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I t I üätiönen I le d afi eht ,,,...,*,to' *N r:,:i,,,,. ::::rt:t:1::::1tt.1t:::r:::ttt,:,t1.ti, Obwoh I laut Transplantationsgesetz Spenden von Verstorbenen Vorra n g haben, werden immer häufiger Organe von lebenden Spendern verpflanzt. Diese Entwicklung ist umstritten, denn dabei können gesunde Menschen zu Schwerkranken werden. Lesen Sie, was betroffene Spender und Empfänger über die Zeit vor und nach derTransplantation erzählen. Die Tra nsplantationsmedizin boomt. Ihre Erfolge lassen sich parad.oxerweise an den langen Wartelisten von Euro- transplant ablesen, das die Or- gane von Verstorbenen auf die Kliniken seiner Mitgliedslän- der verteilt: |e bessere Ergeb- 50 oKo-TEST r l2oo5 nisse die Chirurgen erzielen, desto mehr Patienten werden für eine Transplantation gelis- tet, umso größer ist die Kluft zwischen Angebot und Nach- frage nach Organen.Zwar ist in Deutschlan d 2003 die ZahI der so genannten Verstorbe- nenspenden gestiegen, doch über die |ahre betrachtet hat die Bereitschaft zur Or- ganspende kaum zugenom- men. Die Erwartungen, die Gesundheitsminister Horst Seehofe r L997 an das damals verabschiedete Transplan- tationsgesetz stellte, haben sich nicht erfüllt: ,,Ztr mehr Rechtssicherheit und Ver- trauen" werde das Regelwerk führen, versprach der CSU- Politiker: Die Bereitschaft zur Organspende werde deutlich steigen.

üätiönen eht afi - nierenlebendspende.com · Dialysemöglichkeiten in den Staaten zusammenhängt. Medizinisch gesehen hat die Lebendspende für den Organempfänger durchaus Vorteile:

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Obwoh I laut Transplantationsgesetz Spenden von Verstorbenen Vorra n ghaben, werden immer häufiger Organe von lebenden Spendern verpflanzt.Diese Entwicklung ist umstritten, denn dabei können gesunde Menschenzu Schwerkranken werden. Lesen Sie, was betroffene Spender undEmpfänger über die Zeit vor und nach derTransplantation erzählen.

Die Tra nsplantationsmedizinboomt. Ihre Erfolge lassensich parad.oxerweise an denlangen Wartelisten von Euro-transplant ablesen, das die Or-gane von Verstorbenen auf dieKliniken seiner Mitgliedslän-der verteilt: |e bessere Ergeb-

50 oKo-TEST r l2oo5

nisse die Chirurgen erzielen,desto mehr Patienten werdenfür eine Transplantation gelis-tet, umso größer ist die Kluftzwischen Angebot und Nach-frage nach Organen.Zwar istin Deutschlan d 2003 die ZahIder so genannten Verstorbe-

nenspenden gestiegen, dochüber die |ahre betrachtethat die Bereitschaft zur Or-ganspende kaum zugenom-men. Die Erwartungen, dieGesundheitsminister HorstSeehofe r L997 an das damalsverabschiedete Transplan-

tationsgesetz stellte, habensich nicht erfüllt: ,,Ztr mehrRechtssicherheit und Ver-trauen" werde das Regelwerkführen, versprach der CSU-Politiker: Die Bereitschaft zurOrganspende werde deutlichsteigen.

Beratung und HilfeI lnformationen über die Organspende sind beim ArbeitskreisOrgänspende erhältlich, Postfach 15 62, G3235 Neu-lsenburg,www.akos.deI Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung infor-miert über die Organspende, www.organspende-kampagne.deO Unter www.organspende-kampagne.de') extra/links-adres-sen -) selbsthilfegruppen sind Adressen von Selbsthilfegruppenaufgeführt.t Die lnitiative Kritische Aufklärung über Organtransplantationbietet lnformationen über den Hirntod und die Umstände derOrganentnahme sowie Erfahrungsberichte betroffener Angehö-riger unter www.initiative-kao.de

Spender gesuchtWeil die Verstorbenenspendestagniert, suchen die Medi-ziner nach neuen Quellenfür Organe und greifendabei zunehmend auf ge-sunde Menschen zurück. Sogenannte Lebendspenderlieferten 2002, schon fastjede funfte in Deutschlandverpflanzte Niere. 1992 wares nur jede 33. Internationalzeichnet sich die Entwicklungnoch deutlicher ab. In denUSA übertrifr die Zahl der

lebenden bereits die der ver-storbenen Organspender, wasauch mit dgt unzureichenden

. Dialysemöglichkeiten in denStaaten zusammenhängt.

Medizinisch gesehen hatdie Lebendspende für denOrganempfänger durchausVorteile: Nach fünf |ahrenfunktionieren nur noch zweiDrittel der Nieren von Hirn-toten, aber fast vier Fünftel,der Nieren von Gesunden.Im Unterschi ed zur Verstor-benenspende ist die Trans-

plantation planbar, Patientund Spender können auf denEingriff vorbereitet werden.

