11
336 Moments des Stabes proportional ist , weil der inducirte Strom eine Wirkung ist nicbt nur der Modificatisns-Intensi- tat, sondern auch der Schnelligkeit, mit der diese Modification erfolgt ; 4) Endlich, dafs die Modification des magnetischen Mo- ments eines Stahlstabes nicht immer der Intensitgt des Stro- ines proportional ist, welcher sie eneugt, und diefs un- nbbiingig von dem h6chsten Grade von Magnetismus, dessen die Eisen- und Stahl-Sttibe hhig sind. Florenz, den 6. Juni 1866. -- IX. Ueber die AbschwGchomg der Wirhng ~on Gasen durch beigemengte indiflerente Gase, und durch blOf8e Verdiinnuleg; von W. aiiller. Im Anschluh an die Untersarhung ’) iiber die Einwirkung des Wasserstoffs auf Metalloxyde bei Gegenwart indifferen- ler Gase wiirden noch die folgenden Venruche ausgeflihrt. Zunacbst erschien es von Interesse festziistellem, ob nicht andere durch Wasserstoff reducirbare Oxyde aus einer Stick- sloffatmosphtire gleich dein Hammerschlage, den Wasserstoff nur zum Theil fortnehmen ktiniiten, oder ob die Emhemune lediglich eine Wechselwirkung zwischen Stkkstoq Wasser- stoff und Hammerschlag wiire. Das zuntichst angewandte Oxyd war das natiirlich vorhommende Eisenoxyd, der Eisen- glanz. Dersolbe warde zu Piilver zerrieben, kurze Zeit an der Luft gegliiht , damit etwa vorhandene duroh Erhitzen zersetzbare Verunreinigungen der Reobachtung; nicht hinder- lich wiirden. Das Pulver wurde in eine rechtwinklig gebogene, an der einen Seite zugeschmolzene Glasrbhre gegeben und die R6hre mit dem zweiten offenen Schenkel in ein Gefiils mit Wasser gestellt. Die R6hre war zum Theil mit Lnft 1) i’ogg. 2111l. Fhl. CXXIX, s. 451).

Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

336

Moments des Stabes proportional ist , weil der inducirte Strom eine Wirkung ist nicbt nur der Modificatisns-Intensi- tat, sondern auch der Schnelligkeit, mit der diese Modification erfolgt ;

4) Endlich, dafs die Modification des magnetischen Mo- ments eines Stahlstabes nicht immer der Intensitgt des Stro- ines proportional ist, welcher sie eneugt, und diefs un- nbbiingig von dem h6chsten Grade von Magnetismus, dessen die Eisen- und Stahl-Sttibe h h i g sind.

Florenz, den 6. Juni 1866.

--

I X . Ueber die AbschwGchomg der Wirhng ~ o n Gasen durch beigemengte indiflerente Gase, und

durch blOf8e Verdiinnuleg; von W. a i i l l e r .

I m Anschluh an die Untersarhung ’) iiber die Einwirkung des Wasserstoffs auf Metalloxyde bei Gegenwart indifferen- ler Gase wiirden noch die folgenden Venruche ausgeflihrt. Zunacbst erschien es von Interesse festziistellem, ob nicht andere durch Wasserstoff reducirbare Oxyde aus einer Stick- sloffatmosphtire gleich dein Hammerschlage, den Wasserstoff nur zum Theil fortnehmen ktiniiten, oder ob die Emhemune lediglich eine Wechselwirkung zwischen Stkkstoq Wasser- stoff und Hammerschlag wiire. Das zuntichst angewandte Oxyd war das natiirlich vorhommende Eisenoxyd, der Eisen- glanz. Dersolbe warde zu Piilver zerrieben, kurze Zeit an der Luft gegliiht , damit etwa vorhandene duroh Erhitzen zersetzbare Verunreinigungen der Reobachtung; nicht hinder- lich wiirden. Das Pulver wurde in eine rechtwinklig gebogene, an der einen Seite zugeschmolzene Glasrbhre gegeben und die R6hre mit dem zweiten offenen Schenkel in ein Gefiils mit Wasser gestellt. Die R6hre war zum Theil mit Lnft

1) i’ogg. 2111l. Fhl. C X X I X , s. 451).

