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24 0. Miller. sondern zeigen eine ausgesprochene und ilberall cndliche Krlimmung. Schlieselich sei 8s mir gestattet, den Herren Oeheim- rath Prof. v. Helmholtz und Prof, Kundt meime tiefste Dankbarkeit fiir die mir, bei d i e m Arbeit durcli Rrtth und That gewbhrte UnterstUtzung auszusprechen. Berlin, Physik. Institut, im December 1888. 11. Ueber AbsorptCon vm EohlmeWe dh Gem.lechm. vom Alhwhol u& Waaeer; urn Otto XdilEer. (Hleriu Tnf. I1 Ylg. 7-11.) (Auezug 8ull der Inauguraldiaeertation.) Trotz dee Uberaus groseen Reichthums an Versucben zum 8tudium der Absorptionserscheinungen fehlen noch fast vollstilndig Untersuchungen tiber die Absorption von Flus- sigkeitsgemischen. Die einzige iiber diesen Gegenetand existirende Arbeit stammt von Hrn. Setschenow l) und behandelt die Absorption der Gemische von Schwefelsaure mit Waeser f t r Kohlensilure. Ausserdem ist nur noch be- kannt, dase bei Mischungen von Wasser und Alkohol eine Gasentwickelung stattfindet, und dass diem dem Umstande zuzuschreiben ist, dass Gemische von Wasser und Alkohol weniger Gas abeorbiren, als Alkohol allein.a) Ich habe da- her auf Anregung des Hm. G. Wiedemann unternommen, das AbsorptionsvermBgen des verdtinnten Alkohols fur Koh- lensgure niher zu untersuchen. Von den zahlreichen zum 8tudium der Absorptions- erscheinungen verwendeten Methoden kamen h e r nur zwei in Betracht, die Bunsen’sche8) und die bereits von Mackenzie benutzte W iedemann’sche 7, da die anderen Methoden, 1) Setechenow, Bull. de 1’Acad. Imp. dee Sc. de St. Pbtersbourg. 2) Wer dime Errtchcinung eueret bcobachtet hat, habe ich nicht 3) B u n a e n , Qeeom. Methoden. p. 136. 1857. 4) J. J. Mackenzie, Wed. Ann. 1. p. 438. 1A77. 22. p. 102. 1876. ermittaln kSnnen, doch echeint sie echon lunge bekennt EU eein.

Ueber Absorption von Kohlensäure in Gemischen von Alkohol und Wasser

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24 0. Miller.

sondern zeigen eine ausgesprochene und ilberall cndliche Krlimmung.

Schlieselich sei 8s mir gestattet, den Herren Oeheim- rath Prof. v. H e l m h o l t z und Prof, K u n d t meime tiefste Dankbarkeit fiir die mir, bei d i e m Arbeit durcli Rrtth und That gewbhrte UnterstUtzung auszusprechen.

B e r l i n , Physik. Institut, im December 1888.

11. Ueber AbsorptCon v m E o h l m e W e dh Gem.lechm. vom Alhwhol u& Waaeer; urn O t t o XdilEer.

(Hleriu Tnf. I1 Ylg. 7-11.)

(Auezug 8ull der Inauguraldiaeertation.)

Trotz dee Uberaus groseen Reichthums an Versucben zum 8tudium der Absorptionserscheinungen fehlen noch fast vollstilndig Untersuchungen tiber die Absorption von Flus- sigkeitsgemischen. Die einzige iiber diesen Gegenetand existirende Arbeit stammt von Hrn. Se t schenow l) und behandelt die Absorption der Gemische von Schwefelsaure mit Waeser f t r Kohlensilure. Ausserdem ist nur noch be- kannt, dase bei Mischungen von Wasser und Alkohol eine Gasentwickelung stattfindet, und dass diem dem Umstande zuzuschreiben ist, dass Gemische von Wasser und Alkohol weniger Gas abeorbiren, als Alkohol allein.a) Ich habe da- her auf Anregung des Hm. G. W i e d e m a n n unternommen, das AbsorptionsvermBgen des verdtinnten Alkohols fur Koh- lensgure niher zu untersuchen.

Von den zahlreichen zum 8tudium der Absorptions- erscheinungen verwendeten Methoden kamen h e r nur zwei in Betracht, die Bunsen’sche8) und die bereits von Mackenz ie benutzte W iedemann’sche 7 , da die anderen Methoden,

1) Setechenow, Bull. de 1’Acad. Imp. dee Sc. de St. Pbtersbourg.

2) Wer dime Errtchcinung eueret bcobachtet hat, habe ich nicht

3) Bunaen, Qeeom. Methoden. p. 136. 1857. 4) J. J. Mackenzie , Wed. Ann. 1. p. 438. 1A77.

22. p. 102. 1876.

ermittaln kSnnen, doch echeint sie echon lunge bekennt EU eein.

Ahsorption voli CO, dutch Alholtol. 26

unter denen besonders die von Wrob lewsk i l ) zu nennen sind, andere Zwecke haben und also fir diese Unter- sucliung unbrauclibar sind.8) Die Bunsen'sche Methode ist zu bekannt, als dass sie hier nochmals beschrjelm zu werden brnuchte. Sie war lauge Zeit die einzige Methode, welche zur TJntersuchung der Absorptionserscheinungen verwendet wurde, und kann in dieser Hinsicht als classiech bezeichnet werden. Trotzdem besitzt sie eine Anzalil nicht zu unter- schatzender Milngel, welche schon von Mackenzie3) und W r o b l e w ski') hervorgehoben wurden, hier aher nochmals zusammengestellt werden magen.

Der Hauptnachtheil der Methode ist der, dass das Quecksilber mit dem Wasser des Bades geschlittelt wird und also nass in die Absorptionsrbhre kommt. Sodann kann man nur bei Drucken nrbeiten, die kleiner sind als eine Atmosphilre , da sonst dse die Absorptionsrohre umgebende Quecksilber haher stehen mlisste, als das in dieselbe ein- getretene, und man infolge dessen niclit im Stande sein wlirde, das Volumen des Gases nacli der Absorption abzu- lesen. Endlich muss die Ablesung der Volumina durch ein Kathetometer bei dem grossen Querschnitt der Absorptions- rahre (nicht unter 2 ccm Durchmesser) ungenau werden. Auch setzt dieser grosse Querichnitt eine sehr aorgfilltige Calibrirung voraus. Einen grossen Vortheil hat die Methode, nilmlich sie vermeidet jeden Hahn und gibt einen vorziig- lichen luftdichten Abschluse.