Dennoch bleibt die Le-bendspende problematisch,sie setzt einen gesundenMenschen erheblichen Risi-ken aus. Das gilt vor allem fürdie Leberlebendspende. SollKindern geholfen werden, istdas Risiko noch überschau-bar, weil der linke, kleinereLeberlappen als Transplantatausreicht. Für einen erwach-senen Patienten braucht manjedoch meist den rechtenLeberlappen eines Spenders,das bedeutet bis zu 70 Pro-zent des Organs. Noch vorwenigen |ahren konnte manOperationen dieser Art aneiner Hand abzählen.

In Deutschland wagen nurwenige Zentren den Eingriff- zu ihnen zählen Hamburg,Hannover, Essen und Ber-lin. Jeder fünfte Spendermuss mit Komplikationenrechnen Verwachsungenam I)arm, Thrombosen, In-fektionen oder Lecks an denGallengängen. Fünf von 100Spendern müssen ein zweitesMal operiert werden, diesmalals Kranke. Drei Menschenstarben hier zu Lande, nach-dem sie einen Teil ihrer Lebergespendet hatten.

Keine BedenkzeitBesonders dramatisch ist dieSituation, wenn ein Patienteingeliefert wird, dessen Le-ber innerhalb weniger Tage

vollständig versagtnach einer Pilzvergiftung od.ereiner Virusinfektion. Falls derKranke nicht innerhalb kür-zester Zeit eine neue Lebererhält, ist er nicht mehr zuretten. Wegen der Dringlich-keit der Erkrankung bekom-men solche Patienten meistinnerhalb von 36 Stunden einOrgan von Eurotransplant.Für jeden Fünften findet sichaber kein passender Spender.

Am lJniversitätsklinikumEppendorf in Hamburg hatman in einer solchen Lageauch schon Lebendspenderakzeptie rt. Cheft ransplanteurXavier Rogiers weiß um dieBrisanz der Entscheidung:,,Man hat wenig Zeit, denSpender zu untersuchen. Be-stimmte Tests kann man nichtmachen," Zudem stehen diepotenziellen Spender unterstarkem psychischen Druck.B e denk zeit bleibt kaum.

Laut Transplantationsge-setz soll die EntscheidungnrrLebendspende freiwillig ge-troffen werden, aber mit derFreiwilligkeit ist es nicht nurin Extremsituationen so eineSache. Die medizinkritischeZeitschrift Bioskop hat ein Bei-spiel aus der Bild-Zeitung auf-gegriffen. Am 16. Aprll 2004veröffentlichte Bild ,,die er-schütterndste Ehe- GeschichteDeutschlands". Sie handelt voneiner nierenkranken Frau undihrem widerspenstigen Mann.Sie, angeblich,,todkrank'1, ob-wohl Nierenpatienten an der

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Dialyse lange leben können,möchte eine Organspende vonihm und kommuniziert diesüber Bild einem Millionen-publikum:,,Ich flehe meinenMänn an, mir diesen l)ienstzu erweisen." Er steht,,vor derschwierigsten Entscheidungseines Lebens - und verstecktsich hinter Ausflüchten". Abernur einen Tag: ,,Du sollst le-ben, mein Engel! Ich schenkedir meine Niere", steht am 17.April in Bild

Kliniken werbenle selbstverständlicher dieLebendspende wird., umsoschwerer ist es, sich der mo-ralischen Anforderung zurSpende zu entziehen. MancheKliniken werben geradezufür die Organentnahme beigesunden Menschen, obwohldas Transplantationsgesetzvorschreibt, die Verstorbenen-spende solle Vorrang haben.Die 100. Lebendspende amKatharinenhospital Stuttgartwurde 2001 live übertragen,man kann sich das Videonoch heute auf der Websitedes Transplantationszent-rums ansehen. Traditionellfühlen sich besonders Frauenverpflichtet, einem Krankenmit einem Teil ihres Körpersauszuhelfen, auch internati-onal stellen sie die Mehrzahlder Lebendspender.

52 öro-rusr r l2oos

Der Nephrologe IJwe Hee-mann vom Klinikum Rechtsder Isar in München sieht denTrend mit Sorge:,,Man kannnicht immer mehr Spenderrekrutieren, ohne sie ange-messen abzusichern." Zwattreten Unfall-, Kranken- undRentenversicherung prinzipi -

ell für den Lebendspender ein,aber er muss insbesondere beispäten Komplikationen unterUmständen für sein groß-herziges Geschenk teuer be-zahlen Welche Versicherungwann zuständig ist, hat derGesetzgeber nicht eindeutiggeregelt. ,,|eder verweist auf

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den anderen, die Patientengehen leer aus", klagt Hee-mann. Invalidität kann füreinen Betrofhnen über dengesundheitlichen Schadenhin aus zusätzLiche frnanzielleSorgen bedeuten. Wenn einjunger Mensch nach einerNierenentnahme arbeitsun-fähig wird, muss er mit dergeringen Rente leben, die ersich bis zu diesem Zeitpunkterarbeitet hat.

