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Eliickigey, Salzsiiurebach Xuizgi PaYt in, Ost - Java. 1 11 Ueber den Salzsaurebach Sungi Pah’t in Ost - Java; von F. A. F I ti ck igc! 13. (Im Seynratnbdruck mitgetlieilt.) Die Bestandtheile der Gewiisser sind in] Allgenieinen einfach das Product der Rnswaschnng des durchflossencn I3odens; lioinnicn aber Gase hinzu, welche unter hohem Ilrucke dem Erdinncrii entstrbnien, so gestaltet sich die Auslnngnng weniger einfach. 14’0 dcr Process der Qucl- lenbildung geradezu den Iicerdeii vullranischer Thatig- keit niiher geriickt ist, tretcn nicht nur die vorzugsweise sogenannten SIineralquellen reichlichcr auf, sondern wir finden auch :tusnahmsweise Wasscr von ganz absonder- licher %nsamt~iensetzung. Dn die vulkanischen Exhala- tioncn vorherrscliend saurcr Natur sind, so zeigen diese P ulkanischen Gewiisser nisnchnial eincn schr bedeuten- dcn Gehalt an freicr Siiure ncben verschiedenen Salzen. i‘illc Vulliane gebcn wohl Scliwefclwasserstoff odcr durch I’erbrennung desselben schmefligc Siiure aus, weniger allgelliein scheint die Salzsiiure vorznkonimen, vielleicht weil vorgiingige 13ildung von Schvvefelsiiure und niehr otter weniger directe Btitwirlrung des XIecrwassers eine €Iauptbcdingang zirr Salzsiiurebildung ist *). Dafur wiirdc der Umstand sprechen, dnss allerdings die den1 - Meere nttlie gelcgenen Vulltane hauptsaclilich Salzsiiure erzeu- gm, wic die italienischen und ganz besonilcrs die der Sund:a Inseln, wiiilirencl dies Lei den schon weniger litto- ral gclegenen siidamerikanischen nicht in gleiclrcni Rlansse dcr Fall ware*:+). Docli ist ohne Zweifel die chernische Geogmphie riocli zu wenig vorgeriickt, urn in diescr Riclitiing niehr als einige allgenieine Vermuthungen zu erlaubcn. In den meisten Fallen entneichen (lie snuren Diiinpfe *I Untl grwisd die einfachere als die so oft angenommene Zer- setzung voti Chloriircn dureh Kieselskure. **) Vogt, Geologie 11. 155. (2. Aufl.)

Ueber den Salzsäurebach Sungi Paït in Ost-Java

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Eli ick igey , Salzsiiurebach Xuizgi PaYt in, Ost - Java. 1 11

Ueber den Salzsaurebach Sungi Pah’t in Ost - Java; von

F. A. F I ti ck igc! 1 3 .

(Im Seynratnbdruck mitgetlieilt.)

Die Bestandtheile der Gewiisser sind in] Allgenieinen einfach das Product der Rnswaschnng des durchflossencn I3odens; lioinnicn aber Gase hinzu, welche unter hohem Ilrucke dem Erdinncrii entstrbnien, so gestaltet sich die Auslnngnng weniger einfach. 14’0 dcr Process der Qucl- lenbildung geradezu den Iicerdeii vullranischer Thatig- keit niiher geriickt ist, tretcn nicht nur die vorzugsweise sogenannten SIineralquellen reichlichcr auf, sondern wir finden auch :tusnahmsweise Wasscr von ganz absonder- licher %nsamt~iensetzung. Dn die vulkanischen Exhala- tioncn vorherrscliend saurcr Natur sind, so zeigen diese P ulkanischen Gewiisser nisnchnial eincn schr bedeuten- dcn Gehalt an freicr Siiure ncben verschiedenen Salzen. i‘illc Vulliane gebcn wohl Scliwefclwasserstoff odcr durch I’erbrennung desselben schmefligc Siiure aus, weniger allgelliein scheint die Salzsiiure vorznkonimen, vielleicht weil vorgiingige 13ildung von Schvvefelsiiure und niehr otter weniger directe Btitwirlrung des XIecrwassers eine €Iauptbcdingang zirr Salzsiiurebildung ist *). Dafur wiirdc der Umstand sprechen, dnss allerdings die den1 - Meere nttlie gelcgenen Vulltane hauptsaclilich Salzsiiure erzeu- gm, wic die italienischen und ganz besonilcrs die der Sund:a Inseln, wiiilirencl dies Lei den schon weniger litto- ral gclegenen siidamerikanischen nicht in gleiclrcni Rlansse dcr Fall ware*:+). Docli ist ohne Zweifel die chernische Geogmphie riocli zu wenig vorgeriickt, urn in diescr Riclitiing niehr als einige allgenieine Vermuthungen zu erlaubcn.

