10
Traum & Deutung

Traum, Deutung und Lyrik

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Traum, Deutung und Lyrik

Citation preview

  • Traum &

    Deutung

  • die Sprengung vom Dach des Studen-tenwohnheimes sehen? Wir erstrm-ten die, zum Glck offene, Feuerleiter.

    Es war bereits nach Zehn. In ihrer Tasche, die ich trug, schlug bestndig eine Flasche Sekt gegen meine Hf-te, als wir die Feuerlei-ter, die mehr eine Feu-ertreppe war, empor rannten und oben an-gekommen, feststellten, es war so voll, dass wir nichts sehen konnten. Also wieder nach Un-ten gingen. Auf etwa der dritten Etage stehen blieben und uns in die Ecke des Gerstes der Feuertreppe drckten und ein enormer Knall die Stadt, wie Gewitter eroberte. Der Turm,

    wie eine uere Hlle abstreifend, Klamotten vom Leib reien, verlor zu-nchst sein Auenskelett, wie ein Kfer seinen Chitinpanzer, und dem folgte der Gebudekern.

    Sarah schlug das pltzliche Lau-fen, mein Antreiben von Busstation zum Studentenwohnheim arg auf ih-

    Am spten Vormittag. Es gibt nichts schneres, als Sonntags am spten Vormittag noch ein Schlf-chen, deine Liebste im Arme, zu halten. Wir hatten nicht viel geschlafen, weil Sarah ihre Freundin besucht hatte, deren Freund im Krankenhaus lag und dessen Zustand, wegen Aneurysma-ruptur im Gehirn, kritisch war. Sie und ein paar Freundinnen fahren regelmig zur Freundin und heitern sie auf. So auch in der Vornacht. Wir schlie-fen nicht viel. Hatten uns vorgenommen die Sprengung des Turmes, die Heute fr um Zehn angekndigt war, mit zu erleben.

    Wir waren spt dran. Nachdem wir eine Stunde verschlafen hatten, die U-Bahn nicht fuhr wir wussten nicht: ob wegen der Sprengung wir den Bus nehmen mussten, besser uns in den schon malos berfllten Bus quetsch-ten. Dann rannten, wollten wir nicht

    02.02.2014

    SARAH UND DER BERGzogen. Alles war marode, herunter-gekommen und ich fhlte mich wun-derbar. Zu Fen einer breiten Treppe auf in die Wohnungen, breitete sich ein Flur geplatzter Marmor, wie aus-getrocknete Flussbetten, aus. Waren kleine und groe Graffitis an den Wn-

    den mit Strukturta-pete. Lagen teure und zerborstene Porzellan-vasen auf den Stufen und auf dem Marmor. Als hatten einige der Bewohner, Porzellan-vasen von hoch oben herunter fallen sehen, gespielt. Alles in allem, wie ein vergessenes Hotel Lux.

    Natrlich war in meinem Traum keine Rede davon, wie Sa-rah zu dieser Bleibe in diesem Hotel, das ja ein Wohnhaus war, gekommen ist. Noch wieso es denn mehr oder minder, das her-

    untergekommen, selbstverwaltet war. Das ist doch das wunderbare an Tru-men!

    So wie ich zu besuch war, besuch-ten auch Sarahs Mutter, Vater und ihre Schwester sie in ihrer Wohnung, hoch oben im obersten Stockwerk des Ho-tels. Als der Vater mich sah, kam er

    ren Atem und ihre Lunge, was sich mit dem berall herum wehenden Ru und Staub noch verschlimmerte, dass wir auf halber Strecke zurck in ihre Wohnung, einige Pause einlegten.

    Unser Plan fr den Tag war: die Sprengung ansehen, in die Lersnerstra-e zurck Nachhause fahren, dort Duschen und anschlieend im Bett frhstcken und den in der Nacht ver-passten Schlaf nach-holen. So lagen wir am spten Vormittag mit angenehm gefllten Buchen im Bett, wie bereinander gesta-pelt und ausgezogen, schliefen miteinan-dern. Verzogen uns danach in ihre Decke und schliefen in en-ger Umarmung ein. In der Stunden, die wir gemeinsam im Bett schlummernd ver-brachten, hatte ich fol-genden Traum:

    Sarah wohnte in einem groen Haus. Es war mehr, wie ein selbst-verwaltetes Hotel. Untenan be-fand man sich in einem illustren Foyer mit lauter mondnen Gestalten, die auch selbst Zimmer und Wohnungen im Hotel, das ein Wohnhaus war, be-

    Man muss nur aufwacheTraumdeutung

    An einen Tagesrest kann ich mich nicht erinnern. Vor allem kein Hotel, we-der Selbst- noch Fremdver-waltet. Allerdings woll-ten wir unbedingt diese Turmsprengung sehen und zwar vom Dach einer Freundin, die im Studen-tenwohnheim wohnte. Dach und Turm, beides hohe Gebude. So kann ich einen Tagesrest an affekti-ve Relevanz bezglich eben hoher Gebude erkennen, die als Rahmenhandlung meinen Traum schmckten.

    Deutung

    AromAstoffe:

    Rotkohl

    Bergserpentinen

    Umarmung des Vaters

    rztetruppe

    Zirkustruppe

    Die Hhe

    Geplatzter Marmor

    Verschwundene Familie

    Stimme der Schwester

    Lehrckstnde

    Staub in der Lunge

    Mountainbikes

    Nur Verrckte berall

  • Als ich jedoch im Begriff war den Topf aus der Kche zu holen, ist der Topf zwar noch da ich finde ihn ge-subert und umgedreht auf dem Ab-tropfbecken der Sple aber mein Rot-kohl ist verschwunden. Nun begann eine wilde Jagd nach dem Rotkohl.

    Pltzlich waren wieder berall Menschen, die ich nach meiner Beila-ge befragte. Niemand jedoch konnte sich an ein Topf Rotkohl erin-nern. Dabei riecht er doch mindestens ber zwei Stockwerke nach unten, dachte ich.

    Spter finde ich meinen Rotkohl in ei-ner Mlltte wieder und frage trotzdem noch, ob nicht jemand meinen Rotkohl gese-hen htte. Ganz in der Annahme, wenn ich die Leute schon be-schuldige, ohne dass sie sich dazu uern

    konnten, wrden sie sofort abwinken und auf Verdacht wrde ich den Schul-digen schon festnageln.

    Als ich noch im Bett lag und mein Traum notierte, stellte sich die Frage: ob nicht der Vater den Rotkohl entsorgt hatte?

    Wie ich durch das Hotel brause

    mir, zunchst sehr viel jnger vor, als er tatschlich ist, hatte Kleidung an: ein graues Shirt mit einem sehr breiten Crew-Neck, das seine Schlsselbeine zur Schau stellte, die er wohl norma-lerweise nicht trug er sah aus wie ein gealterter Surfer insgesamt wun-derte mich das nicht. Was mich allerdings irritierte, er begrsste mich mit einer sehr in-tensiven Umarmung.

    In meinem Auf-zeichnungen, die ich noch im Bett liegend neben Sarah anfertigte, schrieb ich: Er umarmt mich stark.

    Zwar verfgte ihr Zimmer ber ein eige-nes Bad, ein Wohnzim-mer und ein Schlaf-zimmer, eine Kche vermisste ich jedoch leidlich. Daher kochte ich einen Topf Rotkohl in der Gemeinschafts-kche des obersten Stockwerks. Hatte ich schon erwhnt, Eltern und Schwester waren zum Es-sen gekommen? Ich kann mich leider schlecht erinnern, was ihr Vater uns zu Essen mitbrachte, aber ich wei noch, ich war davon redlich beeindruckt, weswegen ich eben in die Kche strz-te und sofort den Rotkohl ansetzte.

    ihre Mutter, ihre Schwester, ihr Va-ter und ich, einen Berg hinauf. Mehr eine erhhte knstlich aufgeschtte-te Schotterpiste, aus braunen Steinen und Ockerfarbenen Sand. Mitten wh-rend der Wanderung, verlieren Sarah und ich ihre Familie und suchen sie

    verzweifelt, wie ich tags zuvor den Rot-kohl suchte, nur nicht zu Fu, sondern auf Mountainbikes.

    In der Niederschrift meines Traumes fllt mir auf der Berg und Sarahs Hotelzimmer, beide liegen auf hchs-ter Etage, was ich aller-dings mit meiner Vor-liebe fr Hhe deute.