Spende von FremdenDie vor zweilahren gegründe-te Stiftung Lebendspende willRegeln zvm besseren Schutz

Die Leberspende ist einriskanter Eingriff. ln Deutschlandstarben drei Spender.

des Spenders durchs etzen.Heemanrl, Kuratoriumsmit-$lied der Stiftung, fordert zumBeispiel einen Ombudsmann,der ausschließlich Spender-interessen vertritt. Ein zu-sätzlich er Arzt, der nicht ^)mTransplantationsteam gehört,sollte die medizinische Unter-suchung des Spenders beglei-ten. Der Spender müsste sichjährlich einer standardisiertenNachsorge unterziehen, dieKosten wären von den Kran-kenkassen zu tragen. I)amitRisiken und Komplikationenlangfristig erfasst werden,müssten die Kliniken gesetz-lich verpflichtet werden, ihreDaten an ein Lebendspende-register zu melden. Bislangwerden solche Informatio-nen zLrr

-Spendergesundheitnur auf treiirilliger Basisdokum enti e rt . Langzeitb eob -achtungen terrlen.

Das Transplantationsge-setz, an ias lanqe Zeit nie-mand zu ruhren \\-agte, stehtdamit',r-iecj.er zur Diskussion.Nlanche G:upprerung derTran sp la rt .i: l r:, :t si obby nutztdie euns,rg: [relegenheit fürrveLtergeh c: :e F irrderungen.Die lte: "s-:. Akademiefur Tr.:-..1 - ::-.:;tlonsmedi-Zlf, e l',^,- :, , : . :::l Pf äSident

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Entscheidung zur OrgansPende

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1,O o/o

17,5 0/o

76,8 0/o Vermuteter Wille 66,1 o/o

ZustimmungQuelle: DSO

Ablehnung

Nur gut fünf Prozent der Organspender haben zu Lebzeiten ihrenWunsch zur Spende schriftlich festgelegt. Weitere zwölf Prozenthaben ihn mündlich geäußert. ln den übrigen Fällen treffen An-gehörige die Entscheidung gemäß dem mutmaßlichen Willen desSpenders oder nach eigenen Wertvorstellungen.

Entscheidung der Angehörigen

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Verbundenheit offenkundignahe stehen". Mit gutemGrund: Solange eine emo-tionale Bindung zwischenSpender und Empfänger exis-tiert, kann man hoffen, dassfinanzielle Motive zumindestnicht der Hauptgrund derSpende sind - Organhandelist in Deutschland strengverboten.

Gekaufte NierenSchon jetzt zeichnet sichallerdings ab, dass das deut-sche Gesetz Lücken lässt.Zwar haben so genannte Le-bendspende- Kommissionenden Auftrag, nach Anhalts-punkten frlr Organhandel zusuchen und die Freiwilligkeiteiner Spende sicherzustellen.Doch die Kommissionen ar-beiten unterschiedlich sorg-faltig, ihre Nachforschungs-möglichkeiten sind b egr enztund im Zweifel entscheidensie zugunsten der Spender-Empfänger- P aar e. B esondersunüberschaubar wird dieLage,wenn sich ausländischePatienten samt Spendern aneinem Krankenhaus vorstel-len. Am Essener Universitäts-klinikum wurden nach Re-cherchen der WochenzeitungDie Zeit sieben gekaufte Nie-ren an israelische Patientenübertragen. Ein Bericht desEuroparats belegt: BezahlteOrganspender werden inosteuropäischen Staaten wieMoldawien oder Rumäniensystematisch rekrutiert.

Über Bezahlung für Orga-ne wagte die Transplantati-

Zahl der Organspender

;Der Druck auf Spender kann sehr hoch werden"Die PsychologinSibylle Storke-baum betreut seitzehn Jahren Trans-pla ntationspatien-ten am KlinikumRechts der lsar inMünchen.

sein muss, und fordern regelrecht ein Organ. Vorallem, wenn Mütter ihren Söhnen spenden wol-len, schaue ich sehr genau hin, wie es um dieFreiwilligkeit steht.

öfO-fEST: Laut Gesetz ist es verboten, für einOrgan zu zahlen. Lässt sich Handel in jedem Fallausschließen?Storkebaum: Die im Transplantations-GesetzvorgeSehenen Kommissionen zur Prüfungvon Freiwilligkeit und Unentgeltlichkeit derLebendspende haben keine staatsanwaltlicheFunktion, können das also nicht überprüfen.Was wollen Sie machen, wenn zwei Leute sichabgesprochen haben? Nach meiner Erfahrungspielt das aber bei den meisten Paaren keineRolle, sondern der eine will dem anderen hel-fen. Trotzdem achten wir besonders bei Spendenzwischen Nichtverwandten, also Freunden, sehrgenau darauf, ob die beiden sich ,,in besondererpersönlicher Verbundenheit offenkundig nahestehen', wie es das Gesetz verlangt.

örO-rrST: Seit einigen Jahren werden Lebertei-le von gesunden Menschen verpflanzt, obwohldie Risiken um einiges höher sind als bei derNierenspende.Storkebaum: Deswegen habe ich gegen die Le-berlebendspende große Vorbehalte. Man mussnicht alles machen, was technisch möglich ist.Der Preis, den manche Menschen für diese High-Tech-G!äubigkeit zahlen, scheint mir zu hoch.Hinzu kommt: Bei der Leberlebendspende mussdie Entscheidung oft sehr schnell fallen, unterhohem psychischen und moratischen Druck. Dasfinde ich kritisch. Es ist zwar traurig, wenn einMensch stirbt, weil er kein Organ bekommt, abervielleicht sollten wir uns wieder daran erinnern,dass der Tod zum Leben gehört.

seinem Vorgänger Broelschjahrelang vor sich hindüm-pelte. Eine der wichtigen Fra-gen auf der Tagesordnung:die ethischen Probleme derKommerzialisierung. Gera-de schien das verschlafeneGremium in Schwung zukommen, da ließ der DSO-Vorstand Gubernatis wissen,seine Arbeit für die Ethik-kommission sei mit seinerTätigkeit für die DSo nichtvereinbar. Gubernatis, vordie Wahl zwischen Ehrenamtund Brotjob gestellt, legte denVorsitz nieder.

