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L Roaenthaler: Adsorbierende Wirkuag den Rleisnlfids. 269 Mitteilnng ans dem pharmaxeutischen Institnt der Universitlt Strassbnrg i. E. Ueber die adsorbierende Wirkung des Bleisulfids. Von L. Rosenthaler. (Eingegangen den 9. IV. 1907.) In einigen Zweigen der analytisohen Chemie, besonders in der Pflrnzen-, Nahmngsmittel- nnd Harnchemie verwendet man ale Reinignngs- und Entf Hrbungemittel die Bleimethode. Man behandelt dann bekanntlich die zn reinigenden FlUsaigkeiten mit Bleiacetat, Blei- essig oder Bleihydroxyd und zerlegt Filtrate oder Niederschlage (oder beides) meistens mit Schwefelwrlsserstoff. Das dabei entstehende Blei- sulfid kann flrbende K6rper adsorbieren und so eine, wenn anch hHufig nicht vohtbdige, Entf llrbung der FlUasigkeit herbeif~hren. Dariiber, ob gleichzeitig auch andere K6rper adsorbiert werden ktinnen, scheint eine epezielle Untersuchung nicht vorzdiegen. Wohl vereinzelte Beob- aohtungen. Mehrmals wurde festgestellt , dafl Saponin vollstiindig oder fast vollstlndig dnrch Bleisulfid adaorbiert wurde, so von Christophsohn'), Atlafl') nnd mir8), Daa von mir untersuchte Verbaskurnsaponin wird, wie ich seinerzeit festgestellt habe, so feat an das Bleisnl5d gebuoden, dal? man es durch seine Ltjsungsmittel nicht wieder heransbekommen kann, wenn man nicht daa Bleisulfid durch Wwerstoffperoxyd oxydiert. Prof. E. Schmidt fand (laut gfitiger schriftlicher Mitteilnng), dafl die Alkaloide Chelerythrin und Sangninarin in beaonders grollern Umfang, bisweilen vollstiindig, durch Bleisulfid adeorbiert werden, und d 3 dieses anch fiir das Rhamnoglykosid Rutin ein g r d e s Adsorptionsverarttgen beeitzt. Es schien mir von Interesse, auch eine Anzahl anderer Substanzen auf ihr Verhalten gegen Bleisnlfid zu untersnchen. Verwendet wurden: Maanit, Qlykose, Weinslure, Kodein, Koffein, Amygdalin nnd Salicin. Bur Auaftihrang der Untersnchung wurden die Snbstanzen in einer witseerigen 3,8 % igen Ltisnng von Bleiacetat anfgeloet ; die Fltissigkeiten wurden durch Schwefelwasserstoff vom Blei, die Bleisnlfid-Filtrate vom Sohwefelwaaserstoff durch Einleiten von Kohlenslure befreit. In einem bertimmten Teil der Fltlssigkeit wnrde dam die geltiat gebliebene Snbatanz (anf splitter nUer angegebene Weise) bestimmt. Bei dieser 1) Vergl. Unterrnchmgen fiber das Saponin. 1aang.-Dissert. Dorpat (18'?4), 9.20. 3) Arbeitea des pbrrmakol. InsWtute Dorpat (1&38), Rd. I, S. 63. 0) Arch. d. Phrrrm. 1902 (a@), 8. 69. 17'

Ueber die adsorbierende Wirkung des Bleisulfids

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L Roaenthaler: Adsorbierende Wirkuag den Rleisnlfids. 269

Mitteilnng ans dem pharmaxeutischen Institnt der Universitlt Strassbnrg i. E.

Ueber die adsorbierende Wirkung des Bleisulfids. Von L. R o s e n t h a l e r .

(Eingegangen den 9. IV. 1907.)

