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(Aus dem Institut fiir Lebensmittelhygiene der Universitiit Berlin. Direktor: Prof. Dr. Lerche.) Typen des Bacterium enteritidis Breslau 1. Von Prof. Dr. Lerehe, Berlin. Die Bakterien der Paratyp~us-Enteritisgnlppe haben in den ver- gangenen Jahren eine aul~erordentlich starke Aufteilung in Untergruppen und in einzelne Typen erfahren. Die Zahl der ermittelten Typen bel~uft sich daher bereits auf mehr als 50. Betrachtet man das Vorkommen dieser Keime bei Tier und Menseh,' so finden wir bei vielen Bakterien eine gewisse Anpassung an den Menschen oder an bestimmte Tierarten. Unter den Enteritisbakterien kommt beim Mensehen als Ursache yon Lebensmittelsch~digungen besonders h/iufig das Bacterium enteritidis Breslau vor. Aber auch bei Tieren liegt dieser Krankheitserreger h~ufig vor. Eine gewisse Anpassung hat er an das Wassergeflfigel, Puten, Tauben und die Eager erlangt, im iibrigen aber ist er bisher bei fast allen Tierarten gefunden worden, und Zwar bei Pferd, Rind, Sehaf, Schwein, Hund, Fuehs, Katze, Sumpfbiber, Hase, Kaninehen, Ratte, Maus, Gans, Ente, Ihlte, Huhn, Fasan, Taube, MSwe, P~pagei, Sittich, Kanarien, Meise, Fink, Sperling und versehiedenen WildvSgeln der zoologisehen Giirten. Diese 8tarke Verbreitung der Breslau.Bakterien und die teilweise An- passung an besthnmte Tierarten legten den Gedanken n~he, daft wit es bier nicht mit einem einheitlichen Typus zu tun haben. Man hielt daher sehon seit langem Umsehau nach einer Abgrenzung einiger Breslau- Bakterienabarten. Wohl als erste machten Meyer und Beck darauf aufmerksam, dab wlr in den bel Tauben vorkommenden Breslau-Bakterien eine besondere Keimart vor uns haben. Viele Autoren haben im Laufe des Iolgenden Jahrzehntes eine kulturelle Ab- grenzung bestimmter JBreslau-Varianten versucht. Hohn und Herrrnann beschrieben zuerst 1929 eine rhamnosenegative Breslau-Variante, die sich auch gegeniiber d-Tartrat negativ verhielt. Dieses Vorkommen wurde auch yon Leuchs best~ttigt. Aueh Habs konnte mater 50 St~mmen 4 ermitteln, die in Rhamnosemolke und Tartratbouillon negativ waren und die in Lakmusmolke einen Farbumschlag nut verzSgert gaben. Die S~tmme sah er als einen Untertyp der Breslau-Bakterien an. J~hnliche Befurtde wurden yon Selignmnn erhoben. Kau]]mann und Buron machten im Jahre 1935 darauI aufmerksam, dal~ es bei Verwendung yon d-Tartrat, Natriumeitrat, Inosit und Bittermolke mSglich sei, eine Unterteilung der Breslau- Bakterien in zwei Gruppen vorzunehmen, und zwar in 1. tartratpositive, 2. in tartrat- negative. Die letzteren erwiesen slch in Natrinmeitrat, Inosit und Bitterrhamnose negativ, zerlegten Xylose und Rhamnose nur langsam und gaben charakteristisehe x Each einem Vortrag in der Berliner MikrobiologischenGesellschaft am 17.4. 39.

Typen des Bacterium enteritidis Breslau

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(Aus dem Institut fiir Lebensmittelhygiene der Universitiit Berlin. Direktor: Prof. Dr. Lerche.)

Typen des Bacterium enteritidis Breslau 1.

Von Prof. Dr. Lerehe, Berlin.

Die Bakterien der Paratyp~us-Enteritisgnlppe haben in den ver- gangenen Jahren eine aul~erordentlich starke Aufteilung in Untergruppen und in einzelne Typen erfahren. Die Zahl der ermittelten Typen bel~uft sich daher bereits auf mehr als 50.

