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1646 steinsaureiithern identische Weinsaarederivate erhalt oder nicht. Die auf diesem Wege erhaltenen Kijrper sollen alsdann verglichen werden mit den direct aus Weinsaure bereiteten Aethern. In welcher Weise sich die etwaigen Resuitate zu Schluesen iiber die Constitution der Fumar- und Malei’nsaure verwerthen lasseu, werde ich erst discutiren, wenn ich die in dieser Mittheilung angedeuteten Versuche ausgefiihrt haben werde. Bonn, den 8. August 1878. 431. C. Graebe: Ueber Alizarinblau. (Eingegaugeu am 21. August.) Im Anschluss an die Notiz‘) uber Alizarinblau, in der ich die Entdeckung und die Eigenschaften dieses neuen Farbstoffs besprach, theile ich im Folgenden die bisher zum Abschluss gekommenen ana- lytischen Resultate mit. Die Arlalysen des Alizarinblaus ergaben Zahlen, die am Besten der Formel C, ,H,NO, entsprechen; doch liessen dieselben immerhin :ruch die Annahme von C,,H,NO, zu, da nur der StickstoEgehalt erheblich verschieden ist und die fiir dieses Element gefundenen Werthe in der Mitte zwischen den fiir beide Formeln berechneten stehen. Es war deshalb wichtig zn versuchen, das Alizarinblau auf den demselben zu Grunde liegenden Kohlenwasserstoff oder wenigstens sauerstofffreien Kiirper zuriiekzufiihren. Wie beim Alizarin ergab sich auch hierbei, dass das Erhitzen mit Zinkstaub der geeignete Weg ist, urn die Muttersubstariz des Farbstoffs zu erhalten. Das Alizarinblau liefert eine Base von der Formel C,,H,, N, und es unterliegt daher keinem Zweifel, dass auch das erstere 17 Atome Kohlenstoff enthalt und demvelben die Zusammensetzung C, ,H,NO, zukommt. Ob die- selbe vielleicht zu verdoppeln ist, lasse ich noch unentschieden, doch liegt vorllutig kein Grund dafur vor. Nach dem erhaltenen Resultat wirkt das Glycerin b&m Erhitzen mit Nitroalizarin und Schwefelsiiure nicht nur reducirend, sondern es bewirkt gleichzeitig eine h6chst wunderbare Synthese. Dieselbe llsst sich durch folgende Gleichung veranschaulichen: C,,H70,(N0,)+C,H,03 = C,,H,NO, +3H20+20. In welcher Form der Sauerstoff bei dieser Reaction auftritt, hoffe ich durch specie11 auf diesen Zweck hinzielende Versuche zu ermitteln. Jedenfalls ist es die Nitrogruppe, welche ihren Sauerstoff rerliert, da das Alizarinblau nicht nur, wie friiher angegeben, mit Basen Salze bildet, sondern sich auch mit SLuren vereinigt. Mit Schwefelsaure 1) Diese Berichte XI, 522.

Ueber Alizarinblau

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steinsaureiithern identische Weinsaarederivate erhalt oder nicht. Die auf diesem Wege erhaltenen Kijrper sollen alsdann verglichen werden mit den direct aus Weinsaure bereiteten Aethern.

In welcher Weise sich die etwaigen Resuitate zu Schluesen iiber die Constitution der Fumar- und Malei’nsaure verwerthen lasseu, werde ich erst discutiren, wenn ich die in dieser Mittheilung angedeuteten Versuche ausgefiihrt haben werde.

B o n n , den 8. August 1878.

431. C. Graebe: Ueber Alizarinblau. (Eingegaugeu am 21. August.)

Im Anschluss an die Notiz‘) uber Alizarinblau, in der ich die Entdeckung und die Eigenschaften dieses neuen Farbstoffs besprach, theile ich im Folgenden die bisher zum Abschluss gekommenen ana- lytischen Resultate mit.

