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241 I bekannten o -Aethplphenol, welches bei 206 -207 O (uncorrig.) sieden ~011'). Nach seinem ganzen Verhalten ist dieses Oel demnach als ein o -Aethylphenol aufzufassen, welches bei der Reduction des Cu- mrrons im Sinne folgender Gleichung sich bildet: 347. Martin Freund und Walter Josephy: Ueber die Alkelolde. welche in der Wurzel von Corydalis caw (Schwgg.) enthalten sind. [Vorlhfige Mittheilung aus der chem. Abthlg. des pharmakol. Inst. zu Berlin.] (Vorgetragen von Herrn Fr e u n d.) Die knolligen Rhizome der Corydalis cava, welche friiher in der Thierheilkunde Verwendung fanden, sind zum ersten Male yon Wackenrodera) im Jahre 1826 untersucht worden. Derselbe con- statirte in der Droge das Vorhandensein eines Alkaloi'des , welchem er den Namen aCorydalinc ertheilte. Spater haben sich Peschier Winkler, DBbereiner, Ruickholdt, Miller, Leube 9 und Wicke') mit dem Studium jener Droge befasst. Die Angaben, welche von diesen Forschern uber das darin ent- haltene Alkaloi'd gemacht werden , weichen ausserordentlich von ein- ander ab. Nach Wicke's Untersuchung ist es eine gut krystalli- sirende, tertiare Base, welche bei 130° schmilzt und die Formel CU H19 NO4 besitzt. In letzter Zeit ist die Droge von Adermann5) untersucht worden. Derselbe giebt an, dass vier Alkaloi'de in derselben enthalten seien, von denen er zwei naher untersucht hat. Die eine Base sol1 mit dem Hydroberberin entweder identisch oder nabe verwandt sein; sie be- sitzt die Formel C~O Hs~ NOa und den Schmelzpunkt 135O. Das 1) Ann. Chem. Pharm. 102, 166. Diese Berichte XVII, 670. a) Handbuchder organ. Chemievon G m e l i n - K r a u t , Bd. lV, 2,pag. 1995. 3) Ebendaselbst. 4) Ann. Chem. Pharm. 187, 274. 5, BeitrLge zur Kenntniss der in der Corydalis cava enthaltenen Al- kaloide. hug.-Diss., D or p at , 1590 Bnricbte d. D. rhem. Gesellschaft Jahrg. XXV. 15&

Ueber die Alkaloïde, welche in der Wurzel von Corydalis cava (Schwgg.) enthalten sind

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Page 1: Ueber die Alkaloïde, welche in der Wurzel von Corydalis cava (Schwgg.) enthalten sind

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bekannten o -Aethplphenol, welches bei 206 -207 O (uncorrig.) sieden ~011'). Nach seinem ganzen Verhalten ist dieses Oel demnach als ein o -Aethylphenol aufzufassen, welches bei der Reduction des Cu- mrrons im Sinne folgender Gleichung sich bildet:

347. M a r t i n Freund und Wal t e r Josephy: Ueber die Alkelolde. welche in de r Wurzel von Corydalis c a w (Schwgg.)

enthalten sind. [Vorlhfige Mittheilung aus der chem. Abthlg. des pharmakol. Inst. zu Berlin.]

(Vorgetragen von Herrn Fr e u n d.) Die knolligen Rhizome der Corydalis cava, welche friiher in der

Thierheilkunde Verwendung fanden, sind zum ersten Male yon W a c k e n r o d e r a ) i m Jahre 1826 untersucht worden. Derselbe con- statirte in der Droge das Vorhandensein eines Alkaloi'des , welchem er den Namen aCorydalinc ertheilte. Spater haben sich P e s c h i e r W i n k l e r , DBbere iner , R u i c k h o l d t , M i l l e r , L e u b e 9 und Wicke') mit dem Studium jener Droge befasst.

