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1834. ANNALEN J)”o. 18. DER PHYSIK UND CHEMIE. BAND XXXI. LV. Ueber die AetherbikEung ; von E. Mitscherlich I). Der Aetber wird durch die Zersetzung des Alkohols ver- mittelst verschiedener Sauren gebildet. Vergleicht man die Zusamrnensetzung des Aethers mit der des Alkohols, so erhalt man ein Maafs Aethergas, wenn man von 2 Maafs Alkohol 1 M a a t Wasserstoffgas und Ma& Sauerstoff, also 1 Mads Wassergas, fortnimmt. Es ge- ben also 100 Alkohol dem Gewichte nach 80,64 Aether und 19,36 Wasser. Die Zerlegung des Alkohols in Aether und Wasser ist nicbt allein wichtig, weil dadurch der Aether gebil- det wird, sondern hauptsachlicli, weil sie ein Beispiel von einer eigenthumlichen chemischen Zersetzung dnrbic- tet, welche man bei keiner andern Substanz so gnt ver- folgen kann, und welche bei der Bilduug einiger sehr wichtigen Substanzeo, z. 13. des Alkohols selbst, statt- fiodet. Man wendet, urn die Bildung des Aethers zu un- tersucben, am bequeinsteu eiuen Kolben a an, welclreii man durch eine Lampe erhitzen uud mit einem Korkr, in den man drei Liiclier gebohrt hat, verschliefsen kaan: durch das eine Loch geht eiu Thermometer 6, UUI die Temperatur der Flussigkeit zu beobachten ; durch das an- dere ein Rohr mit dern Trichter c, uin aus dem Geb- fse d fortdauernd Alkohol in den Kolben hiueintriipfelil zu Iassen; durch das dritte eii~ Rohr, woraus die Sub- stamen, welche sich verfluchtigen, entweichcn. Das eiue I) Entnomnlen aus der in) Anfang Koreinher voiib.cn Jihres nusgagc- P- banen rweitcn Airflngr voni Lehrhoche des fIm. Verfassrvs PoggenJorff’s Aiinnl. Bd. XXXI. IS

Ueber die Aetherbildung

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1834. ANNALEN J)”o. 18. DER PHYSIK UND CHEMIE.

B A N D X X X I .

LV. Ueber die AetherbikEung ; von E. Mitscherlich I).

D e r Aetber wird durch die Zersetzung des Alkohols ver- mittelst verschiedener Sauren gebildet. Vergleicht man die Zusamrnensetzung des Aethers mit der des Alkohols, so erhalt man ein Maafs Aethergas, wenn man von 2 Maafs Alkohol 1 M a a t Wasserstoffgas und Ma& Sauerstoff, also 1 Mads Wassergas, fortnimmt. Es ge- ben also 100 Alkohol dem Gewichte nach 80,64 Aether und 19,36 Wasser.

Die Zerlegung des Alkohols in Aether und Wasser ist nicbt allein wichtig, weil dadurch der Aether gebil- det wird, sondern hauptsachlicli, weil sie ein Beispiel von einer eigenthumlichen chemischen Zersetzung dnrbic- tet, welche man bei keiner andern Substanz so gnt ver- folgen kann, und welche bei der Bilduug einiger sehr wichtigen Substanzeo, z. 13. des Alkohols selbst, statt- fiodet.

Man wendet, urn die Bildung des Aethers zu un- tersucben, am bequeinsteu eiuen Kolben a an, welclreii man durch eine Lampe erhitzen uud mit einem Korkr, in den man drei Liiclier gebohrt hat, verschliefsen kaan: durch das eine Loch geht eiu Thermometer 6 , UUI die Temperatur der Flussigkeit zu beobachten ; durch das an- dere ein Rohr mit dern Trichter c , uin aus dem Geb- fse d fortdauernd Alkohol in den Kolben hiueintriipfelil zu Iassen; durch das dritte e i i~ Rohr, woraus die Sub- stamen, welche sich verfluchtigen, entweichcn. Das eiue