In den meisten Fallen entneichen (lie snuren Diiinpfe

*I Untl grwisd die einfachere als die so oft angenommene Zer- setzung voti Chloriircn dureh Kieselskure.

**) Vogt, Geologie 11. 155. (2 . Aufl.)

112 Fliickiger,

in die Atmosphare, wahrend sie an andern Stellen von Wasser absorbirt werden und geradezu als verdunnte Sauren zu Tage kommen. Dazu finder1 sich die an und fur sich einfachen Bedingungen doch nicht uberall zu- samrnen, liauptslichlich nur an den Sitzen der intensiv- sten vulkanischen Thiitigkeit, weshalb die bis jctzt we- nigstens bekannten stark sauren Quellen oder Bache auf nur wenige Localitiiten beschrankt sind, die aber zum Theil schon lange die Aufmerksamlteit der Geologen auf sich gezogen haben.

Eins der bekanntesten Vorkonininisse ist der Rio Vinagre oder Pasambio, ein miichtigcr Bach ain Vul- kan von Purace, im Siidwesten von Neu-Granada. Er enthalt *) in 100 Thcilen beinnhe 0,1 freier Schwefel- saure, etwas weniger freicr Salzsiiure und fliesst in solcher lliichtigkeit, dass er taglich uber 60,000 Kilo dieser Sauren wegfuhrt.

Fast ebeiiso stark salzsiiixrehaltig und noch weit reicher an Schwefelsiiure ist ein heisser Rach des Pa- ram0 de Ruiz, westlich yon Santa F e de Bogota"")

Aucli am Vulkan von Pasto hat Roussingault (1. c.) saures Wasser gefunden und vorgcschlagen, es zui- Chi- ninfabrikation aus den nahen Chinnwiilderxi zu ver- wenden.

Das interessanteste derartige Wiisser ist oline Zweifel das eines kochendcn Sees auf der kleinen Insel White Island in der Plenty Bai, im Nordosten der nordlichen Insel Neeseelands *+*). Es enthiilt nicht weniger als 10 Proc. freier Salzsaure neben 2,7 Proc. Eisenchlorid und 1,2 Gyps. Dieses natiirliche Salzsaure -Reservoir findet vielleicht seine wiirdige Stelle in der zultunftigen Industrie Neuseclands. - Ein so holier Siiuregehalt steht bis jetzt, einzig da.

*) Boussingault, Ann. d e Chim. et de Physique. 20. 111. **) LBwy, Ann. de Chim. et de Physique. 20. 110.

***) I'onteil, Ann. de Chim. de Phys. 96,193. - Spcc. Gew. dieses Wassers 1,0826.

SalzsYuvcbuch Surzgi Pa'it L I Z Ost - Juva. 113

Im Vulkan de 10s Votas unweit des Nicaragua-Sees in Costa-Kica, besteht ein Kratersee aus scharf saureni Wasser, dessen vermuthlicher Abfluss der Rio agrio ist *).

Auffallend ist das Vorkoniinen sauren Wassers in Ober - Canada und Keu- Yorl~*:~), giinzlich den Heerclen d k a n i s c h e r Th#tiglieit entriiclit.

