33
Ueber den Eiiiflnss voii Salzlijsuiigeii auf clas Polunieii der rothen Blutkijrpercheii. Z w ei t e Ah h n n dl u n g.’ \-on 8. G. Hedin. (Aua dem physiologischen Laboratorium der Univei6tiit zu Lund.) In meinem vorigen Aufsatze2 habe ich gezeigt, dass die Volum- veranderungen, melche die Blutkorperchen heim Vermischen des Blutes mit einer Salzlosung erfahren, hauptsachlich vom osmotischen Drucke der Salzldsung abhangen und zwar in der Weise, dass Salzlosungen derselben osmotischen Spannung mit dem namlichen Blute dasselbe Volumen der Blutkorperchen geben. Zu diesem Schlusse war ich auf dem Wege gekommen, indem ich zunachst constatirte, dass eine con- centrirte LBsung eines Salzes beim Vermischen mit Blut ein kleineres Volumen der Blutkorperchen giebt, als eine verdiinntere Losung des niimlichen Salzes. Dann suchte ich von verschiedenen Salzen diejenige Concentration auf, welche mit einem Blute dasselbe Blutkiirperchen- volumen ergab wie eine Salpeterlosung von 1.01 g pro 100 ccm oder 0.1 Gr.-Mol. pro Liter Normal-Losung). Zum Vergleichen wlhlte ich die Stiirke von 0.1 Gr.-Mol. pro Liter, weil eben bei dieser Concentration eine kleine Veranderung der Concentration von einer verhiiltnissmissig grossen Veranderung des Blutkorperohenvolumens begleitet wird. Es zeigte sich, dass Salzlosungen, welche denselben osmotischen Druck oder dasselbe wasseranziehende Vermogen besitzen wie eine Salpeterlosung von 0.1 Gr.-Xol. pro Liter, auoh annlhernd dasselbe Blutkorperchen- volumen ergaben. Zum Schluss stellte ich die nach verschiedenen Me- thoden erhaltenen Werthe des osmotischen Druckes zusammen. Dabei wurde die osmotische Spannung der Nichtleiter oder nicht dissociirbaren Verbindungen = 100 gesetzt. Die Zahlen der Tabelle geben das Ver- Der Redaktion zugegangen den 20. November 1894. Diese Zeitschrift, Bd. V.

Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

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Ueber den Eiiiflnss voii Salzlijsuiigeii auf clas Polunieii der rothen Blutkijrpercheii.

Z w e i t e A h h n n d l u n g.’

\-on

8. G. Hedin.

(Aua dem physiologischen Laboratorium der Univei6tiit zu Lund.)

In meinem vorigen Aufsatze2 habe ich gezeigt, dass die Volum- veranderungen, melche die Blutkorperchen heim Vermischen des Blutes mit einer Salzlosung erfahren, hauptsachlich vom osmotischen Drucke der Salzldsung abhangen und zwar in der Weise, dass Salzlosungen derselben osmotischen Spannung mit dem namlichen Blute dasselbe Volumen der Blutkorperchen geben. Zu diesem Schlusse war ich auf dem Wege gekommen, indem ich zunachst constatirte, dass eine con- centrirte LBsung eines Salzes beim Vermischen mit Blut ein kleineres Volumen der Blutkorperchen giebt, als eine verdiinntere Losung des niimlichen Salzes. Dann suchte ich von verschiedenen Salzen diejenige Concentration auf, welche mit einem Blute dasselbe Blutkiirperchen- volumen ergab wie eine Salpeterlosung von 1.01 g pro 100 ccm oder 0.1 Gr.-Mol. pro Liter Normal-Losung). Zum Vergleichen wlhlte ich die Stiirke von 0.1 Gr.-Mol. pro Liter, weil eben bei dieser Concentration eine kleine Veranderung der Concentration von einer verhiiltnissmissig grossen Veranderung des Blutkorperohenvolumens begleitet wird. Es zeigte sich, dass Salzlosungen, welche denselben osmotischen Druck oder dasselbe wasseranziehende Vermogen besitzen wie eine Salpeterlosung von 0.1 Gr.-Xol. pro Liter, auoh annlhernd dasselbe Blutkorperchen- volumen ergaben. Zum Schluss stellte ich die nach verschiedenen Me- thoden erhaltenen Werthe des osmotischen Druckes zusammen. Dabei wurde die osmotische Spannung der Nichtleiter oder nicht dissociirbaren Verbindungen = 100 gesetzt. Die Zahlen der Tabelle geben das Ver-

Der Redaktion zugegangen den 20. November 1894. Diese Zeitschrift, Bd. V.

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S. G . HEDIN: EINFLUSS VON SALZLOSUNGEN u. s. w. 239

Namen der Verbindungen

hgltniss der osmotischen Drucke aequimolekularer Losungen bei ange- gebenen Concentrationen an. Die nach verschiedenen Methoden ge- fundenen Zahlen stimmten mit einander ziemlich gut uberein. Meine Werthe des osmotischen Druckes wurden in folgender Weise berechnet. Bedeutet a die procentuale Concentration einer Salzlosung , die das- selbe Blutkorperchenvolumen wie die Kalisalpet erlosung von 0 - 1 Gr.-Mol. pro Liter giebt, und m das Uolekulargewicht des Salzes, so wird die molekuliire Concentration der Losung durch a / m ausgedriickt; bezeich- nen wir weiter durch b die proc. Concentration einer Rohrzuckerlosung, die ebenfalls dasselbe Blutkorperchenvolumen debt., so wird die mol. Concentration derselben = b/342, weil 342 das Molekulargewicht des Rohrzuckers ist. Da nun die Salzlosung Ton der mol. Concentration alrn und die Rohrzuckerlosung von der mol. Concentration b/342 den- selben Einfluss auf die Blutkorperchen ausuben und demnach (wie an- genommen wurde) denselben osmotischen Druck besitzen, so miissen die von einem Molekiil ausgeiibten osmotischen Drucke sich umgekehrt verhalten wie die mol. Concentrationen. Der osmotische Druck des Salzes (z) wird also, wenn der des Rohrzuckers = 100 gesetzt wird, aus folgender Gleichung erhalten:

Der Coefficient 100 [ 1 + (n - 1) a] nach nach nach

Werthe Kohl- van t'Hoff Gregory rauech u. Reicher

Meine

a _ . - - -1oo :x . m * 342

Meine so erhaltenen Zahlen stimmten am besten mit den aus dem elektrischen Leitungsvermogen berechneten uberein. Der besseren Uebemicht wegen theile ich hier noch einmal meine Zahlen und die am dem elektrischen Leitungsvermogen hergeleiteten mit :

Bohnaker 100 110 184 183 183 174 184 167 244 244 233 221 230 204 237 312

100 137 181 184 186 184 189 183 238 236

247

227

- - - -

100 135 - - 189 -

- 246

247 - - - 307

100

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240 S. G. HEDIN:

0.12 0 .13 0 .14 0 .15 0 .16 0 .17 0.18 0 . 2 0 .22 I 0.24 0.26 0 . 3

1 I 1

Hei einigen Salzen ist die Uebereinstimmung eine sehr gute. Fur diese Salze scheinen also die Volumreriinderungen bei der fraglichen Concen- tration nur am osmotischen Drucke der Salzlosungen zu liegen. Bei ande- ren Salzen - namcntlich Chlornatrium, lialiumacetat und den Salzen der Erdalkalien iat die Uebereinstimmung der beiden Werthe eine aeniger gute; hier sind meine Zahlen iiberall niedriger als die aus dem elek- trischen Leitungsvermiigen berechneten, oder die erwahnten Salze gaben ein griisseres Blutkiirperchenvolumen als eine isotonische I(alisalpeter1ijsuiig.

Indessen habe ich spater gefunden, dass auch diese Salze bei einer gemissen Concentration dasselhe Blut~kiirperchenrolumen ergeben wie eine isotonische Kalisalpcterlijsung. In einigeu Fallen habe ich niimlich den Einfluss von Kalisalpeterl8sungen verschiedener Concentrationsgrade auf Blut mit dem Einfluss isotonischer Liisungen anderer Salze darauf verglichen. Die Untersuchungen wurden so gemacht , dass gleiche Volumina defibrinirtes Rindsblut und Salzlosung vermischt wurden. Zugleich murden Mischungen von Blut mit unter sich isotonischen Liisungen centrifugirt. Wenn also das Blutkiirperchenvolumen nur am osmotischen Drucke der Salzlosung gelegen hltte, wiirde ich in beiden Rijhren dasselbe Yolumen erhalten haben. Die Resultate beim Fer- gleichen von Kalisalpeter mit Kochsalz sind in folgenden Tabellen ent- halten. Die Ziffern jeder Tabelle sind mit dem namlichen Blute erhalten.

- 1 . 0 44 .2 43 .2 42 .5 I 43 .4 - 0 . 9

1

41 - 4 1 42 .2 -0.8 40 .2 41 .0 1 -0.8 I

t 39.6 I

39.9 40 .4 -0 .5

39 .2 + 0 . 2 39.7 39.4

38 .0 1 + 1 . 1 + l o 9 + 1 . 9

39 .1 39 .2 38.7 38 .3 36 .5 + l a 8

36 .8 1 + 0 * 4 37 .2

I

I

I

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EINFLUSS VON SALZLOSUNGEN AUF DIE ROTHEN BLUTK~RPERCHEN. 24 1

39.6 37.8 37.8 36.6 35.9

Blutktkperchenvolumina Gr.-Mol. 1 1 Differenz

NeC, 1 I

41.5 38.5 37.8 36-6 35.2

pro Liter

45.1 41.3 39-5 39.2

0.1 0.15 0.17 0.18 0.2 0.22 0.24 0.26 0.3

0.15 0.16 0.18 0.2

0.1 0.14 0.15 0.16 0.17 0.2

0.14 0.15 0.16 0.18 0.2

0.1 0.13 0-15 0.17

0.1 0.15 0.2

46-5 41.7 40.5

. 39.0

Wandin. Archiv. V.

