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Florenz • Assisi • Rom Florenz • Assisi • Rom AUF DEM FRANZISKUSWEG Martin Engelmann

Tyrolia-Verlag - Bücher zu den Themen Berge, Wandern, … · 2019. 8. 27. · Die Wiege der Renaissance und der Beginn einer Pilgerreise Florenz verlassen, ohne nicht wenigstens

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Florenz • Assisi • RomFlorenz • Assisi • Rom

AUF DEM FRANZISKUSWEG

Martin Engelmann

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ZU FUSS NACH ROMMartin Engelmann

AUF DEM FRANZISKUSWEG

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„Die moderne Zivilisation hat uns die Stille genommen.

Wer pilgert, kann sie sich zurückerobern.“

Autor

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ZU FUSS NACH ROMMartin Engelmann

AUF DEM FRANZISKUSWEG

Florenz Assisi Rom

Fotografie: Martin EngelmannText: Martin Engelmann & Anna-Maria Stiefmüller

TYROLIA-VERLAG INNSBRUCK-WIEN

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Vorweg

Der Pilgerweg im Überblick

Die Wiege der Renaissance und der Beginn einer PilgerreiseFlorenz

Erste Schritte im GrünenSant’Ellero und Passo della Consuma

Durch den MärchenwaldStia und Camaldoli

Das Kloster am heiligen BergBadia Prataglia und La Verna

Rosensträucher, Superstrada und MichelangeloPieve Santo Stefano und Caprese Michelangelo

Von der Toskana nach UmbrienSansepolcro, Selci Lama, Bocca Seriola und Pietralunga

Der weite Weg zurück ins MittelalterGubbio

Momente der Stille und die Geschichte einer großen LiebeValdichiascio und Valfabbrica

Wege ins LichtAssisi und Santa Maria Degli Angeli

Hoch hinaus – über den Monte SubasioSpello und Montefalco

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Querfeldein durch die Valle UmbraSpoleto

Das magische Licht ItaliensmontI Sibillini und Castelluccio di Norcia

Vom Glück des einfachen LebensPatrico

Das grüne Herz UmbriensFerentillo und Polino

„Buon giorno, Lazio!“Poggio Bustone und Rieti

Hunde, Hitze und Weihnachten im SommerGreccio

Zurück nach UmbrienStroncone und Calvi dell’Umbria

In die ZielgeradeSelci und Fara in Sabina

Die Schönheit schwindetMontelibretti und Monterotondo

Alle Wege führen aus der Stille ...UND NACH Rom

Die Ewige StadtRom

Unterkünfte, Literatur, Links

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192

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206

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INHALT

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Seit Jahren zieht es mich in den Süden, wie viele an-

dere kann ich dem Charme von „Bella Italia“ nicht

widerstehen. Ob ein Wochenende in Florenz, ent-

spannte Tage am Meer oder ein Trip mit dem Campingbus

durch die Toskana – Italien geizt nicht mit Reizen. Auch

im Frühjahr 1998 war ich in Italien, dieses Mal fuhr ich

nach Anchiano, einem Ortsteil der Gemeinde Vinci, un-

weit von Florenz. Der Blick in die Geschichtsbücher verrät:

Hier hat im Jahre 1452 Leonardo da Vinci das Licht der

Welt erblickt. In unmittelbarer Nähe dieser historischen

Stätte schlug ich damals mein Nachtlager auf, ein warmer

Schlafsack unter Olivenbäumen sollte als Bettstatt genü-

gen. Über mir spannte sich unwirklich schön das toskani-

sche Sternenzelt, unweigerlich gingen die Gedanken auf

Reisen. Wusste Leonardo um sein Privileg, in diese Szene-

rie hineingeboren zu sein? Hat ihn diese Landschaft mit ih-

ren sanften Hügeln in sattem Grün, der würzigen Luft und

diesem ganz besonderen Licht genauso in ihren Bann ge-

zogen wie mich? Oder war sie gar die Quelle von Leonar-

dos Inspiration, der Nährboden für seinen genialen Geist?