In einigen Zweigen der analytisohen Chemie, besonders in der Pflrnzen-, Nahmngsmittel- nnd Harnchemie verwendet man ale Reinignngs- und Entf Hrbungemittel die Bleimethode. Man behandelt dann bekanntlich die zn reinigenden FlUsaigkeiten mit Bleiacetat, Blei- essig oder Bleihydroxyd und zerlegt Filtrate oder Niederschlage (oder beides) meistens mit Schwefelwrlsserstoff. Das dabei entstehende Blei- sulfid kann flrbende K6rper adsorbieren und so eine, wenn anch hHufig nicht voh tbd ige , Entf llrbung der FlUasigkeit herbeif~hren. Dariiber, ob gleichzeitig auch andere K6rper adsorbiert werden ktinnen, scheint eine epezielle Untersuchung nicht vorzdiegen. Wohl vereinzelte Beob- aohtungen. Mehrmals wurde festgestellt , dafl Saponin vollstiindig oder fast vollstlndig dnrch Bleisulfid adaorbiert wurde, so von Chr is tophsohn ' ) , Atlafl ') nnd mir8), Daa von mir untersuchte Verbaskurnsaponin wird, wie ich seinerzeit festgestellt habe, so feat an das Bleisnl5d gebuoden, dal? man es durch seine Ltjsungsmittel nicht wieder heransbekommen kann, wenn man nicht daa Bleisulfid durch Wwerstoffperoxyd oxydiert. Prof. E. S c h m i d t fand (laut gfitiger schriftlicher Mitteilnng), dafl die Alkaloide Chelerythrin und Sangninarin in beaonders grollern Umfang, bisweilen vollstiindig, durch Bleisulfid adeorbiert werden, und d 3 dieses anch fiir das Rhamnoglykosid Rutin ein g r d e s Adsorptionsverarttgen beeitzt.

Es schien mir von Interesse, auch eine Anzahl anderer Substanzen auf ihr Verhalten gegen Bleisnlfid zu untersnchen. Verwendet wurden: Maanit, Qlykose, Weinslure, Kodein, Koffein, Amygdalin nnd Salicin. Bur Auaftihrang der Untersnchung wurden die Snbstanzen in einer witseerigen 3,8 % igen Ltisnng von Bleiacetat anfgeloet ; die Fltissigkeiten wurden durch Schwefelwasserstoff vom Blei, die Bleisnlfid-Filtrate vom Sohwefelwaaserstoff durch Einleiten von Kohlenslure befreit. In einem bertimmten Teil der Fltlssigkeit wnrde d a m die geltiat gebliebene Snbatanz (anf splitter nUer angegebene Weise) bestimmt. Bei dieser

1) Vergl. Unterrnchmgen fiber das Saponin. 1aang.-Dissert. Dorpat (18'?4), 9.20.

3) Arbeitea des pbrrmakol. InsWtute Dorpat (1&38), Rd. I, S. 63. 0) Arch. d. Phrrrm. 1902 (a@), 8. 69.

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260 L. Rosentha ler : Adeorbierende Wirknng den Bleisallidn.

Art der Versnchsauefiihrung ist ein prinzipieller Fehler nicht zu ver- meiden. Nimmt man an, dal3 die Essigsllure nach der Behandlung der Flttssigkeit rnit Schwefelwaseerstoff noch ungefBhr deneelben Raum einnimmt, wie in der Liisnng des Bieiacetata, so mall infolge der Ent- fernnng des Bleiee die LSsung der zu nnterenchenden Snbetanz konzentrierter sein als nreprlinglich, wenn eine Adeorption dnrch das Bleisnlfid nicht stattgefnnden hatte. Die Steigernng der Konzentration kann jedoch, wie folgende Versuche zeigen, praktiach nicht in Betracht kommen nnd ist zn vernachlleigen.

1. Lost man 3,3 g Bleiacetat in Wasser zu 100 ccm FlUssigkeit, so gebrancht man (bei 12O C.) 98,7 ccm Wasser. Die 8,3 g nehmen somit einen Ranm von 1,8 ccm ein. Von diesem Volnmen kann indes nur ein geringer Tell anf dae Blei selbst entfallen, da im Bleiacetat Pb zn Pb(CsH8Os)S + 3 H p 0 sich verhllt wie 207 :379 nnd dee spezifische Gewicht des Bleies betrlchtlich hiiher iet, als das der Essigslnre.

2. O,QQ53 Baryumnitrat wurden i n 8;8 % iger Bleiacetatl6snng zn 100 ccm FlUssigkeit gelost nnd diese weiter behandelt, wie oben geschildert. J e 20 ccm des Filtrats hinterlienen a) 0,1990, b) 0,1095 Barynmnitrat ; berechnet 0,1990. Eine Steigerung der Konzentration war also nicht festznstellen. Es liene sich nur noch der Einwand erheben, daS sie dnrch eine Adsorption des Barynmnitrate gerade aufgehoben wurde. Das ist jedoch gullerst onwahrscheinlich.

I m folgenden teile ich die Ergebnisse der Adaorptionsversuche mit. Die Substanzen wurden bei 100° vorgetrocknet und, wenn nichts anderes bemerkt, in 8,3 % iger Bleiacetatlknng gel6st.

