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Ueber das Atomgewicht des Rhodiums

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Page 1: Ueber das Atomgewicht des Rhodiums

314 S e u b e r t u. K O b b 6 , iiber das Atomgewicht

Ueber das Atomgewicht des Rhodiums ; von Karl Seubert und K . Kobbt.

(Eingelsufen den 14. August 1890.)

(Mittheilung &us dem chemischen Institut der Universiut Tiibingen).

Die erste genauere Atomgewichtsbestimmung des Rhodiums fiihrte Be r z e 1 i u s im Jahre 1828 *) aus, nachdem e r seine diesbeziiglichen friiheren Versuche aus dem Jahre 1814 **) als fehlerhaft erkannt hatte. Auch die von Th. T h o m s o n ***) 1825 aus der Analyse des Natriumrhodiumchlorids abgeleiteten Zahlen sind unbrauchbar. B e r z e 1 i u s wiihlte zu seinen spateren Versuchen das Tetrakaliumrhodiumchlorid RheCI6.4 KCI oder KaRhsCllo und bestimmte durch Reduction des entwasser- ten Salzes im Wasserstoffstrom, Ermittelung des Gewichtsver- lustes, Ausziehen des Chlorkaliums aus der reducirten Masse und Wagung des zuriickbleibenden Metallschwamms die Menge des Rhodiums und des an dieses pebundenen Chlors und da- mit auch jene des Chlorkaliums in dem Doppelsalze. In dem einzigen von B e r z e I i u s in sein Lehrbuch aufgenommenen Versuche verloren 3,146 g Salz beim Erhitzen im Wasser- stoff 0,930 g Chlor und hinterliefsen nach dem Ausziehen des Chlorkaliums mit Wasser 0,912 g Rhodium; es war somit das Verhaltnifs

KdRheCllo : 4KCI : Rha = 3,146 : i,304 : 0,912. Das Atomgewicht des Rhodiums berechnet sich aus der

*) K. Vetensk. Acad. Handl. l@a@, 21; Pogg. Ann. 18, 442; B e r z . Lehrb. 8, 1214.

**) Thomson’s Ann. of Philos. 8; Schweigg. Journ. B a , 317. ***) An Attempt to establish the first principles of chemistry. London

1825, 1, 460.

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des Rhodiums. 315

Beziehung KdRh&llo : Rhe zu 104,06, aus dem Verhiltnifs

In einem zweiten Versuche verloren 1,2365 g des Doppel- salzes 0,3635 g Chlor und hinterliefsen 0,358 g Rhodium **). Als Mittel ergiebt sich aus diesem Versuche, mit der aus dem ersten abgeleiteten Zahl nahe iibereinstimmend, Rh = 104,i.

C I a u s ***) nahm bei seinen Analysen zahlreicher Ver- bindungen des Rhodiums Rh = 104,14 (104,4 gegen 0 = 16) an, ohne jedoch eine eigentliche Atomgewichtsbestimmung dieses Elementes ausgefuhrt zu haben.

In neuerer Zeit (1883) hat S . M. J B r g e n s e n gelegent- lich einer umfangreichen Untersuchung cber Ammoniakbasen des Rhodiums +) auch eine vorllufige Bestimmung des Atoni- gewichts dieses Elementes ausgefiihrt ++). Er wahlte zu diesem Zweck das Chloropurpureorhodiumchlorid Rh~(NH,),oCl~ and die entsprechende Brornverbindung Rhy( NH9)10Br6, sowohl wegen der ungernein grofsen Bestandigkeit dieser Verbin- dungen gegen Reagentien , durch welche ihre Reindarstellung sehr erleichtert wird , als auch wegen der Einfachheit des Verfa hrens bei der Analyse derselben und der Zuverlassigkeit der bei der Berechnung des Ergebnisses in Betracht komnien- den stBchiometrischen Werthe. Durch Gliihen des Chloro- purpureorhodiurnchlorids erst im Luft-, dann im Wasserstoff- strome wurden in vier Versuchen pus 8,5667 g des Salzes

4KCI : Rho zu 104,08 *).