Martina Keller

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öfO-fEST: Viele Arzte raten ihren Patienten zurLebendspende, obwohl die Verstorbenenspendelaut Gesetz Vorrang hat. Wird die Lebendspendezu r Sel bstverstä nd I ichkeit?Storkebaurn: Das würde mich wundern, dieDeutschen sind bei der Organspende bekann-termaßen zurückhaltend. Als Psychologin weißich aber, dass der Druck auf potenzielle Spen-der wie auf potenzielle Empfänger sehr hochwerden kann. Es gibt Menschen, die von ihremSpender gerad ezu genötigt werden, ein Organanzunehmen - dabei gibt es viele Gründe, wä-rum jemand glaubt, ein solches Geschenk nichtannehmen zu können. Vielleicht ekelt er sichvor dem fremden Körperteil, vielleicht hält erdie Beziehung für nicht eng genug oder will sichzukünftig nicht verpflichtet fühlen.

örO-TEST: Lebendspender sollen freiwilligentscheiden, so will es der Cesetzgeber. Tunsie das?Storkebaum: Die große Mehrheit tut es sicherfreiwillig, aus einem Gefühl großer Verbun-denheit. Aber es gibt auch Sonderfälle: Wenneine Mutter ihrem Kind ein Organ spenden will,steckt manchmal großer familiärer Druck dahin-ter. Manche chronisch Kranken, besonders auchKinder, sehen nur noch sich in ihrem Leiden,glauben, dass jemand an ihrer Erkrankung schuld

onsgemeinde lange Zeit nurhinter verschlossenen Türenzr] diskutieren. Mittlerweilesetzen sich einflussreichePersönlichkeiten wie der Es-

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199s 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003Quelle: DSO

Die Zahl der Organspender hat 2003 gegenüber dem Vorjahr umelf Prozent zugenommen. Bei insgesamt 1140 Menschen wurdennach ihrem Hirntod Organe entnommen.

sener Chefchirurg ChristophBroelsch offen ftir die Kom-merzialisierung ein. Nochist seine Forderung politischnicht durchs etzbar, doch derBoden für die Akzeptanzwirdbereitet. Erst vor wenigenMonaten hat die DeutscheStiftung O rgantransplantation(DSO) einen dgt engagiertes-ten Gegner der Komm erzia-lisierung aus der Diskussiongezogen. Gundolf Gub ernatis,langj ähriger D S O -Mitarbeiterhatte den Vorsitz der Ethik-kommission der DeutschenTransplantations ge s ells chaftübernommen, die unter

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",Män fühlt sich für diebestratt"

Gisela Müller muss darumkärnpfen, dass ihre Krank-heitskosten übernommenwerden.Nein, Gisela Vttitler bereutihre Entscheidung nicht.Sie hat ihrem Mann Werneram 26. November 2Aß ihrerechte Niere gegeben. WernerMüller litt an Zystennieren,sie wogen zuletzt zehn Kilo,und sein Bauch spannte wieder einer Schwangeren. Ohnedas Organ seiner Frau wäreer heute auf die künstlicheBlutwäsche angewiesen. DieTransplantation gltickte, €s

geht ihm erheblich besser alsvor der Operation, auch wenner nicht gesund ist und mitseinen 49 Jahren für zunächstdrei |ahre Rente bezieht.

Gisela Müller dagegen, vorder Organspende eine gesundeFrau, ist seither arbeitsunfähig.Und nicht nur das: Lange Zeitwar ungeklärt, wer für dieBehandlung der 47 -Iährigenaufkommt und ihr Kranken-getd zahk.,,Man frihlt sich,als würde man fhr diese Nie-

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Nierenspende

renspende bestraft, rveil sichkeiner zuständig fühlt."

Zystennieren sind erblich,in Familie Müller litt bereitsdie Mutter daran, die in denTAer ]ahren gestorben ist.Werner Müllers Schwesterist seit einem halben Jahr ander Dialyse. Dass er selberbetroffen war, wusste er seitlangem. Als er vor ]ahren mitdem Motorrad verunglückteund Zysten in seinem Bauchplatzten, dachten die Müllersbereits über eine Lebendspen-

de nach. Sein erzeit rieten dieArzte noch nJ warten. |espäter er ein neues Organ be-käme, umso länger würde eretwas davon haben. Als seineNierenfunktion schließlichauf ein Zehntel gesunkenwar, stand für Gisela Müllerfest: ,,Ietzt ist es so weit."

,,Man verdrängt das"Bis alles geregelt war, vergingnoch ein |ahr, Werner Müllermusste zwischenzeitlich dia-lysieren, aber dann stand derTermin. Gisela Müller gingdie Operation optimistisch an,Sorgen machte sie sich nicht.Zwar hatten die Ärzte sie übermögliche Risiken und Kom-plikationen aufgeklärt, abersie war iberzeugt, dass beiihr und ihrem Mann alles gutgehen würde.,,Man verdrängtdas, man ist so euphorisch.Das Ganze ist eine einmaligeSache, die man nicht negativbehaften will."

