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Ueh. d. Chromogen d. Soletux eyauesccna u. ander. auf frisch. Bruchcclc. 107 Hat man viclc Anxlysen zugleieh zii machcn, so verfahrt man am bcsteii. iriduni man nach Gr ag e r 's praktischcm Vorschlag eine grossere Xlcngc Losung des geradc vorhandenen Eisenvitriols bereitet, ihren Osydulwcrllr durch auf Oxalsaure gestelltes Chanialcon hestimmt , und van dieser Lo- sung zu allen glcichzeitigen Analyscn vcrwcndet. Man niuss die L6mng sofort stark sauer machen, dcnn eine ncutrale oder schwnchsaure Eiscn- vitriolliisung halt sich an der Luft kaim eine Stun& unverindcrt. Annierkung 4. Eei weitem nicht in diesem Grade, aber docli mchweisbar schwicher ist die oxydircndc Kraft des Chlors such heim Eisenritriol, wenn derselhe in schr vie1 Wasser, z. B. 1 : 1000 gel& kt. Eine Bemerkung hieriiber findet sich schon bei L 6 w e n t h a1 und Lens s e n :I. a. O., und ich mnss sie hestitigen. Allein ich sehc andrcrseits gar kei- nen Grund, die Eiscnlosungen so stark zu verdiinncn, zumal erstens die Eeurtheilung des zur Flrbung eincr grossen Menge Fliissigkeit erforder- lichcn Chamllleons ncue Fehlcr einschliesst , nnd zweitous selbst das Cha- inaleun bei so grosser Verdiinnnng nicht normal auf Eiscnuxydnl wirkt. So vcrhrauchtc ich auf 10 C.C. Eisenlosung ohne weiteres Wasscr 38,3 C.C. riner Charnileonlosung, bei der Verdiinnung mit 1 Liter Wasser ahcr, itnd rnit gcnauestcr Beriicksichtigung der zur Farhung nothigen Blengc, 39,4 C.C. Ich haltc nicht fur nothig, clic von niir angefiihrten Eiscnliisungoi noch wveiter zit verdiinnen , als dies bei Chlorwasser - und Chlorkitlkpro- ben durch die chlorhaltigen Flussigkeitcn ganz von solhst geschichl. Ueber das Chromogeir tles Ifoletiis cganescens niid nnderer auf frischeiri Briiclie blau werdenden Yilzc. Von Dr. IIcrmann Ltid wig, a. Prof. in Jcna. Mit Schruiben voni 2 I. Septbr. 1870 ~Lerscliickte rnir inein wertlier Freund, Herr Apolhcker Ilr. G o n n e ni a n n in Neustadt bei Coburg eine Portion frischw , unvcrselirter Exeni- plare von Boletus eyanescens, welche er Tags vorher auf einer Excursion f h d , iiiit dcr Bitte, Versnche anzuslellen, urn die Ursache der so tiefen indigblanon Farbe xu ermitteln, welche dieser Pilz sowohl bei der Reriihrung als bcim Zerbreclien untcr den1 Einflnssc der atniosphariuclien Lult erleidet und welche spkter wieder verschwindet. ,, Seit Jahren (schreibt mir Derselbe spater) maehte eE inir Vergniigen, auf nieinen Pilzexcursionen die Bo 1 e t j

Ueber das Chromogen des Boletus cyanescens und anderer auf frischem Bruche blau werdenden Pilze

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Page 1: Ueber das Chromogen des Boletus cyanescens und anderer auf frischem Bruche blau werdenden Pilze

Ueh. d. Chromogen d. Soletux eyauesccna u. ander. auf frisch. Bruchcclc. 107

Hat man viclc Anxlysen zugleieh zii machcn, so verfahrt man am bcsteii. iriduni man nach G r a g e r ' s praktischcm Vorschlag eine grossere Xlcngc Losung des geradc vorhandenen Eisenvitriols bereitet, ihren Osydulwcrllr durch auf Oxalsaure gestelltes Chanialcon hestimmt , und van dieser Lo- sung zu allen glcichzeitigen Analyscn vcrwcndet. Man niuss die L6mng sofort stark sauer machen, dcnn eine ncutrale oder schwnchsaure Eiscn- vitriolliisung halt sich an der Luft k a i m eine Stun& unverindcrt.

