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Jg. 40, Heft 10 KLAIJS LOt~ENTZ : l)ber den Einflug der Den~turierung auf das Etektrophoresediagramm 527 15. Nai 1962 Diese Herabsetzung kSnnte mehrere Grfinde haben. Sic mug z.B. dadureh entstehen, dab die alimen- t~ire Lip/imie bei geringem Angebot yon Nahrungs fett nut sehwaeh ist, so dab wenig Leukoeyten ftir eine Lipophagoeytose ben6tigt werden. AuBerdem wird bei vermindertem Nahrungsangebot nut wenig Depotiett fixiert werden. Oder die Depots kSnnen erschSpft sein. Vielleieht ist aueh die Lipolyse selbst bei verst/irktem Fettansatz in der Genesung vermin- deft, wem~ der Hungerstoffwechsel fiberwtmden ist. PC'erden Ern/ihrung und Stoffweehsel wieder normati- siert, so wird ein physiologisches Gleiehgewieht ein- treten, bei dem sich Abbau und Aufbau yon Depot- Fett und damit aueh der leukocyt/~re Ab- und An- transport die Waage halten. Wahrseheinlieh wirken andere Mechanismen mit. tIier sei erinnert an die Funktion der I~ber, die wesent- liehe Bedeutung ftir den Fettstoffweehsel hat. Aueh bei konstant bleibendera Fettbestand des KSrpers wird stets Fett aus den Depots mobil~iert und anf dem Blutweg zur Leber gebraeht. So geschieht es aueh, wenn Fett dureh Hunger oder krankhafte Ur- saehen mobilisiert wird. Beim Hungern entsteht eine vor/ibergehende Fettleber. Anscheinend kann das Depotfett nur in der Leber abgebant werden. Ande- rerseits wird das neu in der Leber synthetisierte Fett auf dem Blutweg zu den Depots transportiert. T~F~I~O~ u. Mitarb. haben bei Kwashiorkor, zu dem ja eine hoehgradige Leberverfettung geh6rt, don LipidgehMt der Leber bioptisch untersucht und zu- gleieh den Lipidgehalt der Leukoeyten im ]31utaus- strich dutch Fgrbnng mit Sudanschwarz ]3 gepr/ift. Sie deuten ihre Beobaehtungen dahin, dab die Granulo- cyten Ms Vehikel solehe Lipide transportieren, die yon der Leber wghrend der Heilung des Kwashiorkor freigelassen werden. Zahlreiehe klinische Fragen erhalten eine neue Beleuehtung, wenn die t~olle der Leukocy~en beim Fetttransport und beim Austauseh der Fette z~dschen Blur und Geweben zur Disknssion steht. Zusammen/assunff. I. Die Zahlen der mit Sudan- Schwarz ]3 gef~rbten Leukoeyten des Blares warden bei gesunden Kindern und solchen in extremen Stoff- wechselsituationen bestimmt. Dabeiwurden die Leuko- eyten naeh dem Grad der Sudanophilie in ftinf Gruppen eingeteflt. 2. Im Coma diabeticum (ohne entziindliehe Kom- plikationen) ist die Zahl der mit viel Lipid versehenen Leukocyten s~ark vermehrt. ZugMch besteht eine relative Anreieherung derjenigen Leukoeyten, die sehr viel Lipide enthMten auf Kosten der lipid/~rmeren. Ein Zusammenhang mit der diabetisehen Transport- tIyperlipgmie ist naheliegend. 3. ]~ei S/~uglingen, die wegen einer aliment/~ren Dyspepsie ausgiebig digtetiseh behandelt werden, nimmt wghrend des dosierten Hungers die Zahl der viel Lipid enthaltenden Leukoeyten signifikant ab. Dieser Schwund lipidreieher GranuIocyten dauert fund 8 Tage. 4. Sechs S~uglinge mit sehwerer tIungerdystrophie, die frei yon Entz/indungen und Infekten waren, zeigten im Blur eine noeh st/~rkere Verminderung der viel Lipid enthaltenden Zellen. Naeh 26 tggiger Be- obaehtnng war noch keine Normalisierung eingetreten. 