In unsercr Nahe scheinen saure Quellen zii fehlen, ~ 0 ~ ~ 7 0 1 1 1 an den wasserarinen italiciiisclien' :tls anch auf Island, wo Lekaiintlich die ITiesclerdc eiiie hervorragende Rolle spielt. Die gewaltige Vulkanenreihe .Jav:is dagegen, die sich dukch ihre stark salzsiiurehaltigen 1r)Zmpfe auszeichnet, hat eine nlenge Gewiisser von he- f riichtfichern Siiuregehalt aufznweisen. Es sind dies kleine IKraterseen nocli thstiger Vd$ane oder Abfliisse solclier '~Vasseransaninilungen, deren J u n g l i u h n in seineni be- lrannten Werlre iiber Java (11. 902) nicht weniger als eilf aufzhhlt. In erlosclienen I h t e r n findet sich nnr r,iisses Wasser, so dass die saurcn Qucllen ohne Zweifel beini Zusammentreffen atmospliiirischen Wassers mit den ,saureii Dhmpfen des Iiinern dcr Vulkane entstehen.

Yon den zahlreichen sauren Wiissern Javas mar bis- Iier riur cin cinziges quantitativ voii P. S. J l a i e r untcr- siicht j-), das des Kawah- Domas, einer Solfatara am Nor& ostabliange des Gunung - Tanlruban- Pran bei Ijandong in West- Java.

Uieses TYasser zeigt 950,5 C., ist lrlar und geruchlos, yon 1,0035 spec. Gcwicht, entl-ihlt (I,& I'roc. fester Re- standtheilc nebst 0,Od Proc. freier Schwefelsiiure und o,O8 Proc. freier Salzsimre. Einen selw bedeutenden Ruf liat der saure Bacli S u n g i (hochmalaiisch = F~USS) P a i t (= sauer oder nclstringirend) oder U a n j u (java- niscli=Wasser) P a i t , der unniittelbare Abfl~iss cles I d j h -

*) Pctermtliin's Geogr. iIIittlieilungeii. 1 H t i l . 333 und 336. *") Comptea rendus. 1835. Juiii.

+ '*) Saint Claire - De.c.ille et Leblaiic. Gnz volcaaiques cle 1'Italie m6ridionalc. - Ann. cle Chim. et dc l'hysiquc. 52, 5.

t) Jutighulio, 11. 905. Arch.d Pharin. CLXI. lids. 2. Hh. 8

114 Ri2ckiger;

Kraters in der gewaltigen Vulkangruppe des Idjkn - Me- rapi im aussersten Osten Javas. Er wurde schon 1805 von dein beruhinten Botaniker L e s ch e n a u 1 t besucht und das von dieseni gesainmelte Wasser durcli V a u q u e - 1 i n *) untersucht. Er fand freie Schwefelsiiure, scliweflige Saure und SnlzsKure neloen Sdfaten von Aluminium, Calcium, Kalium und Eisen. Bei der grossen Eruption des Merapi iin Jahre 1817 sol1 sich der Sungi Pai't un- zweifelliaft sehr ubertricbenen nitch Europn gelnngten Berichten zufolge, nls fijrniliclier iitxender (Schwefel- ?> Siiyrestrom in die Niederungen von Hanjuwangi ergossen und grossartige Zerst6rungen vernnlasst haben. i8-IG schopfte J u n g h u h n selbst (1. c. 11. 699, 9O3) Wnsser nus diesem Bsche, etwas unterhalb der Stelle, wo er einen kleinen Fall bildet, in 5150 Fuss iV1eereshiihe. A. W a i t z in Sainarang fand darin Sulfate uncl Chloriire von Eisen, Aluminium, Culciuin, Magnesium, Knlium, Natrium, etwas Phosphorsaure, Kieselsaure ond Harx (sic .?, Von irgencl einem Geruche des Wassers wird niclits er- wahnt.