A n n i e r k u n g 4. Eei weitem nicht in diesem Grade, aber docli mchweisbar schwicher ist die oxydircndc Kraft des Chlors such heim Eisenritriol, wenn derselhe in schr vie1 Wasser, z. B. 1 : 1000 gel& k t . Eine Bemerkung hieriiber findet sich schon bei L 6 w e n t h a 1 und L e n s s e n :I. a. O., und ich mnss sie hestitigen. Allein ich sehc andrcrseits gar kei- nen Grund, die Eiscnlosungen so stark zu verdiinncn, zumal erstens die Eeurtheilung des zur F l rbung eincr grossen Menge Fliissigkeit erforder- lichcn Chamllleons ncue Fehlcr einschliesst , nnd zweitous selbst das Cha- inaleun bei so grosser Verdiinnnng nicht normal auf Eiscnuxydnl wirkt. So vcrhrauchtc ich auf 10 C.C. Eisenlosung ohne weiteres Wasscr 38,3 C . C . riner Charnileonlosung, bei der Verdiinnung mit 1 Liter Wasser ahcr, itnd rnit gcnauestcr Beriicksichtigung der zur Farhung nothigen Blengc, 39,4 C.C.

Ich haltc nicht fur nothig, clic von niir angefiihrten Eiscnliisungoi noch wveiter zit verdiinnen , als dies bei Chlorwasser - und Chlorkitlkpro- ben durch die chlorhaltigen Flussigkeitcn ganz von solhst geschichl.

Ueber das Chromogeir tles Ifoletiis cganescens niid nnderer auf frischeiri Briiclie blau werdenden Yilzc.

Von Dr. I I c r m a n n Lt id w i g , a. Prof. in Jcna.

Mit Schruiben voni 2 I . Septbr. 1870 ~Lerscliickte rnir inein wertlier Freund, Herr Apolhcker Ilr. G o n n e ni a n n in Neustadt bei Coburg eine Portion frischw , unvcrselirter Exeni- plare von B o l e t u s e y a n e s c e n s , welche er Tags vorher auf einer Excursion f h d , iiiit dcr Bitte, Versnche anzuslellen, urn die Ursache der so t i e f e n i n d i g b l a n o n F a r b e xu ermitteln, welche dieser Pilz sowohl bei der Reriihrung als bcim Zerbreclien untcr den1 Einflnssc der atniosphariuclien Lult erleidet und welche spkter wieder verschwindet.

,, Seit Jahren (schreibt mir Derselbe spater) maehte eE inir Vergniigen, auf nieinen Pilzexcursionen die Bo 1 e t j

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108 Ueb. d Chronrogcn d. Ib~lc t~ is cymc>cens 11. andct. ml' friach Kruche e tc .

c y a n e s c e n s Bulliard , pi c r o d e s , Sat a 11 a s 1 u r i d 11 s

Schaffer, c a l o p u s Persoon vlnd p a c h y p u s Friee, wenn ich sie antraf, durch einen Seitenhieb mit meinem Stocke zu zertrummern, urn an den Fragmenten die sofortige Ver- anderung der weissen Fleischsubstnnx in gesattigtes Indigblau ztr beobachten I n den Ruchern uber PiBe wurde bisher diese Err;cheiniing entwedcr einem etwaigen A n i 1 i n g e h a1 t e oder einer C y a n v e r b i n d u n g zugcsrhrieben.

Buch B o l e t u s r u f u s iind die Varietdt des B o l e t u s v a r i e g a t u 8 Sw. mit den brannen Rohren gchort hierher.

B o l e t u s s c a b e r B u l l . (aurant i scus) , der Capuziner, ein schoncr, ewbnrer Yile , n i t sehr sartcm, weichen Fleisch, farbt sich, ecrsclinitten, bcim Briich irn Wasser oder getroclr- net, erst gisan, danii ganz sehwarz. >.lit Allcalien ubergossen, f k b t er sich anfangs k r a p p r o t h, dann braun, spritcr schwarz. Xr vcrdient cbenfalls eine Untersuchiing. '(

