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Jg. 26, tteft 41/42 Kurze wissensehaftltche ~,~, ~. ~¢e~un~en. 659 1. November 1948 INTRAVENOSE INJEKTION UND BLUTENTNAHME AN DER VENA FEMORALI8. Von E ~ s T STVTZ. Aus dem 1%Sntgeninstitut (Leiter Dr. S~v~z) der Chirurgischen Uni- versit~tsklinik (D irektor: Prof. Dr. l:~l~HIg) Freiburg i. Br. (Eingegangen am 7. April 1948.) Die Punktiou der Arteria femoralis ist dem irzt geI~ufig. Der Kliniker benStigt sie gelegentlich zur intraarteriellen Injektion gef~Berweiternder ]~,Iedikamente bei spastischen Zu- standen namcntlich der ]3einarterien (Dysbasia intermittens, 3[orbus Raynaud, Gefagspasmen nach Erffierungen). Der R6ntgenologe wendet sic diagnostisch an zur radiologischen Darstetlung arterietler Erkrankungen (Endarteriitis obliterans, arteriosklerotische Verengerungen, arterielle mad arterio- venSse Aneurysmen). Wet die Punktion der Sehenkelarterie viel geiibt hat, wird zuweilen einmal versehentlich mit der Kanfile in die Vene eingedrungen sein. Diese Erfahrung legte den Gedanken nahe, in geeigneten Fallen zur Venenpunktion auch die Vena femoralis heranzuziehen. In der Fossa ova]is der Fascia lata dicht unter dem Leisten- band liegen die Schenkelgef/H~e oberfl~chlich, nur yon eincm dfinnen Fascienbtatt, Unterhautbinde- und -fettgewebe und der Haut bedeckt. Die Arterie verl~uft lateral und Mat beim Erwachsenen einen ~uBeren Durehmesser yon etwa 6--8 ram. Die Vene liegt medial unmittelbar neben der Arterie in einer gemeins~men Gefi~Bscheide and besitzt einen i~uBeren Durch- messer yon etwa 8--10 ram. Die Lichtung der Vena femoralis ist wegen ihres groBen Ihlrehmessers, der immer reichlichen Blutffillung und des h6heren Venendruckes ffir die Punktion stets genfigend weir entfaltet. Nine Stauung des Venenblutes, wie man sie zur Punktion der Cubitalvene vornimmt, in der Leistenbeuge fibrigens schwer durehffihrbar, ist daher iiber- fliissig. Die Punktion der Sehenkelvene erfolgt am liegenden Kranken nach iiblicher Reinigung der Haut mit Alkohol oder Jodanstrich. Danaeh palpiert man die Schenkelarterie, die an ihrem Pulsieren leieht erkennbar ist. Die Vene ist dagegen im Mlgemeinen weder zu sehen noch zu fasten. Zur Punktion werden die gleichen In]ektionsspritzen und Kanfilen wie an der Cubitalvene Benutzt. Die Spritze wird mit der reehten Hand senkrecht zur Hautoberflache gehalten, die Spitze der Kanfile langsam eingestochen und in die Tiefe vorgeschoben. Gleiehzeitig zieht die linke Hand leieht am Spritzenstempel, bis B]ut aspiriert wird. Die Dicke der dabei zu durehstechen- den Gewebssehieht ist individuell versehieden and betr~g~ wenige h{illimeter bei mageren, 2--3 em bei fetten Personen. Ist die Venenliehtung erreicht, so erfolgt die Blntentnahme oder die Injektion der in der Spri~ze enthaltenen l~'ltissigkeit in fiblieher Weise. Die Methode ist besonders dort angezeigt, we die Punk- tion der oberfl~chlichen CubitMvene Schwierigkeiten bereitet, so z. B. bei