5
89 Ueber Catechu ; H. Wackenroder. von __ D a s Catechu ist bekanntlich sehon oft Gegenstand weitliiuftiger Discussionen gewesen, ohne dal's man zu ubereinstimmenden Resultaten und Ansicliten in dieser Beziehung gelahgt w8re. Einer ausfiihrlichen Arbeit iiber das Catechu, in welcher vornanilich die Catechu- s6ure beriicksichtigt zu werden verdient, durften nach- folgende Notizen niitzlich sein. Ich unterscheide in Uebereinstimmung mit Ma r - ti us und andern Pharmalrognosten dreierlei Arten von Catechu, nxmlich das Catechu von Bombay, das aus Bengalen und den Gambir oder Gambeer. Die erste Art wird als die Zclite und wahre zu betrachten und als lediglich officinell anzusehen sein, wenn man den Cate- chugerbstoff fur das voreugsweise medicinisch Wirksame in dieser Drogue halten will. 1) Das Bombuy- Catechu ist bekanntermaal'sen eine dunlrelbraune, gleichfiirmig gefarbte Extractmasse von einem verhiiltnifsm8fsig grol'sen specifischen Gewicht. Zuweilen erscheint dasselbe in einer unreinen Sorte, mehr und weniger gemischt mit Pflanzentheilen. Das Bombay- Catechu fiihrt jetzt im Handel zumeilen den Namen Catechu in Kugeln. Sodann kommt auch, und Vie mir scheint, erst in neuerer Zeit, ein sogenanntes Catechu verum vor, welches sich yon dem alteren Cate- chu durch eine mehr braunrothe Farbe, starlien Fett- glanz, splitterig - niuscheligen Bruch und Durchschein- heit an den Kanten unterscheidet. Sein chemisches Ver- halten habe ich nicht untersucht.

Ueber Catechu

Embed Size (px)

Citation preview

89

Ueber Catechu ;

H. Wackenroder. von

__

D a s Catechu ist bekanntlich sehon oft Gegenstand weitliiuftiger Discussionen gewesen, ohne dal's man zu ubereinstimmenden Resultaten und Ansicliten in dieser Beziehung gelahgt w8re. Einer ausfiihrlichen Arbeit iiber das Catechu, in welcher vornanilich die Catechu- s6ure beriicksichtigt zu werden verdient, durften nach- folgende Notizen niitzlich sein.

Ich unterscheide in Uebereinstimmung mit M a r - t i u s und andern Pharmalrognosten dreierlei Arten von Catechu, nxmlich das Catechu von Bombay, das aus Bengalen und den Gambir oder Gambeer. Die erste A r t wird als die Zclite und wahre zu betrachten und als lediglich officinell anzusehen sein, wenn man den Cate- chugerbstoff fur das voreugsweise medicinisch Wirksame in dieser Drogue halten will.

1) Das Bombuy- Catechu ist bekanntermaal'sen eine dunlrelbraune, gleichfiirmig gefarbte Extractmasse von einem verhiiltnifsm8fsig grol'sen specifischen Gewicht. Zuweilen erscheint dasselbe in einer unreinen Sorte, mehr und weniger gemischt mit Pflanzentheilen. Das Bombay- Catechu fiihrt jetzt im Handel zumeilen den Namen Catechu in Kugeln. Sodann kommt auch, und Vie mir scheint, erst in neuerer Zeit, ein sogenanntes Catechu verum vor, welches sich yon dem alteren Cate- chu durch eine mehr braunrothe Farbe, starlien Fett- glanz, splitterig - niuscheligen Bruch und Durchschein- heit an den Kanten unterscheidet. Sein chemisches Ver- halten habe ich nicht untersucht.

