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Rochleder : Ueber Aesczilin und Aesczilrtiii. Oli 112 32,56 33,09 344 100.00 100,00 Der etmas zu hoch gefundene Iiohlen- nnd Wasserstoff- gehalt stammt von einer Verunreinigung mit Telaescin offen- bar nb, welches mit dieser Substanz homolog nnd von mir aus der Aescinsiiure , dem Aphrodaescin und hrgyraescin der Samen dargestellt murde. Seine Zusammensetzung entspricht der Formel CSGHJOOLI. C34H28014 + 2HO = CI,H,,O4 + C ~ ~ ~ ~ ~ ~ O Ich habe schon vor einiger Zeit nachgemiesen, dass in den Samen statt den Verbindungen des Aescigenin (C,,H,,O,) bisweilen die entspreehenden Verbindungen von C,,H,80, vor- kommen. Wir sehen somit, dass in den Bliittern das Material ge- bildet mid, dessen Verbindungen wir in den Snmen antreffen. Die Menge dieser Substanz in den Bliittern ist iibrigens Busserst gering und betrug circa 0,5 Grm. auf 12 Yfunde von Bltittern. In der Wurzel der Tonnentilka erecta wurde im Labora- torium des Prof. Hln s i we t z derselbe Gerbstoff nachgewiesen, den ich in der ltosskastnnie aufgefnnden hsbe. In der Tor- mentilla ist er beglei t et von Chinovssiiure , die dsraus ent- steht, wie das Aescigenin in cler RossBastanie sich daraus bildet. Aescigenin , C,,H,,O,, untl Chinovasiinre , C,sH380s, stehen im nahen Znsnmrnenhnng , den festzuatellen ich mir zur Aufgabe gemacht habe. LVIII. Ueber A esculiit nncl Ae.rc.rrlefin. Von Dr. Friedrich Rochleder. (A. d. 57. Bde. d. Sitzb. (1. kaia. Aknd. d. Wissensch. zii Wen. April 1868.) Wird Aesculetin in Wasser vertheilt mit Natriumamal- gam behandelt, wKhrend ein rascher Strom yon Kohlensgure

Ueber Aesculin und Aesculetin

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Rochleder : Ueber Aesczilin und Aesczilrtiii.

Oli 112 32,56 33,09 344 100.00 100,00

Der etmas zu hoch gefundene Iiohlen- nnd Wasserstoff- gehalt stammt von einer Verunreinigung mit Telaescin offen- bar nb, welches mit dieser Substanz homolog nnd von mir aus der Aescinsiiure , dem Aphrodaescin und hrgyraescin der Samen dargestellt murde. Seine Zusammensetzung entspricht der Formel CSGHJOOLI.

C34H28014 + 2HO = CI,H,,O4 + C ~ ~ ~ ~ ~ ~ O ~ ~ . Ich habe schon vor einiger Zeit nachgemiesen, dass in

den Samen statt den Verbindungen des Aescigenin (C,,H,,O,) bisweilen die entspreehenden Verbindungen von C,,H,80, vor- kommen.

Wir sehen somit, dass in den Bliittern das Material ge- bildet m i d , dessen Verbindungen wir in den Snmen antreffen. Die Menge dieser Substanz in den Bliittern ist iibrigens Busserst gering und betrug circa 0,5 Grm. auf 12 Yfunde von Bltittern.

In der Wurzel der Tonnentilka erecta wurde im Labora- torium des Prof. Hln s i we t z derselbe Gerbstoff nachgewiesen, den ich in der ltosskastnnie aufgefnnden hsbe. In der Tor- mentilla ist er beglei t et von Chinovssiiure , die dsraus ent- steht, wie das Aescigenin in cler RossBastanie sich daraus bildet. Aescigenin , C,,H,,O,, untl Chinovasiinre , C,sH380s, stehen im nahen Znsnmrnenhnng , den festzuatellen ich mir zur Aufgabe gemacht habe.

LVIII.

Ueber A esculiit nncl Ae.rc.rrlefin. Von

Dr. Friedrich Rochleder. (A. d. 57. Bde. d. Sitzb. (1. kaia. Aknd. d. Wissensch. zii Wen. April 1868.)

Wird Aesculetin in Wasser vertheilt mit Natriumamal- gam behandelt, wKhrend ein rascher Strom yon Kohlensgure

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eingeleitet wird, urn die Fliissigkeit stets neutral zu erhalten, SO mandelt sich das Aesculetin, wie ich gezeigt habe, in Aes- corcin um GJ168, + H2 = +&H,Q,.

Diese Verwandlung ist analog den Uebergang von Aldehyd in Alkohol oder von salicyliger SBure in Saligenin unter Shnlichen Verhiiltnissen.

Die Behandlung von Aesculetin mit Natriumamalgam ohne Mitanwendung von liohlensiiure liefert ebenso \vie die Behandlung des Aesculetin niit Natriuniamalgam in saurer Lijsung amorphe, gusserst leich t verMnderliche Producte.