Weitere Namen gingen mir durch den Kopf: Michelange-

lo, Botticelli, Dante Alighieri, Galileo Galilei – sie alle und

noch viele andere Künstler und Denker sind Kinder dieser

Gegend und sollten später ihre größten Söhne werden.

Mich beschlich das Gefühl, dass das kein Zufall sein kann.

Eine weitere historische Persönlichkeit kam mir in den

Sinn: Franz von Assisi. Jener christliche Heilige, der Gott

in der Schönheit der Natur begegnete und Mond, Sterne

und Tiere als seine Geschwister auserkor und so das Ver-

hältnis des Menschen zur Natur und den Respekt vor der

Schöpfung als Weg zum Allmächtigen beschrieb. In dieser

Nacht ahnte ich noch nicht, dass diese Gedanken der ers-

te Schritt einer langen Reise werden sollten. Es vergingen

einige Jahre, bis ich zum ersten Mal vom so genannten

Franziskusweg hörte, einem Pilgerweg, der den Spuren

des heiligen Franziskus zu seinen Klöstern und Einsiedelei-

en und schließlich auf seinem Weg nach Rom folgt. Im

Jahre 1209 machte sich Franz von Assisi mit zwölf Ge-

fährten auf nach Rom, um von Papst Innozenz III. die Legi-

timation seiner Lebensweise zu erbitten. Seine Reise führte

ihn durch die einzigartige Landschaft im so genannten

„grünen Herzen“ Italiens, durch jene Orte, denen ich in

besagter Nacht so viel Bedeutung für Kunst und Kultur

beigemessen hatte. Meine Neugierde war geweckt und

bald beschließe ich, mich selbst auf den Weg zu bege-

ben und meine Reise für meine Arbeit als Fotograf und

Vortragsreferent zu nutzen. Doch es schleichen sich auch

Zweifel ein, der Gedanke, als „Pilger“ unterwegs zu sein,

bereitet mir Unbehagen. Die unterschiedlichsten Men-

schen und auch die Medien hatten das Pilgern gerade als

neuen Trend entdeckt und zahlreiche mehr oder weniger

bekannte Personen berichteten in ihren Pilgerbüchern von

der Überwindung von Lebenskrisen oder gar von Begeg-

nungen mit Gott. Versprechen wie „Dieser Pilgerweg wird

Ihr Leben verändern“ halten mich beinahe davon ab, das

geplante Projekt zu realisieren, und auch meine kritische

Distanz zu kirchlichen Institutionen und eine mangelnde

religiöse Sozialisation scheinen mich als Pilger zu disqua-

lifizieren. Schließlich werfe ich meine Bedenken über Bord

und beschließe, als einfacher Wanderer unterwegs zu

sein, dem die herrliche Natur und die kulturellen Schön-

heiten am Wegesrand Motivation genug sind. Mit meiner

Kamera als ständiger Begleiter hoffe ich, dem Geheimnis

dieser inspirierenden Landschaft und ihrer herausragen-

den Persönlichkeiten auf die Spur zu kommen.

Im Frühsommer 2011 begebe ich mich auf eine erste

Erkundungstour entlang des Franziskusweges. Dabei stellt

es sich rasch heraus, dass der Franziskusweg weniger ein

einzelner Pilgerweg, sondern vielmehr ein Netz aus ver-

schiedenen Routen und Wegvarianten ist. Dies spiegelt

Vorweg

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sich auch in den aktuell erhältlichen Pilgerführern wider.

Der Grund für die zahlreichen Wegvarianten ist schnell

erklärt: Zum einen lässt sich nicht mehr exakt belegen,

auf welchen Pfaden Franz von Assisi genau unterwegs

war, und zum anderen ist es Wanderern nicht zuzumu-

ten, alten Wegen zu folgen, wo diese zu vielbefahre-

nen Überlandstraßen ausgebaut wurden. Doch viele

der beschriebenen Wege sind jahrhundertealt und so

darf man davon ausgehen, zumindest streckenweise

in die Fußstapfen des Heiligen zu treten. Mir erscheint

die Wegvariante des Autors Kees Roodenburg als die

reizvollste, weil diese schon in Florenz beginnt und bis

nach Rom führt. In den Sommern der Jahre 2012 und

2013 bin ich schließlich zu Fuß auf diesem Franziskus-

weg unterwegs, wobei ich bei der zweiten Reise auch

einige interessante Varianten und Abstecher erwandere.