I ) Entnomnlen aus der in) Anfang Koreinher voiib.cn Jihres nusgagc- P- banen rweitcn Airflngr voni Lehrhoche des fIm. Verfassrvs

PoggenJorff’s Aiinnl . Bd. XXXI. IS

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Eiidc dieses RoIircs, wclchcs iu den Kolbcn grlit, 1tds scliief abgcscliliffei~ seyn, dainit das, was sicli in dcm perpendicularen Theil bis’ zum Knie verdich- tct, wieder in den Kolbcn heruntertriipfelt, wie dicse Figur es zcigt, und nichts mechanisch rnit den Diiin- plen ubergerissen vvird. Das andere Ende dieses Eoh-

res, welches selir diinn und lang seyn ids, steckt nian verrnittelst eiiics Korkcs in ein meiteres Glasrolir i, wel- ches zurn Erkalten der verfliichtigtcn Verbindunsen dieut. Das Rohr z’ niimlich gelit diirch eiiien, mit Wasser gc- fiillten, Cylinder g, dessen Boden durchbolirt ist, und woriri es verinittelst eines Korkes wasserdiclit eingepafst mird; das obere Endc des Rolires ragt eiii Weiiig aus dein Wasser heraos, und das untere stelit so meit onteI1 aus dem Cylinder herans, dafs es bis auf den Boden der griifsten Flasclie r gelit, in welclier man das Uebergc- ganngenc auffangm will. Das Gestcll, worauf der Cylin- der stelit, inufs doppelt SO lioch seyn, als die Hiihe die- ser EIasche betragt, damit man die Flaschc r , \Venn sic

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sich gefiilft hat, bequem fortnehincn kano. Man stellt sic auf kleine Brettchen, und zwar zuerst SO hoch, daL das Rohr bis nahe auf ihren Boden geht, und iiimiiit von Zeit zu Zeit, so wie dic untergegangene FIiissiskcit zuilimint, ein Brettchen weg. In den Cylinder g stcllt man ein Rohr 0, welches oben mit einein Tricbter versehen ist, hineio, in welchen inan aus dein mit kaltein Wasser gefiillten Ge- fib m Wasser hineinfliefsen ISfst; dieses Wasser fliefst unten auf den Boden, und drangt das oben iin Cylinder befindlicbe Wasser in die Hahe, welches durch ein Rohr iii das Gefafs o abfliefst. Es fliefst also das kalte Wasser den von oben in das Rohr einstramenden fluchtigen Sub- stanzen cntgegen, und erkaltet sie so vollstlindig, d a t bei der Destillation von setir fliichtigen Substanzen, z. B. Aetiier oder Schwefelkol~Icnstoff, fast gar kein VerIust stattfindet. J e nachdeni das Zustrihnen des kalten Wassers langsamcr oder geschwinder stattfinden SO!^, iiffnet man den Hahn des Gefiifses m mehr oder weniger. Will man fluchtigc

Substanzen aus einexn Gefafs in ein anderes gie- fsen, so verschliefst man es durch einen Kork mit einem meitcn, langen Rohre, welches nur ein W e - nig iu den Kork bineingeht. Dieses Rohr steckt man in das andere Gebfs hinein, driickt den Hals b desselben auf den Kork, uud kelirt sie alsdann

beide rasch uin.

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276 Will man fluchtige Sub-

stanzrii dtircli eine Uestilla tion reinigen, z. B. dcii ro hen Aether, so schiittet man ihn auf die angefiihrte Weise in einen Kolben 0, welclieii man in eineschaaleinit Was- ser stellt, aiif deren Boden man einen Triangel von Ei- sen legt, damit der IColbrw den Boden der Schaale nicht beruhrt, weil dadurch eiii Stofsen entstebt. Den 601 ben verschlicl'st man sogleich niit dein Rohre, welcbes init

dem Abktjhlungsapparat in Verbindung steht. W i l l man die Teinperntur bei die-

ser Destillation beobachteii, so kann inan in den Koi L noch ein Loch einbohren und eiii Thermometer einsteL- ken. Die Schaale erwarint man mit einer Spirituslampe.

