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(Aus der Sektion fiir Ziichtungsbiologie des m~hrischen zootechnischen Landes-Forschungsinstitutes in Brlinn [C. S. R.] [Publ. Nr. 106].) UBER DEN EINFLUSS DES HYPERTHYREOIDISMUS UND DES HYPERTHYMISMUS AUF REIFUNG, WACHSTUM UND PIGMENTIERUNG DES GEFIEDERS BE[ AUSGEWACHSENEN Hf3HNERN. ZUGLEICH EIN WEITERER BEITRAG ZUM STUDIUM DER ENTWICKLUNGSMECHANISCH-ANTAGONISTISCHEN WIRKUNG DER THYMUS UND DER THYREOIDEA. Von JAROSLAV K~I~ENECK~ und JAN PODHRADSK:~. Mit 6 Textabbildungen. (Eingegangen am 6. Juni 1927.) Durch frfihere Versuche yon ZAWADOVSKY (1925 a, b) und yon dem zweiten yon uns (PODHRADSK~ 1926) wurde gezeigt, daB, wenn man bei erwachsenen Hiihnern per os (frische Schilddriise oder getrocknete Sub- stanz) oder per injectionem (Extrakt oder Thyroxin) einen hyperthyreoi- dischen Zustand hervorruft, zwei typische Folgen entstehen: erstens zeigt sich in kurzer Zeit (10--12 Tagen) ein starkes Mausern, welchem aber ein sehr schneUes Nachwachsen von neuem Gefieder folgt, das aber wenn die Hyperthyreoidisation fort gesetzt wird -- wieder einer neuen Mauser unterliegt, welcher aber wieder neue Gefiederbildung folgt; zweibens zeigt sich, dab das neugebildete Gefieder seine Farbe und Ton ~ndert, indem es zun~chs~ den Glanz, nachher auch das Pigment selbst verliert -- es erscheint eine Depigmentierung, welche zu mosaikarf.,igem Albinismus fiihrt. Das Mausern finder voUkommen unabh~ngig yon dem Reifezustande des Gefieders statt bzw. der Hyperthyreoidismus fiihrt zu einem hSchst. beschleunigten Reifwerden der Federn, und zwar nicht nut in dem ur- spriinglichen Gefieder, sondern auch bei den sich neubildenden Federn, welche derart ihr sonst zwSlfmonatiges Bestehen auf einige wenige Wo- ellen verkiirzen, iV[anchmal -- was besonders der zweite yon uns n~her verfolgen konnte -- sieht man, dab Federn wieder herausfallen, welche noch nicht einmal ihre Fahne voUentfaltet haben. Die Depigmentierung erscheint gewShnlich auf die Weise, dab die Federn auf den Spitzen weiB werden; es k6nnen aber auch Federn ge- W. l~oux' Archiv f. Entwicklungsmechanik Bd. 112. 37a

Über den Einfluss des Hyperthyreoidismus und des Hyperthymismus auf Reifung, Wachstum und Pigmentierung des Gefieders bei ausgewachsenen Hühnern

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(Aus der Sektion fiir Ziichtungsbiologie des m~hrischen zootechnischen Landes-Forschungsinstitutes in Brlinn [C. S. R.] [Publ. Nr. 106].)

UBER DEN EINFLUSS DES HYPERTHYREOIDISMUS UND DES HYPERTHYMISMUS AUF REIFUNG, WACHSTUM UND P I G M E N T I E R U N G DES GEFIEDERS BE[ AUSGEWACHSENEN

Hf3HNERN.

ZUGLEICH EIN WEITERER BEITRAG ZUM STUDIUM DER ENTWICKLUNGSMECHANISCH-ANTAGONISTISCHEN WIRKUNG

DER THYMUS UND DER THYREOIDEA.

Von

JAROSLAV K~I~ENECK~ und JAN PODHRADSK:~.

Mit 6 Textabbildungen. (Eingegangen am 6. Juni 1927.)

Durch frfihere Versuche yon ZAWADOVSKY (1925 a, b) und yon dem zweiten yon u n s (PODHRADSK~ 1926) wurde gezeigt, daB, wenn man bei erwachsenen Hiihnern per os (frische Schilddriise oder getrocknete Sub- stanz) oder per injectionem (Ext rak t oder Thyroxin) einen hyperthyreoi- dischen Zustand hervorruft , zwei typische Folgen entstehen: erstens zeigt sich in kurzer Zeit (10--12 Tagen) ein starkes Mausern, welchem aber ein sehr schneUes Nachwachsen von neuem Gefieder folgt, das aber

wenn die Hyperthyreoidisat ion fort gesetzt wird - - wieder einer neuen Mauser unterliegt, welcher aber wieder neue Gefiederbildung folgt; zweibens zeigt sich, dab das neugebildete Gefieder seine Farbe und Ton ~ndert, indem es zun~chs~ den Glanz, nachher auch das Pigment selbst verliert - - es erscheint eine Depigmentierung, welche zu mosaikarf.,igem Albinismus fiihrt.

Das Mausern finder voUkommen unabh~ngig yon dem Reifezustande des Gefieders s ta t t bzw. der Hyperthyreoidismus fiihrt zu einem hSchst. beschleunigten Reifwerden der Federn, und zwar nicht nut in dem ur- spriinglichen Gefieder, sondern auch bei den sich neubildenden Federn, welche derart ihr sonst zwSlfmonatiges Bestehen auf einige wenige Wo- ellen verkiirzen, iV[anchmal - - was besonders der zweite yon uns n~her verfolgen konnte - - sieht man, dab Federn wieder herausfallen, welche noch nicht einmal ihre Fahne voUentfaltet haben.

Die Depigmentierung erscheint gewShnlich auf die Weise, dab die Federn auf den Spitzen weiB werden; es k6nnen aber auch Federn ge-

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funden werden, welche a n ande ren Ste]]en weiBe l~]eeke haben . Viele ~ e d e r n s ind v o l l k o m m e n weifl. Mit fo r tgese tz te r H y p e r t h y r e o i d i s a t i o n u n d wiede rho l t em Mausern n i m m t d ie weil3e F a r b e der t t i i h n e r zu : die Dep igmen t i e rung v e r b r e i t e t sich m i t der D a u e r des h y p e r t h y r e o i d i s c h e n Zus tandes .

Der hyper~hyreo id i sche Z u s t a n d se lbs t ffihr~ be i den H i i h n e r n auch duroh eine m i t K r ~ m p f e n v e rbundene Toxikose (ZAwADOVSKY) zum Tode.

W i e d ie E m p f i n d l i c h k e i t gegeni iber dieser Toxikose , so un te r l i egen aueh ' d a s Mause rn u n d die Dep igmen t i e r tmg z iemlich groBen ind iv i - due l l en V~r ia t iondn wie in de r Zeit , so auch im Grade . I m a l lgemeinen sehe lnen abe r H e n n e n empf ind l i che r zu sein als H~hne.

