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[Aus der Biologischen Station Lunz am See.] Ober die Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwing- rasen und die biochemische Schichtung des Lunzer Obersees. Vo n Hans Miiller. Mit 2 Tabelle und 5 Abbildungen. Uber die morphologischen und biologischen Besonderheiten der Schwingrasen auf dem Obersee im Arbeitsgebiet der Biologischen Station Lunz am See (Osterreich) unterrichtet eine Reihe von Ar- beiten. Im Zuge seiner geomorphologischen Arbeiten im Gebiet von Lunz hat Gotzinger (6) auch den Obersee und seine Schwingrasen kartiert (S. 107ff.). Die in meiner Arbeit enthaltenen Kartenskizzen sind nach Vorbildern G o t zingers gezeichnet worden. Auf Grund meiner Mes- sungen muBte ich das Moorloch im GroBen Schwingrasen sowie die nordlich von ihm liegenden Riigstellen L und 1 gegenuber der Eintragung Gotzingers um etwa 10 m weiter siidlich festlegen. Sollte sich meine Eintragung als unrichtig erweisen, so beeintrach- tigt dies die Ergebnisse 'meiner Untersuchungen jedoch nicht. Natur- gemaig fuBen auf dieser Arbeit Getzingers alle folgenden. In einer spateren Veroffentlichung beschaftigt sich Go tzinger (7) mit den Eisverhaltnissen der Lunzer Seen. Wenn auch darin der Schwing- rasen nicht gesondert behandelt wird, so lassen sich aus den Be- obachtungen doch Schlusse fur unsere folgenden Betrachtungen ziehen. F u c h si g (3) beschreibt die Verteilung und Vergesellschaftung der Wassermoose des Lunzer Gebietes sowie deren Beeinflussung durch die Standortsfaktoren. Seine Untersuchungen bilden eine wichtige Grundlage fur kiinftige okologische Arbeiten auf dem Schwingrasen. Brehm und Ruttner (1) schildern in ihrer Untersuchung iiber ,,Die Biozonosen der Lunzer Gewasser" auch die biologischen Eigen- tumlichkeiten der Schwingrasen des Obersees (S. 347 ff.). Demnach tragt der GroBe Schwingrasen auf verschiedenen Teilen recht deut-

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[Aus der Biologischen Station Lunz am See.]

Ober die Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwing- rasen und die biochemische Schichtung des Lunzer Obersees.

Vo n

Hans Miiller.

Mit 2 Tabelle und 5 Abbildungen.

Uber die morphologischen und biologischen Besonderheiten der Schwingrasen auf dem Obersee im Arbeitsgebiet der Biologischen Station Lunz am See (Osterreich) unterrichtet eine Reihe von Ar- beiten.

Im Zuge seiner geomorphologischen Arbeiten im Gebiet von Lunz hat G o t z i n g e r (6) auch den Obersee und seine Schwingrasen kartiert (S. 107ff.). Die in meiner Arbeit enthaltenen Kartenskizzen sind nach Vorbildern G o t z i n g e r s gezeichnet worden. Auf Grund meiner Mes- sungen muBte ich das Moorloch im GroBen Schwingrasen sowie die nordlich von ihm liegenden Riigstellen L und 1 gegenuber der Eintragung G o t z i n g e r s um etwa 10 m weiter siidlich festlegen. Sollte sich meine Eintragung als unrichtig erweisen, so beeintrach- tigt dies die Ergebnisse 'meiner Untersuchungen jedoch nicht. Natur- gemaig fuBen auf dieser Arbeit G e t z i n g e r s alle folgenden. In einer spateren Veroffentlichung beschaftigt sich Go t z i n g e r (7) mit den Eisverhaltnissen der Lunzer Seen. Wenn auch darin der Schwing- rasen nicht gesondert behandelt wird, so lassen sich aus den Be- obachtungen doch Schlusse fur unsere folgenden Betrachtungen ziehen. F u c h s i g (3) beschreibt die Verteilung und Vergesellschaftung der Wassermoose des Lunzer Gebietes sowie deren Beeinflussung durch die Standortsfaktoren. Seine Untersuchungen bilden eine wichtige Grundlage fur kiinftige okologische Arbeiten auf dem Schwingrasen. B r e h m und R u t t n e r (1) schildern in ihrer Untersuchung iiber ,,Die Biozonosen der Lunzer Gewasser" auch die biologischen Eigen- tumlichkeiten der Schwingrasen des Obersees (S. 347 ff.). Demnach tragt der GroBe Schwingrasen auf verschiedenen Teilen recht deut-

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lich unterscheidbare Pflanzengesellschaften : die in den See hinaus- ragenden Rander mit ihren Carexbulten und Moorrandpflanzen, den gegen die Ufer zu sich ausbreitenden Uberschwemmungsgurtel rnit Acrocladium, Drepanocladus u. a. und die mittleren Teile, welche mit ihren Biilten von Sphagnum Magellanicum, paprllosum u. a., ihrer Phanerogamengesellschaft und der Lebensgemeinschaft der Schlenken den Eindruck eines Hochmoores vermitteln. G a m s ( 4 ) hat in seiner ,,Geschichte der Lunzer Seen, Moore und Walder" der .Entstehung des GroBen Schwingrasens einen breiten Raum ge- widmet (S. 323 f f . ) . E r hat die Machtigkeit der Schwingrasendecke durch Bohrungen langs dreier Schnitte festgestellt und ganz be- bestimmte Ansichten iiber Entstehung und Lagerungsverhaltnisse der einzelnen Schichten ausgesprochen. Von seinen Ergebnissen wird noch zu sprechen sein. Zuletzt hat sich mit biologischen Fragen des GroBen Schwingrasens R e d i n g e r (8) befaot. Aus seinen ,,Studien zur Okologie der Moorschlenken" wird spater im Zusammenhang besonders das Vorkommen von Carbondioxyd im Wasser der Schlen- ken erwahnt werden.

Wer den GroBen Schwingrasen in seinem Sommerzustand kennt, wird bei einem Winterbesuch des Obersees erstaunt sein, in dessen sudlichem Teil statt des erwarteten vollig ebenen Schneefeldes ein hiigeliges Gelande vorzufinden: eine Schwelle im Osten, wo der ,,Diirr- ling" (Dlg) als altes Wahrzeichen steht, eine im Westen gegen den Triangulierungspunkt 6 zu und eine dritte, flachere, welche den mittleren Teil des Schwingrasens vom Moorloch (M) trennt. Es sind nicht Schneewehen, welche der Oberflache des Schwingrasens auf- liegen, sondern es ist der Schwingrasen selbst, der sich solcherart unter der Last der Schneemassen kriimmt.