    Wir schieen, brau-sen und rasen den Berg hinunter. Sttzen uns auf dem Lenker ab, lehnen uns sprung-haft nach hinten. Ihre Haare veranstalten eine Maskerade. Wind

    schlackert mir um die Ohren. Wer den Berg zeichnen mchte, sollte beachten, mit einer Strae ist es nicht getan. Er muss Serpentinen, wie Perlenketten in den Berg malen und von der Spitze hi-nab, den Weg skizzieren, auf dem Sa-rah und ich, der Tiefe entgegen pfeifen.

    Als ich ihre kleine Schwester spre-

    und jeden, den ich finden kann, anhal-te und nach Rotkohl frage, meine ich zu mir: ich sollte hier wohnen.

    Hier endet der erste Teil des Trau-mes und was mich besonders wun-dert ist die Identifikation mit dem mir verhassten Freund meiner Schwester. Der nmlich zu Weih-nachten einen riesigen Topf Rotkohl mit Fei-gen und Apfelstcken kochte und mit zu meinem Opa brachte, wo wir gemeinsam das Fest feiern wollten. Er konnte das, nach ihm, idyllische Familienle-ben nur schwer aus-halten, brach aus und weinte drauen vor der Tr. Meine Mut-ter brachte ihn Nach-hause. Als sie wieder kam, begonnen wir das Abendbrot vorzu-bereiten, bei dem alle Beteiligten den Rot-kohl besonders lobten, den Koch allerdings erreichten diese Komplimente nie.

    Meine Situation im Traum war die umgedrehte, nicht ich verschwinde, sondern mein Beitrag verschwindet. Es bleibt noch offen, was das zu bedeu-ten hat.

    Am nchsten Tag wandern Sarah,

    Die Familie insbesondere der Vater scheint mir eine bergeordnete Rolle in meinem Traum zu spielen. Wohl auch, weil sie zent-raler Bestandteil in beiden Traumteilen ist. Apropos Rolle, gerade in den Rollenverstndnissen liegt die Krux.Nmlich in mglicher Kon-kurrenz. Ich konkurriere im Traum mit dem Vater. Da es sich dabei um einen zwangslufig, zu meinen Ungunsten insofern ich ihn als solches begreife bereits gelsten Konflikt handelt.Deute ich mein mgliches

    Konkurrenzverhalten, als Rollenunsicherheit. Wobei ich annehme, Familie heit immer: Rolleneinnehmen, Rollensuggieren, Rollen-akqwise, Rollenbesetzung. Proben und Vermeiden. Sehen was passiert, das schlimmste hoffen und das schnste genieen.Angst davor und Lust darauf. Insofern, ich nicht wei, wie ich in das Familienbild passen solle. Mit der hintergrndigen Erwartung, ich msste in das Bild passen, Sarah ge-genber, als Distanzber-windung. Mit der reflexi-ven Prmisse, nur wenn

  • im Wind flackert, ein Baseballcap auf meinem Kopf, wie aus Superhel-denwerbung den Berg hinunter einer Rampe entgegen rasend fahre und hol-pernd Donnere. Die haben ber mich geredet, ruft es in meiner Stimme von irgendwoher und ich nutze die Pau-

    se und springe vom Fahrrad ab, welches selbststndig ber die Rampe strzt und ich in einen Graben neben der Strae falle.

    Und nicht die rz-te, sondern ein Truppe wie aus dem Wander-zirkus, einen Boller-wagen im Schlepptau, sich mir nhernd. Wa-ckelnde Zylinder, im Wagen sitzende krei-schende Kinder und auf einem Stock, steckt aufgespiet ein Pferd, das mich, als sie sich mir gefhrliche nahe nhern, stndig beien will, wie ich im Gra-

    ben liege. Hoppe Hoppe Reiter, wenn er fllt, dann schreit er, fllt er in den Graben fressen, ihn die Raben. Fllt er in den Sumpf, macht der Reiter plumps.