st&rkeren 0demen der irme, bei reichlichem Unter- hautfettgewebe, oder we an Stelle eines einzigen krMtigen Gef~Bes zahlreiche kleine tIautvenen vorliegen, die aueh mit der feinsten Kanfile oft schwer erreichbar sind. Die Punktion der Ven~ femoralis bietet kaum teehnisehe Sehwierigkeiten. Ein Veffehlen des breiten GefiH3es ist unm6glich, wenn seine Lage vorher sorgfMtig, wie besehrieben, bestimmt wird. Ieh babe bei meinen sehr zahlreichen Punktionen niemMs einen ZwisehenfM1 erlebt. Sowohl die Btutentnahme wie die Injek- tionen aller zur intraven6sen Verabreichung geeigneten Medikamente wurden gut vertragen. Weiterhin tritV in der Sehenkelvene mit ihrem grSBeren Kaliber und reicheren Blut- gehalt eine st~rkere Verdfinnung der injizierten Substanz ein als in der Armvene, so dab eine Sch~digung der Gef/~Bwand durch das Medikament weniger zu beffirchten ist. Bei einem Herzdekompensierten mit hochgradigem Hy- drops anasarca gab ieh 6 Wochen lang morgens und abends 20 em~ einer ]~{ischung von Strophantin, Deriphyttin und 20 %igem Traubenzucker; mehrmals ftigte ich 2 cm~ Salyrgan hinzu. Der Kranke starb im Verlauf der Behandlung am Ver- sagen des myokardgesch~digten Herzens. Bei der Obduktion waren die Injektionsstellenan beiden Sehenkelvenen ats feine rote Punkte auf der glatt spiegelnden Intima zu erkennen. Die Gef~Bwand zeigte sich im iibrigen makroskopiseh unver- ~ndert. Das umgebende Binde- und Fettgewebe war leicht blutig imbibiert, wobei teilweise bereits eine Umwandtung des Blutfarbstoffs in Gallenfarbstoff eingetreten war, kennt- lich an der gelblichen Verf&rbung. Nicht ratsam erscheint die Punktion der Vena femorMis an solchen Kranken, bei deneI~ eine Venenthrombose beftirch- tet werden mull Hierher gehSren friseh Operierte, Frauen im Woehenbett, Infektionskranke, namentlieh wenn ein In- fektionsherd ira Bereich der Beine, des Beckens oder der Leis~endrfisen vorliegt, schwer Herz- oder Kreislaufdekom. pensierte, ferner alle langer bettl&gerigen oder sonstigen Pa- tienten in schlechtem Allgemeinzustand. Die besondere Nei- gung der Sehenkelvene zur Thrombenbildung beim liegenden Kranken ist bekannt, die iibliehe Punktion der Cubital- vene daher in diesen F/illen anch bei Schwierigkeiten seitens der Armvene vorzuziehen. In der grzt]ichen Spreehstunde, in Poliklinikenund Ambu. lanzen dagegen bietet die' Punktion der Vena ~emoralis zur Blutentnahme und intraven6sen Injektion vide Vorteile. Sie ist, im Gegensatz zur Punktion der Cubitatvene, immer durch'ffihrbar, mit entspreehend feiner Kaniile auch bei Kin- dern, dabei nicht schmerzhafter als jene. Da die Stauung wegf~Ilt, eriibrigt sich das Mitwirken einer ttilfsperson. Mancher Kranke, der das leidige Suchen nach einer geeigneten Vene in der Ellenbeuge kermt and ffirehtet, wird fiber die einfaehe Methode effreut sein. UBER DAS ¥ORKOM~IEN YON BERNSTEINS~URE IM HARN LEBERKRANKER *. Von ROLF E~MRIC~. Aus der .W[edizintsehen Potiktinik der Universi%~% Halle a. d. SaMe (Direktor: Prof. M. RATSCHOW). (Eingegangen am 9. April 1948.) In frfiheren Versuchen wurde nach Verffitterung alky- lierter Bernsteins~uren im Hundeharn Belulsteins~ure auf- gefunden1, vereinzelt auch unabh~ngigyon diesen Fiitterungs- versuehen. Diese Untersuchungenfortffihren4 trafen THo~aAS und WEITZEL 2 die Bernsteinsi~ure als J3cstandteil des Men- sehenharnes regelmagig an, wobei sic eine neue empfindliehe Methode zur Bestimmung der Bernsteins~ure benutztenS. Von Stoffwechselgesundenwerden am Tage 2,5 bis etwa 12 mg Bernsteins~ure ausgesehieden. Wir erkl~rten das Auftreten der Bernsteinsgure im tIunde- barn rnit einer ungenfigenden Wirkung der ,,Suecino- dehydrase", einem Ferment, welches die Deh drierung der Belmsteins~ure zu Fumarsi~ure bewirkt. Nach K~EBS and Jo~Nso)I 4 ist bekannt, dab Malons~ure durch Hemmung der Succinodehydrase zu Ausseheidung yon Bernsteins~ure in den Ham fiihrt. I~n Intermedii~rstoffwechsd wurde der Abbau bzw. Umbau der Essigs~ure fiber Bernsteinsaure ange- nommen 5 und diese Annahme auch durch Versu ehe gestiitzt 6 Ffir einige Aminosi~uren, vor Mlem ffir Glntamins~ure, aber auch ffir Prolin und Ornithin, ist der Abbau fiber die :Bern. steinsgure wahrseheinlich geworden. Die Bildung yon Bern- steins~ure aus Arginin in der durchstr6~nten Leber ist yon FELIX ? erwiesen worden. Fiir die Klinik erhob sieh die Frage, ob bei Leberparen- chymschgden die Leber so gesch~idigt ist, dab Bernsteins~ure nieht mehr quantitativ weiter abgebaut werden kann, bzw. dann vermehrt im Ham erscheint. Bisher steht noch nicht lest, ob die Sueeinodehydrase ein Ferment ganz eigener Art ist, oder ob sie eng verwandt ist mit den bekannten Co- Dehydrasen Iund II, oder aber mit dem Enzymsystem, welches die ges~ttigten h6heren Yetts~uren zur 01sgure dehy- driert s. Die meisten untersuehten fermentativen Dehydrie- rungen sind Pyridinkatalysen, deren Substratspezifitat durch das jeweilige Apoferment, deren Wirkungsspezifit~t durch den Pyridinanteil bestimmt wird. Es ist anzunehmen, dab ein M~ngel an Succinodehydrase in erster Linie auf den spezi- fischen Proteintr~ger zu beziehen ist. Unsere Untersuehungen bestanden in ttarnanalysen bei verschiedenen Leberparenchymsch~den. ' Da im Harn unter Sa]yrga~ weniger ,,Restsehmieren" vorhanden sind Ms im gew6hntiehen Harn und sich die Bernsteinsf~ure daraus leiehter isolieren l~Bt, wurde in einigen F~llen der lrlarn naeh Salyrgan intramuskul~r aufgearbeitet. Die ~v[ethodik war eine pr/~parativeL Zu Fall Th. 35 Jahre. Doppelseitige schwere Lun~eu- phthise, Myokardschadigung, polyarthritische Beschwerden. Takata ++, Gataktoseprobe positiv, Hypoproteinamie yon 5,422 g- %. Albumin/Globulin: 0,75. Gesamtcholesterin: Ester 150/80 rag- %. Leberpunktion: typische gelbe Fettleber. Bei einer spateren Punktion im Punktat Tuberkelbacillen nachgewiesen. Sechs Wochen sp/~ter Exitus. * Einige der FNIe entstammen noch der 3~ed. Univ.-Klinik Frankfuz~ a, ~, lint;er Prof. W, ~'02~/gENBRUOH. 42*