37.6 33.3 32.6

B l u t Nr. 38.1 32.7 31.5 I

32.2 31 * 1 i

30.1 29.8 29.5 29.5 I

38.5 34.5 31.4

2. 39.4 34.4 33.0 32.2 31.4 30.4 29 -8 28.8 28.0

B l u t Nr. 3. 43.4 44.0 42-9 42.9

41.6 41*6 41-5 1 40.4

B l u t Nr. 4. 37.7 34.4 34.4 33.3 32.4 32-4

38.6 35.1 34.4 33.5 32.1 31.2

-1.3 - 1 . 7 -1 .2

0 -0 .3 -0.3

0 t 0 . 7 f1.5

-0.6 0 0

+1.1

-0.9 -0.7

0 -0.2 -0.3 +1.2

-1.9 -0.7

0 0

+ 0 * 7

-1.4 -0.4 -1.0 -0.2

-0.9 -1.0 +1.2

16

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242 S. G. HEDIN:

Wir finden also, dass bei der Concentration yon 0.1 Gr.-1101. pro Liter die Differenz iiberall negativ war; bei steigender Concentration wurde die Differenz allmahlich kleiner und bei einer gewissen Con- centration = 0, um dann positiv zu werden. Diese Regel ist hei allen meinen Versuchen mit Kalisalpeter und Kochsalz giiltig. Die Con- centration aber, bei welcher die Differenz = 0 wurde, war fur Blut von verschicdenen Thieren etwas yerschieden. Vie aus den Tabellen ersichtlich, war diese Concentration

beim Blut Nr. 1 0.17 bis 0.18 Gr.-Mol. pro Liter 9 , 9 , ,, 2 0.18 ,, 0.24 ,, ,, ,, ,, 3 0.16 ,, 0-18 .. 7, 77 ,, 4 0.15 ,, 0.17 ,, ,, ,, ,, 5 0.16 ,, 0.18 .. 9 , 7, 7, 6 0.17 7, . 17 91

3

Bei dem Blute Nr. 7 liegt die fragliche Concentration innerhalb der Grenzen 0.15 und 0.2 Gr.-Mol. pro Liter.

Das Blut Nr. 2 weicht am meisten von den ubrigen Blutsorten ab. Im Allgemeinen liegen die Concentrationsgrade, wo die Differenz = 0 ist, innerhalb der Grenzen 0.15 und 0.19 Gr.-Mol. pro Liter. Wollen wir eine bestimmte Concentration angeben, bei der die Differenz = 0 war, diirfte wohl 0.17 Gr.-Mol. pro Liter die richtigste sein. Fur diese Concentration war namlich 'die Differenz = 0 bei allen unter- suchten Blutsorten ausser Nr. 2.

Wir haben also gefunden, dass Liisungen Ton Kalisalpeter und Chlornatrium, welche 0.17 Gr.-Mol. pro Liter enthalten, etwa denselben Einfluss auf das Blutkorperchenvolumen ausiiben; isotonische Losungen derselben Salze, welche mehr oder weniger als 0.17 Gr.-Mol. im Liter aufgelijst enthalten , wirken aber auf das Volumeti der Blutkorperchen verschieden ein. Woran das alles liegt,, durfte wohl schwer sein, zu entscheiden.

Indessen glaube ich sehr gute Griinde fiir die Annahme angeben zu konnen, dass die Blutkorperchen ihr Volumen nicht verandern, wenn das Blut mit einer Salzlosung von etwa 0.17 Gr.-Mol. pro Liter vermischt wird. Beim Vermischen mit schwiicheren Losungen ver- grossern die Blutkorperchen ihr Volumen und zwar im Allgemeinen in demselben Grade fur verschiedene Salze, aber doch hier und da in etwas verschiedenem Grade. Starkere Losungen verursachen eine Ver- minderung des Blutkorperchenvolumens ; diese Verminderung ist fur einige Salze dieselbe, bei anderen finden wir eine kleine Verschiedenheit. Bus dieser Annahme erklart sich zunachst , warum Kalisalpeter- und

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Emmuss VON SALZLOSUNGEN AUF DIE ROTHEN BLUTK~RPERCHEN. 243

Chlornatriumliisungen von der Concentration 0.17 Gr.-Mol. pro Liter dmselbe Blutkijrperchenvolumen ergeben ; weniger und mehr concen trirte Losungen &ken auf die Blut korperchen ein wenig verschieden ein, 80 d w Chlornatriumlosungen, die meniger a h 0.17 Gr.-Mol. pro Liter enthalten, die Blutkijrperchen starker vergrossern, als isotonische Salpeter- losungen, wlhrend Chlornabriumliisungen von mehr als 0.17 Gr.-Mol. pro Liter die Blutkbrperchen starker zum Schwinden bringen, als iso- tonkche Kalisalpeterlosungen.

Den verschiedenen Einfluss ungleich concentrirter Liisungen auf die Blutkorperchen kiinnte man sich in folgender Weise erklaren. Losungen von etwa 0.17 Gr.-Mol. pro Liter verandern das Volumen der Blutkorperchen nicht, weil solche Losungen dieselbe osmotische Spannung oder dasselbe wasseranziehende Vermiigen besitzen wie das Blutserum. Beim Vermiechen des Blutes mit der Salzlosung merden die osmotischen Verhaltnisse nicht geandert: das Gemisch aus Blut- serum und Salzliisung hat dasselbe wasseranziehende Vermogen wie das Blutserum cor dem Zusammenmischen und es liegt deshalb kein Grund Tor, warum die Blutkiirperchen ihr Volumen verindern sollten.

Vermischen wir aber das Blut mit, einer schwacheren Salzlosung, z. B. von der Concentration 0.1 Gr.-Idol. pro Liter, so werden die os- motischen Verhaltnisse geandert. Eine solche Liisung besitzt einen niediigeren osmotischen Druck als das Blutserum. Darum wird auch das Gemisch aus Blutserum und Salzlosung Wasser schwacher anziehen als das Blutserum allein. Daraus folgt, dass die Blutkorperchen, deren Inhalt vor dem Zusammenmischen dasselbe wasseranziehende Vermogen besassen wie das Serum, nach dem Mischen aus dem Salzserum Wasser aufnehmen und deshalb ihr Volumen rergrossern miissen. Die Blut- korperchen werden so lange Wasser aufnehmen , bis die Concentration ihres Inhaltes dasselbe wasseranziehende Vermogen reprisentirt wie das Salzserum, und die Blutkorperchen sich also mit dem Salzserum in osmotischem Gleichgewicht befinden.

Indessen findet, wie Hamburger gezeigt hat,1 auch ein Austausch von festen Bestandtheilen zwischen den Blutkorperchen und dem Salz- serum statt. Nach Hamburger soll aber dieser Austausch ,,in iso- tonischen Verhiiltnissen" geschehen. d. h. so, dass das wasseranziehende Vermogen der Blutkorperchen und das Salzserum nicht dadurch ge- lndert wird; wird also eine gewisse Portion Salz von den Blutkorper-

Zeitschr. f. Bwbgie. Bd. XXVI. S. 414. 16'

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"41 S. G. HEDIN:

chen aufgenomnien, so wird dies nur unter der Bedingung geschehen kijnnen , dass eine mit der Salzmenge isotonische Quantitat anderer Stoffe die BlutkOrperchen verlasst. Ware diese Regel in aller Strenge gultig, wurde ich wahrscheinlich fur alle Salze mit isotonischen Lo- sungen das namliche Volumen der Blutkorperchen erhalt,en haben. Fur die Concentration 0.1 Gr.-Mol. pro Liter ist dies auch bei den Alkalisalzen - Chlornatrium und die Acetate ausgenommen - der Fall gewesen. Bei Chlornatrium und den Acetaten durfte also die oben angegebene Regel von H a m b u r g e r nicht in aller Strenge gultig sein.

Wird schliesslich das Blut rnit einer Salzlosung vermischt, die einen grosseren osmotischen Drucli als das Blut besitzt, also mehr als etwa 0.17 Gr.-Mol. Salz pro Liter enthiilt, so wird dadurch das wasser- anziehende Vermogen des Salzserums grosser, als das des Serums allein. Daraus folgt auch, dass das Salzserum den Blutkorperchen Wasser entziehen muss und folglich, dass ihr Volumen vermindert wird. Auch hier findet aber ein Austausch von Bestandtheilen zwischen dem Salzserum und den Blutkorperchen statt. Wenn das immer ,,in isotonischen Verhaltnissen" geschahe, wurde ich rnit isotonischen Losungen verschiedener Salze dasselbe Volumen erhalten haben. Wie aus obenstehenden Tabellen ersichtlich , habe ich aber rnit Chlor- natriumlosungen, die mehr als 0.17 Gr.-Mol. pro Liter enthielten, immer ein etwas kleineres Volumen bekommen, als mit isotonischen Kalisalpeterlosungen.

Die Richtigkeit der oben gemachten Annahme, dass die rothen Blutkorperchen beim Vermischen rnit einer Salzlosung von etwa 0- 17 Gr.-Mol. pro Liter ihr Volumen nicht verandern, konnen wir in der Weise prufen, dass wir auch andere Salze als Chlornatrium mit Kali- salpeter vergleichen. Wenn die Annahme zutreffend ist, werden na- ttirlich alle Salze ungefahr bei einer Concentration, die 0.17 Gr.-Mol. Kalisalpeter entspricht, dasselbe Blutkorperchenvolumen rnit demselben Blute ergeben. Selbstverst&ndlich wird hierbei die Vergleichung der- jenigen Salze am meisten beweisen, welche bei anderen Concentrations- graden nicht dasselbe Blutkorperchenvolumen geben. Darum habe ich zunachst Natriumacetat mit Kalisalpeter verglichen; Natriumacetat ergab niimlich gleichwie Kaliumacetat bei der Concentration 0.1 Gr. -Mol. pro Liter fur den molekularen osmotischen Druck den Werth 167, wiihrend fur Kalisalpeter der Werth 184 erhalten wurde; das Blut- kbrperchenvolumen war also bei der fraglichen Concentration grosser als das mit Kalisalpeter erhaltene.

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EINFLUSS VON SALZLOSUNGEK AUF DIE ROTHEN BLUTK~RPERCHEN. 245

- ~~ -

Blutkorperchenvolumina Gr.-Mol. pro Liter

1 KNO, NaC,H,O, 1 O I O

O f

_____-______ - 10 _ _ _ _ _ _ 10

B l u t Sr. 1. 40.0 -0.8 39.2 - 0 - i

0.16 39.4 39.1 t-0-3 0.18 38.8 ~ 3i.O 1 +la8

B l u t Nr. 2. 0.15 1 43.4 44.2 -0 .8

0 .16 I 42.9 I 43.2 1 - 0 . 3 0.18 41.6 41-6 0 0 . 2 41.5 40.4 I +1 .1

. B l u t Nr. 3.