    Die Herren in schmuddeligen Wes-ten, ausgelatschten Stiefeln, zerlcher-ten Hosen, unter schiefen Zylindern

    chen hre, abrupt abbremse, Sarah nicht so schnell reagieren kann und entsprechend zu mir gedrehten Kopf-es die Piste weiter hinunter jagd. Ich htte es wissen mssen: eine Illusion! Wo ich stehen blieb, war von Familie und Schwester natrlich weit und breit keine Spur. Ich suche und suche, wie ich in Bcherrecherche, nach einem bestimmten Satz suche und ihn nicht finde. Langsam treibe ich hilflos auf meinem Mountainbike die in den Berg gegra-bene Schlange entlang. Verloren, sinkenden Augenlichts, stehen-den Lidern und m-den Knochen, schlaf-fen Muskeln, hre ich einen Trupp Men-schen hinter: Da ist er selbst Schuld. Wer einen Berg hinunter springt, braucht sich ber Knochenfraktur nicht zu wundern. Aus Dummheit ver-letzt, drehe mich um und sehe einen Trupp rzte die gerade Strae empor kratzeln. Mit Ockerfarbe bespritzte Kittel und sand-verstopfte Stethosko-pe. Schon sehe ich mich in Aussenper-spektive, wie ich auf dem Berg stehe, ein um meinen Hals gebundenes Cape

    und verwischter Clownsschminke, wollten irgendetwas von mir wissen, ich kann mich aber nicht erinnern und so bleiben deren Worte ein diffuses Brabbeln. Ich wei nicht, ob voller Wut oder wohlwollen, aber sie schmeien das mich beien wollende Stockpferd auf mich in den Graben.

    Ich suche Sarah noch immer.

    Wie ich da im Gra-ben liege, das leblose Pferd auf mir, ohne Mountainbike, Cape und Baseballcap, Sand den ich in meinen Hnden reibe und klamme Stcken des lehmartigen Gemischs mir zwischen Fingern stehen bleiben, merke ich, wenn ich zu Sarah will, dann muss ich nur aufwachen, denn sie liegt in meinen Ar-men.

    ich dazu gehre, gehrt sie auch zu mir. Im brigen zeigt sich die Dringlichkeit der Rollen-findung, wohl in der Suche nach dem Rotkohl. Eine ge-nerelle Kognition, der ich nur allzu gern unterliege: ich existiere lediglich im Schatten meines Werkes.Was ist diese Tuschung mit der Schwester? Klrt sich hier bereits die fehlgeleitete Prmisse auf und zeigt sich falsifiziert? Oder aber zeigt, ist es das Gefhl die Prmisse leben zu wollen, es aber nicht zu schaffen? Was wollen die beiden Truppen bedeuten.

    Augenscheinlich unter-schiedlich, verbindet sie der Berg und Kontakt auf-nahme zu mir. Indirekt und direkt. Die einen schei-nen mich zu warnen. Die anderen empfinde ich als Gefahr. Wer aber kann sa-gen: die Warnung ist nicht nur Vermeidung? Und die Gefahr nicht nur verhllte, unbequeme Gedanken?Einer der wenigen Trume, die sozusagen: gut ausge-hen. Auf die verzweifelte Suche folgt die Vereini-gung. Ich muss also keine Prmissen erfllen. Es reicht die Augen zu ffnen.

  • Praxis in einem Wohnhaus, statt einem Mietshaus? Du siehst im Traum auf den Grundriss. Schwebst quasi ber dem Haus und hast das Dach abgesbelt, wie Champag-nerflaschenhlse. Du siehst ihn in die Kche gehen, dort eine fremde Person fragen, wo du bleibst.

    Der Psychoanalytiker sitzt im Haus. Du betrittst das Haus, wie ein Exorzist das Haus verlsst.Du bist drei Minuten zu spt 18:03. Findest unter all den Rumen dieses Hauses, den Praxisraum nicht. Wie auch unter all diesen Rumlichkeiten? Seit wann berhaupt hat Herr W. seine

    #1

    Es treibt einen in den Ruin; zu wissen zu fhlen zu kennenso zu sein.

    Und zu sehen, wie es ist.Und selbst, schaut man fern.Erkennt, Verlust zu sein.

    Selbst der Verlust zu sein.

