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[ Zeitscbrlft fur angewandte Cbnmle 292 Vereine und Versammlungen - Neue Biicher - Personalnachrichten erst der Anfang ausgedehnter systematischer Forschungen zum Zweck der Qualittltssteigerung von Steinzeug, deren Endziel es ist, fiir jede besondere Verwendung und fIir jedes neue chemische und mechanische Verfahren gerade die keramische Spezialmasse zur Verfiigung zu haben, die den gestellten Sonderanspriichen am vorteilhaftesten dient und dadurch auch die Enlwicklung der chemischen Industrie am besten f6rdert. [A. 91.1 I Aus Vereinen und V ersamzI Deutsche Keramische Ciesellschaft. Hauptversammlung vom 3.-6. Juni 1923 zu Bad Blankenburg (Thiiringer Wald). Auszug aus der Tagesordnung: Montag, 4. 6. Hauptversammlung. Dienstag, 5. 6. Vortriige: Dr. F a b er , Leipzig : ,, Braunkohiengas und seine Verwendung in der keramischen Industrie". Dr.-Ing. B. B e t z e 1, H6hr : .. Der masciiinentechnische Unterricht an der keramischen Fachschuie und seine duswertung fur die Praxi.P. Prof. Dr. G. Keppeler, Hannover: ,,uber die Beziehungen zwischen der Zusammensetzung und der chemischen Widerstands- fihigkeit von Giasern". Prof. Dr. Hackeloer von Kabbinghoff, tK6ppelsdorf: ,,Die Feldspatsorten des Handeis, ihre Verunreinigungen und ihre Ver- wendbarkeit in der Porzeiianindustrie". Prof. Dr. R. Rieke, Charlottenburg: ..Untersuchungen an deutschen Kaolinen". Mitt w o c h , 6. 6. Ausfluge, Fabrikbesichtigungen. I Neue Biicher. ~ ~~ ~~ ~ Chemie. Von Dr. Ferd. Hoffmann und M. Paradies. Selbst- unterrichtsbriefe in Verbindung mit eingehendem Fernunterricht. Methode Rustin. Verlag von Bornel3 & Hachfeld, Potsdam und Leipzig. Wer davon iiberzeugt ist, daI3 Naturwissenschaften nicht gelernt werden k6nnen, sondern erfahren werden miissen, der steht chemischen Unterrichtsbriefen skeptisch gegeniiber. Zweifellos ist aber das Be- diirfnis nrlch chemischer Belehrung gr6lder als die Mtiglichkeit, sich chemische Kenntnisse durch praktische Kurse zu erwerben, und, wie Liebigs .Chemische Briefe" und Lassar-Cohns ,,Chemie im tlglichen Leben" beweisen, k6nnen die Haupttatsachen aus der Chemie doch so anschaulich und verstiindlich dargestellt werden, daS sie einen grol3en Leserkreis finden. In d e n vorliegenden Lieferungswerk des Rustinschen Lehrinstituts in Potsdam werden nun neben dem Lehr- stoff die Versuche kurz beschrieben, die die Grundlage fur die Unter- weisungen abgeben sollen, und die der chemieunkundige Leser wohl tunlichst selbst ausfiihren soll. Durch Wiederholungsaufgaben und aus dem Gelernten selbstsindig zu l6sende Aufgaben, die sich an jeden Ab- schnitt anschlieSen, kann der Leser sich selbst Rechenschaft dariiber ablegen, wie weit er das bearbeitete Gebiet verstanden hat. Am Schlusse einer jeden der acht Lieferungen wird eine gr6Dere zusammen- hlngende Aufgabe gestellt, die schriftlich zu beantworten und an das Ru s t i n sche Institut einzusenden ist ; dieses sendet sie nach Durch- sicht an den Bearbeiter zuriick und veranlat ihn, Falsches zu be- richtigen . Die Darstellung ist anschaulich, sie kniipft vor allem an die Chemie des Alltags an und bringt davon wie vor allem auch von der Technik und der Theorie nur das Wichtigste. Dem Zweck des Werkchens ent- spricht auch die Stoffanordnung, die pldagogische