Einen Anlauf zumAlbinismus konnte der ers~evon uns (K~f~ECK~? 1926) auch bei hyperthyreoidisierten Kfieken der Plymouth-Rock-Rasse feststellen, bei welchen, nachdem sic sieh mit dem reifen Gefieder bedeekt hatten, die weiBen Streifcn vcrbreitet wareI/ und die schwarzen sowohl ihre Farbenintensit~t als aueh ihre Konturen verloren hatten. Dabei zeigte sieh aueh, dab der l:[yper- thyreoidismus auch die Befiederung der Junghfihner (Ersetzen des Daunenkleides durch das Umril]gefieder) besehleunigt, also ~hnlieh stimulierend auf die Bildung des reifen Gefieders wirkt wie bei den erwaehsenen Hfihnern bei der forcierten Mauser. Ein besehleunigtes Mausern konnte aber bei diesen Junghiihnern unter dem Einflusse des Hyperthyreoidismus nicht beobachtet wcrden. Auch neuere, ~hnliehe Versuche, welehe im vergangenen Jahre im hicsigen Inst i tute N]CVA- LONNYJ ausgeffihrt hatte (und fiber welche separat in einer anderen Arbeit be- richter werden soll) gelangten zu demselben Results/re. ]~s zeigte sieh bei ihnen aueh der depigmentierende Einflul] des Hyperthyreoidismus: bei den Plymouth- Rock in derselben Form, wie ihn der erste yon uns friiher bcobachtet hat, bei anders 10igmentierten Rassen (J~a Bresse, rebhuhnfarbige Italiener) in Form yon unregelm~13igen und ungleichmg]3ig verstreuten ~veiBen Flecken. Die grol]e indi- vidueUe Variabflit~t der Reaktionsf~higkeit konnte auch hier beobachteb werden. Gelegentlich einiger Versuehe, fiber welche auch in einer speziellen Arbeit be- richter werden wird, land der erste yon uns in Gemeinsehaft mit N~VALONN~:r aueh bei Tauben, dab der per os hervorgerufene Hyperthyreoidismus bei ihnen eine vorzeitige Mauser mit sehnel]em Iqaehwachsen yon neuem Gefieder und eine Depigmentierung hervorruft.

Den Einflu~ des Hyperthyreoid/smus studierten beim Geflfigel auch andere Autoren: CoL~ und REID (1924) an erwachscnen H~hnen der rebhuhnfarbigeu Italiener, ToR~,Y und HoR~INo (1922, 1925 a, b) an White-Leghorn- und Brown-Leghornkficken und C. J. P~I~HON und C. PA~ON fils (1923) an Enten- kficken. COLV, und I~EID machen in ihrer Mitteilung weder" yon der l~auser noch yore Weil3werden eine Erw~hnung, TORREY und ~ [ o ~ I ~ o teilen nut mit, da~ sie bei den Kficken die beschleunigte Entwieklung des reifen Gefieders be- obachteten, C. J. P ~ o N und C. PARHON fi]s fanden wieder eine Hemmung in der Bildung des reifen Gefieders (UmriBgefieders).

Abgesehen y o n den Versuchen yon C. J , P~RHON u n d C. PAm~o~ ffls e rg ib t sieh aus den f ibr igen Versuchen, da~ der H y p e r t h y r e o i d i s m u s be im Geflfigel folgendes zur ]~olg~ ha~:: E r s t ens s t imu l i e r t er d ie E n t w i c k l u n g des UmriBgef ieders ; be i Kf icken zeigt s ich diese S t i m u l a t i o n durch be- schleunig tes E r se t zen des Daunengef ieders du reh das UmriSgef ieder , b e i

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erwachsenen Tieren durch schnelle Erneuerung des bei der Mauser aus- gefallenen 1 Gefieders; zweitens beschleunigt der Hyperthyreoidismus bei erwachsenen Hi~hnern das Reifwerden des Gefieders und dadurch das Mausern; bei den eben befiederten Junghfibnern scheint aber diese Re- akt.ion zu fehlen. Drittens fiihrt der Hyperthyreoidismus wie bei er. wachsenen, so auch bei jungen Tieren zu einer Depigmentierung und zur Entstehung eines partie]len mosaikartigen Albinismus.

Diese Reaktionen erscheinen aus allen angefiihrten Forschungen als ein fii~ die Thyreoidea typischer Komplex yon morphogenetischen Wir- kungen 2.

Angesichts dieser Feststellungen schien es uns als empfehlenswert zu untersuchen, ob diese Wirkung der Thyre0idea nicht durch die Thymus beeinflul~bar ~ist. Konkre t gesagt: Ob man die Wirkung des Hyper - thyreoidismus nicht dutch gleiehzeitig hervorgerufenen Hyperthymismus paralysieren kann. Zu dieser lrragestellung wurden wir, abgesehen yon dem aUgemeinen supponierten Antagonismus 'der Thyreoidea und der Thymus, dutch eigene experimentel!e Erfahrungen geffihrt: der erste yon uns (Khf~r~.CK~: 1926),konnte bei Plymouth-Rock-Kiicken feststellen, dab im Gegenteil zu der stimulativen Wirkung des Hyperthyreoidismus

d e r Hyperthymismus (getrocknete Substanz per os) auf die Bildung des Umril~gefieders hemmend wirkt.

Es entstand nun die Frage, ob iiberhaupt oder inwiefern ein gleich- zeitig (durcb Verfii~terung yon Thymussubstanz) hervorgerufener Hyper- thymismus beidem ausgewachsenen Gefliigel diese Wirkungen des Hyper- thyreoidismus hemmen oder paralysieren kann. Abgesehen yon dieser konkreten Frage konnte dutch diese Versuche auch untersucht werden, ob der stimulierende Einflufl der Thyreoidea bei dem ausgewachsenen Geflfigel mi~ ~hn]ichem Einflul] dieser Drfise bei dem Kiicken zusammen- h~ngt bzw. mit ihm identiseh ist. Die Tatsache, dab bei den Junghiihnern der Hyperthyreoidismus kein beschleunigtes Mausern hervorruf~ (siehe oben) ]iel] n~mlich vermuten, dab diese zwei Prozesse etwa in ihrem

1 Wir betonen hier dieses Moment. Denn bei anderen Befunden hat sich gczeigt, dal~ bei Tauben auf d~,s Nachwaehsen des ausgerupften Gefieders der Hyperthyreoidismus keinen EinfluB bat. Es scheint, dal] dabei der durch- gemachte ReifungsprozeB (auch wenn er durch Hyperthyreoidismu3 beschleunigt wird) die Rolle einer Bedingung fiir die stimulierende Wirkung des ttyper- thyreoidismus spielt. Siehe dariiber naher bei K~L~.NECK'2, NEvAr~oI~rYJ, PETROV (dieses Heft).

~- In bezug auf die stimulative Wirkung des Hyperthyreoidismus auf die Bildung des reifen Gefieders und auf die Mauser steh~ damit in spiegelartiger Ubereinstimmung, dal~ C. J. PAR~OI~ und C. PARHO~ fils (1924) bei G~nsektleken gefunden haben, dal] Exstirpation der Thyreoidea eine lCfemmung in der Aus- bildung des reifen Gefieders (UmriBgefieders) zur Folge hat und dab neuerdings F. A. E. C~Ew (1926) bei einem thyreoidektomierten Hahn ein Ausbleiben der Mauser l~onstatieren konnte.