*) L o t h a r M e y e r und K. S e u b e r t : Die Atomgewichte der Elemente. Leipzig 1883. S. 112.

**) In Pogg. Ann. 18, 441 wird die Menge der Substanz irrthiim- lich zu 1,3 g angegeben, in der schwedischen Abhandlung jene des Gewichtsverlustes bei der Reduction zu 0,3655. J o r g en- s e n hat (Journ. prakt. Chem. [N. F.] a?, 487) beide Angaben nach den von B e r z el ius angegebenen Procentzahlen berichtigt.

a**) N. Petersb. Acad. Bull. B, 158. t) Journ. prakt. Cheln. (N. F.) a?, 433 bis 489. ti) Daselbst S. 486.

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2,9969 g oder 34,985 Proc. (Min. 34,95, Max. 35,OO) Rho- diummetall erhalten. Hieraus berechnet sich das Atonigewicht des Rhodium zu 103,06 (Min. 102,92, Max. 103,14), wenn 0 = 16 gesetzt wird, oder, bezogen auf 0 = 15,96, Rh = 102,80 (Min. 102,66, Max. i02,sS) *). Im Bromopurpureo- rhodiumbromid, Rhg(NHY),OBrB, wurde sowohl der Metallgehalt, als auch das Brom bestimmt. 1,2736 g lieferten 0,3065 g Rhodium oder 24,066 Proc., woraus sich das Atomgewicht 103,Oi (102,75) berechnet; 1,2675 g Substanz ergaben 1,6683 g Bromsilber, woraus sich Rh = 103,18 (102,92) ableitet. Aus dem Verhaltnifs des Metalls zum Bromsilber endlich ergiebt sich Rh ;= 103,05 (102,79), also eine Zahl, die mit der aus der Analyse des Chlorochlorids ermittelten nahezu identisch ist. J 6 r g e n s e n zieht hieraus den Schlufs , dafs ,,die Zahl 103 (102,74) der Wahrheit sehr nahe kommtu.

J 6 r g e n s e n hat seine Versuche ausdriicklich als ,,vor- aufige' bezeichnet und deren Fortfiihrung in Aussicht ge- stellt, jedoch in den seither verflossenen sieben Jahren keine weitere Mittheilung hieruber veroffentlicht. Inzwischen ist eine Reihe von Untersuchungen ausgefiihrt worden, durch welche, zusammen mil einigen Arbeiten aus friiheren Jahren, die Werthe der Atomgewichte von Ruthenium , Palladium, Os- mium **I, Iridium und Platin berichtigt wurden; der Wunsch, auch fur das Rhodium, wie fur die ubrigen fiinf Platinmetalle, in dieser Richtung zu einein Abschlufs zu gelangen, war der Anlafs zu der Arbeit , deren Einzelheiten nachstehend mitge-

*) Der Vergleichbarkeit halber haben wir auch ferner die von J i i r g e n s e n auf den Sauerstoff = 16, auf Waaserstoff = 1,0023 bezogenen Werthe auf Wmserstoff = 1, Sauerstoff = 15,96 umgerechnet und diem Zahlen den urspriinglichen in Klammer beigesetzt.

**) Die abschliehende Untersuchung uber das Atomgewicht des Osmium8 sol1 in Bade in dieser Zeitschrift mitgetheilt werden.

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des RAodiums. 311:

theilt sind *) und deren Ergebnisse, wie wir gern feststellen, die Voraussage von J or g e n s e n vollig bestiitigen.

Darstellung des CZlloropu~ureorhod~u~cZllor~ds.

Das bei unserer Arbeit verwendete Rhodium starnmte zunlichst von zwei Sendungen einer deutschen Firrna, erwies sich jedoch als erheblich iridiumhaltig (12,9 bis i5,2 pC.); ein spater von J o h n s o n , M a t t h e y a n d Co. in London bezoge- nes Praparat war dagegen soweit frei von Iridium, dafs die concentrirte LBsung des Chlorids auf Zusntz von Chlorammonium auch nach langerern Stehen keinen Iridiumselmiak abschied.