Um die Lage der Schwingrasenoberflache wahrend der Schnee- bedeckung kennenzulernen, wurden im Herbst 1933 an vier Stellen des GroBen Schwingrasens Pegel aufgestellt (P 1-4 auf Karte I), deren Schwankungen vom Ufer aus mit einem Theodolithen beobach- tet werden konnten. Der PegeIfuS bestand aus einem senkrechten Bretterkreuz, das von einem waagerechten Brett uberdeckt war. An der Schnittstelle war die Pegelstange befestigt. Der Ful3 wurde in Sphagnumfilz eingebettet. Die Anordnung der Bretter verhinderte eine Lageanderung der Pegel, wie zahlreiche uberprufungen im Laufe der Beobachtungszeit ergeben haben. Die 5 cm breiten Pegellatten waren in schwarze und rote Felder von je 5 cm Lange geteilt, die

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Abstande mit genugend groBen Zahlen bezeichnet. Das MeBinstru- ment war ein Theodolith einfacher Ausfuhrung (Marke Neuhofer, Wien, 2911). Seine Hiilse paBte auf einen Messingzapfen, welcher

Karte 1.

mit einem Eisenrohr als Verbindungsstiick in einen Felsen des Nord- westufers eingelassen war (Beobachtungspunkt Bp auf Karte 1). Die Ablesungen erfolgten bei waagerecht eingestelltem Instrument mit einer Genauigkeit von f 0,5 cm, wie die regelmaBigen Parallel-

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beobachtungen ergeben haben. Gelegentlich fuhrte auf mein Er- suchen hin der geschulte Laborant der Station, Herr Sepp Aigner, mein unermudlicher Helfer, zur selben Stunde eine Beobachtung durch, welche mit der meinen innerhalb der angegebenen Fehler- grenze ubereinstimmte. Bei jeder Beobachtung wurde der Stand des Seespiegels gegen einen willkurlich gewahlten Festpunkt (waage- rechter, vierkantiger Eisenstift) an dem Steilufer bei Triangulierungs- punkt 3 der Karte Go tz inge r s gemessen. Die Seespiegel- und Pegel- schwankungen wurden in den beiliegenden Skizzen (Abb. 1-6) auf die Ebene des mittleren Fadens im Fernrohr des Theodolithen be- zogen (MeBebene). Die Unveranderlichkeit dieser MeBebene wurde bei jeder Beobachtung durch Ablesung von drei Latten gepruft, die auf dem gegenuberliegenden Ufer an Baumen unverruckbar befestigt waren und dieselbe Einteilung wie die Pegel trugen (Stutzpunkt Sp 1-3 auf Karte I). In dem Zeitraum vom 14. November 1933 bis 11. April 1935 sind 26 Ablesungen vorgenommen wordenl). Die ersten vier Pegel (P 1-4) wurden auf dem nordlichen Lappen des GroBen Schwingrasens errichtet. Nach zweimonatiger Beobachtungs- zeit wurden zwei weitere Pegel (P 5 und 6) an Stellen des GroBen Schwingrasens aufgestellt, die augenscheinlich andere Bewegungen zeigten. Die Schwankungen; welche der Seespiegel und der Schwing- rasen an den sechs Punkten im Laufe der Beobachtungszeit gegen- uber der hfeBebene2) ausfuhrten, werden durch die Kurvenpaare 1 bis 6 veranschaulicht.

Der aul3erste Rand, in welchen Pegel 1 eingelassen ist, erhebt sich auch in der schneefreien Zeit nicht uber die Wasseroberflache. Seine Pflanzenbestande werden dauernd vom Wasser des Sees durchtrankt. B r e h m und R u t t n e r (s. S. 347f.) und spater G a m s (s. S. 325f.) haben auf die Besonderheiten der Pflanzengesellschaft des Moor- randes hingewiesen. G a m s kennzeichnet diesen Teil des GroBen Schwingrasens als eine ,,sphagnumreiche Carex-diandra-Assoziation" und nimmt an, daB ihr Zustandekommen mit der Bildungsgeschichte

l) Die Beobachtungen vom 28. Dezember 1934, 31. Januar und 11. April 1935 ha t wahrend meines Aufenthaltes in der Turkei Herr Sepp Aigner vorgenommen. Dafur sei ihm auch an dieser Stelle herzlich gedankt.

Zum Zwecke spaterer Nachprufung oder Fortsetzung dieser Unter- suchungen sei der Abstand vom mittleren Fadenkreuz des Fernrohres (MeB- ebene!) bis zur Grundflache des unverruckbar in den Felsen eingelassenen Messingzapfens, auf welchem der untere Rand der Hulse des Theodolithen aufruhte, angegeben. Er betrug 26 ,4 cm. Int. Revue d. ges. Hydrob. u. Hydrogr. 35. 43

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der Schwingrasen im Zusammenhang steht und da13 den chemisch- physikalischen Ursachen kaum Bedeutung beizumessen ist. Ich mochte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dal3 gerade der Nord- rand des GroBen Schwingrasens gegenuber den Randern der ande- ren Schwingrasen und vor allem gegenuber seinen ufernahen Teilen im Osten, Suden und Westen vollig anderen Umweltbedingungen ausgesetzt ist : Wahrend die ufernahen Teile des GroRen Schwing- rasens und vermutlich auch die schmalen Rander der Schwingrasen an anderen Stellen des Obersees im Winter vollig trocken liegen und meistens einige Zentimeter tief gefrieren, bleibt der Nordrand stets vom Wasser des Sees durchtrankt und solcherart auch frostfrei. Die Frage, ob diese chemisch-physikalischen Verhaltnisse die tatsachlich vorhandenen Unterschiede in der Besiedlung der verschiedenen Schwingrasenrander erklaren, mag kunftige pflanzenokologische Untersuchung beantworten. Bei Pegel 1 ist die Rasendecke von ge- ringer Machtigkeit. Mit zunehmender Schneebedeckung sinkt dieser Teil der Schwingrasenoberflache immer tiefer unter den Seespiegel. Wahrend der Beobachtungszeit erreichte er Mitte Januar 1934 und Ende Januar 1935 mit 50 und 62 cm seinen tiefsten Stand unter dem Seespiegel. Es ist fur spatere Betrachtungen wichtig festzuhalten, daR der untere Rand des hier etwa 30 cm dicken Rasens um diese Zeit noch immer 1% m vom Grund entfernt war. Wenn im Friih- jahr der Schneedruck abnimmt und der Seespiegel steigt, nahern sich Seespiegel und Rasenoberflache, um von Ende April an den ganzen Sommer uber in fast unveranderter Lage gegeneinander zu beharren. Weder bei diesem noch bei den anderen Pegeln lie0 sich wahrend der Beobachtungszeit im Sommer ein Absinken des Schwing- rasens infolge einer Vergrooerung des Vegetationsdruckes nachweisen, welchen Re d i n g e r in seiner erwahnten Abhandlung als Ursache fur das Auffullen der Schlenken mit elektrolytarmem PreRwasser verantwortlich macht. Mir will es scheinen, daf3 die Hohenunter- schiede der Schlenkensohlen gegenuber den umliegenden wasser- reichen Biilten so lange hinreichen, um die Schlenkenbecken gefullt zu halten, bis in sehr trockenen Sommern der Wasserverlust infolge Verdunstung aus den Sphagnumbiilten groRer wird als der kapillare Nachschub aus tieferliegenden Torfschichten. Auch kann der spater noch einmal zu erwahnende Winddruck, welcher die einzelnen Rasen- schollen gegeneinanderpreRt, bei der Auffullung der Schlenken eine Rolle spielen.

