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632 Eiidlich babe ich gefunden, daL man ,das Uran auch aus demselben griinen Chloriir mittelst hlurniniuin darstellen kaun. Seine Darstellung durch diese Reaction beruht ohne Zweifel auf der grofsen Fliichtigkeit des Chloraluminiums. XI. Uebcr den dichten Borazit oon Stasfurt; oon G. Rose. (Ays d. Mooatsbericht. d. Akad. 1856. Frbr.) Im Jahre 1846 wurden aus dem Bohrlocbe von Stasfurt '), als van in einer Tiefe von 797 Fufs zu einem scbon sehr init Steinsalz gemengten Anhydrit, der das Liegende eines 147 Furs macbtigen festen steinsalzfreieu Anhydrits bildete, gekommen war, grofsere und kleinere Stiicke einer Sub- stanz herausgezogen, die im Ganzen Aehnlichkeit mit einem weifsen dichten Kalksbeiti hatte, aber von K a r s ten fur wasserfreie borsanre Talkerde erkannt wurde. Nach der Analyse, die er in der Sitzung vom 7. Juni 1847 der Akademie mittheilte 2), enthielt dieselbe Talkerde ............. 29,40 Borszure ............. 69,49 Kohlensaures Eisenoxydul mit Spwen von koh- lensaurem Manganoxydul uud von Eisen- - oxydhydrat ........... 1,03 100. Karst e n fand ferner ihr specifisches Gewicht = 2,9134 und ihre Harte zwiscben 4 und 5. In verdiinnter Salz-, Sal- peter- und Schwefelsaure loste sie sich leicht, und in concen- trirter Flufsdure ohne alle Entwickelung von Warme auf. Der krystallisirte Borazit von Luneburg, wenn nian an- 1) Stasfurt Iiegt an der Bode 6 Meilen siidlich von Magdeburg. 2) Monatsberichte der Akad. von 1847 S. 19.

Ueber den dichten Borazit von Stasfurt

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Page 1: Ueber den dichten Borazit von Stasfurt

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Eiidlich babe ich gefunden, daL man ,das Uran auch aus demselben griinen Chloriir mittelst hlurniniuin darstellen kaun. Seine Darstellung durch diese Reaction beruht ohne Zweifel auf der grofsen Fliichtigkeit des Chloraluminiums.

XI. Uebcr den dichten Borazit oon Stasfurt; oon G. R o s e .

(Ays d. Mooatsbericht. d. Akad. 1856. Frbr.)

I m Jahre 1846 wurden aus dem Bohrlocbe von Stasfurt '), als van in einer Tiefe von 797 Fufs zu einem scbon sehr init Steinsalz gemengten Anhydrit, der das Liegende eines 147 Furs macbtigen festen steinsalzfreieu Anhydrits bildete, gekommen war, grofsere und kleinere Stiicke einer Sub- stanz herausgezogen, die im Ganzen Aehnlichkeit mit einem weifsen dichten Kalksbeiti hatte, aber von K a r s t e n fur wasserfreie borsanre Talkerde erkannt wurde.

Nach der Analyse, die er in der Sitzung vom 7. Juni 1847 der Akademie mittheilte 2) , enthielt dieselbe

Talkerde . . . . . . . . . . . . . 29,40 Borszure . . . . . . . . . . . . . 69,49 Kohlensaures Eisenoxydul mit Spwen von koh-

lensaurem Manganoxydul uud von Eisen- - oxydhydrat . . . . . . . . . . . 1,03

100. K a r s t e n fand ferner ihr specifisches Gewicht = 2,9134

und ihre Harte zwiscben 4 und 5. In verdiinnter Salz-, Sal- peter- und Schwefelsaure loste sie sich leicht, und in concen- trirter Flufsdure ohne alle Entwickelung von Warme auf.

Der krystallisirte Borazit von Luneburg, wenn nian an- 1) Stasfurt Iiegt an der Bode 6 Meilen siidlich von Magdeburg. 2) Monatsberichte der Akad. von 1847 S. 19.