I

- 0 . 8

I 31.2 I + 1 . 2

I 35.2 ~ 34.3 1, f 0 . 1

34.4

0 . 2 32-4 i

Wie ersichtlich, habe ich hier nur diejenigen Concentrationsgrade gepruft , welche in der Nahe des kritischen Concentrationsgrades (wo die Differenz = 0 ist) liegen. Auch hier finden wir, dass die Differenz for niedrigere Concentrationsgrade negativ und fiir starkere positiv ist. Die kritische Concentration war bei verschiedenem Blute etwas ver- schieden ; so liegt diese Concentration

fiir das Blut Nr. 1 etwa bei 0.16 Gr.-Mol. pro Liter, ,, ,, ,, ,, 2 ,, ,, 0-16 bis 0.18 Gr.-Mol. pro Liter,

Weiter habe ich einige Salze der Erdalkalien, welche bei einer Concentration, die 0- 1 Gr.-Mol. Kalisalpeter pro Liter entspricht, fiir den Coefficient 100 [l + (n-1) a] zu niedrige Werthe ergaben, auch bei anderen Concentrationsgraden mit Kalisalpeter verglichen. Die mol. Concentration (GL-Mol. pro Liter) der mit einer Kalisalpeterlosung isotonischen Losungen ,habe ich aus den oben angegebenen Werthen fiir 100 [l + (12- 1) a] berechnet. Die osmotischen Drucke aequimole- kulZirer Losungen verhalten sich namlich wie diese Zahlen. Die mole- kulSrren Concentrationen isotonischer Losungen miissen sich also um- gekehrt verhalten wie die Werthe fur 100 [l + (n- 1) a]. Wir finden also die mol. Concentration (z) einer Chlorbaryumlosung, die mit einer

9, 77 9, 77 3 97 9 , 0.15 9 , ? ,, 9,

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246 S. G. HEDIN:

Gr.-Mol.proLiterl KNO, 1 NaNO, I KCi 1 NaCl

0 .1 181 184 186 184 0.5 1 169 1 171 1 178 I 174

KJ KC,H80a

189 183 183 171

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EINFLUSS VON SALZLOSUNGEX AUE DIE ROTHEN BLUTK~RPERCHEN. 247

Wullen wir in derselben Weise die Salze der Erdalkalien ( n = 3 ) unter sich vergleichen, so finden mir aus den Tabellen von Kohl - rausch und G r e g o r y folgende Werthe fur 100 [l + (n- l)a]

Gr.-MoLproLiter 1 CaCI, I BaCI, 1 SrCI, Ca(?iO,), 1 Ba(NO,), 1 Sr(SO,),

9.075 249 24s 1 24s 246 i 231 r-5 0 . 2 5 ~ 230 226 ' 226 , 216 195

Wie ersichtlich, stimmen die Chloride unter sich sehr gut iihereiii, die Sitrate aber haben etwas niedrigere Werthe als die Chloride er- geben, besonders fur die Concentration 0.25 Gr.-Mol. pro Liter.

Wir sehen also, dass die ermlhnten hllialisslze unter sich und die Erdalkalisalze unter sicli in aequimolekuliiren Liisungen wenigstens nahezu den namlichen osmotischen Druck besitzen. Wie stellt sich aber die Frage, menn wir die Alkalisalze mit den Salzen der Erdalkalien ver- gleichen? Aus den Tabellen Ton K o h l r a u s c h und G r e g o r y kiinnen wir in oben angegebener Weise berechnea, dass die Molekiile der Erd- alkalisalze bei der concentration von etwa 0.075 Gr.-Nol. pro Liter denselbrn osmotischen Druck ausuben, wie die Molekiile der Alkalisalze (mit einbasischen Sauren) hei 0.1 Gr,-Mol, pro Liter. 1st dies aber derart zu verstehen, dass z. B. 0.2, 0 . 3 , 0.4 u. s. w. Gr.-lIol. Alkalisalze pro Liter den namlichen osmotischen Druck ausiiben wie 2 x 0.075, 3 x 0.075 u. s. w. Gr.-Mol. pro Liter der Erdalkalisalze?

Um diese Frage zu beantworten, wollen a i r z. B. Kalisalpeter mit den Salzen der Erdalkalien r-ergleichen. Fur Kalisalpeter 1st nach Kohl rausch 100 [l +(n- 1) a] bei der Concentration von 0.1 Gr.-Mol. pro Liter = 181 und bei der Concentration von 0 . 3 3 Gr.-Mol. pro Liter = 174. Fur BaCl, ist l O O [ l + (.-])a] bei 0-075 Gr.-Mol. pro Liter = 248.

Unter der Voraussetzung, dnss die Abnahme des osmotischen Druckes bp i Kalisalpeter und Chlorbaryum in denselben Verhiiltnissen geschieht, berechnet sich 100 [ 1 + (n- 1) a] fiir Chlorbaryum bei der Concentration 0.25 (= 0.075 x 0.33) aus der Gleichung:

1 8 1 : 1 7 4 = 2 4 8 : ~ , ~ = 2 3 8 .

In derselben Weise habe ich auch fur die ubrigen Erdalkalisalze de& Werth lOO[l+(n-l)u] fiir die Concentration 0-25 Gr.-Mol. pro ~ b m u h n e t ; diese Ziffern werden in folgender Tabelle mit den am Kohlrausch 's und Gregory's Tabellen gefundenen w a h r e n Werthen W 100 [l +(n- 1) a] verglichen.

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248 S. G. HEDIN:

Wahre Werthe 1 239 230 1 226 I 226 Berechnete ,, 238 238

-

221 lg5 ! :ki 216 236

K al i sal p e t e r un d C h 1 or cal ciu m.

Bus den Versuchstabellen von van t'Hoff und Reicher berechnet sich fir 100 [1+ (n- 1) ct] bei der gebranchten Concentration die Zahl 246 und aus Gregory's Tabellen die Zahl 250; wird das Mittel 248 als der richtige Werth angenommen, so konnen wir in angegebener Weke e = 0-0742 bereohnen, was 0.8236 Gr. CaCI, pro 100 cem ent- spricht. In folgender Tabelle sind die beim Centrifugiren von Blut mit isotonischen Kalisalpeter- und Chlorcalciumlosungen erhaltenen Blutkorperchenvolumina zusammengestellt. In der ersten Spalte wird der Concentrationsgrad der Losungen angegeben. Die Concentration 0.1 bedeutet, dass die Kalisalpeterlosung 0.1 Gr.-Mol. pro Liter ent- hielt, die Chlorcalcinmlijsung dagegen wie oben bereohnet 0.0742 Gr.- Mol. pro Liter oder 0.8236 Gr. pro 100 cem; die Concentration 0.14 entspricht einer Concentration der Salpeterlosung von 0 - 14 Gr.- Mol. pro Liter nnd einer Stiirke der Chlorcalciuml6sung von 1.4 x 0.0714 Gr.-Mol. pro Liter 11. s. w.

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Emmuss VON SALZL~)SUXGEK AUF DIE ROTHEX BLUTK~EPERCHEN. 249

57.5 60.4 -2 .9 -1 .6

Auch hier finden wir zunachst eine negative Differenz ; dieselhe wird bei 0.16 bis 0.17 Gr.-Mol. pro Liter = 0, um dann positiv zu werden.

0.1 0.14 0.2 0.3

Kalisalpe t er u n d C hlorbaryum.

Oben wurde aus K o h 1 r au s c h 's Werth fur 100 + [l(n- 1)uJ = 247e = 0.0745 oder 1 -8 1 78 g BaCl, + 2 aq. pro 100 ccm

berechnet.

I 1

Blutkdrperchenvolumina Concentration

"0

0.1

0.2 0 . 3

0-14 i

B l u t Nr. 1. 48.4 48.2 45.0 1 44.8 42.2 42 -3 38.3 I 38-8

B l u t Nr. 2. 45.2 47.7 1 41.6

36.7 35.0 33.8

+ 0 * 2 3-0-2 -0 1 - 0 . 5

- 2 - 5 -2 .0

I +1.2

Beim eraten Blute ist die Uebereinsthmung der beiden Werthe iiberall eine ziemlich gute; beim zweiten war die Differenz zunlchst negativ, urn bei skkerer Concentration positiv zu werden. Der Ueber- gang von negativ zu positip geht bei oder vor 0 .2 Gr.-Mol. Kalisalpeter pro Liter vor sioh.

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250 S. G. HEDIN:

Concentration 1 -- ~ o.l -~ ~,

0 . 2 I

Blutkorpercheuvolumina -11 Differenz KNO, i Ca(yO,,, I

39.0 - 1 . 3 34.4 34.3 +0.1 3 2 - 4 3 2 - 5 -0 .1

n - - 1 - "0

O f i n

~- - __- - 37.1 -

I

Concentration Blu tkorperchenvolumina

Differenz Ba(N03,

"0 OlO

0.1 48.3 0.14 I( 45.0 0.16 45.2 0.2 ' 1 42.3

-- - 1 . 7 :::: 11 -0.3

45.2 0 42.1 I / + 0 * 2

Page 14: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

EIRFLUSS VON SALZL~SUSGEN AUF DIE ROTHEN BLUTK~RPERCHEN. 25 1

.Inch hier wvar also die Differenz = 0 bei 0.14 bis 0 .2 Gr.-Uol. pro Liter.

Wir finden also, dass bei fast allen Erdalkalisalzen, die mit Kali- salpeter verglichen wurden, die Differenz bei 0.1 Gr.-Mol. pro Liter negativ war, irgendwo zwischen den Grenzen 0.15 und 0 .2 Gr.-Mol. pro Liter = 0 wurde, um dann in einigen Fallen positir zu werden. Die Concentration, wo die Differenz = 0 wurde, war bei verschiedenen Salzen etwas ungleich, wahrscheinlich weil die I‘ntersuchungen rnit Blut von verschiedenen Thieren gemacht wurden. 9 u s demselben Grunde habe ich auch rnit demselben Salze nicht immer die nam- liche Concentration fur die Differenz = 0 gefunden. dusserdem scheint die Grenze, wo die Differenz von negativ zu positiv ubergeht, nicht scharf zu sein; einige Salze stimmen innerhalb ziemlich weiter Grenzen mit Iialisalpeter uberein ; ausserdem scheinen diese Grenzen auch von dem gebrauchten Blute abzuhangen. Sei es nun, dass die Grenzen eng oder meit sind, mir kunnen doch wgen, dass die gepriiften Salze irgendmo zwischen 0.15 und 0 .2 Gr.-AIol. pro Liter mit lialisalpeter ubereinstimmten.