In den Kolben a (Seite 274) giefst man zueist masserfreien Alkohol und nachher die verdiionte Schn e- felsaure, indem man den Alkohol in eine wirbelnde Re- wegung bringt, urn das zu starke Erhitzen der Flus- sigkeit an einzelnen Punkten zu verhuten, in einem dun- nen Strahl hinein ; die Teinperatur der Fliissigkeit steigt bis 120O. Zu 100 Theilen Schwefclsaure, welche schon 18,5 Theile Wasst!r enthalten, setzt man 20 Theile Wasser , also etwas mehr, als schou darin enthalten ist. und auf 100 Th. cclncentrirter Schwefelsaiire nilnmt man 50 Th. wasserfreien hlkohol. Die Plussiglteit erwkrint man so lange, bis ihr Koclipunkt 140° betregt, und be- inerkt dann, indein man einen Streifen an zwei entgegen- gesetzte Seiten des Kolhens anklebt, den Stand der Fliis- sigkeit. Mail 1ZFst d a m deu Alkohol aus dem Gefifsc d

277 zufliehen, und regulirt das ZustriSrnen so, dafs der Koch- punkt der Fliissigkeit sich nicht veriindert , indem man, nenn die Temperatur unter 140° sinkt, weniger, wenn die Temperatur steigt, mehr Alkohol zufliefsen Iafst. Be- stimmt man, wenn man 6 llTnzen Schwefelssure, 14. Un- zen Wasser und 3 Unzen AIkohoI genommen hat, jedes Mal, sobald 2 Unzen iibergegangen sind, das spec. Ge- wicht des Uebergegangenen, so ist das der ersten bei- den Unzen 0,780, das der beiden folgenden 0,788, und so nimmt es allmshlig zu bis 0,798, welches gewbhnlich scbon bei der neunten oder zehnten Unze eintrifft, und riacliher bleibt es constant. Das geringere specifische Ge- wicht dcr ersteren Unzen ruhrt davon ber, dak die Schwe- felsaure noch etwas mchr Wasser aufnimmt. Dieses con- staute specifische Gewicht ist fast genau das des ange- wandten Alkohols. Leitet man die Operation auf die angefuhrte Weise, so kann man so viel Alkohol in hether umlndern, als man will, indem die Schwefelsaure sich nicht verandert, und nur so viel von derselben fortgeht, als init den Aetherdampfen sich verfluchtigt, oder durch die dem Alkohol beigernengten fremden Bestandtheile zer- setzt wird.

Die tibergegangene Flussigkeit besteht aus zwei Schich- ten, wovon die obere Aether ist, welcher etwas Alkohol und Wasser, und die untere Wasser ist, welches Alko- hol und etwas Aether aufgelost enthalt; sie betragt dem Gewichte nach gerade so viel, wie der angewaodte Al- kohol, wenn man sorgtaltig verhutet, dafs sicb nichts in der Luft verfliichtigt. W e n n man das Uebergegnngene in einen Kolben giefst und in einem Wasserbade der Destillation, wie ich vorher angefiihrt babe, unterwirft, so kann die Temperatur bis SOo steigen, und inan be- halt wasserhaltigen Alkohol ziiriick, dessen Gehalt an Al- hohol man aus dem specifkchen Gewicbte besthmt; zu dem iibergegangenen Aelher, dessen Gewicht wan be- stimmt, setzt man eine geringe Quaiititat Wasser, wel-

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ches der Aether dem Alkohol eutzieht, destillirt noch cinmal, und bestiinint gleicbfnlls den Allioholgehalt der zuruckgeblieberien Flussigkeit. .Nach einer Untersuchii1:g bestand die ubergegaugene Fliissigkeit, welche in ziem- lich grofser Menge angcwandt worden, aus:

65 Aether, IS Alkohol, 17 Wasser.

Man ersieht leicht aus der Zusammenstellung des Appara- tes, dafs, wenn man auf eii~mal rasch Alko ld zustrbmen llikt , Alkoholdiimpfe iibergehen, ohne mit der Schwefel- slure in Berlihruiig zu koinincn, und uingekehrt, dafs, wenn man meniger zutrdpfeln Iifst, als iibergeht, von dem in der Flussigkeit enthaltenen Alkohol zersetzt wird, so dafs also im ersteren E'alle das Uebergegangene mehr Alko- hol, im letzteren rnehr Aether enthalt. Vergleicht man die ails der Untersucl~ung erhnltcnen Resultate niit der friiher nngefuhrten , berechneten Zerlegung des Alkolrols, sa mukte auf 65 Aetlier 15,4 Wasser kommen; eine ge- nauere Uebereiostiinmung kann man nicht erwarten, da der Verlust von etwas Aether nie zu vermeiden ist, und die Untersuchung selbst nur ein annaherndes Resultat ge- ben kann. Gute Fabrikanten erhalten Ton 100 Theilen Alkobol, welcher 76 Proc. Alkohol den1 Gemichte nach enthalt, 60 Theile Aether von 0,727 I ) ; der Berechuung nach sollten sie 58 Theile Aether von 0,521 erhalten. Rei diesem verdtinnten Alkohol ist uatiirlich die Quan- titat der wasserichten Schicht vicl griifser.

ISimint man 6 Unzen concentrirte Scbwefelsaure und 6 Unzen wasserfreien Alkohol, und Mst fortdauernd Al- kohol zufliefsen, so haben die. ersten 2 Unzen des iibcr-

1) Zufolge eioer neucrrn Bennchriclrtigun,o von Hrn. Hofr. S o i t - rrrann, aus dessen Lnboratoriurn ich die erste Mittheilung er- hirlt , ist diels Verhiltnil's zz groL; i m Grol'sen erhalt man von 100 Theilrn Alkolrol, welrlrrr 52 Proc. w:isserf'reien Alkohol ent- hiilt, 56 T h . A c h c r inn giinstigen Fallt; wobei rlar Alkohol, wclchcr anit dem Bether iihcrgrhr, in Rechnirng gebraeht wurden ist.

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gegangenen rohen Aethers ein spec. Gewicht voii 0,768, und das constante spec. Gewicht wird erst errcicht, wenn die Schwefelsaure die vorlicr angefiilirte Mengc Wasser aufgenommen bat; nimmt man aber uingekehrt 3 Unzeii Schwefelsaure und 2 Unzen Wasser, und lVfst Alkohol zutriipfeln, so bestehen die ersten uberdestillirteil 2 Un- zen aus wasserichtern VS'cingeist von 0,926, welcher kauui eiue Spur von Aether cnthalt. Die nbchstfolgendcn ha- ben ein speciiisches Gewicht von O,SS5. Das specifischc Gewicht nimmt ab, bis der Wassergelialt der Scbwefel- ssure sich zu dem bestimmten Punkte verniindert, uud das Uebergegangene das specifische Gemicht des Alko- hols hat. Setzt man zu cineiii Genienge voii concentrir- ter ScliwefelsSure und Alkoliol Wasser hitizu, so destil- lirt so lange Alkohol uber, als noch in der Aufhjsurlg davon vorhande~~ ist. Dnrcli einen Ucbcrscliufs vou Was- ser.mird also aller Alkohol von der SchwefelsSurc ge- treunt, und durch Ueberschufs von Alkohol so viel Was- ser, bis die Schwefelssure etwas rnehr als doppelt SO

