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205 - V. IJeber den cturchsichtigen Andalusit ~us Bra- silien; von n< Haidinger. Das Zuriickfiihren van neuen Varietiiten auf a~te, Iiingst zu den bekannten gezshlte Species, besitzt einen beson- deren Reiz, voniiglich wenn jene unter Verhdtnissen vorkommen, die es problematisch erscheinen lassen, ob man sie nicht gar als eigene Species bestimmen solle. Diefs ist vollends d a m der Fall, wenn die vollkommen- sten Varietsten noch mangeln, so wie bisher der voll- kommen durchsichtige Andalusit. Als ich im Friihjahr 1826 in Gesellschaft meioes ver- chrten Frcundes, des Hrn. R o b e r t A 1 I an, die Mine- raliensammlungen Wiens besuchte, bemerkte ich in dein damaligen briisilianischen Museum, unter Dr. Po b 1’s Di- reciion, gewisse griine brasilianische Edelsteine, die, wie die Topase, Chrysoberylle, Turmaline , in abgerundeten Krystallfragmenten gefunden worden waren. Man ztihlte sie dem Turmalin bei. Allerdings zeigten sie eineu auf- fallenden Dichroismus, aber dieser war nicht in Bezug auf eine einzige rhomboedrische Axe vertheilt, pnralleI derselben und senkrecht darauf, sondern die Farbe war griln in Richtungen, welche man senkrecht und parallel einer Axe annehmen koonte, zeigte aber ein reiches Hya- cinthroth in gewissen schief gegen die Axe geneigteo Rich- tungen. Es war damals nicht miiglich gewesen, eine voll- stlndige Untersuchung anzustellen; die Forsetzung der Reise fiibrte mich bald wieder von Wien hinweg. Spa- ter wurde die mineralogische Abtheilung des Museums mit dein k. k. Hof -1Mineraliencabinete vereinigt. Erst neuerlicb hatte ich Veranlassung, diesen Gegenstaud wie- der vonunehmen, als mir durch amtlichen Auftrag ver- gbnut war, einige Fragen von wisscuschaftlichem Interesse

Ueber den durchsichtigen Andalusit aus Brasilien

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V. IJeber den cturchsichtigen Andalusit ~ u s Bra- silien; von n< H a i d i n g e r .

D a s Zuriickfiihren van neuen Varietiiten auf a~te, Iiingst zu den bekannten gezshlte Species, besitzt einen beson- deren Reiz, voniiglich wenn jene unter Verhdtnissen vorkommen, die es problematisch erscheinen lassen, ob man sie nicht gar als eigene Species bestimmen solle. Diefs ist vollends d a m der Fall, wenn die vollkommen- sten Varietsten noch mangeln, so wie bisher der voll- kommen durchsichtige Andalusit.

Als ich im Friihjahr 1826 in Gesellschaft meioes ver- chrten Frcundes, des Hrn. R o b e r t A 1 I a n , die Mine- raliensammlungen Wiens besuchte, bemerkte ich in dein damaligen briisilianischen Museum, unter Dr. Po b 1’s Di- reciion, gewisse griine brasilianische Edelsteine, die, wie die Topase, Chrysoberylle, Turmaline , in abgerundeten Krystallfragmenten gefunden worden waren. Man ztihlte sie dem Turmalin bei. Allerdings zeigten sie eineu auf- fallenden Dichroismus, aber dieser war nicht in Bezug auf eine einzige rhomboedrische Axe vertheilt, pnralleI derselben und senkrecht darauf, sondern die Farbe war griln in Richtungen, welche man senkrecht und parallel einer Axe annehmen koonte, zeigte aber ein reiches Hya- cinthroth in gewissen schief gegen die Axe geneigteo Rich- tungen.