Bei der W iedemann'schen Methode werden diem Fehler vermieden, indem man zunilchst zwei constante Volu. mina fiir Fliissigkeit und Gas verwendet und diese Volumina, sowie dss des absorbirten Gases durch Auswiigen mit Queck- silber bestimmt. Ferner verwendet man zur Regulirung des Druckes ein Manometer, sodass man bei sehr verschiedenen Drnckeu arbeiten kann. Will man Drucke verwenden, die

1) Wrobleweki , Wied. Ann. 8. p. 29. 1879; 17. p. 103. 1882; 18. p. 290. 1883.

2) Die neuerdinge von den Hcrren St. Gniewoez und Al. Walfiaz beiiutzte Methode iet eine Schnellmethde und kann rln eolche auf Ge- nauigkeit keinen Anepruch machen (Z~clrr. f. phye. Chem. l. 11. i 0 1R87).

3) hlackenzie, 1. c. p. 438 f. 4) Wroblcweki , Wied. Ann. 18. 11. 290. f. 1883.

26 0. Mullcr.

eine Atmosphbre nicht erreichen, so hat man nur Yorge zu tragen, dass das Gas sich bereits zu Anfang des Versuche auf dem gewilnschten Druok befindet, was mit HUlfe des Manometers leicht bewerkstelligt werden kann. l)

Das Princip der Methode ist dasselbe, wie bei B u n sen. Die Flilssigkeit absorbirt , wllhrend sie auf constanter Tem- peratur erhalten wird, und man bestimmt das absorbirte Vo- lumen, indem man Quecksilber einlaufen lllsst und den Druck des Oases misst.

Der von mir verwendete Apparat ist im grossen und ganzen der von Hrn. G. W i e d e m a n n construirte und von Mackenzie bereits zu seiner oben angefiihrten Arbeit be- nutzte und auch daselbst besohriebene. Er besteht (Fig. ?) aus einer 73,6 cm langen Rahre RR von 22,8 mm lusserem Durchmesser, welche oben in eine Capillare k h ausllluft, die jedoch nicht wie bei Mackenz ie rechtwinklig, sondern im spitzen Winkel umgebogen ist.7 Diese tragt an ihrem Endo einen Schliff s und ist mit einem Hahne c verschliessbar. Das Rohr RR ist an seinem unteren Ende mit einem Hahne a versehen und durch einen dritten Hahn b , der sich in 9,5 cm Abstand von unten befindet, in zwei getrennte Rilume A und B getheilt, deren unterer, kleinerer A zur Aufnahme der Flilssigkeit, deren oberer gr&serer B zur Aufnahme des Qaees bestimmt ist. Die Hlhne a und b baben eine Durchbahrnng von 5 mm Weite. Am unteren Ende besitzt der Apparat noch einen Ansatz C, welcher bei der FUllung des Apparates mit Fltissigkeit, auf welche wir spllter zuriickkommen, seine Verwendung findet. Dieser Apparat wird in einen weiten Blechmantel M von 70 cm Lllnge eingesetzt (Fig. lo), welchen

1) Dic Bemerkung Wrobleweki 'e , dam eowohl der Buneen'eche ale auch der Wiedernann'eche Apparat nur bei Drucken zu Rrbeiten gcstatten , die niedriger eind, ale der atrnosphhieche (Wed. Ann. 18. p. 291. 1883), ist nur ftir den Buneen'schen 'Apyarat zutrebend, wie schon erwiihnt wurdc. Die W i e d emann'sche Metliode geetattet durch entsprechende Verllngerung dee Manometere eehr wohl , bei h6heren Drucken zu arbeiten; allerdings wUrde dieselbe, wegen der Schwierigkeit der Handhabung des Appamtee, vielleicht hei ~ ~ e i AtmosphUren seine Qrenre erreichen. W r o bl e w e k i hat fi-ilich seine Beetimrnungen fitr Drucke gemacht, die dime Qrenze uberuteigen.

2) 8. w. u.

Absorption uon CO, dtcrch Alkohol. 27

man mit Wasser von einer bestimmten Temperatur flillt. Unten trhgt derselbe eine kurze Rahre u, tiber welche ein Qummischlauch gezogen ist. In diesen wird der untere An- satz C eingeschoben und mit einer Ligatur wasserdicht be- festigt. Oben wird der Blechmantel mit Htilfe einer Dich- tungsplatte D aus Kautschuk und einer durch drei Schrauben festgehaltenen Metallscheibe E geschloseen. Letztere trilgt ebenfalls eine kurze Rohre u, in der die Capillare & durch einen in zwei Hillften geschnittenen Gummipfropf W wasserdicht festgehalten wird. In den Blechmantel sind seiner ganzen Lllnge nach zwei diametral gegenilberstehende Olasplatten pp eingelassen, durch welche man den Apparat in seiner ganzen Ausdehnung sehen kann, und welche die Temperatur abzu- lesen gestatten. Z u diesem Zwecke ist an der R6hre RR ein Thermometer T festgebunden. Urn das Wasser ablassen zu kannen, ist der Hahn H unten am Blechmantel ange- bracht. Letzterer sitzt in einer auf eeiner halben Hohe be- festigten horizontalen Axe drehbar auf zwei Holzsthdern auf. An den einen derselben stasst ein grosses Brett, auf welchem dss an einem kleinen Brettchen befestigte Mano. meter in einem Schlitz verschoben werden kann. Der eine Schenkel des Manometers biegt in einem stumpfen Winkel urn und endigt in einen Konus a', in welchen der an der Capillare befindliche Schliff s eingeschliffen ist, sodase er, leicht gefettet , luftdicht schliesst. Urn das Manometer beweg- licher zu machen und zu verhtiten, dass die Capillare des Apparates beim Festklemmen abgedrbckt wird, sind an dem kleinen verschiebbaren Brett hinten zwei Messingfedern an- gebrrtcht und das Manometer selbst so locker wie mgglich auf- geschraubt. Da die Capillare selbst ihrer L h g e wegen etwas federte, war hierdurch gentigende Beweglichkeit geschaffen.