Wenn die oben gemachte Annahme, dass die Blutkiiryerchen fur eine gewisse Concentratmion der Salzlijsung ihr Volumen nicht verandern, richtig ist, so wird natiirlich dasselbe Blut rnit Liisungen verschiedener Salze roil eben dem osmotischen Drucke des Blutserums dasselbe Blut- kiirperchenvolumen ergeben. Um dies zu prufen, habe ich in einem Falle ein Blut mit Kalisalpeter, Chlornatrium, Natriumacetat und Calciumnitrat, gepriift. Dahei wurden folgende Resultate erhalten :

Concentration

__- -

0 . 1 0.14 0.15 0.16 0.17 0 . 2

, Blu tkorpercbenvolumina K S O , 1 NaCl

U u O l O - ~ _ _ -

3 i . 7 34 .4 34.4 33.3 3 2 . 4 3 2 . 4

38 .6 35.1 34.4 33.5 32.7 31 .2

NaC,H,O, O10

- 35.2 34 .3 - -

31.2

CaCI, ‘

“0

39.0

34.3

-

- -

32.5

Hier finden mir also bei der Concentration, die 0.15 Gr.-Mol. Kalisalpeter pro Liter entspricht, fur alle Salze dasselbe Blutkorperchen- volumen.

Schliesslich habe ich auch ein paar solche Salze, welche bei der Conoen tration von 0 1 Gr.-Mol. pro Liter dassel be oder nahezu dasselbe

Page 15: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

252 S. G. HEDIN:

~ - -

0.1 39.2 I 39.3 0.13 36.2 36.2

35.2 0.17 35.1 0-15

0.2 34.4 34.5 0 - 3 31.4 31.4 0.4 29.6 29.6

35.2 1 3j.2

Blutkiirperchenvolumen ergaben wie Kalisalpeter , auch bei anderen Concentrationsgraden mit Kalisalpeter cerglichen.

_ _ ~~ ~ ~- __ -0 .1 0 0

-0.1 0 0

1 -0.1

-0.3 -0.3 -0.4 -0.6 +1.9

I

0.1 0.13 0.15 0.17 0.2 0.3

37.8 38.4 34.4 34.5 32.4 31-4 30.2 28.2 28.3 27.4

Anderes Blut. I 45.1 45.4 -0.3

41.5 -0.2 1

38.2 I + 0 * 3

I 41.3

39.2 1 39.2 1 0

36.2 0 38.5 36.2

39.5 ~ 39.6 I -0.1

j

-0.6 I -0.1 I + 1 * 0

+2.0 f0 .9

Ka lisa 1 peter u nd C h l o r kal iu m.

Blutk6rperchenvolumina

KCI 1 Differenz Gr. Yo]. pro Liter KNO, I

O I O - ~ -

Ol io ~ ~~ - __ __ - -- ~ - ~

0.1 0-13 0.15 0.17 0.2

0.1 0.15 0.2 0.3 0.4

45.1 41-3 39.5 39.2 38.5

45.4 41.6 39.9 38.8 36.6

Bei Natronsalpeter finden wir fiir alle gepriiften Concentrations- grade eine gute Uebereinstimmung mit Kalisalpeter, was wahrschein- lich an der nahen Verwandtschaft der beiden Salze liegt. Bei Chlor-

Page 16: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

EINFLUSS VON SALZL~SUNGEN AUF DIE ROTHEN BLUTK~RPERCHEN. 253

kalium ist aber die Uebereinstimmung nur fur niedrige Concentrations- grade eine gute. Stirkere Liisungen - von 0 . 2 Gr.-Uol. pro Liter ab - gaben kleinere Blutkorperchenvolumen als Kalisalpeter. Chlorkalium verhalt sich also bei diesen Concentrationsgraden ahnlich wie Chlor- natrium, Natriumacetat und mehrere Erdalkalisalze.

Oben habe ich die Annahme gemacht, dass nur diejenigen Salz- liisungen, welche dasselhe wasseranziehende Vermogen wie das Blut- serum besitzen, das Volumen der Blutkorperchen unreriindert lassen, wahrend verdunntere Liisungen die Blutkorperchen zum Schwellen und mehr concentrirte zurn Schwinden bringen. Diese Annahme habe ich auch schon in mancherlei Weise gestutzt. Es giebt aber noch eine Methode, die Richtigkeit dieser Annahme durch Centrifugiren zu priifen. Wenn es namlich wahr ist, dass die Blutkorperchen nach Vermischen von gleichen Volumina Blut und einer rerdunnten Salzlosung schwellen, weil der osmotische Druck oder das wasseranziehende Vermijgen des Salzserums niedriger wird als das des Serums allein, so mussen die Blutkorperchen noch mehr schwellen, wenn dasselbe Blut mit noch mehr von derselben Salzlosung vermischt wird ; dadurch wird namlich der osmotische Druck des Serums noch mehr vermindert. In derselben Weise werden die Rlutkorperchen, wenn sie uberhaupt durch eine Salz- losung zum Schwinden gebracht werden, um so mehr ihr Volumen vermindern, je mehr von der Salzlosung zugesetzt wird. Nur bei solchen Salzlosungen, welche das Volumen der Blutkorperchen nicht verindern, wird das Blutkorperchenvolumen von der Menge der zugesetzten Salz- losung unabhlngig sein.

Nun konnte man glauben, dass diese Verhaltnisse in der Weise zu untersuchen seien, dass dasselbe Blut in einem Falle mit e inem Volumen Salzlosung und in einem anderen mit z. B. drei Volumina ver- mischt und diese Gemische zugleich centrifugirt wiirden; wenn das Blutkorperohenvolumen der Mischung aus 1 Vol. Blut und 3 Vol. Salz- liisung mehr resp. weniger als die HZilfte des Blutkiirperchenvolumens der Mischung aus 1 Vol. Blut und 1 Vol. Salzlosung ausmachte, wiirde das beweisen, dass die Salzlosung die Blutkorperchen zum Schwellen resp. zum Schwinden bringe. So einfach stellt sich aber die Sache nioht. Es hat sich namlich gezeigt, dass zwei Blutkorperchenvolumina nur dann zu vergleichen sind, wenn sie etwa dieselbe Griisse haben. Um dies zu begriinden, will ich einige Versuche darlegen. Zugleich wurde dasselbe Blutgemisch in zwei Rohrohen centrifugirt, von welchen das eine 70, das andere 35 mm lang war. Die beiden Rohrchen waren

Page 17: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

251 S. G. HEDIN:

beim Centrifugiren in der Weise befestigt, dass ihre Busberen Enden gleich weit yon der Unidrehungsachse entfernt maren. Das Centri- fugiren wurde fortgesctzt, bis die Blutklirperchenvolumina sich wahrend 1 ,Xnutt: niclit merkbar zusammenzogen.

Versuch 1. N i s c h u n g aus 1 T’ol. B l u t u n d 1 T-01. 0 . 6 p r o c e n t i g e r K o c h s s l z l6 sung .

Das Blutkorperchenvolumen im lsngeren Rohre wurde = 37 ..5 Vo1.-Proc. 7, 7 , ,, kurzeren ,, ,, = 3 6 . 4 ,,

Versuch 2. Diese lbe B lu tmischung . Das Blutkorperchenvolumen im lhgeren Rohre wurde = 37.5 TTol.-Proc.

7 , 7 9 ,, kurzen ,, = 3 6 * 2 ,,

Versuch 3. Mischung a u s 1 Vol. B l u t m i t 1 Vol. 0 . 6 p r o c e n t i g e r

Das Blutkorperchenvolumen im lgngeren Rohre wurde = 42 - 3 Vo1.-Proc. Koc hsa lz l6 sung.

9 , ,, ,, kurzen ,, = 4 1 . 2 ,,

Versuch 4. Diese lbe B lu tmischung . Im lilngeren Rohre wurde erhalten , . . . . . 42 .3 Vo1.-Proc.

1 , kurzen ,, 9 , 19 . . . . . . . 41.0 ,,

Wie wir sehen, ist die Procentzahl des langeren Rohres iiberall grosser als die des kurzen Rohres oder die Blutklirperchenschicht des langeren Rohrchens macht uberall mehr als das Doppelte der des kursen Rohres aus. Urn dies zu verstehen, mussen wir Folgendes beachten. Da in beiden RBhrchen dasselbe Blutgemisch centrifugirt wurde, das eine Rohr aber nur halb so lang war wie das andere, wurde, wenn der Grad des Zusammenpressens in beiden Rohren derselbe ware, das Blutkorperchenvolumen des kleineren Rohres gerade die Hiilfte des BlutkBrperchenvolumens des langeren Rohres ausmachen. Weil aber die ausseren Enden der Rohren sich gleich weit von der Umdrehungs- achse befinden, wird nur die aussere Halfte der Blutkorperchenschicht des langeren Rohres in demselben Grade zusammengepresst wie die des kiirzeren Rohres. Die innere Halfte wird aber nicht ebensofest zuuammengepresst, weil sie sich nicht ebensoweit von der Umdrehungs- achse befindet; ihr Volumen wird also ein wenig grosser sein. Die Centrifugalkraft, d. h. hier der Grad des Zusammenpressens, ist namlich dem Radius, d. h. dem Abstand von der Unidrehungsachse, direct pro- portional.

Page 18: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

EINFLUSS VON SALZL~SUNGIEN AUF DIE ROTHEN BLUTK~RPERCJTEN. 255

10 15 20 25 30

Wo also die Blutkorperchenschicht des einen Rohres die doppelte Lange der des anderen Rohres einnimmt., wird der Grad des Zusammen- pressens derart verschieden sein, dilss die Volumina nicht zu vergleichen sind. Ueberhaupt sind die beiden Blutkorperchenschichten nur da zu vergleichen, wo sie etwa dieselbe Grosse haben.

Dass die Verschiedenheit der Blutkorperchenvolumina am Grade des Zusammenpressens liegt, wird auch daraus ersichtlich, dass die Differenz der Blutkijrperchenvolumina in demselben Grade kleiner wird, als die Blutkorperohen fester zusammengepresst werden. J e langer das Centrifugiren fortgesetzt wird, urn so mehr wird namlich die Differenz vermindert, bis die beiden Blutkijrperchenvolumina sich nicht mehr zusammenziehen, wie aus folgenden Versuchen zu ersehen ist.