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inneren Mechanismus versehieden sein k6nnen, dal3 ns der Hyper- thyreoidismus bei Stimulation der Befiederung der Kiieken andere Vor- gangskomplexe in Gang setzt, als bei Beschleunigung des Mauserns bzw. der Beschleunigung im Ersetzen des verlorengegangenen Gefieders bei erwachsenen Hennen und H~hnen. Anders war hier anch die Gelegen- heir, wieder das Problem des Antagonismus zwisehen Thymus und Thy- reoidea im allgemeinen, bzw. das Problem der inneren Sekretion der Thymus iiberhaupt zu berfihren, mit dem wir uns schon an anderen Ob- jekten zu beseh~ftigen begonnen haben (siehe K~i~wNrcx~ und POD- ~rRADSK~ 1926).

Diese Fragen zu beantworten, sehien uns auf die Weise am besten, dal~ wir Versuche anstellten, in denen den dutch die ansprobierte Dosis yon 1 g getroekneter Schilddrfisensubstanz pro Kopf bzw. auf 1 kg des KSrpergewiehtes hyperthyreoidisierten Hennen bzw. H~hnen dieselbe oder abgestuft gesteigerte Dosis yon getrockneter Thymussubstanz ver- abreieht wird. Dem zur Verffigung stehenden Tiermaterial getable, ent- scl~lossen wir uns fiir eine einfache, eine doppelte und eine dreifaehe Dosis der Thymussubstanz. Daneben sollte eine rein hyperthyreoidi-

: sierte Gruppe und eine rein hyperthymisierte Gruppe eingesetzt werden. Eine weitere Frage, welehe diese Versuche beantworten sollte, war,

ob der durch Hyperthyreoidismus hervorgerufene partielle Albinismus eine dauernde Verdnderung oder ob er nur ein vori~bergehendez Symptom des Hyperthyreoidismus ist, der nach AufhSren der Hyperthyreoidisation beim nhchsten Federnwechsel verschwindet. Zu diesem Zwecke sollten die Versuchstiere auch nach dem AufhSren der Hyperthyreoidisation bzw. der Hyperthymisadon (erste Versuchsperiode) noch weiter, und zwar fiber den ns l~Iausertermin beobachtet werden.

Dabei konnte zugleieh untersucht werden, ob das vorzeitig (und wiederholt) stimulierte Mausern auf den norma]en Mauserverlauf einen EinfluB hat. Wie bekannt, stel]ten PEARL und BoRI~O (1914)lest, dab ein Federfollikel f~hig ist, zwisehen zwei Mausern neue Federn maximal dreimal hervorzubringen, wonach er erst durch normales Mausern zur weiteren Federnbildung reaktiviert werden kann. Dabei experimentier- ten PE~IJ und BORING dutch AusreiBung einzelner Federn, welche also auf die normale Mauser nieht wirken soU. Kann dieses abet vielleieht nicht yon einem durch ttyperthyreoidismus hervorgerufenen vorzeitigen Mausern (also totalen Federweehsel) beeinfluBt, wie z.B. verschoben oder fiberhaupt oder wenigstens teilweise gehemmt werden?

lYlit dieser Fragestellung gingen wit in unsere Versuehe ein. W~hrend der Apsffihrung unserer Versuehe verSffentlichte B. M. ZA-

WADOVSKu (1926) e[nen Berieht iiher seine neuen Versuche, in denen er teilweise seine frfiheren Befunde fiber beschleunigtes Mausern und Ent- stehung des partiellen Albhlismus besti~tigte, teilweise dutch weitere Ver-

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suehe an Tauben , E n t e n , einer DoMe, Star, Gimpel, Pfau u n d Gans er- weiterte. Aul~erdem teflte er hier mi t , daB, w e n n den Tieren die Gelegen-

heir geboten wird, nach AufhSren der Hyper thyreo id i sa t ion ein normales Mausern durehzumachen , der part iel le Alb in i smus verschwindet . Da- durch hab er schon unse re zweite Frage bean twor te t . Da wir unsere Versuche unabh~ng ig yon ihm angestel l t haben , ber ich ten wi t im folgen- den auch fiber diese Seite unserer Resu l t a t e ; auBerdem auch sehon aus dem Grunde, weft wir im Pr inz ip yon einer Bes t~t igung der Versuehs- ergebnisse yon ZAWADOVSKY ber ich ten kSnnen. Auf gewisse differente Detai ls wird bei B e s p r e e h u n g unserer Versuchsresul tate eingegangen.

II. Material und 3Iethodik. Aueh in diesen Versuehen, welche vine Fortset, zung der Versuche des zweiten

yon uns sind, wurden reinrassige, erwaehsene, sehwarze La Bresse-]=[fihner be- nutz$. GehalSen wurden sie gemeinsam in einem groSen Stall, der geniigend Auslauf und Seharrgelegenheit bot. Gefiittert wurden alle gleichmKBig: sio be- kamen ad libitum KSrnergemiseh und Weichfutter vorgelegt.

Im ganzen wurde der Versueh an 15 Hiihnern (darunter waren drei H~hne) unternommen; sie wurden gleiehm~Big naeh Gewiehb auf fiinf Gruppen zu je 3 Hiihnern aufgeteflt (je ein Hahn kam in Gruppe II , IH, IV). Die einzelnen Gruppen untersehieden sieh voneinandcr bloB durch die wechsclnde Menge der den Hfihnern der einzelnen Gruppen applizierten Driisensubstanzen, n~mlieh Schflddriisen- und Thymussubstanz, wie folgende Versuchsanstellung zeigt:

Schilddrfisen- Thymus- Kalb- I~enne Nr. Hahn l~r. substanz substanz fleiseh

Gruppe I. 7, 105, 82 - - 1 g - - 3 g Gruppe II. 3, 235 2 1 g 1 g 2g Gruppe I]~1. 13, 8 49 1 g 2 g 1 g Gruppe IV. 2, 251 31 ] g 3 g - - Gruppe V. 1, 113, 213 - - - - 2g 2g

Mit diesen Dosen wurde der Versueh am 11. V. begonnen. Vom 1. VIII. konnte dem KSrpergewicht der Versuchstiere entsprechend

die ])osis erhSht werden und zwar wurde 1 g Schilddrfisensubstanz pro 1 kg Lebendgewicht zur Grundlage genommen; dementsprechend muBte dann aueh die 5[enge der Thymussubstanz und des Kalbfleisches erh6h~ werden. ])as Kalb- fleiseh diente bloB zum Ausg/eieh des EiweiBgehaltes in den einzelnen Gaben der Drfisensubstanzen; es sollte also stets in den Zugaben praktisch dieselbe Menge EiweiB verabreicht werden und wurde bis 1. VHL pro Kopf und Tag 4 g eiweiBhaltige Substanz, vora 1. VIII. an pro 1 kg Lebendgewieht 4 g eiwei~- hal~ige Substanz verabfolgt. Diese Ma•nahme war aus dem einfaehen Grunde notwendig, um die Versuchsbedingungen gleieh zu gestalten.

