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VI. Ueber dlrs Tantal und seine vC~6~ndUll@?J& mit Chlor und init Brom; von H. Rose. -l b e i t der Auffindung des Niobs habe icb mich aiibaltend wit den Eigenschaften desselben beschaftigt. E8 war aber bei dieser Arbeit nothwendig, die Verbindungen des Tan- tals zu beriicksichtigen, mit welcben die des Niobs eine auffalleiide Aebnlichkeit hahen. Diese U~itersuchuugengehiireo , besonders da die Sau- ren des Tantals und des Niobs so wenige Analogie mit anderen inetallischen Sauren zeigen , zu den allerschwie- rigsten iin ganzen Umfange der Cheniie. Beide Metalle sind schwer im vollkommnen Zustande der Reinheit dar- zustellen, so d a t inan darauf verzichten mufs, die ver- schiedenen Verbindungen Bus den Metallen selbst zu er- halten. Die Oxyde beider Mctalle geh6ren zu den schwg- cheren lnetalliscben Sauren, namentlich, menn sic auf aas- sem Wege wirkeo. Sie verbinden sich daber nit starker) Basen in vielen Verhaltnissen und diese Verbindungen kiin- neu leicht zersetzt, und nicht iinmer leicht von derselben Zusammensetzung erbalten werden. Die Chlorverbindun- gen der Metalle sind vom fcsten Aggregatzustande, und schwer von deli zu gleicber 'Zeit sich bildenden Acichlori- den zu trennen, wodurch die geiiaue Bestiinmung der Zu- sammerisetzung derselben erschwert wird, was um so un- angenehmer ist, da die Atoingewichte einfacher Kbrper am sichersten sonst aus den Chlorverbindungen hergeleitet werden kbnneii. Auch die Schwefelverbindungen bcider Metalle sind schwer im reinsten Zustande und VOII eiuer bestiininten Zusammensetzung iiach ein fachen Verhlltnissen zu erbalten, so dafs man sie noch weniger zur Feststel- lung der A tomgewichte dieser Metalle benutzen kann. We- gen dieser Uinstande ist die richtige Zusammensetzung der Sauren des Tantals und des Niobs. schwieriger richtig zu iinden gewesen, als die der Kieselsaure und der Borslure, PoggendorPs Annal. Bd. XCIX. 5

Ueber das Tantal und seine Verbindungen mit Chlor und mit Brom

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VI. Ueber dlrs Tantal und seine v C ~ 6 ~ n d U l l @ ? J & mit Chlor und init Brom; von H. R o s e .

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b e i t der Auffindung des Niobs habe icb mich aiibaltend wit den Eigenschaften desselben beschaftigt. E8 war aber bei dieser Arbeit nothwendig, die Verbindungen des Tan- tals zu beriicksichtigen, mit welcben die des Niobs eine auffalleiide Aebnlichkeit hahen.

Diese U~itersuchuugen gehiireo , besonders da die Sau- ren des Tantals und des Niobs so wenige Analogie mit anderen inetallischen Sauren zeigen , zu den allerschwie- rigsten iin ganzen Umfange der Cheniie. Beide Metalle sind schwer im vollkommnen Zustande der Reinheit dar- zustellen, so d a t inan darauf verzichten mufs, die ver- schiedenen Verbindungen Bus den Metallen selbst zu er- halten. Die Oxyde beider Mctalle geh6ren zu den schwg- cheren lnetalliscben Sauren, namentlich, menn sic auf aas- sem Wege wirkeo. Sie verbinden sich daber n i t starker) Basen in vielen Verhaltnissen und diese Verbindungen kiin- neu leicht zersetzt, und nicht iinmer leicht von derselben Zusammensetzung erbalten werden. Die Chlorverbindun- gen der Metalle sind vom fcsten Aggregatzustande, und schwer von deli zu gleicber 'Zeit sich bildenden Acichlori- den zu trennen, wodurch die geiiaue Bestiinmung der Zu- sammerisetzung derselben erschwert wird, was um so un- angenehmer ist, da die Atoingewichte einfacher Kbrper am sichersten sonst aus den Chlorverbindungen hergeleitet werden kbnneii. Auch die Schwefelverbindungen bcider Metalle sind schwer im reinsten Zustande und VOII eiuer bestiininten Zusammensetzung iiach ein fachen Verhlltnissen zu erbalten, so dafs man sie noch weniger zur Feststel- lung der A tomgewichte dieser Metalle benutzen kann. W e - gen dieser Uinstande ist die richtige Zusammensetzung der Sauren des Tantals und des Niobs. schwieriger richtig zu iinden gewesen, als die der Kieselsaure und der Borslure,

PoggendorPs Annal. Bd. XCIX. 5

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dercn geiiaue Bcstiiniiiuiig deli Clieiiiikenl bekanntlich vide RIuhe gekostet hat, und [iber deren atornistisclie Zusam- mensetzung noch jetzt uuter ihnen keine Uebereinstimmong herrscht.

Am iiieisteii aber wurde diese Untersuchung erschwert (lurch das inerkwiirdige Verlialteii des Niobs zwei SSuren con verschiedencr Zusammensetzuog zu bilden, die dessen tiogeachtet so grofse Aehnlichkeit in iliren Eigenschaften und Verbindungen zeigen, dab sie sehr schwer von ein- ander zu uiiterscbeiden sind. Man kann die eiue S#ure in die andere auf keine Weise unmittelbar verwaadeln; nur auf eineiii sehr mittelbaren Wege gelingt es; man mufs die Sauren gleichsam zu Metal1 reduciren, UUI die Um- wandlung zu bewirken. Die Sluren, und die ihnen ana- logen Vcrbinduiigea des Metalls init Chlor, Fluor uud Schwefel verhalteu sich in so vieler Hiusicht S O vollkom- men wie Oxgdationsstufen zweier selir Ihiilicher aher ver- srhiedener Metalle, dafs ich sie auch l a u p Zeit hindurch als solche angeseheii babe. Dieees ilir so cigeiithiimliches Verhalten, vou dem im gaiizen Gebiete der Chemie nichts Aelinliches existirt, tritt bei maiichen Gelegenheiten SO scharf hervor, dafs nur ein sehr langes und anhaltendes Studium die vielen verwickelten Erscheiuuiigen zu erkl;iren verinocbte, welcbe bei den Untersuchungen sich zeigten.

Diese grofsen Scbwierigkeiten sind die Ursach, dafs es mir erst uach sehr laiiger Zeit miiglich war, eine, wie ich glauhe , richtige Darstellung von deli Eigenschaften und Verbinduiigen des Niobs geben zii k61inen. Aber auch nur dieses sein merkmutdiges Verlialtcii konnte inich be- stimmen, so vie1 Zeit und Miihe eiuein Gegenstaude zu opferii, der sonst wohl, schon wcgen der Seltenheit der in der Natur vorkommcnden Verbindungen, es kariiii ver- d ieu te.

Bei dieser ganzen Uiitersuchung erfreute ich midi der thatigsten und unverdrossensten Hiilfe des Hrn. W e b e r , ohiie welche es inir nicht indglich gewesen wlre, die zahl- rcichen Untersuchungen zu vollentlen , welcbe die Arbeit

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erforderte. Die ineisteu der quantitativen Analysen riihreu von ihm her; nur durch die Menge derselben war es oft maglich, den Gegenstand aufzuhellen. Die gauze Abband- lung kann daher wie eine uns beiden gemeinschaftliche angeseheu werden. In der letzteo Zeit bin ich bei diesell Versuchen auch von Hrn. O e s t e n selir thatig unterstiitzt worden.