52.1 47.2 4.3 50.0 46-4 3.6 47.5 45.4 2.1 46.6 45.4 1.2 46.6 45.4 1.2

~~~ ~ ~~ ~ ~ ~~~

Differenz Blutktirperchenvolumina Zeit des Centri-

fugirens 1 1 im ltingeren Rohre I im kurzen Rohre

53.7 15 I 50.6 10

20 48.8 , 47.3 I1

30 46.6 35 " 46.6

I '

25

48.6 5.1 46.0 4.6 45.6 3 - 2 45.2 2.1 45.1 1.5 45.1 1.5

10 15 20 25 30 35

52.2 48.0 4.2 50.3 46.4 3.9 49.0 46.0 3.0 47.8 45-6 2.2 46.8 45.4 1.4 1 46.7 45.4 1.3

Page 19: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

256 5. G . HEDIN:

j

Gr*-Mol* Pro Liter i

Cm zu erreichen , dass die Blutkhrperchenschichten in beiden Rohren etwa dieselbe Liinge einnehmen, wodurch sie unter sich ver- glichen werden kiinnen und ausserdem das Centrifugiren auch etwa die- selbe Zeit in Anspruch nehmen mird, hin ich folgendermassen verfahren.

In einem Probirrohrchen murde das Blut mit e inem Volumen Salzlosung vermischt und in einem anderen mit d re i Volumina der- selben L6sung; das erste Gemisch enthielt also die Halfte und das andere den vierten Theil Blut. Zugleich wurden d a m die beiden Gemische centrifugirt und zwar das erste in einem Rohre von 35 mm Liinge und das zweite in einem Rohre von 70 mm. Die ausseren Enden der beiden Rohren befanden sich in demselben Abstand \-on der Umdrehungsachse. Wenn die gebrauchte Salzlosung das Volumen der Blutkorperchen nicht beeinflusst, so mird man also in beiden Rohren das namliche Volumen bekommen; bringt aber die Salzliisung die Blutkorperchen zum Schwellen oder zum Schwinden, so wird man im langeren Rohre ein grosseres resp. kleineres Blutkorperchenvolumen finden als im kiirzeren Rohre. Die Differenz der beiden Volumina wird natiirlich desto grosser sein, einen je grosseren Einfluss die Salzlosung auf das Blutkorperchenvolumen ausiibt. In den folgenden Tabellen sind die Resultate dieser Unter- suchungen enthalten. In die verschiedenen Spalten sind eingetragen :

in die erste: Concentration der Salzlbsung (Gr.-Mol. pro Liter); in die zweite: Gehalt des Blutes an Blutkbrperchen, wie es sich

aus der Griisse der Blutkiirperchenschicht des langeren Rohres berechnet ;

i n die d r i t t e: Blutkorperchengehalt, aus dem Blutkorperchen- volumen des k le ineren Rohres berechnet;

in die vierte: Differenz der Zahlen der zweiten und dritten Spalte.

Blutkorperchenvolumina

Losung Rohr' Losung

35mm Rohr, 1 Vol. Blut U. 3 Vol. 1 Vol. Blut U. 1 Vol. Differenz

55.6 49-8 43.6 40.0

0 .1 0.14 ~

0.2 0.26

53.4 49.2 44.4 41.4

I 0.14 0.2 0.26

54.4 49.4 44.4 40.0

52.4 48.8 44.8 42.0

+2.2 + 0 - 6 -0.8 -1.4

+2 .0 + 0 * 6 -0.4 -2 .0

Page 20: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

EINFLUSS VON SALZL~STJNGEN AUF DIE ROTHEN BLUTR~RPERCHEN. 257

0 .1 0.14 0.16 0 .2 0 . 3

Bei den Salzeii der Erdalkalien wird zuniichst diejenige mol. Con- centration (e) angegeben, welche nach oben gemachten Berechnungen denselben osmotischen Druck besitzt wie eine Kalisalpeterlosung von 0.1 Gr.-Mol. pro Liter. Die Zahlen der ersten Spalte geben an, wie viele &.-&I. Kalisalpeter pro Liter der gebrauchten Concent,ration entspricht.

Blutkbrperchenvolurnina I

49.8 46.6 + 3 * 2 42.0 1 41 -6 , + 0 * 4 39.6 39.6 1 0 36.8 37.0 - 0 . 2 34.6 35.2 -0 .6

1

I

i 70m"' Rohr 3 j m m Rohr ,I Differenz Concentration 1 I VOI. Blut u. 3 vol. 1 vol. Blut 11.1 V ~ I .

Chlorcalciurn (e = 0.0742).

0 .1 I 5 6 . 4 54.4

45.0 ~

0.14 0 . 2 44.6 0 . 3 'I 39.4 41.2

I 49.6 I 49.2 1 I + 2 . 0 C 0 . 4 - 0 . 4 - 1 . 8

Baryumni tra t (e = 0.081). 0 .1 51.6 48.8 0- 14 45.4 0 . 2 ' I 40 .0

0 . 3 ' 1 37.2 I

+ 2 * 8 + 0 * 6 - 1 . 0 - 1 . 0

Wir h d e n also, dass alle Salze, die in dieser Beziehung unter- sucht worden sind, bei der Concentration 0.1 bis 0.14 Gr.-Mol. pro Liter die Blutkorperchen zum Schwellen bringen, wlhrend dieselben Sdze in concentrirteren Losungen - etwa von 0.2 Gr.-Mol. pro Liter ab - das Volumen der Blutkorperchen zum Schwinden veranlassen. Eine Con- centration, die zwischen 0.14 und 0-2 Gr.-Mol. pro Liter liegt, wtirde demnach auf das Volumen der Blutkiirperchen keinen Einfluss ausiiben. Die Genauigkeit der eben gebrauchten Untersuchungsmethode ist nicht

Skandin. Archiv. V. 17

Page 21: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

258 S. G. HEDIN:

so gross, dass man durch diese Methode die Concentration, welche die Blutkorperchen unvedndert lassb, genauer bestimmen kann. Indessen stimmen , wie ersichtlich, die gefundenen Resultate mit meiner vorher gemachten Annahme in Bezug auf die Volumveranderungen der Blut- kijrperchen gut iiberein. Nach derselben sollte eine Concentration ron etwa 0.17 Gr.-Dlol. pro Liter auf das Volumen der Blutkorperchen keinen Einfluss ausiiben, wahrend verdiinntere Losungen das Volumen vermehren und concentrirtere dasselbe vermindern.

Nachdem die eben erwahnten Versuche schon ausgefiihrt waren, bin ich auf den Gedanken gekommen, den Einfluss einer Salzlosung auf das Volumen der Blutkorperchen auf die Weise zu untersuchen, dass im kurzen Rohre das Blut ohne etwaigen Zusatz centrifugirt wird, wiihrend das langere Rohr eine Mischung aus 1 Vol. Blut und 1 Vol. der zu priifenden Salzlosung enthalt. Da also die beiden Rohren die- selbe Menge Blut enthalten, wird man ja, wenn die Salzlosung keinen Einfluss auf das Volumen der Blutkorperchen ausiibt, in beiden Riihren dasselbe Volumen erhalten. J e nachdem aber die Salzlosung die Blut- korperchen zum Schwellen oder zum Schwinden bringt, wird man im langeren Rohre ein grosseres oder kleineres Volumen als im kurzen bekommen.

Natiirlich wird man das Centrifugiren so lange fortsetzen mussen, bis das Volumen in beiden Rohren constant geworden ist. Um so genaue Resultate wie moglich zu bekommen, habe ich bei diesen Ver- suchen so lange centrifugirt, bis die Volumina wahrend 5 Minuten keine Veranderungen erlitten. Die Centrifuge wurde wie friiher durch einen elektrischen Motor mit constanter Umdrehungsgeschwindigkeit getrieben. Es wurden in der Minute etwa 6000 Umdrehungen gemacht. Bei einigen Versuchen habe ich defibrinirtes Blut gebraucht ; sonst habe ich Blut verwendet, dessen Coaguliren durch Vermischen mit oxalsaurem Natron (1 g auf 1 Liter Blut) verhindert wurde.

Zunachst habe ich untersucht, ob das Blutkorperchenvolumen im unverdunnten Blute schneller oder langsamer bis zum constanten Vo- lumen zusammengepresst wird, als in dem mit Salzlosung versetzten Blute. Dabei habe ich gefunden, dass wenigstens bei den untersuchten Concentrationsgraden der Salzlosung die Blutktirperchen des Rinds- und Schaf blutes sich langsamer zusammenpresven lassen im Blute ohne etwaigen Zusatz, als wenn das Blut mit SalzlBsung versetzt wird; beim Pferdeblute dagegen wird das Blutkorperchenvolumen des unverdiinnten Blutes eher constant, als das des mit Salzliisung gemischten Blutes, was alles aus folgenden Versuchen zu ersehen ist.

Page 22: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

EINFLUSS VON SAI,ZI~SUNC+EN AUF DIE ROTHEN BLUTEORPERCHEN. 259

Ni c h t d e fi b r i n i r t e s Rind s b 1 u t (Oxalatblut).

Zeit des Centri- fagirens

70- Rohr. I

Differenz 1 Vol. Blut u. 1 Vol.

0.15 Gr.-Mol.p.Liter~

35 mm Rohr*

NaC1-LBsung7 I Ungemischtes Blut

Minuten

20 25 30 35 40 45 50 55

__- ~ O I O ~ _ _ ~ ~

43.7 42.7 42.4 42.2 42.1 42.0 41 * 8 41.8

O f -10 - ~- ~.

44.2 43.1 42.3 41-6 41 * 1 40.5 40.2 40.2

Defibrinirtes Rindsblut.

Zeit des Centri- fugirens

Minuten

20 25 30 35 40 45 50 55 60 65

70"" Rohr. 1 Vol. Blut u. 1 Vol.

NaC1-Losung, 0.16 Gr.-Mol.p.Litei __- '0

44.5 43.5 42.7 42.1 41.6 41.3 41.3 41-3 41 * 3 41.3

0 :

I -0 .5 -0.4

f0.6 +1.0 +1-5 +1.6 +1-6

I

35mm Rohr.

Dngemischtes Blut