Über das Vorkommen von Bernsteinsäure im Harn Leberkranker

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Page 1: Über das Vorkommen von Bernsteinsäure im Harn Leberkranker

Jg. 26, tteft 41/42 Kurze wissensehaftltche ~,~, ~. ~¢e~un~en. 659 1. November 1948

INTRAVENOSE INJEKTION UND BLUTENTNAHME AN DER VENA FEMORALI8.

Von E ~ s T STVTZ.

Aus dem 1%Sntgeninstitut (Lei ter Dr. S~v~z) der Chirurgischen Uni- vers i t~ tsk l in ik (D i rek tor : P rof . Dr . l:~l~HIg) F r e i b u r g i. Br .

(Eingegangen am 7. April 1948.) Die Punktiou der Arteria femoralis ist dem i r z t geI~ufig.

Der Kliniker benStigt sie gelegentlich zur intraarteriellen Injektion gef~Berweiternder ]~,Iedikamente bei spastischen Zu- standen namcntlich der ]3einarterien (Dysbasia intermittens, 3[orbus Raynaud, Gefagspasmen nach Erffierungen). Der R6ntgenologe wendet sic diagnostisch an zur radiologischen Darstetlung arterietler Erkrankungen (Endarteriitis obliterans, arteriosklerotische Verengerungen, arterielle mad arterio- venSse Aneurysmen). Wet die Punktion der Sehenkelarterie viel geiibt hat, wird zuweilen einmal versehentlich mit der Kanfile in die Vene eingedrungen sein. Diese Erfahrung legte den Gedanken nahe, in geeigneten Fallen zur Venenpunktion auch die Vena femoralis heranzuziehen.

In der Fossa ova]is der Fascia lata dicht unter dem Leisten- band liegen die Schenkelgef/H~e oberfl~chlich, nur yon eincm dfinnen Fascienbtatt, Unterhautbinde- und -fettgewebe und der Haut bedeckt. Die Arterie verl~uft lateral und Mat beim Erwachsenen einen ~uBeren Durehmesser yon etwa 6--8 ram. Die Vene liegt medial unmittelbar neben der Arterie in einer gemeins~men Gefi~Bscheide and besitzt einen i~uBeren Durch- messer yon etwa 8--10 ram. Die Lichtung der Vena femoralis ist wegen ihres groBen Ihlrehmessers, der immer reichlichen Blutffillung und des h6heren Venendruckes ffir die Punktion stets genfigend weir entfaltet. Nine Stauung des Venenblutes, wie man sie zur Punktion der Cubitalvene vornimmt, in der Leistenbeuge fibrigens schwer durehffihrbar, ist daher iiber- fliissig.

Die Punktion der Sehenkelvene erfolgt am liegenden Kranken nach iiblicher Reinigung der Haut mit Alkohol oder Jodanstrich. Danaeh palpiert man die Schenkelarterie, die an ihrem Pulsieren leieht erkennbar ist. Die Vene ist dagegen im Mlgemeinen weder zu sehen noch zu fasten. Zur Punktion werden die gleichen In]ektionsspritzen und Kanfilen wie an der Cubitalvene Benutzt. Die Spritze wird mit der reehten Hand senkrecht zur Hautoberflache gehalten, die Spitze der Kanfile langsam eingestochen und in die Tiefe vorgeschoben. Gleiehzeitig zieht die linke Hand leieht am Spritzenstempel, bis B]ut aspiriert wird. Die Dicke der dabei zu durehstechen- den Gewebssehieht ist individuell versehieden and betr~g~ wenige h{illimeter bei mageren, 2--3 em bei fetten Personen. Ist die Venenliehtung erreicht, so erfolgt die Blntentnahme oder die Injektion der in der Spri~ze enthaltenen l~'ltissigkeit in fiblieher Weise.

Die Methode ist besonders dort angezeigt, we die Punk- tion der oberfl~chlichen CubitMvene Schwierigkeiten bereitet, so z. B. bei st&rkeren 0demen der i rme, bei reichlichem Unter- hautfettgewebe, oder we an Stelle eines einzigen krMtigen Gef~Bes zahlreiche kleine tIautvenen vorliegen, die aueh mit der feinsten Kanfile oft schwer erreichbar sind. Die Punktion der Ven~ femoralis bietet kaum teehnisehe Sehwierigkeiten. Ein Veffehlen des breiten GefiH3es ist unm6glich, wenn seine Lage vorher sorgfMtig, wie besehrieben, bestimmt wird. Ieh babe bei meinen sehr zahlreichen Punktionen niemMs einen ZwisehenfM1 erlebt. Sowohl die Btutentnahme wie die Injek- tionen aller zur intraven6sen Verabreichung geeigneten Medikamente wurden gut vertragen. Weiterhin tritV in der Sehenkelvene mit ihrem grSBeren Kaliber und reicheren Blut- gehalt eine st~rkere Verdfinnung der injizierten Substanz ein als in der Armvene, so dab eine Sch~digung der Gef/~Bwand durch das Medikament weniger zu beffirchten ist.