Verwendet wurde immer Rindersehilddriise, Kalbthymus und Kalbfleisch; diese Substanzen ~urden bei 60---65~ getroeknet und dann rein verrieben. Die Rationen wurden ffir jedes Tier t~glich in vorher abgewogener Menge, mit Brot verknetet, direkt in den Kropf eingefiihrt. Gewogen wurden die Tiere zweimal wSehentlieh.

Der Versueh wurde auf die Weise ausgeffihrt, da0 die Tiere in der ersten Periode vom 11. V. bis 20. VIII. je nach der Gruppe unter dem per os hervor-

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gerufenen ttyperthyreoidismus oder I4yperthymismus oder abcr in einem kom- binierten Zustande des Hyperthyreoidismus § Hyperthymismus lebten (Dar- reichung der Driisensubs~anzen), in dcr zweiten Pcriode vom 20. VIII. bis 15. I. abcr mit der ])arreichung aufgehOrt wurde, wodl~rch die Tiere in den Normal- zustand zuriickkehrten. Dabei wurden bei ihnen das Verhalten und das Schicksal des Gefiedcrs (Mauser, Nachwachsen, Farbe) genau verfolgt.

IIL Beschreibung des Versuches. Der ganze Versuch wurde am 11. V. 1926 begonnen. Bei Gruppe I (1 g Schilddrfisensubstanz + 3 g Kalbfleisch), be-

stehend aus Hennen Nr. 7, 82 und 105, ist der Einflu8 der Schilddrfisen- fiitterung bereits am 22.--25. V. (bei den einzelnen Hennen zu ungleicher Zeit, bei Henne Nr. 82 friiher als bei den anderen), also nach 11 bzw. 14 Tagen bcmerkbar; die Federn der meisten K6rperteile lassen sich mit der Hand leicht gegen die Wachstumsrichtung streichend, leicht heraus- ziehen, mitunter fallen sie schon in dieser Zeit vereinzelt selbst aus. Am 25.--29. V. (d. h. naeh 14 bzw. 18 Tagen) fallen die Federn in gr513erer Menge selbst aus, so dai~ das Federnkleid insgesamt viel schiitterer und stellenweise der KSrper kahl ist. Am intensivsten mausern die Hennen in der Sehwanzgegend, an den Fliigeln (die Sehwungfedern), an Rfieken und den KSrperseiten, so da[3 sie schwanzlos sind und grol~e Lfieken in den Fliigeln aufweisen. Da~ der Federnfall etwas spi~ter eingetreten ist, ~]S ZAWADOVSK~= und mit ihm fibereinstimmend der zweite yon uns friiher festgestellt hat, ni~mlich um 2--5 Tage friiher, hi~ngt wahrschein- lich mit dem um durchsehnittlich 0,45 kg grSiteren Gewichte dieser Hennen gegeniiber dem der Hennen im ersten Versuche des zweiten yon uns zusammen, und wurde diese Abh~ngigkeit der Mauser yon dem Ge- wichte bei Hyi?erthyreoidismus sehon in der friiheren Publikation fest- gestellt.

Gleichzeitig mit der eintretenden Mauser sieht man sehon an den Stellen, wo die Federn friiher ausgefallen waren, die Spitzen der neu wachsenden Federn, die teilweise sehon Wei~f~rbung tier St)itzen er- kennen lassen.

Am 6. VI., a)so nach 25 Versuchstagen fallen immer noch Federn aus und neue wachsen sehr intensiv nach; die sehon entfalteten Spitzen zeigen deutlich ihre Pigmentation. Nach 35 Tagen fallen die restlichen alten Federn, gekennzeichnet durch Glanz und Farbe, aus, teilweise fallen auch die neuen, mattschw~rzen, glanzlosen, mitunter mehr oder weniger weii~en Federn aus. Die Depigmentierung (Wei[tfi~rbung) ist am st~rksten bei Henne Nr. 7, weniger stark bei Hennen Nr. 82 und ]05; wir sehcn hier, wie stark die Individualitht mitspielt, denn obzwar erst- erw~ihnte Henne um 0,65 bzw. 0,6 kg schwerer ist als die ]etzteren, treten bei ihr die Folgen des Hyperthyreoidismus viel markanter auf. Es kommen hier also auch individuelle Untersehiede zur Wirkung.

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Nach diesem Zeitraum hat sich auch das Teml)cramcnt der Tiere ge~ndert ; alle Hennen (besonders Hcnne Nr. 82) sin(! sehr lcbhaft, leicht erregbar, nerv6s, scheu.

Am 28. VI. ist Henne Nr. 82 unter den charakteristischen Vcrgif- tungserscheinungen (Kr/impfe) eingegangen.

Bis zum I6. VII. ist ununterbrochener Fcdernausfall un(l Nach- wachsen neuer Federn un(l allm~hliches Zunehmcn dcr wcif3en Farbc zu beob&chten. Abb. I zcigt Hcnnc Nr. 7 (am 16. VII.), (lie Dcpigmentic- rung der Fliigcl und des Schwanzcs ist (leutlich sichtbar, wenigcr deutlich sind die weif3en Spitzcn (tcr Fedcrn auf KoI)f un(1 Riickcn zu schen.

Am 31. VII. ist auch Henne Nr. 105 untcr (tenselbcn Umstiindcn cin- gegangen wie Henne ~Nr. 82, so dab nur Hcnne Nr. 7 iibrig blcibt.

Abb. 1. Henne Nr. 7 aus der Gruppe I (reine tIyperthyreoidisation). Photographiert alli 16. Vll .: der partielle Albinismus ill Entwicklung.

Auf die Erh6hung der Dosis der Schilddr/isensubstanz (al'~f ],9 g) reagierte die Henne mit nur wenig gcstcigerter M~uscr, sonst abcr auf keine andere Weise. Am 13., 14. und 15. wurde kcine Substanz (wcgcn momentan verbrauchten Vorr/s vcr,~brcicht ; nach 5 tiigigcr crncuter Darreichung wurde am 20. VII I . mit (]icser dcfinitiv aufgch6rt. In gr6f~erer Menge sind neue Federn (yon leicht grauer bis weif3er Farbc) besonders auf Riickcn, Brust und Fliigeln nachgewachscn, abcr ({er Schwartz hat nun wcniger weif~e Federn (siche auch Abb. 2)1

Nach Abschluf3 dieser ersten Periode des Versuches wur(le diese Henne an einen Privatzfichtcr abgegeben und dort weiter bcobachtet. Es handelte sich n/imlich darum, zu untersuchen, ob bis zum nahcn Winter nochmals Mauser eintritt und in welchcr htensi t / i t bzw. wie (las Federnkleid dann beschaffen sein wird. Vor der Abgabe wurden dieser

1 D i e Z u n a h m e d e s P i g m e n t c s i m 1/ tnger d a u e r n d e n V e r s u c h e w u r ( l e s c h o n im crsten Versuche des zwcitcn yon uns bcobachtet (PoDHRADSK'~" 1926).