Dieses Buch versteht sich aber nicht als Pilgerführer, viel-

mehr möchte ich Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, in

einer Art fotografischem Tagebuch Eindrücke, Erfahrun-

gen und Begegnungen meiner Reisen entlang des Franzis-

kusweges präsentieren und meine Begeisterung für diese

außergewöhnliche Landschaft mit Ihnen teilen. Vielleicht

möchten Sie sich ja eines Tages selbst auf Wanderschaft

begeben – auf einen Weg, der Sie viele Jahrhunderte zu-

rück in die Vergangenheit führt und durch seine natürliche

und kulturelle Schönheit so vielen zur Quelle der Inspirati-

on wurde – vielleicht auch Ihnen.

Martin Engelmann, Innsbruck, Oktober 2014

Oben: Das Geburtshaus des Leonardo da Vinci

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Der Pilgerweg im Überblick36 Tage, 622 Kilometer, 20.000 Höhenmeter

Tag 1: Sant’Ellero 20

Tag 2: Passo della Consuma 16

Tag 3: Stia 15

Tag 4: Camaldoli 14

Tag 5: Badia Prataglia 7

Tag 6: La Verna 17

Tag 7: Pieve S. Stefano / C. Michelangelo 19

Tag 8: Sansepolcro 25

Tag 9: Selci Lama 19

Tag 10: Bocca Seriola 18

Tag 11: Pietralunga 17

Tag 12: Gubbio 29

Tag 13: Valdichiascio 12

Tag 14: Valfabbrica 26

Tag 15: Assisi 16

Tag 16: Santa Maria degli Angeli 4

Tag 17: Spello 20

Tag 18: Montefalco 21

Tag 19: Spoleto 24

Tag 20: Spoleto (Bus nach Norcia) 0

Tag 21: Castelluccio di Norcia 14

Tag 22: Monti Sibillini 8

Tag 23: Norcia (Bus nach Spoleto) 14

Tag 24: Patrico 8

Tag 25: Ferentillo 19

Tag 26: Polino 14

Tag 27: Poggio Bustone 25

Tag 28: Rieti 19

Tag 29: Greccio 21

Tag 30: Stroncone 14

Tag 31: Calvi dell’Umbria 21

Tag 32: Selci 19

Tag 33: Fara in Sabina 26

Tag 34: Montelibretti 17

Tag 35: Monterotondo 18

Tag 36: Rom 26

Kilometer gesamt: 622

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Die Wiege der Renaissanceund der Beginn einer PilgerreiseFlorenz

verlassen, ohne nicht wenigstens ihre berühmtesten Bau-

werke und Kunstschätze bestaunt zu haben.

Florenz erblühte im 14. und 15. Jahrhundert, unter

der Herrschaft der Medici erlebten die schönen Künste

eine wahre Wiedergeburt – die Renaissance. Unzählige

Künstler und Gelehrte wie Donatello, Botticelli, Michel-

angelo, Leonardo da Vinci, Galileo Galilei oder Dante

Alighieri lebten und wirkten hier. Ihre Werke ließen Florenz

zu einer Stadt werden, die ihresgleichen sucht.

Schon lange Zeit bevor Florenz zur Hochburg der

Kunst und Kultur aufstieg, hatte Franz von Assisi hier seine

Spuren hinterlassen. Auf seinen zahlreichen Reisen durch

Italien machte er auch mehrmals in Florenz Halt, und glaubt

man der Legende, soll der Heilige selbst im Jahre 1294

den Grundstein der Kirche Santa Croce gelegt haben.