Als Methode der Aufschliefsung versuchten wir zunlichst das auch von J 6 rg e n s e n angewandte Schmelzen mit Zink; da jedoch unser deutsches Rhodiumpriiparat im Zustande sehr feiner Vertheilung geliefert wurde , erfolgte beim Eintragen desselben in das geschmolzene Zink unter heftiger Verbren- nungserscheinung ein sofortiges Erstarren des ganzen Tiegel- inhalts und erst durch erneuten Zusatz sehr erheblicher Mengen von Zink konnte die Masse wieder in Flu& gebracht werden. Die hierhei aufgeschlossene Menge des Metalls betrug h6ch- stens 10 pC. des angewandten Rhodiums. Wir griffen daher zu der W 6 h 1 e r’schen Methode der Aufschliefsung mit Chlor- natrium im Chlorstrorn. Das mit seinem doppelten Gewichte reinen Chlornatriums innig gemengte Rhodiummetall wurde in Porcellanschiffchen vertheilt und diese im bohmischen Glasrohre im Chlorstrom erhitzt, wobei die Temperatur schliefslich zur dunkeln Rothgluth gesteigert wurde, bis der ganze Inhalt der Schiffchen geschmolzen erschien. Die Aufschliefsung des pulverfiirmigen Metalles gelang in dieser Weise recht voll- standig und erreichte in mehreren Versuchen 80 bis 94 pC.

*) Auch : K. K o b b d , uber dae Atomgewicht des Rhodiums. 1naug:Dissert. Tiibingen 1890.

Annalen der Chemie 200. Bd. 22

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Aber auch das .Pure melted Rhodium” der englischen Fabrik, das einen anscheinend gegossenen, dichten, auf dem Bruche krystallinischen stabforrnigen Metallbarren darstellte *) , Iiefs sich in dieser Weise in Ldsung bringen. Die ungemeine HBrte und die ziihe Beschaffenheit dieses compacten Rbodiums erschwerte seine Zerkleinerung sehr und selbst bei lingerer Bearbeitung im Stahlrndrser konnte nur ein sehr grobes Pulver erzielt werden. Dasselbe schlob sich gieichwohf mit Chlor- natrium in drei aufeinanderfolgenden Operationen bis auf einen Riickstend von i,4 pC. auf. Die fast schwarze Schmelze in den Schiffchen lieferte beim Zerreiben ein rosafarbenes Pulver, das bei dem reinen Praparat sich mit himbeerrother, bei dern iridiumhaftigen aber mit mehr braunlichrother Farbe lbste. Die weitere Verarbeitung dieser Losung geschah im Wesent- lichen nach dein von J o r g e n s e n eingehaltenen Verfahren **I. Nachdem, wenn niithig, durch langere Digestion rnit Salrniak- Iosung der grdfste Theil des Iridiurns als lridiumsalmiak aus- gefallt uod dieser durch Filtration von der Losung getrennt war , wurde letztere unter Abkiihlung durch Einstellen in Eiswasser mit gasformiger Salzsiiure gesattigt und das abge- schiedene Kochsalz abfiltrirt ***). Hierzu wird zweckmtifsig eine mit einer Lage von Asbestfasern uberdeckte, durchlocherte Platte yon Porcellan oder Glas verwendet, da Papierfilter von der stark salzsauren Losung leicht zerstort werden. Die rhodiunihaltige Losung wurde sodann auf dem Wasserbade in einer Porceltanschale zur Trockene verdampft , der Riick-

*) Ein Prgparat, wie das von der genannten Londoner Firms als ,,fused“ an Herrn J o r g e n e e n gelieferte, leicht zereiblichs, gc- ainterte Rhodiommetall kOnnt8n wir trotz mehrfacher Bemiihung YOU dort nicht erlangen.