Es war damals nicht miiglich gewesen, eine voll- stlndige Untersuchung anzustellen; die Forsetzung der Reise fiibrte mich bald wieder von Wien hinweg. Spa- ter wurde die mineralogische Abtheilung des Museums mit dein k. k. Hof -1Mineraliencabinete vereinigt. Erst neuerlicb hatte ich Veranlassung, diesen Gegenstaud wie- der vonunehmen, als mir durch amtlichen Auftrag ver- gbnut war, einige Fragen von wisscuschaftlichem Interesse

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unserein uuternehmenden brasilianischen Reisenden, Hrn. V i r g i l V O I I H e l m r e i c h e u , mitzutheilen. W i r durfen manche interessante Resultate von diesem ausgezcichne- ten Montanistiker erwarten, der durch einen bereits mehr- jahrigen Aufenthalt im Lande daza vorbereitet , lnit der besonderen Unterstutzung unscrer Regierung nocll ciil Paar Jahre wissenscbaftlichen Forschiiugen , vonuglich auf einer Reise qrier durch Sudainerika, weihen wird.

Uin ihln genaucre Datcn iiber dieses hijchst merkwur- dige Mineral zii geben, suchte ich nun meiiie alten brasi- liaiiischen Freunde in dein k. k. Hof - Mineralicncabinete wieder auf. Mit der griifsten Bereitwilligkeit ubergab mir auch der k. k, tlr. Custos P a r t s c h inelirere dcr- selbcn zu dcn nothwendigen Versucben. Die optiscben VerhSltnisse insbesondere stellten sich dabei so wuuder- bar hervor, dafs icli lange von dctn Gesichtspunkte aus- zugehen vcrmocht war, ich habe es mit einer neuen Spe- cies zu thun, bis inir endlicli die Vereinigung init dem Aiidalusit gelang. Wenige Varictgten dieses letzteren zeigen einen hinlanglichen Grad von Durchsichtigkeit, um genauere optische Untersuchungen zu gestatten, daruuter aber vorzuglich die von Goldenstein iu Mahren, eine zuerst von G 1 o c k c r ' ) hervorgehobene Erscheinung. Nacbdem aber eininal diese Uebereinshnmuiig der voll- koinmen durchsicbtigen brasilianischen Varietiiten mit den gewijholichen in Quarz eingewachscnen nachgewiesen war, reibten sich die aulfallendcn Phiinomene aucti au diejc- gen an , welche fruher keiuen Vercinigungspuukt darzu- bieten schienen.

Die in dein Kataloge des k. k. Hof-Mineraliencabi- nets, nach Dr. P o h l ' s Angabe registrirte LocaIitPt ist Rio dos Americanas in lllinas novas in der Capitanie von Minus geraes, eine sehr ausgedehnte Localitzt, da sie einen ganzen Flufs begreift. Es ist allerdings niclit leicht, Forschungen auf eine so sehr allgemeine Angabc 1) Grundrirs der Mineralogic, S. 482.

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297 anzustellen, doch ist auch selbst dieses Wenige noch melir als die Nachweisung, welche D o m b e y uber die ersten peruanischen Euklase mitbrachte, wie dieses H a ti y erinnert I ) .

Es fanden sich keine eigentlichen Krjstalle darun- ter, nur Bruchstucke, au den Kanten ctwas abgerundet, aber z u r Erkennung der regelmSksigen Formen und zur Orientiruog der optiscben Phaoomene doch selir glatte, glanzende und regelin3fsige TheilungsflYcheu, wenn aucb durch rnuschligeii Bruch unterbrochen.

Ziemlich geniigende Messungen mit dem Reflcxions- gonioineter zeigten den Wiukel eines wenig geschobenen Prisma’s =90° 50’ und 89O 10’. Diefs stellt die Granze der Reihe der Orthotype nach der krystallographiscben Rlcthode von M o h s vor, oder rn 0. Wir haben da- her rn O=90° 50’ als Datum der Beobachtung.