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Pegel 2 liegt rund 25 m vom Rand entfernt. Nach G a m s (s. S. 328) hat der Schwingrasen hier eine Nachtigkeit von etwa 2 m. Der star- kere Auftrieb, den die Torfmasse erfahrt, erklart auch die Tatsache, daB dieser Teil im Sommer niemals unter dem Seespiegel liegt. (Bei

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Abb. 1 .

Abb. 2. Seespiegel, - - - - Schwingrasenoberflache.

diesem Kurvenpaar muBte die gestrichelte Kurve aus zeichnerischen Griinden entfernter eingetragen werden. Sie wiirde bei Einhaltung des Maflstabes mit derjenigen des Seespiegels zusammenfallen.) Der Schneedruck auBerte sich wie hei Pegel 1, doch ist die groBte Ent-

43*

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fernung unter dem Seespiegel geringer, namlich 43 und 52cm, also urn 7 und 10cm weniger.

Iihnlich wie Pegel 2 verhalt sich Pegel 4, nur ist hier der Auftrieb der Moordecke vermutlich grbfler, denn wir sehen die Schwingrasen-

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Abb. 3.

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200 cm

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Abb. 4.

oberflache im Sommer immer deutlich uber den Seespiegel erhoht, und die Tiefstande im Januar erreichen nur 23 und 34cm.

Ein ganz anderes Bild bietet uns das Kurvenpaar von Pegel 3. Hier ragt die Schwingrasenoberflache im Sommer bis zu 22 cm uber

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den Seespiegel empor und erreicht im Januar 1934 und 1934 groBere Tiefstande als Pegel 4, namlich 29 und 44 cm. Die Machtigkeit der Decke ist nach G a m s an dieser Stelle von der bei Pegel 5 nicht verschieden (siehe das nordliche Querprofil zwischen den Punkten K und I bei G a m s , S. 325). Der Auftrieb der Rasendecke kann also die Bewegung dieses Teiles nicht allein verursachen. Ich konnte be- obachten, dafl Pegel 3 auf einer sehr stark schwingenden Stelle des Nordlappens eingesetzt worden war, und vermute, daB hier ein Ri13 durch die Decke geht. Da ich uberdies am 19. November 1933 bei starkem Nordwind ein Steigen des Pegels um 2 c m wahrend der Ablesung vermerkt habe, glaube ich annehmen zu konnen, daB das auflergewohnliche Verhalten von Pegel 3 auf Pressungserscheinungen in den Schwingrasenschollen zuruckzufuhren ist, die sich an dieser Stelle um so deutlicher auflern mussen, weil bei Pegel 3 eine Bruch- linie durchzufuhren scheint. Dies wurde auch die grofleren Tiefstande des Pegels wahrend des Winters erklaren.

Die hier erwahnte Windpressung durfte zusammen mit dem Schnee- druck in ahnlicher Weise die Erosion des Schwingrasens begunstigen, wie dies Ga ms fur die starken Wasserstandsschwankungen fest- gestellt hat.

Die Beobachtungen an Pegel 5 und 6 begannen erst wahrend der Schneebedeckung im Winter 1933134. Zu jener Zeit war die Schwing- rasenoberflache an diesen Stellen vollkommen trocken, wahrend die Pegel 1 bis 4 den tiefsten Stand unter dem Seespiegel anzeigten. Pegel 5 und 6 lagen auf jenen deutlichen Schwellen, von denen ein- gangs die Rede war. Die Schneemenge war ahnlich der auf den anderen Teilen des Schwingrasens. Beide Rasenteile saflen also be- reits auf dem Seeboden auf. Wichtig ist dabei die Feststellung, daB sich die Pegelkurve in beiden Fallen vom Beginn der Beobachtungs- zeit an noch senkt, obwohl der Seespiegel bereits im Steigen begriffen ist. Der Druck der Schneemassen hat also den Rasen zusammen- gepreflt und sich wahhcheinlich auch noch dem Schlammgrund mit- geteilt. Diese alljahrlichen Schneepressungen erklaren auch die feste Beschaffenheit der Gyttjaablagerungen, welche Ga m s als fur diesen Teil des Oberseebeckens kennzeichnend hervorhebt und deren Zu- standekommen er mit ,,dem Druck der Moordecke und einem Ab- flieRen weicher Gyttjamassen" in Zusammenhang bringt (s. S. 329). Ich glaube, mit den oben erwahnten Beobachtungen einen Beweis fur die Richtigkeit dieser Annahme erbracht zu haben. Vor allem

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gilt dies fur die Gegend um Pegel 6, welche durch die sommerlichen Hochwasser nur zeitweise uberflutet wird und daher als schwimmend angenommen werden muS. Anders verhalt sich im Sommer der Teil um Pegel 5. Wohl erfahrt auch er bei besonders starkem Steigen des Seespiegels einen deutlichen Auftrieb, derselbe ist aber nie so stark, um der Decke ein Auftauchen iiber den Wasserspiegel zu er- moglichen. Die Beobachtungen vom 15., 21. und 24. Juli 1934 zeigen, daB die Teile bei Pegel 5 und 6 um diese Zeit auf Grund gestoSen sind. Unter diesen Stand sinken sie im Sommer nicht. Erst der wachsende Schneedruck preSt sie auf den Schlammgrund und in sich zusammen, und zwar bei Pegel 5 um 15 cm, bei Pegel 6 um 19 cm gegeniiber dem tiefsten Sommerstand vom Juli (siehe hiezu die Kur- venaste vom 23. 10. 34 bis 11. 4. 35 in Abb. 5 u. 6).

Um Anhaltspunkte uber die GroBe des Schneedruckes zu gewinnen, wurden am 28. Dezember 1933 mittels eines von Herrn Sepp Aigner verfertigten Schneestechers an funf Stellen des GroBen Schwing- rasens Schneesaulen bis zur Rasenoberflache herausgestochen, in der nahegelegenen Hutte geschmolzen und die Wassermenge gemessen. Die Punkte sind auf Karte 1 mit o 1-5 bezeichnet. Umgerechnet auf einen Quadratmeter ergaben sich folgende Drucke :

o 1: 374 kg, o 2: 343 kg, 0 3 : 246 kg, 0 4: 226 kg, 0 5: 312 kg.