Ein besonderer Apparat wurde zum Entgaeen der Flus- sigkeit hergestellt (Fig. 8 und 9). Derselbe bestand aus einem Kolben K, der ungehhr 650 ccm fasste und mit einem doppelt durchbohrten Kautschukstopfen versehen war, durch welchen zwei Glasrohre r und r' gingen, die beide nur bis in den obersten Theil des Halses reichten. Das R o b r' war rechtwinklig umgebogen, ungefshr 30 cm lang und mit einem Htlhn n versehen. Er fllhrte unter Zwiachen-

28 0 Muller.

schaltung eines dickwandigen Kautschukschlauchee, damit man K abnehmen konnte, in einen zweiten Kolben S, Fig. 9, der durch ein zweitee, bis auf eeinen Boden reichendee Kohr I mit einer sehr guten Waseerluftpumpe in Verbindung stand, und dazu diente, bei einem etwaigen Zurilckschlagen der Pumpe zu verhindern, daes das Wasser aue der Waeeer- leitung in den Entgaeungekolben K etieg. War in den Bicher- heitskolben 9 Waseer gelaufen, so wurde ee durch dae lange Rohr I wieder abgeeaugt. Die andere, kilrzere Rbhre r des Entgasungskolbene K war geradlinig und diente dazu, die Fllissigkeit in den Apparat iiberzufthen. Sie war ebenfalle durch einen Hahn m verschlieesbar. Die Flbsigkeit wurde in dieeem Kolben eine bis anderthalb Stunden lang unter einem Druck von hochstene anderthalb Oentimetern Quecksilber heftig gekocht. Zu dieeem Zwecke war der Entgaeungekolben in ein Wavserbad von looo geeetzt. Da der Hahn n infolge der heiseen Alkoholdkmpfe, denen er auegeeetzt war, eehr leicht undicht wurde, eo war, um diem zu condeneiren, die Rohre r’ in eine mit Eie geflillte Rinne gelegt. Man er- reichte dadurch auch eine Beechrlnkung des Druckes der Alkoholdllmpfe auf ein Minimum, und auf dieee Weiee eine mbglichet goeee Verdunnung. Spllter wurde der Hahn n durch einen Quetechhahn, der den Kautechukechlauch zwi- echen K und S zusammenpresste, ersetzt, und dadurch die Ytarungen durch Undichtwerden von n faet volletllndig ver- mieden.

Die Beobachtnngen habe ich in folgender Weiee ange- stellt. Nachdem der Apparat rnit Alkohol und Aether ge- reinigt und namentlich alles Fet t aus der Capillare l) entfernt war, wurde er getrocknet, dann der Entgaeungekolben K rnit dem betreffenden Gemiech, welches ich aus destillirtem Was- eer und tiber Kalk destillirtem Alkohol herstellte, gefilllt, rnit der Luftpumpe in der oben angegebenen Weise ver- bunden und in das Bad von looo gebracht. Wihrend der Entgaeung der Fliiseigkeit wurde in dcn Apparat mit Htilfe einer Ventilluftpumpe Quecksilber eingesaugt , was ohne Muhe unter vollstilndiger Vermeidung von Luftblasen

1) Die Capillare wurde durch das Quecksilber, welchee heim Hin- durclitreten durch den Hahn c fettig wurdc, eehr leicht verunreiuigt.

Ab~orption von C02 durch Alkohol. 29

vor sich ging, die Capillare k mit dem KohlensBureentwicke- lungsapparat verbunden und dae Quecksilber durch die Koh. lensiiure verdrllngt. Die Kohlenahre wurde aus Marmor mit SalzsBure entwickelt , in doppeltkohlensaurem Natron ge- waschen , um die Salzsiiuredilmpfe zu zerstaren , nochmals durch Waeeer geleitet und in einem Perlenrohr durch Schwe- feelellure getrocknet. War alles Quecksilber ausgeflossen, so wurde der Apparat umgekehrt, zur grasseren Sicherheit die 3ohlenskure noch eine Weile durchgeleitet und sodann die Eiihne b und c geechlossen, sodaee das Gas unter dem jewei- ligen Barorneterstand den Rsum B erfullte. Sodann wurde der Apparat mit dem Ansatz C nach oben aufgestellt, der Hahn n am Entgasungekolben geschlossen, dieser vom Sicher- beitskolben abgenommen und ebenfalls umgedreht, sodass man denKautschukstopfen e (Fig. 7) in den Ansatz Ceinsetzen konnte. Dieser Stopfen e war noch ein zweites ma1 von eiuer Rbhreg durcheetzt, welche zu einer Quecksilberluftpumpe fuhrte und den fur die Fltfssigkeit beetimmten Raum A auszupumpen geetattete. Dieees Auspumpen wurde fortgesetzt, bis der Druck in A nur noch c& 6mm betrug. Da der Ballon der Queck- silberluftpumpe sehr gross war, so war in dem verhgltniss- miissig sehr kleinen Raume A, welcher nur 29,21 ccin fasste, ilehr wenig Luft vorhanden, namentlich da der ziemlich um- fangreiche Trockenapparat der Pumpe ebenfalls rnit ausge- pumpt war. Sodann wurde die Pumpe abgeschloseen und de r Hahn m geaffnet. Der Druck des Dampfes trieb die Fliiseigkeit ohne Schwierjgkeit in den Raum A hinein, nbthi- .genfalls konnte durch Erwkmen des Bodens von K mit heissen Tifchern nachgeholfen werden. War A aefhllt, 80

wurde der Hahn cz geechlossen und I geoffnet, Bodass die Fliissigkeit nach B laufen und dort Kohlensiiure absorbiren Ikonnte. Lief, wie es bei sehr verdtinnten Alkoholen und Waseer regelmiissig eintrat, die Fltissigkeit nicht von selbst mach B, so wurde durch Schiitteln nachgeholfen. Dann wurde der Apparat i n den Blechmantel M eingesetzt, dereelbe mit Wasser von ungefdhr 20° gefullt und der Mantel durch die Platte E geschloseen. Nachdem ecbliesslich noch der .SchliB 8 und der daran stossende Theil der Capillare bis zum Bttline c mit Quecksilber gefifllt waren, wurde das Mano-

30 0. Miiller.

meter angeschoben und der H8hn c getiffnet, worauf eine gewisse Menge Quecksilber in den Apparat einfloss. Es wurde dam so vie1 Quecksilber in den offenen Schenkel des Manometers nachgegossen, bis dasselbe in der Capillare ilber c stand, dann wurde c geschlossen, das Manometer vom Ap- parate getrennt und von neuem geschtittelt. Dabei wurde dafir Sorge getragen, dass das Quecksilber im rechten Schen- kel des Manometere deneelben Stand behielt, was dadurch erreicht wurde, dase man den Dreiwegehahn J schriig stellte. Hatte man geschtittelt, so filllte man den Konus d mit Queck- silber und setzte die beiden Schenkel des Manometers, erst wenn dasselbe luftdicht angeschoben war, in Verbindung. Man hatte uuf dies0 Weise genau den Druck, der vof dem Schtitteln herrschte. Dies Verfahren wurde 80 lange fort- gesetrt, bis der Stand des Manometers sich nach Oeffnen des Hahnes c nicht mehr hderte , a l e Zeichen, dass die Ab- sorption beendet war. Um ganz sicher zu gehen, wurde, wenn die Constanz eingetreten war, noch ein- oder zweimal geschiittelt und der Versuch erst ale abgeschlossen betrachtet, wenn sich auch dann der Stand im Manometer nicht m&r Ilnderte. Wax dies der Fall, so wurde die Temperatur, der Barometerstand und der Stand des Manometers notirt, der Apparat aus dem Mantel M herausgenommen und dae eingetloseene Quecksilber abgelassen, nachdem man zuvor das im Schliff befindliche Queckeilber durch Klopfen ent- fernt hatte. Schliesslich wurde das Quecksilber getrocknet und gewogen. Die Dauer eines Versuches belief sich ein- schliesslich der Entgaeung und Ftillung auf etwas Uber vier Stunden.