Ich bediene mich bier zur Bezeichnung uicbt gaiiz der M o Iis’schen Methode, vorziiglich urn die vielfach angefochtenen Zeichcn der Additiou und Subtraction, -+ und - , zu vertneidcn, wie diefs auch N n u in a a n, inehr dem Geiste, als der Observanz des Meisters folgend, be- reits als eine weseutliclic Verbesserung eiagefiihrt hat. Den Anfangsbuchstaben 0 (Orthotyp) statt P (Pgra- mide) nnzuwenden, erscheint enipfehlungswerth, uin eine grijfsere Verschiedenprtigkeit in den Zeichen zu bedingen.

Eine zweite Beobachtung lieb Theilungsfl5chen in einer gegen die Axe geneigten Lage erkenuen, die auf ein horizontales Prisma oder Doma fiihren, dessen Axe in der Richtung der griifseren Diagonale der Basis jenes Prisma’s nusgedehnt erscheint. Die Flachen treten also, auf die stumpferen Kanten aufgesetzt , als Zuscliarfung hervor, und ihr Zeichen wird fi sein; als ein Doma, welches in den stumpferen Axenkanten des Grund-Ortho- types liegt. Der Winkel an der Stelle der Endkante betrug etwa logo, doch waren die Beobachtungen zicm- 1 ) Troitr, T. ZZ p . 631.

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lich schwierig, und nicht so vollkomrnen, dafs aicht ei- nige Minuten fehlen sollten.

Aus den beiden obigen Daten annahernd berechnet, fand sich das Verhiiltnifs der Axe und der Diagonalen des Orthotypes 0 nach der Aufeinanderfolge in den M o hs'- scben Schematen :

u : b : ~ = l : V 2 , 0 3 : 1/1,97, die stumpferen iind die scharfereu Axenkanten, und die Seitenkante der Grundgestalt 0, welche hypothetisch an- genommen ist, oder:

0=120° 30' , 119O 30' , 90'. Durch die Annahme der AxenverhTltuisse modifici-

ren sich nun die Winkel des Prisma's auf 90°51', des Doma's auf 109O 4', wie wir sie nun als Vergleichungs- form annehmen.

Die Fig. 8 Taf. I1 zeigt das Zusammenvorkommen der beideu Formeu, nach welchen Theilbarkeit zu beob- achten ist, das Prisma Q) o=90° 51' und das Doma 0=109 ' 4' mit der Flache senkrecht auf die Axe. Zur Orientirung entworfen, giebt diese Figur zugleich die Darstellung der gewihlichsten Andalusitkrystalle von den verscliiedensten Localitlten , von welchen bier ins- besondere die grauen pseudomorphen Bildungen von Di- sthen nach Andalusit, von Lisenz in Tyrol, namliaft ge- macht werden m0gen.

Die Winkel der Formen wurrlen bislier angegeben '>, und sind nun neu revidirt, wie folgt:

Form bisher oeu

D 1oso 1090 4' a 0 910 33' 90" 51'.

Die neuen Winkel sind genauer als die alteren, die ja auch nur annlhernd mit dem Handgoniometer bestimmt waren, obwohl auch sie bci vorkommendeu vollliomme-

1) M o h s von Z i p p e , 11. Th. S.334, nach v. Leonhard.

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nen Varietaten nocb eine kleine Berichtigung zulnssen diirften.

Mit den solchergestalt entwickelten regelinafsigen Formen vergleichen wir nun die optischen Verhaltnisse, welche bei dem bedeutenden Grade der Durchsichtigkeit der brasilianischen Varietiiten sehr leicht beobachtet wer- den kdnnen.

Man nimmt die Phlnoinene allerdiiigs schon an den init rauhen abgeriebenen Oberflachen versehenen natiir- lichen Geschieben wahr, aber vollkommener doch, wenn man sie in gewissea Ricbtungen geschliffen und polirt beobachten kann. Mehrere von den Stiicken, welche icb untersuchte, wurden auch zu diesem Zwecke vorgc- richtet, und sind nun in dem k. k. Hof-Mineraliencabinet aofbewahrt. Wir setzen hier voraus, dafs inan solche geschliffene Exeniplare vor sich habe, welche die Beob- acbtung irn vortheilhaftesten Lichte zeigen.