Page 2: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

337

erfilllt, aas deren Volamen die Mengen des nacbher einwir- kenden Stickstoffi sich ergah. Daniit der Sauerstoff der Luft rasch vollsttiudig entfernt -wtil.de. wurde in den ersten Versuchen diirch Wasserstoff rcdacirtes Eisen dem Eisen- glanz beigeinengt. Das Wasserstoffps wrirde durch den im Wasser stehenden offenen Schenh el der Glasrhre zugeleitet. h s Oxyd iind das Eisen in dem geschlossenen Schenkel mirden durch eine einfarhe Spirituslampe erhitzt. Das Wasser in dem offenen Schenkel zeigfe bald einen festen Stand, uachdein es zuerst lebhaft pestiegen war, von Neuem zugeleiteter Wasscrstoff wrirde abermals in nicbt zu langer Zeit von dein Eisenoxyd aufgenoinmen, und es dauerte nicht lange bis der Stand des Wassers wiederum fest erachien. Ks wurde dann noch 2 Stunden erhitzt, und die Hahe der Wasserdliile war wenig geiindert. Nach dem Erkalteu wurde nun das Volumen des noch vorhandenen Gases gleich 2e CC. gefunden. An Stickstoff waren ursprtinglich 9f CC. (aus dem Volrimen der Luft berechnet) vorhanden, also in dem rinwirli samen Gemenge 53, I Proc. Wasse&to& Als jedoch am folgenden Tage votl Neuem einige Stunden er- hitzt wurde, zeigte sich der Wasserstand verandert, das Vo- lumen des Gases war geringer, es war noch Wasseretoff verscbwunden. Der neue Stand des Wassers war bei 1811- gerem Erhitzeu wieder constant. Diese Erscheinung liehe sich erkliiren durch die Annahme, dab das Eisenoxyd sich veriindert bat. Eisenoxyd ist nimlich iu verschiodenen Mo- dificationen durch Wassentoff in ganz verschiedenem Grade reducirbar wie der Verfaseer in einer spliteren Abhandlung uber die ziir Reduction der Oxyde n6tbige Tempmtur noch niiher darthun wird. Aber wodurch wird die Veriinderung des Eisenoxyds hervorgerufen? Bildet sich darch Einwir- kuag von dem vorhandenen Dampf arif das unvergnderte oder aum Theil redueirte Oxyd ein Hydrat oder wird durch das lange Erhitzen der Eisenglanz verandert, lrbnlicb wie nach den Untersucbringen von PBan d e S a i n t G i l l e s ’ )

I ) .4nn. c.h phyr. (3) t X L V I , p . 47. Pnggeiidorll’a Annal. Rcl. CXXXIII. 22

Page 3: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

338

und E. D avie s l) das Eisenoxydhydrat durch liingeres Ek- lutzen bis 100" eine Umwandlung erleidet? diese Frage ist durcb Versuche nicht weiter entscbieden. Die game Masse war iibrigens nicbt zu einer leicht reducirbaren geworden, denn ein grofser Theil des Wasserstoffs blieb aucb maehber Clem Stickstoff beigemengt. - In einem zweiten Vereucbe, der ebenfalls mit EisenBhnz, Eisen, Luft und Waeseretoff angestellt wurde, war der Verlauf der gleiche, am W e des Versucbs waren no& 40,2 Proc. von der Gesammtmeage der Gase an Wasserstoff vorhanden.

E n dritter Versiich wurde mit Eisenglanz, Luft und Wasserstoff ausgefiihrt, so dab der Sauerstoff der Luft ent- weder durch den beigemengten Wasserstoff oder durcb sdon reducirten Eisenglanz entfernt wurde. Nacbdeto im Anfang des Versuchs eine lebhafte Einwirkung stattgefunden hatte, n a b das Wasser bald verhaltnifsm&€sig einen fesleii Stand an, der sich jedocb nach mehrstiindigem Erbitzen wie- der verlndert zeigte. Mit Unterbrechung wurde im Ganzen 25 Stunden erbiizt, in den letzten S t d e n wurde eine we- sentliche Aenderung dea Wassers nicht bemerkt und es er- gab sich, dab schlieblich auf 18 CC. urspriinglich vorbm- denen Stickstofi 7,8 CC. Wasserstoff, also von der Ge- sammtmenge beider Gase 30,2 Proc. Wasserstoff vorhanden waren. , Ein neuer Versuch war so abgelndert, dah der Sauer-