90 Wackenroder :

Das Lltere Bombay - Catechu der reinsten Art, wel- ches einen gane unebenen Bruch eeigt, schwach fettartig glanzend und undurchsichtig ist, bildet in zerriebenem Zustande mit der achtfachen Menge kalten Wassers eine dunkelbraune, an Gerbstoff reiche Fliissiglreit. Sowohl Leim, als auch Schwefelsiiure, bringen in dieser Auflii- sang starke Niederschlage hervor. Der von dem lralten Wasser zuriickgelassene, nicht bedeutende Antheil die- 6es Catechus wird von acht Theilen kochenden Wassers beinahe viillig aufgenommen zu einer stark dunkelbrau- nen, gerbsaurereichen Flussiglreit, aus welcher sich auch bei langem Stehen verhaltnifsmXsig nur wenig Catechu- sBure in Gestalt Irleiner, warzenfiirmiger Haufchen ab- setzt. Die auf einem Filtrum mit kaltem Wasser aus- gewaschene SBure erscheint nacli dem Troclrnen als eine br6unlichweirse, schimmernde, bllttrige Masse, welche sich durch Digestion mit Kohle leicht reinigen larst.

2) Das bengalische Catechu hat ein geringeres spe- cifisches Gewicht, als das vorhergehende, und eine hell- braune bis gelbbraune Farbe. Auf den1 Bruch ist es nur schimmernd und von feinen dunlrelbraunen, glan- zenden Streifen, welche nacli der Aursenflache der Stucke hin vorwalten, durchzogen, und ist undurchsichtig. Ge- genwartig trifft man auch im Handel auf ein sogenann- tes Catechu ostindicum, welches jenem alteren Catechu verwandt zu sein scheint. Dasselbe ist braungelb, wachs- artig glinzend auf dem Bruch, und an den Kanten mit rothbrauner Farbe durchscheinend. Sein chemisches Verhalten ist mir unbclrannt.

Das altere, im Innern feinstreifige bengalische Ca- techu bildet mit kaltem Wasser eine weniger gefarbte und weniger gerbstoffhaltige Flussigkeit, als das Catechu von Bombay. Der hinterbleibende bedeutende Ruckstand

Ueber Catechu. 91

von brsunlich-grauer Farbe liist sich dagegen beim Ko- chen mit acht Theilen Wasser zum Theil, und bei er- neuertem Kochen mit eben so vie1 Wasser griifstentheils auf. Aus den Abkochungen scheidet sich beim Stehen eine grofse Menge fast ganz reiner Catechusaure ab, iiber deren sehr einfache vollstandige Reinigung und in- teressante Eigenschaften in einem der nhchsten Stiicke der Annalen der Pharmacie einige Notizen von mir tver- den niitgetheilt werden.

3) Als eine besondere A r t des Catechus ist der Gam- bir (oder Gambeer) zu betrachten. Es ist gewirs eben 80 unrichtig, den Gambir fur ein nachgekunsteltes, als fur das beste Catechu anzusehen. Die cubischen Stiicke des Gambirs sind bald 1 bis 1; Zoll, bald nur + Zoll dick. Aurser der GriiDe der Stiicke scheint lrein erheb- licher Unterschied zwischen dem grofswiirfeligen und kleinwurfeligen Gambir Statt zu finden. Der Bruch des Gambirs ist immer eben und matt, und nur zuweilen erscheint, namentlich der lrleinwiirfelige, unter der Lupe schimmernd von glhnzenden Puncten. Mittelst des Mi- kroskops erlrennt man immer nur eine hellbrlunliche durchscheinende Masse in der A r t krystallinisch, wie sich der Krumelzuclrer dem unbewaffneten Auge gewiihn- lich darbietet. Die Farbe des Gambirs im Innern ist gleichfiirmig braungelb his hellgelbbraun.