Da die Verbinduugen des Tantals eiufacher als die des Niobs siud, uud die letzteren zum Theil nur dann erst verstanden werdeu k6onen , wenn man jene ricbtig kennt, so werde ich zuerst von den Verbindungen des Tantals handeln.

Das Tantal ist bisjetzt in der Natur nur in seiner Ver- bindung init Sauerstoff als Tautalsaure vorgekommen, uud zwar mit Sicherheit uur in zwei Mineralien, dem Tantalit und dem Yttrotantalit.

Der Tantalit ist bisjetzt vorziiglich iu Firinlarid gefnn- den wordeii, uud zwar zuerst in Kimitto. Spater hat ibn N o rd e 11 s k ii i l d uoch an mehrereu anderen Orten in Finu- land eutdcckt, nameutlich in Tamela.

Aufser in Finnland ist der Taiitalit auch in Schweden gefunden wordeii und zwar in der Gegend von Fahluu bei Finbo und Broddbo, aber in weit geriiigerer Menge als in Finulaud. Dieser Tantalit, von R e r z e l i u s untersucht, ist auch voii unreinerer Bescbaffeuheit, als der fiuulaudische.

Ob der Tautalit an aiideren Orten im scandinavischen Gebirge vorkommt, wage ich nicht zu entscheiden, und liaiin es nicht aus eigener Erfahruug. Mebrere Chemiker, besonders S c h e e r e r , welche sich mit der Untersuchung tantalitahulicher Mineralien aus Norwegen bescbaftigt haben, scheineii , wie dieselben auch meistentheils selhst aiigeben, iiicht Tantalsaure, sonderu eine Saure des Niobs daraus ge- schieden zu habeo.

Mit Sicherheit ist der wahre Tantalit nur uoch in Frank- reich gefuuden worden, und zwar zu Chanteloube bei Li- - moges. D a inou r , der denselben mit Genanigkeit ut~tersucht

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fiat I ) , hat zugleich noch deli Verdicnst, iliu gciiau vom CO- iumbit unterschieden zu haben, der in der h’ahe, urid zwar auch bei Chautelouhe vorkommt. Bis jetzt ist der Tantalit wit Gewifsheit sonst noch nicht in der Nabe aiobhaltigcr Mineralien gefunden worden ; jedoch hat auch N o r d e n s- k i a l d der jungere in Finnland iin Kirchspiel Pojo CO- lulnbit entdecbt.

Das zweite Mineral, welches Taiitalsaurc enthalt, ist das Yttrotanlalit. Aber nur in dein Yttrotantalit von Yt- terhy in Schwedeii ist mit Sicherheit die Tautalsaure nach- gewiesen worden.

Die vcrschiedenen Verbindungen des Taiitals und das Metal1 selbst sind theils unniittelbar theils rnittelbar am Tantalsaure dargestellt worden, welchc aus Tantaliten aus Fiuiiland bcrcitet wordcn war. Ich verdanke die ganzcn Meiigen dieses seltenen Minerals dcr Gute dcs Hrn. N o r - d e n s k i 6 l d und v, M e y e n d o r f . Auch theilte mir B e r - z c I i u s die Tantalsaure, iind die taiitalhaltigeu Minernlicn init, welche er von seinen Untersuchungen noch iibrig lic- haltcn hatte.

Die Bereitung der Tantalsiiure geschah auf die Weise, dafs der schr fein gepulvertc und gcschlemmte Tantalit im Platintiegel mit zweifacli-schwefelsaurcin Rali geschiiiolzen worde. Die gcschmolzene Masse wurde init kaltein Wasscr behandclt, uiid die ungelfiste ausgewascheue Tantalsaure wit dein dreifaclien Gewichte eines Gemenges voii kohlensaurcni Natron und von Schwefel zusammengeschmolzen; worauf durch Wasser alles Ziiio als Schwefelzinn von der Tantal- saure ausgezogen werden konnte, was nicht mit Sicherheit durch blofse Digestion der Tantalstiure lnit Schwefelammo- nium geschieht. Die ungelGste, durcli Schwefeleisen sdiwarz gefarbte Tantalsaure wurde nach dem Auswaschen loit Schwe- felammoniuln haltigen Wasser, init verdunnter Chlorwasser- stoffslure digerirt und gekocht, und dann vollkominen aus- gewaschen.

Sehr haufig indessen wurde zu den Versuchen eine Tan- 1) Annales des Mines, 4. Reihe, Dd. 13, S. 337.

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talsiiurc angcwendet, welche durch Zersetzung des Tautal- chlorids vermittelst Wassers crhalten worden war, welche aber in niancher Hinsicht verschieden sich verlillt von der auf die beschriebene Weise dargestellten.

Von der Taotalsaure standen inir lange nicht so grofse Mengen zu Gebote wie von deu Sauren des Siobs, wes- halb die Untersuchung.cn iiber die Verbindungen des Tau- tals iliclit die gewiiuschtc Ausdehnuag erhalten konuteii. Ich war gezwuugen, die Verbindungen uiclit in grofsen QuantitZteii darzustellen, und nach der Darstellung die Saure aas iliueu wieder auszuscheiden, um sie zur Berei- tung andercr Verbinduugen zu beuutzen.

Metall iscl ic?~ Tantal. , Zu der Bereitung des metallischen Tantals wurde die

Verbinduug des Fluortantals mit Fluornatrium angewandt, dereii splter Erwabnoiig gethnn werden sdl. Drei Theile des Salzes wurden init einem Theile Natriuin in eiiiein gufseifsernen Tiegel geschichtet, derselbe gut bedeckt und erhitzt. Als es bis zur dunklen Rothgluth gekommen war, wurde er, als die Einwirkuiig des Natriums auf das Salz erfolgte, plbtzlich stark gliihcnd. Es wurde dann iiur nocli kurze Zeit mit der iiidseren Erhitzung fortgefah- ren, und der Tiegel schnell erkaltet. Der Inhalt desselben war nun eine scliwarze Masse, die mit einem Platinspatel herausgenommen, von den Wjlndeu behutsam abgekratzt und nacli und nach in kaltes Wasser gebracht warde. Wcgeii des iiberfliissigen Natriums fand hierbei eine starke Wasscrstoffgas-Entwickelung statt. Mati lnufs deshalh auch vorsichtig mit dem Eiutragell der Masse ins Wasser scya. Briugt man zu vie1 von derselhea mit einem Male mit Was- ser in Beriihrung, oder legt sogar den crkalteten Tiegel ins Wasser, so findet eiiie heftigc Explosion statt.

Das Mctall, das auf diesc Weise dargestcllt worden, ist indessen nicht rein. Erst weit spiiter bei den letztcn Darstellnngen des metalliechen Niobs aus den Fluorver- bindungen desselben vermittclst Natriums wandte ich eiiict

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dicke Decke von Chlorkalium an, wodurch ich das er- zeugte Metall vor der Oxydation schiitzen konute. Diese Vorsicht ist leider bei der Rereitung des Tantals nicht an- gewaudt worden, und es enthielt daher nicht unbedeuteiide Mengen von saurein tantalsauren Alkali.

Das Tantal sondert sich als schwarzes Pulver in d ~ l n Waseer ab. Wlischt man es init Wasser aus, so hurt dasselbe klar durchs Filtruin, so lange dasselbe noch Salz aiifgelast enthalt. Spater wird das Waschwasser triihe, und man m u t alsdann das Tautal mit Wasser auswascheu, zu welchein man etwas Alkoliol hiuzugefugt hat, und zwar so lange bis das Waschwasser beim Verdampfen keinen Rilckstand zeigt.