stoff der Luft durcb Phosphor, der auf einem Sttick Kork im offenen Scbenkel der Glasrabre schwanun, hinwwenom- men wurde. Nacb der Entfernung des Sauerstoffi wurde Wasserstoff binzugeleitet und wie friiber d m h eine Spri- tuslampe erhitzt. Das Erbitzen wurde so lange fortgesetzr ale sich eiue lebbaftere Einwirkung zeigte, nacbdem das Was= einen anscbeinend festen Stand angenommen bite, wurde die Spirituslampe entfernt. Die Volumina der Gase w w r h nach der b g e der Glasrahre bestimmt. Auf 5; Zoll Stickstoff wurden 6; Zoll Wasserstoff gefunden, abo

I ) Clttm. Sor. S. (2). f . IV, p . 69.

Page 4: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

339

a d die Gesadmenge 53 Proc., ganz rhnlich wie im ersten Versuebe, der 53,l Proc. ergeben hatte.

Aus diesea Versuchen geht null unzweifeUlaft hewor, dafs die Anwesenheit des Stickstoffi die Einwirkung des WasserstoPEs beeintriichtigt und aus der Uebereinstimmung des ereten und letzten Versuchs folgt, dab bei rinem be- sthamten Volunenverhtrltnifs beider Gase die Wirkung des Wassemtoib aafbrt. Bei kgerem Erhitcen erfMgt wahr- echeidicb eine Umtrnderung des Eisenoxyds und in Fdge davoa eine erneute Einwirkung des WasserstoL. In dem Falle, in welchem am Itingeten erhitzt war (25 Stunden), bfeb am wenigsten Wasserstoff ziirtich (30,2 PFOC.). Die hemmende Wirkung c l e s Stickstoffi anf Wasserstd zeigt sich also nicbt alleiii dem Hammerschlag gegeniiber, sondern aach, iwd wie man sieht in gr6fserem Mafse, beim Eisenglam.

Alle frilheren Versucbe sprechen zii Gunsten der An- sicbt, dais die mechanische Anziehung dtr beigemengten Gase das Hhdemife f ir die Wirkiing des WasserstoeS s q . Namentlich wicsen die Versuche mit Hammersdag und Waseerstoff in einer zugeschmolzenen GlasrOhre, ale d u d initeiqeachlossenes Chlorcalcinm die Wasserdimpfe entfernt warden, durch das fast entliche Verschwinden des Was- sereteffs darauf hin, dafs eine Verdhmng die Wirkung des lebteren nicht abschwlcben kllnnte. Da nun beim B e n - glwz der Wasserstoff durch Stickstoff noch mehr gehindert erscbien, als beim Hammerschlag, so war es wahrsobeinlicb, dafs die Wirkiing einer Verdtinniing sich leichter zeigen m d e , m d es wiirde desbalb der obige Versuch d t Eisen- glanz wiederholt.

In zwei Glasrirhren von etwa 'a! Linien Drwchmesser rmrde mch der einen Seite pulverisirter Eisenglanz, nach der anderen Seite mtiglichst wasserfreies, doch nicht geeQmolzenes Chlomlcium gegeben. Die an beiden Seiten anegezogenen Giaar(lhren wurden dam, w k aiich frtiher, wtibreiid Was- serstoEgas himhmchstrUmte, an dem lufseren Ende d nach- her auf der auderen Seite zugeschmolzen. Die L u g e des