Th. H n s e n i a n n (mrdicin. Redentung dcr Pilzc, Archiv d. l'harrn. 1365, II. R. Rd. 124, 15. 59 und 215) zahlt cine gnnzc Beihc +on Boletusarten auf , wclche beim Bruche ihrc Farbe an der Lnft nicht dndern ( R o l c t n s e d ~ i l i s , b o v i n n s , s u b - t o nl c n to s u s , g r a n u la t t i s , I n t c u s , r c g i u s , o v i n u s , f r 0 n d 0 s 11 s. u m b c 11 :t t n s, p c P c a p rat, a r t c m 1 d o r u F u n d h e p a t i c u s ) . Dcm gif t ig-cn B o l e t u s l u r i d u s F r i e s komint dicscr Farbenwechsel eu; scin Fleisch ist m i s s oder gelb- lich und geht bcirn Bixchc ins D u n k c 1 b 1 a u P iiher ; abcr auch vinigcn c s s b a i ~ c n z B, dcm R o l c t n s v a r i c g a t u s , f r d nnd c y a n e s c e n s , die nntiirlich bcsscr gcmicdcn werdcn, als dabs man sich diirch Vera erhsdmg cincr Vergiftung B\lssctztc.

I n seincm Handbnchc dcr Toxikologic 1862, S 394 bemerkt Dersclbe zu dcm sogcnanntcn Kcnnzcicl~cn der Gifttlgkcit eincs Pilzcs, dcr w c c h s e l n d e n F a r b c s e i n e s F l e i s c h c s : nicht alle Bolctcn, welche blan anlaufcn, sind giflig ; B o 1 c t u s s u b t o m e n t o s u s und die 3 ebengenannten aeigcn dicsc Farbenanderiing, ohne gififtig genannt werdcn zu kdnnen.

B o 1 e t u s s c a b c r L. Iiiuft schwarzlich an und ist doch unschadlich. Dem B 0 1 e t u s S a t a n a s Lcnz wird besondere Gif'tigkeit zugcwhricben I fcrner B. p a ch y p 11 s , c a 1 o p R s ,

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Ueb. d. Chromogen d. Boletus cynncscens n. nnder. nuf frisrh. Eruche etc. 105

e r y t h r o p u s , t o r o s u s und l u p i n u s , uber dercn toxi. schc Eigcnschaften aber hcsondcre Reobnchtungcn nirhl bestehen.

Der Geruch des B o l e t u s p a c h y p i i s F r i e s ist wanzen- artig , sein Geschmack bitter ; B o 1 e t n s 1 u p i n 11 s Fr. besitzt sauerlichen Geschmack (Huscmann a. a. 0. S. 380).

Nach S c h on b c i n (l’hilosoph. Matgnz. IV. Scr. 11. Vol., hro 7 0 , 6. 137; daraus im Chcm. Ccntraliblatt, voni 9. Juli 1856, Nr.32, S.512; auch in R o c h l e d e r s ’ Chem. u. Phy. siologie d. Pflanzcn 1858, S. 98) enthalt dcr alkoholische Auszug von B o l e t u s l u r i d i i s und A g a r i c u s s a n g u i - n e u s eine farblosc Substanz, die sich gegcn Ozon wie Gua- jaktinctur verhalt und sich blau fiirbt. Der ausgepresste Saft enthalt einc Substanz, die den gewohnlichen Sauerstoff in Ozon umwandelt. Der allroholische Auszug mird durch gewohn- lichen Saueretoff nicht blaii, abcr soglcich, wenn man vom ansgepressten Safte dazu sctzt. Derselbc Saft giebt auch an Guajaktinctur sein Ozon ab und ozonisirt sich aufk Ncuc. Man kann ihn claher fur einen OzontrSger ansehen.

Am 26. Septbr. 1870, noch densclben Tag, an wel- chem ich die frischcn Pilze erhalten hatte, nahni ich sie in Untersuchung. Sie waren ausserlich gelb, auf dcm frischen Bruche weiss, andertcn aber rasch ihre Farbe in tiefblau. Ihr Gewicht = 371 G. Sjie mwrrlc u n z e r k l e i n c r t in ein weitmundigcs Glas gegeben , hierin mit 500 C. C. Wein- geist von 92 Vol. o/o Gehal t ubergossen , u n t e r h a1 b d e s W e i n g c i s t ’ s z e r d r u c k t und mit einer Glasplatte bedeckt bis zum 6 . October maceriren gelassen. Jetzt rvurde der b r a u n 1 i c h g e 1 b e weingeistigc Auszug abgepresst und filtrirt, wobei er sich etwas g r i i i i l i c h farbtc, wahrend dcr Filter- rand r e i n b 1 a u gefarbt crschicn.