Der Sungi Pa'it tritt etwas unterhalb des Kratersees Id+ als bedeutender Bach zu Tage, so dass er anfangs einen kurzcn unterirdischen Lauf besitzt. Das Wasser hat keine erhohte Tempei.atur, bildet im Bachbette kein Sediment und ist geruch- mid farblos. Nur im Krater- see selbst schimniert es griinlicli. Das Gestein ist ober- fliichlich zerfressene compactc Trauhytlava, stellenweise mit Alaun- Efflorescenzcn iiberzogen. Nnch sehr kuzem Wege fliessen dein Sungi I'a'it siisse Bilche**) xu, so dass weiterhin sein Siiurcgehalt sich relntiv schr ver- mindert nnd bald ganx verliert. Bei anhaltendcr Tro- ckenlieit, wenn die Znfliisse siissen Wassers spiirlioher wcrden, niinmt der S&uregehalt iiri mittlern Laufe des

*) hniiales dii Mriscie, XVIII. 444. **) Narnentlicli eincr, Sungi Puti (= weisser Baeh), der dnruh

aufgeschllrnrnte l3odenbestandtheilc weiss ist, wodurch dann wohl hnuptslchlich die Yiiore des Piit abgestumpft w i d .

8alxsaurebnch Sungi Pa3 in Ost - Java. 115

Baches relativ ZU, zur Regenzcit dann wieder ab. Diese Interinittenz hat fruher zu allerlei sonderbaren Erkliirun- gen gefiihrt, bis J u n g l i u h n die Erscheinung in dieser Weise geniigcnd deutete.

So merkwiirdig nun auch clicser saure Bach ist, so beschriinkt sich unsere chemische Kenntniss dessclben auf die angefiihrtcn bloss qualitative11 Daten von V a u - q u e l i n und von W a i t z .

Es schien niir daher der Miilie werth, dieselben durch eine quantitative Untersuchung zu vervollstiindigen, da die Localitiit fiir die Geologie u7ohl eine classische genannt werdcn darf. Die Besorgung des Wassers iiber- nahm auf meinen Wunsch der leider allzu friih verstor- bene Botaniker €1. Z o l l i n g e r aus Zurich, dcr damals in Rogodjampie, am Ostabhnnge dcs Merapi - Gebirges niedergelnssen war und durch seine grossen Verdienste urn die Flora Javas bekannt ist.

Z o 11 i n g e r schopfte im Sonimer 1858 in Gemein- schaft mit IIerrn Bergwerksdirector S t o h r *) das Was- ser des Sungi Pait an derselben Stelle, wie friiher J u n g - h u h n , unterhalb des ersten Wssserfalls. Es wurde in reine 147asserflaschen gefasst, sorgfiiltig verstopft, versie- gelt und mir direct zugeschickt. Z 0 1 l i n g e r benierkte dazu: ,,Dcr BacEi Sungi Pa'it fliesst stundenlang nach- dem cr den Rrater verlassen, ohne irgend Gasc zu ent- wiclieln. Scheint an tiefern Stellen seines Laufes saurer und bitterer zu sein als an lioher gelcgenen." Leidcr hnbe ich kein Wasser von einer andern Stelle des Ba- ches, so dass die letztere Beinerkung Z o l l i n g e r ' s un- erldarlich ist, wenn sie nicht einfach auf eiiiem leiclit begreiflichen Irrthum der Zunge beruhen sollte.

Das Wasser kam zu Anfang 1859 unversehrt in meine Hiinde; die Flasclien waren voll, der Inhalt volI- koinmen lrlar und farblos; ohne Absatz und ohne acruch und hat sich auch bis jetzt iinverandert so gehalten.

*) Herr S t o h r machte unllugst dcr Naturfors. Gesellschaft in a *

116 Fliickigey,

Das specifiscbe C4ewicht fand ich Lei 160 C = 1,0111 im I. Versucli

1,0317 ,< 11. 1,0111 ,, 111. y

Also iin hlittel = 1,0113, rerglichen niit n’asser von derselbeii Temperatur (V a u q u e 1 i n’s Wasser war von 1,118 spec. Uew. *), also anffallend schwcrer); 100 Grin. des Wassers, etwas iiber 1000 C. eingedanipft, liesseii 1,493 Riiclrstnnd; 300 Grin. genau bei 1 0 0 0 C. eingcdampft, dann iiiehrere Tage lang bei gew&nliclier Teiiiperatur iiber Schwefelsiiure getrocknet, gaben 5,0845 Riickstnnd,

also in 100: 1,694

dcr Riickstand brtriigt dcmnach ini Mittel 1,596. I)ur liiickstand bildet i*btlilicli -gelbe Iirptaliiiiisclie

Krusten, die etwas zerfliesslicli sind. Unter dem R l i - kroskop sielit mail darin lrleine Krystallnadeln von Gyps, daneben einzeliie sehr stark glanzende OctaCder uncl Combinatioiieii dcrselben init dern Wiirfel. A U C ~ die geringe Lbslichkeit dieser Krystalle chm-akterisirt sic als Kalialaun.