Diesem Druck wirkt der Auftrieb entgegen, fur dessen Berechnung keine Anhaltspunkte vorliegen. Die Pressungen haben auSer den spater zu besprechenden Folgen sicherlich ihre Bedeutuhg fur die Festigung der Schwingrasendecke.

Das Untersinken des Schwingrasens unter die Seeoberflache mu13 notwendigerweise zu einer Uberflutung mit Seewasser fiihren. Am Siidost- und Sudrand werden auch die noch tatigen Quellen und Zufliisse, vor allem bei gelegentlichem Tauwetter, sich iiber den tieferliegenden Rasen verbreiten. Die Ausdehnung dieser Uber- schwemmung wurde durch Bestimmung der Alkalinitat, des pH und der Leitfahigkeit an verschiedenen Punkten des GroSen Schwing- rasens nachgewiesen. Uber die eigentiimlichen Eisverhaltnisse des Obersees hat Go tz inge r (1. c.) genaue Angaben gemacht. Immer lassen sich mehrere Schichten von Schneeeis feststellen, zwischen denen mehr oder minder machtige Lagen von Schneebrei und Schnee- wasser angetroffen werden. Nur ausnahmsweise bedeckt sich der See zuerst mit einer Kerneisschicht. Dann gefriert die Schwingrasen-

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decke mit ihren Schlenken und wird erst im Laufe der spateren Uberflutung allmahlich auftauen. Meist erfolgt das Zufrieren des Sees durch starken Schneefall. Der Schwingrasen wird in diesen Fallen nur in seinen obersten lockeren Teilen gefrieren, das vom

I I I I I I I I I I I I 1 1 I 1 I , I I I I I I I

Abb. 5.

I l l 1 I I I I I I I I 1 1 I 1 I l l ! I I I 1 1

Abb. 6 .

See und den Quellen hereinstromende Wasser wird uber der Decke eine Schicht von Schneebrei und Schneewasser bilden, welche sich je nach den Temperatur- und Niederschlagsverhaltnissen friiher oder spater mit einer Schicht von Schneeeis bedeckt. Ich habe bei der ersten Probenentnahme fur Alkalinitat usw. auch die einzelnen Schich-

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ten von Schneewasser, -brei, -eis und Schnee bestimmt. Von einer Wiedergabe der Beobachtungen will ich absehen, da sie fur unsere Untersuchungen keine wesentliche Bedeutung haben. Die Machtig- keit der Schneewasserschicht betrug je nach der Lage der Beobach- tungsstelle 2-37 cm (Punkt 63 der Linie a/B und Punkt 58 der Linie P 4/T). Bei der Probenentnahme wurde nach vorsichtigem Aus- heben eines Loches gewartet, bis das Wasser seinen hochsten Stand erreicht hatte und dann die Entnahme mit dem Ruttnerschen Schopfer vorgenommen. Der pH wurde an Ort und Stelle mit dem Merckschen Universalindikator nach der Arbeitsweise von Czensny (2) be- stimmt, Alkalinitat und CO, kurze Zeit darauf in der Oberseehiitte, die Leitfahigkeit im Laboratorium der Talstation. Zwei Beobachtungs- reihen wurden durchgefuhrt, eine zur Zeit der grooten Schneehohe auf dem Schwingrasen (28. Dezember 1933 und 1. Januar 1934) und die zweite gegen Ende des Winters (5. April 1934). Die Schnee- hohen auf dem Obersee und dem Schwingrasen sind mit denen des festen Landes nicht zu vergleichen. G o t z inge r hat nachgewiesen, da13 auf dem freien See zuerst das Kerneis und dann die daruber- liegenden Schneeeisschichten dauernd unterschmolzen werden. Uber dem Moorloch mu13 sich derselbe Vorgang abspielen. Wenn auch die Unterschmelzung uber der Schwingrasendecke eine geringe Rolle spielen diirfte, so mu13 der lockere Schnee dennoch durch die Bildung von Schneebrei zusammensacken. Die Schneehdhen auf dem Schwing- rasen konnen also kein Ma13 fur den Schneedruck abgeben. Ich habe deshalb auch den oben angefuhrten Weg versucht.

In der Tabelle und auf Karte 2 sind die Werte fur die Alkalinitat der Beobachtungstage 28.12.33 und 1.1.34 eingetragen. Um diese Zeit naherten sich die Pegel 1-4 ihrem tiefsten Stand und damit der Schwingrasen seiner tiefsten Uberflutung. Da aber auch der Seespiegel um diese Zeit seinen Tiefstand erreicht hatte, naherte sich die winterliche Uberflutung ihrem geringsten AusmaB der Flache nach; denn die Randteile des Rasens ruhten bereits auf den Ufer- banken auf und fielen gegen die mittleren Teile deutlich ab. Sie er- fuhren durch den Schneedruck wohl eine starke Zusammenpressung, ihre Oberflache verblieb aber uber dem Wasserspiegel und konnte daher vom Seewasser nicht uberflutet werden. Die Uberflutungs- grenze ist auf Karte 2 mit - - - - - Strichen angedeutet. Demnach wird also besonders der ndrdliche Lappen des Grorjen Schwingrasens, seine siidliche Fortsetzung zum Moorloch sowie die Umgebung des letz-

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teren urn diese Jahreszeit von der uberflutung durch calcium- bikarbonathaltiges Wasser betroffen. Die Gegend um Pegel 5 und die ostlich von Pegel 6 sind dagegen vollig trocken. Hier liegen die schon mehrfach erwiihnten Schwellen. Niedrige Alkalinitatswerte

Karte 2.

haben sich nur an wenigen Stellen erhalten konnen, und es ist an- zunehmen, daI3 sie im Laufe der nkichsten Wochen vollig verschwunden sind. Es mag sein, da13 dies jene Stellen sind, wo der Schwingrasen zuerst auf Grund geriet und wo das aufquellende, elektrolytarme

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PreBwasser zu einer Verdunnung des Uberschwemmungswassers fuhrte. Die ganze ,,kalkfeindliche" Lebensgemeinschaft der mitt- leren Teile des Grorjen Schwingrasens steht also wahrend der Zeit der starksten Schneebedeckung in unmittelbarster Beruhrung mit dem calciumbikarbonathaltigen Wasser des Sees.