Betrachtet man das Vorkommen dieser Keime bei Tier und Menseh,' so finden wir bei vielen Bakterien eine gewisse Anpassung an den Menschen oder an bestimmte Tierarten. Unter den Enteritisbakterien kommt beim Mensehen als Ursache yon Lebensmittelsch~digungen besonders h/iufig das Bacterium enteritidis Breslau vor. Aber auch bei Tieren liegt dieser Krankheitserreger h~ufig vor. Eine gewisse Anpassung hat er an das Wassergeflfigel, Puten, Tauben und die Eager erlangt, im iibrigen aber ist er bisher bei fast allen Tierarten gefunden worden, und Zwar bei Pferd, Rind, Sehaf, Schwein, Hund, Fuehs, Katze, Sumpfbiber, Hase, Kaninehen, Ratte, Maus, Gans, Ente, Ihlte, Huhn, Fasan, Taube, MSwe, P~pagei, Sittich, Kanarien, Meise, Fink, Sperling und versehiedenen WildvSgeln der zoologisehen Giirten.

Diese 8tarke Verbreitung der Breslau.Bakterien und die teilweise An- passung an besthnmte Tierarten legten den Gedanken n~he, daft wit es bier nicht mit einem einheitlichen Typus zu tun haben. Man hielt daher sehon seit langem Umsehau nach einer Abgrenzung einiger Breslau- Bakterienabarten.

Wohl als erste machten Meyer und Beck darauf aufmerksam, dab wlr in den bel Tauben vorkommenden Breslau-Bakterien eine besondere Keimart vor uns haben.

Viele Autoren haben im Laufe des Iolgenden Jahrzehntes eine kulturelle Ab- grenzung bestimmter JBreslau-Varianten versucht. Hohn und Herrrnann beschrieben zuerst 1929 eine rhamnosenegative Breslau-Variante, die sich auch gegeniiber d-Tartrat negativ verhielt. Dieses Vorkommen wurde auch yon Leuchs best~ttigt. Aueh Habs konnte mater 50 St~mmen 4 ermitteln, die in Rhamnosemolke und Tartratbouillon negativ waren und die in Lakmusmolke einen Farbumschlag nut verzSgert gaben. Die S~tmme sah er als einen Untertyp der Breslau-Bakterien an. J~hnliche Befurtde wurden yon Selignmnn erhoben. Kau]]mann und Buron machten im Jahre 1935 darauI aufmerksam, dal~ es bei Verwendung yon d-Tartrat, Natriumeitrat, Inosit und Bittermolke mSglich sei, eine Unterteilung der Breslau- Bakterien in zwei Gruppen vorzunehmen, und zwar in 1. tartratpositive, 2. in tartrat- negative. Die letzteren erwiesen slch in Natrinmeitrat, Inosit und Bitterrhamnose negativ, zerlegten Xylose und Rhamnose nur langsam und gaben charakteristisehe

x Each einem Vortrag in der Berliner Mikrobiologischen Gesellschaft am 17.4. 39.