Aufser dieser Methode, welche im Wesentlicheu init der von B e r z e l i u s iibereinkomlnt I), wurde das Tantal verinittelst Natriums auch aus dein Tantalchlorid darge- stellt. Beide wurden in einem eisernen Tiegel mit einan- der geschichtet und erhitzt. Da indessen bei der Erhitzung sich sehr vie1 Tantalchlorid verfliichtigt , so ist die Dar- stellung des metallischen Tantals auf diese Weise init vie- lem Verluste verkniipft.

Das so dargestellte Tantal ist ein schwarzes Pulver. Es leitet die Elektricitat sehr gut , obgleich es mit vielein saurem tantalsauren Natron verunreinigt war. Ich inache hierarif insofern besonders aufmerksam , weil B e r z e 1 i u s angiebt, dafs das von ihm dargestellte Tantal die Elektricitat so schwach leite, dafs es ungewifs blieb, ob es sie iiber- haupt im Miudesteu leite. An der Luft gegluht oxydirt es sich unter Feuererscheinuiig zu Tnntalsliure aber schwerer als Niob. Von Chlorwasserstoffstiure , von Salpeterslure iind selbst von Konigswasser wird es nicht angegriffen, selbst nicht durch llngere Beriihruug uud durch langeres Kocheu, wie diefs auch schon B e r z e l i u s bemerkt hat. Mit Fluorwasserstoffslure in einer Platiuschale erhitzt, wird es langsam und zum Theil unter Gasentwickelung gelsst ; es bleibt aber auch uach langerem Erhitzen eiu graulicher

1) P o g g . Ann. Bd. 4, S. 10.

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H i i c k s t d hartiidckig ungel6st. Uampft man das Gauze ab ~ i n d gliiht deli Buckstand, so eiitweicbt vie1 Tautal als Fluorid; uiid es bleibt eiii weifser Hiickstaiid voii Tan- talsiiure.

Hat luau Tantal mit Fluorwasserstoffs&ure iihergosseil wid fugt danu Salpetersaure hinzu, so erfolgt bei Erhitzung eiue schiielle L8sung unter Eutwickeluug von rotheo DBin- pfen. 1)ampft inaii die L8suiig bis ziir Trocknifs ab , und gluht den trocknen Kiickstaud, so verfliichtigt sich ein gro- fser Theil des Taiitals als Tautalfliiorid; es bleibt aber ein Ruckstand voii Tautalstiure.

Von verdiinnter Schwefelsaure wird das metallische Tan- tal iiicht angegriffeii; auch nicht voii coucentrirter Saure, wenn nian sie damit so lange erhitzt, dafs ein Theil der Schwefelsaurc sich verfluchtigt. Durch langeres Schinelzeii iudessen mit zweifach-schwefelsaurem Kali wird das Tati- tal zu Taiitalsaure oxydirt.

Das specifische Gewicht des rnetallischeii Tautals wurde zu 10,078 gefunden. Als nach der WBgring uuter Was- ser wid iiach dem Trocknen dasselbe iu einer Atmosphare von Wasserstoffgas gegliiht wordeii war, hatte das Metall eine grbfsere Diclitigkeit erhalteii; sein specifisches Gewiclrt war ~ J U I I 10,776. Wir werdeu indesseu selieu, dafs diesc Zabl iiicht die gaiiz richtige seyn kaiiii, da das dargestcllte Metall iiicht gaua rein war.

B e r z e l i u s fand, dafs aIs er das voii iliin dargestellte metallische Tautal, welches in Wasserstoffgas gegltiht wor- den war, durchs Erbitzeii beiin Zutritt der Luft in Tantal- saure verwandelte, es eiue Gewichtszunahme VOII 17,0, von 15,24 iind von 15,33 Proc. erhielt. Wenn man he- denkt, dafs das Metall, welches B e r z e l i u s aus dein Ka- liumtantalfluorid vermittelst Kaliuins bereitet liatte, wahr- scheiiilich wolil iioch saures tautalsaures Kali entlialten kounte, das sich beim Gliihen nicht veraudert, uiid dafs dilhcr die Zuuahme au Gewicht kleiiier, aber gewifs nicbt gr6t'srr ausfallen mufste, als bei einein vollkolumen reiuem Mctall, so iuufs es auffalleiid seyu, dafs er dessen ungeachtet in

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der TantalsBure eineu kleinereli Sauerstoffgehalt anuimutt, als er ails jenen Versuchen sich ergiebt. Wahrend iiacli ihm nur 11,55 Proc. Sauerstoff in der Tantalsaure enthal- ten sind, ergeben sich aus seineii eigneu so eben ange- fuhrten Versucheii 14,53; 13,69 und 13,29 Proc. Er schreibt diel's der Gegenwart von Kiesel iu seinem Tautal zu und ist der Meiiiung, d a t je geringer die Gewichtszunahinc des Tantals beim Gliihen an der Luft geweseu sey, es desto reiuer von Kiesel gewesen seyn mul'ste. Er sagt: 1,Ich konnte iiicht hoffen, durch Verbrennen des auf die beschriebeue Weise erhaltenen Tantals ein scharfcs Rcsul- tat zu erhalteu, da wegen Anwendung der Fluorwasser- stoffslure iminer die Gegenwart des Kiesels zu vermuthen war, voii dein schon einige Procente das Resultat bedeu- tend verlnderii. '). - B e r z c l i u s hat indessea die atis den1 metallischen Tantal erhaltene Tantalsaure nicht auf Kieselsaure untersucht; wir werden aber weiter tiuteri se- hen, dnl's das von ihin angeuoinmene Atomgewicht des Tantals nicht das richtige seyu kaiin, und dal's die an- gewandtc Fluorwasserstoffsaure uud die Fluorverbindung reiner waren, als es B e r z e l i u s vermuthete.

Als 0,562 Grm. des metallischen Tautals beiin Zutritt der Luft oxydirt wurdeu, uahineu dieselben iiur um 0,072 Grm. an Gemicht zu. Obgleich das Metall mit lebhaftcin Glauze verbrennt, so oxgdirt es sich doch, wie schon obeu be- merkt wurde, schwer uud nur durch ofteres Ulnruhreii init einein Platiudraht konnte eine gauz weifse S u r e erhaltcn werden. Da 100 Th. des Metalls iiur UUI 12,81 Th. zuge- iiommen hatten, so war die Gewichtszunahme einc noch geringere, als die, welche vou B e r z e l i u s angefiihrt ward. Das angewandte Tantal war dahkr iioch unreiner, als das, welches derselbe dargestellt hat. Zufdlig iudesseu scheint das Resultat des Versuches das von B e r z e 1 i u s angenom- mene Atomgewicht des Tantals zu bestltigen, de~iu der Sauerstoff in der Tantalslure wiirde deinnach 11,3G Proc. betrageu, wlhrend er nach B e r z e l i 11 s 11,55 Proc. aus- 1) P o g g . rlnn. nd. 4, S. 11.

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macht. Nach dem vou iuir aufgestellteu Atomgewichte aber euthllt die Tautalsaure 18,86 Proc. Sauerstoff und die Zu- nahme, die das Metall durch Oxydatiou erlittea, entspricht 0,310 Grin. oder 55,16 Proc. wirklicheiii Metall, SO dafs das aus der Fluorverbiudung durch Natriuin reducirte Tau- tal uoch W,S4 Proc. fremde Bestandtheile, saures tantal- saures Natron, enthielt, durch Oxydatioii aus der Fluor- verbindung wiihrend des Gliiheiis uud wlhrend des Er- kalteiis eutstandeo.