Erfahrung deutlich erkennen 1aSt. Die Begriffe Molekiil und Atom kommen jedoch noch zu friih an einer Stelle, an der sie noch zu wenig experimentell be- griindet sind. Bei den Versuchen iiber das Anziinden von Wasserstoff und die Reaktion von Kalium auf Wasser sollten VorsichtsmaSregeln k u n angegeben sein. Die Wahl der iiblichen Synthese von Schwefel- eisen aus den Elementen als Versuch zur Begriindung des Gesetzes von der Erbaltung des Stoffes erscheint mir wenig gliicklich. Gegen die Heranziehung der Elektrolyse des Wassers zur Feststellung seiner quantitativen Zusammensetzung ist so oft geschrieben worden, daf3 der Versuch in diesem Zusammenhange aus den Lehrbiichern ver- schwinden sollte. Das Brinsche Verfahren zur Sauerstoffdarstellung a19 das gebrauchlichste zu bezeichnen und die Weltproduktion an Roh- eisen auf 40 Mill. t anzugeben, wovon auf Deutschland 8 Mill. t ksmen, geht nicht an. L. Doermer [BB. 1021 Die gegenwllrtige Krisis in der deutschen Physik. Von J. Stark. Leipzig 1922. Barth. Grundzahl 0,8 Wenn das Vorwort zu der nur 32 Seiten langen Flugschrift mit den Worten beginnt: .Die deutsche Physik macht gegenwilrtig eine Krisis durch", so ist diese lapidare Feststellung auch ftir denjenigen, der den Bezirken der exakten Naturwissenschaft ferner steht, kaum eine ffberraschung mehr. Es kann die Frage gestellt werden, ob die Ent- stehung einer solchen Krisis durch den historischen Gang der Natur- forschung zwangslaufig begrtindet ist. Man k6nnte etwa denken, daD wieder einmal, wie schon 6fter in der Geschichte der Naturwissen- schaften, der Fall vorliegt, dai3 eine Theorie mit ihren Konsequenzen zu Widerspriichen fiihrt, und daf3 nun ein Warner, der das Ende dieser wissenschaftlichen Sackgasse schon von weitem zu sehen vermeint, seine Stimme erhebt. Man konnte Herrn Sfark unter Umstlnden fur solche Mahnworte, ihre eingehende Begrundung, etwaige Bei- lieferung sachlichen Materials und womoglich gar fiir den Hinweis auf einen Ausweg aus der vermeintlichen Sackgasse dankhar sein. Die Durchmischung der Starkschen Ausfiihrungen mit der Erwiihnung von Einsteins Reise nach Frankreich und der Berufung Nernsts zum Prtisidenten der Physikalisch - Technischen Reichsanstalt u. a. m. kann aber doch den Eindruck begiinstigen, als ob mit derlei Dingen unn6tig Raum fiir sachliche Auseinandersetzungen fort- genommen ist. Denn was hahen die erwllinten Vorkommnisse mit den Hauptfragen der Streitschrift zu tun? Diese Hauptfragen sind die Relativitatstheorie und die Quantentheorie. Schon in den Kapitel- iiberschriften wirft er der ersteren die fur sie getriebene Propaganda und der zweiten ihren Dogmatismus vor. Beides sind ihm Erschei- nungen, die er fur die von ihm erwiinschten Ziele und Richtungen in der modernen Physik als zweckentsprechend nicht anerltennt. Wer vermag zu sagen, ob S t a r k mit seinen Ansichten im Recht ist? In der Wissenschaft ist die Majoritat zwar nicht entscheidend, aber S t a r k sowohl, wie Ph. Lenard, welchem Stark seine Flugschrift zuni sechzigsien Geburtstag gewidmet hat, und der als dcr andere Hufer im Streite zu gelten hat, werden sich dariiber klar sein, daW sie zur- zeit unzweifelhaft die Minderheit der Meinungen vertreten. K. Herrmann. [BB. 250.1 Cber Ather und Urlther. Von 1 ' . L e n a rd. Hirzel, Leipzig Die Broschiire stellt