Bei einem Herzdekompensierten mit hochgradigem Hy- drops anasarca gab ieh 6 Wochen lang morgens und abends 20 em~ einer ]~{ischung von Strophantin, Deriphyttin und 20 %igem Traubenzucker; mehrmals ftigte ich 2 cm ~ Salyrgan hinzu. Der Kranke starb im Verlauf der Behandlung am Ver- sagen des myokardgesch~digten Herzens. Bei der Obduktion waren die Injektionsstellen an beiden Sehenkelvenen ats feine rote Punkte auf der glatt spiegelnden Intima zu erkennen. Die Gef~Bwand zeigte sich im iibrigen makroskopiseh unver- ~ndert. Das umgebende Binde- und Fettgewebe war leicht blutig imbibiert, wobei teilweise bereits eine Umwandtung des Blutfarbstoffs in Gallenfarbstoff eingetreten war, kennt- lich an der gelblichen Verf&rbung.

Nicht ratsam erscheint die Punktion der Vena femorMis an solchen Kranken, bei deneI~ eine Venenthrombose beftirch-

tet werden mull Hierher gehSren friseh Operierte, Frauen im Woehenbett, Infektionskranke, namentlieh wenn ein In- fektionsherd ira Bereich der Beine, des Beckens oder der Leis~endrfisen vorliegt, schwer Herz- oder Kreislaufdekom. pensierte, ferner alle langer bettl&gerigen oder sonstigen Pa- tienten in schlechtem Allgemeinzustand. Die besondere Nei- gung der Sehenkelvene zur Thrombenbildung beim liegenden Kranken ist bekannt, die iibliehe Punktion der Cubital- vene daher in diesen F/illen anch bei Schwierigkeiten seitens der Armvene vorzuziehen.

In der grzt]ichen Spreehstunde, in Polikliniken und Ambu. lanzen dagegen bietet die' Punktion der Vena ~emoralis zur Blutentnahme und intraven6sen Injektion vide Vorteile. Sie ist, im Gegensatz zur Punktion der Cubitatvene, immer durch'ffihrbar, mit entspreehend feiner Kaniile auch bei Kin- dern, dabei nicht schmerzhafter als jene. Da die Stauung wegf~Ilt, eriibrigt sich das Mitwirken einer ttilfsperson. Mancher Kranke, der das leidige Suchen nach einer geeigneten Vene in der Ellenbeuge kermt and ffirehtet, wird fiber die einfaehe Methode effreut sein.

UBER DAS ¥ORKOM~IEN YON BERNSTEINS~URE IM HARN LEBERKRANKER *.

Von ROLF E~MRIC~.

Aus der .W[edizintsehen Potiktinik der Universi%~% Halle a. d. SaMe (Direktor: Prof. M. RATSCHOW).

(Eingegangen am 9. April 1948.) In frfiheren Versuchen wurde nach Verffitterung alky-

lierter Bernsteins~uren im Hundeharn Belulsteins~ure auf- gefunden 1, vereinzelt auch unabh~ngig yon diesen Fiitterungs- versuehen. Diese Untersuchungen fortffihren4 trafen THo~aAS und WEITZEL 2 die Bernsteinsi~ure als J3cstandteil des Men- sehenharnes regelmagig an, wobei sic eine neue empfindliehe Methode zur Bestimmung der Bernsteins~ure benutzten S. Von Stoffwechselgesunden werden am Tage 2,5 bis etwa 12 mg Bernsteins~ure ausgesehieden.

Wir erkl~rten das Auftreten der Bernsteinsgure im tIunde- barn rnit einer ungenfigenden Wirkung der ,,Suecino- dehydrase", einem Ferment, welches die Deh drierung der Belmsteins~ure zu Fumarsi~ure bewirkt. Nach K~EBS and Jo~Nso)I 4 ist bekannt, dab Malons~ure durch Hemmung der Succinodehydrase zu Ausseheidung yon Bernsteins~ure in den Ham fiihrt. I~n Intermedii~rstoffwechsd wurde der Abbau bzw. Umbau der Essigs~ure fiber Bernsteinsaure ange- nommen 5 und diese Annahme auch durch Versu ehe gestiitzt 6 Ffir einige Aminosi~uren, vor Mlem ffir Glntamins~ure, aber auch ffir Prolin und Ornithin, ist der Abbau fiber die :Bern. steinsgure wahrseheinlich geworden. Die Bildung yon Bern- steins~ure aus Arginin in der durchstr6~nten Leber ist yon F E L I X ? erwiesen worden.