Die& wird durch das Verbalten des Metalls gegeu Clilor- gas bestltigt. Ein auderer Theil desselben, 0,295 Grin., wurdc in einer Kugelrbhre der Eiuwirkuiig desselbeii un- tcrworfen. Bei der gewbhiilichen Temperatur fand keiiie Eiuwirkung und nicht die geriiigste Erwarinuug statt; beim geliudeu Erwarmeu aber ergliihte das Metall uiid die Ab- sorption des Cblorgases war eiue plotzliche. Mit dem Dariiberleiteii des Chlorgases wurde so lauge fortgefahren, bis noch Tantalchlorid abdeatillirte. lss blieb eiiic betracht- liche Menge voii tantalsaurein Natroii zuriick, 0,132 Grin., ails welcher Wasser Chloruatrium auflaste, uud 0,114 Grm. saures taiitalsaures Natrou uiigelast zuriickliefs. Es hatten sich also 0,018 Grm. Chloruatrium gebildet, die 0,009 Grm. Natrou entsprechen ; die Meiige des tantalsauren Ptatrous im augewaudten Tantalinetall betrug daher 0,123 Grm. uiid es war daher uur 0,172 Grin. wirkliches iiietalliscbes Tan- tal in 0,295 Grm. dcs uiireiueii Tautals enthalten, oder 58,34 Proc. - B e r z e l i u s -hat das voii ihm dargestellte metallische Tantal vermittelst Clilorgas iiicht auf seine Kciuheit gepriift; e r wiirde aber auch eiueu bedeuteuden Ruckstand von saurem tantalsaurein Alkali erhalteii habeii. So uuvollkommeri wegeu der geriugen Meiigen des ange- waudteii Metalls und wegen der Veruurciuigung desselbeii mit taiitalsaurem Natroii diese Versucbe auch sind, so zei- gen sie doch, daL bei der Oxydatioii des Taiitalinetalls durchs Gliihen beim Zutritt der Luft, sicb iiur Taiitalsliire und keiiie nicdrigere Oxydationsstufe des Tantals hildct. Es ist diese Thatsacbe, wie wir spater beiln Niob scheii

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wcrden, von einiger Wichtigkeit, uud ich werde auf die- selbe wieder zuriickkommeu.

Man kauu das Tautal auch aus der Tantalsaure redu- ciren, wenu mau ijber bis zur Rothglutli erhitztes taiital- saures Natron Pliospbord&npfe leitet. Das Salz wird da- durcli ganz schwarz, und wenii inan nach dem vollstandi- gen Erkalteu die scbwarze Masse init Wasser beliaiidelt, so wird durch dasselbe phosphorsaures Natroii aufgeliist. Aber die Meuge desselbeii ist nicht sehr bedeutend, uud dcr Sauerstoff in der erhalte~ien Phosphorsaure eiitspricht lauge uicht der Mcuge des erhaltenen schwarzen Pulvers, wenn mail dasselbe fur metallisches Tautal annimmt. Aber obgleich dasselbe viele Eigenschaften des metallisclien Tan- tals hat, uameutlich auch dunkelschwarz , doch nicht so tief schwarz wie das aus deu Fluorverbindungen durch Na- trium reducirte Metall aussielit, so ist es doch ein Nichtlei- ter der Elektricitiit, und entlialt bei genauer ~Tntersuchuiig, uiigeaclitet seiner dunkelschwarzeii Farbe nur weiiig Tan- talmetall. Als 0,924 Grin. init Clilorgas behaudelt wurden, welches iiiclit bei gewbhiilicher Teinperatur , soiidern erst bei Erwarmung darauf einwirkte, verfliichtigte sicli iiur wenig Tautalchlorid, und die Masse wurde weirs. Aus dem Ruckstand lbste Wasser 0,W2 Grm. Chlornatrium auf, die sich auf Kosten von tantalsaurein Natroii gebildet liat- ten, das dadurcli in eiii mehr saures Salz ubergegangen mar. Der ausgewascbeue Ruckstand, der aus diesem saurcn Salze bestand, wog 0,830 Grm. bas Clrlornatriuin entspricht 0,033 Grin. Natron, so dafs in der augewandten Menge der Substanz uur hbchsteus 0,061 Grin. oder 6,6 Proc. me- tallisches Tautal enthalteu seyn konnte. Uebrigens zeigte der ausgewascbene Rhkstand uiit Salpeterstiure gekocht und die Lbsung init iiiolybdansaurem Ammoniak gepriift, iiur sebr geriuge Spuren von Phospborsaure.

Wenu man Tautalelure oder Tantalchlorid bei erhiili- ter Teinperatur mit Ammouiakgas bebaudelt, so erhalt inan nicht metallisches Tautal, sondern, wie ich spater ausfuhr- lich erbrtern werde, Stickstoffverbinduugeu.

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Tanta lch lor id . Dab Tantalchlorid durch Einwirkung von Chlorgas auf

inetallisches Tantal entsteht, ist so eben erwahnt worden. Ueber die Darstellung des Tantalcblorids durch Behand- lung eines Gemenges von Tantalsiiure und Kohle vermit- telst Chlorgases bei erhahter Ternperatur habe ich fruher umstairdlich berichtet und auch das Product ausfiihrlich be- schriebeii ').

Urn das Tantalchlorid im Zustaiid der grafsten Reiu- lieit zu erhalten, damit seine Zusainmeusetzung bestinimt werden konnte, wurde dasselbe i n Glasrahren gesammelt, die an beiden Enden zugeschmolzen worden waren. Das Gelnenge vou Tantalslure und Kohle wurde zu dem Ende i n eine Glasrahre von schwer schmelzbarein Glase gebracht, welche gegen das eine Ende an zwei Stellen so ausgezo- gen worden war, dafs an diesen vermittelst einer starken Lamyenllamme das Glas zugeschinolzen werden konnte. Der Zwischenraum zwischen dieseu beiden Stellen war dazu bestimmt, uin das zur Untersuchung bestimmte Chlorid auf- zunehmen. Nachdem mit der grofsten Sorgfalt durch Glii- hen iu einem Strome von trockneln Kohlensauregas das Wasser, welches iminer uoch i n dew Gemenge sich findet, ausgetrieben worden, liefs man das Ganze in dein Strome von Kohlensauregas erkalten, darauf lange rind auhal- tend einen Strom von Chlorgas, der durcli concentrirte Schwefelsiiure und durch Chlorcalciuin getrocknet wurde, bei gewbhnlicber Teniperatur dariiberleiten , und erst, wenn der ganze Apparat sich vollkoniinen mit Chlorgas augefiillt und alles Kohlensauregas vollstandig ausgetriebeii worden war, wurde das Gelnenge durch ein Kohlenfeuer zum Gliiben gebracht, und durch Erhitzen das erzeugte Tantalchlorid an die Stelle getrieben, wo man es haben wollte. Das Ganze erkaltete iii einein Strome von Chlor- gas, und nach langerer Zeit wurde trockeiie atmospbarische Luft so lange durch den Apparat geleitet, his jede Spur voii Chlorgas durch dieselbe verdrangt worden war. Es

1) Pogg. Ann. Bd. 90, S. 458.

wurde darauf an den beiden Stellen, wo die Glasralire ausgczogeii worden war, dieselbe zugeschmolzen, uin das Tautalcblorid zu den verschiedeneu Versuchen gut aufbe- wahren zu kiinnen.