Ehe wir zur Berechnung der Versuche und zu dieeen selbst tibergehen, mbgen hier noch einige Bemerkungen Platz finden , welche die Abweichungen dieser Methode yon der von M a c ke n zie verwendeten rechtfertigen sollen. Dies wird une zugleich Gelegenheit geben , die Fehlerquellen der Me- thode klarzulegen. Wie eben erwlhnt, wurde der Druck dee Manometers durch das Kathetometer abgelesen. Damit diee genauer und bequemer 'geschehen konnte, war die Capillere in der oben angegebenen Weise schief nach unten gebogen. Man konnte so sehr genau auf die Quecksilberkuppe ein-

Absorption von CO,, dureh Alkohnl. 31

stellen, wilhrend bei wagrechter Stellung der Capillare dies nicht so gut moglich ist. Ausserdem konnte auf diose Weise der Konus 3' vor dem Zusammenschieben stete mit Queck- silber geftillt werden, wodurch vermieden wurde, dass Luft in den Schliff 8 und beim Einlaufen des Quecksilbers in den Apparet gelangte. Dieselbe Aenderung nahm bereita Hr. Ei l fner ' ) vor, da er ebenfalls fand, dass die Messung des Druckes bei horizontaler Biegung des Rohres ungenau wurde. Er traf jedoch die Einrichtung, statt des einfach durchbohr- ten Hahnee c einen Zweiwegehahn an der Stelle der UmbiQ- gung anzubringen und unmittelbar an diesen den Schliff s anzusetzen, sodase der schiefabsteigende Schenkel nur durch das Manometer gebildet wurde. Er war somit genathigt, stets bis zu jenem Hahn das Quecksilber einzuetellen, wenn er nicht beim Auseinandernehmen Gas verlieren wollte. Dies ist aber eine neue Fehlerquelle, dtt die Einstellung, der ge- ringen Durchsichtigkeit der Schliffe wegen, mit Schwiorig- keiten verbunden ist.

Die Hauptschwierigkeit bestekt aber darin, die Flltesig- keit vollkommen zu entgasen, und sie, ohne dam sie mit Luft in Bertihrung kommt, in den Apparat zu bringen. Die Physiker, welche bis jetzt die Absorptionserscheinun- gen untersuchten , entgasten ihre Fltlssigkeiten entweder nur durch stundenlangee Kochen, wie die Herren Bunsene) und N a c c a r i und Pag l i an i s ) , oder nur durch huepumpen wie Mackenzie4) und Htifner.6) Beide Verfahren erschei- nen mir ungenugend, und ich habe die Erfahrung gemacht, dass man zu beseeren Resultaten gelangt, wenn man beides verbindet. Namentlich gentlgt das bloeee Auspumpen keines- wegs.6) Die Flltseigkeit muss nach dem Auskochen wie in

1) H U f n e r , Journ. f. prakt. Chem. 22. p. 968. 1880. 2) Boneen, Gau. Meth. p. 151. 3) Naccari u. Pagliani , Atti d. R. Acad. d. Scienze di Torino

4) Mackenzie, Wied. Ann. 1. p. 440. 1877. 5) Hiifner, Journ. f. prakt. Chem. 99. p. 962. 1880. 6) Wie auch Setechenow (Bull. de PBtereb. 22. p. 109. 1876) fiir

15. p. 284. 1880 u. Nuov. Cim. (3) 7. p. 85. 1880.

&he Fliiaeigkeiten bemerkt.

82 0, Miller.

einem Pulshammer mit deutlich metallischem Ton gegen die alaswand anschlagen. l)

Die von mir angewendete Methode liefert Hehr luftfreie Fliissigkeit. Leider ist es aber schwer, den Zutritt der Luft zur Flhseigkeit wllhrend des Einftillens vollstindig zu verhindern, weil, wie oben erwiihnt, der Hahn n infolge dor Einwirkung des Alkoholdampfes eehr leicht undicht wird. In diesem Falle wurde durch festes Eindrehen des Hahnes der Zufluss der Luft moglichst beschrilnkt und das Auspumpen von A sohr beechleu- nigt. Sobald beim Einlaufen der Flllssigkeit in A eine Druck- zunahme im Kolben bemerkbar war, wofilr die Heftigkeit des Einstromene ein sehr gutes Kriterium ist, wurde der Versuch unterbrochen. Unangenehrner war das Undichtwerden des Hahnes m , da in diesem Fall die Fliissigkeit nur sehr schwer in den Apparat getrieben werden konnte, weil der Druck der bei m eintretenden Luft sie zuriickhielt. In diesem Ball wurde der Versuch sofort unterbrochen, sobald es nicht durch schleuniges Erwlrmen gelang, die Fltissigkeit in den Apparat zu treiben. Die beiden Hiihne, namentlich aber n, wurden so hiiufig undicht, dass von drei angestellten Ver- suchen nur einer brauchbar war. Die Gummipfropfen und die Verbindungen durch Kautschukrohren gaben zwar auch Anlass zum Undichtwerden, jedoch konnte hier durch festes Einsetzen und durch Ligaturen jeder Luftzufluss vermieden werden. Die Eilhne Q und b wurden selten undicht. Es war dies auch ungefhhrlich, weil das Wasser des Bades ale Dich- tungsmittel wirkte. Indessen kam es doch einige ma1 vor, dass der Hahn b durch das eingeflossene Quecksilber, wenn auch nicht direct herausgedruckt, so doch soweit gelockert wurde, dass die KohlensiLure in Blasen durch ihn auatreten konnte. Wurde dies bemerkt, so wurde nattirlich der Ver- such sofort unterbrochen.

Bei sehr verdllnnten Alkoholen und bei Wasser stellte sich der Uebelstand ein, dass die Fliissigkeit den Raum A nnr schwer vollstindig anftillte und gewlihnlich erst durch Schtitteln dam zu bringen war. Manchmal kam es rtucli vor, dass sich ein Wassertropfen in dem Hahn ni festsetzte

1 I,~a-WP~~eerenip.bp._iI).-d~t- rliqoect&u ...

Absbrption von CO, dutch Alkohol. 33

und dui ch seine Oberfllchenspannung weiteres Einfliessen verhinderte, sodass der letzte kleine Theil von A ,direct unterhalb des Hahnes a leer blieb. War es weder durch Erwgrmen , noch durch Schiltteln moglich, diesen Theil zu fallen, so wurde die Blase geschlltzt und vom Volumen ab- gezogen. Sie betrug tibrigens nie mehr als hbchstens ccm.