Typen des Bacterium enteritidis Breslau. 73

Geruchsstoffe. Zur Gruppe 1 geh6rten unter 128 gepriiften Stammen 80 = 62 %. - - ttohn und Herrmann legten zur Unterteilung der Paratyphus-Enteritisbakterien und zur Erkennung ihrer Standortgebundenheit neben den biochemisehen Eigen- schaften groBen Wert auf die Un~ersuehung des ]~iweiBstoffweehsels. Sic ver- wendeten daher zur Erkennung des AufspaltungsvermSgens ehemiseher Substanzen als optimalen Nahrboden Stierhodenbriihe nach Hottinger und zur Priifung des Ei- wei~stoffwechsels Simmons-Substrat, das Natrium -Ammoniumphosphat als N - Quelle enth~lt und infolge yon Ni~hrstoffarmut ungiinstige Wachstumsbedingungen bietet. Bakterien mit deutliehar StandorSgebundenheit (wirtspezifiseh) wachsen nach Hohn und Herrmann in der Regel auf Ammonnahrboden nicht. Auf Grund des Verhaltens gegeniiber Kohlehydraten und auf Grund des Wachstums auf Ammon- n~hrb(iden teilen sie die Breslau-Bakterien in 4 Untergruppen, und zwar: 1. den ammonstarken Volltyp = Bact. typhi murium, 2. den dulcitschwaehen und rham- nosenegativen Typ = Typ der Ente und des Wasserge]li~gels, 3. den ammonschwachen Typ = Typ der Taube, 4. den dulcitpositiven und rhamnosenegativen Typ = Typ des Meerschweinchens. Jansen schlieBt sich dieser Auffassung an und betont, dab der Volltyp bei Katze, Maus und Kanarien vorkommt, wahrend der sot. Ententyp aueh bei MSwe, Kanarien, Maus und Ratte beobachtet wurde. Jansen halt es daher fiir fraglieh, ob man yon einem :Ententyp spreehen soil. l~aeh seiner Auf- fassung ist es aber mSglich, dal3 die Ente die urspriingliehe Quelle dieser Type Jst. In Anlehnung an die Untersuchungen yon Hohn und Herrmann priifte Lerch~ 372 Breslau-St~mme aller Tierarten. Hierbei konnten ammonstarke und ammon- schwache Stfimme ermittelt werden sowie solehe, die Rhamnose nicht zu spalten vermoehten. Eine Regelm~igkeit in der TierzugehSrigkeit lieB sich aber kaum wahrnehmen. Nur yon den Tauben waren 38 % ammonschwaeh; die meisten Tauben- st~mme waren ammonstark. 3--6% ammonschwache St~mme fanden sieh auch bei Pferden und Rindern. Die rhamnosenegativen St~mme waren auf die einzelnen Typen ganz wahllos verteilt. - - Auch bei Enten konnten keine sot. Ententypen erkannt werden. Tesdal teilt auf Grund seiner Untersuehungen die Breslau-Bak- terien in inositpositive und inositnegative auf. Die ersteren trennt er untereinander (lurch ihr Verhalten in Sternbouillon, die letzteren dureh das Waehstum auf Ammon. n~hrbSden. :Eine epidemiologisehe Bedeutung vermag Tesdal aber diesen Eigen- schaften nicht zuzusprechen. Auch L~tje hat sich mit der Typenaufteilung der Breslau-Bakterien beseh~ftigt. Er kommt aber zu dem Schlul], dab wir zwar in den Breslau-Bakterien eine Gruppe mit einzelnen Spielarten voruns haben, da0 aber eine besondere Eingruppierung in einzelne Untertypen wegen der irregul~ren Eigenschaften schwer ist. Die ganze Breslau-Gruppe ist, sagt er, unausgeglichen und ausgesprochen saprophyti~r. Sic ist vor allera naeh seiner Auffassung keine tierisehe Standardtype, da sie iiberall gefunden wird. In neuer Zeit haben Edward~ und Brunet sehr umfangreiehe Versuche iiber die Abgrenzung yon Breslau-Bakterien- typen durchgeftihrt. Kulturell priiften sie Maltose, Xylose, Rhamnose, Glykese, Arabinose, Dulcit, und zwar tells in Bitter-, teils in Hottinger-Brfihe, tefls in Ammon- nahrboden. - - Ammonnegativ war nur ein Teil der Tauben- und Kaninchenstamme, die iibrigen waren ammonstark, auch 80% der Taubenstamme waren ammon- stark. Die bei anderen Tieren vorkommenden ammonnegativen StKmme k0nnen naeh der Anffasmmg der beiden Autoren sehwerlich auf die Taube als Infektions- quelle zuriickgefiihrt werden. - - Rhamnosenegative St~mme fanden sich bei Enten, l~uchs und Maus; maltosenegative St/~mme waren sehr selten. Xy]ose verhielt sieh teils positiv, tefls negativ.

Neben den kulturellen Eigensehaften sind serologisehe Untersehiede unter den Breslau.Bakterien besehrieben worden.

Kau//mann ermittelt~ im Jahre 1935 einen Paratyphus B und mehrere M~use- typhusst~mme, die keinen Faktor V im O-Antigen hatten, welehe aber in der spezi- fischen und unspezifisehen Phase die iibliehen H-Antigene aufwiesen. Unter

74 Lerehe:

221 M/~usetyphusstammen land Kau//mann 13 mit dem IV-Faktor (davon 2 Binns- Stgmme). AuBerdem stellte er verschiedene Verg/irungstypen lest, denen abet naeh seiner Auffassung e'me besondere Bedeutung nieht beizumessen war. Aueh Zahn wies auf das Vorkommen yon St/~mmen mit dem IV-Faktor unter Schott- miJller- und Breslau-Bakterien hin. Er land yon 74 Breslau-StAmmen 1 und unter 45 Paratyphus B-St~immen 4 dieser Art. ])as Fehlen des V-Faktors bei Breslau- St/tmmen ist vor allem yon Edwards studiert worden. Er sah die IV-Varianten besonders bei Tauben. Von 35 StAmmen waren 9 maltosepositiv, 16 hitternegativ und 8 ammonsehwach. Eine Best/~tigung erfuhren diese Feststellungen yon Hohn und Herrmann, welche bei den ammonschwachen Taubenstgmmen meist nut den IV-Faktor (Variante Copenhagen bzw. Storrs fanden. Dieselben Befunde erhob Tesdal. Christensen wies als erster darauf hin, dab ein Tell der Breslau-St/imme auch den O-Faktor I enth~lt. Er land ihn mater 146 St&tureen 65mal.

