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55 Uber das Leuein aus Naekehband von Dr. M. Samec. Aus dem II. chemischen Universitatslaboratorium in Wien. (Vorgelegt in der Sitzung am 15. November 1907.) S krau p hat vor einiger Zeit die Vermutung ausgesprochen, dal] die Angabe von Kwisda, durch Erhitzen yon Leucin (aus Kasein) mit Jodwasserstoffs~iure entstehe ~,z-Caprons~ure, dadurch erkl~trbar wird, dab dem gewShnlichen Leucin, welches mit Jodwasserstoff infolge tier ibm jetzt zu- geschriebenen Konstitution Isobutylessigs~iure liefern sollte, a-Aminocaprons~ture beigemischt sei, die bei derselben Reaktion normale Caprons~iure geben kann. Es schien vor allem notwendig, die Angaben yon Kwisda zu prfifen. Ich bin dabei nicht yon Leucin aus Kasein, sondern yon solchem aus Nackenband des Ochsens ausgegangen, well dieses nach den Angaben von Erlenmayer und Sch~.ffer 1 in grof~en Mengen unschwer zu beschaffen ist. Um das l~istige Trocknen des Nackenbandes zu ersparen und doch das yon den genannten Chemikern empfohlene Ver- h~tltnis yon Trockensubstanz, konzentrierter Schwefels~iure und Wasser 1:2:3 anwenden zu kOnnen, babe ich in einer Probe den Wassergehalt bestimmt (rund 50~ dem ent- sprechend das klein geschnittene feuchte Nackenband mit dem gleichen Gewicht Wasser und dem gleichen Gewicht konzen- trierter Schwefels~ure fibergossen. Beim Erw~.rmen im Wasser- I Z. fi Chemie und Pharm,, 59, 315.

Über das Leucin aus Nackenband

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Page 1: Über das Leucin aus Nackenband

55

Uber das Leuein aus Naekehband v o n

Dr. M. S a m e c .

Aus dem II. chemischen Universi tats laboratorium in Wien.

(Vorge l eg t in der S i t zung am 15. N o v e m b e r 1907.)

S k r a u p hat vor einiger Zeit die Vermutung ausgesprochen,

dal] die Angabe von K w i s d a , durch Erhitzen yon Leucin

(aus Kasein) mit Jodwasserstoffs~iure entstehe ~,z-Caprons~ure,

dadurch erkl~trbar wird, dab dem gewShnlichen Leucin,

welches mit Jodwasserstoff infolge tier ibm jetzt zu-

geschriebenen Konstitution Isobutylessigs~iure liefern sollte, a-Aminocaprons~ture beigemischt sei, die bei derselben Reaktion

normale Caprons~iure geben kann. Es schien vor allem notwendig,

die Angaben yon K w i s d a zu prfifen. Ich bin dabei nicht yon

Leucin aus Kasein, sondern yon solchem aus Nackenband des

Ochsens ausgegangen, well dieses nach den Angaben von

E r l e n m a y e r und Sch~.f fer 1 in grof~en Mengen unschwer zu beschaffen ist.

Um das l~istige Trocknen des Nackenbandes zu ersparen und doch das yon den genannten Chemikern empfohlene Ver-

h~tltnis yon Trockensubstanz, konzentrierter Schwefels~iure

und Wasser 1 : 2 : 3 anwenden zu kOnnen, babe ich in einer

Probe den Wassergehalt bestimmt (rund 50~ dem ent- sprechend das klein geschnittene feuchte Nackenband mit dem

gleichen Gewicht Wasser und dem gleichen Gewicht konzen- trierter Schwefels~ure fibergossen. Beim Erw~.rmen im Wasser-

I Z. fi Chemie und Pharm,, 59, 315.

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56 M. Samec,

bad und sp/iteren Kochen erfolgt leicht LSsung ohne tiefer- greifende Zersetzung. Es wurden weiterhin im wesentlichen die Angaben yon E r l e n m a y e r befolgt, nur mit dem Unterschied, daft die Hauptmenge der Schwefels/iure dutch Kalkmilch und erst der Rest mit Baryt gefiillt wurde.

Nach dem Einengen erhielt ich Kristalle, die, mSglichst yon der Mutterlauge getrennt, 35~ des ursprfinglichen Gewichtes betrugen, welche aber nurzumgeringsten Teile Leucin enthielten.

400 g dieser Kristatlisation aus Wasser umkristallisiert, gaben nur mehr 55 g leucin/ihnliche Kristalle, und diese in das Chlorhydrat verwandelt, wieder nur mehr 7 g Kristalle. Alle Mutterlaugen kristallisierten nicht oder i~ul3erst achwer.