I. M a n n i t. Losung 1,2855 % ig. J e 20 ccm der vom Schwefel- wasserstoff befreiten FlUssigkeit wurden zur Bestimmnng des Mannits in tarierten SchKlchen eingedampft ; der Ruckstand wnrde bei 100' bis zur Gewichtekonstanz getrocknet. Qefnnden a) 0,2558, b) 0,2571 ; berechnet 0,2571 ; adsorbiert 0.

11. Glykoee. In 100 ccm einer whserigen 1,0921%igen Olykow- Illsung, von der 20 ccm 10,6 ccm alkalische Kupferlosnng verbranchten, wurden 3,835 g Bleiacetat anfgelost. Das Volnm stieg dadurch aof 101,3 ccrn. J e 20 ccrn der, wie angegeben, behandelten vom Schwefel- wasseratoff befreiten FlUssigkeit verbranchten 10,45 ccm alkalische Kupferl8suog.

111. Weinellure. 50 ccm einer 1,088%igen Losung wurden mit 50 ccm einer 6,Sg igen Bleiacetatliisung gemischt und Fltiseigkeit samt Niederschlag mit Schwefelwaseerstoff zersetzt. 20 ccm des Filtrats wurden zur Trockne eingedampft und der Rlickstand rnit "/lo Kalilauge titriert. Gefunden 0,1977; berechnet 0,1988; adsorbiert praktisch 0.

Gefunden 0,2158; berechnet 0,2155 ; adsorbiert 0.

L. Roeenthr le r : Adsorbierende Wirkang dee Bleisalfida. 261

IV. Kodein . Ltlsung 0,99lO",g. Zur Bestimmung wurde alkalisch gemacht nnd rnit Chloroform ansgeschtittelt; das Chloroform wurde mit wasserfreiem Natriumsulfat entwrissert und im tarierten KUlbchen abdestilliert. Daa Gewicht der bis zur Gewichtskonstanz bei 90° getrockneten RUckstHnde, die aus je 20 ccm der vom Schwefel- waseerstoff befreiten Fltlasigkeit erhalten wurden. betrug a) 0,1040, b) 0,1940; berechnet 0,1982; adsorbiert 2,128.

V. Koffein. Ltlsnng 1,1676Xig. Bestimmung wie bei IV. (Trocknnng der RlickstHnde bei 70O). Gefunden a) 0,2233, b) 0,2226; berechnet 0,2835; adsorbiert 43%.

VT. Amygda l io . Ltlsnng O,9818%ig. Bestimmung wie bei I., nachdem dnrch einen Vorversnch, ebenso wie bei Salicin, gefunden wnrde, dall die bei dem Versuch frei werdende Essigstlnre unter den Versuchsbedingungen eine Spaltung nicht herbeiftihren kann. Gefunden a) 0,1880, b) 0,1881 ; berechnet 0,1963; adsorbiert 4,18%.

VII. Sa l i c in . Lasung 1,0162gig. Bestimmnng wie bei I. Qefundeo a) 0,2012, b) 0,2013; herechnet 0,2032; adsorbiert 0,984 I.

Ftlr Kodein und Amygdaltn wurde hoch ermittelt, ob das im Bleisulfid Adsorbierte durch Wasser heransgewaschen werden konnte.

1. 20 ccm einer 0,9900%igen Kodeinlijsnng wnrden wie oben behandelt; das Bleisul5d wurde einigemal rnit Wasser ausgewaachen, bis der Verdampfnngsrtlckstand einiger Tropfen des Waschwassers keine Frirbnng rnit FormaldehydschwefelsZLnre zeigte. Filtrat und Waschwilsser wurden vereinigt. Bestimmnng wie bei IV. Gefunden 0,1980; berechnet 0,1980.

2. 20 ccm einer 1,024306igen AmygdalinllJsnng wurden wie oben behandelt ; das Bleisulfld wnrde einigemal rnit Wasser ausgewaschen, bis einige Tropfen des vom Schwefelwasserstoff befreiten Filtrats rnit N elller's Reagens keine Reaktion mehr gaben'). Ruckstand vom Filtrat samt Waschwaseer: Gefunden 0,2050; berechnet 0,2049.

Die Festigkeit, rnit der diese Substanzen durch das Bleisnlfid fixiert werden, ist also eine gullerst geringe.

Doch zeigen die angeetellten Versnche im ganzen, dall die adsorbierende Wirkung dea Bleisnlfids nicht ignoriert werden darf, dall man insbesondere bei quantitativen Bestimmungen, bei denen die Bleimethode angewendet wird, nicht ohne weiteres von best irnrnten Teilen des Filtrate ohne BerUcksichtignng einer etwaigen Adsorption ausgehen darf.

1) Vergl. Pharm. Centrrlh. 1906, S. 681.