In der Cspillare setzten sich haufig Wasser- und Quecksil- bertropfen fest, welche durch ihre Oberflhchenspannung in vollig unbestimmbarer Weise den Drock beeinflussen mussten. Dieselben wurden entfernt, indem man Quecksilber itus dem linken Schenkel des Manometers auslaufen liess und vorsich- tig wieder Quecksilber aufflillte, bis dasselbe wieder in der Capillare stand. Es wurden aber trotzdem im Schliff s sehr ’

ieicht Tropfchen wieder abgerissen. Es wurde dafir Sorge getrngen, dass sich die Temperatur

des Bades nur wenig von 20° entfernte. Endlich anderte sich der Procentgehalt des Alkohols

wllhrend des Auskochens. Da aus den oben angefuhrten Grunden auf das Sieden bei der Entgasung nicht verzichtet werden konnte, so war es unmaglich, bei zwei Versuchen Alkohol gleicher Verdtinnung zu erhalten. Urn nun den Procentgehalt genau zu ermitteln, wurde das specifische Qe- wicht des bei der Ftillung ubrig gebliebenen Restes bestimmt,. Die Aenderung des specifischen Gewichtes durch die Ab- sorption von Luft musste dabei freilich vernachlhssigt wer- den. Zur Bestimmung des specifischen Gewichts wurde eine feine Wage mit Senkkbrper verwandt. Die Fettmengen, mit denen sich der Alkohol verunreinigte, waren so gering, dass ihr Einfluss vernachl8ssigt werden konnte.

Von groeserem Einfluss war vielleicht der Umsttrnd, dass sich der absolute Alkohol, und nur dieser, beim Versuch trlibte l), indem wahrend des Schiittelns die im Quecksilber gelosten Metalle oxydirt wurden und einen schwarzen Schlamm abschieden, welcher die Trlibung veranlasste.

1) Daeselbe bemerkte Hr. Bunsen bei Absorption voii Sauerstoff in Wuaser, wtihrend er bei der Absorption d iem Gnsee in Alkohol niclite derertiges wahmnhm. (Gas. Meth. p. 163 und IG?). Der (fruiid echeint darin zu liegen, dass der Alkohol vorher Sauerstoff absorbirt hatte und in ozonieirtem Zustande auch beim Entgwen festhielt.

An@. d. Php. u. Chm. N! F. XXXVII. 3

34 0. Miillen

Zur Berechnung des Absorptionecoilfficienten wurde die belcannte B u n s en'sche Formel angewendet, jedoch mit eini- gen Modificationen. Es sei Y dsa Volumen des Gases vos der Absorption oder, was dssselbe ist, das des R a w s B. Der Druck vor der Absorption sei P, derselbe nach der Absorption sei P'. Das Volumen des eingelaufenen Queck- silbers sei u, die Temperratur des Bades sei t. D a m ist die Gewichtsmenge des Gases vor der Absorption:

VP 760(1 + at)" _____

wenn s das specifische Gewicht der Kohlensaure ist. nach der Absorption tibrig gebliebene Gewicht ist:

Dau

(!:- u) P 760(1 4- at)"

Das beim Drucke l" absorbirte Gewicht ist dann die Diffe- renz der beiden:

Die beim Druck 760 absorbirte Ggwichtsmenge ist demnach, aenn das Henry'sche Gesetz angewendet wird:

Lasst man hier 8 fort, so erhillt man das absorbirte Volumen, und dieses dividirt durch das Volumen der Flussigkeit, welches F heisse , gibt den B u n s en'schen Absorptionscobfficienten:

1st z die Temperatur des Zimmers in dem Momente, wo der Apparat mit Kohlenshum gefllllt wurde, so ist, wenn B den Barometerstand bezeichnet:

l + n t 1 + ax

P= B - - ,

dti sich die Drucke wie die zugehorigen l + u t verhalten. Der Druck P' setzt sich zusammen aus:

P'= B f p - e,

dbsorption von CO, dztrch AIRohol. 35

wo p den Druck im Manometer - der poeitiv und negntiv seia kann -, und e die Spannung des Dampfes der Mischung beeeichnet. Demnach lautet die Formel:

Dae eingefloeeene Volumen iet durchaus nich'; gleich dem Volumen dee absorbirten Gases, sondern es unterscheidet sich von diesem durch die Volumenilnderung, welche infolge der Zu- oder Abnahme dee Druckes entetanden iet. Diese letzteren beiden Volumenbnderungen werden durch die Beduc- tion auf O o und 760mm Druck eliminirt, es ist aber dabei rorausgesetzt, dass das VoTumen V sich nicht gellndert hat, oder mit anderen Worten, dass es gleich dem Volumen von B erhalten wird. Dies erreicht man, indem man alles in der Capillare k bis zum Hahn c befindliche Queckeilber zum eingeflossenen rechnet und also den Hahn c gewissermassen ale Marke betrachtet, bis zu der man einstellt.l) Dies Ver- hgltnise wird noch klBser, wenn man sich dae iiber c belind- liche Quecksilber zu dem eingeflossenen gebracht denkt und dafiir die entsprechende HBhe Queckeilber im rechten offenen Schenkel wegnimmt. Der Druck bleibt dadurch ungebdert, und man sieht so direct, dass dae eingeflossene Volumen, von Vabgezogen, dae iibrig bleibende Volumen unter dem Druck nach dem Vereuch gibt.

Es wurde hiernach beobachtet vor der Absorption 1) die Temperatur des Zimmers, 2) der Barometerstand; nach der Absorption 1) die Temperatur dee Bades, 2) der Ueberdruck im Manometer, 3) das Qewicht des eingeflosstt- nen Quecksilbers, 4) das specifische Gewicht des Alkohole.

Fiir die Berechnung der Vereuche fehlt noch die Kenat- niss von e. Es existiren ttber .die Spannkrilfte verdiianter Alkohole zwei Arbeiten, eine von Hrn. WUllnera) und eine von Hrn. Konowalow.s) Leider konnte ich die in letzterer gegebenen Werthe nicht verwerthen, da die Beobachtangen . _____

1) Vgl. Htifncr, Joiun. f. prakt Chem. 22. p. 368. 1880. 2) Wullner, Pogg. Ann. 129. p. 352. 1866. 3) KonowaIow, Wied. Ann. 14. p.34 u. 219. 1681.