Fiir die Klinik erhob sieh die Frage, ob bei Leberparen- chymschgden die Leber so gesch~idigt ist, dab Bernsteins~ure nieht mehr quantitativ weiter abgebaut werden kann, bzw. dann vermehrt im Ham erscheint. Bisher steht noch nicht lest, ob die Sueeinodehydrase ein Ferment ganz eigener Art ist, oder ob sie eng verwandt ist mit den bekannten Co- Dehydrasen I u n d II, oder aber mit dem Enzymsystem, welches die ges~ttigten h6heren Yetts~uren zur 01sgure dehy- driert s. Die meisten untersuehten fermentativen Dehydrie- rungen sind Pyridinkatalysen, deren Substratspezifitat durch das jeweilige Apoferment, deren Wirkungsspezifit~t durch den Pyridinanteil bestimmt wird. Es ist anzunehmen, dab ein M~ngel an Succinodehydrase in erster Linie auf den spezi- fischen Proteintr~ger zu beziehen ist.

Unsere Untersuehungen bestanden in ttarnanalysen bei verschiedenen Leberparenchymsch~den. ' Da im Harn unter Sa]yrga~ w eniger ,,Restsehmieren" vorhanden sind Ms im gew6hntiehen Harn und sich die Bernsteinsf~ure daraus leiehter isolieren l~Bt, wurde in einigen F~llen der lrlarn naeh Salyrgan intramuskul~r aufgearbeitet. Die ~v[ethodik war eine pr/~parativeL

Zu Fall Th. 35 Jahre. Doppelseitige schwere Lun~eu- phthise, Myokardschadigung, polyarthritische Beschwerden. Takata + + , Gataktoseprobe positiv, Hypoproteinamie yon 5,422 g- %. Albumin/Globulin: 0,75. Gesamtcholesterin: Ester 150/80 rag- %. Leberpunktion: typische gelbe Fettleber. Bei einer spateren Punktion im Punktat Tuberkelbacillen nachgewiesen. Sechs Wochen sp/~ter Exitus.

* Einige der FNIe en ts tammen noch der 3~ed. Univ.-Klinik Frankfuz~ a, ~ , lint;er Prof. W, ~'02~/gENBRUOH.

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Page 2: Über das Vorkommen von Bernsteinsäure im Harn Leberkranker

660 Kurze wissenschaftliehe Mitteflungen. Klinische Wochenschrift

Aus dem Harn (4 Tags) konnten 0,7522 g Bernsteins~ure erhalten werden. F. : 179--180 °, nach Una16sen aus Essigester F. : 183,5 ~, Misehsehnaelzpunkt nait B. 183,5 °. Analyse (Dr. Sc~65L~n, Berlin). Ber. : C 40,66 I~ 5,12 ;, Gel. : C 40,82 H 5,29.

Fall

Hi.

R,o.

K~.

Ka.

BO.

Ke.

Th.

~bersicht.

Harnmenge Diagnose cm a

0sophaguseareinona . . . . . .

Prostataearcinona mit Leber- naetastasen . . . . . . . .

KiefersehuBfrak~ur, Pleuritis ex- sudatiw re. Leberparenchyna- sehaden ? . . . . . . . . .

Zustand nach leichter Phos- phorvergiftung vor 4Mona- ten, ~Iyokardsehaden . . . .

Lebereirrhose . . . . . . . .

Ieterus eatarrhMis (Serumbili- rubin: 12 nag- %) . . . . . .

Ieterus catarrhalis (3Wochen nach Ikterusbeginn, Bilirubin

4,6 n~g- %)

Lungenphthise, tuberkul6se Fettleber, sehwerer Leber- parenehymschaden

10500 ~I1Tage)

3000 (4 Tags)

4000 (4 Tags)

3000 (4 Tage)

4300 (4 Tage)

2600 (1 Tag)

4000 (4 Tage)

6200 (4 Tage)

5750 (4 Tags)

Salyrgan

2 cana i.na.

2 eena i.na.

Die Farbreaktion mit Resorcin-Fuchsin und die Fichten- spanreaktion waren far B. positiv. In gleieher Weiss wurde die Berusteinsaure bei Fall Ks. identifiziert.