Unterwirft nlaii das I T 7 a s s c ~ der Destillation, so geht selir bald Salzsiiure ciiker **), Lei zunehmendcr Concen- tration schcidet sicli i n der Retorte cine lirgstallinische Kruste ab, welche sich bei ndierer Yrufung als Gyps mit Spuren voii Eisenoxyd, abcr frei \-on Kieselcrde erwies.

Schon die nrspriingliclie E’liissigkeit, iiocll ltriiftigcr aber die concentrirte fiirbeii Lackinuspapier rotli, Cur- cuma braun. V‘ir werden sclien, class iiiaii sich einer

Zurich hlittliciluiigeii iilier da5 I d j h -Gcbirgc selbst. - Siclie dereii Vierteljahrssclirift 1862. A m . du BIussCe XI-111. 44f. - Anch in andcrer Himielit sclieint l-auqualiiis \TIassc~ voii rlein darch Zollinger ge- schopften qr~antit,ativ etwas ~crschiedene Znsnx~imensctzu~rg gebdJt zu hnben. Vauquelin (1. c . ) hatte aucb scliweflige Sliurc beinerkt, die weder Jmghul in , noch \T’aitz, noch Zollinger nugab.

Xtrlzsiila.ebac7~ Sum$ PaYt i l l Ost - JIIUU. 117

Tiiuscbnng hingeben wiircle, wollte man letztere Eeaction vie gewohnt der 13ors;iure zuschreiben.

l)er gewohnliche Gang der Untersuchung liess fol- gencle Basen erkennen: Eiecnoxyd (Zersetzung des ~;,hwefelwasserstoffs), Thonerde, Kalk, Magnesia, Natron, Kali. Die Abwesenheit von Baryum, Strontium, Nangan und Anlmoniuin wurde eigends constatirt:&).

Von Sauren fanden sich vie1 Salzsiiure und Schwe- fehsaare, sehr wenig Kieselsiiure; von Phosphorsiiure \wren nuch in Clem betreffenden Thonerdeniedersclilage selbst niit molybdiinsaureni Animoniak nur zweifelhafte Spuren ZLI finden.

Der niit salpetersaureni Silberoxyd aus 100 Grm. Wasser erhaltene Niederschlag wurcle mit reinem Eisen redncirt, im Filtrat konnte weder Rroni noch Jod nachgewiesen vrerden.

Schwefelsaure Indigolosung wird, wenn in geringer JIenge dem Wasser zugesetzt, bei Siedhitze langsam (?ntf'arkrt, so dass nian vcrsucht ist, nuf Gegenwart yon ;&lpetersiiure zu schliessen. Ich habe aber toereits an- derwiirts gezeigt"*), dass auch dein Eisenoxyd das Ver- mijgeii z ~ l i o ~ ~ i ~ n t , Indigo zu zerstoren. Und dieser Re- action allein ist hier allerdings das Verhalten zu In- digo zuxusclireiben. Wird namlich in dem Wasser durch Schwefelwasserstoff das Eisenoxyd redacirt, so verliert es die Wirkung auf Indigo. Es ist also keine Yalpeter- siiure vorhanclen.

Das saure Wnsser briiunt Curcuniapapier, der Riick- stand nach dem Abclampfen, mit etwas SchwefelsLure und IVeingeit iibergossen, giebt beim Anziinden eine undeutlicli grunlich gesiinmte Flnmme. Beides spriclit ffir Her. Eefreit man aber den niickstxnd des Wassers

Eben SO wenig fand sich Fluor.

