsamen ämptern […] in Latein
geschriben. Augsburg: H. Steyner MDXXXI.
Sebastian Brant, Das Narrenschiff [1494], Faksimile-Ausgabe hrsg. Dieter Wuttke,
Baden-Baden: V. Koerner 1994 (= Saecula Spiritalia 6).
Sebastian Brant, Fabeln. Carminum et fabularum additiones Sebastiani Brant –
Sebastian Brants Ergänzungen zur Aesop-Ausgabe von 1501. Mit den Holzschnitten der
Ausgabe von 1501 herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von
Bernd Schneider, Stuttgart - Bad Cannstatt: frommann - holzboog 1999.
[Sebastian Brant] Heitz, Paul (Hrsg.), Flugblätter des Sebastian Brant, Straßburg 1915.
[Jakob Locher] Hartl, Nina (2001): Die Stultifera navis: Jakob Lochers Übertragung
von Brants Narrenschiff, Teiledition und Übersetzung. Münster: Waxmann [2 Bände].
Forschungsliteratur zu Petrarcas Glücksbuch und seinem Illustrator
Carraud, Christophe (2002): Pétrarque, Les Remèdes aux deux fortunes. De remediis
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II: Commentaires, notes et index. Grenoble: Editions Jérôme Millon.
Doelker, Christian (1997): Ein Bild ist mehr als ein Bild. Visuelle Kompetenz in der
Multimedia-Gesellschaft. Stuttgart: Klett-Cotta.
Fiske, Daniel W. (1888): Francis Petrarch’s Treatise de Remediis utriusque fortunae.
Text and versions. (Bibliographical notes III); als Reprint in Carraud II, Annexe III.
Fraenger, Wilhelm (1926): „Zur Deutung dreier Illustrationen des Petrarka-Meisters“,
in: Die graphischen Künste 49, 25–35 [wiederaufgenommen in Fraenger 1930].
P. Michel, Petrarcameister 30
Fraenger, Wilhelm (1930) Altdeutsches Bilderbuch. Hans Weiditz und Sebastian Brant.
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Zarncke, Friedrich (1854): Sebastian Brant. Narrenschiff. Leipzig. [Erläuterungen S.
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