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Henne bestimmte Federn zwecks Muster ausgerupft ; am 15. I. 1927, also nach 148 Tagen nach Versuchsabschlul], wurde die Henne genau unter-

sucht undes zeigte sich, dal] gewisse KOrperpartien eine teilweise Mauser durchgemacht hatten, welche sich auf den ersten Blick in der satt- schwarzen Farbe, teils aueh in dem Metallglanz des Gefieders /iuBert. Besonders der Halsbehang zeigt augenseheinlich die Vorversuchs- farbe und den rassentypischen Glanz. Aber auch Federn anderer KSrperteile zeigten mehr (Kopf- federn) oder weniger (Fliigeldeck- federn, ]~iickengefieder) den neuen bzw. den urspriinglichen Charakter. Da$ die Mauser n u t teilweise eintrat,

Abb. 2. Itenne ~'r. 7 aus der Gruppe I ; einige Partien aber vSllig intakt ]ieB photographiert am 20.VIIL beim AbschluB der ( s o w i e das bei Junghiihnern y o n

ersten Versuchsperiode. Friihbruten bekannt ist), best/~tigt

aueh der Umstand, dab aus den Sehwungfedern (I. und II. Grades), welche linkerseits zwecks Muster ausgerissen wurden, gerade nur die

Abb. 3. Henne Nr. 7 aus der Gruppe I ; photographiert am 15. I. (1927) beim Abschlu6 der zweiten Versuchsperiode. In dem linken Fliigel sieht man (--:~ diejenigen Federn, welche nach Aus-

reii~ung w~hrend der zweiten Versuchsperiode in typischer Pigmentierung regeneriert sind.

ausgerissenen nachwuchsen (vgl. Abb. 3), und zwar auch in rassentypi- scher Beschaffenheit: schwarze Farbe mit Metallglanz. Das nach Aus- setzung der Hyperthyreoidisierung entstehende Gefieder entwickelte

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sich also in seiner urspriinglichen Farbe; die Wirkung des Hyper- thyreoidismus war also vorfibergehend.

Gruppe II. (1 g Schilddrtisensubstanz + 1 g Thymussubstanz + 2 g KMbfleisch) zeigt bis zum 22. V. keine Veritnderung. Herausrciltcn lassen sich bei beiden Hennen (der Hahn aus dieser Gruppe hatte sich im 1)raht- zaun erh~tngt) einzelne Federn zwar schon an diescm Tage, aber ctwas sehwierig und blolt aus dem Schwanze.

Der eigentliche Federnfall tritt erst am 24.--25. V. ein (d. h. nach 13--14 Versuchstagen), besonders in der Schwanzgegend. Bei bcidcn Hennen sind die Schwungfedern herausgefallen. Von diesem Tage an fallen auch die Federn anderer K6rperpartien aus; aber (lie 31auser ist kaum halb so intensiv wie in Gruppe I. Die Ursache ist aber - - unserer Ansicht nacll - - vielleicht eher in dem Gewichtsunterschiede (dicse Gruppe ist durehschnittlich um 0,47 kg schwerer als Gruppe I), als in der gleichzeitigen Applikation der Thymussubstanz zu suchen. Auch der IndividuMit~it f~illt hier eine grol~e Rolle zu. Henne Nr. 3, obzwar schwerer (2,300 kg), reagiert viel stitrker auf die Hyperthyreoidisierung als Henne Nr. 253 (2,0 kg), beide abet bedeutend weniger als Henne Nr. 7 (2,300 kg) in Versuchsgruppe I.

Aber aueh hier sind depigmentierte umgebildete Federn schon naeh 25 Tagen ersehienen; nur ist hier (lie l)epigmentation viel sehwSeher als in Gruppe I, sonst aber auch Fehlerstreifen (beiden Tylms ) (siehe PODmaADSK'2 1926) ZU beobaehten. Am 26. VI. sind sehon mehrfach mehr oder weniger weige, neu naehgewachsene Federn zu sehen mM wm da an nimmt die Weigffirbung langsam, abet stetig zu, besonders bei Henne Nr. 3. Bei Henne Nr. 253 ist bis dato Hellerwerden (his Sepia) zu beobaehten ; am 6. VII. ging diese Henne ein (Toxikose). Henne Nr. 3 mausert welter (wie Gruppe I) ; gleiehzeitig waehsen andere Federn wieder naeh. Dieser Vorgang ist dutch die VergrSgerung der Dosis (vom 1.VIII.) kaum namhaft verstiirkt worden. Bis zu m 20. V 111. (Absebht ft r ersten Versuehsperiode, in der die Sehilddriisen- lind Thymussubstanz darge- reieht wurden) tri t t (lie weige Farbe am meisten an Fliigeln und Sehwanz auf ; stark gesprenkelt erseheint aueh Riieken, Kopf mul Brust, und haben viele der Federn dieser Partien blog weigliehe Spitzen und verursaehen so in ihrer Gesamtheit (lie Sprenkehmg (siehe Abb. 4).

Aueh diese Henne wurde naeh dem 20. VIII . welter (bei dem Privat- ziiehter) beobaehtet. Bis zum 15. I. 1927 hat blog der Halsbehang ge- mausert und sind an Stelle der alten glanzlosen, in versehiedenem Grade (yon mattsehwarz bis grau bzw. weig) neue glitnzende, tiefsehwarze Federn gewachsen. Auch manche Kopffedern und auch vereinzelte Fe- dern einiger anderer Partien sind ausgefallen und an ihrc Stelle ncuc mit ursprfinglichem Charakter nachgewaehsen.

Gegeniiber Gruppe I ist aber der Untersehied sehr gering. Wir kSnnen

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586 J. Kti~eneck~- und J. Podhradsk~-: Uber den EinfluB des tiyperthyreoidismus

aber aus dem Unterschiede in der Intensit~tt der etwas sp~ter einsetzenden Mauser (2 Tage) und dem geringen Unterschied in der Quantit~t der De- pigmentation (welche sehr stark variiert), die zum gr6Bten Tell yon Lebendgewicht und Individualit~t abh~ngig sind, keine Schliisse auf die Wirkung der Thymussubstanz ziehen.

In Gruppe I I I (1 g Schilddriise -t- 2 g Thymussubstanz 4- 1 g Kalb- fleisch) tri t t am 25. V., also naeh 14 Tagen, bei allen Versuchstieren be- reits Federnfall ein, und zwar besonders im Schwanz und auf dem Hals. Die Federn der anderen Partien sitzen sehr lose und lassen sieh leicht herausziehen. Henne Nr. 13 und Hahn Nr. 49 scheiden naeh 14 bzw. 8 Tagen nach Versuchsbeginn aus; sie sind ebenfalls an Toxikose einge- gangen. Von diesem Zeitpunkte (25. V.) an nimmt die M~user in der

Abb. 4. ] tenne Nr. 3 aus der Gruppe I I (1 g Tl~yreoideasubstanz -]- 1 g Thymussubstanz) beim AbschIuB der ersten Versuchsperiode am 20. VIII . photographier t .