5. Der Wirkungsmechanismus dieser Vergnderun- gen wlrd er6rtert. Die vorliegenden Beobachtungen werden in Verbindung gebracht zu den Versuchen yon IzaK u. ])]~ Vm~s, die den Leukocyten eine wiehtige Rolle beim Fetttransport im Blur und beim Av~stauseh der Fetge zwischen Blur und Gewebe zuschreiben. Den technischen Assistentinnen Frau Se~V~AOH~ und Fr/tuleia PO~LI~ danke ich Iiir ihre Mitarbeit. Literatur. B~a~NBAU~, M.C.: The histochemistry of bound lipids. Quart. J. micr. Sci. 99, 231 (1958). - - BOYD, E.M.: The lipid content of the white blood cells in normal young woman. J. biol. Chem. 101, 623 (1933).- BROCK,J.: Biologisehe Daten fiir den Kinderarzt, 2. Aufl. Berlin-GSt- tingen-tteidelberg: Springer 1954~. -- BraT, N. S., and 1%. J. I%OSSI~ER:Lipids of rabbit blood cells. Data for red cells and potymorphonucleax leucocytes. Bioebem. J. 46, 569 (1950). - - . D~vEL, tL~R~¥ J. : The lipids, vol. II. New-York: Inte~eience Publishers 1955.-- HAY~O~,F. G. J. : The cytochemicM demon- stration of lipidsinbloodand bone-marrow ceils. J. Path. Bact. 65, 413 (I953).-- Iz~:,G., andA.DEV~I~S: Studies onlipophago- cytosis. L Lipophagocytosis by human white blood cells in vitro and in rive. J. Lab. clin. Med. 55, 4, 564 (1960); -- Studies on lipophagocytosis. II. Lipophagocytosis ,,in vitro" and ,,in rive" by rabbit white blood cells and their role in fat transport. Pathologic-Biologic 9, 75 (1961); - - Studies on lipophagocytosis. IIL Lipophagocytosis ,,in vitro" and ,,in vivo" by white blood cells of cholesterol fed rabbit. Patho- logic-Biologic 9, 83 (1961). - - J o c m s , J. : Mitwirkung der polymorphkernigen Leukocyten beim Transport und Stoff- wechsel der Fette. Klin. ~¥schr. 37, 1196 (1959). -- P~a~im, F., e G. SFOXD~I~t: Studio citochimico e eitomorfologieo dei leucociti del samgue periferico dell'uomo adulto normMe. Discussione del vMore pratico delle v~rie metodiehe d'indagine proposte. Osped. maggiore 45, 57 (1957). - - P~wzoLD, FmTZ A. : Lipide und Lipoproteide im Blutplasma. Berlin-G6ttingen- Heidelberg: Springer 1961. -- SJ~EEm~N, H. L. : The staining of leucocyte granules by Sudan Black B. J. Path. Bact. 49, 580 (1939). - - SHEE~L~N, H. L., and G. W. S~o~EY: An impro- ved methodof staining leucocyte granules with Sudan Black B. J. Path.Bact. ~9, 336 (1947). -- T~Er¢oN, J. J,, V. COETZ~E and P. J. P:a:~o~ivs: A histoehemicM investigation of the leuco- cytes in Kwashiorkor. J. din. Path. 12, 454 (1959). ~ber den Einflul~ der Denaturierung auf das Elektrophoresediagramm Von N_~AVS LO~E~TZ Aus der II. !Kedizinischen Klinik und ]~oliklinik tier :Freien lJniversitlit :Berlin (Direktor: n2rof. Dr. G. SCttI~TTLElt) W~hrend die Bedeutung der Proteindichte and -menge bei der Anf/~rbung yon Eiweil~ im Phero- gramm hinl~nglich untersucht worden ist, sind /~hn- liche Beobachtungen fiber Denaturierungseffekte sel- ten 5. So fund HSLzs~ s bei kritischer Pr/ifung der PAS-Methode zttr GIykoproteidf/~rbung, dab naeh der /ibhchen I4itzedenaturierung yon 30 rain bei I10°C noeh Eiweil3 bei der F/irbung aus dem Tr/~ger in L6sung geht. Diese Beobachtung and die seit 1/~ngerem bekannte Tatsache, dab zwischen der Anf~rbung yon nativem und denaturiertem Eiweig dentliche Differenzen be- stehen, veranlaBten die folgende Untersuchung. Material and Methoden 1 ml einer 0,1%igen LSsung yon HumanMbumin bzw. ~-Globulin veto I~ind (beides ,,reinst", Behringwerke Marburg) in physiologischer I~ochsMzlSsung wurden mit 10 ml eines