Neuerdings haben Edwards and Brunet umfangreiehe Untersuchungen an zahl- reichen Breslau-St/~mmen durehgeffihrt und eine Trennung auf serologischer und bioehemiseher Basis versueht.

Serologisch konnten sie 2 @ruppen, und zwar 1. nnr mit Faktor IV und 2. mit IV- und V-Faktor linden. Die letztere Gruppe hatte zum Tell auch den Faktor I. - - Die Breslau-Bakterien mit dem IV-Faktor wurden fast aussehlieJ]lieh bei Tauben gefunden; nur vereinzelt gelangten sie bei Pferd, Kaninehen und Kfiken zur Fest- stellung. Die Kaninehen hatten sich wahrscheinlieh bei den Tauben in/iziert. - - Die Bakterien mit dem IV- ~md V-Faktor, welche zum Tell auch den I-Faktor besaBen, fanden sich bei Enten, Kanarien, Puten, Kfiken, l~ferd, Kalb, Schaf, Fuchs, Ratte, Maus, ]V[eerschweinchen. Der Faktor I zeigte keine regelmaflige Zugeh~irigkeit zu einer Tierart.

Oberbl icken wir die bisher durchge/i~hrten Au/teiIungsversuche unter deu Breslau-.Bakterieu, so sind verschiedene Eigenschaf~en, die wechselnd waren, gefunden worden. Sie be ruhen teils auf dem biochemischen, teils auf dem serologischen Verhal ten der Breslau-Bakter ien. Kul tu re l l wurde ein verschiedenes Verhal ten gegenfiber Inosi t , Rhamnose , d-Tar- t ra t , Na t r iumci t r a t , Glycer in-Fuchsinboui l lon u n d auf dem Ammonn/ ihr - boden beobachtet . - - Un te r Beriieksich~igung der Ant igenformel wurden folgende Var ian ten bisher aufgestel l t :

Salm. typhi murium IV. V. (XII.) i. 1.2.3. I. IV.V. (XI1.) i. 1.2.3. I. IV. (XII.) i. 1.2.3.

Var. Copenhagen IV. (Storrs) (XII.) i. 1.2.3. Var. binns IV. V. - - 1.2. 3.

Eigene Untersuchungen.

U m Klarhe i t in die tells widersprechenden Ergebnisse der e inzelnen Versuchsansteller zu bringen, habe ich mSglichst viele Breslau-Bakter ien- s t i imme gepriift. So gelangten insgesamt 839 St/~mme yon Menschen u n d yon fast al len Tierar ten zur Untersuchung. Die He rkun f t d e r St/~mme ist aus der nachs tehenden (Tbersich~ zu en tnehmen .

Die Un te r suchung der St/ imme geschah auf ihr biochemisches Ver- ha l t en u n d serologisch.

Typen des Bacterium enteritidis Breslau. 75

U n t e r d e n c h e m i s c h e n S u b s t a n z e n w u r d e n in o p t i m a l e n N / i h r b S d e n (Ho t t i nge r Brf ihe) , Arab inose , Du lc i t , R h a m n o s e , Xy lose , N a t r i u m c i t r a t , Inos i t u n d d - T a r t r a t goprf i f t . Aui ]e r - dem l a n d die Z f i c h t u n g de r K e i m e auf A m m o n n ~ h r h 6 d e n n a c h Hohn u n d

Herrmann u n t e r V e r w e n d u n g y o n Arabinose , :Dulcit u n d R h a m n o s e s ta r t . Schl ie l ] l ich w u r d e a u c h R h a m n o s e - molke n a c h Bitter, Weigmann u n d Habs in d e n B e r e i c h d e r B e t r a c h - tungen gezogen .

Die Untersuchung au] das biochemi. sche Verhalten ze i t ig t e fo lgendes E r -

gebnis : A rabinose, Dulci~ u n d X ylose

w u r d e n s te t s gespa l t en . Rhamnose w u r d e te i ls angegr i f fen ,

tells b l ieb es unver i i .nder t . N u r 6 ,4% der Sti i .mme w a r e n r h a m n o s e n e g a t i v .

Tabelle 1. U n t e r s u c h t e B r e s l a u - B a k t e r i e n s t / ~ m m e .