**) Journ. prakt. Chem. [N. F.] 91, 437. ***) W i f m , Ber. d. deutsch. chem. Qes. 16, 3033, vernetzte eu

gleichem Zweck mit rauchender Salzlure.

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des Bhodiuma. 3i9

stand mit wenig Wasser aufgenommen und bierauf mit Am- )moniak im Ueberschufs versetzt und fast zur Trockene ver- .dampft. Beim Erwarmen der so erhaltcnen Selzmasse rnit halbverdunnter Salzsaure (1 Th. concentrirte Saure auf i T& Wasser) schied sich das Chloropurpureorhodiumchlorid aw, .das auf einem Filter gesammelt, mit kaltem Wasser gewaschen und durch Lbsen in heifsem Wasser und Einfiltriren in drittel- verdunnte Salzsaure (1 Th. Saure auf 2 Th. Wasser) wieder- bolt gereinigt wurde. So resultirte schliefslich das reine Chloropurpureochlorid von dem von J 6 r g e n s e n boschriebenea Aussehen als blafsgelbes, einen ganz schwachen Stich in’s Criinliche zeigendes, krystalliniscbes Pulver.

Bestimmung des Atmgewichts.

Zur Atomgewichtsbestimmung verwendeten wir ausschlidg- lich Chloropurpureorhodiumchlorid, das, wie schon von J 6 r- g e n s e n hervorgehoben ist , Leichtigkeit der Reindarstellung mit grofser Bestandigkeit und niit Einfachheit der Analyse verbindet.

Den erst gehegten Plan, das von B e r z e l i u s zur Atom- gewichtsbestimmung beniitzte Tetrakaliumrhodiumchlorid eben- falls zu dieseni Zwecke zu verwerthen, gaben wir wieder auf, da dasselbe hierfiir in keiner Weise nennenswerthe Vortheile gewahrt. Denn erstlich sind zwei Verbindungen des Rhodium- chlorids mit Chlorkalium bekannt *), K4RhsCllo. 2 HsO und KsRhsClle. 6 H,O, die aus einer und derselben L6sung aus- krystallisiren kbnnen und von denen die letztere schon bei gewbhnlicher Temperatur die Halfte ihres Wassers abgiebt, und sodann enthalten dieselben Wasser , dessen Austreibung eine weitere Operation bezw. Unsicherheit in die Analyse

*) Vgl. hieriiber, sowie uber Natriumrhodiumsulfat : Seu h e r t and Kobb6, Ber. d. deutsch. chem. Ges. 28, 2556. ,

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hineintriigt. Aach das von B u n s e n erstmals dargestellte Natriumrhodiumsulfat, Rha(S04)8 . Na,SO,, erwies sich bei ge- dauerer Priifung fur die Atomgewichtsbestimmung ungeeignet, da es nicht von constanter Zusammensetzung erhalten wurde, ganz abgesehen von der grbfseren Schwierigkeit der Analyse.

Als mafsgebend fiir die Bestimmung des Atomgewichtes des Rhodiums wurde der Metallgehalt des Chloropurpureo- rhodiumchlorids, Rh2(NH8floCls, angesehen, zur Controle d e r normalen Zusammensetzung des SaIzes jedoch in einzelnen Versuchen auch sein Chlorgehalt und der Gehalt an Ammoniak ermittelt.