Über den Einfluß der Denaturierung auf das Elektrophoresediagramm

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Page 1: Über den Einfluß der Denaturierung auf das Elektrophoresediagramm

Jg . 40, Heft 10 KLAIJS LOt~ENTZ : l)ber d e n E i n f l u g d e r Den~turierung a u f d a s Etektrophoresediagramm 527 15. Nai 1962

Diese Herabsetzung kSnnte mehrere Grfinde haben. Sic mug z .B . dadureh entstehen, dab die alimen- t~ire Lip/imie bei geringem Angebot yon Nahrungs fett nut sehwaeh ist, so dab wenig Leukoeyten ftir eine Lipophagoeytose ben6tigt werden. AuBerdem wird bei vermindertem Nahrungsangebot nut wenig Depotiet t fixiert werden. Oder die Depots kSnnen erschSpft sein. Vielleieht ist aueh die Lipolyse selbst bei verst/ irktem Fet tansatz in der Genesung vermin- deft, wem~ der Hungerstoffwechsel fiberwtmden ist. PC'erden Ern/ihrung und Stoffweehsel wieder normati- siert, so wird ein physiologisches Gleiehgewieht ein- treten, bei dem sich Abbau und Aufbau yon Depot- Fet t und damit aueh der leukocyt/~re Ab- und An- t ransport die Waage halten.

Wahrseheinlieh wirken andere Mechanismen mit. t I ier sei erinnert an die Funktion der I~ber , die wesent- liehe Bedeutung ftir den Fettstoffweehsel hat. Aueh bei konstant bleibendera Fet tbes tand des KSrpers wird stets Fe t t aus den Depots mobil~iert und anf dem Blutweg zur Leber gebraeht. So geschieht es aueh, wenn Fet t dureh Hunger oder krankhafte Ur- saehen mobilisiert wird. Beim Hungern entsteht eine vor/ibergehende Fettleber. Anscheinend kann das Depotfett nur in der Leber abgebant werden. Ande- rerseits wird das neu in der Leber synthetisierte Fet t auf dem Blutweg zu den Depots transportiert .

T~F~I~O~ u. Mitarb. haben bei Kwashiorkor, zu dem ja eine hoehgradige Leberverfet tung geh6rt, don LipidgehMt der Leber bioptisch untersucht und zu- gleieh den Lipidgehalt der Leukoeyten im ]31utaus- strich dutch Fgrbnng mi t Sudanschwarz ]3 gepr/ift. Sie deuten ihre Beobaehtungen dahin, dab die Granulo- cyten Ms Vehikel solehe Lipide transportieren, die yon der Leber wghrend der Heilung des Kwashiorkor freigelassen werden.

Zahlreiehe klinische Fragen erhalten eine neue Beleuehtung, wenn die t~olle der Leukocy~en beim Fet t t ranspor t und beim Austauseh der Fet te z~dschen Blur und Geweben zur Disknssion steht.

Zusammen/assunff. I. Die Zahlen der mit Sudan- Schwarz ]3 gef~rbten Leukoeyten des Blares warden bei gesunden Kindern und solchen in extremen Stoff- wechselsituationen best immt. Dabeiwurden die Leuko- eyten naeh dem Grad der Sudanophilie in ftinf Gruppen eingeteflt.

2. I m Coma diabeticum (ohne entziindliehe Kom- plikationen) ist die Zahl der mit viel Lipid versehenen Leukocyten s~ark vermehrt . ZugMch besteht eine relative Anreieherung derjenigen Leukoeyten, die sehr

viel Lipide enthMten auf Kosten der lipid/~rmeren. Ein Zusammenhang mit der diabetisehen Transport- t Iyperl ipgmie ist naheliegend.

3. ]~ei S/~uglingen, die wegen einer aliment/~ren Dyspepsie ausgiebig digtetiseh behandelt werden, n immt wghrend des dosierten Hungers die Zahl der viel Lipid enthaltenden Leukoeyten signifikant ab. Dieser Schwund lipidreieher GranuIocyten dauert fund 8 Tage.

4. Sechs S~uglinge mi t sehwerer tIungerdystrophie, die frei yon Entz/indungen und Infekten waren, zeigten im Blur eine noeh st/~rkere Verminderung der viel Lipid enthaltenden Zellen. Naeh 26 tggiger Be- obaehtnng war noch keine Normalisierung eingetreten.

5. Der Wirkungsmechanismus dieser Vergnderun- gen wlrd er6rtert. Die vorliegenden Beobachtungen werden in Verbindung gebracht zu den Versuchen yon IzaK u. ])]~ Vm~s, die den Leukocyten eine wiehtige Rolle beim Fet t t ranspor t im Blur und beim Av~stauseh der Fetge zwischen Blur und Gewebe zuschreiben.