eine Neubearbeitung der Veroffentlichung in S t a r k s Jahrbuch von 1920 dar. 1)ie be1iannterni;iBen ;iblelinc~ntlc Slellung des Autors gegeniiber der Relativitiitstheorie erfordert eine Untersuchung, inwieweit sich die Ergebnisse der letzteren nus an- schaulicheren, niclitrelativistischen Vorstellungen ableiten lnssen. I)ic xugrundegelegte Auffassung benutzt neben dem an der Materie haften- den und rnit ihr bewegten Ather einen im Universum ruhenden Ur- ather. Die Fortbewegung der Lichtquanten erfolgt rnit Lichtgeschv in- diglieit, und zwar bei der Emission bezogen auf den Ather des emittierenden Korpers, in geniigender Entfernung von diesem jedocli bezogen auf den Uriither. Damit lassen sich die bekannten Wider- spriiche, zu denen die Aberration, der Michelsonversuch usw. fuhren, beseitigen, ohne daiJ man zu relativistischen Gedankenglngen ge- zwungen ist. - Die Beziehung zwischen Masse und Energie des Elek- trons (Hasenohrl) folgt aus der Verknupfung des Maxwellschen Lidit- drucks mit den klassischen Prinzipien der Mechanik. Die sogenannie ,,Relativitltskorrelitur" der Masse ergibt sich, wenn man im Galilei- schen Grundgesetz allgemeiner die Masse und die Kraft als Funktionen der Geschwindigkeit ansetzt. Die Betrachtungen fuhren zu experimentell zuganglichen Vet.- suchen, die zwischen der hier vertretenen Auffassung und der li?- lativitatstheorie zu entscheiden gestatten. Die Kotverschiebung sollte danach nicht existieren, die Verschiebung des Merkurperihels nur 7" im Jahrhundert betragen, wenn man von Seeligerschen Masseii qbsieht. Die Fragen der fiberlichtsgeschwindigkeit und der Lorentz- kontraktion erhalten eine andere Releuchtung. Die sehr knapp gehaltenen Betrachtungen konnen und wollen naturlich nicht eine definitive Losung aller dieser sch\vebentlen Fragen bringen. Lavsen wir das Experiment sprechen! 1921. K. Bennewitz. [RB. 214.1 1 Personal- und Hochschulnachrichten. I Privatdozent M. P o l a n y wurde zum Vorstand der physikalisch- chemischen A bteilung und zum wissenschaftlichen Mitglied des Kaiser-Wilhelm-Instituts fur Faserstoffchemie gewahlt. Es wurden ernannt: Dr. phil. Kempf, wissenschaftlicher Hilfs- wbeiter bci der Chemisch-Technischen Reichsanstalt, zum Regierungs- rat; Dr. M. P e r a r d zum Prof. der Agrikulturchemie und organischen Chemie an der Central School of Arts and Manufactures, Paris; C. B. Zarpenter, A. W. Thomas und J. E. Z a n e t t i zu a. 0. Professoren ier Chemie an der Universitat Columbia. Prof. E. O"eiI1 ist vom Lehrstuhl der anorganischen Chemie an ler Universitat California zuriickgetreten. Gestorben sind: Prof. P. N. Arata, Pharmazeut und Prof. der Zhemie an der UniversitZLt Buenos Aires. - Chemiker 0. Band- nann, Beuthen. - Prof. Dr. phil. Dr.-Ing. e. h. Hans Goldschmidt im 20. 5. in Baden-Baden durch Herzschlag. - Prof. Dr. F. Neger, 3rdinarius fiir Bolanik an der Technischen Hochschule Dresden und Xrektor des dortigen Botanischen Gartens, im 54. Lebensjahre. - Dr. G. F. P a x n e , Chemiker und Pharmazeut in Atlanta, Ga., am 18.4., 70 Jahre alt. - Chemiker Dr. K. P o p p , Inh. der Firma C. Krieger & Co. Yachfolger, Koblenz. - Cand. chem. F. Weidauer, Loschwitz. - VdrO chsmle 0. m. b. Lelpatg. - Vermtwortlioher Schriftlelter Prof. h. A. Bin& Berlin. - Dmok von J. B. Hirschfeld (A. Prfes) h Leipzip.