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633 iiimmt, dafs er eine Verbindung von 3 Atomen Talkerdo und 4 Atomen Borsaure (Mg3B4) ist, besteht aus:

Talkerde 30,76 Borsaure 69,24

uiid hat nach R a m m e 1 s b er g ein specifisches Gewicht 2,955. Dime Zahlen weichen so wenig von den von K a r s t e n ge- fundenen ab, daL letzterer hierdurch sich bewogen fand, das Mineral van Stasfurt auch fur Borazit und also fur eine dichte Abanderung desselben zu halten.

Spater fand Prof. K a r s t e n (der Sobn ’)), dafs weuq man feine zerriebene Tbeilcheii des Minerals von Stasfurt auf einer Metallplattc iiber der Syirituslampe erwannt, sic4 allerhand Bewegungen bemerklich machen, die Theilchen sich voneinander schieben, und zusammenballen, sich an- ziehen und abstofsen, und sich vollig auf dieselbe Weise wie gepulverte Borazitkrptalle verhalten; er sah daher darin noch einen Grund mehr, das Mineral von Stasfurt fur Borazit zu halten. Dafiir erklart sich eudlich aucb Vo l g e r iu seiner neueren Schrift iiber den Borazit ’), indem er noch die Schwierigkeit, die fur die Identitats- anuahme des Stasfurter Minerals mit dem Borazit in der bei weitem leichteren Ausliislichkeit des ersteren in Cblor- wasseystoffsauye liegen konnte, durch die Auuahme zu heben sucht; dafs sie durch die grofse Feinheit seiner krystallini- schen Theilchen hervorgebracht sey. Die Meinung, dafs das Stasfurter Mineral Borazit sey , fand nirgeuds Wider- spruch.

Indessen lassen sich. doch gegen diese Meiuung recht wichtige Einwendungen machen. Schabt man von dem lei& zerreiblichen Stasfurter Mineral mit dem Messer einige kleine Tbeile ab, uiid betrachtet sie unter dem Mikroskop, so er- scheinen dieselben keinesweges structurlos , und ohne das geriugste krystallinische Gefiige , wie Prof. K a r s t e n bei Beschreibung seiner elektrischen Versuche erwahnt, sondern

1) Poggendorff ’s Ann. 1847, Bd. 71, S. 243. 2) Versucli einer Monographie des Borazits, Hannover, 1855, S. 84.

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als cin Aggregat von laiiter prismatischen Krystallen v011 vcrschiedeaer Grolsc, die bei 360 inaliger Vergr6Cserung die scheinbare Grofsse eines Kiirpers von 1 bis 8 Linieri in deutlicher Sehweite haben. Endkrystallisation ist bei ihnen nicht wahrzonehmen; indessen haben docli Krystalle, welrlie zuin reguliiren Krystallisationssystem gehiiren , eiu solclies Ansehcn nie, die kleinen Krystalle von Stasfurt lionnen daher nicht wie der Borazit zuin regularen System gchoren.

Hierzu kommen noch die anderen Unterschiede. Die borsaure Talkerde von Stasfurt lost sich zerrieben in con- centrirtcr Chlorwasserstoffsaure bei Erwarmung mit dcr Spirituslampe fast augenblicklich auf I ) , und aus der erkal- teten Aufldsuag scheidet sich nach einiger Zeit Borsaure- Hydrat als cin weifser krystallinischer Niederschlag a m , bei welchein inan die Form der einzelnen Krystalle (die sechsseitigen Tafeln ) bei schwacher (90 maliger) Vergrb- Eserung selir gut erkennen kann. Sehr fein zerriebener durclisichtiger Borazit von Liineburg liiste sich in derselbcn Chlorwasserstoffsaure vie1 llngere Zeit gekocht, gar niclit nuf, es schied sich beim Erkalten der Aufliisung keine Bor- siiure aus, und die Chlorwasserstoffsaure euthielt auch keiiie Tallrerde.