Ein Individuurn in der Form Fig. 9 Taf. I1 geschlif- fen, njlmlich blocs von der Fliche senkrecht auf die Axe, und den Fljicben Q) 0, parallel der griilseren, und Q) 6, parallel der klcinercn Diagonale des Prisina’s roo 90” 51’ b e g h z t , zeigt bei durchfallendem Lichte eine deiitliche Verschiedenheit in den griinen Niiaocen in den drei ver- schiedcnen, senkrecht auf einander stehenden Richtun- gen. Senkrecht auf die Flscbe rn 0, oder in der Rich- tung d e r kiirzeren Diagonale geseben, erscheint ein schil- nes gelbliches Oetgriin. Senkrecht auf die FlBche Q) 5, oder in. der Richtung der langen Diagonale des Prisma’s von 90° 51’ ein’ etwas scbwarzliches Olivengrun, doch beide vollkornmen klar. Senkrecht auf die Flacbe 0 0, oder in der Richtung der Axe des Prisma’s, beobachtet man eine Zwiscbenfarbe zwischen Oelgriin und Oliven- griin. Das letztere hat bedeutend mehr Scbwarz, das erstere Gelb in seiner Mischung.

Eia Pnsma, Fig. 10 Taf. 11, senkrecbt auf die Axe

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300 und parallel den Seitenflachen des Prisma’s von 90° 51’ geschnitten, zeigt durchaus jene Zwischenfarbung, in senk- rechter Richtung gegen die Flachen.

Betrachtet man Fig. 10 in gegen die Axe geneigten Richtungen, so erscheint in einer Richtung senkrecht durch die Kanten zwischen 0 0 und Q) 0, das ist in den Rich- tungen senkrecht durch die Flaclien des hypotlietischen Grundorthotypes 0, so wie dieses in der Fig. I I durch kiinstliche Flachen dargestellt ist, eiu schiines tiefes Mya- cinthroth. Die grbfstc Tiefe dieser rothen Farbe erscheint gegen die stumpfere Kante y zu, walirend sie gegen die schjlrfere .T zii etwas abnimmt.

Die Beobachtung durcli kunstlichc Fllichen, wie Fig. 12, zeigt Modificationen jener Erscheinung. - In dcr Rich-

lung 0 0, &, Q) h gedrcht, sieht das Auge durcli h nur einen schwachcn Grad der Erhbhung der rotlieu Farbe. Dic gemischte grune Farhe durch die Flscheu 0 0 geht durch eine schwaclie rbthliche Tinte in das

Olivengrune der Diagonalfliichen Q) .Zl iiber. Eine vie1 interessantere Erscheinung bietet das F1;-

chenpear von B. Dreht man das Individuum, Fig. 12, in der Richtung von 0 0, 0, Q) 0, so zicht sich in der Flaclie ein hcller iilgruner Streif zwisclien tief hyacinthrothen Scctoreu hiudurch, so dak der Effect, durch D und die gegenuberliegende Fliiche gescheu, wie Fig. 13 erscheint. Naturlicb lasscn sich die Sectoreu in jedein der zwei Flacbenpaare des Doma’s beobachteo, Fig. 14. Die Richtungen, in welchen sie erscheinen, schliersen also eineu Wiukel init einauder ein.

Sehr aulfallend erscheint alles diefs in, zu diesem Zwecke in der erforderlichen Richtung geschnittenen Plat- ten. J e dunner iihrigens diese sind, desto weniger deut- lich geschieden erscheinen die Farben. Uas Roth ist au und fur sich schwacher in den rothen Stelleu, und in den

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griinen werden die durchgehenden rothen Strahlen nicht so vollstindig absorbirt.

