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80 stellte sich beispielsweise das Goldblatt auf 0,9. Der von dieser Stellang an gerechnete Oeffnungsausschlag war 21;. Auch bci diesen Verfahren liefs sich der Einflurs des ver- schwindenden Magnetismus, der Nahe benachbarter Leiter auf den Verlauf der Indriction erkennen. Die Ausschkige warcn jedoch unstater als die fruheren. V. Ueber deli e It! ktrisc her4 Leir ungsu~iderstann der Lirft; Fon A. Oberbeck. (Vorgetragen in dor phys. Gcs. zu Berlin den 26. Februar 1875.) Bekanntlich erhiilt man bei den Metallen nahezu dieselben Zahlenwerthe fur ihre relativen Leitungsfiihigkeiten fur Elektricitat und Wiirrne. Das eine solche Uebereinstim- mung bei Flussigkeiten, welche durch den Strom zersetzt werden, nicht mehr vorhanden ist, hat Paalzow') nach- gewiesen. Dagegen konnte vielleicht bei Gasen wieder eine Bhnliche Beziehung bestehen ; wenigstens scheint der Wasserstoff die ilbrigen Gase an Leitungsf6higkeit fur Warme und fur Elektricitat zu iiberteffen '). Wahrend aber die Widerstandsbestimmungen fester und fliissiger Leiter in neuerer Zeit zu eine Reihe gesicherter Ergeb- nisse gefuhrt haben, ist bei den Gasen noch nicht einmal die Vorfrage entschieden, ob man den Durchgang der Elektricitiit durch dieselben unter gewissen Umstanden (bei hoher Temperatur oder geringer Dichtigkeit) qualitativ I) Berl. Monataber. 1969, S. 49. 2) Die relativ gute Leitungsfuhigkeit des Wasaerstoffa fur Warme ist von Magnua experimentell nachgewiesen (Pogg. Ann. Bd. 112) and von Claaei a s theoretisch hergeleitet worden (Pogg. Ann. Bd. 115). Aaf die relativ gate Leitangsfahigkeit fir Elektricitiit las- sen Versache von Morren (Pogg. Ann. Bd. 130) schliefsen.

Ueber den elektrischen Leitungswiderstand der Luft

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stellte sich beispielsweise das Goldblatt auf 0,9. Der von dieser Stellang an gerechnete Oeffnungsausschlag war 21;. Auch bci diesen Verfahren liefs sich der Einflurs des ver- schwindenden Magnetismus, der Nahe benachbarter Leiter auf den Verlauf der Indriction erkennen. Die Ausschkige warcn jedoch unstater als die fruheren.

V. Ueber deli e It! ktrisc her4 Leir ungsu~iderstann der Lirft; Fon A. O b e r b e c k .

(Vorgetragen in dor phys. Gcs. zu Berlin den 26. Februar 1875.)

Bekanntlich erhiilt man bei den Metallen nahezu dieselben Zahlenwerthe fur ihre relativen Leitungsfiihigkeiten fur Elektricitat und Wiirrne. Das eine solche Uebereinstim- mung bei Flussigkeiten, welche durch den Strom zersetzt werden, nicht mehr vorhanden ist, hat P a a l z o w ' ) nach- gewiesen. Dagegen konnte vielleicht bei Gasen wieder eine Bhnliche Beziehung bestehen ; wenigstens scheint der Wasserstoff die ilbrigen Gase an Leitungsf6higkeit fur Warme und fur Elektricitat zu iiberteffen '). Wahrend aber die Widerstandsbestimmungen fester und fliissiger Leiter in neuerer Zeit zu eine Reihe gesicherter Ergeb- nisse gefuhrt haben, ist bei den Gasen noch nicht einmal die Vorfrage entschieden, ob man den Durchgang der Elektricitiit durch dieselben unter gewissen Umstanden (bei hoher Temperatur oder geringer Dichtigkeit) qualitativ

I ) Berl. Monataber. 1969, S. 49. 2) Die relativ gute Leitungsfuhigkeit des Wasaerstoffa fur Warme ist

von Magnua experimentell nachgewiesen (Pogg. Ann. Bd. 112) and von Claaei a s theoretisch hergeleitet worden (Pogg . Ann. Bd. 115). Aaf die relativ gate Leitangsfahigkeit f i r Elektricitiit las- sen Versache von Morren (Pogg. Ann. Bd. 130) schliefsen.

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ebenso auffassen darf als bei festen Leitern I). DeJhalb sind in einer der neuesten Arbeiten iiber den Durchgang der Elektricitiit durch Gase W i e d e m a n n und R ti h 1 - m a n n z, ganz von den gew6hnlichcn Methodeu der Wi- derstnndsbestirnmiiii~ abgegangen rind haben die Frnge uiit ganz andern Mitteln behandelt. So interessnnt uiin nuch die Ergebnisse dieser Arbeit sind, so lassen sich tlaraus uicht ScLlilsse iiber den eigentlichcn Leituiigswider- stand ziehen, sondern nur uber den Widerstand, welchen die Gilse dem Beginn der Entladung entgcgensctzen. Nun hat aber H i t t o r f' ') gcfiindeii, dnfs bci g e r i n p n lliclitig- keiten der Gase tler Widerstand des negntiven Gliinm- lichts, d. h. der Widerstand an der Kathode den cigent- lichen Leitungswiderstand des Gases weit ilbertrifft, dnfs dagegm hei gr6l'serem Driick haaptsiichlich das positive Licht, d. h. das gliihende vom elcktrisclien Strom durch- flossene Gas die Schwkhung deu elektrischen Strornes be- dingt. Dahcr darf man wohl unter gewijlinlichen Driick- verhdtnissen den Durchgang der Elektricitiit durch ein Gas ebenso anschen, als einen Durchgang durcli fcste Leiter.