Den technischen Assistentinnen Frau Se~V~AOH~ und Fr/tuleia PO~LI~ danke ich Iiir ihre Mitarbeit.

Literatur. B~a~NBAU~, M.C.: The histochemistry of bound lipids. Quart. J. micr. Sci. 99, 231 (1958). - - BOYD, E.M.: The lipid content of the white blood cells in normal young woman. J. biol. Chem. 101, 623 (1933).- BROCK, J.: Biologisehe Daten fiir den Kinderarzt, 2. Aufl. Berlin-GSt- tingen-tteidelberg: Springer 1954~. - - BraT, N. S., and 1%. J. I%OSSI~ER: Lipids of rabbit blood cells. Data for red cells and potymorphonucleax leucocytes. Bioebem. J. 46, 569 (1950). - - . D~vEL, tL~R~¥ J. : The lipids, vol. II. New- York: Inte~eience Publishers 1955.-- HAY~O~, F. G. J. : The cytochemicM demon- stration of lipidsinbloodand bone-marrow ceils. J. Path. Bact. 65, 413 (I953).-- Iz~:,G., andA.DEV~I~S: Studies onlipophago- cytosis. L Lipophagocytosis by human white blood cells in vitro and in rive. J. Lab. clin. Med. 55, 4, 564 (1960); - - Studies on lipophagocytosis. II. Lipophagocytosis ,,in vitro" and ,,in rive" by rabbit white blood cells and their role in fat transport. Pathologic-Biologic 9, 75 (1961); - - Studies on lipophagocytosis. I IL Lipophagocytosis ,,in vitro" and ,,in vivo" by white blood cells of cholesterol fed rabbit. Patho- logic-Biologic 9, 83 (1961). - - J o c m s , J. : Mitwirkung der polymorphkernigen Leukocyten beim Transport und Stoff- wechsel der Fette. Klin. ~¥schr. 37, 1196 (1959). - - P~a~im, F., e G. SFOXD~I~t: Studio citochimico e eitomorfologieo dei leucociti del samgue periferico dell'uomo adulto normMe. Discussione del vMore pratico delle v~rie metodiehe d'indagine proposte. Osped. maggiore 45, 57 (1957). - - P~wzoLD, FmTZ A. : Lipide und Lipoproteide im Blutplasma. Berlin-G6ttingen- Heidelberg: Springer 1961. - - SJ~EEm~N, H. L. : The staining of leucocyte granules by Sudan Black B. J. Path. Bact. 49, 580 (1939). - - SHEE~L~N, H. L., and G. W. S~o~EY: An impro- ved methodof staining leucocyte granules with Sudan Black B. J. Path.Bact. ~9, 336 (1947). - - T~Er¢oN, J. J,, V. COETZ~E and P. J. P:a:~o~ivs: A histoehemicM investigation of the leuco- cytes in Kwashiorkor. J. din. Path. 12, 454 (1959).

~ber den Einflul~ der Denaturierung auf das Elektrophoresediagramm Von

N_~AVS LO~E~TZ Aus der II. !Kedizinischen Klinik und ]~oliklinik tier :Freien lJniversitlit :Berlin (Direktor: n2rof. Dr. G. SCttI~TTLElt)

W~hrend die Bedeutung der Proteindichte and -menge bei der Anf/~rbung yon Eiweil~ im Phero- g ramm hinl~nglich untersucht worden ist, sind /~hn- liche Beobachtungen fiber Denaturierungseffekte sel- ten 5. So fund HSLzs~ s bei kritischer Pr/ifung der PAS-Methode zttr GIykoproteidf/~rbung, dab naeh der /ibhchen I4itzedenaturierung yon 30 rain bei I10°C noeh Eiweil3 bei der F/irbung aus dem Tr/~ger in L6sung geht.

Diese Beobachtung and die seit 1/~ngerem bekannte Tatsache, dab zwischen der Anf~rbung yon nat ivem und denaturiertem Eiweig dentliche Differenzen be- stehen, veranlaBten die folgende Untersuchung.