Anclerer Art ist die Vednderung, welche cias Aesculetin erleidet , wenn es iuit nascirendem Wasserstoff in cler Form vou Sesculiu zusammengebrrtcl~ t wiril.

Die Bereitnngsweise dieser Substanz, die ich Hydruesmh nennen will, ist folgencle :

In einen Glnscylinder bringt man eine zollhohe Schicht vou Qnecksilber und clarauf eiuen Brei von Aesculin, mie man ilin ilurch Erkalten einer gesKttigten , heissen , wasserigen Liisung von Aesculin erhiilt. Man tragt nun haselnussgrosse Stuclrc yon Natriuniamalgam nach und nach ein. Dns Aescu- Iio I6st sich auf nnd menn die Liisung erfolgt ist, neutralisirt man die Fltissigkeit mit Essigsaure, von der ein geringer Ueberscliuss nicht schndet , trcnnt das Quecksilber und die wasserige Fltissigkeit durch cinen Scheidetrichter und giesst letztcre tropfenweise unter Umriihren in wasserfreien Alkohol. Das Hydraesculin fd l t in voluminosen, weissen Blocken nieder, die, wenn nicht, ein grosser Ueberschuss von Alkohol da ist, zusammenballea und zu einer harzartigen Masse werden.

Der Iiijrper ist amoi-ph. Frisch dargestellt ist er weiss, nimnit aber an der Lnft einen Stich ins Gelbe und Rosenrothe an. In Wasser ist er Losserst leicht liislich, auch Ieicht Ios- lich in wasserhaltigeiu Weingeist. Seine Losungen werden durch Bleiessig gefallt. Wenclet man eine weingeistige Lij- sling des Hydraesculin und des Bleisnlzes an, so lbst sich der Niederschlag init Alkohol auswaschen, ohne sich merklich zu verbdern. Werden aber wasserige Losungen in Anwendung gebracht, so rothet sich der Niederschlag sehr schnell unter Saucrstoffaufnnhnie an der Luft.

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Ich habe keine Analyse des Hydraesculin gemacht. Seine Zusammensetzung ergiebt sich aus der seiner Spaltungspro- ducte, auch ist es schwer, die letzte Spur von essigsaurem Natron megzunehrnen, die der Korper bei der FBllung ein- schliesst.

So wie das Saligenin ohne Spaltuug durch Osydation in einen Iiorper ubergefuhrt werclen kanu , der in Zucker und salicylige SBure zerlegbar ist, so lHsst sich das Aesculin durch nascirenden Wasserstoff in Hydraesculin nrnwandeln , ohne Spaltung , und dieses Hydraesculin zerfiillt durch Siiuren in Zuclrer , der keine Veriinderung erlitten hat und in Hydraes- culetin.

Urn das Hy&aescule(in clarzustellen , rersetzt man eine concentrirte masserige Losung des Hydraesculin mit dem halben Volum starker Salzsiiure und ermgrmt das Gemisch in einer Schaale auf dem Wasserbade. Es beginnt sehr bald die Ahscheiduug von Krystsllcn dcs Hydrnesculetin , die voll- lrommen mciss sind. Milan liisst die Flussigkeit erkalten, sammelt diefirystalle auf einem Filter, wascht sie mit lraltem Wasser, in Clem sie sehwer liislich sind und trocknet sie iiber Schwefelsiiure.

Die ilhtterlauge, melche von diesen Partien abfiltrirt wurde, giebt bei weiterem Erwlirmen noch eine Portion von Hydraesculetin, die aber stets ein wenig gefiirbt erscheint. Die salzsaure Muttcrlauge , welche von den Krystallen abfil- trirt wnrtlc, enth5lt neben Spurcn von Kochsalz die game Menge des Zuclrers, welche neben Hydraesculetin sieh ge- bildet hat.

Das Hydraesculetin scheint im wasserhaltigen Zostande der Forwel B,,H,,8, entsprechend zusammengesetzt zu sein. Die lufttrockene Substanz gab bei der Analyse Zahlcn, nelche dieser Formel naheaa entsprechen und nur einen kleinen Ueberschuss von Wasser ergsben. Trocknet man dngegen das Hyclraesculetin , urn diese geringe Wassermenge zu ent- fernen, so geht mehr Wasser hinmeg.

Bei 1200 C. in einem Strom von Kohlenssure getrock- netes Hydraesculetin gab folgende Zahlen :

0,164 lieferten 0,3508 Koblenslure und 0,0635 Wasser.

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Rochleder : Ueber Bescrdi?b iincl Aeesculetin. 391 Mer. Gef.