Die Arlalysen des Alizarinblaus ergaben Zahlen, die a m Besten der Formel C, ,H,NO, entsprechen; doch liessen dieselben immerhin :ruch die Annahme von C, ,H,NO, zu, da nur der StickstoEgehalt erheblich verschieden ist und die fiir dieses Element gefundenen Werthe in der Mitte zwischen den fiir beide Formeln berechneten stehen. Es war deshalb wichtig zn versuchen, das Alizarinblau auf den demselben zu Grunde liegenden Kohlenwasserstoff oder wenigstens sauerstofffreien Kiirper zuriiekzufiihren. Wie beim Alizarin ergab sich auch hierbei, dass das Erhitzen mit Zinkstaub der geeignete Weg ist, urn die Muttersubstariz des Farbstoffs zu erhalten. Das Alizarinblau liefert eine Base von der Formel C , , H , , N, und es unterliegt daher keinem Zweifel, dass auch das erstere 17 Atome Kohlenstoff enthalt und demvelben die Zusammensetzung C, ,H,NO, zukommt. Ob die- selbe vielleicht zu verdoppeln ist, lasse ich noch unentschieden, doch liegt vorllutig kein Grund dafur vor.

Nach dem erhaltenen Resultat wirkt das Glycerin b&m Erhitzen mit Nitroalizarin und Schwefelsiiure nicht nur reducirend, sondern es bewirkt gleichzeitig eine h6chst wunderbare Synthese. Dieselbe l lss t sich durch folgende Gleichung veranschaulichen:

C , , H 7 0 , ( N 0 , ) + C , H , 0 3 = C, ,H ,NO, + 3 H 2 0 + 2 0 . In welcher Form der Sauerstoff bei dieser Reaction auftritt, hoffe

ich durch specie11 auf diesen Zweck hinzielende Versuche zu ermitteln. Jedenfalls ist es die Nitrogruppe, welche ihren Sauerstoff rerliert, d a das Alizarinblau nicht nur , wie friiher angegeben, mit Basen Salze bildet, sondern sich auch mit SLuren vereinigt. Mit Schwefelsaure

1) Diese Berichte XI, 522.

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und Salzsaure liefert es roth gefiirbte Nadeln, welche nur bei Ueber- schuss ron Saure bestiindig sind und durch Auswaschen mit Wasser zerlegt werden. Dass die beiden Hydroxylgruppen des Nitroalizarins in dem Blau noch erhaltenen sind, dafiir spricht die Analyse des Silbersalzes, welches man ale blauen in Wasser unliislichen Nieder- schlag erhalt.

Die oben erwiihnte Base C , , H , , N , habe ich durch otarkes Er- hitzen von Alizarinblau mit der zehnfachen Menge Zinkstaub in Glas- retorten dargestellt. Die Anwendung von Riitiren mit vorgelegtem, unvermischteni Zinkstaub, wie es beim Alizarin zweckmassig ist, bat beim Blau keinen Vorzug. Die Ausbeute an neuer Base war nie eine reichliche, doch wurde sie direct fast absolut rein gewonnen. Durch Auflosen in heisser verdiinnter Salzsaure, Fallen des Filtrats mit Ammoniak und Umkrystallisiren aus Alkohol erhalt man sie frei Ton den geringen Mengen anderer Kiirper.