Besonders schiin zeigen sich die rotlien Sectoren ne- ben deu zu beideu Seiten divergirenden 6lgriineu Balken, wenn ein Individuum in der Gestalt einer Kugel geschlif- fen wird, Fig. 15 Taf. 11, oder eines Cylinders, Fig. 16. Vier solche Systeme von griinen Strahlenhundcln nit ro- then Sectoren erscbeinen bei einer Umdrehung um die langere Diagonale der Basis von 0.

Dic Punkte der mbglichsten Aoniilierung zweier ge- genuberhegender rolher Sectoren oder die Mittelpunkte der Farbensysteme zeigeu die Lage der sogeuannten re- sultirenden optischen Anen, oder derer Linien, parallel welchen in diinnen Blailtchen im polarisirten Lichte die ovalcn farbigen Hingsysteine beobachtet werden.

Der optisclie Cbarakter der Ringsysteine ist derselbe wie der des Kalkspailhs, indem unter den glcichcn Ver- biltnissen das scliwarze Kreiiz am Kalkspath und schwarze I k i e n in den elliptischen Ringsystemen des Andalusits er- scheinen.

Den Winkel , welclien dic zwei Axeu n o und p 9 wit einander einschlieben, fand ich = 9 2 O 27’ und 87O 33, und zwar in der Lage, wie die 17. Figur darstellt. Die Hauptaxe der Grundgestalt, senkrecht durch 0 0 gehend, halbirt dea Winkel von 92O 27’.

Zur Messung beobachtete ich die Aufeinanderfolge der vier Systeme an einem kuglig geschliffcnen Krystall, auf einem weifsen Papierscliirinc vor einein Iiellen Lichte, und die Ucbereinstimmung ihrer Mittelpunkte wit einer der Axe der Bewegung parallelen Linie.

Sir D a v i d 13 r e w s t e r hat cin Pblnomcn, ’ganz dem vorhergehcnden analog, am Dichroit beobachtet. In Al- l a n ’ s Sammlung in Edinburg befand sich ein geschliffe- nes Exemplar dieses Minerals, an welchein die Ricbtung der Schuitte durcli B r e w s t e r so gewahlt worden war 3 M s die scliijnen dunkelblauen Sectorcn neben den r6th-

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lichgraiien , durchlaufeiiden , divergirenden Licht biindelii genau so erschcinen, wie die rotben und grunen am A n - dalusit.

Der Andalusit zeigt aber seinen Dichroismus , oder viellnehr Trichoismus, noch auffalleuder im polarisirten als in] gewiihnlichen Lichte. Den Contrast der Farben beob- achtet inan am bestcn, wenn die verschiedencn iSuancen neben einander erhalten werden k8nnen, wie diefs bci der einfaclicii Beobachtung durch ein Stuck Doppelspath geschieht, da bekanntlich die zwei Bildcr dcsselben ent- gcgengesetzt polarisirt siud. Man kann bci gcringcr Starke zicinlich lange Theilungsgestnlten zu diesel11 Zwecke be- nulzen, wenn man, wie in Fig. IS, an die geneigten Eu- dcn Glasprismen von etwa 1 8 O anklebt. Dcr durch die Lichtiiffnong L eintretcnde Slrahl crscheint am anderii Ende mit beiden Arten der entgegesetzten Polarisation, und zwar iu 0 der gewfihnliche, in E der aufserordent- liche, wenn bei u der stumpfe Winke l des Rhomboe- ders ist. Man kann auch noch einfacher blofs ein Stuck Papier init einer kleinen Lichtiiffnung auf ein Stuck Dop- pelspath kleben, so dafs die zwci Bilder vollstandig ge- sondert sind. Das N i c h o I'sche Prisma gewahrt nur eiii Bild auf einmal, das andere erscheint nach einer Urn- drehung desselben urn seine Axe von 90°, wibrend wel- clicr das erste verscliwindct.