3'

36 0. Milier.

erst bei 20° aufangen, in Intervallen von 20 zu 20° fort- schreiten und erst zwischen 60 und 80° zahlreicher wer- den. Die Curven, welche die Abhhgigkeit der Spanukraft von der Concentration darstellen, gehen sogar nur bis 40° abwilrts. Es war also so gut wie unmaglich, aus diesen Zahlen auch nur mit einiger Sicherheit die Spannungen der verdnnnten Alkohole bei meinen Temperaturen zu berechnen. Dies ist allerdings leichter bei den Zahlen des Hrn. Wlill- ner , dessen Vereuche in Vie1 kleineren Intervallen fort- schreiten , &in dieeer hat nur f ir fiinf verschiedene Alko- hole genaue Untersuchungen angestellt, welche bis zu einem Procentgehalt von 33,3 Proc. abwiirts gehen. Ftir wasser- reichere Alkohole beschrhnkt er eich darauf, den Werth des Quotienten p/n anzugeben, wo p die Spannung des verdtinn- ten Alkohols und n die Summe der Spannungen des Wassers und des absoluten Alkohols iet, und zwar gibt er diesen Quotienten nur an fir 10 und 45O mit der Bemerkung, dass er tiber 45O constant zu sein schiene. Ich suchte nun die 8pannungen folgendermassen zu ermitteln. Bus den W iill- ner'schon Tabellen wurden die Werthe fur die Spannkrhfte, bezogen auf die Temperaturen, auf Coordinatenpapier auf- getragen und die Punkte mit Hiilfe eines Curvenlineals durch die passendste Curve verbunden. Ftir Alkohole von niedri- gerer Concentration als 33,3 Proc. hatte man allerdings nur drei Punkte, namlich f b loo, fir 45O und irgend eine Tem- peratur fiber 45O, wegen der Constanz von p/%. Es war also auch hier die Spannkraft sehr unsicher. Jedoch hatte man eine Con- trole, wenn man mit Hlilfe diesercurve die Spannkrilfte alsFunc- tionen der Concentrationen auftrug. Man hatte so nur zwischen den Spannkriiften von Alkohol von 33,3Proc. und Wasser keinen Punkt. Verband man hier wieder durch eine Curve, so war diese ziemlich genau bestimmt, da die Curve sehr flach verllluft und sich sehr an die Gerade anschlie~st.~) Solche Curven wur- den ftir 10, 13, 15, 18,20 und 22O gezeichnet und die Spann- kriifte flir die zwischenliegenden Temperaturen durch Inter- polation berechnet, unter der Annahme, dass dieselben in

1) Vgl. auch die Curve von Hrn. K o n o w a l o w , fiir 40°. Wied. Ann. 14. Taf. 11. 1881.

Absorption von CO, durch Alkohol. 37

einem Interval1 von 2 bis 3 O der Temperaturdifferenz pro- portional wachsen. EE mag dies Verfahren ziemlich roh und ungenau erscheinen , as ist aber gerechtfertigt durch folgende Betrachtung. Nimmt man an, daee sich p, der Ueberdruck im Manometer, und e, die Spannkraft der Alkohold&mpfe, gegen- seitig aufheben, was man stets einrichten kannl), so wird der Druck nach dem Versuch nicht vie1 vom Druck der Atmoephhre, also von 760 mm abweichen. Die Spannkraft des abeoluten Alkohols, die htichete, welche ilberhaupt vor- kommen kann, betrilgt bei 20° 44,6 mm. Nimmt man an, dieselbe sei um 60 Proc. falsch bestimmt, so wtirde dies einer Differenz von 26,6 mm entsprechen. Dies gibt aher fur den Druck 760 mm eine Abweichung von 3,5 Proc. Die Spannkraftscurve der verdiinnten Alkohole far 20 O liegt aber zwischen den Werthen 17,4 und 44,5 mm, was ungefllhr einer Abweichung von 60 Proc. entspricht, wenn man die extrem- sten Werthe in Rechnung zieht. Es dtirfte also die grasste Abweichung im ungilnstigsten Falle 10 bis 16 Proc. betra- gen, was noch nicht 1 Proc. Fehler im Resultate ergibt.

Ee wurde nun zuniichst auf die oben angegebene Weise der Absorptionsco8fficient des Wassere fur Kohlensllure be. stimmt, und die Vereuche wurden fortgesetzt, bis die Resultate unter sich etimmten. Folgende Tabelle gibt die Resultate. Die Buchstaben bedeuten dieselben Grbssen wie bei Aufstellung der Pormeln p. 34. Es ist also gegeben der Reihe nach Temperatur z vor der Absorption (Temperatur des Zimmere), Temperatur t wghrend der Absorption (Temperatur de8 Bedee), Druck P vor der Abeorption, Druck P' nach der Absorption, Volumen v nach der Absorption. Dann folgt dae Volumen des absorbirten Qases, gemessen unter dem Druck P. Es wurde das letztere so berechnet, dass von dam eingelaufenen Volumen v der Theil abgezogen wurde, welcher infolge der Temperatur- und Druckbderung eingelaufen wax. 1st n&m- lich das Volumen bei der Temperatur t und dem Drucke Y gleich V , so hat es bei t o und dem Drucke P den Werth:

P l + a t P'1+ a v = v----,

1) Ee war eogar p ateta grSeaer ale c, d. h. P' passer ale 760mm.

38 0. Miiller.

folglich ist die gesuchte Volumenilnderung gleich:

y I---- ( P'1 + III

und das absorbirte Volumen A:

Die nlchste Columne enthalt den gefundenen Absorp- tionscoiifficienten 8, die folgenden den nus dem Mittelwerth mittelst Interpolation auf die Temperatur des Versuche reducirten Absorptionecoefficienten. Dann ist dieser Mittel- werth far die mittlere Temperatur 18,9O und endlich der von B u n s e n flr 19,0° gefundene Werth angeftilirt.

t ~

- __

P

m m

750,41 745,lS 746,99 749,19

-

744,7b

- - P'

m m 760,88 772,36 772,83 802,67 820,39

- -

- -_ V

__ - ccm

81,69 33,769 34,380 38,23 40,78

- ___

A __ ___

con 90,48 29,468 29,061 28,74 28,44

P P I P beob. 1 her. , Mittel gEt

V = 133,15 ccm; P= 29,21 ccm. Die Capillardepression in K betrug 1,2 mm.

Der Absorptionscoiifficient ergibt sich also grasser ale bei Bunsen . Auffallend ist das stetige Abnehmen von A.