O I O

47.2 46.2 45.4 44.8 43.8 42.9 42.4 42.1 42.0 42.0

Differenz

O l O __

-2 .7 -2 .7 -2 .7 -2 .7 -2 .2 -1.6 -1.1 -0.8 - 0 . 5 -0.7

Ni c h t d e fi b ri ni r t e s Rinds bl u t (Oxalatblut).

Zeit des Centri- fugirens

Minuten

35 40 45 50 55 60

70'"" Rohr. L Vol. Blut u. 1 Vol.

NaC1-Losung, 1 - 15 Gr.-Mol. p.Litei -~ OL-

38.4 38.3 38.2 38.0 38.0 38.0

35"" Rahr.

Ungemischtes Blut

olio 39-6 38.8 38.5 38.2 . 37.9 37.9

Differenz

-0- 01 -1.2 - 0 . 5 -0.3 -0.2 -0.1 -0.1

17*'

Page 23: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

260 s. G. &DIN:

Zeit des Centri- fugirens

Eicht defibiinirtes Rindsblu t .

70mm Rohr. 1 1 Vol. Blut u. 1 Vol. I

0.15 Gr.-Mol.p.Liter,

3.5 Inm Rohr. Differenz I NaC1-Losung, I Ungemischtes Blut

I

I Differenz !

OlO

45.0 43.6 43.2 42.8 42.7 42-6 42.4 42.4

01 - 0 __ ~-

-0 .8 - 0 - 7 -0 .5 -0.5

OlO

+1.8 +1.1

0 -0.6 -1.0 -1.0 -1.0 -1.0

Ni c h t defi b rin ir t es Sc h a f b lu t (Oxalatblut).

15 20 25 30 35 40 45 50 55

44.4 43.0 41.7 41.4 41.2 40.8 40.7 40.5 40.5

44.4 0 42.7 40.6 40.4 39.6 39 e . 0 38.8 38.6 38.6

Nicht defibrinirtes Pferdeblut (Oxalatblut).

%it des Centri- fugirens

Minuten

5 10 15 20

30 35 40

25,

70- Rohr. 1 Vol. Blut u. 1 Vol.

NaC1-LGsung, I. 17 Gr.-Mol.p.Lite:

OlO

46.8 44.7 43.2 42.2 41.7 41.6

' 41.4 41.4

-1-0.3 f1.1 f1.0 +1a6 +1a8 +1.9 +1.9 +1.9

3 5 m m Rob.

Ungemischtes Blut Differenz

Page 24: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

EINFLUSS VON S~~ZLOSUNGEN AUF DIE ROTHEN BLUTK~RPERCHEN. 261

Dasse lbe Blut.

Zeit des Centri- ikgirena

Minutan

5 10 15 20 25 30 35

Rohr. 35 "llll 70- Rohr.

1 Vol. Blut u. 1 Vol. Ungemischtes Blut NaC1-LGsung,

1-16 Gr.-Mol. p.Liter ,)

O i O ~~~ "L ~- __

44.9 45.7 4 7 * y 1 43.6

43.0 I 44.3 43.2 42.6 42.7 1 42.5 42.5 42-4 42.5 I 42.4

~-

Dasselbe Blut.

Minuten . ~~~~ ___ . ~~

5 10 15 20 25 30 35

~ ~ " 0 . ~ ~~ -

49.0 46.4 44.7 43.5 43.3 43.3 43.3

35 Inm Rohr.

Ungemischtes Blut

___ . ~- "0 __ 44.6 43.2 42.6 42.2 42.2 42.2 42.2

Differenz

0 1 0 ___ +2.9 +2.1 + l a 3 +0.6 f 0 . 2 f 0 . 1 + O . 1

Differenz

_______ " 0 ~

f 4 . 4 +3-2

' f 2 . 1 f1 .3 f l .1 f l . 1 +1.1

Nic h t d e f i b r i n i r t e s P fe r d e b 1 u t (Oxalatblut).

Zeit des Centri- fugirens

Minuten

5 10 15 20 25 30 35 40 45

70"" Rohr. 1 Vol. Blut u. 1 Vol.

NaC1-Lijsung, a 1 7 Gr.-Mol. p.Litci

O l O ____-.___

47.7 45.3 44.6 43.6 42-7 42.3 42.0 42.0 42.0

3smm Rohr.

Ungemischtes Blut

"I, __-__ 44.8 43.6 42.8 42.5 42.2 42.1 42.0 41.9 41-9

Differens

OlO

+2.9 + 1 - 7 +1-8 f1.1 f 0 . 5 +0.2

0 -0.1 -0.1

Page 25: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

262 S. G. HEDIN:

Dasselbe Blut.

70"'" Rohr. 35mm Rohr.

Differena fugirens NaC1-L0sung9 Ungemischtes Blut

0 - 18 Gr.-3101. p.Liter

5 10 15 20 25 30 3q 40 45

4 7 . 0 45 .1 4 3 . 8 4 2 . 8 4 2 - 0 4 1 . 7 4 1 . 4 4 1 . 4 4 1 . 4

4 4 . 5 4 3 - 6 42 .8 4 2 . 6 4 2 . 2 4 2 . 0 4 1 . 8 4 1 - 7 4 1 . 7

+ 2 . 5 + 1 * 5 f l . 0 f 0 . 2 - 0 . 2

i - 0 . 3 - 0 . 4 - 0 . 3 - 0 . 3

I

I

Wie aus diesen Versuchen ersichtlich, wird die Differenz bei Rinds- und Schafblut bei fortgesetztem Centrifugiren immer algebraisch grosser, wahrend dieselbe bei Pferdeblut abnimmt, bis ein consta,nter Werth erhalten wird. In Bezug auf das Verhalten der Blutkorperchen be- deutet dies, dass bei Rinds- und Schafblut das Zusammenpressen der Blutkorperchen bis zum constanten Volumen im unverdiinnten Blute langsamer geschieht, als in dem mit Salzlosung gemischten Blute, dass sich aber das Pferdeblut in dieser Beziehung gerade umgekehrt verhllt. Dies bringt das mit sich, dass beim Pferdeblut das Centrifugiren eine kiirzere Zeit in Anspruch nimmt, als bei Rinds- oder Schafblut. Bei Rindsblut habe ich in einigen Flllen das Centrifugiren bis 11/2 Stunde fortsetzen miissen, urn in beiden Rohren ein constantes Volumen zu erhalten.

Ich gehe jetzt xu den Versuchen iiber, durch welche ich zu ent- scheiden versucht habe, welche Concentration einer Salzlosung auf das Volumen der Blutkorperchen keinen Einfluss ausiibt. Bus den schon erwiihnten Untersuchungen konnte ich schliessen, dass die fragliche Concentration zwischen den Grenzen 0.15 und 0.19 Gr.-Nol. pro Liter zu suchen sei. Diese Annahme war ja sohon aus den vergleichenden Untersuchungen mit Kalisalpeter und anderen Salzen sehr wahrschein- lich, und dieselbe wurde noch mehr durch das gleichzeitige Centri- fugiren in langen und kurzen Rijhren gestiitzt, wobei im lingeren Rohre 1 Volumen Blut und 3 Volumen Salzliisung und im kurzen 1 Volumen Blut und 1 Volumen Salzlosung centrifugirt warden. Wenn man aber im kurzen Rohre unverdiinntes Blut und im llngeren 1 Volumen Blut und 1 Volumen Salzliisung untersucht, diirfte man wohl erwarten kbnnen,

Page 26: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

EIKFLUSS VON SALZLOSUNGEN AUF DIE ROTHEN BLUTKORPERCHEN. 263

dass die Einwirkung der Salzlijsung auf das Volumen der Blutkorperchen deutlicher hervortreten murde, als im vorigen Falle. Dies wurde auch durch folgende Versuche bestltigt, und ich habe also durch diese Me- thode die gesuchte Concentration genauer als fruher bestimmen kiinnen. Immer habe ich Kochsalzlosungen zum Vermischen mit dem Blute verwendet. Bei den Untersuchungen bin ich so verfahren, dass im kurzen Rohre unverdunntes Blut und im langeren eine Mischung aus 1 Volumen Blut und 1 Volumen einer beliebig gewahlten Salzlosung, z. B. von 0.17 Gr.-Mol. pro Liter centrifugirt wurden; waren, nachdem das Centrifugiren bis zum constanten Volumen fortgesetzt worden war, die Blutkorperchenvolumina in beiden Rohren gleich gross, so war ja zu- gleich die Concentration gefunden, die sich gegen die Blutkorperchen indifferent verhielt; wenn aber das Volumen im langeren Rohre z. B. etwas grosser war, als das im kurzen, so wurde beim erneuten Ver- suche im langeren Rohre ein Gemisch aus 1 Volumen Blut und 1 Volumen Salzlosung von 0.18 Gr.-Mol. pro Liter und im kurzen wieder nur Blut centrifugirt. Nehmen wir an, dass jetzt das Volumen des llngeren Rohres etwas kleiner wurde als das des kurzen, so war ja die richtige Concentration zwischen den Grenzen 0.17 und 0.18 Gr.- Mol. pro Liter eingeschlossen. Dieselbe murde dann durch hterpoliren berechnet.

Versuch 1. Nicht def ibr inir tes Rindsblut. Unverdunntes Blut gab beim ersten Centrifugiren . . . . 36.5 Proc.,

1 Vol. Blut und 1 Vol. NaC1-Ltisung, 0 16 Gr.-Mol. pro Liter ergab

Also die gesuchteConcentration=O.l68Gr.-Mol. proLiter=0.98gpro100C~

1, ,, ,, ,, zweiten ,, . . . . 36.5 ,,

Y, 99 9 , 9 , 9 , 0.17 ,, 7 9 9 9 3 6 . 3 3 9 37 - 3 ,,

Versuch 2. Nicht def ibr inir tes Rindsblut. Unverdiinntes Blut gab beim ersten Centrifugiren . . . . 44.4 Proc.,

1 Vol. Blut und 1 Vol. NaC1-Ltisung, 0 - 16 Gr.-Mol. pro Liter ergab

Gesuchte Concentration = 0.169 Gr.-Mol. pro Liter = 0.99 g pro 100 mm.

,, ,, ,? ,, zweiten ,, . . . . 44.4 ,,

1, 9 , 9 1 97 11 0.17 ,, ,Y ,? 4 4 - 3 9 , 45 - 3 ,,

Versuch 3. Nicht def ibr inir tes Rindsblut . Unverdiinntes Blut gab beim ersten Centrifugiren . . . . 39.0 Proc.,

9 , ,) ,, ,, zweiten ,, . . . . 38.9 ,, 1V0l.Blut und1Vol.NaC1-L6sung9 0.16Gr.-Mol.proLiter ergab 39.8 ,, b & t e Concentration = 0.167 Gr.-Mol. pro Liter = 0.98 g pro 100mm.

Y Y 19 9 , ,9 1 , 0-17 ,, ,? 7, 3 8 - 6 9 ,

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264 S. G. HEDIX:

Versuch 4. Kicht de f ib r in i r t e s Rindsblnt . Unverdiinntes Blut gab beim ersten Centrifugiren . . . .

1 Vol. Blut und 1 Vol. NaCl-LGsung, 0.16 Gr.-&Iol. pro Liter ergab

Gesuchte Concentration = 0.166 Gr.-Mol. pro Liter = 0.97