Man bcobachtet durch die Kalkspatbvorrichtung die Andalusitkrystalle in verschiedenen Stellungen, die Vor- richtung selbst bleibt irniner SO, dafs der ordentliche Strahl uber dem aufserordentlichen erscheint.

Hdt inan die Axe des Andalusits horizontal hinter die Liclit8ffnuug, wie in Fig. 19, so erscheiut das obere Bild roth, und zwar bei einer Dicke von etwa einer Li- nie schon so dunkel, dafs es schwan zu segn scbeint. Nur das hellste Sonnenlicht zeigt noch ein dunkles Blut- rotb. Das unterc Bild ist griin, und zwar je wchdem man die Diagonalen halt, entweder iilgriin oder oliven-

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- griin, crsleres senkrecht auf cc 0, letzferes seukrecht auf

x D gesehen. Giebt man dein Andalusit die Lage Fig. 20 Taf. 11,

so daCs seine Axe vertical ist, so erscheint das obcre Bild griiu, das untere roth. Der Contrast zwischen den beiden Farbenschattirungen, den griinen und den rothen, ist so grofs, dafs dieser Versurh zu den intcressantesten grbart, die man nur iinmer in Bezug auf diese Abthei- lung von Erscheinungen machen kanu.

Begreiflich lafst sic11 der Versuch auch umkehren; man betrachtet die hellrn weifsen Doppelspathbilder durch Andalusitplatten. Bei gcringerer Dicke dersclbeu ist die Polarisation wohl noch unvollstlndig, so dafs nur die Bil- der grun odcr roth erscheincn. Erst bei der Dicke von etwa einer Linie tritt Scliwarz ein, iudein das Rotlie im- iner dunkler wird, aber selbst dann ist das grune lrelle Bild so klar, dafs man die feiusten Schriftziigc dadurch erkennt. Plattcn von Andalusit von der erforderlichen Klarheit und Dicke wurdcn dahcr sehr werthvollc opti- scbe Apparate bilden, ganz so, wie die der Axe parallel gescbirittenen Platten von Turinalin, aber durch den stiir- keren Contrast der vollkominneren Durchsichtigkeit mit deln tiefen Scbwan noch wlinscbenswertlrer. Vielleicht geliugt es spater in grbfserer Menge dergleichen Varie- tlten aufzufinden.

Zwei Andalusilplatteu in paralleler Stellung zeigen die griine Farbe, welche ihrer Dicke, beide Platten zu- sainmengerechnet , zukommt. Nur bei einer gewissen Dicke wird allcs Roth absorbirt, daher ganz diinne Plat- ten rbthlich sind, dickcre griin. Legt iiian zwei ganz dunne Platten in paralleler Stellung auf einandcr, so ent- steht eine inehr griine Schattirung. Analog bcmerken wir auch an den grunen Krystallen oft rbthliche SpIitter, die sich durch Sprunge davon weggezogen haben.

Die Lage der Axe in der Andalnsitplatte hfst sich

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sehr leicht durch eine besondere Art von Streifuog, Fig. 21, Taf. 11, crkennen, welche sie irn Innern zeigeu, selbst wenii die Fl&chen gain vollkoinmen geschliffen und po- lirt sind. Mall beinerkt nsinlich stets dcntliclie Streifen in einer auf der Axe senkreclit stehenden Richtung, uiid zwar jeder Zeit, nian mag durch zwei entgrgengcsetzte Flachen des Prisma's w 0 von 90° 51' hindurcliseheu,

oder durch die Diagonalfl2cben Q) f, oder Q) 5. So- wohl die brasilianische Varietst, als aucli die yon Gol- deustein in Mlihren zeigt dicse Eigcolhiiinlichkeit.

Zwei Andalusitplalten init ihren Ascu gekreuzt, Fig. 22, zeigen die nach Verhaltnifs der Ilicke hyacinth- oder blutrothe Fa rbe , so wie zwei Turinaliiiplatten gekreuzt diejcnige Farbe zeigen, welche inan bei dcr I'ctzleren Species im gevvijhnlichen Liclitc beinerkt, weun man in der Richtung der Axe hinsieht.