Es fanden iibrigens auch andere Physiker grBesere Ab- eorptionscoPfficienten als Hr. B u n se n. So berechneten die Herren N a c c a r i und Pag l i an i l ) aus den Versuchen der Herren Khen ikof f uud L o u g u i n i n e cinen Werth, der den Bunsen'schen um 10,5 Proc. tiberschreitet. Ebenso fand Hr. S e t s c h e now 7 einen grosseren Absorptionecoeffi- cienton als B u n s en, und endlich weichen die B u n s e n'schen Werthe selbet untereinender in der Weise ab, dass die splter bestimmten die frliheren iibertreffen. Wir geben in folgender Tabelle eine Uebersicht dieser Werthe. Die erste Columne enthalt die von B unsen aus seiner Interpolations.

1) Naccari u. Pagliani, Atti di Torino. 15. p. 279. 1880 u. Nuov.

2) Setachenow, M6m. de St. Pitersb. 12. Nr. 6. p. 7. 1875. Cim. (3) 7. p. 80. 1880.

Absorption von CO, durch Alhold. 39

formel berechneten Werthe l); die zweite den im Text seiner gasometrischen Methoden I) nach seinen Versuchen gegebe- nen Werth, die dritte den aus der Tabelle am Schlusse dieses Werks z, entnommenen Werth. Zur Herstellung dieser Tabelle hat Hr. B u n s e n die Versuche seiner Schuler mit verwendet.

- -

0,8983 -

15,O0 i 1,0020 15,2 0,9964 19,l 1 0,9134 19,7 1 0,9034

1,0020 1 1,1073 - 1,0096 - -

Volum-

193 794

27,7 34,4 37,6 38,5 47,9 49,5 56,8 59,24

proc. ,

Die Versuche mit Alkohol wurden in einer ganz willktihrlichen Reihenfolge angestellt, um constante Fehler moglichst zu eliminiren. Sie sind in folgender Tabelle zu- sammengestellt, und zwar enthalt die erste Columne die Temperatur des Bades bei Beendigung der Absorption, die zweite die specifischen Gewichte, die dritte die Temperatur, bei der dieselben bestimmt wurden. Die beiden folgenden Reihen geben die aus der Tabelle der Hin. L a n d o l t und Borna te ins) durch Interpolation berechneten Procentgehalte nach Volumen und nach Gewicht, sodann folgen die Ab- sorptionscogfficienten, und in der letzten Columne ist das Datum des Versuches aufgezeichnet.

Gewichts proc. 1,07 5,96

22,76 28,46 31,17 32,OS 38,68 42,15 49,OO 51,44

20,S0 20,2 20,O 19,5 19,2 14,6

= Temp.

- 16,4O

22,4

17,O

17,O

21,4

-

2qo

20,o

-

0,9980 0,9850 0,9686 0,9597 0,9556 0,9543

-__ 0,8606 0,8613 0,8410 0,7918 0,8012 0,8766 4, 0,8400 0,8773

1,0065 1 0,9820 i

Datum

14. Nov. 17. ~9

24. 9)

1. Aug. 2. ,,

19. Oct. 4. Aug. 3. Dec.

21. Nov. SO. Juli

-~

1) B u n s e n , Om. Meth. pa 168. 2) Buneen, 1. c. p. 299. 3) L a n d o l t u. B6rnatein, Phya. Tabellen p. 149. 1883. 4) Dieser hohe Wertli erklart sich am der niedrigen Temperatur

14,6 O.

40 0. Miilkr. ~~

Datum

Verfolgen wir den Verlauf des Absorptionscobfficieaten, so tritt uns die eigenthilmliche Thatsache entgegen, dass der- selbe mit steigender Concentration zunkchst fA11t , bis er bei ungefhhr 28 Proc. nach Gewicht ein deutliches Minimum zeigt, dann steigt er wieder, erreicht bei ungefilhr 46 Proc. den Werth des Absorptionscoefficienten des Wassers und steigt dann sehr schnell weiter bis zum Absorptionscogffi- cienten des Alkohols. Die auf Fig. 11 gezeichnete Curve gibt diesen Verlauf wieder. Hier ist das Interval1 zwischen den Ab- sorptioascoefficienten des Wassers und des absoluten Alkohols gleich 100 gesetzt und die gefundenen Zahlen hierauf reducirt.

Es fragt sich zunllchst, wie sich die anderen physiksli- when Eigenschaften des verdllnnten Alkohols verhalten.

Die Herren D u p r k und Page] ) bestimmten die WLrme- entwickelung und die Contraction des Volumens genauer. Es zeigt sich hier ein Maximum bei 30 Proc. Um diem Zahlen zu priifen, habe ich noch einige Versuche angestellt, indem ich in einem Meesghchen abgemessene Volumina beider Fltissigkeiten in einem vorher moglichst gut polirten Messingcalorimeter, welches sehr diinnwandig und miiglichst leicht war, zusammengoss. Beide E'ltissigkeiten hatten die- selbe Temperatur , was durch Messung controlirt wurde. Ronnen die Versuche schon wegen der Unsicherheit der Volumenbestimmung dnrchaus keinen Anspruch auf grosse Genauigkeit machen, so zeigen sie doch deutlich die Ueber- einstimmung mit den Zahlen von D u p r k und Page . Yrocente nach Volumen 10 20 27 28 29 30 35 40 70 Temperaturerh6huog 5,l P,8 9,5 9,s 9,5 9,6 9,s 9, l 6,O.

Die Herren Bussy und Ruignet ' ) untersuchten die

1) Duprb u. Page, PhiLTrans. 1869, im Auezug Pogg. Ann. Ergbd.

2) Buseyu.Buignet, Ann. de chim. et de phys. (4) 4. p. 5. 1665.

-.

6. p. 221ff. 1871.

Absorption uon .CO, durch Alkohol. 41

Mischungswkme sehr verschiedener Gemische. Fur ver- diinnten Alkohol findet eich nur ftir 29,87 Proc. nach Volu- men 9,l0 und fir 60 Proc. 7,30°.

Hr. Henneberg ' ) untersuchte das thermiache Leitungs. vermbgen und fand die grasste Abweichung zwischen c dem beobachteten und cl dem Mittelwerth aus den Leitungsver- mbgen von Alkohol und Waseer bei 40 Proc. nach Gewicht.

Die Contraction des Volumens bestimmte Hr. Men dele- j e f f z, in seiner ausserordentlich sorgfiltigen Arbeit sehr genan und frnd eie bei 200 far 45,1 Proc. am grbssten.

Genaue Beatimmungen haben wir fur die specifische Wilrme, welche ausser D u p r b und P a g e auch noch Hr. S c h u l l e r 3, untersuchte. Das Maximum der specifischen Wilrme liegt deutlich bei 20 Proc. nach Gewicht4), das der Abweichung der gefundenen Werthe vom Mittel aus den Werthen fur Wasser und Alkohol zwischen 30 und 40 Proc.

Die Au8dehnungscoi)fficienten zeigen nach D uprC und P a g e ein Maximum zwischen 40 und 45 Proc.