Das Chlorid, besonders das, welches zu quautitativeii Uutersucliungeu benutzt werden sollte, war aus einer Tan- talsaure bereitet worden, welche zuvor so gut wie iniiglich von jeglicher Spur voii Zinnoxyd uiid Wolframs3ure be- freit worden war, die sich irnnier in der TantalsHure fin- den, wenn man dieselbe nur einer Digestion mit Schwefel- atnmonium , nicht eiiier Schmelzung mit eiiieln Gemeiige von kohlensaurem Natroii und vou Schwefel, unterworfen hat. Enthielt die angewandte Saure auch iiur die geringste Spur vun Wolframsaure, so zeigt sich bei der Darstellung des Chlorids eine sehr kleine Menge von eiiicni rotheii Chlorid, das etwas fliichtigcr als das Tantalchlorid ist, und durch gelindes Erhitzeu annaberud davon getreunt wwden kann. Das Zinnchlorid bildet sicli friiher , und erscheint, wenn es in griifserer Menge sich erzeugt, als Tropfen.

Das erhalteiie Tantalchlorid ist von rein gelber Farbe, und sieht uur bisweilen weifslicli Bus, weiiii es etwas Aci- clilorid enthiilt, und inaii bei seiuer Erzeiigung nicht jede Spur von atmospharischer Luft entfcrilt bat. Die Gegen- wart yon diesem, und die vollstandige Rcinheit des Clilo- rids zeigt sich aber nur dann, weiin inaii letzteres in dcr AtmosphLre von Clilorgas voii eiuer Stelle zur anderii treiht. Es mufs sicli dann vollstiindig verfliiclitigcii , oline eiiien kleinen Kiickstaiid voii iiicht fliicbtiger Siurc in cinem Bla- sigeu Zustaiide zu hinterlassen.

Die Farbe des reirien Tantalchlorids, das wit allcr Sore falt bereitet wordeo, ist etwas lichter, nls die des Chlorids vom Nioh Es ist leiclit schmelzbar, und schinilzt unge- fiilir bei eiiier Temperatur VOD 22L0 C. zu einer gelberi Fliissigkeit, uod sublimirt vollstandig zu eiiiein krystdlini- sclien Sublimate. Es fingt iihrigens schoii vor dem Schmcl- zeii an sicli zu vcrfluchtigeu, und zwar scboii h i 144').

Wird diis Taulnlclilorid init concentrirtcr Schwcfelshrc

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iibergossen, so entwickelt es ohne W~r~neeutwickelung Chlorwasserstoffgas uiid es liist sich hei gewilhnlicher Tern- yeratur oder durch Unterstutzung einer sehr geringen Wjirme zu einer iiicht villlig klaren Flussigkeit auf. Wird dieselbe gekocht, so trubt sie sich stark und gerinnt beim Erkalten zu einer weifsen opalisirendcn Gallerte. Verdlinnt man dieselbc ini t Wasser, so lost das saure Wasser iiur Spu- ren von Tantalsaure, und wird das Ganze gekocht, fast nichts vou derselbeii auf.

Mit Chlorwasserstoffslure ubergossen , lbst sich das Tantalchlorid bei gewbhnlioher Tcmperatur zu einer trli- beii Flussigkeit auf. Nach Iangerer Zeit gerinut dieselbc zu eiuer opalisireliden ziemlich steifen Gallerte. Kaltes Wasser l6st aus derselben iiur Spuren von Tantalslure auf, die auch nach dem Kocheu aufgelbst bleibeu. Tantal- chlorid, kochend init Chlorwasserstoffslure behandelt, lost sich nicht vollstandig darin auf; es wird nach dem Erkal- ten keine Gallerte gebildet. Setzt man aber Wasser hinzu, so 16st sich alles zu ciner opalisirenden Flussigkeit anf, die durchs Kochen nicht starker getriibt wird. Schwefelsaure bringt in derselbeii schon in gewohnlicher Tcmperatur nach einiger Zeit einen volurninosen Niederschlag hervor.

Erhitzt inan Tantalchlorid mit ciiter Auflbsung von Kali- hydrat, so wird es zuin Theil aufgeliist; aber cine Liisuug von kohlensaurcm Kali ist nicht irn Stande, wenti sie mit Tantalchlorid behandelt w i d , Tantalsaure aufzuliisen, auch wenn sie dalnit gcliocht wird.

Das Tantalchlorid giebt mit Chlorkalium und Chlor- uatrium keiiie Doppelverbiuduugen wie das Tantalfluorid init den alkalischeii Fluormetallen.

Das Tantalchlorid liist sich im wasserfreien Alkol~ol auf. In der alkoholisclien Losung wird die Tantalslure durch Schwefelsaure uicht gefallt, auch nicht wenn sie aufgekocht wird. Die Fallung 'geschieht erst d a m , weiiii nach einem Zusatz vou Wasser durchs Erhitzen der griifste Theil dcs Alkohols verfliichtigt worden ist.

Wird die alkoholische Lbsung des Tantalchlorids der

I)estillation unterworfen, so verfluchtigt sich bei 83" bis 85" der Alkohol, der vie1 Chlorwasserstoffsaiire, die durch salpetersaures Silberoxyd als Chlorsilber zu falleu ist, aher keine Tantalsaure enthalt. Es bleibt daun eine syrupar- tige Fliissigkeit zuriick, die wohl griilstentheils aus tantal- saurem Aethyloxyd besteht.

Lust man Tantalchlorid i n concentrirter Schwefelsaure, setzt zur Lbsung Wasser, aber in nicht zu grofser Meiige hiiizu, uiid bringt eine Stange von metallischem Zink hin- eiii, so wird die Tantalsgure blau. Die blaue Farbe geht nie ius Braune iiber, aber die blaue Saure wird bald wie- der weirs, wenn man auch das metallische Zink nicht ent- fernt. Auch weuii das Tautalchlorid in Chlormasserstoff- saure geliist ist, und man darauf etwas Wasser und daun inetallisches Zink hinzufiigt, so erhalt man eine hlaue Farbe, aher nicht beim Zusatz von vielein Wasser, uud d a m kann selbst hinzugefugte Schwefelsaure sie nicht , wenigstens nicht deutlich, hervorbringen.

Ich habe viele Versuche angestellt, die Zusammen- setzung des Tantalchlorids so geiiau wie mbglich zu be- stimmen, uin diese der Berechiiuug des Atomgewicbts des Tantals zum Gruude zu legeu. Von allen 'Verbindungen des Tantals habe ich das Chlorid fiir die passendste zu diesem Zwecke gehalten, weil die Bestiminung des Chlors init Genauigkeit geschehen kann; obgleich, wie ich unten beinerken werde, die Analyse des Tantalchlorids nicht so scharfe Resultate giebt, wie die anderer flucbtiger Chloride.