Andalusitplntten und Turmalinplatten zusamineii ge- bcn aber die dunkleren Farben in paralleler Stellung, die lichteren in gekreuztcr. Es zeigt sich daher in Bc- zug auf die rhomboedrische Hauptare des Turmalins und die primatische Hauptaxe dcs Andalusits der gerade ent- gegengesetzte optische Charakter. Ein vertical gestelltes Andalusitprisrna D erscheint roth durcli ein horizontal ge- stelltes gleiches Prisina von Andalusit b, oder durcli eine vertical gestellte Platte von Turinalin c ; die beiden letz- teren bringen gleiche Wirkung hervor.

Eben SO wie die Farbe der scnkrecht auf die A x e betrachteten Prismen sich dnrch den Doppelspath in Gruti uiid Roth zerlegen lakit, eben so geliugt eine Zerlcgung der Farbcn, menn man in der Richtung der Axe selbst hinsieht. Die natiirliche Farbe ist deln Oelgruiien ge- nahert, die beiden Bilder erscheineii im Contraste ge- gen einander, das eine dlgriin, stark gelblich, und das andere bleich olivengriin; genau wie die zwei Schatti- rungen sich unterscheideu, welche man senkrecht auf die

Axe

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A x e der Prismen durch die UiagonalflSchen ocn und

Q) D hindurch wahrnimmt. Die Lage der Farben wird atis Bctrachlung von

Fig. 26 Taf . 11 klar werden. Man bringe hinter die Lichtbffnung eines Doppel-

spathes ein Stuck Andalusit in eiiicr solclien Lage, dals die Diagonalfkichen - von ct D horizontal erscheineo, dafs man sotiach in verticaler Richtung die iilgriine, in horizou- taler die olivengrune Farbe beobachteu liann. In dicser Vorausselzung finden wir das obere Bild iilgriin, das un- tcre olivengrun, beide gegen eiuander lebhaft contrasti- rend, SO wie uberhaupt dicse Zerlegung der Farbe die kleinen Verschiedenheiten der beideii grunen Nuancen in den zwei senkrecht auf die Axe stellenden Richtun- gen eigcntlich erst reclit hervortreten Islst. Der verglei- chende Eiudruck auf clas Auge iriaclit das Bild der Ver- schiedenheit erst nett uud klnr.

Entgegengesetztes, das iilgruue Bild uuten, das oli- vengrune oben , wird durch cine U I I I 90° gedrehte Stel- lung des Andalusits hervorgebracht , wenu nzmlich Q) L) horizoutal ist.

In der Stellung der Fig. 26 Illst sich noch eine Beobachtuog in Bezug auf die Farbenverhaltnisse machen. Drelrt man nsmlich den Andalusit uin eine horizontale, auf der Gesichtsliiiie seokrechte Axe ein wenig nach obcn und untcn, so bleibt die Glgrune Farbe des oberen Bil- des unvcrandert, wahrend das Olivengriin des unteren sogleich dem Hyacinthroth Platz macht. Drebt man da- gegen den Andalusit am eine verticale Axe ein wenig gegcn rechts oder links, so bleibt das untere Olivengrlin unverandert, das Rot% tritt in das Feld des oberen Oel- grun ein.

Die Strablenbrechung zur Bestimmung des Exponen- ten wurde gemesseu durch ein Prislna von zwei klinst- lichen Flachen, welche sehr nahe-d ie Lage hatten von ei-

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Poggendorft's Annal. Bd. LXI. 20

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ner Flsche des Prisina's a: 0 und von der Fkiche Q: 0, welclie der Lingeren Diagonale dcs Prism's von 90" 51' parallel ist, so wie diefs Fig. 24 Tnf. I1 zeigt. Krystal- lographisch wsre dieser Wiiikcl 44" 40'. Die geschlif- fenen Flschen waren tinter 44" 2-1' geneigt.

