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90. C. S c h ei ble r: Ueber den Einflufs der Deckglaschen fur Beob- achtungsrohren bei der optischen Zuckerbestimmnng. In nachfolgenden Zei1i:n erlaube ich mir auf eine Fehlerquelle bei der optischen Zuckerliestimmung aufmerksani zu machen , die zwar nicht unbekannt ist, in der Regel aber unbeachtet bleibt, und dann unter Umstanden von so grofsem Einflusse sein kann, wie keine der ubrigen in Betracht koinmenden moglichen Fehlerquellen. Diese Fehlerquelle ist begrundet in der Fahigkeit des Glases, in Folge in- nerer Spannung, sei diese durch schlechte Kuhlung desselben oder durch aufseren' Druck (Pressung) bedingt, doppelte Brechung und farbige Polarisation zu zeigen. Der Verschlufs der Heobachtungsrohren geschieht dureh plan- parallel-geschliffene Deckglsschen, die mittelst einkr Schraubenkapsel an die Endfldchen der dit: Zuckerlosung enthaltenden Nohre ange- druckt werden. Prebt man die Deckglaser zu stark an, so erlangen sie Doppeltbrechung und eeigen im .yolarisirten Lichte Farben, die die zu niessende Drehung dm Zuckerlijsung mehr oder weniger fehler- haft erscheinen lassen. Dey so bedingte Fehler kann so bedeutend sein, wie ich dies bisher nicht fur miiglich gehalten hatte, denn es handelt sich hirrbei oft nic1.t urn wenige Zehntel-Grade, sondern urn Abweichungen, .die mituntw mehrere volle Grade der linearen Scala umfassen konnen, w enn die Beobachtungsrohre hierfur eine giinstige Lage hat. Namentlich ist dies der Fall, wenn die Deck- glaschen ungleichmahig oc er einseitig durch die Ebergeschobene K,apsel an die Rdhrenendflachen angeprerst werden , wie dies bei schlechten Gummiringen oder mangelhafter Reinigung geschehen kann. Aufserdem scheint aber auzh die Qualitat des Glases von Einflufa hierbei zu sein und es ware nicht unmijglich, dafs die verschiedenen Qlassorten je nach ihren Gehalten an Kieselsaure oder Alkalien, ,oder je nach ihrer Elasticitiit mehr oder weniger befahigt sind ge- nannte Erscheinung zu zeigtn, denn ich fand unter einer grofseren .Anzahl eigens hierauf gepriifter Deckglaschen solche, die trotz eines isehr starken Anpressens keiiie polarisirenden Eigenschaften erlangten, wahrend andere diese Eigt:nschaften schon. bei Anwendung .eines mafsigen Druckes in mehr oder weniger erheblichem Maafse zeigten. Um festzustellen, ob Deckglascheii bei der Pressung polarisirenden Einflufs ausiiben, verfahrt man am, besten so, daCs man beide Halften des Gesichtsfeldes des Polarisations - Instrumentes ohne Anwendung einer Beobachtungsrchre genau auf gleichen Farbenton (Nullpunkt) einstellt und die Stellung an der Scala abliest. Alsdann legt man eine leere Beobachtungsrch re ein , deren Deckglaschen absichtlich moglichs t fest angeprebt wurden. Bei brauchbaren Deckgldschen clarf alsdann dir Lage der Farbengleichheit beider Rildhiilften des

Ueber den Einfluss der Deckgläschen für Beobachtungsröhren bei der optischen Zuckerbestimmung

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90. C. S c h ei ble r: Ueber den Einflufs der Deckglaschen fur Beob- achtungsrohren bei der optischen Zuckerbestimmnng.

I n nachfolgenden Zei1i:n erlaube ich mir auf eine Fehlerquelle bei der optischen Zuckerliestimmung aufmerksani zu machen , die zwar nicht unbekannt ist, in der Regel aber unbeachtet bleibt, und dann unter Umstanden von so grofsem Einflusse sein kann, wie keine der ubrigen in Betracht koinmenden moglichen Fehlerquellen. Diese Fehlerquelle ist begrundet in der Fahigkeit des Glases, in Folge in- nerer Spannung, sei diese durch schlechte Kuhlung desselben oder durch aufseren' Druck (Pressung) bedingt, doppelte Brechung und farbige Polarisation zu zeigen.