A19 eine Probe dcs wcingcistigen A4uszugcs init S a 1 z - s a u r e angesauert wurde, verscliwand die griinliche Farbung, das Gemisch erschien gelb und blieb auch nach dern Kochcn gelb. Unterschied von dem Rhinanthin und dcm Chroinogen in blelampyrum arvense, die dabei blau und griin werdcn.

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110 Ueb. d.Chromogrn d. Boletus cyanescens u. andrr. n~l'frisch. Bruchc etc.

Auf Ziisatz von A mm on i a k wurdc! der weingeistige Anszug ehenfah gelb.

Am Rande des weitmiindigen Glases , in melchem die Naeeration statt gefirnden, hatt.e sich e in li y ~ t ~ n l l i n i s c h c ~ A n f l u g .abgesetzt. E i s e n c h I o r i 11 f'iillte den weingeistigen Auszng graugelb, B 1 e i z H c k e r l o s u n g scli wach grunlichgetb.

Von den1 filtrirten weingeistigen Ausznge wurde der Weingeist aiis einer Glasretorte im W a~~serbade abdestillirt, der mctssrige Riickstand aus der Retorte in eine Porzellan- schate gegeben und in1 Wasserbade bis znm diinnen Syrii]) eingedunstet.

Aus diesem hatk sicb nur wcnig 61ig h a r z i g e S u b - s t a n z ahgeschieden. Uer Syrup wurde mit kaltem Wasser verdiinnt , filtrirt nnd abermais im Wasserbade concentrirl. Eine Probe dez braunlichgelben , wtissrigen Losung gab mit einer Losung des u n t e r c h t o r i g s a u r e n N a t r o n s dic schonste intensiv indigblaue Fiirbung ; sie musste also da.s Chromogen des Boicttls cyancscens noch unrerandert enthalten und getrennt von der S II b s t a n z , welche die Veranlassung ist, dass dieses Chromogen mit ihr und atrnnsph. Luft In Be- riihrung sich blaut.

Die niit W eingeiet extrahirte Pilzmasse gab, mit k a1 - t e rn W a s s e r ausgezogen, eine schleimige Losung, die sich niit nnterchlorigsaureni Natron nicht blau, sondern braun fiirbte.

Unter einer Glssglocke iiber concen tjrirler Schwefelsiiurc stehen gelassen, erstarrte der das Chromogen enthaltende By- rup zu schoncn, conccntrisch strahlig gruppirten Krystallen (7. Oct. 1870). Diesc Krystal!c, von der Mutterhuge durcli Pressen ewischen weissem Filterpapier gctrennt und umkrystal- lisirt , uvrden farblos, schmeckten siiss und f'irbten sich mit untct.chlorigsaurem Natron nicht mehr. Sie wurden als ;\I a n - n i t erkannt. Die gelbbraonliche &hiCterlauge Yarbte sicli aber immer noch intensiv blau durch unterchlorigsaures 'Pu'atrnn. Sie wurde init a b s o l u t e m A l k o h o l und dann rnit A e t h e r vermixcht nnd hicrdurch in einen ungeliisten, ziihen, ctwas fleischhriihartig, siisslich lrratzend schmeckenden Theil und in

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Ueb. cl. Chromogen d. Boletus cynnescens u. ander. auf frisch. Bruche etc. 111

eine goldgelbe Losung zerlegt. Diese letztere liess beini Vcrdunsten cinen geringen, gelbcn, aniorphen Ruckstand, der auf Zusatz von unterchlorigs. Natron intensiv g r u n h r a 11 n geEirbt wurde.

Die wassrigc Losung des Chromogens rothet deutlich dss blaue Lackmuspapier und ist briiunlich gelb gefirbt.

Seine c o n c e n t r i r t e L ti s u n g wird, niit einigen Tropfen unterchlorigs. Natrons vermischt, t i ef b 1 a u gefarbt, bei Ver- diinnung durchsichtig blsn ins Violette, beini Stehen nach eini- gen Mintiten verblassend.

Eine v e r d iin n t e r e Losung wird durch NaO, C10 erst griinlich, dann griinlichblau , reinhlan, violetk und ziiletzt dun- kelbraun.

I n eiiier schr verdiinnten Losung entsteht durch NaO,ClO keine blaue, sondern sogleich eine i n t e n s i v br n u n e Farbung.

Mit S a1 z s a u r e angesiluert , cntsteht keine Farbenaude- rung, auch niclit nach Zusatz von Natronlauge bis zur alkali- when Reaction. Nun ' nnterchlorigsaures Natron zugefugt, giebt ebenfalls keine Verlndernng der gelben Farbe der Mischung.