Über Äther und Uräther. Von P. Lenard. Hirzel, Leipzig 1921

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[ Zeitscbrlft fur angewandte Cbnmle

292 Vereine und Versammlungen - Neue Biicher - Personalnachrichten

erst der Anfang ausgedehnter systematischer Forschungen zum Zweck der Qualittltssteigerung von Steinzeug, deren Endziel es ist, fiir jede besondere Verwendung und fIir jedes neue chemische und mechanische Verfahren gerade die keramische Spezialmasse zur Verfiigung zu haben, die den gestellten Sonderanspriichen am vorteilhaftesten dient und dadurch auch die Enlwicklung der chemischen Industrie am besten f6rdert. [A. 91.1

I Aus Vereinen und V e r s a m z I Deutsche Keramische Ciesellschaft.

Hauptversammlung vom 3.-6. Juni 1923 zu Bad Blankenburg (Thiiringer Wald).

Auszug aus der Tagesordnung: Montag, 4. 6. Hauptversammlung. Dienstag, 5. 6. Vortriige: Dr. Fa b e r , Leipzig : ,, Braunkohiengas und seine Verwendung

in der keramischen Industrie". Dr.-Ing. B. B e t z e 1, H6hr : .. Der masciiinentechnische Unterricht

an der keramischen Fachschuie und seine duswertung fur die Praxi.P.

Prof. Dr. G. Keppeler , Hannover: ,,uber die Beziehungen zwischen der Zusammensetzung und der chemischen Widerstands- fihigkeit von Giasern".

Prof. Dr. Hackeloer von Kabb inghof f , tK6ppelsdorf: ,,Die Feldspatsorten des Handeis, ihre Verunreinigungen und ihre Ver- wendbarkeit in der Porzeiianindustrie".

Prof. Dr. R. Rieke, Charlottenburg: ..Untersuchungen an deutschen Kaolinen".

Mitt w o c h , 6. 6. Ausfluge, Fabrikbesichtigungen.

I Neue Biicher. ~ ~~ ~~ ~

Chemie. Von Dr. Ferd. Hof fmann und M. Paradies. Selbst- unterrichtsbriefe in Verbindung mit eingehendem Fernunterricht. Methode Rust in . Verlag von Bornel3 & Hachfeld, Potsdam und Leipzig.

Wer davon iiberzeugt ist, daI3 Naturwissenschaften nicht gelernt werden k6nnen, sondern erfahren werden miissen, der steht chemischen Unterrichtsbriefen skeptisch gegeniiber. Zweifellos ist aber das Be- diirfnis nrlch chemischer Belehrung gr6lder als die Mtiglichkeit, sich chemische Kenntnisse durch praktische Kurse zu erwerben, und, wie Liebigs .Chemische Briefe" und Lassar-Cohns ,,Chemie im tlglichen Leben" beweisen, k6nnen die Haupttatsachen aus der Chemie doch so anschaulich und verstiindlich dargestellt werden, daS sie einen grol3en Leserkreis finden. In d e n vorliegenden Lieferungswerk des Rustinschen Lehrinstituts in Potsdam werden nun neben dem Lehr- stoff die Versuche kurz beschrieben, die die Grundlage fur die Unter- weisungen abgeben sollen, und die der chemieunkundige Leser wohl tunlichst selbst ausfiihren soll. Durch Wiederholungsaufgaben und aus dem Gelernten selbstsindig zu l6sende Aufgaben, die sich an jeden Ab- schnitt anschlieSen, kann der Leser sich selbst Rechenschaft dariiber ablegen, wie weit er das bearbeitete Gebiet verstanden hat. Am Schlusse einer jeden der acht Lieferungen wird eine gr6Dere zusammen- hlngende Aufgabe gestellt, die schriftlich zu beantworten und an das Ru s t i n sche Institut einzusenden ist ; dieses sendet sie nach Durch- sicht an den Bearbeiter zuriick und veranlat ihn, Falsches zu be- richtigen .

