4
L. Hermann: Ueber die Abhlingigkeit des Absterbens der Muskeln etc. 37 Die Veranlassung zu vorstehender Reclamation bietet mir der Umstand, dass das Centralblatt ftir die medicinischen Wissen- sehaften tiber beide Mittheilungen des Herrn Tarchanow aus- ftihrliche Beriehte gebraeht hat, wi~hrend die meinige giinzlich un- erwi~hnt geblieben ist. Ich benutze diese Gelegenheit um einen Schrcibfehler meiner erwi~hnten Arbeit, den ich schen an anderen Orten berichtigt habe, auch hier zu corrigiren; es muss n~tmlich bei den Rollenabstiinden tiberall mm statt cm heissen, wie sehon der Sinn ergiebt. Ueber die Abh~ngigkeit des Absterbens der Mus- keln von der L~nge ihrer Nerven. Von L. Hermann. Bei Abfassung meiner allgemeinen Muskelphysik hatte ich Veranlassung, die tiber die obige Frage vorliegenden Angaben kritisch zu sichten; yon Herrn Hermann Munk in Berlin lag. dartiber eine 1860 erschienene kurze ,vorlliufige Mittheilung" vorl)~ deren Angaben ieh dutch die Herren Bleuler und Lehmann prUfen liess. Die yon den Munk'schen abweiehenden Resultate der letzteren sind in diesem Archly kurz mitgetheilt worden2), rein thatsiichlich und ohne die geringste angreifende oder kritische Bemerkung. Dies hat nun Herrn H. M u n k erfreulicherweise sofort Ver- anlassung geboten, seine vor 20 Jahren vorl~ufig mitgetheilten Versuche nun endlich ausftihrlicher zu geben3). Weniger erfreu- 1) Allg. reed. Centralzeitung 1860. 1%. 8. 2) Dies Archiv XX. S. 36&. 3) Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1880. S. 169.

Ueber die Abhängigkeit des Absterbens der Muskeln von der Länge ihrer Nerven

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber die Abhängigkeit des Absterbens der Muskeln von der Länge ihrer Nerven

L. H e r m a n n : Ueber die Abhlingigkeit des Absterbens der Muskeln etc. 37

Die Veranlassung zu vorstehender Reclamation bietet mir der Umstand, dass das Centralblatt ftir die medicinischen Wissen- sehaften tiber beide Mittheilungen des Herrn T a r c h a n o w aus- ftihrliche Beriehte gebraeht hat, wi~hrend die meinige giinzlich un- erwi~hnt geblieben ist.

Ich benutze diese Gelegenheit um einen Schrcibfehler meiner erwi~hnten Arbeit, den ich schen an anderen Orten berichtigt habe, auch hier zu corrigiren; es muss n~tmlich bei den Rollenabstiinden tiberall mm statt cm heissen, wie sehon der Sinn ergiebt.

U e b e r die A b h ~ n g i g k e i t des A b s t e r b e n s der Mus- k e l n v o n der L~nge ihrer Nerven .

Von

L. H e r m a n n .

Bei Abfassung meiner allgemeinen Muskelphysik hatte ich Veranlassung, die tiber die obige Frage vorliegenden Angaben kritisch zu sichten; yon Herrn H e r m a n n M u n k in Berlin lag. dartiber eine 1860 erschienene kurze ,vorlliufige Mittheilung" vorl)~ deren Angaben ieh dutch die Herren B leu le r und L e h m a n n prUfen liess. Die yon den Munk'schen abweiehenden Resultate der letzteren sind in diesem Archly kurz mitgetheilt worden2), rein thatsiichlich und ohne die geringste angreifende oder kritische Bemerkung.

Dies hat nun Herrn H. M u n k erfreulicherweise sofort Ver- anlassung geboten, seine vor 20 Jahren vorl~ufig mitgetheilten Versuche nun endlich ausftihrlicher zu geben3). Weniger erfreu-

1) Allg. reed. Centralzeitung 1860. 1%. 8. 2) Dies Archiv XX. S. 36&. 3) Arch. f. (Anat. u.) Physiol. 1880. S. 169.

Page 2: Ueber die Abhängigkeit des Absterbens der Muskeln von der Länge ihrer Nerven

38 L. H e r m a n n :

lieh ist es, dass er hieran in bekanntem Tone heffige Angriffe gegen meine Schiller und gegen mieh ansehliesst.