DaI3 dieser in jedem Winter sich wiederholende VorstoI3 der Ionen des Ca**-HCOi-Puffersystems ohne jeden merklichen Einflurj auf die Pflanzengesellschaft des Schwingrasens bleibt, hat seine Ursache in dem starken fjberschurj an aggressiver Kohlensaure, welche die Menge der Gleichgewi~htskohlensaure~) um ein Vielfaches iibersteigt und die pH-Werte immer unter dem Neutralpunkt halt (siehe Tabelle). R u t t n e r (5, S. 608ff.) hat die Bedeutung des Pufferungsgrades der Moorgewasser fur ihre Okologie an der Art der Verbreitung der Cyanophyceen auf den Sundainseln aufgezeigt. Auf den Schwing- rasen des Obersees ist die Assimilationstiitigkeit aller Moorpflanzen wahrend der Schneebedeckung infolge der niedrigen Temperatur und vor allem infolge des starken Lichtmangels fast stillgelegt, und des- halb wird es auch an den Grenzschichten zwischen Zellenoberfliiche und umgebendem Wasser ( R u t t n e r 9, S. 85) zu keiner nennens- werten Erhohung der pH-Werte kommen konnen. Uberdies wurde der Uberschurj an aggressiver Kohlensaure die Bikarbonationen vor einer assimilatorischen Zerlegung weitgehend schutzen. Die hohen Alkalinitatswerte sowie die gegenuber den Sommerwerten um rund 1,O-1,2 pH-Einheiten hoherliegenden pH-Werte des inneren Schwing- rasens verlieren, so betrachtet, ihre Bedeutung fur die Pflanzen- gesellschaft seiner Bulten und Schlenken. Gefahrlich konnte die star- kere Pufferung erst bei voller Entfaltung der Assimilationstatigkeit werden, also zur Zeit der vollendeten Schneeschmelze, wenn Licht- und Warmemenge sehr rasch ansteigen. Wie wir jedoch spater sehen werden, ist der Pufferungsgrad um diese Zeit bereits so stark ge- sunken, darj nachteilige Folgen nicht mehr auftreten konnen.

Die aurjergewohnlich hohe Alkalinitat von 3,41 in der Bucht beim Beobachtungsstand (Punkt 11 auf Karte 1) scheint mir folgende Entstehungsursache zu haben: Der 'Boden dieser Bucht ist von dichten Elodearasen bewachsen, die auf ihren Blattern die bekannten Calciumkarbonatniederschlage tragen. Da eine Wassererneuerung einerseits durch das teilweise Aufsitzen des Schwingrasens, anderer-

3) ober den Begriff ,,Gleichgewichtskohlens~ure" siehe S c h a p e r c l a u s (11) und R u t t n e r (10).

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seits durch die geringe Entfernung der Eisdecke vom Seeboden sehr erschwert ist, wird sich das Wasser der Bucht mit CO, anreichern, uber dessen Herkunft spater berichtet wird, und das Calciumkarbonat wird aufgelost werden. Auf dem Schwingrasen hingegen gibt es keine CaC0,-Reserven, welche durch die in groBen Mengen vorhandene aggressive Kohlensaure aufgelost werden konnten. Hier geht die Alkalinitat nur auf das einstromende Seewasser zuruck, das auf seinem Weg durch die Schneedecke des Rasens mit dem dabei ge- bildeten Schmelzwasser verdunnt wird. Daher sind die im Winter auf dem Schwingrasen gefundenen Alkalinitaten im Vergleich zu den im Sommer gefundenen wohl betrachtlich, andererseits aber durchwegs geringer als diejenigen des freien Sees.

Uber dem freien See wurde um diese Zeit in der obersten Schnee- wasserschicht eine Alkalinitat von 2,32 festgestellt (Punkt 1 auf Karte 1; siehe auch die Erlauterungen zur Tabelle I). Die Gleicli- gewichtskohlensaure fur diese Alkalinitat betragt 3,2 mg/l, der Uber- schurj an aggressiver Kohlensaure bloB 3,7 mg/l. Der hohe pH-Wert von 8,05 wird solcherart verstandlich. E r entspricht dem vom Gleich- gewicht geforderten Wert von 8,03 fast vollkommen. Auf dem Iileinen Schwingrasen wurde bei der Beobachtungsstelle R e d i n g e r s (8, S.234) eine Alkalinitat von 1,94, ein Uberschurj an aggressiver Kohlensiiure von 28,8 mg CO,/1 und dementsprechend auch ein pH-Wert gefunden, welcher mit 6,9 um rund 1,2 Einheiten niedriger ist als der durcli das Gleichgewicht geforderte Wert von 8,13.

Entsprechend der hoheren Alkalinitat sind auch die Werte fur das elektrolytische Leitvermogen durchwegs hoher als die Sommerwerte (siehe die Tabelle).

- Punk1 Alkalini tat

28 .12

2,32 1 ,94 2,02 1,78 1,78 1,71

1,24 1,09

5 . 4 .

T a b e l l e I.

CO, 2t

gef.

6,9 31,O 23 ,s 33,O 29,4 29,4 67,4 59,O

- t .

err.

PH

18.12

8,05 6,9 7,05 6,7 6,7 6 ,9 6,45 6,45

- 5 . 4 .

Leit verrnijgen

28 .12

2,16 1,60 1,63 1,48 1,46 1,53 0,77 0,87

- 5. 4.

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T a b e l l e I (Fortsetzung).

Punk

- 9

1 0 11 1 2 1 3 1 4 1 5 1 6 17 18 1 9 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 4 4 45 46 47 48

Alkalinitat

28.1:

1,24 1,24 3,41 0,22 tr tr

1,78 2,02 0,16 0,16 0,08 0,23 tr tr tr tr tr tr tr tr tr tr

0,31 1,09 1,40 1,71 2,17 2,17 2,25 2,17 2,02

K K

2,40 2,40 1,71 0,16

tr tr tr tr

- 5 . 4 .

0,16 0,39

-

- - - - - - -

1,25

0,08

0,16

0,31

1,17

-

-

-

-

- 0,77 0,47 0,47

0,31

0,28

-

-

- 0,12 -

0,70

0,16

0,28

0,08

0,20

0,08

-

- - -

- -

28. 12. gef.

59,O 60,4 75,8 83,9 tr tr

45,2 32,4

129,8 116, l

-

- - tr tr tr tr tr tr tr tr tr tr - - - - - - - - - K K - - - - t r t r tr tr

5. 4. PH

!8 .12

6,45 6,45 697 5,9 t r tr

6,55 689 6 3

5 4

-

- - tr tr t r tr t r tr tr tr tr tr - - - - - - - - - K K - - - - tr tr tr tr

Leitvermogen

18.12

0,91 0,95 2,71 0,22 tr tr

1,50 1,70 0,15 0,13

-

- - tr tr t r tr tr tr tr tr tr tr - - - - - - - - - - K - - - - tr t r tr tr

5 . 4 .