H e r k t m f t

Menschen . . Pferde . . . . Rinder . . . . Schafe . . . . Sehweine . . G/inse . . . . Eaten . . . . Enteneier . . Hiihner . . . Tauben . . . Fasanen . . . V6gel . . . . M/iuse . . . .

Zusammen

Zahl der St~mme

30 60

500

60 36 41

50 5

16 10

839

3,55 7,15

59,70 0,71 7,15 4,28 4,88 2,36 0,59 5,97 0,59 1,90 1,17

I00,00

Diese R h a m n o s e n i c h t s p a l t e n d e n St /s w u r d e n bei a l l en T i e r a r t e n g e f u n d e n m i t A n s n a h m e y o n Schaf , F a s a n u n d E n t e n e i . A u c h b e i m Menschen w a r e n sie n i c h t f e s t s t e l lba r . R e l ~ i v a m h / iu f igs t en f a n d e n sie sieh be im P f e r d (18%) , be i d e r E n t e u n d

bei verschiedenen V o g e l a r t e n (66 %). Natriumcitrat w u r d e n u r in 5 ,9%

der St&mine ver/~ndert . lnosit d a g e g e n lieB 22,2 % s p a l t e n d e

u n d 87,8 % n e g a t i v e S ~ m m e e r k e n n e n , so d a b e ine Z w e i t e i l u n g m6g l i ch war .

Be i Aa~wendung v o n d-Tartrat f a n d ich n u r vo re inze l t e , m e i s t r e c h t s chwach a n g r e i f e n d e Sti~mme.

Be i e ine r N e b e n e i n a n d e r s t e l l u n g dieser E i g e n s c h ~ f t e n w a r e n b e s t i m m t e Rege lm/ iB igke i t en u n t e r d e n Bres l au - S t ~ m m e n n i c h t zu e r m i t t e l n . A u c h

Tabelle 2. R h a m n o s e v e r h a l t e n .

Hcrkunft

Mensch . . . Pferd . . . . Rind . . . . Schaf . . . . Schwein . . . Gans . . . . Ente . . . . Entenei . . . Htilmer . . . Taube . . . . F a s a n . . . .

V6gel . . . . M/i, use . . . .

Rhamnose

Hotti+nger Hotti__nger

3O 51 9

480 20 6

57 3 32 4 36 5 20 1

47 3 5 9 7 8 2

w a r e ine Z u g e h 6 r i g k e i t zu b e s t i m m t e n T i e r a r t e n n i ch t e r k e n n b a r . Be i d e r U n t e r s u c h u n g de r S t / i m m e au f A m m o n n / ~ h r b S d e n e r sch ien

de r gr61lte Te i l a m m o n s t ~ r k = 85 ,45%, v611ig a m m o n n e g a t i v w a r e n 7 ,63%, n u r s chwach ode r zwe i fe lha f t e s W a c h s t u m h a s t e n 6 ,9%.

Die Tabe l l e 3 g ib t e ine l~bers ich t i iber das V e r h a l t e n de r e i n z e l n e n T i e r s t&mme au f den A m m o n n i i h r b 6 d e n . Als sog. w i r t s g e b u n d e n e T y p e n in t e r e s s i e r en uns v o r a l l em die a m m o n n e g a t i v e n a n d a m m o n s c h w a c h e n

76 Lerche:

S t a m m e . E i n d e r a r t i g e s V e r h a l t e n k o n n t e be i S t ~ m m e n des M e n s c h e n ,

s o l c h e n a u s : E n t e n e i e r n u n d v e t o S c h a f n i e m a l s b e o b a e h t e t w e r d e n . I m

Tabelle 3. V e r h a l t e n d e r B r e s l a u - B a k t e r i e n - s t ~ m m e a u f A m m o n n ~ h r b S d e n .

Ammon- ~ o n - Ammon- Herkunft negative schwache positive Zus.

Stfimme Stamme St~im,ne

Mensch. . . Pferd . . . Rind . . . . Schaf . . . Sehwein . . Gans . . . . En te . . . . En tene ie r . H u h n . . Taube . . Fasan . . V6gel . . M~use . .