Heute ist diese Franziskanerkirche die größte ihrer Art und

beheimatet die Grabmäler berühmter Italiener aller Jahr-

Ankunft in Florenz, dem Ausgangspunkt meiner

Wanderschaft. Dichtes Gedränge und ein bei-

nahe babylonisches Stimmengewirr, klickende

Kameras, wild gestikulierende Reiseleiter, aufdringliche

Straßenverkäufer und unzählige Läden mit wummern-

der Diskomusik – zu Beginn meiner Pilgerreise schlägt

die moderne Zivilisation noch einmal mit aller Härte

zu. Besonders in den Sommermonaten gleicht Florenz

einem Bienenstock, jeden Tag strömen Tausende Be-

sucher aus aller Welt in die historische Stadt am Arno.

Es ist ihnen nicht zu verdenken, Florenz wirkt als die viel

zitierte „Wiege der Renaissance“ wie ein riesiges Muse-

um unter freiem Himmel, an jeder Straßenecke wartet

Sehenswertes, durch jede noch so kleine Gasse scheint

der Wind der Geschichte zu wehen. Und so kann der

Touristenansturm dem Charme der Stadt wenig anhaben,

es wäre beinahe schon eine Sünde, die Stadt gleich zu

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hunderte von Galileo Galilei über Niccolò Machiavelli bis

zu Gioacchino Rossini oder Guglielmo Marconi. Santa

Croce wird als der Startpunkt des „Cammino di Frances-

co“ bezeichnet, auch ich werde einige Tage später hier

meine Reise beginnen. Doch zuvor widme ich mich noch

den kulturellen Höhepunkten der Stadt.

Die Kathedrale Santa Maria del Fiore mit ihrer welt-

bekannten Kuppel von Filippo Brunelleschi, der Palazzo

Pitti und der herrliche Ausblick vom Piazzale Michelangelo

in Richtung Ponte Vecchio bei Sonnenuntergang sind nur

einige der Sehenswürdigkeiten, die den Besucher in Flo-

Oben: Die Kathedrale Santa Maria del Fiore. Die Domkuppel misst 45 Meter Durchmesser – mehr als Pantheon oder Peters-dom in Rom – und gilt heute als Meisterwerk der Renaissance. Das Bild wurde vom Piazzale Michelangelo aus aufgenommen.

Linke Seite: Ausschnitt des Gemäldes „Abstieg Christi in die Vorhölle“ von Agnolo Bronzino. Das Bild entstand 1552 und befindet sich heute im Museo dell‘Opera di Santa Croce.

Touristen bannen ihre Eindrücke auf Foto und Film.

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renz begeistern. Selbst nach mehreren Tagen habe ich das

Gefühl, nur einen Bruchteil der Stadt erkundet zu haben,

und muss mich dennoch mit dem Gedanken anfreunden,

Florenz zu verlassen und mich auf den Weg zu machen.

Den Abend im Hotelzimmer nutze ich für eine letzte Be-

standsaufnahme meines Reisegepäcks. Stolze 20 Kilo-

gramm bringt der Rucksack auf die Waage, ein Gewicht,

das mir bereits bei meinen Testwanderungen in den Tiroler

Bergen Kopfzerbrechen bereitet hat. Einen Großteil nimmt

dabei natürlich die Fotoausrüstung ein, neben einer Nikon

D600 mit drei Wechselobjektiven, zwei kleineren Filmka-

meras und einem Stativ bleibt nur wenig Platz für Klei-

dung. Eine Dreiergarnitur an atmungsaktiven T-Shirts und

Unterwäsche, eine Trekkinghose mit abziehbaren Beinen

und ein Regenponcho müssen genügen. Ein kleiner Kul-

turbeutel, etwas Verbandsmaterial und ein Wassersack mit

drei Liter Fassungsvermögen sowie Teleskopwanderstöcke

ergänzen die Ausrüstung.