*) Herr Dr. S i m m l c r hntte die Gutc, das Wasser mit Hiilfe dcs Xlousson'sclien Ypectroskops zu priifen. Im Wasser selbst und noch weit driitliclier in1 ~'erdampfangsriickstande dessel- ben, zeigte sich sofort die Anwesenheit des Li th ium.

**) Schweiz. Zcitbchrift fiir Phnnnacie. 1860. 59,

118 Fliickiger,

vermittelst Schwefelsaure von Chlor, so erhalt man keine grune Flamine mehr, weil diese von Chlorathyl herriihrte und ebenso bleibt die Curcumareaction ganz aus, wenn man dns Wasser zuvor mit Schwefelwasserstoff behan- delt, weil auch Eisenoxyd (nicht aber Oxydul) nach W i t t s t e i n *) Curcuma rothet. Es ist also bestimrnt keine Borsiiurc vorhanden.

Es war von Interesse, durch einen bloss qualitativen Versuch zu ermitteln, ob die Schwefels%ure zuin Theil frci vorhanden ist. Nach Rose**) wird dazu dns Ver- halten zu Zuckerlosung benutzt, welche durch freie SchwefelsLiure in gelinder W#rme sofort gescliw5rzt wird. Leidcr aber zeigte ein (fegenversuch alsbald, dass auch freie Salzsiiure gleichwirkt. Ich schlng dnher den Weg cin, dns Wasser mit einem hochst geringen Ueberschuss von nbsolut siiurefreier Indigol6sung zu kochen, so dass es noch schwach bliiulich blieb. I n die kochende Fliis- sigkeit lioss ich einige Tropfen Salpeterlosung fallen. Freie Schwefelsaure hatte bis jctzt die blaue Fiirbung zcrstijren miissen, was aber nicht gescliah, so dass die Schwefelsiiure des Wassers an Bascn gebunden sein muss.

Die quantitativen Bestiinmungen wurden in gewohn- tcr Weise nusgefuhrt : Eisenoxyd und Thonerde durch Kali getreniit, Kali und Nstron durch Platinchlorid. Be- sondere Sorgfnlt wurde der Kieselsiiure gewidmet, und als solche nicht ohne Weiteres clcr in Salasiiure beim Einda.mpfen unlosliche Riickstaiid genornmen, da der- selbe offenbar der Hauptsache nach aus Gyps bestehen musste. Er wurde daher mit kohlensauren Alkalien aufgeschlossen und so erst die reine Kieselsaure erhalten und gewogen. Die unmittelbaren Ergebnisse der Ana- lyse sind folgende.

In 100 Grrri. Wasscr wurde gefunden:

*) Vierteljnhrsschrift fur prabt. Pharniacie. 1855. 271. **) Anal) t. Cheinie. 1. 943.

tSulzs&re.eback istingi Payt in Ost - Java. 119

SO3 0,406 Grarnm c1 = 1,042 SiO2 = 0,006 KO = 0,008 NaO = 0,033 CaO = 0,052 ,, MgO = 0,027 ,, Alto3 = 0,150 Fez03 = 0,120 ,,

1,844 Gramm. Hiernus lassen sich folgende Verbindungen, nls wahr-

scheinlich in1 Wasser enthalten, herechnen.

Nntronalaun ................ 0,259 Kalialauu . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0,044 Schwefelbaure T l ~ o ~ ~ e r d e . . ... 0,110 Schwefelsaurer Kalk . . . . . . . . 0,126 Schwefelsaure Magnesia.. ... 0,081 Cidoralurnininm . . . . . . . . . . . . 0,143 Eisenchlorid . . . . . . . . . . . . . . . 0,241 IiieselsBure ................ 0,006 Feste Btstandtlieile ......... 1,010, ferner Freie Salxsiiurc.. . . . . . . . . . . . 0,804

In 100 Theilen

- ___

Rechnct inan den gefundencn 1,010 Gramm fester

hinzu, Bestandtheile noch das dazugeliorige Krystallwasser init wcnigstcns . . . . 0,527 so erhiilt man als walirsclieinlichen Ruclistand v01n Eindaiiipfen bci ICIO Procent .................... 1,537 Grnmm, was init den oben erwkhnten directen Versuchen geniigend s t i min t .