Herr H. M u n k beklagt sich erstens tiber durch uns ge- sehehene ,,falsehe Fassung" seiner Angabe.

Ieh habe allerdings in meinem Handbuch (I. 1. S. 153)Herrn M u n k's Resultat, dass der Muskel mit ganz kurz abgesehnittenem Rerven spatei abstirbt als de rmi t l~tngerem Rervenanhang, dahin ausgedrtiekt, dass der Muskel ,,urn so spater abstirbt, je ktirzer das ibm gelassene Rervensttiek". Bei genauerem Zusehen wird der Leser hierin eine kleine Ungenauigkeit (Herr M u n k sagt ,,falsehe Fassung") entdeeken, welehe daher rtihrt, dass Herr M u n k in Uebersehrift und Einleitung seiner ,,vorlaufigen Mitthei- lung" die Frage des Einflusses der 1%rvenlange viel allgemeiner stellt als er sie dann wirklieh beantwortet.

Unbegreiflieh dagegen ist der gleiehe Vorwurf gegen die spatere Mittheilung der Herren B leu le r und L e h m a n n , welehe vSllig richtig Herrn Munk's Angaben dahin formulirt, dass ,,ein Frosehsehenkel, dessert 1%rv in grSsserer Lange erhalten ist, be- deutend sehneller absterbe als einer mit kurzen Nerven". Herr i~Iu n k tibersieht, dass naeh dem Absehneiden des 1%rven an der Eintrittsstelle noeh das intramuseulare Rervenstiiek da ist, und class die Eintrittsstelle in den Muskelhilus ftir den 1%rv kein aus- gezeiehneter Punkt ist.

Da nun vollends die Herren Bleuler und L e h m a n n den Nerven genau da abgesehnitten haben, we Herr M un k es that, also keinerlei etwa dm'ch Missverstandniss bedingte Abweiehung vorliegt, so wird Jeder den Eindruek empfangen, dass Herrn Munk's erster Vorwurf ttberfltissige Wortklauberei ist.

Zweitens veraehtet Herr H. Munk die Versuehe der Herren B leu l e r und L e h m a n n tief. Er sagt: ,,Es dtirfte sehwer erfind- lieh sein, wie die >>Prtifung~c roher sieh hatte gestalten lassen, wie die zahlreiehen Fehlerquellen weniger Bertieksiehtigung h~tten finden kSnnen; hSehstens durfte noeh die feuehte Gloeke weg- bleiben, dass alas Praparat vertroeknete. Solehe ~Prtifung% die den Ramen einer Untersuehung nieht verdient, und ftir die es etweleher Sehulung wahrlieh nieht bedurfte, eingehender zu kriti- siren, wird man mir nieht zumuthen."

Und welches ist nun der Grund dieser dreisten Phrasen, in welehen kltiglieh die angebliehen Fehler nieht genannt sind?

Page 3: Ueber die Abhängigkeit des Absterbens der Muskeln von der Länge ihrer Nerven

Ueb. d. Abhiingigkeit d. Absterbens d. Muskeln voll d. Li~nge ihrer Nerven. 39

Welter niehts, als dass Herrn Munk's Versuche, was er in seiner vorli~ufigen Mittheilung nicht erwahnt hat, an isolirten Mus- kelnervpriiparaten, die Versuche der Herren B l e u l e r und Leh- m a n n aber, wie es wohl jeder thun wird, der unbefangen an die vorliegende Frage herantritt, an Muskeln in situ angestellt sind, dass ferner Herrn H. Munk's Priiparate, well er auf seine Ver- suche zufallig im Verlaufe yon Gasversuehen kam, in den be- kannten Lie big'schen Gascylindern, mit Reizdri~hten verbunden, sieh befanden, wiihrend nattirlich die Herren B l e u l e r und Leh- m a n n die beiden meist unenthiiuteten Parallelsehenkel einfaeh unter eine feuehte Gloeke zu legen hatten.