Behufs der analytischen Untersuchung wurde zuerst die ail beiden Sciten zugeschmolzeue Glasrahre, welche das Tantalchlorid enthielt , gewogen, mit einer scharfen Feile darauf die eine der Spitzen abgeschnitten, und sie lnit dem geoffneten Theile nach unten in ein passendes Gefafs mit Wasser gebracht und in dieser Lage lange Zeit, mehrere Tage hiirdurch, erhalten. Auf diese W e k e wurde das Chlo- rid haclist langsam durch Wasser zersetzt, indein zuerst die Dampfe desselben sich in demselben liisteu, wodurch es sehr allmahlig in der Glasrahre in die Hiihe stieg. Durchs

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Neigen des Ganzen liefs inan nach langerer Zeit Wasser mit dem Chloride in Beriihrung koniinen. Wenn die Zer- setzung vollstandig gescliehen war, wurde die Glasrdhre von anbangender Tantalslure gereinigt, und die t r o c h e Glasrdhre mit der abgebroclienen Spitze gewogeu, wodurch sich das Gewicht des zersetzten Tautalchlorids ergab.

Das Tantalcblorid wird durch das Wasser vollstgndig i n Chlorwasserstoffsaure und in Tantalsaure zersetzt, welche letztere in der zugleich erzeugten Chlorwasserstoffsaure sic11 iiicht Iiist. Die abgescbiedene Saure indessen Iafst sicli nicht vollkolnmen durchs Filtrum von der verdiinnten Chlor- wasscrstoffslure trennen; sie geht gewiihnlich etwas opa- lisirend durchs Filtrum iind ist durch Aussefsen etwas schwer von aller C.hlorwasserstoffs3ure zu befreien. Fiigt man indessen, wenn das Chlorid vermittelst vielen Wassers zersetzt worden ist, eine nur geringe Menge von Ammo- niak hinzu, so scheidet sicb die Tantalsaure vortrefflich schon in der Kalte in gerounenen Flocken aus, kaun rein durcbs Auswaschen erhalteii werden , wiihrend der qanze Chlorgehalt des Chlorids in der filtrirten Fliissigkeit ent- halten ist, in welcher er, nachdein sie durch Salpeterstiurc etwas augesauert worden, durch salpetersaurc Silberoxyd- liisoiig als Chlorsilber bestiinuit werden kaun.

Auf diese Weise wurden viele quantitative Analysen des Taritalchlorids angestellt, dereu Resultate indessen nicht so geiiau iibereinstiinmen, wie diels wolil nothweudig ware, UIIJ BUS ibnen das Atomgewicht des Metalls mit aller Scharfe zu herechnen. Mehrere Ursachen siiid es, welche einer schr grofsen Genauigkeit im Wege steheo. Fluchtigc Chlo- ride vom festen Aggregatzustande, bcsonders wcnn sie von einer voluminbsen Beschaffenheit sind und nicht leicht zu Krystallen anschielsen, geben bei der Uiitersuchung ihrer Zusainmensetzung nie so genaue Resultate wie fliichtige filissige Chloride oder feste Chloride von einer deutlich krystallinischen Beschaffeuheit. Sie enthalten, auch wenn bei ihrer Bereitung die grafste Sorgfalt beobachtet worden ist, gewdbnlich eine selir kleine Menge iiberschiissiges Chlor,

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das von dcin volii1nin6seu Chloride absorbirt worden ist, und schwer durcli laiiges Dariiberleiten von trockner at- inosphlrischer Luft bei der gewiihiilichen Temperatur fort- genommcn wird. .Dadurch kann aher leicht, wenu das Chlorid nicht vollstandig erkaltet war, das Tantal durcb die Luft etwas oxydirt werdeu, wodurch Chlor verlorcn gehen kaun. Deshalb baben inebrere Aiialysen einen zu geringen Chlorgelialt gegeben. Es ist ferncr die Beschaf- fenheit der Tantalsaure iiberhaupt von der Art, dafs sic iiach dem Gliilien nicht init der vollko~nlnenste~~ Genauig- keit ihreni Gewicht nach bestimint werden kano. Der Tan- talsaure ~ihnliche Oxyde verhalten sich eben so; uiid bei der Aiialyse des Titanchlorids und bei der Bestiminuiig des Atomgewichts des Titans durch dieselbe habe ich na- irientlich bei der W#gung der Titanslure etwas Aehnliclies bemerkt , wshrend bei den verschiedenen Versuchen, wie hei fliissigen Chloriden iiherhaupt , der Chlorgelialt uher- eiiistiminend gefunden wurde I ) .

Die Resultate dcr verschiedenen Aiialysen des Tantal- clilorids, welcbe zu sehr verschiedenen Zeiten ausgefiihrt worderi sind, sind folgende:

Zalil

der

Versuche.

1 11

111 1v V

VI VII

Vlll 1x X XI

XI1

Gewicht ilcs ange. wendeten Tantal-

lilorids i t ;ramnieri -

1,909 1,456 0,SYl 1,936 1,500 1,114 4,659 1,625 2,911 1,421 1,022 2,253

Gewicbt les erhal.

tenen Clilorsil- hers in

;rammen

3,915 2,834 1,335 3,922 3,420 2,208 9,547 3,331 5,932 2,969 2,100 4,501

lleogen des bercchnc. ten Clilors und der rlinltencn Tmtnlsiuri

nus 100 l'lieilcn des Chlorids.

Clilor

50,51

48,46 60,lO 49,41 49,Ol 51,51 50,65 50,39 51,65 50,58 49,36

48,14

T m a l - siiure - 60,50 6 135 61,52 60,43 60,88 60,55 59.93 59,69 60,Ol 60,31 60,66 61,38

Ueber- iclrulj bci dcr A m - lysc von 100 'l'h. les Clilo-

rids - 1 I,21 9,49 9,95

10,53 10,29 9,iS

11,44 10,34 10,40 11,9G 11,44 10,74

Dic dcni rlraltrncn Xlor ac- luivalentc Mengc

on Smcr- stoff

11,44 10,86 10,93 1132 11,IG 11,OG I1,62 11,43 11 ,C i 11,65 1445 11,12

1) Pogg. Ann. BJ. 15, S. 148.

81

Rei der Untersuchnng von Verbinduugen des Clilors init solchen Metallen, deren Oxyde hinsichtlich ihrer Zu- saminensetzung noch nicbt genau bekannt sind, kann man die Richtigkeit des gefundenen Resultats mit grofser Si- cherheit beurtheilen. Hat man die Chlorverbindung vermit- telst Wassers zersetzt, die erzeugte Chlorwasserstoffsiiure in Chlorsilber verwandelt, und aus demselben die Menge des Chlors im augewandten Chlorid berechnet ; hat man ferner das gebildete Oxyd des Metalls oder die metallische Saure ihrer Menge nach bestimmt, so giebt der Ueber- schufs, den man erhiilt, die Menge des Sauerstoffs an, welche zur Oxydation des Metalls nothwendig war. Diese Sauerstoffmenge mufs genau ein Aequivalent von der ge- fundenen Chlormenge seyn.

Es wird hierbei nothwendig vorausgesetzt, d a t das durch Zersetzung des Wassers erzeugte Oxyd oder die metallisclie Siiure dem augewandten Chlorid analog zusam- mengesetzt ist. Dieh ist wohl meistentheils der Fall; im entgegengesetzten Falle iniifste sich entweder Wasserstoff- gas entwickeln, wie diefs wirklich hei einigen wenigen Chloriden der Fall zu seyn scheint, oder Chlor, was bis- her noch nicht bemerkt worden ist.

Nur wenu das durch Wasser zersetzte Clilorid etwas Oxyd desselben Metalls enthielt, oder auch statt eiues rei- nen Cblorids ein Aci-Chlorid ist, 60 kann dieses nicht durch die eriirterte Untersuchung gefunden werden. 1st diefs aber iiicht der Fall, und jene Uebereiustimmung zwischeu dem gefuudenen Sauerstoffgehalte und deln aus dem Chlor berechneten findet nicht statt, so ist entweder ein Fehler bei der Analyse begaugen worden, oder das angewandte Chlorid war von nicht reincr Beschaffenheit.