Es ist soinit aucli fur den Sungi Pai’t erwiesen, dass er in der liege1 nicht freie Schwefelsaure fuhrt, welche Ju n g h u 11 n (11. 904) uberliaupt den sauren Gewassern Javas ini Allgenieinen abspriclit. Die Fumarolen seiner Umgebung stossen allerdings schweflige Siiure aus, die aber nach dem Zeugnisse J u n g h u l i n ’ s und Z o l l i n - g er’s nicht im Wasser des Sungi Pait vorkomint *).

*) Verg.1. dagcgen ohen Frauquelins Angabe, Note **) auf pag. 116.

120 Fliicliigev,

Die genauere Erklarung der chemischen Reaction, welchen dieser Salzsaurebnch seine Entstehung verdankt, muss den mit der Loealitnt vertranten Qeologen anheim- gestellt merden.

-~

Nachs ch r i f t. D a die vorstehencle Schilderung des Baches von

mir nicht mit der Anschaulichkeit eines Augenzeugen gegeben werden konnte, so erlaube ich mir zur Vervoll- staiidigung einige nachtragliehe Mittheilungen des H‘errn Bergwerkdirectors S t o h r (vom 20. Januar 1862 aus Zii- rich) mit dessen giitigster Erlaubniss wiirtlich beixufiigen :

,,Der thiitige Iha te r des Idjbn heisst Widodarin, der auf seinem Grunde einen See cnthglt, welcher ringsum- her von schroffen 500-600 Fuss liohen W” an d en um- geben ist. Nur im Osten sind die W#nde sanfter geneigt, so dnss es hier gelingt, bis in dic NWhe der Fuinarolen z n kommcn, oline diesc, die sich fast in1 Niveau des Sees befinden, ganz zu erreichen. Der See hat heute keinen siclitbaren Abfluss, doch bofindet sich iin Westen, den Fumarolen gegenuber, eine scharf eingeschnittene Schlucht, durch einen Querdamni von kaum 50 Fuss Kohe geschlossen, durch welchen der See einen Abfluss hat. Frither war dies anders; Dr. Epp , der 1‘789 den Idjkn bestieg, sah den See durch ein unterirdischcs Qe- wolbe abflicssen, welches die Eruption von 1795 zerstort hat. Den Bach Sungi Pa’it ostwarts verfolgend, kann man sich von der andern Seite dein Dainme niihern, ohne jedocb in den engen steilen Schluchten ganz hinxu zu gelangen. In dcr Trachytlava haben sich tiefe Schluch- ten gebildet und in oiner solchen, deren W a d e bis 120 FLNS aufsteigen, fliesst der saure Hach in rascheni Litufe und vielfache Cascaden bildend (einmal 70 Fuss hoch) dem Hochlande von Gedeng Walu zu. Der Bach war, als wir*) ihn besuchten, sehr klein, das Bachbett nur

*) Die Herren St6hr und Zallinger.

Sirlzsiiiircbnch Xio2gi Pu?t in Ost- Java. 121

wenige F~ISS, in seltenen Fkllen iiber 5-6 Fuss breit nnd nur ausnahmsweise, wo sich kleine Tuinpel gebildet lintten, inelir als 1 Fuss tief, doc11 inachen sich die WasserC%lle recht hiisch. Zcitwcise muss das Wasser liiilier stchen, denn an1 Oehiinge befinden sich bis I? Fuss und inelir i h e r dein Bachbettc pr&chtige Iirystalle yon f"edera1aun nnd &jrJS. Ausiiahmsweise muss der Bach eine ungehcure Wasserrnenge fassen, denn in seineni (Jbel.11 Laufe befinclet sich etwa -10 Fuss iiber dem Bach- bette eine lsleine Vorstufe, auf weleher sich eine h s s e Sctiwefel findet, dessen Eiitstehung im Kratersee zu su- &en ist, uric1 der nur dadurch hierher gelionmien sein Bann, dass der See den erwalinten Querdanim iiberfla- thete oder dnrchbrach, wahrsclieinlich bei eineni Aus- lsruche. li