Zusammen

6 31 2~

2 5

1 18 3

3 3 8

2

64 58 7,63% 6,92%

30 47

445 6

55 32 34 20

4 29

2 5 8

717 85,45%

30 60

50o

60 36 41 20

5 50

5 16 10

839 100%

i i b r i g e n e r w i e s e n s ieh

a l s a n u n o n s c h w a e h bzw. n e g a t i v

veto P/erd 21,66% = 10,6% aller ammonschwa- chen Sti~mme und 1,5% der un tersuchten Breslau- Sti~mme,

vom Rind 11,0% = 4,6% aller ammonschwa- chen S tamme und 6,5% der un tersuchten Breslau- St~tmme,

veto Schwdn 8,3% =

4,1% aller ammonschwa- chert St~mme und 0,6% der untersuchten Breslau- St~mme,

yon derGans 11,1% = 3,3% aller ammonschwa- chen St~mme und 0,8% der un tersuchten Breslau- St~mme,

yon der Ente 17,0% = 5,7% aller ammonschwachen St~mme und 0,8% der un te r such ten Breslau-St~tmme,

vom Huhn 20,0% = 0,9% a]ler ammonschwachen S tamme und 0,1% der unter- such ten Breslau-St~mme,

veto Fa~an 60,0% = 2,4% aller ammonschwachen Stitmme u n d 0,3% der un tersuehten Breslau-St~tmme,

yon der Taube 42,0% = 17,0% aller ammonschwachen St~tmme und 2,4% der un tersuchten Breslau-St~mme,

yon verschiedenen V6gel~ 67,0% = 9,0% aller ~mmonschwachen S tamme und 1,4% der un tersuchten :Breslau-St~tmme,

yon der Maus 20,0% ~-- 1,6% aller ammonschwachen St~mme und 0,2% der un te rsuch ten Bresl~u-St~tmme.

D e m n a c h w u r d e n p r o z e n t u a l d i e m e i s t e n a m m o n n e g a t i v e n S t ~ m m e

be i T a u b e , F a s a n u n d v e r s c h l e d e n e n V o g e l a r t e n g e s e h e n . Z a h l e n m ~ i g e n t f i e l e n d ie m e i s t e n a u f d a s R i n d . E s h a t d e m n a e h e i n e gewisse A n -

p a s s u n g a n d ie v e r s c h i e d e n e n V6ge l m i t A u s n a h m e des W a s s e r g e f l i i g e l s s t a t t g e f u n d e n . A b e r d ie T a u b e n b e h e r b e r g t e n n i c h t b loB a m m o n s c h w a c h e

S t ~ m m e , wie sie y o n Hohn u n d Herrmann b e s c h r i e b e n w u r d e n , s o n d e r n n u r i n 42 % s i n d d ie be i d e n T a u b e n e r m i t t e l t e n S t i~mme a m m o n s c h w a c h .

V e r g l e i e h t m a n d a s W a e h s t u m a u f , 4 m m o n n ~ h r b 5 d e n m i t d e m V e r -

h a l t e n d e r B r e s l a u - B a k t e r i e n g e g e n i i b e r I n o s i t , so f i n d e r m a n be i a m m o n -

s t a r k e n S t ~ t m m e n i n g l e i e h e r W e i s e i n o s i t p o s i t i v e u n d i n o s i t n e g a t i v e . D i e

a m m o n s c h w a e h e n S t ~ m m e s i n d h ~ u f i g e r i n o s i t n e g a t i v . A u f A m m o n r h a m -

n o s e n i c h t w a c h s e n d e S t ~ m m e s i n d i n d e r R e g e l e b e n f a l l s i n o s i t n e g a t i v .

Typen des Bacterium enteritidis Breslau. 77

:Die rhamnosenegativen St/~mme wachsen meist auf Ammonni~hr- b6den gut, sind also ammonstark. - - D i e Fi~higkeit, Rhamnose zu spalten, liillt sieh nur mit Sicherheit in optimalen NKhrb6den (Hottinger.Brfihe) erkennen. Nicht eignet sich hierfiir der mit Rhamnose versetzte Ammon- niihrboden. Also auch die Rhamnosemolke nach Bitter, Weigmann und Habs ist un- genau.

:Die Tabelle 4 lehrt ein- Zahl 4er Stt~mme deutig, da/] ein erheblieher Prozentsatz der auf Rham- 710 nose- Ammonn/~hrboden ne- 42 gativen St/imme in Hottinger. 6 Briihe die l~hamnose angreift. 13 I l)er Ammonn/ihrboden zeigt 14 eben nur die ~Vachstumsver- 53 h/fltnisse auf dem n/~hrstoff- armen N/ihrboden an. Aber

Tabelle 4. Untersuchung der Breslau- St;~mme in rhamnosehal t igen

Nahrb6den.