Intensit~t zu, so dab bis zum 5. VI. der Sehwanz alle, die ~'liigel die meisten Federn verlieren und der fibrige Behang auch recht schfitter ge- worden ist. Gleichzeitig sind schon die neuen Fedcrn so stark nachge- wachsen, (tab die weiBe bzw. graue Farbe gut erkannt werden karm. Sparer fallen noch die ~ltesten bzw. yon den neuen Federn die zuerst gewachsenen aus. Unterdessen waehsen neue Federn wiederum nach. Auch hier konnte nach der Erh6hung der Dosis nichts neues gefunden werden, mit Ausnahme der etwas erh6hten Mauser und dem intensiveren Wachstum neuer Federn. Bei VersuchsabschluB war die weiBe Farbe am meisten in Fliigeln und im Schwanze vertreten. Sonst war das Ge- fieder mattschwarz und die Federn auf Brust, Bauch, Beinen und fiber den ganzen ]~iicken und dem Spitzenende der Kopffedern grau (vgl. Abb. 5). Vom 20. VI I I . (AbschluB der ersten Versuehsperiode) bis zum 15. I. 1927 befand sieh diese Henne ebenfalls bei dem Privatziichter. Es

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und des Hyperthymismus auf das Gefieder bei ausgewachsenen Hiihnern. 587

mauserten bei ihr bloB Hals-, teilweise auch Kopffedern, und auf anderen K6rperteilen bloB einzelne Federn. Die neuen Federn waren c|)enso be- schaffen wie vor dem Versuche.

Auch in dieser Gruppe blieb also die durch Schilddriisensubstanz hervorgerufene Mauser, das Wachstum und Pigmentation dutch (lie zu- gleich dargereichte (gr613ere) Menge der Thymussubstanz unbeeinflu|~t.

In Gruppe IV (1 g Schilddriisensubstanz -4- 3 g Thymussubstanz) t r i t t sowohl bei Henne Nr. 251 als auch bei Hahn Nr. 31 (Henne Nr. 2 ist kurz nach Versuchsbeginn eingegangen) die Mauser etwas sp:,tter ein. Am 25. V. lassen sich die Fcdern bei Henne Nr. 251 yon den meisten K6rperteilen herausreii3en, beim Hahn Nr. 3I dagegen nicht. Vcreinzelt

Abb. 5. Henne Nr. 8 aus der Gruppe I I I (1 g Thyreoideasubstanz -]- 2 g Thymussubstanz) beim Abschlut~ der ersten Versuchsperiode am 20. VIII . pbotographier t .

fallen die Federn bei der Henne blof~ aus Schwanz, Satte|- und Hals- behang aus.

Etwas st/irker fangen die Federn einige Tagc (29. V.) sp/tter an aus- zufallen und um diese Zeit fangen auch schon die neuen Federn zu wachsen an. Am 5. VI. (nach 25 Tagen) kann schon die racist matt- schwarze Farbe der neuen Federn des Schwanzbehanges und der Fliigel, die sehr intensiv wachsen, erkannt werden. Am 15. VI. (nach 35 Tagen) erst beginnt beim Hahn Nr. 31 allm/thlich die Mauser. Bis zum 26. VI. mausern bei Henne Nr. 25i die alten, noch nicht gemauserten und ver- einzelt auch schon die neuen; zugleich ist starkes Wachstum der neuen Federn und allgemeine Abnabme der Pigmentierung bis auf sepiabraune Farbe zu beobachten. Weil]e Federn sind wenig zu sehen.

Bis zum 16. VII. war alles alte, gliinzende Gefieder (lurch neues glanz- loses, zu gewissem Teile depigmentiertes Gefieder ersetzt (vgl. Abb. 6). Ein Farbenunterschied (bzw. Zunahme der weif3en Farbe) zwischen (tem Gefieder nach der ersten Mauser und nach der weiteren Mauser ist nicht

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588 J.KH~eneck~ und J. Podhradsk:~: ~ber den EinfluB desHyperthyreoidismus

zu sehen. Beim Hahn Nr. 31 ist am 26. VI. sehr starke Mauser zu beob- achten ; die ganze linke KSrperh/~lfte ist kahl und fallen bei jedem Flfigel- schlag eine Menge Federn aus. Nehenbei wachsen wieder schon neue ~'edern nach. Bis zum 1. VII I . mausert der Hahn ununterbrochen etwas schw/icher und es wachsen ihm gieichzeitig neue Federn an.

Nach dem 1. VI I I . (SubstanzerhShung) tri t t bei beiden Versuchs- tieren erneut st/irkere Mauser ein, die Menge der weil~en Farbe nimmt aber bloB wenig zu.

Auch in dieser Gruppe tri t t die Mauser sp/~ter als in Gruppe I ein, und zwar bei Henne Nr. 251 um 4 Tage (nach 18 Tagen), beim Hahn

Abb. 6. Henne ~Nr. 251 aus der Gruppe IV (1 g Thyreoideasubstanz + 3 g Thymussubstanz) be im Abschlul3 der ersten Versuchsperiode am 20. VIII . photographier t .

lXlr. 31 um 21 Tage (nach 35 Tagen). Auf den ersten Blick wfirde es aller- dings scheinen, als ob die Thymussubstanz hemmend auf die Mauser und die Hand in Hand mit ihr gehenden Nebenerscheinungen der Hyper- thyreoidisation wirken wfirde.

Die zwei nach Versuchsabschlul~ iibrig gebliebenen Tiere dieser Gruppe (Hahn Nr. 31 und Henne Nr. 251) wurden auch zweeks weiterer Beobachtung an den Privatziichter abgegeben; es konnte bei ihnen nach etwa 1 Mortar eine langsam verlaufende teilweise Mauser haupts/s am Hals beobachtet werden. Da die neu hervorgesprossenen Federn noch zu klein waren, grSlttenteils aber noch Jn ihren Umhiillungen steckten, konnte fiber ihre Beschaffenheit, Farbe bzw. Glanz niehts N/s an- gefiihrt werden. Der weitere Verlauf ihrer Mauser konnte nieht unter- sueht werden, da beide Tiere dureh einen Ungliicksfall verloren gegangen waren.

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und des Hyperthymismus auf das Gefieder bei ausgewachsenen Hiihnem. 589

Gruppe V. (2 g Thymussubstanz + 2 g Kalbfleisch) hat sich im Ver- laufe des ganzen Versuches fast gar nicht ver~ndert. Es konnte keine Wirkung der Thymusappl ikat ion auf Mauser, Wachstum neuer Federn, Pigmentat ion festgestellt werden. Die Hennen mausertcn w~hrend der ersten Versuchsperiode fiberhaupt nicht bis auf Henne Nr. 213, welche aber erst am 8. VII . , also nicht voile 2 Monate nach Versuchsbeginn zu mausern anfing. Erst dann allm~ihlich aber mauserte sie ctwas st~trker, die IntensitKt war aber nie annKhernd so stark, wie bei Gruppen I - - IV. Aus dem viel sp~teren Einsetzen, weiter auch daraus, dab nur eine Ver- suchshenne zu mausern begann und nicht die beiden anderen, ist zu schliel3en, dab diese Mauser ein natiirlicher Vorgang war, wie dies 5fter bei schlechten Legetieren zu beobachten ist, die schon bald im Sommer zu mausern beginnen.