Fur die Siedepunkte haben wir nach den beiden ge- nannten Verfassern die g r a d e Abweichung bei 30 Proc.

Die Compressibilitht wies ein deutliches Minimum bei 30 Proc. auf, wlbrend ihre Abweichung vom Mittelwerth ein Maximum bei 40 Proc. hat.

Die Capillaritatsconstante endlich zeigt ein Maximum der Abweichung vom Mittel bei 30 Proc.

Die Herren D u p r b und P a g e ordnen nach diesem Ver- halten die Eigenschaften in folgender Weise:

A) a) Specifische Warme Mischungswiirme Capillarattraction,

B) a) Ausdehnung b) Compressibilitat. Die Gruppe A hat das Maximum der Abweichung der

gefundenen von den berechneten , Werthen bei 30 Proc., die Gruppe B bei 40 bis 50 Proc. In den Untergruppen a) ist die Abweichung c-cl positiv, in den Untergruppen b) negativ. Fer- ner sind dort noch angefilhrt specifisches Gewicht, Brechungs-

b) Siedepunkte

1) H e n n e b e r g , Wied. Ann. 36. p. 162. 1889. 2) Mende le je f f , Pogg. Ann. 138. p. 251f. 1869. 3) Schti l ler , Pogg. Ann. Ergbd. 6. p. 116 u. 192. 1871. 4) Me Proccnte sind im Folgenden etete nach Gewicht angegeben.

42 0. 1VUller.

exponent') und Volumencontraction, welche zur Gruppe B geh8ren. Die Verfasser lassen sich auf keine physikalische Erkliirung ein, sondern ftihren nur an, dass ein Alkohol von 29,87 Proc. der chemischen Zusammensetzung C,H,OH +8H20 und ein Alkohol von 46 Proc. der Znsammensetzung von C,H,OH+SH,O entspricht. Der Abeorptionsco8fficient selbst zeigt ein Minimum bei 27 Proc., und seine Abweichung c - c1

vom Mittel zwischen den Absorptionscobfficienten des Wassers iind des absoluten Alkohols ist am grassten bei ungefahr 50 Proc.

Gewichtsproc. -

in PI-. dm '+eu

der W . w n - Abs.

In Pmo. dr'ganru htewdia, Abiorptloll Oewichtaproc. iutmdh, Abiorption dw Wmerr - Abi.

Wir haben es demnach mit vier Karpern zu thun: Wasser, Alkohol + 6 Wasser, Alkohol + 3 Waaser und Al- kohol. Diese haben natltrlich verschiedene physikalische Eigenschaften und Bind miteinander mischbar. In welcher Weise die Mischungen der KZIrper die genannten Eigen- schaften beeinflussen, dariiber laasen sich keine Gesetze auf- stellen, da die Verhiiltniese zu complicirt sind. Die beiden Hydrate sind charakterisirt dadurch, dam verschiedene Eigen- schaften hier entweder selbst ihren grossten oder kleinsten Werth haben oder die grasate Abweichungen von den be- rechneten Mittelwerthen aufweisen.

Auch bei der Schwefelsiiure zeigen sich ilhnliche Er- scheinungen. Hr. S e t s c h e n ow ") der, wie schon erwilhnt, der einzige ist, der bis jetzt das AbsorptionsvermQm von Fliissig- keitsgemischen untersucht hat ? fand denselben Verlauf der Absorptionserscheinungen in ihrer Abhiingigkeit von der Concentration, wie ich filr 'die Alkohole. Die Curve fir den Absorptionscoefficienten sinkt zuerst, wenn man Wasser zu Schwefelslure giesst , erreicht d a m ein Minimum und steigt zum Abnorptionscoefficienten des Wassers wieder auf. Das

~~

I) Nach Daur er, Jabreeber. d. Wiedner Communaloberrealechule 1880. p. 23 zuerst bestimmt von D e v i l l e , Ann. de chim. et de pbp. (3) 6. p. 129; Pogg. Ann. 67. p. 267. 1842.

2) Setschenow, Bull. de St. PBtemb. 22. p. 102. 18i8.

Absorption von CO, durch Alkohol. 43

Minimum liegt an der Stelle der grassten Wilrmeentwickelung und bei einem Procentgehalt, welcher der Zusammensetzung H,SO, + H,O, also dem ersten Hydrate der Schwefelsiure entspricht. Ueber die tibrigen Eigenschaften der Schwefel- sburegemische sind wir hider nicht im Besitz so ausgedehnter Meseungen, wie beim Alkohol. Von der Miechungewllrme haben wir schon gesprochen, sie ist der ReprLsentant der Eigenschaften, welche ihr Maximum der Abweichung beim ersten Hydrate der Schwefelslure haben, namlich llei HJO, oder 84 procentiger SchwefelsLure. Von den tibrigen Eigen- schaften liaben wir nur noch Untersuchungen tiber die Con- traction, welche bei 73,l Proc. oder dem Hydrate H,,80, am grossten ist, tiber die specifischen Gemische und die Siede- punkte, soweit ich habe ermitteln konnen. Die Bestimmung der letzteren scheint sehr unsicher zu sein, da durch die Dissociation des Hydrates der Siedepunkt sich verschiebt.

Die Erscheinung tritt bei den specifischen Gewichten ziemlich deutlich hervor. Dt~s Maximum der Abweichung liegt bei 86 Proc. Bei GO Proc. fangt die Differenz merk- wiirdigerweise an, negativ zu werden, dae negative Maximum liegt an keiner ausgezeichneten Stelle (bei 60 Proc.) Bei den Siedepunkten stimmt die Erscheinung nicht so gut. Das Maximum der Abweichung liegt bei 61 Proc. Die Abwei- chungen sind auffallend gross (102O im Maximum).

Es besteht also eine deutlich ausgesprochene Analogie zwischen verdlinntem Alkohol und verdtinnter Schwefelsaure. X u beiden FLllen zeigen sich zwei Maxima, resp. Minima, und diese entsprechen in beiden Fallen einer bestimmten chemischen Zusammensetzung, nbmlich bei Schwefelshre den Hydraten H,SO,b+ H,O und HaS0,+2H,0 und bei Alkohol den Formeln CaH,OH + 6Ha0 und C,H60H + 3€I,O. Ferner fallen zusammen bei beiden das Minimum des Absorptions- coijfficienten und das Maximum der Mischungswarme, und zwar rindet dies statt bei dem Procentgehalt, welcher den Zusammensetzungen C,H,OH + GH,O und H,W, + H,O ent- spricht. Die grosste Contraction des Volumens fiillt auf den Procentgehalt, der sich durch C,H,OH + 3Ha0 und H,SO, + 2H,O daretellen laS6t.

Physikalisches Institut der Univ. L eipzig. ____