Die wassrige Losung des Chromogens giebt mit E i s e n - v i t r i o l l o s u n g keine Reaction, farbt sich durch E i s e n - e h 1 o r i d 1 o s u n g nur bliiulich , ebeuso durch ein Gemisch aus E i s e n c h l o r i i r u n d E i s e n c h l o r i d ; durch E i s e n - v i t r i o l n e b s t u b e r s c h u s s i g e r N a l r o n l a u g e blaulich, ebenso durch E i s e n c h l o r i d und N a t r o u l a u g c , und durch E i s e n v i t r i o l , E i s e n c h l o r i d und N a t r o n l a u g e ; alle 3 eisenhaltigen Gemische, mit Salzsaure angesauert, gaben r e i n g e l b e Losungen. Es ist also w e d c r R l a n s i i n r e , n o c h E i s e n b 1 a u s a u r e eugegen.

C h r o m s a u r e s K a l i , s a u r e s , bewirkt keine Veriinde- rung in der wtiksrigen Losung des Chromogens; so wie aher eine kleine Blenge freier Scliwefeisaure dam gemischt wird, entsteht ein gelbgriiner Niederschlag.

U e b e r m a n g a n s a u r e s K a l i verliert durch die Chro- mogenltisimg rasch seine violette Farbe und giebt ein braunes Gemisch.

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112 Ueb. d.Chromogen d. Boletus cyanescens u. ander. auf frisch. Rruche etc.

B 1 e i h y p e r ox y d , mit Wasser und Chromogen angcrie- ben, giebt bliiuliches Gemisch und beim Ablagern des Blei- oxyds bleibt eine gr iin e Losung dariiber stehen.

Ess igsau res X u p f e r o x y d giebt einen gelblich grii- nen Niederschlag.

S a l p e t er s a u r e s 6 i l b e r o xy d einen zartflockigen, durchaus nicht kasigen Niederschlag , mit brgunlicher Farbe in Ammoniak 1oslich, mit BNO5 angesanert, klar bteibend ; beim Stehen schieden sich zarte Flocken aus.

G o l d c h l o r i d farbt sich auf der Stelle griin unter Re- duction von Gold. Mit P 1 a t i n c h l o r i d giebt die wassrige Chromogenlosung keine Fallung, auch nicht nach Zusatz von Salzsaure ; sobald aber Weingeist zugefugt wird , entsteht eine starke gelbe Triibung.

A19 in die concentrirte Platinchloridlosung die extract- (ormige Cliromogenlosung eingeriihrt wurde, entstand eine triilie, gelbe Mischung, aus der beim Stehen sich ein gelber Nic- derschlag, unloslich in Weingeist, absetzte.

Mit 90 procenligem Weingeist iibcrgossen, Ioste sich von dem Chromogen ein kleitier Thcil ; diesc 1,osung wurde durch P 1 a t i n c h 1 o r i d kraftigst gelb gefallt ; abcr dieser in star- Item Weingeist geloste Theil wurde durch u n t e r c h 1 o r i g - s a u r e s N a t r o n nicbt blau, sondern nur noch roth gefirbt. Der im kallten 90°\, tigem Weingeist nicht gcloste Theil bliinte sich noch kraftigst durch unterchlorigs. Natron.

(3; e r b s a u r e giebt in der wassrigen Losong dcs Chronio- gens erst Triibung, d a m flockige Falliing.

Nit A c t 7; k a 1 k erhitzt, entwickclt das Chromogen reich- liche a m m on i a k a1 i s c h e Darnpfc als Zcrsetzungsproduct, ist also stickstoffhaltig.

So weit reichte das zur Dntcrsuchnng vorliegende Ma- terial. Xleine Mengcn dcs Chromogens, von Fil trirpapier auf- gesaugt und aufgehobcn, zeigen heute noch (d. 30. Dec. 1871) die schane Iteaction mit unterchlorigs. Natron (Veranderung der gelben Fdrbung in intensives Blan).