Zus. 839

Verhalten in Rhamnose-

Ammon I Bitter

+

+- I -

I Hottlnger

+

+ +

auch Rhamnosemolke nach Bitter ergibt nieht eindeutige Resultate. Die Bitter.Molke war bei der Untersuchung yon 839 St/immen 29real schwaeh positiv (orange), obwohl Hottinger deutlich positive Ergebnisse zeitigte, und sie war 15real negativ, obwohl Hottinger-Rhamnose positiv war. Die Ursache liegt darin, dab Rhamnosemolke nach Bitter, Welgmann und Habs/ihnlich dem Ammonn/~hrboden nur ungiinstige Waehstumsverh/~It- nisse schafft. Sie enth/~lt jedoch noch etwas Pepton und deshalb ist das Wachstum etwas besser als auf dem Simmons-Substrat. Mit Bitter- Molke l/~l]t sich daher die Rhamnoseaufspaltung nieht immer einwandfrei erkennen. Beimpfungsst/~rke und Beobachtungsdauer beeinflussen das :Ergebnis. ])iese Feststellungen wurden auch bereits yon Hohn und Herr. mann erhoben.

Serologische Untersuchung der Breslau.Stdimme.

Von den untersuchten St/~mmen wurde stets die GruppenzugehSrig- keit mittels O-Serum festgelegt. Ebens~) wurden die H-Antigene nach Aufsuchen der spezifischen Phase ermittelt.

Um zu erkennen, welehe O-Faktoren die St/tmme hatten, wurde eine Agglutination mit Serum durchgefiihrt, dem der IV-Faktor dureh Ab- sitttigung mit einem Abortus equi-Stamm genommen war.

Mit derartigem O-Serum sind 117 Stiimme gepriift worden. Eine Auswahl war notwendig, well nich~ geniigend Serum zur Verfiigung stand. Berficksiehtigt wurden also alle Tierarten. Vor allem wurden jedoeh die Taubenst~mme herangezogen, weft s ie den V-Faktor nicht besitzen sollten.

78 Lerche:

Die Tabelle 5 lehrt , dab Bres lau-S t~mme mi t dem I V - F a k t o r bei allen Tie ra r ten , mi t Ausnahme bei der En te , gefunden wurden. Am h~iufigsten

Tabelle 5. U n t e r s u c h u n g der Bre s l au - S~/~mme auf die O - F a k t o r e n .

Faktor IV ] Zu- Tierart mad V { Faktor IV sammen

Pferd . . . . ! Rind . . . . 3 Schwein . . Gans . . . . 6 Ente . . . . Taube . . . 7 Fasan . . . V6gel . . . . 1

6 15 4 43 1 7 1 7

8 25 32

3 3 1 2

fehl te der V-Fak to r beim Pferd, der Taube und beim ]?asan. Von den 32 Tauben- st/~mmen besaBen 25 = 78,1% den F a k t o r IV und nur 7 = 21,9% den F a k t o r IV und V. Die Fasanen liel3en stets don F a k t 0 r V vermissen. Es t r i f f t also zu, dab bei Tauben meis t der F a k t o r V fehlt . Ob abe t diese Eigen- schaft epidemiologisehe Be-

deu tung hat , erscheint mir zur Zei t noch recht zweifelhaf t ; denn wir konn ten ein einheit l iches Verha l ten der St/~mme aus ein und demselben Taubenbes tand n ich t i m m e r beobaehten.

So un te r sueh ten wir z. B. aus 2 Taubenbest/~nden die Sti~mme, die yon verschiedenen Tieren in den Dar~nent leerungen gefunden worden waren, auf ihre O-Faktoren . I n dean einen Bes~and s t a n d e n 10 St/~mme zur Verfiigung. H ie rvon h a t t e n 7 n u t den F a k t o r IV, 3 auch den Fak- t o t V. - - I n eine~n zweiten Bes tande wiesen jedoch alle 4 St/~mme nur den F a k t o r I V auf.

Die Taubenst/~mme wurden, da verschiedent l ieh eine Beeinflussung

durch Pu l lo rumserum beobaehte~ worden war, noeh mi t Pu l lo rumserum agglut inier t . Hierbe i zeigte sieh, da$ 14 St / imme dureh Pu l lo rumserum

Tabelle 6. V e r g l e i c h d e r O - F a k t o r e n m i t de r A u f s p a l t u n g y o n R h a m n o s e .

:Faktor IV lind V Faktor IV Tierart

Pferd . . . . Rind . . . . Schwein . . . Gans . . . . Ent~ . . . . Taube .... Fasan . . . . Vsgel . . . .

Rham. + I Rham. -

5 4 34 5 4 2 4 2 6 2 7

1

:Rham. + Rham.