Als sie auf der Intensiv-station erwachte, war ihrsterbenselend.,,Die Narkosehat mich fertig gemacht, ichmusste mich ständig über-geben, alles tat weh." Nebenihr lag ihr Mann und fühlte

Hirntod und VerstorbenensPendeDas Transplantationsgesetz regelt u. a. die Organentnahmebei verunglückten oder durch eine Krankheit schwerst hirnge-schädigten Menschen. Organe können erst dann entnommenwerden, wenn der Hirntod, also der unwiderrufliche Ausfall derCroßhirnfunktionen, festgestellt wurde. Die Mediziner haben denHirntod als Tod des Menschen definiert, um die Organentnahmeethisch akzeptabel zu machen. Kritiker meinen hingeS€n, dasssich ein hirntoter Mensch erst im Sterbeprozess befindet, alsonoch nicht tot ist. Begründung: Die biologischen Funktionen desOrganismus sind noch nicht erloschen, die physiologische At-mung und die Ausscheidung funktionieren. Schwangere Hirntotekönnen monatelang in ihrem Zustand stabilisiert werden, um ihrUngeborenes zu retten. lm Sprachgebrauch hat sich dennoch derAusdruck Verstorbenen- oder Leichenspende eingebürgert.

Gisela und Werner Müllerhaben nach der Nierenle-bendspende schwere Zeitendurchgemacht. Sie hat nochheute Schmerzen an ihrerOperationsna rbe.

sich r-ersieichsrreise gut. Seineneue Niere hatte sofort ange-fangen zu arbeiten und schiedUnmengen \-on Urin aus - dieSch.,r estern karnen kaum nachmit Transfusionen, um ihmden Flussigkeitsverlust nr er-setzen. Trotz der Übelkeit undihrer Schmerzen empfandGisela Ilüiler das als ein Wun-der. ,,Es \rar ein Ereignis wiedie Geburt unseres Sohns."

Ihr selbst ging es in denfolgenden Tagen besser,und als sie nach nicht malzwei Wochen ais Erste ausder Klinik entlassen wur-de, dachte sie, sie hätte dasSchlimmste hinter sich. Dochdie Schme rzen (amen baldwieder. Sie ließ sich erneutin der Klinik untersuchen,aber die Ar zte fanden keineUrsache. Sie vermuteten einNeurom, eine Nervenwuche-rung, und 'r'erschrieben ihreine Schme rzlherapie.

Beule am Bauch,,Sie hat Tabletten bekommen,dass sie nur noch geschwebtist", erinnert sich WernerMüller,,,aber die Schrr.erzenwurden nicht weniger." ImBereich der Narbe bildete sicheine Ausrvölbung, die immergrößer u'urde. Gisela Müllernannte sie bald ,,meinenFootball" so sah die Beuleaus. Mehrmals ließ sie sich inden folgenden \Vochen in derKlinik untersuchen, ohne Be-fund. Die Arzte sprachen voneiner Bindegerveb ss chwäche,es \\'erde enra ein Jahr dau-ern, bis sich die Äuswölbungzurückgebildet habe. Erst einhalbes |ahr nach der Trans-plantation u-urde die wahreUrsache ihrer Beschwerdendiagnostiziert: Sie hatte einenNarbenbruch, ihre Inne-reien hatten sich durch dieÖffnung in der Bauchdeckenach außen gedrängt. Arn21. |uni 2004 rvurde sie einzweites Mal operiert. Die Zettdanach war schlimm. Sie hatteSchmerzenwie nach der Nie-

renentnahme . Einziger Trost:Ihr,,Football" war weg.

Die Arztkosten nach derNierenspende hatte die Kran-kenversicherung ihres Mannesgetragen, wie das Gesetz esvorsieht, wenn ein Gesundereinem Kranken seine Nieregibt. Als sie die Rechnung fürdie zweite Operation einreich-te, erklärte sich die Versiche-rung für nicht zuständig - siebetrachtete die Komplikationnicht mehr als unmittelbareFolge der Nierenentnahme.Sie schaltete einen Anwaltein, der herausfand, dass inihrem Fall die gesetzliche Un-fallkasse eintreten müsse. Diezuständige Sachbearbeiterinwar sich da nicht so sicher.Sie fragte Gisela Müller, ob"'siebei der Nierenentnahme vomOP-Tisch gefallen sei oder aufdem W.g in die Klinik einentlnfall erlitten habe. Bei die-ser Sachlage wären die Dingeklar - die unfallkasse würdezahlen. Aber eine Operationwegen Narbenbruch? DieSachbearbeiterin versprachsich kundig zu machen.Tatsächlich ist Gisela Müllerin eine Versicherungslückegeraten. Wer für späte Kom-

plikationen einer Nieren-lebendspende aufkommenmuss, ist nicht eindeutiggeregelt. flie Versicherungs-träger schieben einander die

Zuständigkeit zu. Seit der Nie-renspende ist Gisela Müllerarbeitsunfähig. Ursprünglichhatte sie vor, sich nach derNierenspende im Office-Be-

Die Transplantati-onsmedizin gehtüber Crenzen:ln einigen Ländernwerden sogarLungenteile vongesunden Men-schen verpflanzt.

reich selbstständig nr machen,doch daran ist vorerst nicht zsdenken. Sie ist nicht gesund,hat noch immer Schmerzenund braucht ihre Kraft, umsich mit Versicherungen undBehörden auseinander zusetzen. Ihr Mann ist über dieSituation noch unglücklicherals sie selbst. ,,Wenn ich dasgewusst hätte, dann hatte ichdie Lebendspende nicht ge-woltrt", sagt er.,,Es vereinfachtdie Beziehung nicht, wennman immer nur kämpfenmuss", sagt sie.