Die Angaben, welche von diesen Forschern uber das darin ent- haltene Alkaloi'd gemacht werden , weichen ausserordentlich von ein- ander ab. Nach W i c k e ' s Untersuchung ist es eine gut krystalli- sirende, tertiare Base, welche bei 130° schmilzt und die Formel CU H19 NO4 besitzt.

In letzter Zeit ist die Droge von A d e r m a n n 5 ) untersucht worden. Derselbe giebt an, dass vier Alkaloi'de in derselben enthalten seien, von denen er zwei naher untersucht hat. Die eine Base sol1 mit dem Hydroberberin entweder identisch oder nabe verwandt sein; sie be- sitzt die Formel C ~ O H s ~ NOa und den Schmelzpunkt 135O. Das

1) Ann. Chem. Pharm. 102, 166. Diese Berichte XVII, 670. a) Handbuchder organ. Chemievon Gmelin-Kraut, Bd. lV, 2,pag. 1995. 3) Ebendaselbst. 4) Ann. Chem. Pharm. 187, 274. 5, BeitrLge zur Kenntniss der in der Corydalis cava enthaltenen Al-

kaloide. hug.-Diss., D or p a t , 1590 Bnricbte d. D. rhem. Gesellschaft Jahrg. XXV. 15&

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andre Alkaloid, welches A d e r m a n n als Corydalin anspricht, schmilzt bei 160° und besitzt nach aeinen Angaben die Zusammensetzung C.mH23NOJ.

Wir haben nicht die Droge direct verarbeitet , sondern vorliiufig ein Praparat beniitzt , welches in der Fabrik von T ro m m s d o r ff in Erfurt hergestellt worden war. Fiir die Mittheilung iiber das Ver- fahren, mit Hiilfe dessen die Verarbeitung der Droge erfolgte, sind wir Herrn Dr. E h r e n b e r g in Erfurt zu besonderem Danke verpflichtet.

Die zerkleinerten Wurzelknollen wurden mit Spiritus e rschopft, der Alkohol abdestillirt und die zuriickbleibende wassrige Liisung, welche schwach sauer reagirte, vom Harz abfiltrirt. Das Filtrat wurde alsdann mit Amrnoniak versetzt und die abgeschiedenen Basen rnit Aether ausgeschittelt. Nachdew der gr6sste Theil des Aethers ab- destillirt war , krystallisirte bei einigem Stehen eine Fractiou vom ungefahren Schmelzpunkt 160 O, welche beseitigt wurde. Die concen- trirten , atherischen Mutterlaugen ergaben nach Zusatz von Alkohol eine ziemlich bedeutende Menge von Krystallen , welche durch Losen in Spiritus gereinigt wurden.

Das so gewonnene Praparat, welches bei 126-1300 schmolz, wurde uiis von der Fabrik als Corydalin geliefert.

Wir haben bei der Untersuchung gefunderi, dass jenes Product keine einheitliche Verbiudung ist , sondern aus einem Gemisch von wenigstens drei Basen besteht.

C o r y d a l i n , Ca:! Hz? NO4. Zunachst haben wir aus dern T r o m m s d o r f f ' s c h e n Praparat eine

bei 133-134 schmelzende Base isolirt, deren Analyse Zahlen ergab, welche mit keiner der bisher fur das Corydalin aufgestellten Formeln in Einklang zu bringen waren.

Wir waren schon einige Zeit rnit dem Studium dieses Alkaloids beschilftigt, als eine Abhandlung von D o b b i e und L a u d e r l ) er achien, in welcher dieselbe Verbindung beschrieben wurde. Die beiden Forscher haben ein aus der S c b u c h a r d t ' schen Fabrik bezogenes Corydalin untersucht. Dasselbe schmolz nach mehrfachem Umkrystal- lisiren bei 134.50, besitzt nach ihren Analysen die Zusammensetzung

H ~ s NO4 und ist ideotisch mit dem hydraberberinartigen ('r). Korper (Schmp. 138"), welchen A d e r m a n n isolirt hat.