Die Analyse selbst gestaltete sich in ihrer Ausfiihrung hdchst einfach. Das durch mehrstiindiges Erhitzen auf iW wohlgetrocknete Salz wurde im Porzellanschiffchen abgewogen, dieses in ein schwer schmelzbares Glasrohr eingeschoben und nun im Verbrennungsofen in einem Strome von trockenem reinem Wasserstorgas al)mihlich erhitzt, schliefslich aber e twa eine Viertelstunde lang auf miirsiger Rothgluth erhalten. Urn ein Anhlngen des Porzellanschiffs an das Glasrohr zu ver- meiden, stand das Schiffchen innerhalb desselben noch in einer aus starkem Platinblech zusammengerollten Rdhre von etwa 15 cm Lange. J b r g e n s e n hat bei seinen Versuchen die Erfahrung gemacht, dafs die Reduction des Salzes nicht ohne Stauben vor sich geht, und, urn Verluste zu vermeiden, das- selbe in Filtrirpapier eingewickelt abgewogen, ers t in Luft, d a m in Wasserstoff gegluht und nach beendetem Versuche die entsprechende Nenge Filterasche von dem Gewichte des Metalles in Abzug gebracht. Das Stauben kann aber , wie dies bei ahnlichen Versuchen mit Salzen des Iridiums, Platins und Osmiums von dem Einen von uns (S.) beobachtet wurde, ganzlich vermieden werden, wenn man die betr. Verbindungen, seien sie durch langsame Krystallisation abgeschieden oder aus Losungen gefallt, vorher im Achatmdrser mdglichst fein

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des RAodiums. 324 zerreibt. Das Erhitzen kann dann von Anfang an irn Wasser- stoffstrorne stattfinden und die Reduction begiiint in diesem Falle schon bei Ternperaturen, bei welchen das Salz in der Luft noch bestandig ist, und schreitet vBllig ruhig fort, so dafs nach Beendigung des Versuches auch nicht das geringste Staubchen von Metal1 auf dern das Schiffchen urngebenden Platinblech wahrzunehrnen ist. Vor Herausnahme des Schiff- chens aus der RBhre murs der Wasserstoff durch Kohlensaure verdrangt werden, weil wie der Platinschwamm, so auch die iibrigen reducirten Platinmetalle kraftig ,,katalytisch& wirken und sich daher beim unmittelbaren Verbringen aus der Wasser- stoffatmosphare in die Luft mit Wasser beschlagen *). .Das Metall fand sich nach der Reduction als zusamrnenhiingendes, lockeres Slabchen von hellgrauer Farbe im Schiffchen.

Die bei der Reduction entwickelten Dampfe von Salmiak condensirten sich zuin grofsten Theile an den kalteren Stellen des Glasrohres, der Rest, sowie das entweichende Ammoniak in einem mit Wasser beschickten P e 1 i g o t 'schen Rohre, das mit dem ausgezogenen Ende der Rohre in luftdichter Ver- bindung stand. Fur die Bestirnmung des Chlors wurde der Salmiak in der RBhre mit Wasser aufgenommen, die L6sung mit dem Inhalte der Kugelrohre vereinigt und das Chlor, nach der Ausfallung rnit Silbernitrat aus der rnit Sdpeterslure an- gesluerten Losung, als Chlorsilber gewogen. Zur Ammoniak- bestimrnung wurde statt Wasser verdunnte Salzsaure vorgelegt und die vereinigten Salmiakldsungen auf dem Wasserbade eingedampft, das Chlorarnmonium bei 90 bis 95O getrocknet und gewogen. Nachfolgende Zusammenstellung enthalt die Ergebnisse der Metallbestimmung irn Chloropurpureorhodium- chlorid. Die zehn Einzelversuche vertheilen sich auf drei Reihen von Bestinimungen, jede mit Material einer anderen

*) Seubert , Ber. d. deutech. chem. Ges. 11, 1770.

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Darstellurig ausgefiihrt. Zu den Versuchen der Reihe I diente das Rhodium der deutschen Fabrik, zu denen von 11 das eng- lische Prgparat und fur Reihe 111 wurde ein Metal1 verwendet, das aus Natriumrhodosulfit, bezw. dem B u n s e n’schen Natrium- rhodiumsulfat wiedergewonnen war.

