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738 zwisohen Brom und Essigeiiure ohne die Oegenwart von Bromwaeser- stoff nicht stattfindet - es ist kaum nijthig, daranf aufmerksam zn maoben, dass erst, nacbdem sich die au der Verbindung (C, H, 0,. Br,), 11 Br nijtbigen 8 pCt. Bromwasserstoff gebildet batten, der Rijhreninhalt voll- kommen krystallinisch erstarrt war - anderntheils geben dieselben einige nicht unwichtige Aufschliisse iiber die ,,Gescbwindigkeit' einer chemischen Reaction. Sie zeigen, dass der Verlauf eines hiichst einfach erscheiuenden Vorganges, wie die Bildung eines Substitutions- produktes der Essigslure, doch nicht so einfach ist, sondern dass der- selbe, wir mochten sagen, an gewisse statische Momente geknepft ist, die wahrscheinlich auch bei anderen Substitutionserscheinungen und llhnlichen chemischen Reactionen in analoger Weise aoftreten und bis jetet nur der Beobachtung entgangen sind. Stuttgart , chem. Laborat. der Polytechnikums, Milrz 1879. 193. Alex. Naumann: Ueber Chloralhydrat. (Eingegangen am 19. April; verlesen in der Sitzung von Hru. A. Pinner.) Fir die Zersetzung des Chloralhydrats in Cbloral und Wasser beim Uebergang in Dampfform sind in letzterer Zeit mehrere Belege beigebracht worden 1). Dieselben wurden aber auch hartnackig be- etritten '). Hierbei handelt es sich nicht sowohl um das Verhalten des Chloralhydrats an sich, sondern um die weitaus wicbtigere Frage der Allgemeingiltigkeit des A v ogad ro'schen Gesetzes. Desshalb habe ich noch ein weiteres Verfahren eingeschlagen zum Erweis der Spaltung des Chloralhydrats in Chloral und Wasser. Dasselbe besteht ganz einfach in der theilweisen Destillation von reinern Chloralhydrat und der Untersuchung der Zusammensetzung der Destillate und Ruckstilnde. Rei solchem Vorgeben kann der Einwurf der Einwirkung einer fremden Substanz, wie des oxal- sauren Kalis, nicht gemacht werden, welchen Troo st gegeniiber den angefiihrten Versuchen von W u r t z erhoben hat, die iibrigens fiir mich und gewiss auch fiir vide Andere rollstlndig beweisend sind. Spaltet sicb durcb die Destillation das Chloralhydrat, dessen Siedepunkt zu 96O bis 98O angegeben wird, beim Uebergang in die . Dampfform in Chloral und Wasser, so war eu erwarten, dass bei einer durch die Warmeentziehung im Steigrohr stattendenden Zuriick- fiihrung eines griisseren Bruchtheils des Dampfgerniscbes in die fliissige I) Alex. Naumann, diese Berichte X, 466; Ad. Wurtz, Compt. rend. 1877, Bd. 84, Y77; 1878, Bd. 86, 1170; Moiteartier und Engel, Compt. rend. 1878, Bd. 86, 971. 2) L. Troost, Compt. rend. 1877, Bd. 84, 108; 1878, Bd.86, 1896, 1021.

Ueber Chloralhydrat

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zwisohen Brom und Essigeiiure ohne die Oegenwart von Bromwaeser- stoff nicht stattfindet - es ist kaum nijthig, daranf aufmerksam zn maoben, dass erst, nacbdem sich die au der Verbindung

(C, H, 0,. Br,), 11 Br nijtbigen 8 pCt. Bromwasserstoff gebildet batten, der Rijhreninhalt voll- kommen krystallinisch erstarrt war - anderntheils geben dieselben einige nicht unwichtige Aufschliisse iiber die , , G e s c b w i n d i g k e i t ' einer chemischen Reaction. Sie zeigen, dass der Verlauf eines hiichst einfach erscheiuenden Vorganges, wie die Bildung eines Substitutions- produktes der Essigslure, doch nicht so einfach ist, sondern dass der- selbe, wir mochten sagen, an gewisse statische Momente geknepft ist, die wahrscheinlich auch bei anderen Substitutionserscheinungen und llhnlichen chemischen Reactionen in analoger Weise aoftreten und bis jetet nur der Beobachtung entgangen sind.