Das Alkaloid ist von der Substanz, welche W i c k e in Handen hatte, nicht nur in der Zusammensetzung, sondern deutlicb auch da- durch unterschieden, dass es in iiberschiiasigem, freiem Alkali unliis- lich ist, wahrend W i c k e ' s Corydalin sich darin aufliisen soll. Da uber D o b b i e und L a u d e r der Base vom Schmelzpunkt 134.5O den

I) Jonrn. Chem. SOC. 1892, 244; Cbem. Ztg., XVI, 869.

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Namen Corydalin belassen haben, so mijchten wir denselben nicht umiindern.

Die Angaben der beiden Chemiker iiber die Eigenschaften der Base und ihrer Salze kiinnen wir bestiitigen. Was die Zusammen- setzung des Alkaloi'des betrifft, so mijchten wir die von jenen aufge- stellte Formel

CZZ Has NOJ, welche sich mit dem Gesetz der paaren Atomzahlen nicht in Ueber- einstimmung befiadet l), urnandern in

Cnz Hqi NOI. Von den zahlreichen Analysen, welche wir von der freien Base,

dem prachtvoll krystallisirenden Chlorhydrat nnd Jodhydrat ausgefiihrt haben, sei vorlaufig nur die folgende mitgetheilt :

0.2339 g dieser Substanz gaben 0.6157 g Kolilenshre und 0.1576 g Wasser. Ber. f. Caz Ha7 NO4 Gefunden c 71.54 71.79 pCt. H 7.32 7.49 D

B u l b o c a p n i n , C31H36N207.

Ausser der bei 134O schmelzenden Verbindung enthalt das T ro m m 8 d o r f f'sche Praparat eine durch Krystallisationsfahigkeit aus- gezeichnete Base, welche bei 198/199" glatt schmilzt. Dieselbe ist zum Unterschied von der vorigen in iiberschassigeni Alkali IBslich, wodurch sich die Trennung beider leicht bewerkstelligen lasst.

R e i c h w a l d a ) , welcher vor einigen Jahren im D r a g e n d o r f ' s c h e n Laboratorium die Wurzel von Corydalis cara verarbeitet hat, um das darin enthaltene Alkaloi'd mit dem Fumarin (aus Fumaria officinalis) zu vergleichen, giebt an, dass das von ihm gewonnene Corydalin, fiir welches er die Formel

CzoHig NO2 aufstellte, gegen 190° zusammensintere und bci 1970 schmelze.

Wir sind iiberzeugt, dass R e i e h w a l d das zweite von un8 iso- lirte Alkaloi'd, aber in noch nicbt reinem Zustande, in Handen hatte. Da der Name Corydalin fiir die bei 134O schmelzende Verbindung beansprucht wordeu ist, mijchten wir fiir die bei 198/1990 schmel- zende Base die Bezeichnung DRulbocapnine vorschlagen, welche von Bulbocapnus cavus (Bernh.) , einem Synonym fiir Corydalis CBVB,

hergeleitet ist.

1) Neuerdings gebrauchen D. und L. die Formel Cn Hm NO4, siehe Chem.-Ztg. XVI, S69.

Pharm. Ztg. 406, 1589. 154.

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Die zahlreichen Analysen, von denen wir vorlaufig nur die fol- genden beiden publiciren mochten, fiihrten uns zur Aufstelluog der Formel

C3r H36x2 Or.

0.2096 g Substanz gaben 0.5362 g Kohlenstoff 0.1 166 g Ivasserstoff. 0.2017 g Substanz gaben S.6 ccm Stickstoff bei 140 und 758.5 mm Druck.

Gefunden I I1

69.75 - C 69.86 H 6.16 6.15 N 4.78

- 5.0 -

Obgleich das aus absolutem Alkohol urnkrystallisirte Bulbocapnin bei 1200 kein Wasser abgiebt, so leiten sich doch das Jodmethylat (Schmp. 2500) und die zahlreichen, gut krysttrllisirenden Salze von einer um zwei Molekiile Wasser armeren Base her. Analysirt wur- den bisher das Chlorhydrat, Platindoppelsalz, Brom- und Jodhydrat, das Sulfat und Nitrat. Das Bulbocapnin vereinigt sich mit 2 Aequi- valenten der Sauren und ist bitertiar.