Sie krystallisirt in Blattclien oder Tafeln , die haufig eine etwas braunliche Farbe annehmen. Sublimirt bildet sie ganz farblose Blatt- chen. Sie lost sich leicht in Alkohol und Aether, nicht in Wasser. Ibre Liisungen besitzen namentlich in verdiinntem Zustande eine schiine blaue Fluorescenz. Die Untersuchung der Salze ergab, dass die aus der Elementaranalyse der freien Base hergeleitete Formel C, H, N die ricbtige ist. Dass dieselbe auch der Molekulargriisse entspricht, folgt aus zwei Dampfdichtebestimmungen. Ich hatte anfangs diese im Scbwefeldampf aasaufiihren versucbt, es hatte sich aber ergeben . dass die Temperatur des siedenden Schwefels nicht hoch genug ist. Ich wahlte daher zur Erzeugung einer hiiheren Temperatur nach dem Beispiel von H i t t o r f 1) Fiinffachschwefelphosphor und fuhrte die Bestimmung nach der vortrefflichen Methode von V. M e y e r aus. Statt Schwefel wurden arnorpher Phosphor .und Schwefel in den der Formel P,S, berechneten Mengen in den Tiegel gebracht und durch Erwarmen ihre Vereinigung bewirkt. Es wurde dann genau verfahren, wie es V. M e y e r beschrieben hat, und konnte der Versuch unter einem gu t ziehenden Abzug ohne Belastigung ausgefiihrt werden. Nur das Reinigen des Glasgefasses nach dem Erhitzen erforderte mehr Sorgfalt wie bei Schwefel. Bei der Berechnung wurde der von H i t t o r f bestimmte Siedepunkt 530° zu Grunde gelegt, der freilich fiir Ziirich etwas tiefer liegen musg, so dass die Dampfdichtebestimmungen noch besser stimmen wiirden. Das epecifische Gewicht der W o o d - schen Legirung habe ich vorlaufig nach den Werthen, die V. M e y e r beim Siedepunkte des Wassers und Schwefels gefunden hat, f h 530n zu 9.051 berechnet. Ich werde dasselbe noch durch directe Versuche ermitteln. Doch kommen auf das Endresultat geringe Verschieden-

1) Pogg. Ann. 126, 193.

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heiten kaum in Betracht. Gefunden wurden die Dampfdichten zu 8.15 und 8.23, wahrend obiger Formel 7.93 entspricht.

Die Salre der Base sind alle goldgelb gefarbt und besitzen die Lirsungen derselben eine intensiv griine Fluorescenz, die besonders s c h h in verdiinnten alkoholischen Liisungen sich zeigt.

Das salzsaure Salz C,, H I , N , HCI bildet, aus Wasser krystalli- sirt, kleine Saulen, aus einer alkoholischen LBsung der Base durch salzsaure gefallt, feine Nadeln. Es lest sich wenig in kaltem, vie1 reichlicher in heissem Waeser und sehr wenig in Alkohol.

Das jodwasserstoffsaure Salz C , , H, , N , H J gleicht vollkommen dem salzsauren, ist nur in Wasser etwas schwieriger liislich.

Das schwefelsaure Salz, durch Fallen einer alkoholischen LBsung der Rase mit oerdiinnter Schwefelsaure erhalten , hat die Zusammen- setzung Ci, H I , N , H, SO,. Es bildet Nadeln, die sich reichlich in heissem, ziemlich leicht in kaltem Wasser und schwer in Alko- hol losen.

Durch Vermischen alkoholischer Liisungen der Base und Pikrin- saure erhalt man feine Nadeln, die sich nicht in Wasser und kaum in Alkohol h e n und der Formel, C , , B, , N , C , H, (OH) (NO,),, en tsprech en.

Das Platinsalz, (C, , H I , N , HCI), PtCl , , besteht aus mikrosko- pischen Nadeln und ist in Wasser unlBslich.

In Rezug auf Farbe und Fluorescenz erinnert die neue Base leb- haft an Acridin. Die nihere Untersuchung wird wohl Anhaltspunkte zur Beurtheilung der Constitution bieten und damit den Scbliissel zur Ermittlung der Lagerung der Atome im Alizarinblau liefern.

Z i i r i c h , den 20. August 1878.

*

432. A. L a d e n b u r g : Einfache Methode zur Darstellung der Aldehydine.

[Der Berliner Akademie den 27. Juni vorgelegt.] (Eingegangen am 26. August.)

Vor einigen Monaten babe ich gezeigt, dass sich die Orthodiamine von ihren Isomeren u. A. wesentlich dadurch unterscheiden, dass sie mit den Aldehyden bestandige salzbildende Basen, die Aldehydine, erzeugen, wahrend die Meta- und Paradiamine, wie dies sowohl aus den Untersuchungen von H. S c h i f f , wie aus meinen eignen hervor- geht mit den Aldehyden Kijrper bilden, welche durch verdiinnte Sau- ren sehr leicht in die Componenten Aldehyd und Diamin gespalten werden '). Diese Reaction ist so charakteristisch, dass ich darauf

I ) Diese Berichte X, 590.