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169 Ueber das Vorkommen der Talkerde in den Mergela Letten und Lehmen; VO11 Dr. Hermann Ludwig, ausserord. Professor an der UniversiM Jena und Lehrer der Chemie am landwirthschaftlichen Institute daselbst. Die Kenntniss der chemischen Zusammensetzung der Thone, Merge], Letten und Lehmarten ist noch sehr un- vollkommen. Die genaue Analyse dieser weit verbreiteten erdigen Massen ist aber eine eben so nothwendige Vor- bedingung zur wissenschaftlichen Eintheilung der Acker- erden, als die Bekanntschaft mit der Zusammensetzung der plutonischen und neptunischen Felsmassen, deren che- mische Beschaffenheit schon weit griindlicher studirt wor- den ist. Die Thone sind noch am meisten der Gegenstand von Untersuchungen der tuchtigsten Chemiker gewesen ; wir besitzen die Arbeiten von Berthier und Forch- ham me r uber die Porcellanthone von Sedlitz, Schneeberg, Halle, Bornholm, Limoges, Tarnscon, Pamiers, iiber den Tiegelthon von Grossallmerode, den weissen Thon von Siegen und den erdigen Lenzinit von Kall; die mn Fuchs ausgefuhrte Analyse des Porcellanthons von Passau; die Analyse B o a s e s vom Porcellanthon zu Breage und St. Stephens (siehe iiber alle diese Analysen L. Gnzeliris Handb. der Chem. 4. Aujl. 2. Bd. p. 393); ferner die An* lyse des Bolus von Wackenroder; die Untersuchung mehrerer englischer Thonarten von R. C o up e r (Journal fiiv prakt. &em. 44. Bd. p. 232); die Analysen E. 0. F. Krocker’s von Mergelarten (J. Liebig‘s Agriculturchemie. 6. A@. pug. 367). R. F re s en i u s , Untersuchung Nas- 12 Arch. d. Pharm. CXXXI. Bds. 2.Hft.

Ueber das Vorkommen der Talkerde in den mergeln Letten und Lehmen

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Page 1: Ueber das Vorkommen der Talkerde in den mergeln Letten und Lehmen

169

Ueber das Vorkommen der Talkerde in den Mergela Letten und Lehmen;

VO11

Dr. Hermann Ludwig, ausserord. Professor an der UniversiM Jena und Lehrer der Chemie

am landwirthschaftlichen Institute daselbst.

Die Kenntniss der chemischen Zusammensetzung der Thone, Merge], Letten und Lehmarten ist noch sehr un- vollkommen. Die genaue Analyse dieser weit verbreiteten erdigen Massen ist aber eine eben so nothwendige Vor- bedingung zur wissenschaftlichen Eintheilung der Acker- erden, als die Bekanntschaft mit der Zusammensetzung der plutonischen und neptunischen Felsmassen, deren che- mische Beschaffenheit schon weit griindlicher studirt wor- den ist. Die Thone sind noch am meisten der Gegenstand von Untersuchungen der tuchtigsten Chemiker gewesen ; wir besitzen die Arbeiten von Berthier und Forch- ham me r uber die Porcellanthone von Sedlitz, Schneeberg, Halle, Bornholm, Limoges, Tarnscon, Pamiers, iiber den Tiegelthon von Grossallmerode, den weissen Thon von Siegen und den erdigen Lenzinit von Kall; die mn Fuchs ausgefuhrte Analyse des Porcellanthons von Passau; die Analyse B o a s e ’ s vom Porcellanthon zu Breage und St. Stephens (siehe iiber alle diese Analysen L. Gnzeliris Handb. der Chem. 4. Aujl. 2. Bd. p . 393); ferner die An* lyse des Bolus von Wackenroder; die Untersuchung mehrerer englischer Thonarten von R. C o u p e r (Journal fiiv prakt. &em. 44. Bd. p . 232); die Analysen E. 0. F. Krocker’s von Mergelarten (J. Liebig‘s Agriculturchemie. 6. A@. pug. 367). R. F re s en i u s , Untersuchung Nas-

12 Arch. d. Pharm. CXXXI. Bds. 2.Hft.

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170 Ludwig,

sauischer Thone. Ueber die Zusammensetzung der Letten und Lehme jedoch sind mir noch keine erschopfeiiden Analysen zu Gesicht gekommen. Urn diese Lucke aus- zufillen, nahm ich mir vor, einige wohl charakterisirte Letten, Mergel, Ziegelthone und Lehme meiner Heimath zu untersuchen und ihre Zusammensetzung mit derjenigen ahnlicher Gemenge anderer Gegenden zu vergleichen. Als Richtschnur sollte mir dienen, was B e r z e 1 i u s und 24 Jahre spater J. L i e b i g uber die Analysen derartiger Gemenge gesagt haben.