Monatelang lebte das Paarvon Ersparnissen. Erst seitwenigen Wochen kann Gise-la Müller etwas aufatmen:Ihre Krankenkasse will ihrrückwirkend Krankengeldzahlen. Es handele sich aberum eine Einzelfallentschei-dung, teilte man ihr mit.Noch etwas hat sie durchge-setzt: Zum |ahresend.e kannsie für vier Wochen in eineRehabilitationsklinik. IhremMann wurde die Maßnah-me bislang nicht genehmigt.Gisela Müller hofft, dass esim neuen |ahr aufwärts geht.,,Mal wieder positiv in dieZukunft schauen, das wär's."

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Warteliste und Nierentransplantationffit Aktive Warteliste$.w N ierentra nspla ntati onen

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Quelle: DSO

6000 8000 10000

2005 wurden in Deutschland mehr Nieren als je zuvor transplan-tiert. Dennoch klafft zwischen der Zahl der auf die Warteliste auf-genommenen Patienten und der Zahl der übertragenen Organeeine große Lücke.

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Nierenkranke können mit derkünstlichen Blutwäsche langeleben. Allerdings müssen siedrei- bis viermal in der Wochemehrere Stunden an einemDia lysegerät verbri ngen.

tin und Psychoanalytikerin.Schon lange bevor ihre Nierenden Dienst versagten, fühltesie sich nicht mehr gesund. Sielitt an Migräneanftillen, Mü-digkeit und Bluthochdruck.Auch Schwerhorigkeit wur-de bei ihr diagnostiziert, siegehört nrm Krankheitsbild.Gegen die Kopfschmerzennahm sie Medikamente, dieihre Nieren zusätzlich belaste-ten. Lange verleugnete sie dieAnzeichen der Erkrankung.Dann kam der Moment, da sienicht Iänger wegsehen konn-te: tJm eine Bagatelloperationvorzubereiten, analysierte sieim Labor ihre Blutwerte. DerKreatininwert, ein Indikatorfür die Leistungsfähigkeit derNieren, lug bei 2,5, normal istein Wert von bis zu 1,2.,,Daswar ein Hinweis, dass dieFunktion bereits auf unter50 Prozent gesunken war."Eine Gewebeprobe brachteletzte Gewissheit. Sie würdein absehb arer Zeit auf diekünstliche Blutwäsche ange-wiesen sein.

Risiko KrebsIhr Vater bot ihr sofort einen,,Nachschlag" an, wie er esnennt - seine Niere. Sie fanddie Vorstellung gruselig, einenTeil von ihm in sich zu haben:,,Das hatte für mich was vonFrankenstein, ich habe dasinstinktiv abgelehnt." Sie be-gann sich auf ihre Krankheiteinzustellen, wandelte ihreallgem einärztliche Praxis ineine psychotherapeutischeurn, um sich die Arbeit bessereinteilen zu können. Solangees ging, zögerte sie die Dia-lyse hinaus, doch Ende 1999war es soweit. Nun wurde ihrAlltag von der Nierenwäsche

bestimmt. Zunächst ließ siesich dreimal u'öchentlich ineinem Dialr'sezentrum fürStunden an eine \laschine an-schließen. \\'eil sie unabhängi-ger sein u'ollte, stellte sie aufBauchfelldialr.se um, die manzu Hause durchführen kann.Nun u.urden jede Nacht großeMengen Fiüssigkeit durch ih-ren Bauch gespült. Der Vaterdrängt e zvr Transplantation -sie zögerte noch immer. Dann

erkrankte er an Prostatakrebs,nun waren es die Arzte,die ei-ne Transplantation ablehnten,weil dabei Krebszellen in denKörper der Tochter gelangenkönnten. Sylvia Feldmannwar geschockt. Trotz ihresWiderstrebens hatte sie es be-ruhigend gefunden, j ederzeitauf das Angebot ihres Vaterszurückgreifen zu können. Alsdie Möglichkeit zu schwin-den drohte, begann sie sichdie Ni ere zu wünschen. DerVater wurde operiert, genasund bestand weiterhin auf derSpende. Die Ärzte schlugenvor, ein Jahr zu warten, umzu sehen, ob sich Metastasenentwickelten.