Da bei dieser Gruppe sonst keine Abweichungen vom Normalen zu beobachten waren, falls wir die etwas friihere Mauser bei Henne/~r . 213 als natfirlich ansehen, wurde diese Gruppe nach Versuchsabschlul3 nicht weiter beobachtet und alle Versuchstiere abgeschafft.

IV. Besprechung der Versuchsresultate. Die Ergebnisse unserer Versuche ergeben sich aus der Versuchs-

beschreibung sehr deu~lich. Erstens ergibt sich hier eine Best~tigung der friiheren Versuchsergeb-

nisse yon ZAWADOVS•Y und dem zweiten von uns, dal3 ni~mlich der Hyperthyreoidismus bei den Hiihnern (vgl. Gruppe I) ein vorzeitigcs be- sch]eunigtes Mausern hervorruft, welter auch die Regeneration des ver- lorengegangenen Gefieders stimuliert und dabei bei pigmentierten Rassen einen partiellen Albinismus hervorruft .

Ein ~hnlich hervorgerufener Hyper thymismus (vgl. Gruppe V) wirkt auf das Gefieder auf keine Art und Weise. Wie die Persistenz so auch die Farbe und der Glanz des Gefieders, blieben ohne Ver~nderung. Auch konnten wir keine andere Wirkung des Hyper thymismus auf die Ver- suchstiere feststellen.

Da das Gefieder sowohl bei 'Hyperthymisierung als auch bei den Kon- trolltieren weder Mauser noch eine Depigmentierung gezeigt hat, obzwar beide diese Gruppen in Form yon Thymus bzw. Fleisch dieselben Mengen yon EiweiBsubstanzen erhalten haben, wie die hyperthyreoidisierten Tiere, kann geschlossen werden, dab die erw~thnten Erscheinungen keines- wegs mit einer erhShten Eiweil~zufuhr zusammenh~ngen kSnnen, wie vielleicht vermute t werden kSnnte. Diesbeziiglich stimmen unsere Re- sultate wie auch unsere SchluBfolgerungen mit denjenigen, welche ZAWADOVSKu in seiner neueren Publikation (1926) anffihrt, fiberein. Es handelt sich hier augenscheinlich um eine spezi/ische Wirkung der Thy- reoideasubstanz.

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590 J, K~i~eneck~ und J.Podhradsk~': ~ber den Einflul] des Hyperthyreoidismus

J~hnlich wirkungsl0s bleibt der Hyperthymismus auch in F~llen, we er parallel mit dem I-Iyperthyreoidismus hervorgerufen wurde. Die Wir- kungslosigkeit des Hyperthymismus zeigte sieh hier dadureh, dab in diesen F~llen (Gruppe II, I I I und IV) die obligaten Folgen des Hyper- ~yreoidismus, d. h. der Federnausfall (beschleunigtes Mausern) und par- tieller Albinismus ausblieben.

Der partielle Albinismus war zwar - - wie schon in der Beschreibung tier Versuehe mitgeteilt wurde - - in diesen F/illen im aUgemeinen etwas sehw~eher als in der ersten rein hyperthyreoidisierten Gruppe. W~ir wollen aber daraus nicht den SehluB ziehen, dab dieser sehwEehere Grad des Albinismus et, wa mit einer hemmenden Wirkung des Hyperthymismus zusammenh~ngen k6nnte. Der zweite yon uns konnte schon in seinen friiheren Versuehen konstatieren, dab die Reaktibilit/it tier Hfihner dies- bezfiglich ziemlich groBen individuellen Sehwankungen unterliegt ; das- selbe zeigte sieh aueh in anderen neueren Versuehen, welehe in unserem Laboratorium an Jungh/ihnern N~.VALONNYJ ausgeffihrt hat und fiber welehe im anderen Zusammenhange referiert wird. Es ist deshalb sehr wahrseheinlieh, dab der niedrigere Grad des Albinismus in den kombi- niert hyperthymisierten'Gruppen (vgl. Abb. 4, 5 und 6 mit den Abb. 1, 2 und 3) ihren Ursprung nur in den individuellen Abweichungen hat; mindestens ffihlen wir uns hier nieht bereehtigt, auf eine hemmende Wir- kung zu sehlieBen.

In dem Einflusse der ftyperthyreoidisierung auf die Mauser konnten dann in den kombiniert hyperthymisierten Gruppen fiberh~upt keine Abweiehungen gefunden werden.

Es kann also gesehlossen werden, dal~ der Thymus aueh in gesteigerten Zugaben (yon 1--3 g gegenfiber 1 g der Thyreoideasubstanz) l~ein paraly- sierender Ein/lufl auf die Wirkungen des ttyperthyreoidismus (beschleu- nigtes und stimuliertes Mausern und partieUer Albinismus beim neuge- bildeten Gefieder)zukommt.

Unsere weitere Frage hieS: Inwiefern das AufhSren der ttyper- thyreoidisation auf das folgende normale Mausern und die danach sieh entwickelnde Befiederung wirkt. Mit der" Hyper~hyreoidisierung wurde i n allen Gruppen unseres Versuehes am 20. VIII. aufgehSrt. Bis zum Beginn der normalen Mauserperiode (vergliehen mit dem Verhalten: an- derer ttfihner derselben Rasse auf der Versuchsfarm unseres Institutes) verging also noch 1 Monat.

Es kam zu keinem vollkommenen Mausern, d. h. zu keinem totalen Federweehsel, wie es normal der Fall ist. Nur einige Partien haben ge- mausert; besbnders der Halsbehang, dann einige fiber den ganzen Rumpf unregelm~Big zerstreute Stellen und teilweise auch der Schwanzbehang. Die durehgemachte Mauser konnte durch das Erscheinen eines !s sehwarzen Gefieders mit normalem Metallglanz konstatiert werden.

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and. des Hypertbymismus auf das Gefieder bei ausgewachsenen Hiihnern. 591

Durch dieses Gefieder wurde das durch Hyperthyreoidisation matt und grau (abgesehen yon zerstreuten weiBen l~leeken) gewordene Gefieder ersetzt. 1VIehr als dieses blol~ partielle Mausern wurde im Laufe der ganzen zweiten Versuchsperiode (20. VIII. 1926 bis 15. I. 1927) nicht erreieht. So war es wie in der ersten Versuchsgruppe (reine ttyperthyreoidisation), so aueh in der zweiten, dritten und vierten Gruppe (kombiniert mit paralleler ttyperthymisation).

])as dutch tIyperthyreoidisation hervorgerufene vorzeitige und wiederholte Mausern hat atso eine gewisse Hem~nung der ndichst/olgenden normalen Mauser zur Folge. Diese Hemmung zeigt sieh ira mosaikartig verlaufenden bzw. ausbleibenden Mausern, wobei die mauserlosen Par- tien die reiehlieheren sind. Wichtig ist, dab besonders die groBen Federn (Sehwungfedern) nieht geweehselt werden, was besonders aus der Abb. 3 g~tt zu erkennen ist.