Berzelius bemerkt in seinem Jahresberichte uber die Fortschritte der physischen Wissenschaften, 4. Jahr- gang 182.5, p. 169-170:

,Mehrere Arten Ackererde sind von Ber th i e r und S chu b 1 e r analysirt worden. Die einzelnen Resultate sind nicht von der Wichtigkeit, dass sie hier angefiihrt zu werden verdienen, aber Schu ble r’s Vorschriften, was man bei derartigen Untersuchungen beobachten muss, um ein fiir den Behuf des Lsndmanns lehrreiches und richtiges Resultat zu erhalten , verdienen aHe Aufmerksamkeit. Denn es kann dem Ackerbauer gleichgultig sein, wie vie1 seine Erde von den verschiedenen Erdarten enthalte, aber das ist von Wichtigkeit, den Gehalt an wirklichem Humus, an Thon (nicht Thonerde), an kohlensaurem Kalk, an Sand, und ob dieser letztere Feldspathsand, Quarzsand, Kalksand oder irgend ein anderes zertheiltes Mineral ist, zu kennen; ferner das Vermogen der Erde, Feuchtigkeit amuziehen, ihre durchs Trocknen erlangten Eigenschaften u. s. w. kennen zu lernen, welches der okonomisch-chemi- schen Analyse zukommt zu erforschen und was nicht durch eine chemische Probe mit der Ackererde als einem Ganzen auszumitteln ist. Es lasst sich sehr wohl denken, dass man zwei Arten Erde, die auf die letzte Art (als Ganzes) analysirt, ganz gleiche Resultate geben, die eine sehr fruchtbar, die andere unfruchtbar sein kann, wegen der ungleichen Art, nach welcher die Bestandtheile ver- bunden sind.

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iiher Tulkerde in den Mergeih, Letten cind Lehmen. 171

J. Liebig , im Jahresberichte iiber die Fortschritte der Chemie, 1. und 2. Jahrgang 1848-1849, S. 1065, sagt iiber die sonst gute, umfassende Untersuchung englischer Thone und Thonwaaren von R. A. C o u p e r :

,Eine rationelle Methode wiirde diesen Analysen, wenigstens was die Thone betrifft, ein hoheres Interesse verliehen haben; man kann aus Couper's Angaben nicht entnehmen, was verwitterte Theile, was unverwitterte, was gebundene, was freie Kieselerde ist u. a. Auch eine voll- stiindige geognostische Beschreibung der Thone ware am Platze gewesen. u

Dass die von den ersten Chemikern der Neuzeit empfohlenen Grundregeln der Erdanalyse auch von den meisten Analytikern unserer Tage nicht vollstandig beriick- sichtigt werden, geht aus dem Berichte des Professors G. Mag nus iiber die Versuche, betreffend die Erschopfung des Bodens, welche das Konigl. Preussische Landes-Oeko- nomie - Collegium veranlasst (aus den Annul. der Land- wirthsch. XIV. 2. abgedr. im Journ. fiir prakt. Chem. Bd. 48. pug. 447)) hervor. Aus den, gewiss mit grosser Sorgfalt von den besten Analytikern Nord- und Mitteldeutschlands angestellten 42 Analysen ist nicht zu ersehen, ob der durch Salzsaure nicht aufschliessbare Theil der Kiesel- erde in Form von Quarzsand, oder mit Thonerde und an- dern Basen verbunden als ein in Salzsaure und kohlensauren Alkalien unloslicher Thon, oder als ein Gemisch von bei- den vorhanden war. Eine einfache Schlammung wiirde dariiber Entscheidung gegeben haben. Derselbe Mange1 macht sieh fuhlbnr in der Mergelanalyse K r o ck e r 's , in denen sich kohlensaurer Kalk, kohlensaure Talkerde, Kali, Ammoniak und Wasser genau bestimmt finden, wahrend Thon, Eisenoxyd und Sand zusammengcworfen sind ; es ist dadurch unmoglich gemacht zu entscheiden, ob die fraglichen Merge1 Thon- oder Sandmergel waren.