    Von Erkenntnis, kann keine Rede sein.

    nem Gesicht herum, du denkst: er wischt sich Trnen aus dem Gesicht. Und dann denkst du er whlt in einer Kiste. Was sucht er in der Kiste? Taschentcher? Warum heult er berhaupt? Du sitzt auf deinem Sessel, fhrst in die Lehnen in bereits vorhan-dene Furchen von Spurrillen von Sorgenfalten diesen M-belstckes und du versuchst um die Ecke zu schauen, denn du sitzt wie angewurzelt in deinem anaylsanden Sessel. Gibst dich mehr oder minder gelassen. Weit aber Verzweiflung steht dir wie in Faltenschrift auf die Stirn geschmiert.Du bist ja we-gen dir da. Was denkst du W.?Er dreht sich um und sieht aus wie eine Krhe, denn er hat sich eine Maske aus Federn aufgesetzt und tanzt. Unver-hofft bemerkst du luft Wasser in deine Schuhe. Du bist nicht angewurzelt, sondern erstarrt. Es ist nicht der Sessel, es bist du, wie du Salzsule geworden bist. Das raumlange Bcher-regal, beleuchtet von auf ihm

    Und er nennt dich beim Namen, sogar bei seiner Kurzform.Was ist das?Es mssen einige Minuten ver-gangen sein, denn er ist weder in der Kche, noch siehst du auf das abgesbelte Haus hinab, sondern sitzt vor ihm im Praxis-raum. Reihe fr Reihe, steht glo-rius und furios beleuchtet sein raumlanges Bcherregal neben dir. Du fragst dich, versteckt er sich schon wieder hinter Notiz-block und Stift. Und schttelst die Frage aus deinem Kopf. Ihr sitzt in gemtlichen Sesseln sel-ber Sorte so sehr gemtlich, dass es dir unbehaglich ist. Wie immer verlierst du dich in den Titeln der Bcher. Wie immer schaust du welches Buch du schon gelesen hast, nicht welch-es du noch lesen musst. Es soll hier um Trophen gehen. Du sagst: du schwankst zwischen Hypo und Hypervigilanz. Brennendem Interesse und un-bndiger Langeweile.Dann dreht er sich um. Und wurschtelt irgendetwas in sei-

  • oben angebrachten Lampen, strzt langsam, wie Betonkltze in Treibsand versinken, in den Boden. Dort wo Teppich ber Teppich liegen sollte, schlugt eine bewegliche Masse, die Bo-dentextilien. Auch der Sessel des Analytikers beginnt zu schwin-den. Das macht aber nichts, denn er steht bereits und stapft wie ein Vogel auf hohen Stelzen durch Sumpfgebiet. Letztlich bleiben vom Praxis-raum: Moorast, ein aus dem Boden herausragendes Bcher-regal, ein im Sumpf tanzender Analytiker, der sich fr einen Vogel hlt, irgendwo am Rand noch Teppichfetzen, die nicht im Sumpf verschwunden sind der ganze Raum sieht aus, wie ein jahrhundertaltes Moorgebi-et, und du, wie du versteinert auf deinem Sessel sitzt.

  • Produkt ist. Als unsere Verbindungssymbo-lik und die Angst, fremde, andere Menschen wollten mir das streitig machen. Weiterhin stellt sich der Gaukler uns in den Weg. Hier sehe ich auch einen weiteren Hinweis auf die Angst etwas knnte zwischen uns geraten.Oder als eine projektive Identifikation, in der ich, der ich mich frchte es mir selbst streitig zu machen, diesen streit-lustigen Teil von mir in andere Personen verlagere und so, wie es Teil der p.I. ist, diese Teile erst projiziert und externalis-iert mit Wut und Aggression bedeuten.Interessant, um dieser Hypothese der pro-

    jektiven Identifikation zu folgen, am Ende ex-ternalisiere ich sogar die Aggression in Form der Stadt (der fr gut identi-fizierte Teil?). Das Hnge vom vermeintlich bsen Teil, erscheint mir hier ein unstreichendes Mittel zu sein. Auch interessant: wie die Stadt, mit Stadt-mauer als der gute Teil identifiziert wird, denn es erinnert mich an Harmo-nie, Geborgenheit und In-

    timitt. Wo hingegen der Gaukler, so scheint es mir, fr einen Bewohner des Landes steht, der weder auf dem Land zuhause ist, noch in der Stadt, der eine Einzelgngerrolle lebt. Und augenscheinlich fr den Teil der Auton-omie und Trennung steht, welchen ich intu-itiv als bse bezeichne. Die Implikation, die darauf folgt ist, Harmonie ist gut und Tren-nen ist bse. Das bedeutet auch: es gibt nicht die gute Trennung und die bse Harmonie und das ist Unfug. Aber wohl gemeinhin, der Tonus und Modus, in dem ich denke und mir von Trumen, wie diesen offenbart wird.