6 4 1

1

24 1 3

1

agglut in ier t wurden, 7 verhie l ten sich negat iv . D em nach ist seheinbar zum Teil aueh m i t dem X I I - O - A n t i g e n zu reehnen.

Vergleicht m a n nun diese S t~mme mi t den versehiedenen O-Fak- toren m i t den kul ture l len Eigenschaf ten , so lassen sieh nur wenige

Typen des Bacterium enteritidis Breslau. 79

Anhaltspunkte gewinnen. Interessant ist nur, dab die rhamnosenegativen Sts in der l%egel den Faktor IV und V haben (vgl. Tabelle 6).

Ein besonders auffallendes Ergebnis zeitigt aber der Vergleieh des Wachstums der Sti~mme auf Ammonn~hrbSden und der jeweils vor. liegenden Faktoren. Die meisten nur den Faktor IV besitzenden St~mme sind ammonnegativ oder ammonschwach. So finden wir die yon den verschiedenen Tieren ermittelten ammonschwachen St~mme wieder bei der Faktorentrennnng. Allerdings finden sich aueh hier nicht unerheb- fiche Ausnahmen (vgl. Tabelle 7).

Tabelle 7. Vergleich der O-Faktoren mit dem Wachstum auf den Ammon-N~hrb6den.

Tierart

Pferd . . . . . . Rind . . . . . . Schwein . . . . Gans . . . . . Ente . . . . . . Taube . . . . . Fasan . . . . . V6gel . . . . .

Faktor IV undV negativ schwach positiv

2

1

negativ

1

10 3 1

Faktor IV schwach

1

1

positiv

1

14

Zu- saiD.men

15 43 7 7 8

32 3 2

Zusammen/assung und kritische Schluflbetrachtung. Ich versuchte, eine m6glichst grol]e Zahl yon Breslau-Sts ver-

schiedenster Herkunft unter, Anwendung kultureller, biochemiseher und serologischer Methoden, in verschiedene Gruppen zu teilen und epidemio- logische Eigenschaften zu erkennen. Hierbei zeigte es sich, dab es unter Beriicksichtigung der biochemisehen Eigensehaften und der O-Fakboren m6glich ist, gewisse Varianten herauszufinden. So finden sieh inosit- negative, rhamnosenegative und ammonschwache Breslau-St~mme. l%rner kom2nen neben Breslau-Bakterien n i t IV- und V-Faktoren solehe mit alleinigem IV-Faktor vor. Die Abweichungen sind aber nicht ein- heitlich und nicht an bestimmte Tierarten gebunden, nur die bei der Taube vorkommende Breslau-Bakterienart hebt sich etwas heraus, weil bier am hitufigsten der IV-Faktor allein vorliegt und die St~tmme zu einem erheblichen Tell ammonsehwaeh sind. Dies trifft auch fiir Stamme versehiedener anderer Vogelarten zu. Inwieweit bei den iibrigen Vogel- arten die Taube als Infektionsquelle anzusehen ist, l~13t sich zur Zeit noch nicht iibersehen. Ebenso kann man dies fiir alle St~mme des gleichen Verhaltens, soweit sie bei den iibrigen Tierarten gefunden wurden, noch nichb sagen. Unsere epidemi01ogischen Untersuchungen in einzelnen Tierbest~nden bieten jedenfalls hierfiir keine Anhaltspunkte.

A]les in allem komme ich zu dem SchluB, daft es gegenwdrtig nicht m6glich ist, einzelne Typen einer ,,Breslau-Bakteriengruppe" zu sehaffen.

80 Lerehe: Typen des Bacterium enteritidis Breslau.

Sowe i t A b w e i c h u n g e n v o r k o m m e n , d i i r f t e es s ich n u r u m Varianten h a n d e l n , d ie w o h l z u m Tefl a u c h zufi i l l ig s ind. E i n e ep idemio log i sche

B e d e u t u n g k o m m t i h n e n n i c h t zu. I c h s t i m m e also i n m e i n e n Resu l - t a t e n m i t Liitje u n d z u m e r h e b l i c h e n Te l l a u c h m i t Edwards i iberein .

Als einen Verlust vermag ich die Erkenntnis, daft wit in der Typenau]- teilung der Breslau- Bakterien nicht weitergekommen sind, nicht au/zulassen ; denn auch ohnedie8 haben wit durch die 8tarke Typenaufleilunq innerhalb der Salmonellagruppe schon /ast uniibersehbare VerMiltnisse.

Li t e r a tu r .

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