Wer wird wohl, wenn er Versuche tiber den Einfluss des Nervensystems auf die Erstarrung, tiber einen mit dem Nys ten- sehen Gesetz zusammenhiingenden Gegenstand anzustellen hat, auf eine andere Idee kommen, als die Organe in situ zu lassen? Wo ist der Muskel, we der Nerv besser vor zufalligen Seh~dlichkeiten gesehtitzt, wo erstarrt er notorisch sparer, als in seiner nattirlichen Umgebung? Und da nennt Herr H. Munk es roh und unter aller Kritik, die Priiparate nicht in die Lie b ig'sehen Gaseylinder zu thun, yon denen er kein Wort erwithnt hatte. Er thut so, wie Jemand, der bei einem Versuch zufallig auf einem Bein stand, und eine Wiederholung desselben roh nennt, wenn der Ansteller der letzteren ahnungslos es vorzog auf beiden Beinen zu stehen.

Hi~tten wir Herrn H. Munk's zufi~llige Versuehsbedin~ungen gekannt, so hi~tten wir nattirlieh am Sehlusse unsrer Versuehe aueh diese noeh hergestellt, um so zu sehen, ob sein im Uebrigen unrichtiges Resultat vielleieht ftir diese zufalligen Bedingungen richtig ist. Dies wi~re auch sofort klar geworden, denn nach Mit- theilung des Munk'sehenVerfahrens wird /qiemand sich tiber sein Resultat wundern ; dass ein frei herabhi~ngender langer Nerv, wenn aueh in feuehter Luft, ftir den Muskel ein i~usserst sch~dlieher Anhang ist, wer wollte das bezweifeln ? Es ist sogar merkwtirdig, dass, wie Herr H. Munk jetzt naeh 20 Jahren eingesteht, unter den damaligen Versuchen sich eine Anzahl Ausnahmen fanden, wiihrend er damals sehrieb, er theile nnr einige Beispiele mit ,,aus der Reihe der oft und i m m e r mi t dem ni~mlichen Er- fo lge angestellten Grundversuehe".

Naehdem wit nun yon dem Munk'schen Verfahren Kenntniss erhalten haben, ktinnen wir erst recht mit Sieherheit sagen: Ein

Page 4: Ueber die Abhängigkeit des Absterbens der Muskeln von der Länge ihrer Nerven

40 I t e r m a n n 0 p p e n h e i m : Ueber den Einfluss der Wasserzufuhr etc.

Einfluss der Nervenliinge auf das Absterben eines Muskels ist nieht nachweisbar, sobald direete auf den l%rven wirkende Sehiidlich- keiten dadureh ausgescblossen sind, dass man ~erv und Muskel in ihrer nattirliehen Lage beliisst.

(Aus dem thierphysiologischen Laboratorium der ]audwirthschaftlichen Aka- demie zu Poppelsdorf bei Bonn.)

U e b e r d e n E i n f l u s s d e r W a s s e r z u f u h r , d e r Schwe i s s -

s e c r e t i o n u n d d e r l g u s k e l a r b e i t a u f d ie A u s s e h e i d u n g

d e r s t i eks to f~ha l t i gen Z e r s e t z u n g s p r o d u c t e .

(Vorliiafige Mittheihmg.)

Yon

canal, reed. H e r m ~ n n O p p e n h e i m .

In einer Versuchsreihe, in der ich reich 35 Tage lang (vom 16. September bis 22. October) im Zustande des Stickstoffgleich- gewie'htes befand, suchte ich das Verhalten der Harnstoffaussehei- dung unter verschiedenen physiologischen Bedingungen zu er- mitteln. Da ieh die Arbeit in ihrer vollstandigen Ausftihrung erst in einiger Zeit der Oeffentlichkeit tibergeben kann~ fasse ieh einen Theil der Ergebnisse in eine vorli~ufige Mittheilung zusammen.

1) Vermehrung der Wassereinfuhr bewirkt nur eine zeitliche Verschiebung der Harnstoffabsonderung, der Art, dass nur die er- sten Quantitliten mehrgenossener Fltissigkeit eine die Harnstoff- ausfuhr erh(ibende Wirkung zeigen; daun folgt bei fortgesetzt ab- norm reiehlichem Wassergenuss eine der l~orm sich ni~hernde Harnstoffabgabe und endlich bei Rtickkehr cur normalen Wasser- aufnahme ein Sinken, welches das anfi~ngliche Steigen iiquilibrirt.

Durch eine Mehraufnahme yon 2 Litern Wasser wurde die \ Harnstoffausfuhr der n~chsten 4 Stunden yon 7 gr auf etwa 12 gr gesteigert; ein in der ftinften Stunde neu aufgenommener Liter hatte keinen Effect mehr auf die Ausseheidung der darauf folgen-