Es schien mir' von Interesse, diese Thatsache nocli einmal festzustellen rind dabei den Leitnngswiderstand zu- n h h s t der Luft zu bestimmen. Zu diesem Zweck hnbc ich den Widerstand de i Funkenbahn des Inductionsfun- kens untersucht. Zwar hat K o o s e n ') bei ciner iiliulichen Untersuchung den Widerstand von 1 m'n der FunkenbaLn so abbiingig von verschiedenen Urnstanden aefundcn, dafs d'erartige Vmsuche Kisher' a14 nicht geeignet fur den an- gegebenen Zweck erschienen. Dagegen ist es mir gelun- gen, mit einigen Modifkcationen zu so constanten Resul- taten zu gdangen, dal's ich nicht zweifle, dafs die be-

1 ) Vergl. X i e d e m a n u , Galv. 1872, I, S. 340. 2) Pogg. Ann. Bd. 145. 3 ) Pogg. Ann. Bd. 130, S. 27. 4) P o g g Ann. Bd. 107, S. 193 bis 113.

Poggendorffa Annal. Bd. CLV. 6

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nutzte Methode zur Vergleichung der Leitungsfahigkeit der Gase wird dienen konnen.

Ich komuie zunachut zur Beschreibung der angestellten Versuche. Ein mit Stahlspitzen versehenes Funkenmikro- meter war mit einem Galvanometer und mit eineni Wi- derstaiide, welcher leicht verandert werden konnte , in den Kreis eines Inductionsstromes eingescbaltet. Als Wi- derstand diente eine enge Glasrohre (9,s ornu' Querschnitt), welche xriit verdilnnter Kupfervitriollosung gefiillt war. Der spec. Widerstand dieser Lijsung war dreimnl so grol's als derjenige eiuer concentrirteu Losung. Genaue Bestirnmun- gen der Leitungsfahigkeit dieser Losuug sind zwar noch nicht bekannt. Doch kaun man nach den vorhandeuen Angaben ') hiernach den Widerstand von 1"" der Flassig- keitssaule etwa gleich 600 S. E. annebmen. In den Kreis des inducirenden Stromes war eine Tangentenbussole ein- geschaltet , an welcher jedesmal zwischen zwei Versuchen der inducirende Stroiii controlirt und hiernach durch Ein- oder Ausschalten von Driibten constant erhalten werden konnte. Als Unterbrecher diente der W a g n e r'scbe Hnm- mer des Iiiductionsapparates. Aenderungen in der perio- dischen Bewegung desselben gaben sich aogleich am Gal- vanometer zu erkennen und konnten daher beseitigt wer- den. Um alle hiervon herrubrenden Fehler zu eleminiren, wurden alle Versuchsreihen mehrmals wiederholt und dann die Mittelwerthe genommen. Fiir dm Galvanometer war durch Vergleich mit einer Tangentenbussole eine Tabelle angefertigt , aus welcher fiir jeden beobachteten Winkel die zugehorige Stromstarke (in willkiirlicher Einheit ) ent- nommen werden konnte. Nachdem die Apparate, wie eben beschtieben , zusammengestellt waren, wurde zuerst der Rheostat auf 0 gestellt, so dds in dem Ipductions- kreise nur der W iderstand des Inductionsapparates , des Galvanometers und des Funkens war. Dann wurde eine Funkenstrecke von 1"" L b g e hergestellt , der Unterbre-

1) Vergl. W i e d e m a n n Galv. 1872, I, S. 332.

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cher in Thiitigkeit gesetzt und die bald constant werdende Gleichgewichtslage der Galvanometernadel beobachtet.

Nachdein die Funkenstrecke urn 1"" vergrofsert war, wurde wieder beobachtet usw. Dann wurde die Strom- richtung urngekehrt und wieder in derselben Weise ver- fahren. Rei 9"'" etwa h6rte die Funkenentladang auf und ging in Glimmentladung fiber. Die Galvanometernadel ging dabei auf 0 zurfick, ein Zeichen, dals in diesem Fall nur noch ein verschwindend kleiner Bruchtheil der Elektricitiit ausstrcmte. Die zweite und dritte Beobach- tungsreihe wurde in derselben Weise erhalten , nachdem anfiinglich die Widerstiinde 20rm und 50'" der Kupfer- vitriolrahre eingeschaltet waren. Das unmittelbare Ergeb- nifs der Versuche ist in der Tabelle I zusammengestellt. Unter F siud die Fiinkenstrecken in Millirnctern gegeben. Die Zahlen der Tabelle geben die Stromstarken fur die Widerstiinde OC1", 2OC1", 50Cm.

