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62 Referate der vierten Friihjahrstagung G. MALORNY, N. RIETBROCK U. H.-H. SCHASS.~N (Hamburg) : ~ber den Stoffwechsel des Trimethylaminoxyds Trimethylaminoxyd (TMAO) kommt in zahlreichen Seefischarten und Meerescrustaceen vor. Es ist das Entgfftungsprodukt des Trimethyl- amins (TMA) und wird offenbar yore Fisch, /ihnlich wie der Harnstoff, wegen seiner osmoregulatorischen Wirksamkeit gegen den hohen Salz- gehalt des Meerwassers retiniert. I)er TMAO-Gehalt der Seefische schwankt zwischen 0,4--1,5 g/100 g Fisch. Abbau und Entgfftung des TMA kSnnen im Organismus auf zwei Wegen erfolgen: 1. Durch N-Demethylierung. Hierbei ents$eht durch schrittweise Abspaltung der biologiseh labilen Methylgruppen Formaldehyd (FA), der anschliel~end in Ameisens~ure (AS) fibergeht. 2. Durch N-Oxydation. Bei Hund und Katze ist die Reversibilit~t der Reaktion TMA-N-Oxyd @ TMA nachgewiesen. Der Mensch seheidet naeh LINTZ]~L(1934) verabfolgtes TMA fast quantitativ als TMAO aus. Bei Verffitterung yon frischem, nicht konserviertem Seefiseh (Ost- seedorseh, Kabeljau) scheiden Hunde und Katzen im Urin FA und AS aus. Xm Mittel yon 48 Versuchen eliminieren z.B. Katzen naeh Kabeljau- verffitterung tiiglich 7,2 mg Gesamt-FA und 82,0 mg AS ; gleichzeitig ist die Harnmenge verdreffacht. Nach Verffitterung yon SfiBwasserfiseh (Karpfen) finder man im Urin der Katze nur 50/0 der nach Kabeljau- nahrung bestimmten FA-Menge und nur 30/0 der AS. Da der Karpfen nut Spuren yon TMAO und der Kabeljau 430 rag/100 g enth~lt, ist als Quelle ffir die Ausseheidung yon FA und AS das TMAO des Fiseh- fleisches anzunehmen. Von besonderer Bedeutung ist der Befund, dal~ im Homogenat nor- maler Kabeljaumuskulatur nebeneinander FA und AS vorhanden sind (im frischen Zustand : 8,7 mg/kg FA und 40 mg/kg AS). Naeh dreit~giger Lagerung nimmt der Gehalt an FA auf die Hiilfte ab und an AS ent- sprechend zu. I)iese Ver~nderungen werden offenbar durch fischeigene bzw. bakterielle Enzyme hervorgerufen, die einen Tell des TMAO spalten. Naeh intraperitonealer Gabe yon reinem TMAO (200--500 mg/kg) wird bei Kaninchen und Katzen in den ersten 3 Tagen FA ausgeschieden; die AS-Elimination hiflt bis zum 7. Tage an. Nach oraler Verabfolgung yon TMA an Katzen lassen sich ira Urin ebenfalls FA und AS nach- weisen. Durch diese Versuche ist der Beweis erbracht, dal~ FA und AS in natiirlichen Lebensmitteln vorkommen und mindestens im Seefisch keine Fremdstoffe darstellen. Prof. Dr. G. MALORSY, Pharmakologisches Institut der Universit~t, 2 Hamburg 20, Martinistr. 52

Über den Stoffwechsel des Trimethylaminoxyds

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Page 1: Über den Stoffwechsel des Trimethylaminoxyds

62 Referate der vierten Friihjahrstagung

G. MALORNY, N. RIETBROCK U. H.-H. SCHASS.~N (Hamburg) : ~ber den Stoffwechsel des Trimethylaminoxyds

Trimethylaminoxyd (TMAO) kommt in zahlreichen Seefischarten und Meerescrustaceen vor. Es ist das Entgfftungsprodukt des Trimethyl- amins (TMA) und wird offenbar yore Fisch, /ihnlich wie der Harnstoff, wegen seiner osmoregulatorischen Wirksamkeit gegen den hohen Salz- gehalt des Meerwassers retiniert. I)er TMAO-Gehalt der Seefische schwankt zwischen 0,4--1,5 g/100 g Fisch.

Abbau und Entgfftung des TMA kSnnen im Organismus auf zwei Wegen erfolgen:

1. Durch N-Demethylierung. Hierbei ents$eht durch schrittweise Abspaltung der biologiseh labilen Methylgruppen Formaldehyd (FA), der anschliel~end in Ameisens~ure (AS) fibergeht.

2. Durch N-Oxydation. Bei Hund und Katze ist die Reversibilit~t der Reaktion TMA-N-Oxyd @ TMA nachgewiesen. Der Mensch seheidet naeh LINTZ]~L (1934) verabfolgtes TMA fast quantitativ als TMAO aus.

Bei Verffitterung yon frischem, nicht konserviertem Seefiseh (Ost- seedorseh, Kabeljau) scheiden Hunde und Katzen im Urin FA und AS aus. Xm Mittel yon 48 Versuchen eliminieren z.B. Katzen naeh Kabeljau- verffitterung tiiglich 7,2 mg Gesamt-FA und 82,0 mg AS ; gleichzeitig ist die Harnmenge verdreffacht. Nach Verffitterung yon SfiBwasserfiseh (Karpfen) finder man im Urin der Katze nur 50/0 der nach Kabeljau- nahrung bestimmten FA-Menge und nur 30/0 der AS. Da der Karpfen nut Spuren yon TMAO und der Kabeljau 430 rag/100 g enth~lt, ist als Quelle ffir die Ausseheidung yon FA und AS das TMAO des Fiseh- fleisches anzunehmen.

Von besonderer Bedeutung ist der Befund, dal~ im Homogenat nor- maler Kabeljaumuskulatur nebeneinander FA und AS vorhanden sind (im frischen Zustand : 8,7 mg/kg FA und 40 mg/kg AS). Naeh dreit~giger Lagerung nimmt der Gehalt an FA auf die Hiilfte ab und an AS ent- sprechend zu. I)iese Ver~nderungen werden offenbar durch fischeigene bzw. bakterielle Enzyme hervorgerufen, die einen Tell des TMAO spalten.

Naeh intraperitonealer Gabe yon reinem TMAO (200--500 mg/kg) wird bei Kaninchen und Katzen in den ersten 3 Tagen FA ausgeschieden; die AS-Elimination hiflt bis zum 7. Tage an. Nach oraler Verabfolgung yon TMA an Katzen lassen sich ira Urin ebenfalls FA und AS nach- weisen.

Durch diese Versuche ist der Beweis erbracht, dal~ FA und AS in natiirlichen Lebensmitteln vorkommen und mindestens im Seefisch keine Fremdstoffe darstellen.

Prof. Dr. G. MALORSY, Pharmakologisches Institut der Universit~t, 2 Hamburg 20, Martinistr. 52