0,18 0,41

-

- - - - - - -

1,12 0,09 -

0,28

0,32

0,Ol

0,80

0,45 0,45

0,3C

0,31

0,14

0,64

0,15

0,35

0,21

0,25

0,26

--

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

Page 16: Über die Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwingrasen und die biochemische Schichtung des Lunzer Obersees

Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwingrasen etc. 669

- Punki

49 50 5 1 52 5 3 5 4 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 7 0 71 72 73 74 75 76 77 7 8 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 a 9

Alkalinitat

38.12

0,39 0,85 0,81 1,71 1,86 2,02 1,94 2 , lO 2 , lO 2 , lO 0,62 0,62 0,16 0,16 0,16 tr tr tr

1,88 0,93 1,17 0,24 2,02 1 ,94 tr

0,85 1,40 1,71 2,02 2,06 0,39 0,20 1,86

-

- - - - - - - -

5 . 4 .

Tab e 11 e I (Fortsetzung).

5. 4. PH Leitvermogen

5 . 4 . - -

0,14 0,57

0,08

0,43

0,09

-

-

-

- -

0,78 - - - - - - - - - -

0,47 - - - - - - - - - -

0,17 0 , lO 0,07 0,19 0,05 0,72 0,28 0,54

Page 17: Über die Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwingrasen und die biochemische Schichtung des Lunzer Obersees

670 Hans Miiller

T a b e l l l e I (Fortsetzung).

Die einzelnen Beobachtungspunkte liegen auP der Karte wie folgt: Punkt 1

Punkt 2

Punkt 3-10 in der Richtung P I-P 4. Punkt 11 in der Bucht beim Beobaclitungsstand Bp. Punkt 12 bei P 4 . Punkt 13 in der siidl. Verliingerung der Buclit beim Beobachtungsstand. Punkt 14 in der Niihe von S c h 2 . Punkt 15 auf dem Moorloch bei b. Punkt 16 u . 17 nordwestl. ‘vom Moorloch. Punkt 18 siidwestl. vom Moorloch. Punkt 19 bei P 4. Piinkt 20-29 in der Richtung P f,-Triangulierungspunkt 6 am Westufer. Punkt 30-48 in der Richtung P4-Stutzpunkt (Sp) 1. Punkt 49-58 in der Richtung P 4-Punkt T a m nordl. Schwingrasenrand. Punkt 59-66 in der Richtung a Moorloch-Punkt B am Westufer (Baum). Punkt 67 in der Mitte des Moorloches. Punkt 68-73 in der Richtung b Moorloch-Diirrling im Moor (Dlg). Punkt 74-77 in etwa 5 m Abstand zur Linie P4-P 1 gegen Nordosten;

Punkt 78 siidl. des groRen RiRloches L. Punkt 79 siidl. des kleineren RiRloches 1. Punkt 80 zwischen I und Schl. Punkt 81 bei Y Moorloch. Punkt 82-91 in der Richtung P 4-Stutzpunht (Sp) 3. Punkt 92 u. 9 3 in der Mitte zwischen den Linien P 4-P 1 und P 4 - s p ?. Punkt 94 nordl. des groRen RiRloches L. Punkt 95 bei P 6. tr = trocken, bedeutet, daR zur Zeit der Beobachtung dieser Teil des Rasens

K = Kerneis, bedeutet, daR a n dieser Stelle Kerneis gefunden wurde, das

iiber der tiefsten Stelle des Hauptbeckens, 184 m in der Richtung des Pfeiles von Pegel 1 entfernt. auf dem Kleinen Schwingrasen (siehe R e d i n g e r , S. 234), 194 m in der Richtung des Pfeiles von Pegel 1 entfernt.

74 bei Sch 1.

nicht uberflutet war.

nicht durchstoden wurde.

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Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwingrasen etc. 671

Die Werte fur die Alkalinitat bedeuten cc n/10 HCl auf 100 cc Probenwasser. Die Werte fur CO, bedeuten mg CO,/1. Mit ,,gef." ist das durch Titration

gefundene, mit ,,err." das aus der Alkalinitat nach S c h a p e r c l a u s errechnete Gleichgewichts-CO, gerneint.

hlit dem Einsetzen der Schneeschmelze in den Fruhjahrsmonaten beginnt die Verdunnung des calciumbikarbonathaltigen Uberschwem- mungswassers mit elektrolytfreiem Schmelzwasser. Zum uberwiegen- den Teil stammt dieses Schmelzwasser von der Schneedecke des Schwingrasens. Die von den umliegenden Hangen gegen den Schwing- rasen fliel3enden Rinnsale, welche Gelegenheit haben, aus dem Boden Calciumkarbonat zu Iosen, werden nur zu Beginn der Schneeschmelze die au13ersten Rander des Rasens erreichen konnen, denn mit ab- nehmendem Schneedruck hebt sich der Schwingrasen gegen den See- spiegel empor, der steigende See umgreift seine Rander im Osten und Westen und nimmt die Wasser von den Hangen auf. Der Schwing- rasen wird infolge seines Auftriebes schon uber die Seeoberflache emportauchen, bevor noch die Schneeschmelze auf seiner Ober- flache vollendet ist ; das bereits stark verdunnte Uberschwemmungs- wasser wird abflieBen, und die letzten Reste werden nach Vollendung der Schmelze auf das vom Sommer her bekannte Ma13 verdunnt worden sein. Die Beobach'tungen vom 5. und 6. April 1934 geben den Zustand des Schwingrasens vor der volligen AussuBung wieder (Tabelle I und Karte 3). Urn diese Zeit lag noch eine Schneedecke von durchschnittlich 20 cm auf dem Rasen. Die Hebung des Schwing- rasens vollzieht sich in dieser Zeit sehr rasch (Abb. 1-4). S' ie war zur Zeit der Beobachtung noch nicht vollendet, die weit fortgeschrit- tene Aussu13ung ist jedoch deutlich zu erkennen.

Die CO ,-Werte sind im allgemeinen wesentlich niedriger als im Winter (siehe Tabelle), da aber auch der Pufferungsgrad gesunken ist, sind die pH-Werte ebenfalls niedriger geworden (siehe Tabelle). Hohere pH-Werte haben sich bei den Punkten 39, 41, 87 und 93 erhalten, weil dort die freie Kohlensaure nicht hinreichte, um die Pufferung zu uberwinden. Es sind dies Stellen, die dem Wasser des Sees zur Zeit der Beobachtung besser zuganglich waren als den Schmelzwassern. Die Werte fur das Leitvermogen sind, soweit Par- allelbeobachtungen zum 28. 12. vorliegen, deutlich niedriger, mit Aus- nahme der Punkte 18 und 60, bei denen ein Anstieg zu beobachten ist. Diese UnregelmaSigkeit geht wohl auf ein voriibergehendes Ein- dringen von elektrolytreicherem Wasser aus dem Moorloch zuriick.