,,L)as Wasser, das Sie analysirten, ist unterhalb cles orsten W:tsserfalls gesclibpft, wo nuch J u n g h u 11 n tc1ii;pfte. Dort Iiat sich ein zieinlich grosser Tiimpel ge- bildet, und sclrien uns dort das Wasser saurer zu sein als weitcr oben, was sich, wenn es keine Tiiuschung war, dadurch erklbren liesse, dass in den1 Tiimpel eine Yerdunstung sicli fiihlbar mache, anderers6its auch bei Iioherein Wnsserstande ein Theil des an den Bachran- dern abgesetzten Alauns sich Ihse.

Von dort an dnrcbfliesst cler Kach das zweite Hoch- land von Gendeng Waln; dnnn durch die Qebirgsspalte des Kendangruckens sich ergiessend, E%llt er ins Tief- land n n d vereinigt sich dort iiiit andern Riichen, mit dencn er sic11 ins Aleer ergiesst. Was von den Eigen- schaften dieses Haches, seiiiem bald hellcn und sauren, Lald milchigem und nicht saurem Wasser, r o n L e s - c h e n a u l t , I I o r s f i e l d und J u n g h n h n erziihlt wird, Iia t zu verschiedenen Ersahlungen Anlass gegeben. Nacli d c : ~ was wir erfu!:ren, scheint das mnhrscheinlicliste Fol- gendes: Die ganze Hochebene Gedeng Wnlii ist sehr wasserarni nnd in der trocknen Jahrszeit fast kein nn- deres Wasser vorhanden, IVO dann die Javanen, die sich

122 Karste n,

wegen der I-Iirschjagd oben aufhalten, ilir Trinkwasser aus gegrabenen Cisternen sch6pfen. Uann ist der Each jedenfalls sauer und klar. Fiillt Regen ein, so schwillt nicht allcin der saure J3ach, sondern niilchig weisse 13iiche ergiessen sicli von allen Bergen; in diesem E’alle liiuft der Bach durch die Kendangspalte rnilchig ab und wird wohl gar nicht sauer scin. Kur wenn durch ausserordcntliche Ereignisae vcranlasst, was wohl lrauin selbst tropische Regen bewirkcn, der Kratersee ubcrliiuft oder dcn Dninin durchbricht, d a m walzt sich dns saure Wasser, alle Vegetation veriiichtend, den Niederungen zu; so 1817 ‘Dei der lctzten Eruption. - Uebrigens lieisst irn Tieflande cin und derselbe Each bald Sungi Puti, bald Snngi h i t . ‘‘

---sbci--

Zur Relantniss des Verwesungsproeessea ; von

M. K a r s l c n .

Oxydatiofa c l w in. der Atniosphirre eiatltcilteimi gczsfiji-trzigen liohle,istolrc;el.bi~ldul~gelz.

Die von iriir in] 13d. 109, S. 346 von Poggendorfi’s Annalen mitgetlieilton Versuche iibcr die Oxydation kolilenstofflialtigc~, organischer Verbindungen licferten den Beweis, dass diese Kiirper init den1 Sauerstoffe der Atmosphare bei gewiiliiilicher Teiiiperatur sich zu Koh- lensaure urid Wasser verbindcn, dass die Gcgenwart von stickstofflialtigen Vcrbindungen, welclie bishcr die Cheinie anzunchnien fiir nothig hielt, urn den Vcrwesungsprocess einzuIeit.cn, iiicht von Bcdeutung fiir den Oxydations- process ist, dass selbst reine IColile in dcr Luft auch bei gewohnlicher Ternpcratur, niir langsnnier sicli zu Kohlcn- same oxydirt, $vie dies durch Erhbhung der Tcmperatur in bcschleunigter Wcise gescliieht.

E’crner zcigte ich dort, dnss auch unter M’asser be- findliche orgnnische Kohlenstoffverbindungen mit dem Sauerstoffe der Luft in hinreichende 13eruhrung gebracht,