S e u b e r t u. K o b b k , iiber das Atomgewicht

Reihe 1 Vereuch 1 i

?I , 4 U 5

6

9 10 -- I “I

1,8585 1,5560 1,5202 2,0111 1,8674 2,4347 2,3849 2,5393 1,4080 1,4654 19,0455 -i

Rhodium Rhodium g Proc. Atomgewicht

0,6496 0,5435 0,5310 0,7031 0,6528 0,85 13 0,8338 0,8881 0,4920 0,5123 6,6575

~~ ~ ~

a4,953 34,929 34,930 34,961 34,958 34,965 34,962 34,974 34,943 34,960 34,954 (Mittel)

102,715 102,609 Min. 102,610 102,752 102,737 102,771 102,755 102,811 Max. 102,671 102.746 102,718 (M ittel)

Bei der Berechnung des Atoingewiclites sind nachfolgende Beziehungen als festgestellt vorausgesetzt *) :

C1 : 0 = 2,2159 : 1; N : 0 = 0,8779 : 1 ;

H : 0 = 0,06265 : 1 ;

die auf Sauerstoff’ = i bezogenen Werthe sind dann unter Annahme des Verhiiltnisses

auf den Wasserstoff als Einheit umgerechnet. 0 : H = 15,96 : 1

(8. G.) Rh,(NHJ,,C1, : Rh, = 19,0456 : 6,6575 [lo]

Rhs : (NHI)~&!I~ 6,6575 : 12,3880 Min. Max.

= 0,53742 : 1; 0,53679; 0,53785 und da (NH8),,,Cb : 0 = 23,9539 : 1,

Min. Max. Rh : 0 = 6,4366 : 1; 6,4291; 6,4418 Rh : H = 102,728 : 1; 102,609; 102,611.

*) Nach L o t h a r M e y e r und K a r l S e u b e r t , Atomgewichte der Elemente, Leipzig 1883. Atomgewichtrrtafel auf 8. 244 u. 245.

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des Rhodiums.

Dies aus der Summe der Substanz und des Metalls aller Ver- suche berechnete Mittel stimmt wit dew oben aus dem Er- gebnifs der einzelnen Versuche abgeleiteten 102,748 fast vbllig iiberein. Das Minimum und Maximum entfernen sich vom Mittel nicht weiter, als dies in den unvermeidlichen Wagungs- fehlern begrihdet ist.

Die Reduction der fur Wagungen in der Lut? geltenden oben angefuhrten scheinbaren Gewichtsmengen auf wirkliches (absolutes) Gewicht andert das Endergebnifs n u r unerheblich.

Setzt man die Dichte des Chloropurpureorhodiumchlorids mit J 6 r g e n s e n = 2,07, die mittlere Temperatur, bei welcher die Wiigungen statlfanden, = 2OU, und den mitlleren Tubinger Barometerstand =735 mm, so verliert j e ein i g des Salzes bei der Wiigung in der Luft 0,57 Milligramme *) an Gewicht, die ganze Menge desselben also 19,0955 x 0,00057 = 0,01086 oder rund 0,0109 g. Das wirkliche Gewicht wird daher 19,0955 + 0,0109 = 19,0564 g Salz.

i g Rhodium vom spec. Gewicht 12,i verliert unter den gleichen Verhaltnissen nur 0,089 Milligramme, die gesammte gewogene Menge des Wetails also 6,6575 x 0,000089 = 0,00059 oder rund O,OOO6 g. Das wirkliche Gewicht des Metalls, das in die Rechnung eineusetzen ist, betriigt also 6,6575 + O,OOO6 = 6,658i g Rhodium.

Ftir wirkliches Gewicht berechnet sich sonach das Atom- gewicht des Rhodium nach dem Ansatz :

(w. G.) Rh,(NH,),,CI, : Rhs = 19,0564 : 6,6581 [lo), Rh, : (NH,),,Cl, = 6,6581 : 12,3983,

= 0,53702 : 1, und da (NH8),&l,, : 0 = 23,9539 : 1,

Rh : 0 = 6,4318 : 1, Rh : H = 102,652 : 1.

Der Betrag der Correction fallt also noch zwischen die Fehlergrenzen der Versuche.

*) Lothar M e y e r und K a r l S e u b e r t , a. a. 0. S. 10 und 11.