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172 Ludwig,

I. Analyse eines schiefergrauen Lettens von der tlohe des Yirch- berges zwischen Greiissen rind Clingen im Furstenthume Schwarzhurg - Sondershausen. Der untersuchte Letten gehort zu den rnit Gyps wech-

selnden bunten Mergeln der Keuperformation. E r bildet am angefihrten und an vielen andern Orten der Urn- gegend von Greussen einige Puss unter der Dammerde ausgedehnte Lager; namentlich liegt er bei Herrenschwende in bedeutender Machtigkeit zu Tage. Blaulich - graue Schichten wechseln mit briiunlich - rothen.

Die zur Analyse dienende Portion zeigte in einer hell schiefergrauen Grundmasse dichtere, etwas dunkler ge- farbte Brocken von verhartetem Letten (Mergel) einge- knetet; an einzelnen Stellen war die Farbe ein schmutzi- ges Rothbraun. Mit kaltem Wasser ubergossen, zerfiel der Letten in kleine Kliimpchen.

Beim Schlammen niit Wasser hinterblieb eine geringe Menge eines sandigen Riickstmdes, bei dessen qualitativer Analyse Kohlensaure, Kalk, Talkcrde, Eisenoxydnl, Eisen- oxyd und in Salzsaure unloslicher Sand und Thon sich nach- weisen liessen. Hei der quditativen Analyse des abge- schlaminten feinerdigen Lettens ergaben sich dieselben Bestandtheile, wie iin sandigen Thcile, ausserdem noch losliche Kieselerde (6 SiO). Phosphorsaurer Kalk und phosphorsaures Eisenoxyd konnteii nicht entdeckt werden.

Das filtrirtc und durch llngeres Stehenlassen gekliirte Schlammwasser enthielt Spurcn von Kalk, Schwefelsaure und organischen Substanzen.

A. Mechanische Analyse.

u) 80 Qrm. */4 Jahr lang aufbewahrter, lufttrockner Letten wurden mit kaltem Wasser geschlammt. Die zuriickbleibenden Mergelklumpchen wurden mit dem Fin- ger zerdriickt, um die Zerkleinerung des vorhandenen Sandes so vie1 als moglich zu vcrmeiden. Der zuriick- bleibende rauhe gelbe Sand betrug nach scharfem Trock-

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iiber Talkerde in den Xergeln, Letteiz tind Lehmen. 173

nen 2,165 Grm. = 2,106 Proc. Daraus folgen 97,294 Proc. feiner lufttrockner Letten.

b) 5,185 Qrm. gleichzeitig mit a) abgewogener luft- trockner Letten verloren beim schwachen Gluhen im Glas- rohre uber der Spirituslampe 0,385 Grm. = 7,425 Proc. Wasser von neutraler Reaction. Dcr Gliihriickstand war gelblich - griin.

c ) Zusammenstellung. 100 Theile des lufttrocknen Lettens enthielten : 97,294 Proc. lufttrocknen, feinerdigen, schiefergrauen Letten 2,706 ,, viillig trocknen, rauhen, feinkornigen, gelben dolomi-

tischen Iialksand;

oder 100,000 :

89,869 Proc. vollig trocknen feinerdigen Letten 7,425 ,, Wasser 2,706 ,, vijllig trocknen, feinkiirnigen, rauhen, gelben dolomi- -- tischen Kalksand.

100,000.

B. Analyse d e s sandigen Thei les des Lettens.

a) 2,165 Grm. scharf getrockneter Sand wurde mit uber- schiissiger Salzsaure gekocht, die Auflosung zur Trockne verdampft, der Ruckstand mit heisser Salzsaure behandelt, die mit Wasser verdunnte Aufliisung vom zuriickbleibenden Sande, Thone und loslicher Kieselerde abfiltrirt. Der getrock- nete, unlosliche Ruckstand wog 0,295 Grm., er war fein- pulverig, hellgrau, thonig, nicht sandig. 0,240 Grru. des- selben hinterliessen nach dem Gluhen 0,227 Grm. Diesc mit Kalilauge gekocht verloren 0,033 Grm. losliche Kiesel- erde und liessen 0,040 Grm. feinkornigen Quarzsand und 0,154 Grm. grauen wasserfreien Thon. Aus der alkali- schen Auflosung wurde durch Chlorammonium weisse Kieselerde gefAllt, aber nicht gesammelt, weil auf diese Weise, wegen der Loslichkeit der Kieselerde, niemnls die Gesammtmenge derselben erhalten wird.