    De u t u n g :Leon kenne ich von einer Kunstak-tion, die in Leipzig stattfand (Eine Woche OrgienMysterienTheater). Er wollte sich mit mir danach treffen. Fr mich sind treffen mit nicht allzu-bekan-nten Menschen immer prekr. Ich ver-meide daher meistens diese Treffen. Hier im Traum, scheint es, als htte mein Traum-Ich das Gefhl dieser fremde Mensch, wolle sich mit Gewalt in sein Leb-en dringen. Weshalb Leon ein Gaukler ist, ist schnell erklrt. Whrenddessen wir in unseren Pausen und freien Tagen, durch Leipzig liefen, jonglierte er oder spielte Gitarre. Letzteres aber nur in meiner Abwesenheit. Er-zhlte mir aber davon. Ich hatte die beiden technischen Gerte neu. Etwas neues, so geht zu-mindest mir, gehrt erst einmal mir (eine meiner infantilen Seiten). Mir heit: niemand darf das anfassen. Wobei ich natrlich nicht zwang-haft dabei bin. Eher pr-zwanghaft. Jedenfalls, scheinen mir hier die neuen technische Gerte fr Symbole zu stehen, fr Dinge die mir gehren und, die niemand deswegen wegnehmen darf. Hier treffen sich der erste Teil, nmlich die Angst das Leon( hier auch symbolisch, fr eine neue Person) sich mit Gewalt in mein Leben drngen mchte und der zweite Teil, dass er um dem Nachdruck zu verleihen, meine symbolische Autonomie, in Form der technischen Gerte ins Wasser wirft. Auch knnen die Gerte fr etwas stehen, dass zwischen mir und Sarah steht, dass unser

    TRAUM Ein Typ berrascht Sarah und mich, wie wir auf einer goldenen Strasse laufen, welche von jeweils einem Fluss flankiert und begleitet wird. Der Typ sieht aus wie Gaukler (Leon). Er stt mich in einen Fluss am Strassenrand ich falle rein. Mein Ipad und Iphone fallen ins Wasser, liegen auf dem

    Flussbett. Ich schlage ihn, dass er selbst im Wasser liegt.

    Wir setzen unsere Wanderung fort und ich drehe mich noch einmal um und sehe den, hilflos mit gespreizten Beinen im Wasser sitzenden Gaukler.

    Am Ende, als Sarah und ich die Stadt erreichen, wird er verhaftet und man fragt mich, ob er gehngt

    werden soll. Ich bejahe.

    Er wird gehngt.

  • Die HilflosigkeitMeine Mutter schreit meine Schwester an, sie soll endlich etwas machen. (Meint hier Job, Beruf, Aus-bildung, Studium ist: eine Art Tagesrest der letzten Mo-naten.)

    Warum sie keine Interessen hat. (Ein gedanklicher Vor-wurf, den ich nie ausspreche. Hier nimmt meine Mutter wohl im Traum, meine Gedanken an.) Herr K. vom Ju-gendamt ist mit dabei, sagt aber nichts. (Wie ein stiller Wchter)

    Meine Schwester rennt heulend weg. (Eine Lsung zu der sie oft neigt.) Dann schreie wiederum ich meine Mut-ter an: die Gegenbertragung zur Depression ist Wut!, Ob sie das nicht wei. (Erinnerung an eine Diskussion der Art, in welcher ich meine Schwester mit Fragen l-cherte, zuweilen sie einem aggressiven Verhr unterzog und spter erkenne, die Art Fragen zu stellen, war ver-hllte Wut und ist mglicherweise die Gegenbertra-gung zur wahrgenommenen Hilflosigkeit, also Depressi-on.)