Die Darstellung ist anschaulich, sie kniipft vor allem an die Chemie des Alltags an und bringt davon wie vor allem auch von der Technik und der Theorie nur das Wichtigste. Dem Zweck des Werkchens ent- spricht auch die Stoffanordnung, die pldagogische Erfahrung deutlich erkennen 1aSt. Die Begriffe Molekiil und Atom kommen jedoch noch zu friih an einer Stelle, an der sie noch zu wenig experimentell be- griindet sind. Bei den Versuchen iiber das Anziinden von Wasserstoff und die Reaktion von Kalium auf Wasser sollten VorsichtsmaSregeln k u n angegeben sein. Die Wahl der iiblichen Synthese von Schwefel- eisen aus den Elementen als Versuch zur Begriindung des Gesetzes von der Erbaltung des Stoffes erscheint mir wenig gliicklich. Gegen die Heranziehung der Elektrolyse des Wassers zur Feststellung seiner quantitativen Zusammensetzung ist so oft geschrieben worden, daf3 der Versuch in diesem Zusammenhange aus den Lehrbiichern ver- schwinden sollte. Das Brinsche Verfahren zur Sauerstoffdarstellung a19 das gebrauchlichste zu bezeichnen und die Weltproduktion an Roh- eisen auf 40 Mill. t anzugeben, wovon auf Deutschland 8 Mill. t ksmen, geht nicht an. L. Doermer [BB. 1021

Die gegenwllrtige Krisis in der deutschen Physik. Von J. Stark. Leipzig 1922. Barth. Grundzahl 0,8

Wenn das Vorwort zu der nur 32 Seiten langen Flugschrift mit den Worten beginnt: .Die deutsche Physik macht gegenwilrtig eine Krisis durch", so ist diese lapidare Feststellung auch ftir denjenigen, der den Bezirken der exakten Naturwissenschaft ferner steht, kaum eine ffberraschung mehr. Es kann die Frage gestellt werden, ob die Ent-

stehung einer solchen Krisis durch den historischen Gang der Natur- forschung zwangslaufig begrtindet ist. Man k6nnte etwa denken, daD wieder einmal, wie schon 6fter in der Geschichte der Naturwissen- schaften, der Fall vorliegt, dai3 eine Theorie mit ihren Konsequenzen zu Widerspriichen fiihrt, und daf3 nun ein Warner, der das Ende dieser wissenschaftlichen Sackgasse schon von weitem zu sehen vermeint, seine Stimme erhebt. Man konnte Herrn S fa rk unter Umstlnden fur solche Mahnworte, ihre eingehende Begrundung, etwaige Bei- lieferung sachlichen Materials und womoglich gar fiir den Hinweis auf einen Ausweg aus der vermeintlichen Sackgasse dankhar sein. Die Durchmischung der Starkschen Ausfiihrungen mit der Erwiihnung von E i n s t e i n s Reise nach Frankreich und der Berufung Nerns t s zum Prtisidenten der Physikalisch - Technischen Reichsanstalt u. a. m. kann aber doch den Eindruck begiinstigen, als ob mit derlei Dingen unn6tig Raum fiir sachliche Auseinandersetzungen fort- genommen ist. Denn was hahen die erwllinten Vorkommnisse mit den Hauptfragen der Streitschrift zu tun? Diese Hauptfragen sind die Relativitatstheorie und die Quantentheorie. Schon in den Kapitel- iiberschriften wirft er der ersteren die fur sie getriebene Propaganda und der zweiten ihren Dogmatismus vor. Beides sind ihm Erschei- nungen, die er fur die von ihm erwiinschten Ziele und Richtungen in der modernen Physik als zweckentsprechend nicht anerltennt. Wer vermag zu sagen, ob S t a r k mit seinen Ansichten im Recht is t? In der Wissenschaft ist die Majoritat zwar nicht entscheidend, aber S t a r k sowohl, wie Ph. Lenard, welchem S t a r k seine Flugschrift zuni sechzigsien Geburtstag gewidmet hat, und der als dcr andere Hufer im Streite zu gelten hat, werden sich dariiber klar sein, daW sie zur- zeit unzweifelhaft die Minderheit der Meinungen vertreten.