S t u t t g a r t , chem. Laborat. der Polytechnikums, Milrz 1879.

193. Alex. Naumann: Ueber Chloralhydrat. (Eingegangen am 19. April; verlesen in der Sitzung von Hru. A. P i n n e r . )

Fir die Zersetzung des Chloralhydrats in Cbloral und Wasser beim Uebergang in Dampfform sind in letzterer Zeit mehrere Belege beigebracht worden 1). Dieselben wurden aber auch hartnackig be- etritten '). Hierbei handelt es sich nicht sowohl um das Verhalten des Chloralhydrats a n sich, sondern um die weitaus wicbtigere Frage der Allgemeingiltigkeit des A v o g a d ro'schen Gesetzes.

Desshalb habe ich noch ein weiteres Verfahren eingeschlagen zum Erweis der Spaltung des Chloralhydrats in Chloral und Wasser. Dasselbe besteht ganz einfach in der t h e i l w e i s e n D e s t i l l a t i o n von reinern Chloralhydrat und der Untersuchung der Z u s a m m e n s e t z u n g d e r D e s t i l l a t e u n d R u c k s t i l n d e . Rei solchem Vorgeben kann der Einwurf der Einwirkung einer fremden Substanz, wie des oxal- sauren Kalis, nicht gemacht werden, welchen T r o o s t gegeniiber den angefiihrten Versuchen von W u r t z erhoben hat, die iibrigens fiir mich und gewiss auch fiir vide Andere rollstlndig beweisend sind.

Spaltet sicb durcb die Destillation das Chloralhydrat, dessen Siedepunkt zu 96O bis 98O angegeben wird, beim Uebergang in die

. Dampfform in Chloral und Wasser, so war eu erwarten, dass bei einer durch die Warmeentziehung im Steigrohr stattendenden Zuriick- fiihrung eines griisseren Bruchtheils des Dampfgerniscbes in die fliissige

I ) A l e x . N a u m a n n , diese Berichte X , 466; Ad. Wurtz, Compt. rend. 1877, Bd. 84, Y77; 1878, Bd. 86, 1170; M o i t e a r t i e r und Engel , Compt. rend. 1878, Bd. 86, 971.

2) L. T r o o s t , Compt. rend. 1877, Bd. 84, 108; 1878, Bd.86, 1896, 1021.

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Form ausser der Riickbildung von Chloralhydrat auch die Bildung von fliissigem Wasser wegen seines hiiheren erst bei 1000 liegenden siedepunkts in starkerem Verhaltniss staitfinden miisse, als die Bil- dung von fliissigem, schon bei 94.50 siedendem Chloral. hlit dem uncondensirten Dampfgemisch musste also ein Ueberschuss von Chloral in das Kiihlrohr und von da in die Vorlage gelangen, wiihrend ein Ucberschuse von fliissigem Wasser aus dem Steigrohr in das Destillations- gefass zuriickkehren musste.

Diese Vermuthung wurde vollkommen bestatigt durch die vorge- nommenen Analysen der Destillate und der Ruckstande. D a das eine Spaltungsprodukt des Chloralhydrats Ca HCI, 0 , IT, 0, nlimlich das Wasser, chlorfrei ist und in dem anderen, dem Chloral, CaHCI,O, aammtliches Chlor des urspriinglichen Chloralbydrats enthalten ist, so schien die Ausfiihrung von Chlorbestimmungen am geeignetaten , urn iiber die Zusammensetzungeanderungen von Destillaten und Riick- standen Auskunft zu erhalten.