Page 19: Über die Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwingrasen und die biochemische Schichtung des Lunzer Obersees

672 Hans Miiller

Von den ubrigen Werten fur das Leitvermogen erreichen manche bereits die fur den Sommerzustand kennzeichnenden geringen Be- trage: bei Punkt 25: 0,Ol; 86 und 95: 0,05; 84: 0,07; 57 und 19: 0,09; 83: OJO. 10-4.

Karte 3.

Spurlos ist die Uberflutung jedoch nicht voriibergegangen. Nach Beobachtungen R u t t n e r s (1. c.) und Redingers (1. c.) und meinen eigenen Erfahrungen unterscheidet sich der GroBe Schwingrasen (wie auch die anderen des Obersees) vom Vorderen Rotmoos, einem in

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Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwingrasen etc. 673

der Nahe des Sees gelegenen Hochmoor, unter anderem auch in der chemischen Beschaffenheit des Wassers seiner Schlenken. Die Hoch- moordecke des Rotmoos kommt auch bei starkstem Schneedruck infolge ihrer starken Aufwolbung uber die Umgebung niemals mit bikarbonathaltigem Uberschwemmungswasser in Beriihrung. Die Werte fur pH, Leitfahigkeit und Alkalinitat des Schlenkenwassers sind auf dem Vorderen Rotmoos niedriger.

I Vorderes Rotmoos 1 GroBer Schwingrasen ~ ~~

. . . . . . . . . . . . . . . 4,17 -4 ,62 ( R u ) 5,07-5,22 (Ru) 0,lO-0,15 ( R u )

pH- k,, . 104 . . . . . . . . . . . . . . 0,073-0,134 (Re) Alkalinitat . . . . . . . . . . . . 0,05 -0,15 (M) 0,lO-0,35 ( M )

(Beobachter: R u = Ruttner, Re = Redinger, M = Muller.)

Ein ursachlicher Zusammenhang zwischen den hoheren Werten . auf dem Schwingrasen und der alljahrlichen Uberflutung mit calcium- bikarbonathaltigem Wasser scheint damit sehr wahrscheinlich. Unter- suchungen iiber die Adsorption von Calcium an die lebenden und toten Zellmembranen des Sphagnum wurden diese Frage wohl be- antworten konnen. Anhaltspunkte dafur scheint mir die Zusammen- stelluilg R u t t n e r s (1. S.'349) vom Groflen Schwingrasen zu geben, worin das Leitvermogen von Schlenkenwasser und das von PreB- wasser aus Sphagnumbulten angefuhrt ist. Die drei angegebenen Werte fur Schlenkenwasser sind 0,10, 0,12 und 0,15, die fur PreB- wasser 0,20, 0,29 und 0131.10-4. Das Leitvermogen der PreBwasser betragt also das Zwei- bis Dreifache von dem der Schlenkenwasser. Ob diese Unterschiede hinreichen, um vor allem auf die Lebens- gemeinschaft in den Schlenken auslesend zu wirken, laBt sich auf Grund der vorliegenden Untersuchungen nicht entscheiden.

Starker wird die Vegetationsdecke um Pegel 5 und ostlich von Pegel 6 von der Uberflutung beeinfluflt werden miissen. Denn hier tritt sie gerade zur Zeit des beginnenden Pflanzenwachstums auf, und da um diese Zeit den Bikarbonatmengen des Seewassers nur geringe Mengen aggressiver Kohlensaure gegeniiberstehen, wird sich die Reaktion immer im schwach alkalischen Bereich bewegen mussen. Wie aus den Vegetationsskizzen von G a m s hervorgeht ( 4 , S. 324), reichen denn auch die ,,Uberschwemmungscariceta" bis in die Um- gebung dieser beiden Pegel.

Gleichzeitig mit der Bestimmung von Alkalinitat, Leitvermogen Jnt. Revue d. ges. Hydr0b.u. Hydro@. 35. 4 4

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674 Hans Miiller

und des pH wurde auch der C0,-Gehalt an verschiedenen Punkten des uberfluteten Schwingrasens festgestellt. Uber seine Bedeutung fur die Erhaltung der lebensnotwendigen sauren Reaktion auf dem Schwingrasen zur Zeit der Uberschwemmung mit Seewasser wurde bereits gesprochen. Dariiber hinaus scheinen die C0,-Beobachtungen neuerdings auch auf die winterliche Schichtung im freien See einiges Licht zu werfen.

R e d i n g e r (1. c., S.263 u. 272) hat bei seinen Untersuchungen fur den C0,-Gehalt der Rotmoosschlenken bis zu 30mg/l, fur die Schlenken des GroBen Schwingrasens bis zu 60 mg/l festgestellt, uber- raschend hohe Werte, die sich jedoch als vollig einwandfrei erwiesen hatten. Ich habe noch vie1 hohere Werte, bis zu 130 mg/1, nachweisen konnen. Die groBen C0,-Mengen im Schneewasser zur Zeit der tief- sten Uberflutung (siehe Tabelle 1) konnen nur aus dem Schwing- rasen stammen, der einen Teil seiner Dissimilationsprodukte, darunter das CO,, unter dem Druck der Schneemassen an das daruberstehende Wasser abgibt. DaB der grbI3ere Teil des CO, in das unter dem Rasen stehende Wasser gelangt, scheinen mir die groBen Mengen von 129,8 und 116,l mg/l von den Punkten 17 und 18, nordlich und siidlich vom Moorloch, zu beweisen, von Stellen, wo der Schwingrasen zweifel- 10s auf den Grund der Uferbank gedruckt wurde und daher seine Dissimilationsprodukte zu einem grdBeren Teil in die oberen Schich- ten ha t abgeben mussen. Es war von vornherein zu erwarten, daB auch bei Pegel 5 und 6, wo die Pressung sich am starksten auswirken rnuflte, hohere C02-Werte gefunden wurden. Bei der ersten Proben- entnahme fur die C0,-Bestimmung waren jene Stellen aber viillig trocken. Am 5. April jedoch, als an den meisten anderen Punkten bereits eine Abnahme des C0,-Gehaltes infolge Verdunnung durch das Schmelzwasser festgestellt wurde, sind in der Nahe von Pegel 5 (Punkt 26) und bei Pegel 6 deutlich hahere C0,-Werte gefunden worden (siehe die Zusammenstellung der C0,-Werte in Tabelle I). Dies ist wohl ein Zeichen dafur, daB sich hier wahrend der ver- gangenen Monate starkeren Schneedruckes groI3e C0,-Mengen an- gesammelt haben, die sich am 5. 4. trotz der eingetretenen Ver- dunnung noch bemerkbar machen konnten. Ein anderer Teil des mit Dissimilationsprodukten beladenen PreBwassers wird in die unter- halb des Schwingrasens befindlichen Wasserschichten und vor allem auch ins Moorloch gelangen und bei zunehmender Quellentatigkeit von hier aus dem freien See zugefuhrt werden.