!a*

Page 5: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

340

mit Wasserstoff gefull'en Theils der ROhren betrug U ~ P -

hhr H: und 8: Zoll. Die mit einem Drahtnetze umwickelten ROhren m d e n iiber der einfarhen Spirilrislampe erhitzt. Nach 7 stundigem Erhitzen wurtlen die Spilzen der ROhreu unter Wasser abgebrochen, und es zeigte sich ein Rest 4; iind 4; Zoll von unverbondenem Wasserstoff, also iiber 50 Proc., wlhrend bei demselben Versucbe mit Hammer- scblag fast aller Wasserstoff in vie1 hunerer Zeit versrhwun- den war. Bei zwei neuen Versuchen wiirde noch Itingere Zeit erhitzt, damit es sich herausstellte, ob die Einwirkung des Wasserstofi an der angegebenen Grtinze stehen bliebe. Eine ROhre mit 7; Zoll Wasserstoff wiirde an drei Tagen erhitzt und zwar 7, 6 und 4 Stunden. Sie zeigte eioen im Verbtiltnil's zu den beiden vorhergehenden Versuchen ge- ringeren Rest von 2: Zoll. Bei dem vierten Versuche wurde au 6 Tagen 7, 6, 4, 6, 8 und 6 Sttinden erhiizt, und es blieb bei 7: ZoU Wasserstoff nur 1 Zoll Rest. Uer Hesl an Wasserstoff nimmt also ebenso beim ltingeren Erhitzten ab, wie in der Atmosphtire VOII Stichstoff iind Wasserstoff. Hat man die Ursache davon in der Vertinderung des Eiseu- oxyds zu suchen, so wtire diese im letzten Falle wohl nuI von der Einwirkung der Wtirme herzuleiten. CJtabrigens kbnnen die genannten nach Itingetem Eibitzen erst eintre- tenden Vertinderiingen bri der Erkltirung der Wirkung VOII

Wasserdampf rind Wasserstoff aiif Eisen und Eisenoxydul- oxyd, die den Ausgangspiinht dieser Untersuchungen bilden, nicht wohl in Belracht gezogen werden.

Dafs bei den vorstehend beschriebenen Versuchen nicht etwa die Zeit der Diffusion yon Wasserdampf und Wasser- 6lOff oder \on beidcn mit Stickstoff ein wesentliches Mo- ment bildet, ltifst sich bei der langen Dauer der Versuche schon nicht erwarten, ergiebt sich aber aufserdem aus deli friiheren El fahrungen mit Wasserstoff, Wasserdampf und Stickstoff gegentiber dem Kupferoryd und dem amorpheii Eisenoxyd, nach denen der Wasserstoff jedesmal rasch ver- schwand.

Die blofse Verdunnung also ist hinreichend, um bei

Page 6: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

341

einer bestimmten Temperatur die Einwirkung CEeS Wasser- sto& arif Eisenglanz zu hindern, wenn bei derselben Tem- peratur der iiicht verdtinate Wasserstoff einwirht. Ver- gleicht man die nach melirstiindigem Erhitcen des Wasser- sto6 und Stickstoffs a k i n restirenden Mengen von Was- serstoff, so findet man, dafs uach den obigen Versuchen unter beiden Verhaltnissen in dem demselben Raume eine fast eleiche Menpe von Wasserstoff zuriichbleibt, und so nimmt es den Anschein, als ob der Slichstoff beim Eisenglanz niir

kerdiinnend wirhte. 1)och sind die Vrrsuche zii wenig voll stiindig, a h dafs diese Ansicht mit Bestimmtbeit aus densel- ben gefolgert werden ktinnte , namcntlich d a d nicbt iiber- sehen werden, dab bei verschiedeiier Grtifse der zugeschmol- Zenen Glasrtihren von der eineu ciu verhiiltnifsm~tig gr6 fserer Theil erhilzl wird, als von der auderen, und demnach der gleiche I h c h im Innern eine verschiedene Zahl von Volumprocenten Wasserstoff verlangt. AuEserdem wurde durch besonder e Vei suclie fiir Kupfer olyd festgestellt, dab um die Hiilfte verdiinntes Wassersloffgas in seiner Einwir- Lung nicht weseiitlich vergndert erscheint , wahrend die re- ducirende Kraft des mit Stickst off gemengten bedeutend ge- schwiicht ist, wie unten no& niiher ausgeftihrt werden SOU.

Da beigemengter Slickstoff sowohl die Wirkung des Wasserstoffs beeintrachtigt als auch die Verdiinnung des- selbeu, so ist es nahe liqend zu vermuthen, dafs eiue Bei- menguiig von Stichstoff unter gleichzeitiger Verdiinnung starker abschwachl als Stickstoff fiir sich bei gewtihnlichem 1)rucL. Diese Wirhung zu beobachten 1st aber dadurch erschwert , dafs bei laugem Erhitzen des Eisenglanzes eine allmiihlige Abnahme der Menge des Wasserstoffs slattfindet. In einem angestellten Versuche wurde Eisenglanz, Stickstoff und Wasserstoff in eiuer rechtwinhlig umgebogenen Glas- rbhre erhitzt , wahrend der offenv Schenkel in ein eisernes Rohr taiichte, welches mit Quecksilber erfUllt war. Auf dem Quechsilber schwaminen in der Rbbre einige Stiicke Chlorcalcium. Als der Stand des Quecksilbers bei einein Druck von ungehhr einer halbeii Atmosphare im lnneren