    Da sitzen wir meine Mutter und ich schon im Auto. (Auto nicht zu vergessen, Vereinheitlichung zweier Men-schen auf engen Raum ein Auto kann nur in einen Richtung fahren) Und fahren. Es gibt eine Massenka-rambolage. Der, wie das Wort Massen schon sagt, nicht nur drei Fahrzeuge angehren. Eine gigantischen Hn-gebrcke hinunter stehen dutzende gecrashte Fahrzeuge. berall Glasscherben in Wrfelform. (Wenn im Traum

    von dem Enormen, dem Gigantischen und wahrschein-lich auch, wenn von Massen, also von einer unbersicht-lichen und nur durch ein Hilfsadjektiv, wie gigantisch, beschriebenen {Hilfs, weil indirekt, nicht messbar und unvergleichbar bzw. unverglichen.} Konstruktion, ge-sprochen wird, schtze ich: mein Traum-Ich regridiert.)

    Meine Mutter hat was getrunken und rast durch eine gerade sich schlieende Polizei Sperrung. (Wer verfolgt uns hier? Welche Symbolik verbirgt sich hinter der Ka-rambolage? Symbolisch-reduziert: Massenkarambolage ist: ein Schaden, der nur existiert, wenn viele daran be-teiligt sind, wobei man nicht sagen, wer genau schuld ist, ist: (eine Richtung:) Stellvertreter fr unbersichtli-che Schuldfragen, ist: Betonung der Gre und Tragwei-te, ist: Valenz- und Salienzuschreibung zur anfnglichen Diskussion. Ist hier Ausdruck der Wut? Mutter, Schwes-ter, Ich System, als Karambolage, also Kybernetik. Inter-essant ist noch, augenscheinlich suchen wir nicht nach meiner Schwester und haben eigentlich kein Ziel. Wir kommen zu einer Zielidee, als die Polizei in den Traum eintritt. Das allerdings, ist kein Ziel, sondern eine Flucht. Passt zur Hilflosigkeit am Anfang.)

    Blitzer werden berall aufgebaut. Ein Polizist luft hier hinter uns her. Meine Mutter fhrt Schritt um nicht aufzufallen. (Im Traum hat meine Mutter getrunken und gibt damit ein Hilfsmotiv, weshalb wir verfolgt werden. Es erscheint mir daher als ein Hilfsmotiv, weil es wie ein schlecht geschriebenes Storyboard, die Trunkenheit, also Verfolguns-Legitimation, erst einfhrt, als die Strafe schon droht, damit erst erdacht wurde, als die Konse-

  • quenzen drohen. Ein ordentliches Storyboard, htte das Trinken schon vorab eingebaut)

    Dann rennen wir einen Wald entlang. Der Typ von vor-hin ist noch dabei, ist aber nicht mehr Herr K. Er will meiner Mutter stndig helfen. (Nehme ich hier, externali-sert, meine Mutter als hilflos wahr?) Sie braucht die Hilfe nicht und ich sage ihm er soll sie los lassen, als wir ge-rade einen Vorsprung erklimmen wie eine alte Moosbe-deckte Mauer. (Der Traum hat hier nach der Diskussion, der Autofahrt, das dritte Setting aufgeschlagen.)

    Dann kommen wir in einem Haus an und die beiden sind weg. (Als ich vor zwei Jahren in NYC lebte, unter-nahm ich einmal in dem halbe Jahr, das ich dort verbrach-te, eine Wanderung in Upstate New York. Ich verlie den Bahnhof, nach fnfundvierzig Minuten Zugfahrt und lief dorthin, wo es mir richtig erschien, nach einiger Zeit, als ich auf einen von Wald berzogenen Berg gewandert war, irgendwann den Weg verlassen hatte, kam ich zu einigen leer stehenden und arg in sich zusammengefal-len Husern und Htten. Wie wir in meinem Traum das Haus erreichen, kommt es mir retrospektiv, wie eines der ramponierten Villen auf dem Berg in Upstate NY, vor.)

    Ich suche meine Mutter und den Mann und laufe ei-nen Flur entlang, an dessen Wnden die Tapete herunter hngt. Im Landhaus auf hellen Holzdielen. Der Flur en-det in einem Zimmer. Eine Tr hinter mir fllt zu und eine blonde Frau etwas jnger als ich. In beigen Kleid kommt auf mich zu und will mich abhalten weiter zu suchen und hebt ihr Hackenschuh und legt ihn auf meine Brust, der ich inzwischen auf einem Stuhl inmitten des leeren Rau-

    mes, des leeren Hauses sitze. Etwas erotisches beginnt. Und ich denke laut, ah!!! Ein Ablenkungsmanver das kenne ich schon und wache auf. Es ist drei Uhr nachts ich habe kurz Angst vor dem Typen der auf der Flucht da-bei war und Glatze trgt, stoppelbrtig ist und auf mich wie ein Gefngnisinsasse wirkt. (Hier wird das Thema Schuld noch Einmal deutlich).