37 . 0 Proc.,

37 7 9 , 7 1 ,, ,, ,, zweiten . . . . 37.0 ..

9 , 7 ) 1, 9 9 1 , 0.17 ,, 1 , ,, 3 6 - 5 , , ..

pro 100 cclLL.

Versuch 5. Nicht de f ib r in i r t e s Rindsblut . Unverdiinntes Blut ergab . . . . . . . . . . . . 3 7 . 9 P~oc . , lVol.BlutundlVol.NaCl-L~snng, 0-17Gr.-Mol.proLiter ergab 88.0 ,*

Gesuchte Concentration = 0.173 Gr.-Mol. pro Liter = 1.01 g pro 100 ccl’l.

Versuch 6. Nicht def ibr inir tes Rindsblut . Unverdiinntes Blut ergab beim ersten Centrifugiren . . . 36-2 Proc.,

1 Vol. Blut und 1 Vol. NaC1-Losung, 0 1 7 Gr.-Mol. pro Liter ergab

Gesuchte Concentration = 0.171 Gr.-Mol. pro Liter = 1 . 0 g pro 100 ccllL.

9 , 7, 7 , 1 , >, 0.18 ), 1, 7 3 7 . 7 ,)

7 7 I , 9 , 7, ,, zweiten . . . 36.2 ,,

9 9 9 , 91 9 , 9 , 0.18 ,, 7 7 ,, 35.5 , t

36 * 3 ,,

Versuch 7. Dasselbe B l u t def ibr inir t . Unverdiinntes Blut ergab. . . . . . , . . . . . 38 . 2 Proc., 1 Vol. Blut und 1 Vol. NaCl-L6sung, 0 - 1 5 Gr.-Mol. pro Liter ergab Gesuchte Concentration = 0.15 Gr.-Mol. pro Liter = 0.88g pro 100celll.

Versuch 8. Nicht de f ib r in i r t e s Rindsblut . Unverdiinntes Blut ergab beim ersten Centrifugiren . . . 36.1 Proc.,

1 Vol. Blut und 1 Vol. NaCl-L6sung, 0 * 16 Gr.-Mol. pro Liter ergab

Gesuchte Concentration = 0.1 7 Gr.-Mol. pro Liter = 0.99 g pro 100 ccm.

38 * 2 ,,

. 9 , ,, zweiten . . . 36.1 ,,

7, 1 9 1, 9 9 7 7 0.17 ,, 11 9 , 36.1 9 )

7, 9 , 9 ,

36 - 9 ,,

Versuch 9. Dasselbe B l u t def ibr inir t . Unverdiinntes Blut ergab beim ersten Centrifugiren . . . 37*0Proc.,

1 Vol. Blut und 1 Vol. NaCl-L6sung, 0 * 15 Gr.-Mol. pro Liter ergab ,,

Gesuchte Concentration 0.154 Gr.-Mol. pro Liter = 0.90 g pro 100 ce’’l.

Versuch 10. Def ib r in i r t e s Rindsblut. Unverdunntes Blut ergab beim ersten Centrifugiren . . . 44.7 Proc.,

1 Vol. Blut und 1 Vol. NaCl-L6sung, 0 * 14 Gr.-Yol. pro Liter ergab

Gesuchte Concentration = 0-148 Gr.-Mol. pro Liter = 0.87 g pro 100 OCm.

1 , 7 1 7 % ,, zweiten ,, . . . 37.0 ),

9 , 9 7 9 , 11 1, 0.16 ,, 9 1 ,, 36.5 1 ,

37 - 3

9 7 9 , 7, 7, ,, zweiten . . . 44.7 ,,

Y l 9 9 1 , 19 9 , 0.15 ,, 19 ,, 4 4 - 5 7 , 4 5 * 5 ,,

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EINFLUSS vox SALZLOSUNGEN AUF DIE ILOTHEN BLUTK~RPERCHEN. 265

Versuch 11. Nich t d e f i b r i n i r t e s P fe rdeb lu t . Unverdunntes Blut ergab beim ersten Centrifugiren . . . 42.4Proc.,

9 , 9 , 7, ,, zweiten ,, . . . 42.4 ,, 9 , 7 , I , ,, dritten 7 , . . . 42.2 ,,

9 7 9 7 1 , , I 7 , 0.16 ,, 7, 7 , 42.5 ,, 9 7 , l 9 , 7 ) 7 9 0.17 ,, ,) ,, 41.4 1,

Das Mittel = 42.3 ,, ,, 1 Vol. Blut und 1 Vol. NaC1-Losung, 0.15 Gr.-Mol. pro Liter ergab 43 .3

Gesuchte Concentration = 0.162 Gr.-Mol. pro Liter = 0.95 g pro 100 ccm.

Versuch 12. N i c h t d e f i b r i n i r t e s P fe rdeb lu t . Unverdunntes Blut ergab beim ersten Centrifugiren . . . 41 -9 Proc.,

7, 7 , 9 7 ,, zweiten ,, . . . 41-7 ,,

7 9 9 , 7, 1 , 9 1 0.18 ,, 7, ,, 4 1 - 4 , ,

Das Mittel = 41.8 ,, 1Vol.Blut undlVol.NaC1-Losung, O.17Gr.-Mol.proLiter ergab 42.0 ,,

Gesuchte Concentration = 0.173 Gr.-Mol. pro Liter = 1 .01 pro 100 mm.

Versuch 13. Nich t d e f i b r i n i r t e s Schafb lu t . Unverdiinntes Blut ergab beim ersten Centrifugiren . . . 38.9 Proc.,

1 Vol. Blut und 1 Vol. NaC1-Losung, 0.17 Gr.-Mol. pro Liter ergab

Gesuchte Concentration = 0.175 Gr.-Mol. pro Liter = 1,02 g pro 100 ecm.

Weil die Volumveranderungen, welche die Blutkijrperchen beim Vermischen des Blutes mit einer Salzlosung erfahren, von der osmotischen Spannung der Salzlosung abhangen, wird ja, wie oben dargelegt wurde, diejenige Salzlosung , welche das Volumen der Blutkorperchen unver- Zindert liisst, dieselbe osmotische Spannung besitzen wie das Blutylasma resp. Blutserum, je nachdem nicht defibrinirtes oder defibrinirtes Blut angewandt wurde.

Bus den gemachten Versuchen geht also zunachst hervor, dass die osmotische Spannung des Oxalatplasmas von Rindsblut, wo 1 8

oxalsaures Natron in 1 Blut gelost worden war, etwa dieselbe ist, wie die einer ChlornatriumlBsung von 0.17 Gr.-Mol. pro Liter. Die os- motische Spannung des Plasmas fie1 aber bei Blut ron verschiedenen Thieren etwas verschieden aus; der niedrigste Werth war 0.165 Gr.-Mol. pro Liter und der grosste 0 .173 Gr.-Mol. pro Liter. Das Mittel aus den bei 8 Versuchen erhaltenen Werthen ist 0.169 Gr.-Mol. pro Liter, was 0.99 8 pro 100- entspricht. In zwei Fillen wurde Oxalatplasma von Pferdeblut untersucht, wobei die Werthe 0- 162 resp. 0.173 Gr.-Mol. pro Liter erhalten wurden , welche einer procentualen Concentration

,, 1, 9 , ,, zweiten ,, . . . 38.9 ,,

9 9 9 ) 7, 7 , 1, 0.18 ,, 9 , ,t 3 8 - 4 3 , 39 - 4 ,,

Page 29: Ueber den Einfluss von Salzlösungen auf das Volumen der rothen Blutkörperchen. Zweite Abhandlung

266 S. G. HEDIN:

von 0.95 resp. 1.01 (g pro 100 ccnl) entsprechen. Oxalatylasma von Schaf'blut besass die namliche osmot.ische Spannung wie eine Chlor- natriumlosung von 0.175 Gr.-Mol. pro Liter (= 1.026 pro 100

Blut von zwei Rindern wurde defibrinirt und nicht defibrinirt untersucht. In beiden Fallen murde im Serum eine niedrigere osmo- tische Spannung als im Oxalatplasma desselben Blutes erhalten, Die erhaltenen Ziffern waren in Gr.-Mol. NaCl pro Liter ausgedruckt:

1 Oxalatplasma 1 Serum

1, ,) ,) 7 7 8 7 ) 9 I 0 . 1 7 1 0.154

__- Das Blut in Versuch 6 und 7 0 .171 I 0 . 1 5

Ausserdem wurde in Versuch 10 mit defibrinirtem Blute (die Untersuchung des nicht defibrinirten Blutes wurde versaumt) die Ziffer 0.148 erhalten.

Die osmotische Spannung des Serums scheint demnach ein wenig niedriger zu sein als die des Oxalatplasmas. Bus theoretischen Griinden konnen wir auch erwarten, dass dies der Fall sein wird.

Die osmotische Spannung einer Flussigkeit wird namlich durch den Zusatz einer loslichen Substanz vermehr_t und durch das Ausfallen einer unloslichen vermindert. Ausserdem steigt die osmotische Span- nung, wenn eine geloste Substanz gespalten wird, wodurch die Anzahl der in der Losung vorhandenen Molekule vermehrt wird.

Beim Zusatz von oxalsaurem Natron zum Blute wird also die os- motische Spannung des Plasmas vermehrt, was durch die Ausf"a1lung eines Theiles der Oxalsaure als oxalsaurer Kalk theilweise compensirt wird. Es ware miiglich, dass die osmotische Spannung des Plasmas auch durch den Zerfall der weissen Blutkorperchen vergrossert wird, wobei im Plasma losliche Substanzen (z. B. Nucleohiston) entstehen. Ausserdem findet, wie Lilienfeld neulich gezeigt hat,' auch im Oxalat- blute ein Zerfall des Fibrinogens statt, wobei Trombosin und ein anderer Eiweisskorper gebildet werden, welche aber gelost bleiben. Es scheint also sehr wahrscheinlioh , dass die osmotische Spannung des Oxalat- plasmas ein wenig grosser sein wird als die des im lebenden Organis- mus vorhandenen Plasmas.

Schwieriger stellt sich die Sache in Bezug auf das Blutserum. Bei der Fibrinbildung wird die osmotiache Spannung der Fliissigkeit duroh die Ausfallung des Fibrins vermindert, aber moglicherweise ver- mehrt dnroh den Zerfall der Leukocyten und vielleicht auch durch

l Zeitschr. f. physiol. Chernie. Bd. XX, S. 135.

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EINFLUSS VON SALZL~SUNGEN AUF DIE ROTHEN BLUTK~RPERCEEN. 267

, Defibrinirt 1 Nicht defibrinirt

"lo