K. Herrmann. [BB. 250.1

Cber Ather und Urlther. Von 1'. L e n a rd . Hirzel, Leipzig

Die Broschiire stellt eine Neubearbeitung der Veroffentlichung in S t a r k s Jahrbuch von 1920 dar. 1)ie be1iannterni;iBen ;iblelinc~ntlc Slellung des Autors gegeniiber der Relativitiitstheorie erfordert eine Untersuchung, inwieweit sich die Ergebnisse der letzteren nus an- schaulicheren, niclitrelativistischen Vorstellungen ableiten lnssen. I)ic xugrundegelegte Auffassung benutzt neben dem an der Materie haften- den und rnit ihr bewegten Ather einen im Universum ruhenden Ur- ather. Die Fortbewegung der Lichtquanten erfolgt rnit Lichtgeschv in- diglieit, und zwar bei der Emission bezogen auf den Ather des emittierenden Korpers, in geniigender Entfernung von diesem jedocli bezogen auf den Uriither. Damit lassen sich die bekannten Wider- spriiche, zu denen die Aberration, der Michelsonversuch usw. fuhren, beseitigen, ohne daiJ man zu relativistischen Gedankenglngen ge- zwungen ist. - Die Beziehung zwischen Masse und Energie des Elek- trons (Hasenohrl) folgt aus der Verknupfung des Maxwellschen Lidit- drucks mit den klassischen Prinzipien der Mechanik. Die sogenannie ,,Relativitltskorrelitur" der Masse ergibt sich, wenn man im Galilei- schen Grundgesetz allgemeiner die Masse und die Kraft als Funktionen der Geschwindigkeit ansetzt.

Die Betrachtungen fuhren zu experimentell zuganglichen Vet.- suchen, die zwischen der hier vertretenen Auffassung und der li?- lativitatstheorie zu entscheiden gestatten. Die Kotverschiebung sollte danach nicht existieren, die Verschiebung des Merkurperihels nur 7" im Jahrhundert betragen, wenn man von Seeligerschen Masseii qbsieht. Die Fragen der fiberlichtsgeschwindigkeit und der Lorentz- kontraktion erhalten eine andere Releuchtung.

Die sehr knapp gehaltenen Betrachtungen konnen und wollen naturlich nicht eine definitive Losung aller dieser sch\vebentlen Fragen bringen. Lavsen wir das Experiment sprechen!

1921.

K. Bennewitz. [RB. 214.1

1 Personal- und Hochschulnachrichten. I Privatdozent M. Po lany wurde zum Vorstand der physikalisch-

chemischen A bteilung und zum wissenschaftlichen Mitglied des Kaiser-Wilhelm-Instituts fur Faserstoffchemie gewahlt.

E s w u r d e n e r n a n n t : Dr. phil. Kempf, wissenschaftlicher Hilfs- wbeiter bci der Chemisch-Technischen Reichsanstalt, zum Regierungs- rat; Dr. M. Pe ra rd zum Prof. der Agrikulturchemie und organischen Chemie an der Central School of Arts and Manufactures, Paris; C. B. Zarpenter, A. W. Thomas und J. E. Z a n e t t i zu a. 0. Professoren ier Chemie an der Universitat Columbia.

Prof. E. O"eiI1 ist vom Lehrstuhl der anorganischen Chemie an ler Universitat California zuriickgetreten.

Ges to rben s ind : Prof. P. N. Ara t a , Pharmazeut und Prof. der Zhemie an der UniversitZLt Buenos Aires. - Chemiker 0. Band- n a n n , Beuthen. - Prof. Dr. phil. Dr.-Ing. e. h. Hans Goldschmidt im 20. 5. in Baden-Baden durch Herzschlag. - Prof. Dr. F. Neger, 3rdinarius fiir Bolanik an der Technischen Hochschule Dresden und Xrektor des dortigen Botanischen Gartens, im 54. Lebensjahre. - Dr. G. F. Paxne , Chemiker und Pharmazeut in Atlanta, Ga., am 18.4., 70 Jahre alt. - Chemiker Dr. K. Popp , Inh. der Firma C. Krieger & Co. Yachfolger, Koblenz. - Cand. chem. F. Weidauer , Loschwitz. -

VdrO chsmle 0. m. b. Lelpatg. - Vermtwortlioher Schriftlelter Prof. h. A. Bin& Berlin. - Dmok von J. B. Hirschfeld (A. Prfes) h Leipzip.