    Ich schreibe den Traum auf und denke, wir sind nicht in Berlin, sondern in einer groen amerikanischen Stadt, darauf komme ich, weil ich Hngebrcken nur aus Ame-rika kenne.

  • I. ViskoseLyrik von KW 03

    flstere in mein ohr.Du sollst mir sagen: alles ist schon gut. Ich vermisse dein Flstern.Zu mir, denn ich bin hungrig.Hungrig, so lange hungrig.Komm wisper in mein Ohr.Du musst meinen Bauch beruhi-gen. Bitte, wenn ich nicht Stunden abzhle, dann stopfe ich Watte in mein Herz.Ich habe ein Herz aus Watte.Du hast gesagt:

    Viskose brennt so gut.

    Diese jmmerlichen Tage, taube Stunden und stummen Jahre. Wenn nicht du, wer dann soll vergeben?Komm du zu mir, wir mssen Herzen austopfen.

    Erzhl mir ein Schauermrchen ber Scham, ich will dir schaden-froh von Schuld bedeuten.Lass uns Fden durch Aterien ziehen und Blut mit Wattestb-

    chen reinigen.

    Wir mssen Viskose, wie Baumwolle von Feldern pflck-en, uns bcken, dass Sdstaat-en Sonne in unsere Rckenhaut brennt. Lass uns Viskose, wie Pilze auf Baumstmmen, zchten.

    Wir gehen zwischen Zeilen und sollten zurck.Dahin, wo mir mal der Magen knurrte und ich dir mein Ohr entgegen reckte.Watte voll Wasser auspressen. Faserige Viskose auseinander-ziehen. Beides zu gleichen Teilen in den Ofen legen und wie Schnee schmelzen. Pilzsporen in meine Lunge saugen, Atem lhmen, japsen, dir auf den Rckenklopfen und Vis-kose ausspucken. Wo ich einmal dein Salz schmeckte und nichts, nichts als ein frchterliches Krperzittern, Viskosewackeln und Sinnesflat-tern, statt dich zu lieben, dir vor der Tr auftrmte.Und wenn mir die Stimme brach

    flsterte.

    VISKOSETraum

    vom 01.12.13

    Projektarbeit in der Psychiatrie. Irgendwo in den Bergen. Tgli-che Wanderungen zu den Schlafht-ten. Auf dem Weg treffen mit Patien-ten. Eine Mitarbeiterin luft Arm in Arm mit mir. Will mich kssen ich will nicht. Letzter Tag, alle Projektteilnehmer sitzen bei gemeinsamen Frhstck und verabschieden sich von mir. Kurzes Gefhl von Unsicherheit auf welcher Seite ich stehe. Cookie, mein alter Chef, ist auch da. Er sitzt neben mir. Eine Weile, bis ich ihn Frage, wie es ihm geht. Wir quatschen kurz. Ich frage ihn, wie er zurck kommt (also aus der Psychia-trie, nach Hause). Heiser, ein Busunternehmen. Die Projektteilnehmer, haben Bustickets fr den Nachhauseweg.

    Ich habe kein Ticket gebucht. (Beim Aufschreiben wird mir klar, ich bin einer von den in Psychiatrie eingewiesenen, mit Sonderstatus wie ich mir oft, eine Art Sonderstatus erkmpfe und meist bekomme). Der Frhstcksort ist weit entfernt von der Klinik. Ich wei nicht, wie ich zur Klinik kommen soll. Cookie geht. Ich gehe zu meiner Uroma. Sie gibt mir etwas Geld und meint ein Mantra wrde mir helfen. Ich wache von der KoranApp mei-nes Ipads auf. (Mein Kopf hat also wahrscheinlich das Gesinge der Ko-ranApp gehrt, eine Geschichte dazu erfunden und die Zeit der Geschichte zurckdatiert und das Wahrnehmen des Tones, passend an das Ende hin-gesetzt war der erste Gedanke, noch im Bett liegend.)