Auf 0,295 Grm. Ruckstand berechnen sich sonach 0,2791 Grrn. wasserfreier Ruckstand und dieser bestand aus :

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174 Ludwig,

0,0406 Grm. laslicher Kieselerde 0,0492 ,, feinkornigcn Qnarzsand 0,1893 ~ grauen wasserfreien Thon 0,2791.

2,165 : 0,0406 = 100 : 1,673 Proc. loslicher Kieselerde 2,165 : 0,0492 = 100 : 2,271 2,165 : 0,1893 = 100 : 8,743

12,867.

feinkornigen Quarzsand grauen, wasserfreien, in Sahaure

-- und Aetzkali unloslichen Thon

a) Aus der filtrirten salzsauren Auflosung wurden durch Aetzammoniak braunrotlie Flocken gefilllt, welche nach dem Trocknen und Gluhen 0,035 G r i . betrugen = 1,617 Proc. Eisenoxyd und Thonerde.

c ) Die vom Eisenoxyd und der Thonerde getrennte Flussigkeit wurde mit Essigsiiure angesauert und durch oxalsaurcs Kali gefgllt. Der erhaltene gctrocknete oxaI- saure Kalk betrug 2,6 15 Grm. Davon wurden 2,480 Gml. heftig gegluht iind gaben 0,992 Grin. kohlensaurehaltigen Aetzkalk. Mit Essigsiiure ubergossen loste sich derselbe unter geringein Brausen, die Auflosung zur Trockne ab- gedampft hinterliess 2,613 Grm. essigsauren Kolk = 0,930 Grm. reinen Kdk.

2,615 Grin. oxalsaurer Kalk vriirden 0,9803 Grm. Kalk = 1,1505 Grm. kohlensauren Kalk geliefert haben:

2,165 : 1,7505 = 100 : 80,854 Proc. kohlensauren Kalk. d) Aus der voni Kalk getrennten Fliissigkeit wurde

durcli Zusatz von Retzammoniak bis zur alkalischen Reac- tion und phospliorsaurem Natron die Talkerde gefA1lt. Die Menge der getrockneten phosphorsauren Amnioniaktalkerde betrug 0,115 Grin. Davon gaben 0,055 Grm. nach dem Gliihen 0,041 Grin. Ruckstand. 0,115 Gm. hatten sonach 0,086 Grm. Gluhruckstand = 0,0326 Grin. Talkerde = 0,0684 Grm. kohlensaure Talkerde geben miissen : 2,165 : 0,0684 = 100 : 3,160 Proc. kohlensaure Talkerde.

100 Theile des sandigen Tliei- les vom Letten enthicltcn :

e ) Zusammenstellung.

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iiber Talkerde in den Mevgeln, Letten und Lehmen. 175

87,504 Procent durch Salz- saure ailfschliessbare Theile

80,854 Proc. kohlensauren Kalk 3,160 ,, kohlensaure Talkerde 1,873 ,, Iosliche Kieselerde 1,617 ,, Eisenoxyd und Thonerde 8,743 ,, wasserfreien, grauen, in Salzsaure und Kalilauge un-

loslichen Thon 2,271 ,, feinkornigen Quarzsand

I 98,518.

Der sandige Theil des Lettens war sonach ein Ge- menge aus eisenschiissigem thonig-dolomitischen Kalksand init wenig Quarzsand, namlich :

9?,720 Proc. gelben eisenschiissigen thonig-dolomitischen Kalkssnd 2,271 ,, feinen weissen Quarzsand

100,000.

Procent feinen Quarzsand und 2,645 Proc. Kalksand. Oder 2,706 Proc. des Lettensandes enthielten 0,061

100 Th. des lufttrocknen Lettens bestanden also Bus: 89,869 Proc. vSllig trocknem feinerd. Letten( 97,294Prc. abscliliimm- 7,425 ,, Wasser barer Theile (schiefer- 2,645 ,, gelben eisenschiissigen thonig- Vauer Letten)

0,061 ,, feinen weissen Quarzsand dolomitischen Kalksand

100,000.