In beiden Fallen gab also das defibrinirte Blut ein grosseres Blut- korperchenvolumen als das nicht defibrinirte, was auch mit dem Ver- haltniss der osrnotischen Spannungen im Einklang steht. Weil namlich die Blutkorperchen ihr Volumen den osmotischen VerhU tnissen der Zwischenfliissigkeit anpassen, mussen sie, wenn die osmotiche Spannung der Flussigkeit erniedrigt wird (z. B. beim Defihriniren), aus derselben Wasser aufnehmen und somit ihr Volumen vermehren. Und die DiEerenz der Blutkorperchenvolumina des defibrinirten und des nicht defibrinirten Blutes muss urn so grijsser sein, je mehr die osmotischen Drucke des Plasmas und des Serums verschieden sind. Darum finden wir die Diffe- renz der Volumina in den Versuchen 7 und 6 - 2 Procent - grosser als die entsprechende Ziffer der Versuche 9 und 8 - 0.9 Procent -; die Differenz der osmotischen Drucke entsprach im ersten Falle 0.021 und im letzten 0.016 Gr.-Mol. NaCl pro Liter.

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268 S. G. HEUIX:

Die Resultate mciner bis jetzt erwlhnten T'ersuche lii;anen liurz in folgender \Veise zusammengefasst werden. Zunachst wurde durch Vergleichen derjenigen Blut,k6rperchenrolumina, melche mit isotonischen Losungen yerschiedener Salze erhalten murden, wahrscheinlich gemacht, dass die osmotische Spannung des Blutes zmischen den Grenzen 0.15 und 0.19 Gr.-Mol. Salpeter pro Liter liegt. Xu etwa demselben Schluss fiihrten die Untersuchungen, wo zugleich in einem 38 lllln langen Rohre 1 Tolumen Blut und 1 Volumen Salzliisung und in einem i 0 Il lrn langen Rohre 1 Volumen Blut und 3 Volumen Salzlosung centrifupirt wurden. Die fragliche Concentration niiher zu bestimmen, gelang mir mittels des genannten Verfahrens nicht, mohl aber dadurch, dass ich im kurzen Rohre einfach Blut (defibrinirtes oder Oxalatldut) mid im langen Rohre 1 Volumen Blut und 1 Volumen SalzlGsung untersuchte. Weil das Volumen der Blutkbrperchen an der osmotischen Spannung cler Flussig- keit, worin sie sich befinden, liegt, muss diejenige Concentration einer Salzlosung, welche das Volumen der Blutkijrperchen unrerlndert llsst, mit dem Blute isotonisch sein. Die Concentration, melche ini llngeren Rohre dasselbe Blutkorperchenvolumen ergab, wie es im kurzen erhalten wurde, war also niit dem gebrauchten Blute isotonisch. So wurde die osmotische Spannung des Oxalatblutes von Rindern (wo in 1 Liter Blut 1 g oxalsaures Natron gelost morden war) zu etwa 0.69 Gr.-Mol. pro Liter oder 0 .999 XaC1 pro bestimmt. Das defibrinirte Blut besass eine niedrigere osmotische Spannung - etwa 0.15 1 Gr.-Mol. pro Liter oder 0 . 8 8 g NaCl pro 10"".

Die Zuverlassigkeit der Resultate wird aber noch mehr dadurch gestutzt, dass H a m b u r g e r 1 auf noch einem anderen Wege zu dem namlichen Schluss gelangt ist. Die Methode von H a m b u r g e r beruht auf folgenden Verhaltnissen.

Wenn man ein wenig Blut in eine grossere Menge Salzlosung hineinbringt, so wirkt eine verdiinnte Losung in der Weise auf das Blut ein, dass die Blutkorperchen Farbstoff verlieren und die Losung roth gefarbt wird; in einer concentrirteren Losung dagegeu sinken die Blutkorperchen zu Boden ohne Farbstoff abzugeben. Wenn wir dem- nach immer von stlrkeren zu schwlcheren Losungen ubergehen, YO

finden wir frtiher oder splter einen Concentrationsgrad, wo die Blut- korperchen eben anfangen, Hlmoglobin zu verlieren. Nach Ham - burger 's Versuchen haben diejenigen Losungen verschiedener Salze, welohe den Farbstoff eben zu losen vermogen, dieselbe osmotische Span-

Arch. f i Anat. u. Phys. Phys. Abth. 1887. s. 31 und Zeitsrlir. f. Biol., Bd. XXVI, 1889. S. 414.

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EISFLUSS VUN SALZL~~SCNGEN A U F DIE ROTHEN BLUTK6RPERCHEN. 269

nnng. Dieser Concentrationsgrad ist fiir rerschiedene Blutsorten etwas ungleich, bet,ragt aher fur Kalisalpeter etma 1 Procent oder 0.1 Gr.-Mol. pro Liter.

Liisst miin das Blut bei ruhigem Stehtin coaguliren, so scheidet sich ein gelbes Serum ah; bringt man ein wenig ron deli Blutkorper- chen in eine Portion solchen Serums, so verlieren die Blutkorperchen natiirlich keinen Blutfarbstoff. Wird aber das Serum vorher mit destil- lirtem Wasser Ferdunnt , so kann man einen Verdunnungsgad auf- suchen, wo das duftreten des Farbstoffes eben anfangt.

Hamburger bestimmte fiir jedes Blut die Concentration einer Salzlijsung, wo der Farhstoff auszutreten anfing, und ebenso, um wieviel das Serum desselben Blutes verdunnt werclen musste, damit es durch die Blutkfirperchen roth gefirbt wurde. Da das Austreten des Hamo- globins auf osmotischen Verhaltnissen heruht , miissen die gebrauchte Salzlosung und das in angegebener Weise verdunnte Serum, die sich ja beide gegen die Blutkiiryerchen gleich verhielten , denselben osmo- tischen Druck hesitzen. Daraus konnen wir ja leicht diejenige Con- centration des gebrauchten Salzes berechnen, welche mit dem unver- dunnten Serum isotonisch ist. Nehmen wir z. B. an, dass die Blut- korperchen eben anfangen, ihren Farbstoff zu verlieren, zu einer Kali- salpeterlosung von 1 -01 Procent oder zu einer Chlornatriumlosung von 0.585 Procent, und dass das Serum mit sechs Zehntel Volumen Wasser verdunnt zu werden braucht, um Farbstoff auflosen zu konnen, so wird die Concentration (x) der Kalisalpeterlosung, die mit dem unverdiinnten Serum isotonisch ist, aus folgender Analogie erhalten: 1-01 : cc = 1 : 1.6;' cc = 1.616 Procent und die Concentration (9) der entsprechenden Chlor- natriumlosung aus der Gleichung 0.585 : y= 1 : 1.6 ; y=0.936 Procent.

In Bezug auf die osmotische Spannung des Blutserums ist

Wie wir finden, setzt H a m b u r g e r hier voraus, daes der osmotische Druck den Gasgesetzen gehorcht, oder dass der osmotische Druck, welchen eine geloste Substam ausubt, sich indirect verhlilt wie das Volumen der LSsung oder direct wie die mol. Concentration. Es scheint der Aufmerksamkeit von H a m - b u r g e r entgangen zu sein, daes dies nioht in aller Strenge fh Salze in Wasser - liisungen zutriEt, weil in solchen Losungen Dissociation stattfindet und der Die- sociatiopsgrad bei verschiedener Concentration verscbieden ist. Indessen h a t sich leicht beweisen, dass der Fehler hier ausser Acht gelassen werden kann. Bus den Tabellen von K o h l r a u s c h uber das Leitungsvermiigen von Kalisalpeter erhalten wir fur 100 [l+(?z-l)n] bei 0.1 Gr.-Mol. pro Liter die Zahl 181 und bei 0.16 Gr.-Mol. pro Liter die Zahl 179. Die osmotischen Drucke der beiden Liisungen werden sich also wie 181 : 1.6 x 179 (= 181 : 286) verhalten, wlihrend dieselben sich nach der Annahme von H a m b u r g e r wie 1: 1.6 oder 181:290 verhalten wurden.

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270 S. G. HEDIN: EINFLUSS VON SALZL~SUNGEN u. s. w.

Hamburger zu dem Schluss gekommen, dass dieselbe fur verschiedene Thierspecies und auch verschiedene Individuen derselben Thierspecies un- gleich ist. Fiir Pferd und Rind schwankt die Kochsalzlosung, welche mit dem Serum isotonisch ist, um 0.9 Procent. In den drei Fallen, wo ich defibrinirtes Blut gepruft habe, wurde das Serum mit Chlor- natriumlosungen von den Concentrationen 0.88, 0.90, 0.87 Procent iso- tonisch gefunden, welche Werthe also mit denen Hamburger’s sehr gut iibereinstimmen.

Spater hat Hamburger die Zuverlassigkeit seiner Methode da- durch gepruft, dass er die Resultate, welche damit erhalten werden, mit den durch Gefrierpunktsbestimmung erhaltenen verglich. Zunachst wurde also nach Hamburger’s Methode die mit dem Serum isotonische Chlornatriumlosung bestimmt und da,nn die osmotische Spannung des Serums durch Gefrierpunktsbestimmung ermittelt. Es zeigte sich dabei, dass die nach Hamburger gefundene Chlornatriumlosung nahezu den- selben Oefrierpunkt hatte, wie das Serum. Da ja isotonische Flussig- keiten den namlichen Gefrierpunkt besitzen, so war dadurch die An- wendbarkeit der Methode bewiesen.

Lund, im November 1894.

l Centralbl. f. Physiol. 1893, S. 758.