Nach T. L. P h i p s o n (Cornpt. rend. LI , 107; Repert. chini. pure 11, 346; Ding]. polyt. Journ. 157, 316; K o p p -

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Ueb. d. Chromogen d. Roletes cyancscens u. ander. auf frisch. Brucheetc. 113

W i l l ’ s Jahresbericht d. Chemie, 1860 8. 348) enthalten xnehre Arten der Gattung B o l e t u s ( B o l e t u s c y a n e s c e n s und l u r i d u s ) , deren inneres Gewebe nach dem Zerreiben an der Luft lebhaft, aber voriibergehend i n d i g b 1 a u wird, A n i - 1 in. Er findet, dass die farbende Substanz, welche in dem Pilze in farbloser Verbindung ist, sich in Alkohol lost, nur wenig mit Wasser sich mischt, an der Luft verharzt und insofern die Eigenschaften des Anilins besitzt, als sie rnit Oxydations- mitteln dieselben Farbungen erzeugt , wie das Anilin oder dessen Salze. W i l l fugt diesen Angaben die Bemerkung bei: ,, dass die fragliche Substanz wirklich Anilin ist, ergiebt sich aus P h i p s o n ’ s Andeutungen nicht rnit Bestimmtheit.

Meine eben mitgetheilten Beobachtungen theilte ich am 23. Juli 1871 Herrn Dr. G o n n e r m a n n rnit und erhielt von Demselben am 14. August d. J. folgende Bemerkungen, die er mir freundlichst gestattete zu veroffentlichen. ,, Ich bin erfreut, schreibt Derselbe , dass meine Versuche im vorigen Herbst, die ich mit anderen Pilzen angestellt habe, durch Ihre Nittheilung vom 23. Juli d. J. ihre Bestatigung gefunden haben.

Nachdem ich Ihnen den B o l e t u s c y a n e s c e n s ge- schickt, fand ich kurz darauf B o l e t u s l u r i d u s , der beim Bruch nnd Druck auch sogleich dunkelblau anlauft; ich iiber- goss ihn mit Alkohol und erhielt e i n e s c h o n b l a u e T i n c t u r.

Beim Verdampfen schwand jedoch rasch die blaue Farbe und anderte sich in eine g e l b b r a u n e um. Zur diinnen Extractdicke abgedampft und das Extract rnit Alkohol ausge- kocht , lieferte es beim Erkalten schone M a n n i t k r y s t a 1 1 e (wovon ich Ihnen ein Probchen beifuge). Der mit Alkohol ausgezogene Ruckstand, in Wasser gelost, verhielt sich gegen Sauren ohne blaue Farbenreaction. Da ich nun eine A n i 1 i n - Verbindung vermuthete, so reagirte ich mit einer Losung von C a l c a r i a h y p o c h l o r o s a ; es verschwand aber nur die braune Farbe.

Rein zufallig liess ich einige Tropfen in eine mit Na- tronlosung versetzte Probe fallen, vvodnrch soforl die Fliissig-

Arcli, d Pbarm. ( XCIX. Hds 2 Ilft. 8

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114 Ucb. (1. Chromogeii d. Boletcs cyanesceiis 11. ander. anf frisch. Brucho etc.

keit sich blau fiirbte. Ich bercitete niir desshalb alsbald einc Lijsiing von N a t r. h y p o c h l o r o s u m (BUS kohlens. Natron und Chlorkalk) und bekam hiermit sofort eine blaue Reaction. Ich schloss daraus, dass diese blaue Eeaction der I'ilze einem C h r o m o g e n zugeschriehen werden miisse , welches darin durch Beruhrung rnit Rauerstoff oder 0 z o n verandert und g eb 1 a u t wird. lch theilte diese meine Beobachtnng ganz lrnrz dem Dr. R a h c nh o r s mit, weil diescr einc C y an v c r - b i n d u n g in der hlaaen Farbe vermuthete.