Vater und Tochter nutztendie ZeiL rlrn weiter miteinanderzu reden, entscheiden musstensie vorerst nichts: Sie sprachüber ihre Angst, ihm könne beider Operation etwas passieren.Er gestand seine Sorge, infolge

Nachschlag vom Vater

Sylvia Feldmann* mochte die vererbt wurde. Der GroßvaterNiere ihres Vaters lange Teit und drei seiner Geschrvisternicht annehmen waren betroffen, der VaterPaul Feldmann* versteht noch selbst blieb verschont. ,,Ichheute nicht, warum seine habe nie damit gerechnet,Tochter sich lange sträubte, dass die Krankheit in derein Organ von ihm anzuneh- nächsten Generation nochmen. Sylvia Feldmann war einmal auftreten könnte",Mitte 40, als ihre Nierenwerte sagt Paul Feldmann. Schuldigsich so verschlechterten, dass fuhlt er sich nicht am Leidensie an die Dialyse musste. Man der Tochter, aber doch für siehatte bei ihr das so genannte zuständig: ,,Ihr eine Niere zuAlport-Syndrom diagnosti- spenden, kam mir vor wie ei-ziert, eine Nierenkrankheit, ne Selbstverständlichkeit."die in der Familie ihres Vaters Sylvia Feldmann ist Ärz-

Europa will Organspende reformierenUmdenchronischenorganmangelzuVerringern,lassendiezuständigen lnstitutionen nichts unversucht: 2OO4 haben

.

sich erstmals sieben Länder, darunter Deutschland, zu einemForschungsprojekt zusammengbschlossen, das die Organ-spendepraxis in den Ländern untersuchen und verbessern

,

soll. Alliance O wird für drei Jahre von der Europäischen Kom- .

missionfinanziert.Bereitsseitl999existiertbeiEurotransplantdasold-for.old-Pro8ramm.EssollälterePatientenmöglichstrasch zu einem grgan verhetfen, ohne Nieren junger Spenderaus dem Pool entnehmen zu müssen. Spender und Empfänger

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sind über 65 Jahre alt. Das Risiko für ein Transplantatversa- l

gen steigt steil an, wenn ein Spender älter als 60 Jahre ist. ln ,ltalienwerdenseit2oo2auchorganeVonKranken-etwa

Hepatitis-C-Patienten-A)rTransPlantationzugelasSen'WennderEmpfän8erdiegleicheKrankheithat.

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,,Die Leber ist jetzt meins!"

Joachim Petersen hat seinemFreund Klaus Stoffersdas Leben zu verdanken|oachim Petersen und KlausStoffers sind alte Freunde,sehr alte Freunde. Sie kennensich seit 1972, als Klaus zumBad Bramstedter Handball-club wechselte, der seinerzeitin der Bezirksliga spielte undmittlerweile in die Regional-liga Nord aufgestiegen ist.foachim und seine Frau Mo-nika gehörten m den Fansder Mannschaft, sie trafensich nach den Begegnungenmit den Spielern im Vereins-heim. Die Freundschaft der

beiden Männer hat nichtsSpektakuläres, sie ist kumpe-lig, wie das bei Männern die-ser Generation so ist. Man hatein gemeinsames Hobby, manfeiert Geburtstage miteinan-der. Als bei |oachim vor vier|ahren eine lebensbedrohlicheLeberzirrhose diagnostiziertwurde, lernte er seinen altenFreund Klaus noch mal voneiner anderen Seite kennen:Er hat ihm 60 Pro zent seinerLeber gespendet.

Die Teit drängteDas Drama begann im Okto-ber 2000: Sie brauchen eine

neue Leber, teilten die Arzteder Hamburger UniklinikEppendorf (UKE) |oachimPetersen mit. Ohne Trans-plantation habe er nichtmehr allzu lange zu leben.Die Krankheit war erst wenige\Mochen zuvor diagnostiziertworden. Petersen hatte sichmüde und erschöpft gefühlt,in seinen Beinen staute sichWasser. Die Hausärztin ver-mutete ein Leberproblem, ei-ne Biopsie brachte Gewissheit.Petersen litt an eine r Zirrhose,also einer Leberschrumpfung,in fortgeschrittenem Stadium,die Zeit drängte. Bereits zur|ahreswende war er auf derListe von Eurotransplant, dasdie Organe von Verstorbenenauf Kliniken in Europa ver-teilt. Ob er rechtzeitig einesbekommen würde, war unge-wiss. 15 Prozent der Patientensterben, während sie auf eineLeber warten

Veto der ArztePetersens Familie suchte nacheinem Ausweg. |oachims FrauMonika kam für den Eingriffnicht infrage. Sie ist kleiner alsihr Mann, ein Teil ihrer Leberhätte ihm nicht gereicht. Pe-tersens Bruder Mike hatte diepassende Statur. Er meldetesich zu Voruntersuchungenim UKE, die ersten Ergebnis-se klangen viel versprechend.

Dank der Leberspendeseines Freundes Klaus Stoffers(rechts) kann Joachim Peter-sen weiterhin berufstätig sein.Er arbeitet als Angestellter ineinem Betonwerk.

Doch ]oachim zögerte, alsMike ihm die Spende anbot:,,Ich hatte ungeheure Angst,er könnte bei der Operationsterben. Was nützt mir danneine neue Leber?" Nach einerWoche B edenkzeit überwogdie eigene Yerzweiflung, Ioa-chim stimmt e ztJ,der Weg nJrTransplantation schien frei.Doch dann legten die Arzteihr Veto ein. Sie hatten beiMike eine Leberentzündungentdeckt, sein Organ kamnicht infrage.