4336 432 58,14 58,32 H31 31 4,17 4,30 eli,~ 280 37,69 37,38

743 100,00 100,oo

Erst bei llngereni Trocknen der Substanz bei 1500 C. in eineni Strom von Kohlensaure wurde dieselbe trocken erhnlten.

Die beiden Analysen wurden mit Material ausgefuhrt, welches aus verschiedencn Darstellungen hcrstammte.

I. 0,2054 gabcn 0,443 Kohlensiiure und 0,0797 Wasser. 11. 0,2367 gaben 0,5087 Kohlensiiure und 0,0935 Wasser.

Gef.

I. 11. Ber. c4.h~-

S36 432 58,86 58,82 58,61 Us0 30 4,09 4,31 4,39 8 1 7 272 37,05 36,S7 37,OO

731 200,oo 100,00 100,00

Xi t Aetznuinionialrfliissigkeit iibergossen wird cliese Sub- stanz sogleich ruth gelarbt uncl dieseFarbe geht bald in Blau iiber, es zeigt sich aber, dnss hier ausser Aescorcein auch ein zmeiter Korper gebildet wird , der farblos und lrrystallinisch ist und den ich bis jetzt noch nicht nsher untersucht habe.

Es ist demnach wnhrscheinlich das Hydraesculetin als eine Verbindung von Aescorcin mit einem zweiten Kijrper an- znsehen , welcher vielleicht der Formel 8,8H,,0, in seiner Zusnmmensetzung entspricht.

In Knlilauge oder Natronlauge lijst sich das Hydraescu- letin in der KBltc langsam mit griinlicher Farbe, beim Er- wiirmen in grosser Menge. Die griine Fliissigkeit wird dunkel- gelb beim Sieden, an der Luft unter Aufnahme yon Sauerstoff schmutzig roth. Durch Erhitzen wird das Hydraesculetin zerstort. Es geht etwas Wasser, eine Spur theerartiger Sab- stttnz weg uncl es bleibt eine sehr grosse Menge leichter, volumintiser Kohle. Man erh%lt nur Spuren einer in ktirnigen Krystallen subliruirten Substanz, die vielleicht unverandertes Hydraesculetin ist.

Es ist moglic>h, dass dns bei 1500 C. getrocknete Hydr- mculetin bei hoherer Temperatur noch Wasser verliert und ~ L ~ E ~ I , O S wird. Allein das Austreiben von mehr Wasser als

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392 Rochleder : Ueber die Kappseln der Rosskastanienfruc htc.

bei 1500 C. sich entfernen Iasst) gelingt erst bei einer Tem- perntur ) bei welcher die Substanz beginnt sich briiunlich zu fiirben und zu zersetzen. Das Aesculin giebt niit nascirendem Wasserstoff zwei Verbindungen, dns Aescorcin = 8,H,84 und das Hydraesculetin e , ,H, ,0 , , wie das Chinon zwei Hydro- chinone giebt) die in ilirer Zusammensetzung dieselbe Be- ziehnng zeigen. Man kiinnte das Aesculetin, 8,H,8,, als eine mit Chinan hamologe Verbindung e ,HGO, (Chinon = e6H4€l2) ansehen, iu der 2H durch 2(8B8) substituirt sincl. Allein clas Verhalten dcs Aeseorcin und Hydraesculetin sprechen nicht fur diese Beziehung.

LIX.

Ueber die Kapselii cler Ross kas t aiiieiifriicht e.

Dr. Friedrich Rochleder.

(A. d. 57. Bde. d. Sitzungsber. d. knis. Akad. d. Wissensch. zii Wien.

Ich habe schon vor Iangerer Zeit erwiilint, dnss die Kap- seln cler reifen Friich te von Aesculus H@pocuslanztm denselben Gerbstoff (= 8 , , T I , ~ 0 6 ) enthalten, cler sich auch in nnderen Theilen der Pflanze vorfindet, dass in nianchen Jahren ) aber verltaltnissmassig selten , sich noch einc krystallisirte Saure vorfindet, die ich Capsulaescinsiiure genannt hnbe. Sie unter- scheidet sich in ihrer Zusnrnmensetzung , welche durch die Formel €13H,,09 ausgeclriickt wird, durch ein Plus von zmei Atomen Sauerstoff von dem Gerbstoff cler Ihstanien, zeigt fast alle Beactionen der Gallussaure und ist hiichst mahrschein- lich eine (rnit der dreifach scetylirten Gnllnssiinre isomere) Verbindung von Gallussiiure mit Phloroglucin. Ausserdem enthalten die Kapselu noch zmei Stoffe in xiemlicher Menge, von denen hier die Rede sein soll.

Rocht man die zerlrleinerten Kapseln reifer Friichte mit Weingeist (von circa 50 p.C. Alkoholgehalt) u d versetzt dns Deeoct mit Bleizucker , so entsteh t ein volumin6ser Nieder- schlag , der Capsulaescinsaure, wenn solche im Decoct ent-

Van

1868.)