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FOTOTIPP:Florenz ist ein Paradies für Fotografen. Für Panoramaauf-

nahmen besteigen Sie am besten die Domkuppel, auch

rund um den Palazzo Vecchio sollten Sie länger verweilen.

Bitte beachten Sie, dass in vielen Museen wie z. B. den Uf-

fizien generelles Fotografierverbot herrscht. Der Startpunkt

des Franziskusweges, die Kirche Santa Croce, erstrahlt am

Spätnachmittag im schönsten Licht. Bei Sonnenuntergang

wandern Sie hinauf zum Piazzale Michelangelo und genie-

ßen dort die beste Aussicht auf die Stadt und die Brücke

Ponte Vecchio.

Linke Seite: Auf der Piazza della Signoria findet man vor dem Palazzo Vecchio eine Kopie von Michelangelos David. Das Original steht in der Accademia delle Arti del Disegno. Im Hintergrund: „Herkules tötet Cacus“ von Baccio Bandinelli.

Oben: Ein Kunstwerk mit Ablaufdatum. Zahlreiche Straßen-künstler buhlen um die Aufmerksamkeit der Besucher.

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Oben: Giottos Glockenturm des Florentiner Doms kurz vor einem Gewitter am Spätnachmittag. Der 85 Meter hohe Campanile wurde erst nach dem Tod des Künstlers im Jahre 1359 fertiggestellt.

Linke Seite: „Der Raub der Sabinerinnen“ von Giovanni da Bologna in der Loggia dei Lanzi.

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Statue des Dante Alighieri von Enrico Pazzi aus dem Jahr 1865 vor der Kirche Santa Croce

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„Man muss wissen, dass es Dinge gibt,

die unserer Macht nicht unterliegen

und die wir nur zu erkennen,

nicht hervorzubringen imstande sind.“

Dante Alighieri

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Die 1224 erbaute Franziskanerkirche Santa Croce ist der Startpunkt des Franziskusweges.In der Kirche finden sich Meisterwerke von Giotto, Cimabue, Gaddi und Donatello.

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Der Palazzo Vecchio an der Piazza della Signoria geht auf einen Entwurf von Arnolfo di Cambio (1245–1302) zurück und beherbergte für zwei Jahrhunderte das Parlament der Republik Florenz. Heute dient er als Rathaus der Stadt.

Von der Domkuppel bie-ten sich herrliche Aussich-ten auf Florenz. Rechts befindet sich der Palazzo Vecchio, links der Palazzo del Bargello sowie die mittelalterliche Abteikir-che Badia Fiorentina.

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Oben: Der Parkplatzmangel lässt viele Fiorentiner auf Motorräder umsteigen. Links: Straßenmusiker füllen die Gassen und Plätze von Florenz mit klassischen Klängen.

Folgende Doppelseiten: David-Statue am Piazzale Mi-chelangelo. Die Brücke Ponte Vecchio bei Sonnenunter-gang und die Skyline von Florenz im Abendlicht, jeweils vom Piazzale Michelangelo aus gesehen.

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in einen Zug, der mich innerhalb weniger Minuten nach

Sant’Ellero bringt. Nach nur sechs Stunden ist die erste Ta-

gesetappe mit ihren rund 20 Kilometern bereits geschafft,

wenn auch mit unerwarteter Unterstützung durch die itali-

enische Bahn.