Nach dieser Tabelle sind die Curven (s. umstehende Figur) construirt, in welchen die Fonkenstrecken Ab- scissen, die Stromstarken Ordinaten sind.

Tabelle I.

6 91 42 ' 7

8 I z; I :: I I: Die gefundenen Zahlen sind zur Berechnung der Wi-

derstlnde zu verwerthen. Wenn schon der Widerstand von Fliissigkeiten in hohem Maabe von ihrer Temperatur a b h h g t '), so ist dies jedenfalls bei Gasen noch vie1 mehr der Fall. Da nun die Temperatur jedenfalls wieder durch

1 ) Vergl. hieriiber beeonders K o h l r a u s c h , Giitt. Nachr. 5. Aug. 1874, S. 408.

6 *

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die Stsrko des hindurchtbefsendcn Stromes bedingt wird so mufs nnch der Widerstand von derselben abhangen. Eine Berechnung desselben nach dem 0 hm'schen Gesetz aus zwei Versuchen bei verschiedenen Stromstlirken ffihrt, daher zu ebenso unbrauchbaren Resultaten als wenn man die Widerstiinde von Flussigkeiten mit stark polarisirenden Elektroden aus zwei Messungen berechnen wollte, welche bei verschiedenen Stromstarken angestellt wurden. Urn die Widerstlnde der Funkenbahn bei gleichen Stromstiir- ken zu erhalten, wurden nus den drei Intensitltscurven diejenigen Abscissen (Funkenstrecken in Millim.) entnom- men, die gleichen Strornstiirken enbsprechen. Dieselben sind in Tabelle I1 tinter A zusammengestellt. Subtrahirt man dann die Funkenstrecke bei 20'" Widerstand van der danebenstehenden bei Ocm Widerstand, so erhalt axan die-

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a5

140 130 120

100 90 so 70 60 50

110

jenige Funkenstrecke, deren Widerstand bei der betreffen- den Stromintensitat = 20"" ist.

Ebenso wird fur die beiden andern Reihen verfahren. Man erhdt daher Reihen von Funkenstrecken, deren Wi- derstande resp. gleich 20"", 3OCm, 50'" sind. Dieselben sind unter B gegeben.

278 3 2 377

497 523 691 619 7,s

4,i

-

Tabelle 11.

A.

Hieraus ergeben sich leicht die Widerstiinde von lmon Funkenbahn als Functionen der Stromintensitiit und BUS-

gedruckt in Centimetern der 31s Widerstand dienenden Fliissigkeit. Dieselbcn sind in Tabelle 111 zusauiiiienge- stellt.

Tabelle 111.

i I I I 140 I 130 120 I 110 100 90 80 70 60 50

11.7 ! 10.5 ll;l I 10. I 10 10,5 11,l 11,7 12,5

- I

10,3 10,7 12,o 12,o

10.6 11;1 19,2

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Die hier bcfolgte A r t der Bercchnung gewahrt einen doppelten Vortheil. Einioal werden die Widerstande nur bei derselben Stromstiirke verglichen. Ferner werden auf diese Weise etwa vorhandene Uebergangswiderstande, die jedenfnlls nuch von der Stromintensitiit abhangen, eliminirt, und man behalt nur die Erhijhung des Widerstandes ubrig, die bei gleichbleibender Strominterisitat von der VerlBn- gcrung der Funkenstrecke herriihrt.

Was nun die gefuiidcnen Zahlen betrifft, so scheint es benierkenswerth , dafs diesclben verhiltnifsm&ig wenig von einsnder nbweiclien , wiilirend bekanntlich der zufsere Anblick der Funkenerscheinung ein ganz aiiderer bei kiirzeren als bei liingereri Fuiiken ist. Die Veriinderung der Zahlen selbst findet ihre Erkliirung, wenti man die wirkliche Liinge der Funkenstrecken beriicksichtigt, aus deren Differenzen die Widerstiinde berechnet wurden. Den1 iiufseren Anblick nach wiiclist der Querschnitt der Fun- kenbillin zuerst niit der Verliingerung der Funkenstrecke bis zu einern Maximum, das etwa bei 3 bis 5'""' erreicht wird. Von da ab nimnit derselbe wieder ab. Bei mitt- lerer Funkenliinge mufs also der Widerstand von 1""" Bahn am kleinsten seyn. Bei grofseren Funkenstrecken und kleineren Stromintensitiiten findet dnnn eine Zunahme des Widerstandes statt, welche zum Theil von der Verklei- nerung des Querschnitts herriihrt.

Somit ist wohl der Beweis geliefert, dafs es moglich ist, die Zshlenwerthe fur den Widerstand gluhender Luft- strecken ebenso gut festzustellen, wie fiir feste oder flus- sige Leiter. Die niichste Aiifgabe wird darin bestehen, die Untersuchung Auf anclere Gase auszudehnen. -

Berlin, den 2. Marz 1875.