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TU Chemnitz 30.6.2008Seminar: Räumliche SozialstrukturenDozent: Katja SchucknechtReferenten: Patrick Krause & Dominik Krauße
Global Cities
Gliederung
1. Was sind Global Cities?
2. Frankfurt als Global City
3. Sozialstruktur in der Global City
1. Was sind Global Cities?
■ Ausgangspunkt: Globalisierung der Wirtschaft
■ Notwendigkeit von zentralen Orten als Knotenpunkt von materieller Infrastruktur
■ Kommandozentralen der Weltwirtschaft transnational tätige Unternehmen
Was sind Global Cities?
1. John Friedmann (1984)
• Sitz von Hauptquartieren transnationaler Unternehmen
• bedeutendes Finanzzentrum
• Zentrum eines schnell wachsenden Sektors unternehmensorientierter Dienstleistungen
• Sitz internationaler Institutionen
• bedeutender Knotenpunkt von Transport- und Verkehrslinien
• Zentrum industrieller Produktionsstätten
• Städte mit einer bedeutenden Einwohnerzahl
Was sind Global Cities?
2. Saskia Sassen (1996)
■ Stadt von herausragender Bedeutung für die Weltwirtschaft ■ Sitz der Hauptquartiere bedeutender transnational operierender Unternehmen sowie von wichtigen Regierungsorganisationen und Nicht- Regierungsorganisationen ■ spezialisierte und hoch differenzierte Arbeitsmärkte
■ starke soziale und sozialräumliche Segregation bzw. Polarisierung
■ Hierarchie: New York, London, Tokio, (Paris, Frankfurt)
■ Einwohnerzahl keine Bedingungen, sondern nur Wirtschaftskraft
Was sind Global Cities?
Saskia Sassen
■ „ Global Cities sind zentrale Standorte für hoch entwickelte Dienstleistungen und Telekommunikationseinrichtungen, wie sie für die Durchführung und das Management globaler Wirtschaftsaktivitäten erforderlich sind.“
■ Steuerungszentralen innerhalb der Organisation der Weltwirtschaft
■ wesentliche Standorte und Marktplätze für die derzeit führenden Wirtschaftszweige, d.h.für das unternehmensorientierte Finanz- und Dienstleistungsgewerbe
■ wesentliche Produktionsstandorte dieser Gewerbezweige, wozu auch die Produktion von Innovationen gehört
Was sind Global Cities?
3. Dirk Bronger (1997)
• Firmensitze der Zentralen der 500 größten transnationalen Unternehmen (nach Umsatz)
• Hauptverwaltungen der 50 größten Banken (nach Vermögen)
• Große Börsena) Nach Vermögenb) Nach Anzahl der vertretenen ausländischen Firmen
• Bedeutendste internationale Flughäfena) Anzahl der Passagiere(1994)b) Anzahl der internationalen Flüge/Woche
Was sind Global Cities?
4. GaWC: Globalization and World Cities Research Network
Indikatoren:
1. Global Service Centres in Accountancy(Prüfung- und Beratung)
2. Global Service Centres in Advertising (Werbeagenturen)
3. Global Service Centres in Banking
4. Global Legal Service Centres (Anwaltskanzleien)
GaWC: Globalization and World Cities
Hierarchie
A. ALPHA WORLD CITIES (full service world cities)
12: London, New York, Paris, Tokio
10: Chicago, Frankfurt, Hong Kong, Los Angeles, Mailand, Singapur
B. BETA WORLD CITIES (major world cities)
9: San Fransisco , Sydney, Toronto, Zürich
8: Brüssel, Madrid, Mexico-City , Sao Paulo
7: Moskau, Seoul
2. Global City- Frankfurt
Global City Frankfurt
■ über 550.000 Arbeitsplätze in Banken, Börse, Messen und Flughafen ■ Sitz der Europäischen Zentralbank und der Deutschen Börse
■ Sitz von mehr als 300 Banken, darunter rund 200 ausländische Institute ■ Aktienumsatz von fast 1,6 Bill. USD → Platz 7 weltweit
■ größter Flughafen Deutschlands
3. Sozialstruktur in der Global Citya) Wandel des Arbeitsmarkts
• starken Rückzug von Firmen aus industriellen Sektor
• dadurch großer Verlust von Arbeitsplätzen in diesem Bereich
• Starker Anstieg des Dienstleistungssektor– speziell im Finanzbereich viele neue Jobs
New York