Auch am nächsten Morgen wandere ich bereits bei

Sonnenaufgang los. Der Weg zum Passo della Consuma

führt tausend Meter in die Höhe und ich hoffe, durch den

frühen Aufbruch die anstrengende Etappe nicht in der

gnadenlosen Mittagshitze gehen zu müssen. Doch noch

ist es nicht die Sommersonne, die mir zu schaffen macht,

sondern die 20 Kilogramm meines Rucksackes. Sie drü-

cken unbarmherzig auf Schultern und Rücken, am liebs-

ten würde ich die Hälfte meines Reisegepäcks einfach am

Wegesrand liegen lassen. Doch nach einigen Kilometern

auf dem gut ausgeschilderten Weg sind diese Gedanken

schon wieder verflogen. Der Pfad führt durch einen ange-

Als ich am nächsten Morgen das Hotel verlasse,

erkenne ich Florenz kaum wieder. Die menschen-

leeren Gassen hüllen sich in eine fremdartige

Stille, nur das Geräusch meiner Wanderstöcke auf den

gepflasterten Straßen ist zu hören. Von Santa Croce geht

es in Richtung Osten, die Beschilderungen führen entlang

des Arno aus der Stadt. Nach einigen Kilometern führt der

Weg auf eine Anhöhe und es bietet sich ein schöner Blick

zurück nach Florenz, die markante Kuppel von Santa Ma-

ria del Fiore leuchtet im warmen Morgenlicht. In Rignano

angekommen, wird meine Wanderlust jäh getrübt. Schnell

wird klar, dass die letzten drei Kilometer nach Sant’Ellero

zu Fuß wohl zu gefährlich sind. Der Weg führt entlang einer

stark befahrenen Schnellstraße, wo Autos und Lastwagen

mit halsbrecherischer Geschwindigkeit dahinrasen, der

schmale Streifen am Straßenrand bietet kaum Platz für einen

Fußgänger. Also marschiere ich zum Bahnhof und steige

Erste Schritte im GrünenSant’Ellero und Passo della Consuma

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nehm kühlen Wald und ich genieße es, endlich in der Na-

tur unterwegs zu sein. Nach rund sieben Stunden Wande-

rung passiere ich das Ortsschild von Consuma. Es folgt

ein weiterer steiler, aber kurzer Anstieg zur Passhöhe, ein

herrlicher Ausblick in die umliegenden Täler und ein fri-

scher Windhauch entschädigen für die Strapazen der letz-

ten Stunden.

Meine Unterkunft am Passo della Consuma ist das

Hotel Miramonti. Das Panorama vom Balkon meines Zim-

mers ist grandios, vor mir breitet sich die saftig grüne Hü-

gellandschaft der Toskana aus, die wenigen Wolken ziehen

Oben: Auf der ersten Tagesetappe folgt man einige Kilometer dem Verlauf des Arno.

Linke Seite: Hinweisschilder in Richtung Consuma. Auch die rot-weißen Wegmarkierungen erleichtern das Wandern.

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beinahe wie im Zeitraffer am tiefblauen Himmel vorbei.

Wer genau hinschaut, entdeckt auch schon den Weg,

den es in den nächsten Tagen zu beschreiten gilt. Doch

zuvor wollen der Hunger gestillt und die geschundenen

Beine hochgelagert werden. Bei Carpaccio mit Rucola

und Parmesanstreifen und einem Glas Wein genieße ich

die beschauliche Ruhe. Nur meine blasenübersäten Füße

trüben die Stimmung ein wenig, gut eingelaufene Schuhe

und teure Wandersocken sind wohl doch kein Garant für

eine schmerzfreie Wanderung. Eine Erfahrung, die wohl

schon viele Pilger vor mir machen mussten. Die herrliche

Abendstimmung, die ich später noch erleben darf, stimmt

mich wieder versöhnlicher. Kurz nach Sonnenuntergang

taucht der Vollmond die umliegenden Hügel in ein gold-

gelbes Licht – ein schönes Motiv, das ich als Fotograf nicht

undokumentiert lassen kann.

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FOTOTIPP:Auf dem Passo della Consuma haben Sie am späten

Nachmittag wunderbare Ausblicke ins Tal. Sofern Sie nach

der Ankunft am zweiten Etappenziel nicht zu müde sind,

wandern Sie noch einige Hundert Meter weiter entlang der

Straße Richtung Stia ins Tal. Rechter Hand finden Sie schö-

ne Wiesen und ein fotogenes Panorama der toskanischen

Hügellandschaft.

Oben: Ländliche Idylle kurz vor dem Anstieg zur Passhöhe

Linke Seite: Auf dem ersten Wanderabschnitt zum Passo della Consuma: Weingärten im Morgenlicht