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- 1199 - 149. Uber das optisehe Drehungsvermogen von Wasserstoff- und Deuteriumverbindungen von H. Erlenmeyer und H. Sehenkel. (28. IX. 36.) Wir haben in friiheren Arbeitenl) uber Versuche zur Herstellung von optisch aktiven Verbindungen mit einem asymmetrischen Kohlenstoffatom der Formel HDCR’R” berichtet. Im Zusammen- hang mit der Frage nach der Existenz solcher Verbindungen schien es interessant, zu erfahren, ob der Wert fur das spezifische Drehungs- vermogen einer optisch aktiven Verbindung in einem indifferenten Losungsmittel eine h d e r u n g erfahrt, wenn man vergleichend die Wasserstoff- und die entsprechende Deuteriumverbindung zur Mes- sung bringt. Wir haben, um solche vergleichende Messungen ausfuhren zu konnen, I-Mandelsaure und d-Atrolactinsaure aus Deuteriumoxyd umkrystallisiert, wobei, wie wir in einer fruheren Xitteilung gezeigt haben, zwei Wasserstoffatome austauschen2) und entsprechend vor- wiegend die Sauren: H CH, C,H,*C*COOD bzw. C,H,5*C.COOD OD OD entstehen. Die Versuehsbedingungen bei diesen Austausehreaktionen waren derart gewahlt, dass fur die I-Mandelsaure keine Racemi- sierung zu befurchten war3), so dass dzls entstehende Praparat der C,H,.H.C.(OD).COOD-SBure im Gehalt an optisch aktiver Sub- stanz dem Ausgangsmaterial der C&f5* H * C * (OH) - COOH-Saure ent- spricht. Die Versuche mit Atrolactinsaure wurden zur Erganzung ausgef uhrt, weil die Atrolactinsaure uberhaupt keine Rackmisierungs- tendenz besitzt4). Auf diese Weise bestand die absolute Gewiss- heit, dass die nach dem Austausch erhaltene D-Saure in ihreni Gehalt an optisch aktiven Molekeln exakt der urspriinglichen H-Ver- bindung entsprieht. Die optische Untersuchnng musste in einem Losungsmittel vorgenommen werden, das keine austauschenden Wasserstoffatome besitzt, und zudem vollstandig wasserfrei zti l) H. Erknmeyer und H. Odrtner, Helv. 19, 145, 331 (1936); H. Erlenmeyer und 2, H. Erleizrnepr, H. Schenkel und A. Epprecht, Helv. 19, 1053 (1936). 3) Siehe Xothe, R. 47, 843 (1914). 4) &4. McRenzte und H. Wren, SOC. 117, 680 (1920); A. Xclietzzie und J. A. Stnith, H. Schenkel, Helv. 19, 1169 (1936). B. 58, 894 (1925).

Über das optische Drehungsvermögen von Wasserstoff und Deuteriumverbindungen

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Page 1: Über das optische Drehungsvermögen von Wasserstoff und Deuteriumverbindungen

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149. Uber das optisehe Drehungsvermogen von Wasserstoff- und Deuteriumverbindungen

von H. Erlenmeyer und H. Sehenkel. (28. IX. 36.)

Wir haben in friiheren Arbeitenl) uber Versuche zur Herstellung von optisch aktiven Verbindungen mit einem asymmetrischen Kohlenstoffatom der Formel HDCR’R” berichtet. Im Zusammen- hang mit der Frage nach der Existenz solcher Verbindungen schien es interessant, zu erfahren, ob der Wert fur das spezifische Drehungs- vermogen einer optisch aktiven Verbindung in einem indifferenten Losungsmittel eine h d e r u n g erfahrt, wenn man vergleichend die Wasserstoff- und die entsprechende Deuteriumverbindung zur Mes- sung bringt.