Das Vorkonanaen yon Bernsteinsaure bei Leberparen- ehynaschaden ist nait groger Wahrscheinliehkeit auI sine MinderMstung der Suceinodehydrase oder auf einen Mangel an diesem Ferment zurfickzuffihren, wie bei schweren Paren- chynaseMden der Leber St6rungen ihrer Enzynasystenae zu erwarten sin& In diesena Zusananaenhange ist die Tatsaehe beachtlieh, dag naeh Untersuchungen v. E ~ s und A ~ - sw~6gs ~• die Sue~inodehydrase, ° welehe Co-Zymase. unab-. hangig ist, yon den gMehen Stofien gehemnat w~rd wm die Co-Zymase bedingten Dehydrasen.

Zusammen/assung. In einigen Fallen yon Leberparen- chynasch/~den gelang der Naehweis gr6flerer )Iengen yon Bernsteins~ure ina Ham, in einena Falle yon Lungenphthise nait tuberkut6ser Fettteber sogar nait einer Ausbeute yon 0,75 g ina 4-Tageharn. Dagegen wurde in einena Falls yon Lebereirrhose keine Bernsteins/~ure nachgewiesen.

Literatur. ~ E~avr~c~, R., P. NEDW~AI~N U. I. E~IEIO~- GLASSY: Z. physiol. Chem. 267, 228 (1940). - - ~ T~O~AS, K. u. G. W~z~._u: Dtsch. naed. Wsehr. 1946, 18. - - ~ W~T- zEn, G. : Demnhchst in Z. physiol. Chem. - - ~ K~E~s, If. A. andW. A. J o n s o n : Biochena. J. (Brit:) 31, 645, 772 (1937). - - Enzynaotogia (Nd.) 4, 148 (1937). - - ~ ~[~V~B]m~ u. W~- ~A~D: Zit. naeh Lv, X~TA~Z, Lehrbuch ftir physiologische Chenaie 1938. - - ~ X~ooP, F. u. M. G~:m~K]~: Z. physiol. Chem. 146, 63 (1926). - - ~ F ~ i x , K. : Zit. naeh Lw.~A~Wz, Lehrbueh ffir physiologisehe Chemie. Berlin: Springer 1938. s LA~, K. n. Mitarb.: Z. physiol. Chem. 261, 240 (1938); 262, 120, 123 (1939). - - s EvL]~ v. u. A ~ s ~ 6 ~ : Z. physiol. Chem. 279, 185(1943).

DIE RENINWIRKUNG BEIM MENSCHEN UND IHRE BEZIEHUNG ZU~ RENALEN HOCHDRUCK.

Von G]i;ORG LAIWD~ES und J~SEBO~ SKETTA.

Aus der ~edizinischen Abteilung der St~dtischen Krankenanstalten Solingen (Chefarzt: ProL Dr. H. W:SND~).

(Eingegangen am 3. Mai 1948.) Seit es zuerst HARSJWIC:~ (1929) an der VoL~Dschen

Kiinik und spgter Go~DssA~ (1934) gelungen ist, dureh

Drosselung einer Nierenarterie Hochdruck zu erzeugen und seitdena ENG~R und G~ST~Ex durch v611ige Abtrennung, HoussAY dutch Verpflanzung der gedrosselten Niere jeden nerva.len Effekt dabei ausschlieBen konnten, besteht kein

2weiM me:hr an der yon VOL~A~D vertretenen primer hunaoralen Aus-

. . . . . . 16sung der renalen Hypertension. Da- Bernsteins~ure gegen erscheint die Frage nach der ira ttarn

Natur des die Hypertension hervor- rufenden Wirkstoffes noch keineswegs

-- v611ig gekl/~rt. Einerseits sehreibt E ~ G ~ diese Rolle dena yon ihna isolierten ,,Nephrin" zu, einem Stoff, der nait

-- Ausnahnae der Ergotaminfestigkeit die Eigensehaften sines Sympathicominaeti- kunas zeigt. Andererseits haben beson- ders in letzter Zeit die Untersuehungen

wenige Krystalle yon HovssAY nnd PAG~ die Annahnae sehr wahrseheinlieh genaaeht, dat~ dena renalen Hoehdruck eine Vernaehrung yon tIypertensin zugrunde liegt, das durch