Betrachten wir F O ~ diesem Staudpunkte aus die oben angefuhrten Resultate der Analysen des Tantalchlorids, SO

finden wir, aufser dafs sie mehr von einander abweichen, als es eigeutlich bei Untersuchungeu der Fall seyn darf, aus denen man das Atomgewicht eines einfachen KBrpers ableiten will, dafs die Uebereinstimmung des Sauerstoff-

Poggendorff’r Annrl. Bd. XCIX. 6

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gebalts, cler durcli deli Ueberschufs bei der Analyse g e - fuiideii, uiid der aus dein Chlorgehalt berechuet worden ist, iiur bei weiiigeu stattfiiidet. Selir vollkolnmen ist die- selbe bei dcin elften und aucb bei deni ersteu Versuche, ziemlich bei dem siebenten und zehnten Versucb. Bei fast allen iibrigen selieii wir, dafs der (lurch den Ueberschufs gefundene Sauerstoff kleiner ist, als der aus dew Chlor- gehalte berechnete; iiur beim zehnten Versuch ist jener um etwas grdfser als dieser. Es ruhrt diefs wohl davoii her, d a t die Tautalsaure nicht mit eben so grolser Ge- nauigkeit ibrein Gewichte nach bestimmt werden kann, als das Chlor.

Ich halte es daher nicht ffir zweckmafsig, wenn aus den Resultaten sammtlicher Aualyseti das Mittel gezogeii wiirde, uni aus ihm die Zusainmensetzung des Tantalchlo- rids und der TantalsIure zu bestimmen. Es scheint niir sicherer zu seyn, nur die Resultate der ersten uiid der elften Analyse , welche eioe gute Uebereiostirnmuog zwi- sclieii der gefundenen uiid der aus dem Chlorgelialte be- rechneteu Sauerstoffrnenge zeigeu , dieser Bestiminung zum Grunde zu legen.

Nach dein Mittel aus diesen beiden Analysen ist die Ziisammensetzuiig des Tantalchlorids im Hundert:

Tantal 49,25 Chlor 50,7b

J 00,oo

Tantal 041.1 Sauerstoff 18,86

lO0,OO.

und die der Tantalssure daher:

Diese Bestimmung weicht sehr von dcr vou B e r z e l i u s ab , nach welcher die Zusalnmensetzung der Tantalsaure im Hundert ist

Tantal 88,49 Sauerstoff 11,51

100,oo.

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B e r z e I i u s hat die Zusammensetzung der Tantalsaure auf die Weise gefuuden, dafs e r Schwefeltautal durch Rbsten in Tantalsgure verwandelte. Ich werde sptiter bei der Zusammensetzung des Schwefeltantals umstandlich die Grlinde angeben, weshalb ich diese Bestimmung nicht fiir eine richtige halten kana. Wiihrend ich indessen nur hinsicbtlich der Schltisse, die B e r ze l i u s aus seinen Ver- suchen gezogen hat, von ihm abweiche, werde ich zeigen, dafs diese seine Versuche vollkommen mit den meinigen iibereinstimmen.

Es fragt sich nun, welche atomistiscbe Zusammensetzung man dem Tantalchlorid und der Tantalslure geben mufs. Ich babe in der langen Zeit, dafs ich mich mit der Unter- suchung der Verbindungen des Tantals und des Niobs be- schlftigt liabe, oft in dieser Hinsiclit meine Ansichten ge- wechselt. B e r z e l i u s nimmt in der Tantalsaure drei Atome Sauerstoff an; er grlindet diese Ansicht darauf, dafs in der tantalsauren Baryterde der Sauerstoff der Sliure, wie er ihn in derselben annimmt, ungefahr dreimal so grofs ist, wie in der Saryterde, und dafs in einer niedrigeren Oxy- dationsstufe des Tantals, der tantalichten Saure, der Sauer- stoffgehalt zu dem der Tantalslure sich verhiilt wie 2 : 3. - Da indesseu bei einer Annahme, dafs die Tantalsaure aus einem Atom Metall und drei Atoinen Sauerstoff bestehe, das Atomgewicht des Tantals sehr hoch ausfallen wurde, namlich zu 2296,73, das sehr vie1 grbfser ist, als das an- derer Metalle von hohem specifischen Gewicbt, wie Gold und Platiu, so nimmt er in der Tautalsaure ein Doppel- atom des Metalls rnit drei Atomeu Sauerstoff verbunden an.

Nach der Ansicbt vou B e r z e l i u s wurde die Tantal- saure liinsichtlicli ihrer atomistischen Zusammensetzung in die Gruppe gebracht werden, zu welcher Thonerde, Be- ryllerde und Eisenoxyd, so wie auch Antimonoxyd und Wismuthoxyd gehbren. Es ist nicht zu laugnen, dafs das Tantal einige Aehnlichkeit mit dem Aluminium zeigt; doch nicht in den Oxyden, da die Thonerde die Eigeuschaf- ten einer Base besitzt, die wir bei der Tantalsaure nicht

6 *

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autrelfeu -, \*.oh1 aber wclir in den Chloriden. Aucli das Wismuthoxyd, uud selbst das Autimouoxyd, freilich we- iiiger die arseiiichte Saure, zeigen weit mehr die Eigen- schaften ciner Base als die Tantalsaure, die inehr in h e m Verhalteu der Kieselsaure und der Borsaure, gewisserma- [sen aucli der Wolframsaure Bthnlicli ist, in welchen wir drci Atome Sauerstoff init einem einfacheu, und nicht mit cineiii Doppelatorn des Radicals verbuuden annehmen.

Ich babe aus diesen Griindeu, und auch noch aus mch- reren, die ich im Laufe dieser Abhandluugen angeben werde, laiige der Tantalsaure die atomistische Zusammensetzung T a + 3 O gegeben. J e mehr ich inich aber rnit den Ver- biuduugeu derselben und init deneii des TantaIs iiberhaupt beschaftigtc, desto mehr ueigte icb midi zu der Ansicht, dais es zwcckmafsiger sey in ilir wie im Ziniioxyd und iu der Titansiure zwei Atome Sauerstoff init eiuem Atom des Metalls verbunden anzunehmeu. Die Zusammeusetzuug der lneisteu Verbinduugen erhalt dadurcb eine einfachere Er- klarung. Ich bin mir wohl bewufst, dafs auch gegen diese Annahme Einrveiidungeii gemacht werdeu ki)nnen, und ich gebe daher dieselbe nur rnit deni Vorbehalte, sie zu andern, wenu die Zahl der Thatsacheu sich vermelireu wiirde, welchc eiue andere atoinistische Ziisammeusetzung wahrscheiiiliclier machen wiirden.

Aufser drirch die Zusammensetzung vieler Verbindun- geu wird diese Ansicht besouders durch die Thatsache wahrsclieiulich gemacht, dafs die Tantalsaure in den Tan- taliteu gemeiuschaftlich niit bedeuteiiden Mengen von Zinn- oxyd verbunden vorkommt, welches offeubar die TantaI- saure theilweise ersetzt. Mit keiner Saiire auch hat die Tantalsaure in ihren Eigenschaften lnebr Aehnlichkeit als init dcr Titanshire, uud diese Aehnlichkeit ha t vie1 dazu bcigetrageu , Lnich flir eiue Zusammensetzuug zu entschei- den, welclie der der Titausaure analog ist.