Auf diese Reobachtung hin habe ich im vorigen Herbst auf dieselbe Weise noch B o l e t u s r u f u s , B. S a t a n a s , B. p a c h y p u s , B. c a l o p n s nnd die Varietiit des B o l e t u s v ar i e g a t u s mit den hraunen liohrcn untersucht und b e i a l l e n mit dem blossen w-eingcistifi.cn Auszugc durch Zusatz von N a t r. h y p o c 11 1 o r o s u ni eine melir oder weniger blaue Reaction erhalten. Nun erhaltc ich Ihren Brief und sehe zu meiner grossen Freude, dass ich auf dem richtigen Wege gewesen bin. Ihre mir zugeschickte Probe giebt jedoch eine SO intensiv dunkle Reaction, wic ich sie nicht crzielt habe, denn die wassrige Losnng des Zxtractes ist so dunkel, dam das Blau uicht so frei hervortritt und verdiinne ich die Lijsung, so wird die Reaction zu schwach ini Verhaltniss zii der Reaction der f r i s c h e n Pilze. Es ware nun moglich, dass durch das Ver- dampfen des weingeistigen Auszugs in der WLme das Chro- niogen verandert und dadurch die Eeaction geschwacht, resp. theilweise zerstijrt wurde. Die Verdampfung an freier Luft der sich selbst iiberlassenen Tinctur , wiirde die Flussigkeit zu lange der Atmosphare aussehen und diese miiglicherweise auch nachtheilig darauf einwirken. Ich habe das verdunnte Extract mit K O h l e behandelt , aber kein besseres Resultat, dagegen den M a n n i t damit ziemlich weiss erhalten.

Zu bemerken isi noch, dass bei den blau anlaufenden Pilzen nach langerem Liegen an der Luft die blauangelaufe- nen Stellen sich wieder e n t f a r b en.''

Einem spiteren Bricfc des Herrn Dr. G o n n e r m a n n vom 6. October d. h. entnehiuo ich noch folgende Beobach- tiingen :

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Ueb. (1. Chromogeii d. Boletus cynnescens 11. andcr. suf frisch. Hruche etc. 115

,, %tierst stell te icli Versuche mit einem B o 1 e t u s 1 u r i - dus an, bercitetc mir eine Tinctur daraus, indem ich in eine Porzellanschale 90 procentigen Weingeist brachte und d i e - s e m d e n P i l z i n h o c h s t f e i n e n , d i i n n e n S c h n i t t e n zusetzte, so dass derselbe vom Weingeist bedeckt wurde; andrerseits z e r r i e b ich i n e i n e m P o r z e l l a n m o r s e r e i n e n P i l z z u E r e i , iibergoss ihn nun mit 90proc. Wein- geist und stellte beide Proben bedeckt 24 Stunden bei Seite.

Sowohl beim Einschneiclen des Pilzes, als auch beim Zer- reiben desselben in Weingeist gcbracht , farbte sich derselbe sofort dnnkelblaii, die Farbe ging jedoch bald in Blaugriin iiber und nach 24stiiudiger Maceration wurde die Farbe schmutzig griingelb.*) Da beide Ausziige gleiche Farbe hat- ten, so prcsste ich beide Ausziige dnrch ein vorher nochmals ausgewaschenes, reines Colatorinm, benetzte den R.iielrstand nochmals mit Weingeist, presste abermals und vereinigte die Ausziige; nach dem Piltriren wurden sie in eine Porzellan- schale im Wasserbadc bis ziir Extractdicke abgedampft und ein schones hcllbraunes Extract erhalten. Da fruhere Ana- lytiker P i l z z u c k e r , spatere, wie E. B o u d i e r im A g a r i c n s o a m p e s t r i s M a n n i t und K o h l r a u s c h in M o r c h e l l a e s c n l e n t a , T u b e r c i b a r i u m ctc. auch Mannit gefunden hatten, so versuchte icli nuch hier Mannit nachzuweisen. Ich lrochte daher die Extrncte mit 90 procent. Weingeist aus, welchcr dabei eine gelbe Farbc annahm. Vorn Ruckstande abgegossen , erkalten gelassen ,. schied sich eine reichliche kornig - krystalliuische Krusle am Boden, so wie einzelne Xrystallgruppen an dcr Wand des Glases 811s. Diese, da sie briunlich gefgrbt waren , niit Weingeist und Kohle behendelt, lieferten beini Erkalten reichliche Mengen u-eisser Krystalle, die sich wie reiner M a n n i t verhielten.

") Urn dirse F61bung der Pilzlnasse dnrch die Luft miiglichst zu verrrieideii, z c dr i i c kt .e ich , wie obeii mit,tgetheilt, d i e imrerletzt in \I'eingeist eiugesenkten Pilze u n t e r den1 W e i n g e i s t e . I€. L.

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i16 Ueb. d. Uhromogen d. Boletus cyanescens u. ander. auf frisch. Bruche ete.

Das mit Weingeist ausgezogene Extract loste sich in Wasser vollkonimen auf und hatte einen faden, schwach bitterlichen Geschmack. Um auf C y a n zu priifen, wurde ein Theil der Liisung mit A r g e n t. n i t r i c. behaudelt , jedoch kein Cyansilber erhalten; ebensowenig erhielt ich init P i k r i n - s a u r e und X a1 i h y d r a t eine rothe Flussigkeit ; Cyan war sonach nicht nachweisbar.