viel Wasser enthtilt, als in dar concentrirten Schwefcf- s3urc euthalten ist. Setzt man zu concentrirter Schwe- felsSure wasserfreien Alkoliol in Uebcrschufs zli, so de- stillirt zuerst wasserfreier Alkoliol iiber; erst weiiu die Temp. bis 126" steigt, fangeu dic crsten Spuren von Actlier au sich zu zeigen. Die Aetherbildnng findet am stiirltsten zwischen 140" bis 150" statt; bei 1600 findct schou eiiie Zersctzuiig der Schwefelsiiure statt , doch geht uoch bis 200" Aether iiber. Weon man 6 Unzen Schw*efelsiiare und Alkohol im Ueberschufs aogewondt hat, betrsgt die Qunntitlt Aethcr, welche zwischen 155O und 200" uber- geht, kaum + Unze.

Man hat die Aetlerbilduag dadorch zu crkl" aren ver- sucht , dafs die Schmefclsiiure durch ihrc Vcrwandtschafi zum Wasser dic Verbindung dcs 1 Mnal'ses Wasscrsroff- gases und 4 Maafses Sauerstdfgascs hcwvirkc, hdeiu sic sich luit deiii gebildeten Wasscr V6rhdc. Aus ~ C I U an-

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gefuhrten Vcrsucbe folgt jedoch, dafs Wasser fortdauernd iiiit dem Aether iibergehe, und es verstebt sic11 alsdami von selbst, dafs die Scbwefelsaure sich mit diesem Was- ser eher verbindet, als dais sie den im Alkohol enthal- tenen Wasserstoff und Sauerstoff, welche durch chemi- sche Verwandtschaft ziiriickgehalten werden, vereinigt, urn damit eine Verbindung einzugeheo, die fast bei der- selben Temperatur wieder aufgeboben wird. Ferner wird der Alkohol durch andere Substanzen, Z. B. durch Kah oder Natron, welche vie1 grafsere Verwandtschaft zum Wasser haben, a b die angewandte diluirte Schwe- felsaure, nicht in Aether umgeandert. Man kann die concentrirte AuflOsong derselben in Alkohol bis uber ldOo erhitzen, so dais sie die Temperatur der Aether- hildung erreicht ; das Uebergehende enthdlt keiue Spur von Aether.

Eine erh8hte Temperatur andert den Alkohol gleich- falls nicht in Aether urn; ein Versucb, welchen man leicht anstellen kanu, wenn man Alkoholdampfe durch ein Rohr leitet, dessen Temperatur man allein bis zur Kothgluh- hitze erhisht.

Man bat die Aetherbildung durch die Bildung der Weinschwefelszure, welche durch Einwirkung der Scbwe. felsaure auf den Alkohol entsteht, zu erklliren versucht; inan glaubte damals, dafs diese Saure aus Schwefelsaure rnit Kohlenwasserstoff, in welehem auf 1 Maafs Kohle 2 Maafs Wasserstofl' enthalten sind, bestehe. Durch ge- naue Untersuchungerr hat sich aber ergeben, dafs sie atis Schwefelsaure und Alkohol besteht %), und dafs, wenn iiian sie, oBne dafs Schwefelsaure frei wird, destillirt, sich Alkohol bildet; z. B. wenn man schwefelweinsaures Kali nit Kalkerde mengt, so bilden sich bei einer Tern- peratur, welche zuletzt bis iiber 200° geht, schwefel- saurc Salze und Alkohol, welcher nur etwas Weinol, wwauf ich spater zuriickkommen werde, enth5lt. a L i e b i g und Wulrler in dissen Annalea, Bd. XXlI S. 486.

- 1 M a g l l u s ebendaselbst, Bd. XXVII S. 367.