C. Analyse des abgeschlammten schiefer- . grauen feinerdigen Lettens.

Der abgeschlammte Letten war beim Trocknen zu- sammengebacken, ,rissig ; die Stiicke waren erhartet, auf dem Bruche feinerdig, matt, von hell schiefergrauer, ins Blauliche eiehender Farbe. Sie liessen sich leicht zu einem feinen grauen, der Porcellanschale und Reibkeule anhangenden Pulver zerreiben.

u) Wasserlia1tungsvermof;en des Lettens (wasserhal- tende Kraft). Von dem bei I000 C. ausgetrockneten, d a m mehrere Tage der Luft ausgesetzten Letten wurden 10 Grm. auf einem mit Wasser angenetzten Filter und Trichter init Wasser ubergossen und niit einer Glasplatte bedeckt so lange stehen gelassen, bis aus .der Spitze des Trichters kein Wasser mehr abtropfte und auf der Obediiche des feuchten Lettens kein unaufgesogenes Wasser niehr sicht-

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176 Ludtwig,

bar war. Dann wurde der an der Spitze des Trichters hangende Wassertropfen entfernt. Das Gewicht des Trich- ters sammt Filter und Letten hatte um 5,735 Grm. ZU-

genommen. 100 Grm. lufttrockner Letten wiirden sonach 57,53 Grm.

Wasser zuruckzuhalten vermogen ; darum ist das Wasser- haltungsvermogen dieses Lettens = 57,35,

Oder wenn man das zuruckgehaltene Wasser in Pro- centen ausdriicken will, so bestehen 100 Th. des vollig mit Wasser gesattigten Lettens aus: *

63,55 Proc. lufttrocknem Letten von 5,5 Proc. Wassergehalte 36,45 mechanisch aufgesogenem Wasser

100,OO. Bei einer zweiten Bestimmung wurde die wasserhal-

tende Kraft zu 59,09 gefunden. Das Mittel beider Be- stimmungen 58,22 oder in runder Summe 58.

6) Das vermittelst des Wackenroder’schen Probeglases bestimmte spec. Gewicht des bei 1000 C. getrockneten Lettens wurde = 2,519 gefunden.

c) 1,000 Grm. bei lOOOC. getrocknete Substanz ver- lor bei schwachem Gluhen in der Glasrohre uber der Spirituslampe 0,055 Grm. = 5,5 Proc. Wasser.

d) 2,000 Grm. desselben Lettens wurden im hessi- schen Tiegel heftig und anhaltend rothgegluht. Es blie- ben 1,685 Grm. rothlich-grauer zusammengesinterter Masse; der Gluhverlust = 0,315 Grm. = I.5,75 Proc. Wasser und Kohlensaure. Davon 5,5 Proc. Wasser abgezogen lassen 10,25 Proc. Kohlensiiure.

e) 1,000 Grm. bci lOOOC. getrocknete Substmz ver- lor bei schwachem Gluhen 0,060 Grm. = 6Proc. Was- ser. 5 Grm. desselben Lettens wurden mit Salzsaure gekocht und das Ganze zur Trockne gebracht. Der Ruck- stand wurde nach dem Erkalten mit Salzsaure und Sal- petersiiure erwlrmt, dann mit Wasser verdunnt und filtrirt. Der unlosliclie Theil betrug getrocknet 3,425 Grm. Da- von hinterliess 1,000 Grm. nach dem Gluhen 0,950 Grm. gelblich-grauen Ruckstand. 3,425 Grm. wiirden 3,2538 Grm.

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tiber Talkerde in den Mergeln, Letten und Lehnten. 177

unlosliche thonige Theile nebst loslicher Kieselerde gegeben haben; diese waren in 5 Grm. Letten; 100 Grm. dessel- ben hatten also 65,075 Proc. Thon und losliche Kiesel- erde geliefert.

.Die erhaltenen 0,950 Grm. Gluhruckstand gaben nach dem Auskochen niit wasserigem kohlensauren Natron einen unloslichen Ruckstand, dessen Menge nach dem Trocknen und Gluhen 0,855 Grm. betrug. Es waren sonach 0,950 - 0,855 = 0,095 Grm. losliche Kieselerde ausgezogen worden. Fiir 3,2538 Grm. betriigt dies 0,324 Grm. = 6,475 Proc. losliche Kieselerde.