Fur die C h l o r b e s t i m m u n g e n wurde von der Substaoz der Destillate oder Riickstiinde in geschmolzenem Zustande in gewogene GlasAaschchen mit Glasstapfen eingefiillt und diese nach abermaligem Wagen in Glasrohren mit chlorfreier Natronlauge eingeschmolzen. Nachdem dann durch Schiitteln der Stopsel vom Flaschcheri entfernt worden war, zersetzte die eindringende Natronlauge sofort das Chlor- alhydrnt unter Abscheidung von kleinen Tropfchen von Chloroform, dessen weitere Umsetzung unter Bildung von Chlornatrium durch langeres Einlegen der Rohren in siedendes Wasser bewirkt wurde. Nach Uebersattigen des Riihreninhalts mit Salpetersaure und AhfiL triren von dem Glasrohr entstammender Rieselslure wurde das Chlor in gewohnlicher Weise als Chlorsilber bestimmt. Nach diesem Ver- fahren ergab das zu den Versuchen angewandte Chloralhydrat 64.30pCt. Chlor, wahrend Ca HC1,0, H, 0 64.35 pCt. rerlangt.

Aus den gefundenen Chlorgehalten A der Destillationsriicksande und Destillate wurde der Procentgehalt a n i i b e r s c h l s s i g e m W a s s e r x und derjenige an i i b e r s c h i i s s i g e m w a s s e r f r e i e m C h l o r a l y be- rechnet nach den Formeln:

165.5 A 106.5 x = 100 - ~ = 100 - 1.554 A;

147.5. 165.5 A 100. 147.5 = 12.734A - 819.4. - = 106.5.18 18

Dieselben leiten sich leicht a b aus den Molekular- und Atom- gewichten C2HC1, 0, H a 0 = 165.5; C, HC1,O = 147.5; Ha0 = 18; Cl, = 106.5 uod den hiernach sich ergebenden Ansatzen

106.5 165.5 106 5

y.147.5 165.5

x . 0 + (100 - X) . = A ;

+ (100 - J ) . -...L- = A. 106.5

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Bei den verschiedenen Versuchsreihen reigten die eineelnen Deetillstionen, welche mit verschiedener Geschwindigkeit und mit ver- schieden beschaffenen Aufsatzrohren, zum Theil mit Kugeln und mit Platindrahtnapfchen, susgefiihrt w urden, folgenden allgemeinen Verlauf. Das Sieden des Chloralhydrats begann bei um so niedriger Temperatur, je geringer der Barometerstand war und j e langsamer bei kleinge- schraubter Flamme destillirt wurde. Wahrend desselben stieg die 'rernperatur allmiihlich je nach Umstanden bis urn 3.80. Unter sonst gleichen Verhaltnissen lag die Endtemperatur natiirlich urn so niedriger, j e kleiner der abdestillirte Bruchtheil war. Das allmahliche Steigen des Siedepunkts erklsrt sich durch die stetig zunehmende Anreicherung a n Waaser im Siedegeftiss, welche bis zu 16.8 pCt. beobachtet wurde.

Die Gegenwart von iiberschiissigem Wasser in den Destillations- riickstanden wurde noch durch einen besonderen Vergleichsversuch be- statigt. Die chloriirmeren Riickstiinde erstarren nach dem Erkalten nicht vollstandig. Eine bei 8.50 von der Krrs ta~lmasse abgegossene Fliissigkeit ergab 48.6 pCt. Chlor, entsprecbend 75.5 pCt. Chloralhydrat. Eine bei 9.5O geslttigte Losung vou Chloralhydrat i n Wasser ergab 48.9 pCt. Chlor, entsprechend 76.0 pCt. Chloralhydrat. Hiernach dsrf die von dern nur theilweise krystallisirten Destillationsriickstand ab- gegossene Pliissigkeit als eine gesiittigte Lijsung von Chloralhydrat in Wasser angeeprochen werden. Andererseits lassen die Destillate die Gegenwart von freiem Chloral erschlieseen z. B. aus dem starken Angreifen der Athmungswerkeeuge und der Eorke.

Nachfolgende tabellarische Zusarnmenstellung von Versuchsergeb- niesen belegt die vorstehenden Behauptungen und erweist den Z e r f a 11 d e s C h l o r a l h y d r a t s i n C h l o r a l u n d W a s s e r be i rn U e b e r g a n g i n D a m p f f o r m , d a ohnehin die beobachteten Dampfdichten des Chloralhydrats, 2.76 bei hoherer Temperatur ( D u m a s ) , sowie 2.81 bei IOUo und 2.83 bei 78.50 ( A l e x . N a u m a n n ) , einer vollstandigen Zersetzung in C,HCI,O und H , O entsprechen, welche 2.86 verlangt, wahrend der unrersetzten Verbindung ( C , HCl, 0, H, 0) die doppelte Dichte 5.72 zukommen miisste. Auch iiberhebt die Tabelle der weiteren Erorterung einiger nahe liegender Folgerungen beziiglich des Ver- haltens des Chloralhydrats beirn Destilliren.