Ein anderer Theil der Extractlosung rnit C h 1 o r k a1 k - Losung versetzt , brachte kcine Farbenveranderung hervor ; dieser Mischung etwas 6 a 1 p e t e r s a u r e zugefugt, wurde die Flussigkeit durch das frei gewordene Chlor theilweise entfarbt.

Einem dritten Theile der Extractlosung wurde N a t r. c a r b o n i c. zugefugt , wodurch keine Veranderung bemerklich wurde ; beim Zutropfeln eine Chlorkalklijsung bemerk te ich jedoch eine b l a u e Farbung der Fliissigkeit.

Einer vierten Probe der Extractlosung fiugte ich nnn tropfenweise eine wassrige Losung von u n t e r c h 1 o r i g s a 11 - Tern N a t r o n hinzu und erhielt sofort eine deutliche b l a u e Farbung. Weitere Versuche wurden dadurch verhindert, dass der Rest der Extractlosung beim Aufbewahren dnrch Schim- melbildung verdorben war.

Ich suchte niir daher frisches Material zu verschaffen, fand jedoch keinen Boletus luridus, sondern einen B o 1 e t u s p i c r o d e s , mit welchem ich die Versuche wiederholte. Zu meiner Freude sah ich d i e b l a u e R e a c t i o n d u r c h u n t e r c h l o r i g s a u r e s N a t r o n a u c h h i e r w i e d e r e rs c h e i n e n.

Spater fand ich noch B o l e t u s c a l o p u s , S a t a n a s und B. p a c h y p u s , welche mir dieselben Resultate lieferten; sogar die Varietat des Boletus variegatus mit den engen braunen Rohren , welcher beim Zerbrechen ebenfalls blau an- laoft, gab eine ganz gelbe Tinctur, die aber, obgleich sehr schwache , doch deutlich erkennbare blauliche Reaction gab. Mannit fand ich in allen dicsen untersuchten Pilzen."

(A. Chnnermann).

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Uiitcrsudiung dcutsohar u r i d :ttisliiitlisuhcr Weine. 117

&€it einem Reste des bcirn Aufbewahren krystallinisch gewordenen braunlichgelben Extracles, in welchem das Chro- mogen des Boletus cyanescens noch krlftigst durch unterchlorigsaur. Natron in Blau verwandelt werden konnte, machte ich noch einen Versuch, um etwa vorhandenes Anilin zu isoliren. Das Extract wurde mit Natronlauge bis zur deutlich alkalischen Keact.ion versetzt und nun mit Aether mehrmals ausgeschiitte! t. Der klar abgehobene Aether wurde mit SalzsBure bis zur deutl. sauren lieaction versetzt, dann verdunstet. Der saure ltiickstand gab, mit Katronlauge alka- lisch gemacht, bei gelindem Erwiirmen zwar einen ammo- niakalisch pilzartigen Geruch , blieb aber nach Zusatz von u n t e r c h l o r i g s . N a t r o n - L o s u n g durchaus farblos. Auch ein 2. Versuch mit Resten von Chromogen, die im Filtrir- papier vom Pressen des Mannits sich befanden, und die dnrch unterchlorigs. Natron die sohonste Blauung annahmen , lie- ferten, auf gleiche Weise wie das Extract mit Natronlauge und Aether behandelt, keine Spur von Anilin in der Stheri- schen Losung. *)

E s muss also bis auf Weiteres das Chromo g e n des Boletus cyanescens fiir ein b es on d e r e s , bisher noch nicht isolirtes Product der Pilze erklart werden. Herr Dr. Gonner- mann hat mir seine Mithiilfe ZUP weiteren Verfolgung dieses Gegenstandes zugesagt.

J e n a , den 30. Decbr. 1871. H. Ludwig.

Untersuchung deutscher und ausltndischer Weine. Von G. G l i s s n e r , Apotheker in Kassel.

Im Laufe des vergangenen Jahres ward ich mehrfach veranlasst , Weine der vergchiedensten Art einer eingehenden

*) Bei einer Gegenprobe niit Anilin gab das zum Versache benutzte, u n t e r e h 1 o r i g ~a u r e N a t r o n sehr rasch die schonste violette F h b n n g .