Page 7: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

342

der GlasrUhre ltingere Zeit wenig vemdert war, w d e die Rahre soweit in das Quecksilber eingetaucht, dafs die Gase imter dem Drucke einer vollen Atmosphiire standen Dann wurde von Neuem drei Stunden lang erhitzt, ohne dafs das Quecksilber in der R6hre seinen Stand wesentlich gdn- dert htitte. Nach dem Erkalten fanden sich nach dem Stande des Qnecksilbers 33 Proc. von der Gesammtmenge der Gase an Wasserstoff vor. Im Ganzen war 26 Stunden erhitzt worden. Eine vennebrte Abschwrlcbung war also nicht nach- gewiesen.

Dem Wunsche, ein Aufheben der chemischen Wirksam- keit des Wasserstoib auch durch andere Gase, als durch Wasserdampf und Stickstoff zu versuchen, trat der Mangel an zur Verwendung geeigneten Gasen entgegen. W i e schon bei einem friiheren Versuche bemerkt , war durch Kohlen-

. stlure und Wasserstoff nicht eine bald ibschliefsende Reaction zu erlangen, indeln die angewandte Temperatur, obscbon kaum dunkele Rothgluth, wahrscbeinlich eine Zersetzung der Kohlenstiure herbeigeftihrt hat1 e. Aehnliches war bei Stickstoffoxyd usw. zu erwarten.

IJmgekebrt zeigte sich aber die Maglichkeit die hemmende Kraft des Stickstoffs an anderen reducirenden Gasen zu priifen. Unter letzteren wurde das Kohlenoxydgas ausge- wnghlt. In einer durch kalihaltiges Wasser abgesperrten, am oberen Ende zugeschmolzenen und rechtwinklig umge- bogenen Glasrbhre, ganz wie bri den friiheren Versuchen, wurde Eisenglanz wit Kohlenoxydgas bei Gegenwart von Sticksloff erbitzt. Das Kohlenoxydgas war mit Hulfe von Schwefelsliure aus Osalsiiure gewonnen.

Im ersten Versuche fiillte der Stickstoff 10 Zoll der Glas- r6hre und das Kohleiioxydgas 2: Zoll. Es wurde llngere Zeit erhitzt, oline dafs eine Aeiiderung im Stand des Was- sers eingetreten wiire. Die Wirkung des Kohlenoxydgases war also durch den beigemengten Stickstoff vollsttindig auf- gehob en.

Bei einem zweiten Versuche wurde mehr Kohlenosyd- gas genommen, und das Volulnen des Gasgemenges fing bald

Page 8: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

343

nrch dam Erhitzen an sicb cu verringern. Als in &a0 Stei- gen des Waesenr em Stillstand eingetreten war, wurde die Spirituslampe fortgenommen und nach dem Erkaltca ge- memen. Es ergab sicb, da€e auf 8 Zoll Stickatoff 9: Zoll Kohlenoxgdgas zurfickgeblieben waren, aleo von dem Ge- sammtvolumen beider 534 Proc. In dem auf mehrere Stun- den fast unveriinderten Stande des kalibaltigen Wassera zeigte sich, dab die gebildete Kohlenanre vallig absor- birt war.

Da auffallender Weise das Volumen des zuriickgehal- tenen Stickstofi nabem dem Volrimen des Wasseretofi gleich war, so erschien es von Interesse featzustellen, wie ein Gmenge von beiden dem Sticksoff gegenuber sich ver- halten wiirde. Es wurde deshalb zu einem unwirksamen Gemenge von Stickstoff und Wasserstoff ails einem fruheren Versuche, welches 53 Proc. Wasserstoff enthielt , Kohlen- oxgdgas hinzugegeben. Als der Stand des Wassers constant erschien, wurde mit dem Erhitzen aufgehilrt und spter ge- messen. Das Volumen des Gemenges war fast dasselbe wie vor dem Zusetzen von Kohlenoxydgas, auf 5; Zoll Stickstoff waren y Zoll an unwirksamen Gasen vorhanden. In welchem Verhgltnisse Kohlenoxydgas und Wasserstoff sich vorfanden, ist nicht festgestellt.