Daraus ergaben sich 65,075 - 6,475 = 58,GOO Proc. in Salzsaure und wasserigem kohlensaurem Natron unlos- licher, nach dem Gliihen gelblich-grauer Thon.

f,) Bus der mit Wasser verdiinnten, unter e ) erhalte- nen salzsauren Auflosung wurde durch sorgfkltige Neutra- lisation mit kohlensaurem Natron bei gewohnlicher Tempe- ratur Eisenoxyd und Thonerde gefdllt, wahrend Kalk und Talkerde in dem freie Kohlensaure haltenden Wasser gelost blieben. Der ausgewaschene Niederschlag von Eisenoxyd und Thonerde wurde noch feucht mit Kalilauge gekocht, und aus der vom ungeloston Eisenoxydhydrat abfiltrirten Fliissigkeit die Thonerde durch Salmiak gefallt.

Das gegluhte Eisenoxyd betrug 0,16567 Grm. = 3,313 Proc. Eisenoxyd = 2,982 Proc. Eisenoxydul.

Die gegluhte Thonerde betrug 0,1437 Grm. = 2,873 Procent Thonerde.

9) Aus der von Eisenoxyd und Thonerde getrennten, sodann mit Essigsaure angesauerten Fliissigkeit wurde durch oxalsaures Kali der Kalk gefMt. Der erhaltene getrocknete oxalsaure Kalk wog 1,063 Grm. Davon gaben 0,963 Grni. nacli dem Gluhen 0,553 kohlynsauren Kalk. 1,063 Grin. oxalsaurer Kalk hatten sonach 0,6092 Grm. kohlensauren Iblk = 0,341 13 Grm. reinen Kalk = 6,8226 Procent Kalk geliefert.

h ) Aus der vom oxalsnuren Kalk getrennten Flussig- keit wurden durch iiberschussiges Ammoniak und phos- phorsaures Natron 1,860 Grm. getrocknete phosphorsaure

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178 Ludwig,

Ammoniak - Talkerde niedergeschlagen, beim Gliihen der- selben blieben 0,912 Grm. phosphorsaure Talkerde, worin nach Wackenroder 38 Proc. reine Talkerde, folglich 0,35036 Grm. = 7,0072 Proc. reine Talkerde sich be- finden.

100 Th. des bei lOOOC. ge- trockneten feinerdigen Lettens enthalten :

iJ Zusammenstellung.

6,475 Proc. losliehe Kieselerde 2,985 ,, Eisenoxydul 2,873 ,, Thonerde 6,823 ,, Kalk 7,007 ,, Talkerde

38,410 durch Salzsiiure auf- schliessbare Bestandtheile

i i 10,250 ,, Kohlenslure

58,600 ,, in Salzslure und wasscrigem kohlensaurem Natron un- loslichen, nach dem Gliihen gelblich-grauen Thon

5,760 ,, Wasser (im Mittel der beiden Gluhungen) 1 00,760.

Vertheilt man die gefundene Kohlensaure an Kalk und an Talkerde, so bleibt ein Theil der letzteren unver- bunden iibrig; sie muss im Letten als kieselsaure Talkerde vorhanden sein. Man erlialt so folgende Procente :

kohlensaure Talkerde 21,517 Proc. erdigen Dolomit 12,184 Proc. kohlensauren Kalk 9.333 "

14,893 Proc. dureh Salzsaure aufschliessbares talkerdehal-

tiges Silicat

6,475 ,, lijsliche Kieselerde 2,8i3 ,, Thonerde 2,982 ,, Eisenoxydul 2,563 ,, Talkerde

58,800 ,, in Saksaure und kohlensaurem Natron unliisliclien Thon 5,750 ,, Wasser

100,itiu. Bei Berechnung der gefundenen 14,893 Proc. des

durch Salzsliure aufscliliessbaren Silicats auf 100 Theile ergeben sich :

45,476 Proc. losliche Kieselcrde 19,291 ,, Thonerde 20,023 ,, Eisenoxydul 17,210 ,, Talkerde

100,000. .- ~ ___-

Nach der Formel 9 (MgO, SiO) + 6 (FeO, SiO) + 4 (Al203,4 SiO) berechnen sich folgende Procente *) :

*) IIier istKieselerde=SiO=7,115+8=15,115 angenommen (wenn

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i iber TalrEerde in den Mevgeln, Letten ttnd Lehmen.