Vor dein Lothrohr schmilzt das Mineral von Stasfurt vie1 leichter als der durchsichtige Borazit. Man kann von crsterem eiii kleines Stuck auf der Kohle zur Kugel schinel- Zen, w a s mit dem Borazit niclit angeht; man mufs bei die- sein eiiien starken Luftstrom anwenden, und daher das Stuck init der Platinzange halten, wobei man es d a m an dcii Kindern zuin Schmelzen bringt. Sonst sind die Erschei- iiuugen dieselben, beim Erkalten der geschmolzenen Rugel trctcn aus der Oberflachc eine Menge kleiner Blasen her- vor, und die Obertliiche bedcckt sich mit feincii prisinati- d e n Krystallen, die unter der Lupe ganz deutlicli sind.

Im Kolben vor dein Liithrohr erhitzt geben sowohl das '1 ) Naclr cinci spiitcitn Miuheilung von Hm. Ranirnelsberg ist sic sogar

scliori ctwas in ieineru W a s s e r Icislicli.

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Stasfurter Mineral als der Borazit ein geringes weifses Sublimat, was sich beim Borazit nirgends erwahnt findet. Er besteht wobl offeabar aus Borsaure, uud erscheiiit unter dem Mikroskop bei 90 inaliger Vergrofserung aus kleinen quadratischen Tafeln bestehend. -2uweilen decrepitirt das Stasfurter Miucral und giebt dann im Kolben erhitzt, viel Wasser, in diesem Fall ist ihm aber eine wasserhaltige Chlorverbindung, die auch in griifseren Massen mit ihm zusammen vorkommt, in geringer Menge beigemengt.

Das specifische Gewicht des Stasfurter Minerals, wel- ches nach der Angabe von K a r s t e i i 2,9134 betragt, ist $war iiicht viel VOU deln des Borazits 2,955, indesseii doch iminer etwas verschieden.

Hieruach erscheint doch das Stasfurter Mineral durcli so weseutliche Eigenschafteu von dein Borazite geschieden, dafs man es fur eiu besonderes Mineral anzusehen, und demnach init eiuem besondereu Nameu zii bezeiclinen hat. Der Verf. schlagt dazu nach seinem Fundorte den Nanien Stasfurtit vor. Bestatigt sich die gleiche Zusammensetzung, die es. nach der Analyse von K a r s t e n mit deln B’orazit bat, so ware es wit diesem heteromorpb, wid man konrito vielleicht auf diese Weise eine Erscheinung beim Borazite erklaren, die bisher etwas sehr Rathselbaftes hatte, dafs er iiamlich haufig undurchsichtig und uur aus fasrigen Theilen zusammengesetzt erscheint, die auf den Krystallflachen, und iiamentlich den Dodekaeder - und den Hexaederflachen senk- recht steheu. Man kiinnte nun aunehmea, dafs diese Kry- stalle Pseudomorphosen nach Stasfurtit wlren , desseu fas- rige Iodividuen auf den Krystallfl~chen senkrecht stehen, wie d i d s ijfter bei Pseudoinorpliosen vorkommt, wie z. B. bei dein gcschmoJzenen Zucker, wenn er undurchsichtig geworden ist , oder bei den Pseudomorpliosen voii Gothit iiach Eisenbies I).

V o l g e r , der i n seineni augefuhrten Werke die Bora- zite uiit fasriger Structur ausfuhrlich bespricht, erklart clic- selbcn nucli fur Pseudoinorpliosen, ist aber der Meinuug,

1 ) Vergl. P u g g e n d o r f f ’ s Ann. Bd. 28, S . 5 i i .

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da€s die fasrigen Individuen ein neues Mineral voii ver- schiedener Zusammensetzung mit dem Borazite sind, das er Parasit nennt. Indessen ist doch der Unterscliied in der Zusam~nensetzung der undurchsichtigen Borazite mit fasri- ger Structur und der durchsiclitigen unveranderten nacli den Analgsen sowohl von R a m m e l s b e r g als von W e b e r zu gering, uin die ersteren, wenn man auch berticksichtigt, dafs sie gewohnlich nur zum Theil umgeandert sind, fur ein in der Zusammensetzung von den durchsichtigen Bora- ziten verschiedenes Mineral zu halten.