Material and Methoden

1 ml einer 0,1%igen LSsung yon HumanMbumin bzw. ~- Globulin veto I~ind (beides ,,reinst", Behringwerke Marburg) in physiologischer I~ochsMzlSsung wurden mit 10 ml eines

Page 2: Über den Einfluß der Denaturierung auf das Elektrophoresediagramm

528 XLAVS Lom~N~rz: (Jber den EinfluB der Denaturierung auf das Elektrophoresediagramm Xlinische Woehenselffift

Citronensi~ure-Phosphatpnffers yon p~ 2,2 versetzt, die jeweils 10/~Mol Amidoschwarz, Chromotrop oder Neucocein ent- hielten. Nach 30 rain wurde der Eiweigniederschlag 15 min bei 3000U/rain zentrifugiert, mehrmals gewaschen, mit Natronlauge gelSst und dann an Hand einer Eiehkurve sein ~'arbstoffgehalt bestimmt ~. Dies gesehah bei nativem Eiweig und nach fortlaufender Denaturierung, die dureh Koehen der ProteinlSsungen unter st~ndigem Sehiitteln vor sieh ging. Letzteres ist zur Verhiitung groBer denaturierter Protein- partikel unbedingt notwendig.

Zur Messung der Amidosehwarzbindung yon EiweiB auf Filtrierpal0ier warden jeweils 0,04 ml einer 1%igen Albumin- sowie 7-Globulin-LSsung auf Elektrophoresel0apier (Maeherey & Nagel Nr. 214) naeh vorheriger Befeuehtung mit Elektro- phoresepuffer (10,8 g Veronalnatrinm auf i000 ml Aqua dest.) aufgetragen. Die Denaturierung der feuchten Streifen wurde bei einer Temperatur yon II0°C und untersehiedlieher Dauer vorgenommen.

Amidosehwarz diente ebenfalls zur F~rbung yon Phero- grammen eines normalen Mischserums yon 6,97 g-% Eiweig- gehalt. Die Auftrennung yon 0,01 ml Serum gesehah bei 7 V/era innerhalb 5 Std mit oben angegebenem Papier nnd Puffer. Gefarbt wurde 40 min mit einer Mischung yon 100 ml Eisessig, 400 ml Aqua dest. und 500 ml Methanol, die 1 g l~arbstoff enthielt. Zur Entf&rbung diente die gMehe LSsung ohne Farbstoff, wobei die Streifen unter mehrmaligem Weehset des BaBes 4 Std gewasehen wurden. Mit n/10 NaOH outer Zusatz yon 0,05 ml Serum auf 5 ml Natronlauge wurde eluiert und naeh 50 min die Extinktion am Photometer ,,Eppendorf" bei 578 m/~ gegen einen Leerwert (proteinfreies Papier) ab- getesen.

Ergebnisse

Wie zu erwar ten , n i m m t die Aufnahme yon F a r b - stoff dureh EiweiB m i t s te igendem Denatur ie rungs- g rad ab'. Dieser Abfa l l erfolgt i m wesent l ichen inner- ha tb de r e rs ten 40 rain u n d ve rsch ieb t das Verh/i l tnis yon Albumin zu y -Globu l in zuguns ten des ersteren.

Tabelle I. BindungskapazitSt von I mg Eiweifl bei verschiedener DenaJurierungsdauer gegeni~ber Amidoschwarz, Elution

rnit 100 mt n [10 NaOH, Able, sung bei 578 ml~

Nativ . . . . . . 10 min Koehen . . 20 min Kochen . . 40 min Kochen . . 60 min Koehen . .

7-Globulin

E

0,173 0,142 0,134 0,120 0,110

Albumin

~1~ol E ~Mol

1,14 0,256 1,69 1,0 0,232 1,53 0,95 0,226 1,49 0,86 0,215 1,42 0,79 0,208 1,37

Quotient ?- Globulin Albumin

1 : 1,43 1 : 1,53 1 : 1,57 1 : 1,67 1 : 1,73

Tabelle 2. Bindungslsapazitiit yon I m g Eiweifl bei verschiedener Denaturierungsdauer gegeniiber Chromotrop, Elution mit

25 ml n/10 NaOH, Abtesung bei 54.6 m#

y- Globulin

E

Nativ . . . . . . 1 0,194 10 Min Kochen . . ~ 0,178 20 Min Koehen . . 1 0,170 40 min Koehen . . ~ 0,156 60 rain Kochen . . ~ 0,145

Albumin

~Mol E ~Mol

0,64 0,300 1,0 0,595 0,270 0,9 0,566 0,260 0,866 0,52 0,240 0,8 0,483 0,232 0,773

Quotient y-Glqbulin Albumin

1:1,56 1:1,505 !:1,515 1:1,52 1:1,62

Tabetle 3. Bindungskapazitiit yon I m g Eiweifi bei verschiedener Denaturierungsdauer ffegeniiber Neucoccin,