Ein vierter Versuch mit Stickstoff und Kohlenoxydgas ergab jedoch ein unwirksames Gemenge, das gegen 70 Vo- lumina Kohlenoxgdgas auf 30 Volumina Stickstoff enthielt . Vielleicht war bei diesem Versuche die angewandte Wlrme etwas geringer als vorher, indessen das Reaultat nOthigt von der vorher au6gesprocbenen Gleichheit der Raumtbeik des unwirksam geewordenen Waseerstoffs und Kohknoxyds ab- zueehen.

Was aber fiir die vorliegende Untersuchung die Haupt- sache war, dab auch Kohlenoxydgas in seiner Wirkung dnrcb Stickstoff gehindert wird, ergab sich mit roller Be- stimmtheit.

Weiterhin wurde untersucht, ob noch anderen Metall- oryden gegentiber der Wamerstoff durch Stickdo# upwirk-

Page 9: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

344

sam gemacbt werdeu lannte. Bei Bleioxyd indcssen, bei Antimonoxyd und Mangaiiosydulosyd verschwand der Was- serstoff vollstiindig. Beiui Oxgde rles Zinns, welches Metall nach den Erfahrungen von L) e s p r e t z ' ) sich dem Wasser- dampfe gegeniiber wie Eisen verhalt, blieb, als beim Er- liitzen die GlasrBhre mit einein weiteu Cylinder von Drabt- netz umgebeii war, in drei \'eisuchen eiu Rest von 4,3 und 38 Pioc. an Wasserstoff. Das Omyd war in eiue gelbbraune Masse verwaiidelt, wohl Oxydiilo\J d, uietallisches Zinn war nicht zu bemerken. Als die Glasrbhre in einem iieuen Ver- suche durch Entftmung des umgcbenden Urahtnetzes von der Spirituslampe etwas starher erliitzt wurde, verschwand aller Wasserstoff und . es zeigleu sicli nachher Kiigelchen ton metallischem Ziun.

In einer abweichenden Weise wurdc noch djc Abschwa- chung der reducireudeu Kraft des Wassersloffs durch Ver- mischung mit andercn Gaseu nachgcwieseii.

Fruher lnitgetlieilte Erfahriingcn hatteii ergeben, dafs bei der I-litze einer Spirituslampe Wassersloff durch Kupfer- oxyd sowohl in einer abgeschlosseiien Glasriihre als auch aus einer Atm0sphai.e voii Slichstoff ohne deutlich erkenn- baren Rest fortgenoinmen wild. Es wurde nun untersucht, ob nicht die Temperatur fiir deli Begiuii der Reduction des Kupferoiyds durcli Wassersloff ;;eandert w urde, wenn fremde Gase beigem,engt wai.en.

Nach mehreren besondeis angostellten Versuchen wird \ on Kupferoaydul freies Kirpferoxyd bei oiuer Temperatur von ungehhr 200 von Wassersloff reducirt, is1 Kupferoxy- dul zugegen, so tritt die Reduction friiher ein.

Naclidem dieses Resultat gewonnen , wurde Kiipferoxycl mit einem Gemeiige voii Wassersloff (iiiigefahr i) uiid Sauer- stoff (t) in einer GlasrBhre erllitzt. Die Glasiolire war wie in den friiheren hebogon und voii eiuer Seite zugeschuiolzen. Der offene Schenkel lauclite in Wasscr iinrl der geschlos- sene lag in einem Saudbade, desseii Triiipcratur durcb. ein in dem Sande stelieudes Thcrinolucter beobaditet mirdc. 1) Ann. ch. phyr. 4% 222. I ' '

Page 10: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

345

Die beginaende Einwirkung gab sich durch das Steigen des W m m zu erkemeu. Es wurde niiu liugere Zeit bis 200'' uud 210" erhitzt ohiic (lacs eine Wirkiing zu erkennen war, bei 220° tiug das WasEer au laugsain zii steigen

k i eiuem folgendeii Versuche wurdeu dein Wasserstoff- gase Lrifi zugeeelzt, die Temperatur wurtle liingere &it bei ungefibr 22.5" erhalteu, ohne irgeiid eiueu Krfolg, und erst uber 290" fiug das Wasser an zii stcigen.

l)a bei den anziiweudenden Teiiiperaturen eine den Was. serstaud ebeufalls verlndcrnde Vei.eiiiiguug FOU Wassentoff uud Sauerstoff vennuthet werdeu houi1t.e. so wrirde in eiuein dritten Versuclie uoch Stichstoff alleiii dein WasserslofF bei geincugt, rind jelzt war selbst h i 300" eiue Einwirkung uicht zii erhenueii, tiiid erst bei drinhler Rothgluhhitze nabin da6 Voliimeu des abgesperrlen Gasgemeiiges ab und das Kupferoxyd wurde reducii t.