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Aus den angefubrten Thatsacben folgt also, dab Al- kohol in Eeriihrung mit Schwefelsaure bei einer Tempe- ratur von iingefdhr 140° in Aether und Wasser zerfalle. Zersetzung 11nd Verbindungen, welche auf diese Weise hervorgebracht werden, kommen sehr haufig vor; wir wollen sie Zersetzung und Verbindung durch Contact nennen. Das schbnste Beispiel bietet das oxydirte Was- ser dar; die geringste Spur von Mangansuperoxyd, von Gold, von Silber und anderen Substanzen bringt ein Zer- fallen der Verbindung in Wasser und Sauerstoffgas, wel- ches sich entwickelt, hervor, ohne dafs diese Korper die mindeste Vertinderung erleiden. Das Zerfallen der Zuk- kerarten in Alkobol und Kohlensaure, die Oxydation des Alkohols, wenn er in Essigsaure uingeandert wird, das Zerfallen des Harnstoffs und des Wassers in Kohlen- ssure und Ammoniak gehbren hierher. Fiir sich erleideu diese Substanzen keine Veranderung, aber durch den Zusatz einer sehr geringen Menge Ferment, welcbes dn- bei die Contactsubstanz ist, und bei einer bestiminten Temperatur, findet diese sogleich statt. Die Umauderung der Stgrke in Sttirkezucker, wenn inan Starke init Was- ser und Schwefelstiure kocht, ist der Aetherbildung gaiiz iihnlich, nur dafs umgekehrt bei dieser Zuckerbildiing Wasser zerlegt wird , und die Bestandtheile desselbeii sich mit denen der Stiirke zii einer neuen Verbindung vereinigen. Werden Verbindungen von Aether mit SYu- ren, Z. B. Essigather mit Kaliauflosung behandelt, so bil- det sich essigsaures Kali und Alkohol; SO dak also hier das Eutgegengesetzte stattfindet , wie mit der Schwefel- lure.

Setzt man dem Gewichte nach zu 4 Theilen con- centrirter Schwefelslure 1 Th. wasserfreien Alkohol nud erhitzt das Gemenge bis tibcr 2000, so zerfdlt ein 'I'heil dcs hlkohols (=3 Mads Wasserstoffgas, 1 Maafs Koh-

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leiis[offgas und -$ Ma& Sauerstoffgns) so, dafs sicli 1 Maafs Wasserstoffgas iuit 4 Maah Sauerstoffgiis zu Was- ser verbindet, und 1 Maafs Kohlenstoffgas iiiit 2 Maal's Wasserstoffgas zu riner eigenthiiinlichen Verbindung, wel- clie luau, weil sie s8ich niit dem Chlor zu einem iildinli- clien Karper vereinigt , ijlbildendes Gas genaniit hat; eiu aiiderer Theil des Alkohols wird so zerselzt, Jars sich der Wasserstoff tbeils init dem Snuerstoff desselben ver- bindet, theils mit einem Antheil Sauerstoff der Schwefcl- ssure zu Wasser vereinigt , iodem sich Kohle ausscliei- det und sich schweflige SIure bildet. Die Darstellung des ijlbiIdenden Gases knnn man daher gut in einein Kol- beu studiren, welcher mit einer Vorlage versehen ist, aus der eine Kohre unter einen iiber Wasser stehenden Cy- linder fiihrt. - Iu der Vorlage verdichtet sich wiihrend der Entwicklung des Kohlenwassersfoffs fortdauernd Was- scr, worin ein ijlartiger Kijrper, das Weiniil, zu Bodeu sinkt, welcher aus einer Verbindung von Kohlenwasser- stoff, SchweEels5urt: und Wasser besteht. In dein Cy- linder fiugt man das Gas auf; von der schweflichten Saure wird cs gewiihnlicli schon beim Durchstreichen durch's Wasser , welches davon eine grolse Menge aufnehuieii limn, gereinigt.

Da fortdauernd Kohlenwasserstoff und Wasser sich zugleich entwiclieln, ist es bier natiirlich eben so wenig wie beiin Aether die Verwandtschaft der Schwefelsiiure zuin Wasser, welche diese Zorsetzung des Alkohols be- wirlrt, sondern die Schwefelsaure bewirkt hier nur durch Contact ein Zerfallen des Alkohols in Kohlenwasserstoff uud Wasser.