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Wie schon oben erwahnt, wurde in einzelnen Versuchen auch die Menge des in dem Salze enthaltenen Chlors sowie der Ammoniakgehalt bestimmt. Wenn auch diese Zahlen be- greiflicherweise nicht die gleiche Zuverllssigkeit beanspruchen khnen, wie die Bestimmung des Metallgehaltes und die aus diesem abgeleiteten Werthe, so haben sie doch insofern Be- deutung, als sie den Beweis erbringen, dars die von uns untersuchte Verbindung in der That nach den durch die Formel ausgedriickten stochiometrischen Verhaltnissen zusammengesetzt, also rein war.

Die Chlorbestimmung ergab fur den Gesammtchlorgehalt des Salzes folgende Zahlen :

2,4347 g Substanz lieferten 0,8513 g Rhodium und 3,5531 g Chlor- silber, entsprechend 0,87865 g oder 36,088 pC. Chlor.

Durch Beziehung der Menge des Salzes zu dem Gewicht des erhaltenen Chlorsilbers berechnet sich hieraus das Atom- gewicht des Rhodiums wie folgt :

(8. G.) Rh,(NH,),,CI, : 6AgC1 = 2,4347 : 3,5531 [I], = 4,1114 : 6 ;

una da AgCl : 0 = 8,96146 : l*),

Rh,(NH,),,Cl, : 0 = 36,8441 : 1. Nun ist (NH,),,CI, : 0 = 23,9539 : 1,

also Rh : 0 = 6,4451 : 1; Rh : H = 102,864 : 1.

Aus dem Gewichte des erhaltenen Metalles und dem des Chlorsilbers berechnet sich :

(8. G.) Rh, : 6AgCl = 0,8513 : 3,5531 [I], = 1,4376 : 6,

und da AgCI : 0 = 8,96146 : 1,

Rh : 0 = 6,4413 : 1; Rh : H = 102,804 : 1.

Bei der Ammoniakbestiminung wurden aus 2,3849 g Substanz 2,1541 g Chlorammonium , entsprechend 0,68642 g

*) Vgl. Anmerkung auf S. 322.

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des Rhodiums. 325

oder 28,782 Proc. erhalten. Die Unsicherheit , welche dieser Bestimmung anhaftet, macht sie als Methode der Atomge- wichtsbestimrnung unbrauchbar. Aus dem Gewichte des Salzes und dem des Chlorammoniums im vorliegenden Versuche be- rechnet sich Rh = 104,33, also erheblich i u hoch, was auf einen Verlust an Ammoniak bei der Analyse schliefsen Iafst, der jedenfalls davon herriihrt, dafs hei der Reduction des Salzes nicht alles Ammoniak als solches und als Chlorammonium frei wird, sondern auch etwas freier Stickstoff entweicht.

Unter der Annahme, dafs das Atomgewicht des Rhodiums = 102,73 ist, berechnen sich fur die procentische Zusammen- setzung des Chloropurpureorhodiumchlorids die nachfolgenden Werthe, denen zum Vergleiche die von J o r g en s e n und von uns gefundenen beigesetzt sind :

Berechnet Gefunden - (Jorg.) (Sbrt . u. K.)

Rh* 205,46 34,956 34,985 34,956 pC. tNH&o 170t10 28,939 28,89 28,782 ,, C1, 212,22 36,105 36,09 36,088 ,,

587,78 100,000 99,965 99,826 pC.

Als Atomgewicht des Hhodiums ist somit der Werth R h = 102,7

festgestellt und es behalt dieses Element seinen Platz im natur- lichen System zwischen dem Ruthenium, Ru=101,41, und Palladium, Pd = 106,35. Hierdurch bleibt es, wie bisher, mit Iridium in einer Verticalreihe, also einer natiirlichen Gruppe, was seinem ganzen chemischen Verhalten entspricht.

Mit dieser Atomgewichtsbestimmung des Rhodiums sind nunmehr die Atomgewichte sammtlicher sechs Platinmetalle, einige sogar wiederholt , neubestimmt worden, sodafs hier- durch die gegenseitige Stellung dieser Elemente im natiirlichen System endgiiltig entschieden ist.

T ii b i n g e n, 12. August 1890.