1)er Eintlufs der beigemeugtcii Gase auf deu Wasserstoff war solnit auch tleui Kiipferoxpd gcgeniiber mit Sicherheit nachgewieseu.

Ilie Tempera!ur, bei welchw die Einwirkiing vou Sauer- stoff aiif metallisclics Kuyfer heginiil , war uicht leicht fest- zustelleu, da dic Eiiiwirhuiig hei alltnahligem ErwPrmen nur schwach anfaugt, cs zeigte sich jedoch, dafs bei 270" eine Oxydation stattgt~fiinden hatle. Nach der Mittheilang voii W. Ch. Head r y '), rnit der eiii hesonders angestellter Ver- siich ziemlicb ;;ena:i iibereiustiwinle, vcreinigen sich Was- serstoff uud Sarierstoff in Gegenwart vou aus Oxgd retlti- cirtem Kiipfer hei t364O. Ob der Saucr.stoff an der Oxp- datioii durcli Wasserstoff C;ehiuderi wiirde, l ie t sich soinit nicht erheanen.

In ahulicher Weise 7eigteu zwei in dcmselben Sandbadc. befiudliche Glasri)hrcii, yon deiicii die cine Zinltspane rind Saiiersloff, (lit. andere Zinl\spaiie, Sarierstoff rind Was- serstoff eitthic.lt, fast bei dcrselbcii Tcmpcratur cine Eiuwii.- hriiig, SO diik einc Iidiiiideruug des Saiierstoffs diirch W-ils- serstoff niclit constatirt merdeu hounte.

1) G m e l i n , Haridbiich d. Cliriir 5. Aufl. I . BII, S. 510.

Page 11: Ueber die Abschwächung der Wirkung von Gasen durch beigemengte indifferente Gase und durch blosse Verdünnung

3 46

Es mvde ferner untersucht, ob nicht einzelne der bei gewbhnlicher Temperatur am wedgsten lebhaft eintretenden Oxydationen durch grotere Mengen von Stickstoff gehemmt Fiirden, aber sowobl Manganoxydul als auch metilllisches Eisen nahmen aus einem abgeschlossenen Volumen von Luft allen Sanerstoff fort, dem Sauerstoff andere Gase beizumen- gen, die selbst bei gewbhnlicher Temperatur oxydationsfirhig sind, wie diejenigen, wenigstens zum Theil, durch welchc! das Leuchten des Phosphors gehindert wird, und das Ver- halten solcher Gemenge zu prtifen, gehUrte nicht in den Be- reich dieser Untersuchungen. Somit konnte f i r Sanerstoff eine Abweichung in seinen Eigenschaften durch Beimengune solcher Gase, die unter den gegebenen Verhgltnissen als indifferent gelten, nicht nachgewiesen werden.

Fafst man zusammen, was sich aus lmmtlichen tiber den vorliegenden Gegenstand angetellten Versuchen mit Be ~

stimmlheit ergiebt, so kommt man zu folgenden Resultaten: Die chemische Anziehungskraft des WasserstoBs zum

Sauerstoff mancher Metalloxyde kann durch Beimengung fremder Gase bei einer bestimmten Temperatur aufgehoben werden.

2. Das ReductionsvermCIgen des Kohlenoxydgases wird in gleicher Weise durch Stickstoff dem Eisenglanz gegentiber gehindert.

3. Die Verdiinniing des Wassersto4ases allein kanii seine chemische Verwandtschaft unwirksam machen.

Sucht man niin das Verhalten des reinen und des mit fremden Gasen vermischten WasserstoRs an bekannte Er- scheinungen anzukntipfen, so findet man eine gewisse Aehn- lichkeit in dem Verhalteu der concentrirtcn und mit Wasser vertliinnten Sauren in Betreff ihres AuflbsungsvermUgens fiir Oxyde und Salze.

1.