C o r y ca v i n , Ca3 Ha:+ NOj. h'eben C o r y d a l i n und Bulbocapnin , welche die Hauptbestand-

theile des T r o mmsdorf f ' scheo Priiparates vom Schmp. 126/1300 l) bilden, findet sich in diesem in sehr kleiner Menge eine dritte Base. Etwas mehr ist in der bei 15G-1(i0° schmelzenden Fraction vor- handen, welche bei Verarbeitung der Droge aus der atherischen Liisung sich zuerst absondert. Dieselbe besteht zum griifsten Teil aus Bulbocapnin, wahrend sich Corydalin und das dritte Alkaloi'd in untergeordneter Menge darin vorfinden.

Wir mochten fiir dasselbe den Namen 2 Corycavin vor- schlagen, welcher aus Corydalis cava durch Zusammenziehung g e bildet worden ist.

Das Corycavin ia t wie dau Corydalin in Alkali unloslich; d a es von absolutem Alkohol schwerer wie das letrtere aufgenommen wird, so wurden beide bisher durch Krystallisation aus diesem Liisungs- mittel getrennt. Das Corycavin krystallisirt in prachtvollen rhom- bischen Tafeln vom Schmp. 214/215". Die Analysen der freien Base fiihrten zur Formel C23 H23NO5.

0.1766 g Subst. gaben 0.455S g COS 0.0955 g RsO. 0.3300 g Subst. gaben 7.7 Cc N bei 21" und 760 mm B.

1) Wir schgtzen die Menge des erstcn auf 60-70, die deli letzten anf 20-30 Procent.

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Berechnet Gefunden fir Q3H23NOj I. 11.

C 70.23 70.38 - pCt. H 5.85 6.0 N 3.56 - 3.75 s

Voii den Salzen wurde bisher das Chlorhydrat, C23HpsTS05 . HCl + HaO, Jodhydrat, C23H23N05 . HJ + H20, und Platindoppel- salz, ((323 H23 NO5 . HC1)z PI Cla + 2 H20, analysirt.

In allen diesen Salzen ist das Wasser so f a t gebunden, dass es beim Trocknen bei 120--130° nicht entweicht.

Das Jodmethylat schmilzt bei 21SO.

-

Wir haben ferner zwei Praparate untersucht, welche als )Cory- dalincr aus den Fabriken von E . M e r c k , Darmstadt resp.Th. S c h u c h a r d t, G6rlitz bezogen waren. Das erste bestand aus Corydalin (1340) und Bulbocapnin (1990), wahrend Corycavin bei der kleinen, in Arbeit ge- nommenen Menge nicht nachgewiesen werden konnte. D a s S c h u c h a r d t - ache Praparat enthiilt hauptsachlich Corydalin (1 340); ausser diesem isolirten wie eine kleine Menge einer in Alkali lijslichen Base, die bei 205-2070 schmolz und weder mit Bulbocapnin noch mit Cory- cltvin identisch ist.

Endlich scheint in den Mutterlaugen, aus denen das Corydalin lrrystallisirt ist, noch eine niedriger schmelzende Base vorhanden zu sein, deren Isolirung wir bisher nicht rorgenommen haben.

Die Substanz, welche W i c k e in HBnden hatte, war jedenfalls keine einheitliche Verbindong, sondern ein Gemisch von zwei oder mehreren dieser Basen.

Dasselbe diirfte von der bei 160 O schmelzenden Verbindung gelten, welche A d er m a n n ') als Corydalin bezeichnet.

Die gewonnenen Verbindungen sollen mit Ausnahme des Cory- dalins (1340), dessen niihere Untersuchung D o b h i e und L a u d e r in Angriff genommen haben, weiter studirt werden.

I) vcrgl. anch: B i r s m s n u , Studien iiber die Alkaluide der Coryddis nobilis (Pers.). hug.-Dies., Dorpxt, 1S92.