D e r Verschlufs der Heobachtungsrohren geschieht dureh plan- parallel-geschliffene Deckglsschen, die mittelst einkr Schraubenkapsel a n die Endfldchen der dit: Zuckerlosung enthaltenden Nohre ange- druckt werden. P r e b t man die Deckglaser zu stark a n , so erlangen sie Doppeltbrechung und eeigen im .yolarisirten Lichte Farben, die die zu niessende Drehung d m Zuckerlijsung mehr oder weniger fehler- haft erscheinen lassen. Dey so bedingte Fehler kann so bedeutend sein, wie ich dies bisher nicht fur miiglich gehalten hatte, denn es handelt sich hirrbei oft nic1.t urn wenige Zehntel-Grade, sondern urn Abweichungen, .die mituntw m e h r e r e v o l l e Grade der linearen Scala umfassen konnen, w enn die Beobachtungsrohre hierfur eine giinstige Lage hat. Namentlich ist dies der Fall, wenn die Deck- glaschen ungleichmahig oc er einseitig durch die Ebergeschobene K,apsel a n die Rdhrenendflachen angeprerst werden , wie dies bei schlechten Gummiringen oder mangelhafter Reinigung geschehen kann. Aufserdem scheint aber auzh die Qualitat des Glases von Einflufa hierbei zu sein und es ware nicht unmijglich, dafs die verschiedenen Qlassorten j e nach ihren Gehalten a n Kieselsaure oder Alkalien, ,oder je nach ihrer Elasticitiit mehr oder weniger befahigt sind ge- nannte Erscheinung zu zeigtn, denn ich fand unter einer grofseren .Anzahl eigens hierauf gepriifter Deckglaschen solche, die trotz eines isehr starken Anpressens keiiie polarisirenden Eigenschaften erlangten, wahrend andere diese Eigt:nschaften schon. bei Anwendung .eines mafsigen Druckes in mehr oder weniger erheblichem Maafse zeigten.

U m festzustellen, ob Deckglascheii bei der Pressung polarisirenden Einflufs ausiiben, verfahrt man am, besten so, daCs man beide Halften des Gesichtsfeldes des Polarisations - Instrumentes ohne Anwendung einer Beobachtungsrchre genau auf gleichen Farbenton (Nullpunkt) einstellt und die Stellung a n der Scala abliest. Alsdann legt man eine leere Beobachtungsrch re ein , deren Deckglaschen absichtlich m o g l i c h s t f e s t angeprebt wurden. Bei brauchbaren Deckgldschen clarf alsdann dir Lage der Farbengleichheit beider Rildhiilften des

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Gesichtsfeldes (des Nullpunktes) nicht verandert sein, d. h. eine neue Einstellung muls dieselbe Ablesung an der Scala ergeben wie vorher. Nichtsdestoweniger kann diese Art der Priifung bei giinstiger Lage der RFhre dennoch mitunter tauschen; um aber sicher zu gehen, dreht man die Beobachtungsrohre wahrend aufmerksamer Beobachtung lang- Sam um ihre Achse, wobei man alsdann eine abwechselnde Farben- anderung der beiden Bildhalften wahrnehmen wird, falls man es mit polarisirenden Deckglaschen zu thun hat. Ich habe Deckglaschen gefunden, die in geprerstem Zustande je nach der Achsendrehung der Rijhre Ablesungen an der Scala nach Rechts und Links vom Null- punkte ergaben, deren Summe im Maximum 3, 4, 5 und mehr vo l l e Grade betrug, trotzdem alle erforderliehen Vorbedingungen (gute Reinigung der Innenseite der Schraubenkapsel , Anwendung guter Gummiringe) erfullt waren. Wenn nun auch einzuraumen ist, dafs bei diesen Versuchen ein miiglichst starkes Anpressen der Deckglaser bewirkt, war, wie es nicht erforderlich ist und sonst auch wohl nicht geschieht, so wird man doch wohl thun, alle bei einer solchen Priifung sich als ,,drehend" ergebenden Deckglaschen zu verwerfen, denn sie werden bei schwacher Pressung immerhin einen, wenn auch kleineren, so doch der Pressung proportionalen Fehler bedingen. Ferner empfiehlt es sich, die die Beobachtungsrohre schliersenden Kapseln , nach ge- schehener Fiillung der RFhre, vor der Beobachtung so weit zu liiften, daB die Deckglaschen eben nur noch leicht angedriickt bleiben, was zuletzt geschehen kann, ohne dafs man ein AusflieQen der eingefiillten Flussigkeit zu befiirchten hat.

91. A. Ladenburg: Ueber eine neue Bildungsweise des Kohlenoxy sulfids

(mitgetheilt VOII H. Wichelhaus)

wird demnachst erscheinen.

Nachste Sitzung am 28. Decembef.

A. W, S c h a d c ' e Buchdruckerei (L. S c h a d e ) in Rerlin, Stallschreiberstr. 47.