Wir haben, um solche vergleichende Messungen ausfuhren zu konnen, I-Mandelsaure und d-Atrolactinsaure aus Deuteriumoxyd umkrystallisiert, wobei, wie wir in einer fruheren Xitteilung gezeigt haben, zwei Wasserstoffatome austauschen2) und entsprechend vor- wiegend die Sauren:

H CH, C,H,*C*COOD bzw. C,H,5*C.COOD

OD OD

entstehen. Die Versuehsbedingungen bei diesen Austausehreaktionen waren derart gewahlt, dass fur die I-Mandelsaure keine Racemi- sierung zu befurchten war3), so dass dzls entstehende Praparat der C,H,.H.C.(OD).COOD-SBure im Gehalt an optisch aktiver Sub- stanz dem Ausgangsmaterial der C&f5* H * C * (OH) - COOH-Saure ent- spricht. Die Versuche mit Atrolactinsaure wurden zur Erganzung ausgef uhrt, weil die Atrolactinsaure uberhaupt keine Rackmisierungs- tendenz besitzt4). Auf diese Weise bestand die absolute Gewiss- heit, dass die nach dem Austausch erhaltene D-Saure in ihreni Gehalt an optisch aktiven Molekeln exakt der urspriinglichen H-Ver- bindung entsprieht. Die optische Untersuchnng musste in einem Losungsmittel vorgenommen werden, das keine austauschenden Wasserstoffatome besitzt, und zudem vollstandig wasserfrei zti

l) H . Erknmeyer und H . Odrtner, Helv. 19, 145, 331 (1936); H. Erlenmeyer und

2, H . Erleizrnepr, H . Schenkel und A. Epprecht, Helv. 19, 1053 (1936). 3) Siehe Xothe, R. 47, 843 (1914). 4) &4. M c R e n z t e und H . Wren, SOC. 117, 680 (1920); A. X c l i e t z z i e und J . A. Stnith,

H . Schenkel, Helv. 19, 1169 (1936).

B. 58, 894 (1925).

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gewinnen war. Wir wahlten aus diesen Griinden Acetophenon, das in einem KahZbaum-,,reinst"-Praparat nach vorheriger Destilla- tion im Vakuum zur Verwendung kam.

Experiment e l l er Teil .

Praparate : 1. Z-Mandelsaure, nach Roger1) mit Hilfe von Z-Ephedrin gewonnen. Es wurden a ) 2 g aus 5 g HzO, b) 2 g aus 5 g D,O um- krystallisiert.

2. Atrolactinsaure aus Acetophenon nach Staudinger und Ruxicka2) hergestellt. Spaltung uber das Chininsalz nach A . MG- Kenxie3), Reinigung mit Alkohol durch dreimaliges unvollstandiges Losen und Krystallisieren. Krystalle aus trockenem Ather. Es wurden a) 1,29g SBure aus 3,29g H,O, b) 1,25g Saure aus 3,276 D,O umkrystallisiert. Die Praparate konnten krystallwasserfrei er- halten werden durch Erwarmen auf 86O im Vakuum iiber Phos- phorpentoxyd.

Das Ergebnis der op tischen Messung der Ace tophenodiisungen im 1 dm-Rohr zeigt folgende Tsbelle:

Mandel- D,O -14,48 -17,49 -179,10&0,13 -216,34&0,13 1 1 1 1 1 1 1 +533tO9PB/ 1,046 1 saure H,O -13,23 -15,96 -173,27&0.13 -211,43&0,13 ~ _ _ ~ - Atrolac- H20 f7,S.I + 37,98+0,1 I tinsaure 1 D,O 1 + 7.11 1 I + 36,7950,l I I +1,19*0,2 1 1,032 I

Die Abweichung in den Werten f i i r die beiden Verbindungen stimmen im Vorzeichen und der Grossenordnung des Quotienten [a]:." : [ c c ] ~ O gut uberein.

Rasel, Anstalt fur an0rganisch.e Chemie.

l) SOC. 1935, 1544. ,) A. 380, 278 (1911). 3, A. .HeRenzie und a. W. Clough, Soc. 97, 1018 (1910).