Sind aber die Borazite mit fasriger Structur als i n eine heteromorphe Substanz und zwar in Stasfurtit verlndert anzuseheo ,*so mussen sie in diesern Falle in Chlorwasser- stoffsaure leicht aufloslich und vor dem Lothrohr auf der ICohle schmelzbar seyn. Das letztere ist augenscheinlich der Fall, das erstere bewahrte sich durch den Versuch aber nur zum Theil, denn als der Verf. einige fasrige, Borazit- krystalle feinzerrieben und in eiiiem Reagenzglase mit der- selben Chlorwasserstoffsaure, mit welcher er die durchsich- tigen Krystalle behandelt hatte, kochte, schien sioh erst iiichts aufzuliisen, als er aber das Reagenzglas nach einigcr Zeit betrachtete, fand er, dafs sich nun auf der utiaufgelost gebliebenen Masse doch eine nicht unbededtende Menge Borsaurehydrat abgesetzt hatte. Es war also doch ein Theil der fasrigen Krystalle durch die Cblorwasserstoffsaure zer- setzt worden. Es ist moglich, und sogar wahrscheinlicb, dafs der Grund, weshalb sich nicht alles aufgelost hatte, darin lag, dafs die angewandten Borazitkrystalle nur zum Tlieil in Stasfurtit umgeandert waren, indesseii bedarf die Sache doch noch weiterer Untersuchuiig.

In dem grofsen Schachte, welchen man jetzt in Stasfurt abteuft, ist man nun schon bis zu dem Stasfurtit gekommen. I$r. Apotheker T u c h e n in Stasfurt ha t ineinem Bruder schoii mehrere Stucke desselbeii, sowie auch Yroben von den iibrigen ihn begleitenden inerkwiirdigen Mineralien ge- s a d t . Mein Bruder wird die Analyse des Stasfurtit wieder- Iiolen und daruber entscheiden, ob er dieselbe Zusarnmeu-

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setzung habe, als der Borazit. Vielleicht wird man nun auch Stucke von Stasfurtit antreffen, in welchen derselbe deutlicher krystallisirt ist, so dafs man etwas genaueres iiber seine Krystallform wird bestimmen konnen.

XII. Ueber die Fiuore%cenz eines Stoffes in der Rinde aon Fraxinus excelsior;

vom Fiirsten von S a l m - H o r s t m a r .

W i r d das Decoct dieser Rinde erst lnit Bleizucker ge- c

fallt, d a m das Filtrat mit Bleiessig gefiillt, dieser schiine gelbe Niederschlag gewaschen und feucht in wenig Wasser suspepdirt, durch eineu lang anhaltenden Strom von Schwe- felwasserstoffgas vollstandig zersetzt, das Schwefelblei etc. abfiltrirt, so erhalt inan ein gelbes Filtrat ohne Fluores- cenz; sobald man aber, nach Entfernung des Schwefelwas- serstoffs, die saure Flussigkeit mit Ammoaiak im Ueber- schut versetzt, (wobei kein Niederschlag entsteht, wenu das Schwefelwasserstoffgas alles gefallt hat, auch die Spu- ren von Antimon), so zeigt sich eine starke blaue Fluor- escew. W i r d nun die Fliissigkeit im Sandbad in einem Glase bis zu dickeln Syrup eingeengt und mit Alkohol iibergossen, durcbgeruhrt und erhitzt, so scheidet sich das Gummi aus und man erhalt eine braunliche stark fluores- cirende Losung, nachdem der Gummi abgeschieden ist. Man kann die Fliissigkeit noch durch Thierk-ohle entfar- ben, man erhalt aber beim Eindampfeu und Stehenlassen iu der Kalte keine Krystalle, 'sondern es ist eine gummi- artige Substanz von bitterem Geschmack.

Diese Flussigkeit zeigt im Tageslicht die scbonste btaue Fluorescenz, selbst wenn man einen Tropfen davon in etwas Alkohol im Glase herumschwenkt, so dafs das Glas nur von der dunnsten Schicht iiberzogen ist. Halt