Elution mit 50 ml n/lO 2VaOH, Ablesung bei 486 m/~

~- Globulin Albumin Quotient y-Globulin

E t*~ol Albumin E ~1~Iol

Nativ . . . . . . 1 0,063 0,58 10 rain Koehen . • 1 0,052 t 0,48 20 rain Kochen . . ~ 0,042 f 0,385 40 min Koehen . . ~ 0,034 I 0,31 60 rain Kochen . . 10,03071 0,29

0,095 0,88 1:1,52 0,086 0,795 1:1,66 0,074 0,685 i : 1,78 0,066 0,61 1 : 1,96 0,058 0,54 i : 1,91

Auch anf F i l t e r p a p i e r laBt sich das genann te Ver- ha l t en nachweisen; die re la t ive Zunahme des Albumins t r i t t nach 60 rain Dena tu r i e rnngsdaue r deu t l i ch in Ersche inung und i s t d a n n im wesent l ichen abge- sehlossen. Aus 6 0 r a i n und l~nger dena tu r i e r t en Streifen geh t aueh be im Spfilen mi t w~grigen oder a lkohol isehen B/tdern ke in Eiweig mehr in LSsung.

Tabelle 4. Amidoschwarz-Au]nahrae yon 0,4 mg Eiweifi au] Filtrierpapier in Abhiingigkeit von der Denaturierungsdauer bei 1100C. Extinktion (E) gemessen bei 578 m# nach Elution mit

10 ml n/lO lgaOH. Mittelwerte yon sechs Bestimmungen

Denaturierungs- dauer

Albumin

0,58 0,55 0,62 0,66 0,64 0,64

15 rain 30 min 45 min 60 min

120 min 180 min

I y-Globulin

0,38 0,35 0,36 0,32 0,31 0,31

Quotient y-Globulin Albumin

1,53:1 1,57 : 1 1,8 : 1 2,07 : 1 2,07 : 1 2,07 : 1

Die untersehiedl iehe Dena tu r i e rungsdaue r des- selben mehrma l s aufge t renn ten Norma l se rums lieB ebenfal ls eine re la t ive Zunahme der A l b u m i n i r a k t i o n m i t s te igendem Dena tu r i e rungsg rad erkennen. Be- merkenswer t i s t h ier vor a l lem die re la t ive A b n a h m e der fl- Globuline.

Tabelle 5. Verd~nderung eines normalen Pherogramms mit ~teige~u~em JDenatu~'ierungsgrad

Albumin . . . el-Globuline ~ - Globuline fl-Globuline . . y-Globuline . .

Denaturierun

15min I 30rain I 45min

4,35 I 2,87 t 2,63 6,54 I 5,51 I 3,36 7,45 I S,9 I 6,3

17,56 I lS,12 118,2

~ 120 r a i n

71,9 0,I

2 ,98[ 1,54 5,72 I 4,42

16,8 I 22,1

Dislcussion

Bei der F/~llung gelSster P ro te ine s inkt die Bindung yon Farbs to f fen m i t zunehmender Dena tu r i e rung ab. Diese Verminde rung erfolgt be i y -Globu l in n n d Albumin kont inuier l ieh , w/~hrend auf dem Fi l t r i e r - pap~er die Fa rb s to f f au fnahme du tch A lbumin naeh 15 und 30 min Dena tu r i e rung Minima zeigt und ers t naeh fiber 45 rain wieder abf/il l t . Dieses VerhMten dfirf te d u t c h die LSsung na t i ven Albumins aus d e m Pap i e r bed ing t sein, da sich bei 30 min lung dena- tu r i e r t en Streifen noeh Eiweig in w/~griger Spfil- flfissigkeit nachweisen 1/~Bt. Dieser Ver lus t l e n t bei de r q u a n t i t a t i v e n F g l l a n g im sauren Milieu, da der gesamte Niedersehlag gemessen wird.

Abgesehen yon diesem anf£nglichen Albumin- ver lus t f/~llt bei be iden Verfahren f ibere ins t immend die Fa rb s to f f au fnahme von y-Globul in s tg rker als die yon Albumin ab, n n d der y -Globn l in -Albumin-Quo- t i en t der Fa rbs to f fb indung wi rd kleiner. D a na t ive Pro te ine st/~rkere Anf/~rbung als dena tu r i e r t e zeigen, dfirfte dieses Verha l t en auf der grSBeren Hi tzes tab i l i - t / i t des A lbumins (MG 69000) gegeni iber dem y-Glo- bul in (MG 156000) beruhen. Noeh deu t l i eher wi rd dieser Ef fek t im Pherogramm, wo die f l-Globulin- F r a k t i o n (MG 125000) m i t s te igender Dena tu r i e rung einen merkl ichen Sehwund zeigt. Die c~-Globulin- F r a k t i o n e n kTnnen wegen ihrer ger ingen Menge ~nd

Page 3: Über den Einfluß der Denaturierung auf das Elektrophoresediagramm

5g. 40, ]teft 10 R. I~ICI-ITERICH und J. P. COLOS~BO : Ul~ramikromethoden im Klinischen Laboratorium. I I 529 15. Mai 1962

der dami t verbundenen erhShten Mel3fehler hier nieht bewerte t werden.