Infolge dieser geringen Ausbeute wurden weitere 600g der ersten Rohkristallisation nach F i s c h e r verestert und nach dessert Methode weiter verarbeitet.

Aus den Fraktionen bis 75 und 75 bis 95 (in Summe 50g) erhielt ich in Summe 41 g Rohleucin vom Fp. 216 bis 225. Dutch 6fteres Umkristallisieren bekam ich dann 27 g Leucin vom Fp. 290 bis 293 und aus diesen 18 g Leucinchlorhydrat vom Fp. 216.

o.636og" gelSst in 19"99gHC1 yon 9.0o/o (a)D-~- 18"08. 0' 1560g : 0" 1323 g AgCI.

In 100 Teilen:

C1 . . . . . . . . . .

Berechnet ffir C~H~3COsHCI Gefunden

21' 17 21 "03

5g" dieses Salzes wurden nun genau nach K w i s d a ' s Angaben mit HJ behandelt. Beim Offnen der Rohre entwich vie1 brennbares Gas. Die weitere Behandlung des Rohrinhaltes lieferte nur Spuren yon mit Wasserdampf flfichigen Siiuren. Um diese beilAufig untersuchen zu kSnnen, w~ren viel gr613ere Mengen yon Leucin notwendig gewesen, als ich besal~; ieh versuchte die Frage nach dem mutmaBlichen Vorkommen yon normaler Amino-Caprons~ture deshalb durch Oxydatiori des Leucins zu 15sen, wie es gleichzeitig im Institute F. H e c k e l mit Leucin aus Kasein ausgeftihrt hat.

Page 3: Über das Leucin aus Nackenband

Leucin aus Nackenband. 5 7

7 g des Chiorhydrates wurden mit 3 ~ Kal iumpermanganat-

liSsung oxydiert , wobei auf ein Molekiil Leucinehlorhydra t

2 Atome O kamen. Anfangs mul3te das Gemisch erw/irmt werden, sp/lter verlief die Reaktion in der K/llte. Naeh Verbrauch der

berechneten Menge KMnO 4 wurde das Oxydationsmit tel noch

solange tropfenweise zugesetzt , als der Aldehydgeruch bemerk- bar war. Es wurde nun die farblose Fltissigkeit vom Braunstein

abfiltriert, ziemlich stark verd/Jnnt (500 c ~ ~) und nach Zusatz

yon Schwefels/lure mit Wasse rdampf destilliert. In einem

gemessenen Tell des Destillates wurde der Gehalt an Chlor-

wassers toff ermittelt, sodann die Salzs~iure mit der n/Stigen

Menge Ag~CO a ausgef/lllt und das Kalksalz der fltichtigen

S/lure dargestellt, welches in mehreren Frakt ionen gewonnen

wurde. Die Gesamtmenge betrug 2" 1 g.

Von der ersten und zweiten Fraktion wurde die L(Sslichkeit bei 25 ~ bestimmt.

I. Fraktion: In 0 " 5 9 2 g LSsung 0"042 g Salz. In 100 Teilen Wasser: 7" 64 Salz.

II. Fraktion: a)In 2 " 1 7 1 g LSsung 0 " 1 7 t g Salz, entsprezhend: In 100 Teilen Wasser 8"55 g. b) UngeRSst gebliebenes Salz yon I. und II. In 6" 186 2" LSsung 0" 5227 g Salz. In 100 Teilen Wasser 9"2 Salz.

Von der sub a) erw/lhnten Fraktion wurde der Ca-Gehalt bestimmt.

0" 1620g Satz lieferten 0"0895g CaS04.

In 100 Teilen: Berechnet fiir

Ca Gefunden C5H902 --2

Ca . . . . . . . . 16"2 16"53

Die schwerstl/Sslichen Anteile sind demnach das Kalksalz der Normalvalerians~iure.

Aus den leichterl/Sslichen Frakt ionen wurden Salze mit gr~SBerer L~Sslichkeit, abet auch mit h~Sherem Gehalt an Calcium erhalten, deshalb mtissen auch Fetts/ iuren yon minderem Kohlenstoffgehalt anwesend sein.

Page 4: Über das Leucin aus Nackenband

58 M. Samec, Leucin aus Nackenband.

Das Auftreten von N-Valerians/iure macht es wahrscheinlich,

daft dem Leucin aus Nackenband ebenso normales Leucin bei-

gemischt ist, wie nach den analogen Untersuchungen yon

F. H e c k e l ~ dem Leucin aus Kasein.

1 Monatshefte f'fir Chemie, 1907.