• Massiver Rückgang von Industriearbeitsplätzen, vorher zentraler Punkt der Wirtschaft (Maschinen- und Elektroindustrie) Verlust von 610.000 Arbeitsplätzen von 1950-87
• Anfang der 80er Jahren enormer Anstieg des Dienstleistungssektor, vor allem im Bereich FIRE (finance, insurance und real estate) – 23% aller Jobs in Manhattan
London
• Analoge Entwicklung zu New York • Aber: Industrielle Krise in ganz GB
– allgemein Verlust von 800.000 Arbeitsplätzen von 1961-87
• Nach Stagnation in den 1970er Jahren enormer Anstieg vor allem im Finanzbereich– 1981 sind 71% der Arbeitsplätze in der Londoner City
aus diesem Sektor
• Politik verhindert großen Industrieverfall, dennoch Verlust von Arbeitsplätzen
• Rückgang um 12% in den Jahren 1977-1985
• Tokio setzt schon früh auf Hightech, dabei vor allem Produktforschung
Tokio
b) Neue Lohnverhältnisse
• Die neuen Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor sorgen für ein großes Lohngefälle
• Starker Anstieg von High-Wage und Low-wage Jobs Verlust des Mittelstands
• Anstieg der Zeitarbeit – meist im Servicebereich mit schlechter Bezahlung
• Drei große Lohngefälle auf den neuen Arbeitsmarkt:– Fachangestellte > Büroangestellte– Männer > Frauen– Vollzeitarbeit > Teilzeitarbeit
c) Soziale Ordnung in der Global City
• Während Industrialisierung war das Stadtbild bestimmt durch:– Suburbanisierung der Mittelklasse aus dem
Stadtkern– Schlechtverdiener lebten oft im Stadtinneren
• In den 80er Jahren neue Entwicklungen im Stadtkern: High-Income-Gentrification
New York
• Arbeitnehmer aus den „neuen“ Industrien, (Facharbeiter und Manager) setzen neuen Trend zum städtischen Wohnen anstatt (wie vorher) die Vororte zu besiedeln
• Außenbezirke als Problemzonen 1987 haben die Hälfte aller Haushalte um den Stadtkern herum ein Haushaltseinkommen von weniger als US$5.000
• Immens ansteigende Obdachlosenzahlen 1988 5.000 obdachlose Familien
London
• Ähnliche Entwicklung wie New York
• Hälfte aller Millionäre aus Großbritannien lebt in Londons Stadtzentrum
• Sozial Schwache verteilen sich auf wenige Bezirke im Stadtkern „the inner city“
Tokio
• Großteil aller Mittel- und Schlechtverdiener in Tokios Stadtkern nehmen für die Arbeit einen zweistündigen Arbeitsweg in Kauf
• Über 2 Mio Pendler
d) Probleme der neuen sozialen Ordnung
• Neues Konsumverhältnis:– High-Income-Gentrifizierung führt zu vielen
neuen Arbeitsplätzen durch die steigenden Ansprüche der höheren Klassen
– Problem: hoher Bedarf an schlecht bezahlten Arbeitern
Probleme der neuen sozialen Ordnung
• Arbeitsbedingungen:– Mit Zeitarbeit und Saisonarbeit reagieren die
neuen Arbeitsbereiche auf Entwicklungen in der Weltwirtschaft, besonders im Bereich der Dienstleistung
– Problem: Gelegenheitsarbeit (bis hin zur Tagesarbeit) mit Niedriglöhnen und Schwarzarbeit
Probleme der neuen sozialen Ordnung
• Minderheiten:– London und vor allem New York schon immer
großes Einzugsgebiet von Immigranten– Tokio mit strenger Politik aber inzwischen
illegale Einwanderer– Problem: Die neuen Industrien, speziell im
Dienstleistungssektor, finden unter den Immigranten Abnehmer für die schlecht bezahlten Arbeitsplätze
Quellen
-Hoppe, Merja Liisa: Die Bedeutung ökonomischer Globalisierung in der Agglomerationsraumentwicklung – das Beispiel der Agglomeration Frankfurt/Main URL: http://deposit.ddb.de/cgi- bin/dokserv?idn=979660599&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=979660599.pdf
-Globalization and World Cities Research Network URL: http://www.lboro.ac.uk/gawc/
-Sassen, S. (1997): Metropolen des Weltmarkts: Die neue Rolle der Global Cities, Frankfurt/Main, New York: Campus
-Sassen, S. (2001): The Global City: New York, London, Tokyo, Princeton/ NJ: Princeton University Press