Von mehreren Untersuehern ~, ~, ~, sind far die untersehiedliehe Anf£rbung yon Albumin und y- Globu- lin Kor rek tur fak toren zwisehen 1,37 und 1,7 angegeben worden, die naeh dem oben ausgeffihrten auf unter- sehiedlieher Denatur ie rung beruhen kSnnten. P v 6 ~ : errechnet sugar einen Kor rek tu r fak to r yon 2,2 ffir ~-Globulin gegenfiber Albumin, er f/~rbt jedoch naeh Trocknung bei 110°C und 2 - - 3 min langem Kochen in absolutem Methanol, bei 800 C in essigsaurem Milieu. Es liegt auf der Hand, dab hierdureh eine viel weiter- gehende Denatur ierung erreieht wird als dureh ein F/~rbebad bei Zimmertempera tur . Abschliegend sei noeh darauf verwiesen, dug luf tgetroeknete Streifen gegeniiber heigluf t -denatur ier ten eine Abnahme der Albumin-Frakt ionen zeigen. Aueh dieser Albumin- sehwund dfirfte auf einer unvollst/~ndigen Denatu-

r ierung des hitze-stabilen Albumins und seiner sp~teren HerauslSsung im Fgrbebad beruhen.

Zusammen/assung. Mit fort laufender Denatur ie rung n immt die Anf~rbung yon y-Globulin starker als die des Albumins ab. Als Ursache dieses Effektes ist die grSBere Hitzestabilit / i t des Albumins anzusehen. Eine v611ige Denatur ierung des letzteren erfolgt erst naeh 60 min Erh i tzung der Pherogramme auf l l0°C, eine kfirzere Dauer gibt ebenso wie Luf t t roeknung der Streifen keine reproduzierbaren Ergebnisse. Der so best immte Kor rek tu r fak to r ffir ~- Globulin betr~gt 2,07.

Literatm'. ~ BS~E, E., u. H. F~SC~En: Klin. Wsehr. 31, 798 (1953). - - ~ G ~ s s ~ x , W., u. K. H~t~rm: Hoppe- Seylers Z. physiol. Chem. 290, 1 (1952). - - ~ HSLZEt¢, K. I-I.: Protides of Biol. Fluids, Bruges 204 (1960). - - ~ LOnE~TZ, K. : Hoppe-Seylers Z. physiol. Chem., (ira Druek). - - ~ 0s]~o~N, D. A. : Clin. ehim. Acta 5,777 (1960). a PEZOLD, F . A . , 11. U. t)]~ISEI~: Klin. Wschr. 31, 982 (1953). - - ~ PvS.~n, Z. : Hoppe-Seylers Z. physiol. Chem. 296, 62 (1954).

Ultramikromethoden im Klinischen Laboratorium II. Die Ilestimmung der Zuverliissigkeit yon Laboratoriums-Methoden

V o n

1%. t~C~TEnICI~ und J. P. COLO31BO

Aus dem 5'[edizinisch-Chemischen Institut (Direktor: Prof. Dr. N. AEBI)

Die Kenntn is der Zuverl/~ssigkeit der im Klini- sehen Labora to r ium durehgeffihrten Untersuehungen ha t eine k a u m zu unterseh~tzende praktiseh-medi- zinisehe Bedeutung. Mit der zunehmenden Verfeine- rung der Diagnost ik stfitzt sich der Arzt immer mehr auf die t~esultate der Labora tor iumsuntersuehungenL Dami t verschiebt sieh ein groger Tell der grztliehen Veran twor tung yore Arzt auf das Laborator iums- personal. Die Entseheidung, ob ein I~esultat patho- logiseh ist oder nicht, kann heute nur noch im Labo- ra tor ium getroffen werden. Sie stfitzt sieh einerseits auf eine genaue Kenntnis der Normalwerte - - auf deren Ermi t t lung wir in einer sp/~teren Arbeit zurfickkom- men werden - - und andererseits auf eine genaue Kenntnis der Zuverliissig~eit der einzelnen Methoden. Unte r der Kenntn is der Zuverl/issigkeit verstehen wir :

1. die periodische, etwa j~hrliehe Prfifung der Prgzision jeder einzelnen Teehnik und

2. die fortlaufende, t~gliche Kontrolle der Methode mit Hilfe eines Kontrollsystems (Kontro]lkarten).