Es findeu indessen zwischen den Verbindungen des Tantals uud des Titans Verschiedeuheiten statt, die ich iiicht verschweigen will. Sie betreffeu vorziiglich die Be-

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scliaffeiiheit des Chlorids. Das Chlorid des Tantals ist vow festen Aggregatzustande; das Titanchlorid uiid das ibm eiit- sprecbende Chlorid des Zinns siiid flussig. Marl mufs diese Verschiedenheiten nicht zu gering anschlagen, aber ihre Be- deutung nicht iiberschiitzen. Uenn obwohl den ineisten Oxy- den, welclic vide gemeiuschaftliche Eigeuscbaften besitzen, Chloride entsprechen, welche sicli ebenfalls tilinlicli sind, und nainentlich denselben Aggregatzustand haben, so finden docb in dieser Hiusicht auch Ausnalimen statt. So ist es be- kaunt, dafs Antimon und Arsenik in ihreit Oxydeii sicli ahn- lich sind, aber durch letzteres geh6rt acuh der Phosphor zu dieser Gruppe von einfachen Kbrpern, indem eine grofse Aehnlichkeit zwischen der Phosphor- und Arsenikslure stattfiodet. Nun sind aber nur das Arsenik- und das Phos- phorchlorid , As C13 iind P C13, von fltissigem Aggregatzu- stande, das Antimonchlorid S1iCl3 ist fest; willrend von deu hbcbsten Cblorverbiuduiigeo dic des Phosphors, B CIS, fest und die des Antilnons, Sb CIS, flussig ist, und die des Arseniks nicht zu existiren schcint.

Nehmen wir nuu in der Tantalsaure zwei Atome Sauer- stoff, tlud in dem der Tantalsaure entsprecliend zusnmmen- gesetzten Chlorid zwei Doppelatoinc Clilor a n , verbutiden mit eineln Atom Metall, so wird dadurch nach dem ersteu Versuch das Atomgewicht dcs Tantals 861,957, nach dem elften 858,568; das Rlittel von beiden ist 860,26. Das Atoingewicht des Chlorids ist nacli eineni Mittel beider Versucbe 1746,82.

Uiese Ausicht VOII der atoinistischen Zusaininensetzung der Tantalssure inufs indcssen verandert werden , wenn cine Ansicht, welche H o f m a n 11 fur die Zusaminerisetzung der Titansaure aufgestellt hat, sic11 bestatigen sollte ). Aus der Differenz der Siedepuokte des Titanchlorids und des Titanbromids schtiefat e r , dafs die Zusammensetzung der Titansaure nicht T i + 2 0 , sondern Ti+SO sey, anf eine iihiiliclie Weise wie K o p p frulier die Ansicht von der Zusinmensetzung der Kieselshre, wie sic 13 e r z e l i u s 1) Pogg. Ann. Bd. 97, S. 510.

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augenommen batte, durch die Differenz der Kochpunkte des Kieselchlorids uud des Kieselbromids beststigt hatte. Aber K o p p hat spater darauf aufuierksam gemacht, dafs nicht immer die Differenz der Siedepuukte der Chlor- und Bromverbindungen bei der Bestimmung der atomistischen Zusammensetzuug inafsgebend seyn kaun. Sic ist niclit iinmer dieselbe bei analogen Verbindungen, ebenso wenig, wiewohl inancbmal, aber auch nicht iumer eine gleiclie Kry- stallforiri eine aualoge chemische Zusammensetzuug voraus- zusetzen braucht. Nun ist aber gerade die Zusammen- setzuiig T i t 3 0 fur die Titanssure aus melireren Griiuden unwalirsclieiiilich. Es ist daher niclit eber nUtlrig, die Zu- sainmensetzung der Tantalstiure, wie icli sie festgestellt habe, zu andern, ehe niclit noch audere wichtige Griiiide die Aiisiclit von H o f m a n u iiber die Zusainmensetzung der Titansaure bestatigt babeu.

Nimmt mau aber in der Tantalslurc 3 Atome Sauerstoff gegen 1 Atom des Metalls an, so ist das Atomgewicht des Tantals 1290,394. Es ulhert sich daun dem des Wolfrains, das 1150,78 ist, wshrend die Tantalsaure in diesem Fallc auch init der Wolframsaure eiiie gleiclie atomistisclie Zu- sammensetzung theilen wlirde.

Walireud icli mich mit diesen Uiitersucliuugen besch&f- tigte, habe icb bisweilen Griinde ZII haben geglaubt bei dcr Tantalsaure die Zusammensetzung 2 Ta+ 5 0 a~~zunehinen, da sie in einiger Hinsicht Aehnlichkeit init der Antimooslure hat. Aber mit dicser Ansicht stimmt die Zusaminensetzung dcr tautalsaureii Salze iiicht iibereiu. Indessen mail wird iiur daun mit eiuiger Gewifsheit iiber die Zusain~ne~~setzuiig der Tautalslure urtheilen kUnnen, weun mail init Sicher- heit die richtige Zusalnrneiisetzung zweier Oxydatiousstufeii dieses Metalls kennt. Beiin Tantal kennen wir das iiie- drigere Oxyd dieses Metalls nicht init gleicher Sicherheit, wie bei dem ihin so dinlichen Niob, aber bei diessin Mc- tallc recbtfertigt die Zusammeusetzung seiner heiden Oxy- dationsstufeu die Zusammensetzung der Tantalsgure, wie sie voii inir angenommeu worden ist.

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Ta n t a1 b r o m i d . Das Bromid des Tantals wird auf eiue ahnliche Weise

wie das Chlorid erhalten, indem narnlich Bromdanipf iiber eiu Geinenge von Tantalsaure und Kohlc geleitet wird, das bis zur starken Rothgluth gebracht wordeu ist. Durch Kolileiisauregas war vorher erst die atmosphiirische Luft entfernt worden. Das Bromid verfluchtigt sich auf abu- liche Weise wie das Chlorid, und ist demselbeu auch Ihn- lich. Es ist gelblicli, doch iiur weno es vom iiberschussi- gen Broin befreit worden, was schwieriger ist, als das Chlorid voin iiberschiissigeu Clilor zu trennen. Durchs Dariiberleiten von Kohlensauregas bei gew6hulicher Tem- peratiir werderi die braunen Stellen des Bromids nicht gelb, sondern uur erst dann, weno es wahrend dessen etwas er- warmt wird.

Uas Bromid bildet bei der Zersetziiug vermittelst Was- sers eine Lbsuug vou farbloser Bromwasserstoffsaure und uiigeltiste weifse Tantalsaure. Weuu es aber etwas freies Brom enthalt, so ist die Flussigkeit gelb, wird aber durchs Stelleu ail der Luft farblos.

T nn t a I j o did .

Auf I t inkhe Weise, wie das Chlorid und Broinid des Tantals erzeugt wird, kann das Joditl nicht dargestellt werden. Der Joddampf streiclit durch eiii Geinenge vou TantalsKure und Kohle, ohue bei erbiiliter Teinperatur eiae Zersetzuug zu bewirkeu.

Auch durch Zusarnineiisclimelzcii von metallischein Tan- tal init Jod gelang es mir nicht eiuc Verbindung zu er- halten. Dns Jod subliinirte voin Metall, ohne sich mit deiiiselbeii verbujiden zu haben, urid hlkoliol konute die lctzteii Spuren dessclben voin uiivcranderteii Metalle treunen.