Nachdem die vorbeschriebenen Versuche nahezu abgeschlossen waren, sind complicirtere Destillationsverfahren veroffentlicht worden von E n g e I und M o i t e s s i e r ' ) und vonE. W i e d e m a n n und R. S c h u l z e l ) . Erstere haben rnit Chloroform gemischtes Chloralhydrat destillirt und aus der anfanglichen Triibung und nachherigen Scheidung des Destillnts in zwei Schichten auf die Gegenwart von Wasser und hiernach auf die

1) Compt. rend. 1879, Rd. 88, 285. 2 ) Ann. Phya. (2), 6, 293.

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Zereettung dea Chloralhydrats geschlossen. Letztere haben die Dtimpfe von Chloralhydrat durch eine Asbestschicht diffundiren lassen und aus Bestimmungen dee Kohlenstoffgehalts and Wasseratoffgehalts des Destillats i n letztercm auf iiberschiissiges Wssser geschlossen, welches wegen seines geringeren Molekulargewichts 18 rascher durch den Asbeetpfropf geht als das andere Zersetzungsprodukt Chloral ron dem Molekulargewicht 147.5.

Sonach ware eine in letzterer Zeit wieder einmal behauptete Ausnahme rom Avogadro ' schen Gesetz wiederum beseitigt, und ewar durch im Endergebniss iibereinstimmende mehrseitige Unter- suchungen nach verschiedenen Verfahruogsweisen.

G i e s s e n , April 1879.

194. Julius Donath: Die specidache Wiirme dee Uranoxyd- oxyduls und das Atomgewicht des Urans.

[Mitgetheilt aus einer der Wiener Akademie der Wissenschaften am 17. April vorgelegten Abhandlung.]

.

(Eingegangen am 19. April; verlesen in der Sitzung von Ern. A. Pinner.)

Zur Feststellung der Atomgriisse des Urans dient Lisher als einzige Grundlage die specifische Warme einer Substaoz, welche zur Zeit, als R e g n a u l t I ) dieselbe in den Kreis seiner umfassenden Untersuchungen uber specifieche WIirme gezogen hatte, fur metallisches Uran angesehen wurde. YBligo t erkannte dieeelbe jedoch 1841 ale Oxydul, nachdeni ihm die Darstellung des Metal18 durch Erhitzen des Chloruraus mit Natrium und Chlorkalium gelungen war.

UAter der Annahme, dasa R e g n a u l t Uranoxydul - sogenanntes schwarzes Uranoxyd - untersucht hatte a ) , leitet L o t h a r M e y e r 3,

aue der specifischen W h m e desselben, welchr. R e g n a u l t zu 006'1 fand, fiir das Atomgewicht des Urans = 180 die Molekularwfirme 25.3 ab, nahe iibereinstimmend mit der von Fe2 O,, Cr, O,, A s a 0 3 , S b a O , und Bi,O,. Dieses hobe Atomgewicht wiirde auch, wie dereelbe Autor hervorhebt, in Einklang stehen mit dem hohen specifischen Gewicht des Urans, welches P B l i g o t , h l e n i e r zu 18.4, 18.33 gefunden haben.

Zur Priifung diesee Atomgewichtes bestimmte ich nun mittelst des Bnnsen 'schen Eiscalorimeters die specifische Warme des Uran- oxydoxyduls, die, wie ich gleich bier erwfihnen will, zu einem anderen

I ) Ann. de Chim. e t de Phys. LXXIII, Janv. 1839. 2) Das in unseren cbemischen Preisouranteo als Uranium metallicum figurirende,

dunkle Pulver i s t , wie ich mich Uberzeugen konnte, ebenfalls nichta anderes ale Uranox ydul.

a) Ann. Chem. Pharm. VII Suppl. 1870, 363.