Leider sind nur in wenigen Laborator iums- bfiehern 2-5 Angaben fiber die Prfifung der Zuverl/tssig- keit einer Methode enthalten, obschon aus der AnMy- tisehen Chemie seit Jahren mehrere Verfahren zur Pr/ i fung der Zuverl~ssigkeit bekann t sind und auch yon seiten Kliniseher Chemiker besondere Methoden zur Pr/izisionsmessung entwiekelt wurden. Die mei- sten dieser Vorseh]gge werden jedoch der besonderen Stellung des Klinisehen Labora tor iums nieht gereeht. Vor Mlem ber/ieksichtigen sie die beiden folgenden Voraussetzungen zu wenig:

1. Die Arbeitsbedingungen im klinischen Labomtorium sind in der Regel viel ungfinstiger als in analytischen L~bora- torien (Bestimmungen zu jeder Tages- und Nachtzeit; Aus- ffihrung der Arbeiten durch verschieden ausgebildete Labo- ran~innen; oft m~ngelha.fte und verMtete Ausrfistung mit Apparaten und Gergten).

2. Die beschriebenen Prfifmethoden nnd die statis~isehen Auswertungen der l~esultate sind so kompliziert, dag die Art- weisungen nieht genfigen, um einer Laborantin selbstgndig die Durchfiihrung einer Zuverlgssigkeitsprfifung zu ermSgli-

Klin . Wschr., 40. Jahrg.

und der Kinderklinik (Direktor: Prof. Dr. ]~. tlossI) der Uni~'ersit~t Bein

chen. Nun sollte aber gerade die ohne Unterstfitzung eines Klinischen Chemikers arbeitende Laborantin f~hig sein, ihre Methoden zu prfifen und fortlaufend zu kontrollieren.

Wir eraehten es daher als eine wiehtige Aufgabe, eine ein/ache Methode zur /ortlau/enden Prii /ung der Zuverliissiglceit yon Bestimmungsmethoden zu empfeh- len. Dieses Prfifverfahren soll theoret isehen und prakt isehen Anspr/iehen genfigen, andererseits aber auch yon einer Laboran t in selbst/~ndig durchgef/ ihrt und ausgewertet werden kSnnen. Sollte sieh das im iolgenden besehriebene Verfahren aueh in anderen Laborator ien bewghren, so kSnnten die angef/ihrten Prfifsysteme als Grundlage ffir eine in einer zweiten Phase zu erfolgenden Standardis ierung der Labora- tor iumsmethoden, / ihnl ieh den amerikanisehen ,,Stun- dard Methods in Clinical Chemis t ry" ~, dienen.

A. Die Zuverldissig~eitsprii/ung

Einleitung. Der Begriff der Zuverliissigkeit (,,per- formance" , ,,reliability") einer Methode ist sehwierig zu definieren, da er dureh eine Reihe yon Fak to ren bes t immt wird :

1. die Spezifitgt, 2. die l~iehtigkeit, 3. die Prgzision, 4. die Empfindliehkeit und 5. die praktische Bewiihrung fiber eine l~ngere Zeitdauer.

Je naeh dem praktiseh-medizinisehen Zweek, der diagnostisehen Bedeutung einer bes t immten Methode, muB den einzelnen Fak to ren ein untersehiedliehes Gewieht zugemessen werden.

Methoden mit hoher Spezi/it~it. Bereits erreicht bei der Be- stimmung der Glucose (enzymatisch mit Glucose-Oxydase), des Harnstoffes (enzymatisch mit Urease), der Harns~ure (enzymatisch mit Uricase). Spezifischere Methoden fordert der Kliniker ffir die Erfassung des Kreatinins, des Cholesterins, der Ke~okSrper und des e-Amino-Stickstoffes.

Methoden mit hoher Richtigkeit. Dieser Faktor ist besonders bei Itormon-Analysen yon Bedeutung, sowie bei der Erfas- sung yon 3/[etaboliten wie Lactat und Pyruvat, deren Non- zentration durch serumeigene Enzyme leicht vergndert wird.

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