Der zerriebene Gambir wird von kaltem Wasser Wenig, von kochendem Wasser beinahe vollstandig auf- geliist. Die Aufliisung ist dunkelbraunroth, schleimig und triibe. Sie wird durch Digestion mit gereinigter Knochenlrohle viillig klar und durchsichtig, behalt aber ihre braunrothe Parbe. Weder aus der triiben, noch aus der klaren Pliissiglreit scheidet sich jedoch beim Stehen Catechuslure ab. Geschieht die Digestion mit

92 Wackenroder : UBber Catechu.

Knochenkohle nebst ganz wenig Salzslure, so erfolgt %war eine fast viillige Entf5rbung der Fliissigkeit, aber doch keine Ausscheidung von Catechusiiure. W i r d die mit Thierlrohle geklarte Fliissigkeit iiber Schwefelssure unter dem Recipienten der Luftpumpe abgedampft, SO

hinterbleibt eine oberflachlich dunkelbraune, uiiterhalb weilse, leicht zerreibliche Masse ohne alle Spur einer Krystallisation. LSbt man dagegen einen Tropfen der- selben auf einer Glastafel an der Luft eintrocknen, SO bildet ein Theil derselben einen durchsichtigen Firnil's, wahrend der andere Theil in' feinen, aber stumpfen Nadeln lirystallisirt. Auch wenn die nicht gelrlarte Auf- liisung an der Luft verweilt, setzen sicli lirystallinische Kiirner am Rande derselben in geringer IhTenge ab.

Die unklare Aufliisung wird durch mehrmaliges Filtriren nicht Iilar. Durch Weingeist wird sie aber fast viillig geklart, und nur wenige Flocken scheiden sich ab. Beim Verdiinnen mit Wasser bleibt sie triibe, Irlart sich aber vollltommen, wenn zugleich etwas Wein- geist hinzugefugt wird. Mit frischer Hausenblaseliisung giebt sie einen zlhen, braunrothen, und mit Schwefel- sEure in gewiihnlicher Verdiinnung einen starken, braun- gelben Niederschlag. Verdiinntes Eisenchlorid bringt einen graugriinen Niederschlag darin hervor, welcher aber schwarz erscheint, wenn essigsaures Ilatron hiilzu- gefiigt worden. Eine frisch bereitete Aufliisung des schwefelsauren Eisenoxyduls vermischt sich ohne alle Veranderung mit der Aufliisung des Gambit-. Erst beim Stehen an der Luf t bildet sich allmilig ein graugruner Niederschlag. W i r d indessen sehr wenig Alkali, oder auch nur Iialkhalt3ges Brunnenmasser hinzugefiigt, so entsteht augenblicklich ein blauschwarzer Niederschlag. Ein noch stiirlierer blauschwarzer Niederschlag bildet

Giippert : Ueber Kampher und Epheuharz. 93

sich sogleich, wenn dem ungefarbten Gemische essigsau- ree Natron hinzugesezt wird.

Diese schwarze Fallungen der Eisensalze durch den Gambir riihren aber nicht etwa her von Eichengerb- slure oder Gallussaure, sondern von der Catechusaure selbst, v i e ich dieses in den oben erwghnten Notizen in den dnnalen der Pharmacie genauer angegeben habe. Die Gerbsaure deu Catechus scheint dasselbe Verhalten zu zeigen. Welche Umstande indessen die Ausschei- dung der Catechusaure aus der Auflijsung des Gambir fast ganz verhindern, das miissen erst weitere Versuche nachweisen. P

Notiz uber Kampher und Epheuharz;

Professor Dr. Gappert in Breslaa. vom

x m vergangenen Winter versuchte ich, bei Gele- genheit physiologischer Demonstrationen, Kampher mit dem ia unsern Gewachshansern kultivirten Laurus Cam- phora durch Destillation mit Wasser darzustellen und erhielt eine nicht unbedeutende Quantitat des schiinsteo weifsen Kamphers. Da nun der rohe Kampher in sebr grauweifsen schmutzigen Kijrnern im Handel vorkijmmt, so kann dieses nuc Folge eines in hohem Grade rohen und unreinlichen Verfahrens sein *).

*) Hr. Professor Dr. G i j p p e r t hatte die Giite, mir etwas dieses Kamphers mitzutheilen, der sehr schiin und weil's ist ; ich erinnere hierbei an eine friiher mitgetheilte Be- obachtung, die mir vor ewiilf Jahren bereits N e s t l e r , bei meiner Anwesenheit in Strasburg, erzahlte, der aus dem im dortigen botanischen Garten cultivirten Kampher- baum ebenfalls Kampher dargestellt hatte.