berechnet gefunden

179

31 sio = 31.15,115 = 468,6 = 43,793 - 43,476 4 A l w = 4.51,34 = 205,4 = 19,197 - 19,201 6 FeO = 6.36 = "($0 = 20,187 - 20,023 9 MgO = 9.20 = I800 = 16,823 - 17,210

1070,O 100,000 100,000. Suchen wir nach einer ahnlichen Verbindung, SO fin-

den wir solche im Talkerdeglimmer von Miask, dessen Zusammensetzung nach den Analysen von H. Rose und yon Kobe11 durch die Formel 19 (MgO, SiO) + 9 (FeO, SiO) + 4 (KO, SiO) + 6 (AlZO3,4 SiO) + 1 (FezO3,4 SiO) ausgedriickt werden kann; oder wenn man FeO, MgO und KO = RO; ferner A1203 und Fez03 = RzO3 setzt, SO

ist die Formel des Talkerdeglirnmers von Miask = 32 P O , SiO) + 8 (R2O3, 4 SiO) = 16 (RO, SiO) + 4 (RZO3, 4 SiO).

Das in Salzsaure losliche Silicat des Lettens von Greussen ist aber = 15 (RO, SiO) + 4 (R203, 4 SiO).

Der Glimmer von Rosendal bei Stockholm zeigt nach Svanberg ' s Analyse die Formel (6 MgO, 5 FeO, KO, 3A1203,26 SiO, HO) = 6 (MgO, SiO) + 5 (FeO, SiO) + 3 (A12054 SiO) + (KO, 3 SiO) + HO.

Tritt aus demselben KO, 3 SiO heraus, SO bleiben mit Vernachlassigung des Wassers 6 (MgO, SiO) + 5 (FeO, SiOj + 3 (Al203,4 SiO) = 1 1 (RO, SiO) + 3 (AlZO3,4SiO) oder nahezu dasselbe Verhaltniss, wie im durch Salzsaure aufschliessbaren Lettenthone, denn 11 :3 = 14,66 : 4= 15:4.

Wir konnen sonach das durch Salzsaure aufschliess- bare Silicat des Greussener Lettens als eine eigenthiim- liche Thonart betrachten, entstanden durch Venvitterung des Talkerdeglimmers, indem kieselsaures Kali aus der Verbindung austrat und ein talkerde- und eisenoxydulhalti- ger Thon zuriickblieb. Wegen seines Vorkommens im Let- ten verdient dieser eigenthiimliche Thon den Namen Le t - t en thon ; nuch konnte man ihn als G l immer thon von

Sauerstoff = 0 = 8 und Wasserstoff = H = 1). nach SiO3 = 21,345 + 24 = 3 SiO = 3.15,115.

Es ist SO-

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180 Ludwig, iiber Talkerde in den Jfergeln, Letten u. Lehmen.

den aus der Verwitterung der Feldspathe entstandenen F el d s p at h t ho n en oder g e m e i n en un d P o r c e 11 an - t honen unterscheiden.

k) Zusammenstellung der Hauptbestandtheile des Greussener Lettens. 100 Th. des abgeschlammten fein- erdigen Lettens lieferten bei der Analyse 95,Ol feuerbe- stiindige Substanzen und diese bestanden aus 21,517 Dolo- mit, 14,893 Lettenthon oder Glimmerthon und 58,60 in Salzsaure und wasserigem kohlensaurem Natron unloslichen Thon. Auf 89,869 Proc. trocknen abschlammbaren Letten berechnet, ergeben sich sonach : 95,Ol : 21,517 = 89,669 : 20,353 Theile erdigen Dolomit 95,Ol : 14,893 = 89,869 : 14,081 ,, Lettenthon 95,Ol : 58,60 = 89,8ti9 : 55,435 ,, in Salzsaure und kohlens. Na-

Die Zusammensetaung des lufttrocknen Greussener

tron unloslichen Thon 89,869.

Lettens ist also : 2,645 Proc. gelber eisenschiissiger thonig-

0,061 ,, feiner weisser Quarzsand

2,706 Proc. schwere san- dolomitischer KalLand { dige Theile

durch Salzsaure aufschliessbar

20,353 ,, feinerdiger Dolomit 14,081 ,, Lettenthon oder Glimmerthon,

und kohlens. Natron unlos- licher Thon

97,294 Proc. feinzer-

bare Theile i 55,435 ,, gelblich-grauer, in Salzsaure theilk abschlimm-

7.425 - wasser 100,000.

(Fortsetzung folgt.)

-