-- die Einwirkung des yon der Niere ge- bildeten Fernaentes iqenin aus Bestand- teilen des Serums entsteht. Eine Iden- tit~t beider Stoffe anzunehnaen, wie dies neuerdings BIL~cxI und OTto befiir-

-- worten, scheint uns deswegen nieht statthaft, da Nephrin did Darnaperi- staltik herabsetzt, Hypertensin sis da-

wenige KrystMIe gegen steigert und" weiter sine Identit~t des Wirkungsnaechmfisnaus beider Stoffe ftir die Hoehdruckgenese bisher nicht feststeht, So bewirkt das Nephrin nach

88,3 nag E~cG~s~ Drucksteigerung, periphere Ge- faBkontraktion, Ninntenvolumensteige- rung und zentral.nerv6se Erregung, wKh- rend yore Hypertensin nut Drueksteige-

752,2 nag rung und periphere Gef~Bkontraktion am isolierten Gef~gpr/ipara.t bekannt sind. Der Naehweis einer isotierten gef~Bver-

engerndenWirkung ist jedoch ft~r den~ech~ninans der Druek- steigerung nieht beweisend, da z. B. Adrenalin ebenso isolisrt gefgSverengernd wirkt, die Injektion am Ganztier bzw. am Menschen jedoeh imnaer einen Ninutenvolunaenhochdruek nnd keinen Widerstandshoehdruek hervorruft, wie vor altena W~ZL~R und B6G~ gezeigt haben. Ebenso braucht eine univsrsslts Vasokonstriktion keineswegs zum Hoehdruck zu fiihren, wie unsere Untersuchungen bei der 0demkrankheit zeigten, bei der wit hgufig eine periphere GefgBverengerung bzw. Widerstandserh6hung feststetlen konnten, die im Aus- naaB einer renal verursachten Vasokonstriktion durchaus entspraeh, ohne dab sine Drucksteigerung vorhanden gewesen wgre. Aus diesen Griinden haben wir nach intravenOser Einspritzung yon R E ~ , das ja in der B]utbahn Hypertensin frei naaeht, beina Msnschen die kreisIaufnaechanischen Ver- gnderungen durch sphy naographische Bestinanaung des ~inutenvolunaens, des gesanaten peripheren Widerstands und des Elastiz tgtskoeffizienten nntersucht und nait den entspreehenden Veri~nderungen beina renalen Drosselnalgs- chochdruk in Vergleich gesetzt. Der Drosselungshochdruck ist nach den tierexperinaentellen Untersuchungen yon TXAV~R und W~zL~ und BIE~A~S und LI_NDEI~ sin reiner Wider- stands-Etastizitgtshoehdruck. Beim ~Senschen konnten wit an einena Fall langj~hrigen Hochdrucks infolge einseitiger Nierenarteriendrosselu~ng durch perirenale Entziindungs- prozesse, der durch Nephrektomie geheflt wurde, dieselbe Feststellung treffen (s. Tabelle 1). Ebenso wesentlieh zur Charakterisierung des ttochdrucks wie die ErhOhung der GefM~widerst~nde und des Elastizit~tskoeffizienten ist sein pharmakologisehes Verhalten: Naeh Injektion des gefaB- erweiternden Sympathicolyticums Priscol (0,02 intravenOs) sinkt dureh Aufhebung der universellen Gefgl~verengerung der

n peript~ere Widerstand zu nornaaIe ~ erten ab, der Hoehdruek bleibt jedoch infolge Minntenvolunaensteigerung erhalten (s. Tabelle 1). Wie noeh laufende Versuehe zeigten, ~ndert sich dieses Verhalten aueh bei 4--5stiindiger Dauerinfusion der 15faehen Dosis (0,3 g Priscol) nieht. Bei naalignen Skis- rosen hat SA~ms ina akuten Versueh nach Acetyleholin, Eupa- verin und Pyriferfieber diese Umwandlung des Widerstands- hochdrueks ifl einen ~inutenvolumenhochdruek bereits fest- gestellt. Naeh der Injektion yon ReninI6sung, die wir nach PA~S und Hon~sz herstellten und in einer ~enge yon 10 bis 16 cna ~ bei vier gesunden, freiwflligen Vevs~ehsper~gel~ i~$ra-