Als Klaus Stoffers erfuhr,dass sich die Möglichkeit mitMike zerschlagen hatte, rief erbei Monika Petersen an underkundigte sich nach den Vo-raussetzungen für eine Spende.Eine wichtige Bedingung er-fullte er - seine und |oachimsBlutgruppe stimmten überein.Nach ersten Gesprächen mitden Arzten im LIKE stand fiirihn fest: Er urürde |oachim ei-

Klaus Stoffers (links) erholtesich nach der Leberlebendspen-de in Rekordzeit. JoachimPetersen musste ein zweitesMal operiert werden.Anteil der Lebendspenden bei der

Lebertransplantatiön1994I 995r 9961997I 9981 9992000200120022003

41 (5,4 o/o)

90 (l 1,5 o/o)

95 (12,5 o/o)

85 (l 1,2 o/o)

74 (8,7 o/o)

Quelle: DSO

Derzeit stammen knapp neun Prozent der Lebertransplantate vonlebenden Spendern, im Jahr 2OOl war die Rate bereits auf fast13 Prozent gestiegen.

58 öro-rusr r l2oos

1 I (1,9 o/o)

9 (1 ,5 o/o)

. I0 (l ,4 o/o)

, 24 (3,1 o/o)

,ffi25 (3,5 o/o)

Die Leberlebendspende stellt anChirurgen höchste Anforderungen.

ln Transplantationszentren mitviel Erfahrung liegt die Komplika-tionsrate deutlich niedriger als in

solchen mit wenig Erfahrung.

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nen Teil seiner Leber anbieten.,,Das ist ein richtiger Freund,nach 30 |ahren kann man dassagen', sagt Klaus Stoffers,,,ichhätte das auch für drei andereFreunde vom Handball ge-tan." Als er |oachim seinenEntschluss mitteilte, konnteder es kaum fassen. Die me-dizinischen Untersuchungenverliefen positiv und auch ei-ne weitere Hürde nahmen d.ieMänner.,,Man wird von denPsychologen gefragt, welchenVorteil man davon hat, wieviel Häuser man bekommt.Die können nicht verstehen,dass man das als Freundmacht", sagt Stoffers. ,,Diehaben einen Heidenbammelvor Organhandel", erinnertsich Petersen. Am Ende gabdie zuständige Kommissionihr Okay. Am 30. Mai 2001wurden die Freunde operiert.

Als Klaus am Tag danachals Erster von der Intensiv-station zurück aufs Zimmerkam, erkundigte er sich sofortnach Joachim. Die neue Leberarbeite einwandfrei, beruhigteman ihn.,,Dä war ich zufrie-den, mehr konnte ich nicht

tun." Die beiden hatten da-rauf bestanden, auf demselbenZimmer zu liegen, obwohldas unüblich ist: Für einenfrisch operierten Patientenund seinen Spender kann esbelastend sein, wenn der eine"den anderen leiden sieht. Inihrem Fall lagen die Dinge an-ders. Klaus Stoffers kam nachder Operation schnell wiederauf die Beine und motivierteden Freund, sich mit seinenBeuteln und Dränagen ausdem Bett zu quälen.,,Ich habihn immer an die Hand ge-nommen und gesagt, komm,jetzt gib mal Gas", sagt Klaus.,,Mir half das schon, dass ichihn neben mir sah, und eratmete noch", sagt |oachim.Er erholte sich nur langsam,Komplikatio n en v er zö gertenden Heilungsprozess. Erstzwang ihn eine Infektion aufdie Isolierstation. Später brachdie Operationsnarbe wiederauf und er musste ein zweitesMal unters Messer.

Mächtige NarbeStoffers konnte nach zehnTagen das Krankenhausverlassen und flog nur zweiWochen nach der Operationmit seiner Lebensgefährtinund einem befreundetenPaar nach Mallorca in den

Urlaub. An die Operationerinnert den 52-Iährigenheute eine mächtige Narbe,die sich quer über seinenBauch zieht, Beschwerdenhat er nicht. Schon vier Mo-nate nach dem Eingriff warseine Leber fast so groß wienrvor. Es hatte auch anderskommen können, aber überdiese Möglichkeit hat er nienachgedacht.,,Ich bin dahingegangen, als würde man mirden Blinddarm rausnehmen."Dabei ist er kein Draufgänger,Bungee-|umping wäre nichtsfür ihn.,,Dä würde ich liebernoch mal eine Leber spen-den." Petersens Gesundheitist weniger stabil. Der 58-|ährige raucht stark und hatdamit auch nach der Trans-

plantation nicht aufgehört,obwohl Klaus Stoffers sichdas gewünscht hätte. Er istanfallig für Infektionen, er-müdet schnell und muss täg-lich Medikamente gegen dieAbstoßung schlucken. Dochdie neue Leber tut ihrenDienst, seine Blutwerte sindgut.,,Dä hab ich was Feinesvon ihm bekommen."

Am"Verhältnis der beidenhat sich nicht viel geändert.,,Klar bin ich Klaus dankbar,aber wir glucken deswegennicht aufeinander herum'i sagtPetersen, ,,die Leber ist jetztmeins!" Seinen Geburtstagallerdings feiert er mit Klausneuerdings doppelt zrrmzweiten Mal am |ahrestag derTransplantation.

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Leberlebendspende 2005 nachTra n spla ntatiön szentren

HamburgEssen

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LeipzigGöttingen

MainzBonn

Quelle: DSO

Nur wenige große Zentren praktizieren die risikoreicheLeberlebendspende.

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