Ob diese Erseheinung mit der yon P~,~LmL und B o ~ G festgestellten, begrenzten Regenerationspotenz der Federnfollikel zusammenhangt oder niCh$, kann nieht gesagt werden. Wir konn~en nicht kontrollieren, wJe oft es wahrend der ersten Versuchsperiode an den einzelnen KSrper. partien zum Federnausfall bzw. zur Federnneubildung gekommen ist, und ob also auf diese Weise die Regenerationspotenz der betreffenden Follikeln ersehSpft worden war. Nach P~,AIu, und BO~I~G sol1 abet die erseh6pfte Regenerationspotenz dutch die ni~ehste Mauser reaktiviert werden. Dies wiirde aber in unserem Falle nicht der Fall gewesen sein, da eben bei der normalen Mauserperiode die Mauser an einzelnen KSrper- partien ausgebfldet ist.

Dal~ sieh das Mausern besonders in der Pattie des ttalsbehanges zeigte, kann dadareh erkl/~rt werden, dall hier das Gefieder nach ZAWA- DOVSXYS Beobaehtungen (1926) sieh als das resistentere gegeniiber der Wirkung der Thyreoideasubstanz zeigt: hier mausert es beim Hyper- thyreoidismus am sehw~chsten. Dadureh konnte seine normale ,,blauser: bereitsehaft" am besten erhalten bleiben, da bier das urspriingliehe Ge- lieder am meisten gesehont blieb bzw. nut einmal gewechselt hat.

Aueh dies fiihr~e also zu dem Sehlusse, dab das dutch Hyperthyreoi- dismus stimulierte Mausern, die spgtere normale Mauser heroinS.

In diesem Punkte kSnnen wir leider unsere Versuehsergebnisse mit denjenigen yon ZAWADOVSXY nieht vergleiehen, Er i~uBert sieh in seiner Publikation (1926) diesbeziiglich nieht n~her und besehriinkt sieh nur auf die Bemerkung, dal~ seine Tiere gemausert haben (S. 333). Wie und warm naeh dem AufhSren der Behandlung, gibt er nicht an. Seine Ver- suehe unterseheiden sieh iibrigens yon den unsrigen sehr bedeutend da-: dnrch, dal3 er die sogenannte Methode der einmaligen Gabe der Thy-: reoideasubstanz (15--20 g lauf einmal) benutzt hat, wogegen wir mi t dauernder Hyperthyreoidisierung mit kleinen Gaben gearbeitet haben.

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592 J.KH~,eneck~ und J.Podhradsk~: ~ber den Einflul~ desHyperthyreoidismus

Es ist aber nicht ausgesehlossen, da~ es auch bei unserer Methode mSglieh w~re, bei einer l~ngeren Periode zwischen dem AufhSren der Hyper- thyreoidisierung und der Zeit der normalen Mauser ein normales allge- meines Mausern zu erhalten.

Die Erscheinung, dab das auf den gemauserten K6rperpartien neu- gebildete Gefieder sich durch die urspriingliche sattschwarze Farbe mit dem typischen MetaUglanze yon dem umgrenzenden alten Gefieder unter- scheidet, beweist, dab die unter dem Einflusse der Hyperthyreoidisation entstandenen t~nderungen in der Pigmentation des Gefieders keine dauernde sind, sondern nur als [a~ultative Er,cheinungen unter dimmer Wirkung dea Hyperthyreoidismu8 entstehen. Das AufhSren der Hyper- thyreoidisation ermSglicht die Neubildung des Gefieders in normaler Pigmentation.

Sehr auff~llig zeigt sich diese Erscheinung in der Abb. 3 im Vergleieh mit der Abb. 2. Wit sehen hier, dag die nach Abschlug der ersten Ver- suchsperiode ausgerissenen Federn aus dem linken l~liigel (in Abb. 2 fehlen diese Federn noch nieht) in vollkommen typisch sehwarze Farbe w~hrend der zweiten Versuchsperiode regeneriert wurden und sieh m Abb. 3 (mit -* bezeichnet) sehr deutlich yon den iibrigen partiell-albino- tiseh gebliebenen Federn unterscheiden.

Diese Restitution der normalen Pigmentation nach AufhSren der HyperthyreoJdisation zeigte sioh, wie bei der rein hyperthyreoidisierten ersten Gruppe, so auch bei den parallel hyperthymisierten Gruppen II, I I I und IV. Die Hyperthymisation blieb also auch diesbeziiglich ohne jeden merkbaren Effekt.

In diesem Punkte stimmen unsere Versuchsresultate vol]kommen mit denjenigen, welche neuerdings ZAW&DOVSKY (1926) publiziert hat, iiberein.

Im a]]gemeinen zeigte sich dann in unseren Versuehen nieht nur kein Antagonismus zwischen dem Thymus und der Thyreoidea, sondern auch keine Erseheinung, welche iiberhaupt auf einen spezifischen Einflu~ der Thymnssubstanz zu schliel]en zugelassen h~tte.

Zusammenfassung.

1. Reinrassige H~hne und Hennen wurden per os mit getrockneter Thyreoidea- bzw. Thymussubstanz hyperthyreoidisiert bzw. hyper- thymisiert oder kombiniert in abgestuften Graden zugleieh hyper- thyreoidisiert und hyperthymisiert.

2. Die schon friiher yon ZAWADOVSKY und PODHRADSK~ besehriebe- nen ~o]gen der Hyperthyreoidisation (besehleunigtes und stimuliertes Mausern und Gefiederwaehstum, Depigmentierung und partieJler Albi- nismus) bleiben dureh die parallele Hyperthymisation unbeeinflu~t.

3. Die reine Hyperthymisation ruff bei den Hiihnern keine merk-

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und des Hyperthymismus auf das Gefieder bei ausgewachsencn Hiihnern. 593

b a r e n Fo lgen , weder in der Mauser , noeh in der P i g m e n t a t i o n des Ge- f ieders hervor .

4. ] )as normale , nach Aufh6ren der H y p e r t h y r e o i d i s i e r u n g folgende Mause rn wi rd durch die vorhergehende , dnrch H y p e r t h y r e o i d i s m u s st i- mul ie r t e Mauser auf die Weise beeinf luBt , dag ~ie n u t an einzelnen K6r - p e r p a r t i e n m o s a i k a r t i g e r fo lg t ; a m gr6Bten Te i l e des K 6 r p e r s b le ib t das M a u s e r n aus.

5. Auch diese Er sehe inung b le ib t durch die vo rhe rgehende para l le le H y p e r t h y m i s i e r u n g u n b e e i n f l u ~ .

6. ]:)as nach AufhSren der H y p e r t h y r e o i d i s a t i o n sich neub i ldende Gefieder en twicke l t s ieh in normale r , t yp i s ehe r P i g m e n t a t i o n ; de r par - t ie l le A lb in i smus i s t demzufolge eine vor i ibe rgehende Ersehe inung , welehe nu r u n t e r d e m d i r e k t e n Einf lusse des H y p e r t h y r e o i d i s m u s en t s t eh t .

L i t e r a t u r .

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