Die Rlessung gab nun liir die sehr wenig von cin- ander getrennten zwei Bilder, VOII welclien das weniger gebrochene mit rother Farbe, das starker gebrochene niit griiiicr crschien, unabhhgig dcr prisinatischen Rinder, fol- geude Wcr the zur Berechnung:

fur tlns mcuiger gebrocbene rotbe Bild 1 5 O 40' fur clas mchr gebrochene grune Bild 15 5 0 .

W i r haben dnlicr:

iin ersten Falle E =

im zweiten Falle E = oder:

sin 220 1 2 ' t 150 60' sin 22",12'

sin 22" 12'+ 15" 40' sin 22O 12'

den Exponenten 1,621 fur Rotli und. 1,631 fiir Griin

Mit dein Doppelspathe bntcrsucht, bleibt das gcbro- chene Bild im obereii ordentlichen Strahle unverYodert, wiihrend dns rotlie verschwinde~. Iin nuteren aufserordent- lichen Stralile blcibt dns rothe gebrochene Bild uuveran- dert, das grune verschwindet.

Der stsrker gebrochene griiue Strahl iiach dem Ex- ponenteu 1,631 ist daher der ordeutliclie Stralil, oder derjenige, welcbcr im Andalusit die gewiihnliclie Bre- chung erlitten hat. Der schw;ichcr gebrochene rothe, nach 1,624, reprasentirt die aukerordeutliche Brecliuug. D e r letztere wird zugleich in der Richtung senkreclit a u f die Hauptaxe von der Substanz der Krystalle absorbirt nach Mnnl'sgabe der Dicke.

So wie im oberen Strahle des I)oppelspathes, ver- schwindet das rothe Bild, wenu man durch eine analy- sirelide Turmaliuylatte bindurchsieht, deren Axe senkrecht

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307 sieht auf der Axe des brechenden Andalusitprisnia’s von 4‘4O 24’.

Das rotlie Bild verschwindet gleichfalls, wenn man es durcli eine annlysirende Aiidalusitplatte beobachtet, dercn Axe parallel ist dcr i lsc des breclienden Yrisma’s, das heifst, m e n n ~ d i e Aren dcr beiden Individueu eiuan- der parallel sind.

Das griine Bild dagegen verschwindet iin unteren Doppelspathstrahle, ferner bei parallcler Stellung der Axe des Turmalins und bei senkrechter Stellung der Are dcs Andalusits gegen die Kante dcs brechenden Yrisma’s.

Die Turnialinplatten sind zu diesern Versuche vor- ziiglich anwendbar, da die alternireuden Bilder durcli sic vollsttindig v‘erschwiiiden.

In der Eigenschalt der Hiirtc und des eigenthunili- ch en (; ew i ch t es st i iii men d i e d ii r chs i ch ti g cn bra si I i a nis chen Andalusitc vollkorninen niit uiisercn anderen wolilbekann- ten Varietiten. Die HSrte ist =7,0 bis 7,5. Sic uber- steigt die des Quarzes vorzuglicli in der Kiclituni; dcr Axe der Krystalle. Das eigenthiiinliche Gewiclit faud ich ~ 3 , 1 7 0 .

VI. Ueber den Diusyor con Schcrnnitz; von D ern selb en .

D u r c h Hrn. Dr. B a a d e r erhielt ich vor etwa zwei Jahren die ersten Proben eines merkwurdigen Vorkorn- inens aus Scliernnitz, die zwar fur eine ganz genaue Be- stiininung nicht genugten, da insbesondere die Formen iiicbt rollstendig 211 entwickeln waren, die mir aber doch am nschsten mit dem Diaspor iibereinzukommen schie- nen. Ich hatte das eigenthiiinliche Gewicht =3,303 ge- funden. Die Hsrte =6. Zwei KrgstallflkdIen, von wel-

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