Page 22: Über die Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwingrasen und die biochemische Schichtung des Lunzer Obersees

Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwingrasen etc 675

2 1 . 1 2 . 3 3 28. 12. 33

l m . . . . - 30,O - 29,4 2 m ....

3 m . . . . - 30,4 - 39,4 4 m ....

4,5 m . . . 37,8 5 m . . . . - 62,8

-

Im ersten Winter der Pegelbeobachtungen wurden im Moorloch folgende C02-Schichtungen festgestellt (mg C02/1) :

2 2 . 1 . 34

18,2

32,8 -

- -

72,o

Der Gehalt an COz hat also standig zugenommen. Die Abnahme in den Oberflachenschichten vom 22. 1. gegeniiber den bei der vor- hergehenden Probenentnahme gefundenen findet eine zwanglose Er- klarung in Schmelzwasserzufliissen wahrend einer Tauwetterperiode, die ja auch den Seespiegel 'in diesem Zeitraum um 15 cm gehoben haben (siehe die Seespiegelkurve in Abb. 1-6). In das allseitig vom Schwingrasen umgebene Moorloch werden also die Dissimilations- produkte dauernd ausgepreBt.

Dasselbe wurde auch am 21. 12. in dem Wasser von zwei Holz- schachten festgestellt, welche vor drei Jahren an zwei Stellen des GroBen Schwingrasens (Sch 1 und 2 auf Karte 1) eingesenkt worden waren. Bei Schacht 1 wurden in 1,5 m Tiefe 20,O mg C02/l, in 1,8 m 23,8 mg CO,/l gefunden, bei Schacht 2 in 1 m Tiefe 28,8 mg C02/l.

Am 28. 12.33 wurde am Schwingrasenrand bei Pegel 1 und gleich- zeitig im Hauptbecken des Sees eine Tiefenreihe fur die C0,-Bestim- mung entnommen. Die Werte waren folgende:

Schwingrasenrand Hau p tbecken

2 m . 12,5 2,5 m 1 4 , l

Das Wasser hatte sich also in der Nithe des Schwingrasens deut- lich mit CO, beladen, denn zur selben Zeit enthielten die entspre- chenden Schichten im Hauptbecken des Sees nur etwa die Halfte dieser C0,-Menge.

44*

Page 23: Über die Auswirkungen des Schneedruckes auf die Schwingrasen und die biochemische Schichtung des Lunzer Obersees

676 Hans Muller

21 .12 . 33

An den drei fur das Moorloch angegebenen Beobachtungstagen war im Hauptbecken des Sees folgende C0,-Schichtung vorhanden

28. 12. 33 22 . 1. 34

Om . . l m . . 3 m . . 5 m . .

1 0 m .. 1 3 m . . 1 4 m . .

5,o 7,5 8,5 9,5

12,o -

14,O

- 14,4 12,8 14,2 17,O 17,6 -

Die Zunahme in allen Schichten ist deutlich. Der verhaltnismaflig starke Anstieg in den Oberflachenschichten vom 28. 12. zum 22. 1. scheint mir fur die Verfrachtung von CO, vom Schwingrasen her zu sprechen, denn in diesem Zeitraum war ja auch ein Steigen des Seespiegels infolge zunehmender Quellentatigkeit zu beobachten ge- wesen. Das C0,-arme Quellwasser verdunnte die C0,-reichen Ober- flachenschichten des Moorloches, wie wir bereits gesehen haben, belud sich auf seinem Weg unter dem Schwingrasen mit den ge- waltigen Mengen von Carbondioxyd, die sich hier bereits angesam- melt haben mussen, und brachte sie bis in die Schichten des Haupt- beckens.

Einen Zusammenhang zwischen der C02-Schichtung im Haupt- becken des Obersees und den Abbauvorgangen im GroBen Schwing- rasen hatte ich schon vor den Beobachtungen R e d i n g e r s angenom- men, als ich am 6. Marz 1930 beim Durchschlagen der Eisdecke uber dem Hauptbecken deutlichen Schwefelwasserstoffgeruch be- obachten konnte und eine Verfrachtung von PreBwasser aus dem Schwingrasen die einzige Erklarungsm6glichkeit darstellte. Die hier mitgeteilten Beobachtungen auf dem Grof3en Schwingrasen erklaren auch manche Eigentumlichkeiten der Sauerstoffschichtung des Ober- sees. Sauerstoffreihen sind wahrend der beiden Beobachtungswinter nicht gemacht worden. Aus Untersuchungen der vorhergehenden Jahre geht jedoch hervor, daB wahrend der Eisbedeckung der Sauer- stoffgehalt rasch abnimmt. Die 4- und 10 m-Schicht aus den Wintern 1929/30 und 1930/31 sei als Beispiel angefuhrt:

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29. 11. 29 30. 1 . 30 21. 2. 30

4 m . . 8,904) 5,98 3,88 1 0 m . . 8,OO') 4,06 1 , 6 3

Waren die Dissimilationsvorgange in den Faulschlammbanken der Hauptgrund fur diese starke Sauerstoffzehrung, dann muBte sie auch im Sommer in Erscheinung treten. Bis zum Sommer 1936 war es aber nicht moglich, dafiir einen eindeutigen Beweis zu er- bringen, weil in allen bisherigen Beobachtungsjahren infolge Aus- bleibens einer Friihjahrs-Vollzirkulation die Winterschichtung in den Tiefen unter 5 m ohne Unterbrechung in den Sommerzustand iiber- ging. Nach Beobachtungen des Assistenten der Biologischen Station, Herrn Dr. F. Berger, die er mir dankenswerterweise zur Verfugung gestellt hat, ist es im Friihjahr 1936 im Obersee zu einer Vollzirku- lation gekommen, welche die Winterschichtung zerstort haben muB. Im Juli dieses Jahres war nun auch in den tiefsten Schichten des Obersees noch reichiich Sauerstoff vorhanden, 0,5 m iiber dem Grund noch 2,5 mg02, ein Beweis, daR die Dissimilation der Gyttjamassen allein nicht ausreicht, um die fur den Obersee im allgemeinen so kennzeichnenden Bilder extremen Sauerstoffschwundes hervorzurufen. Erst das PreRwasser aus dem Schwingrasen, das teils unmittelbar in den See gelangt, teils im Moorloch und unter dem Rasen sich an- reichert, bis es bei starkerer Quellentatigkeit in den See verfrachtet wird, fuhrt in schneereichen Wintern zu jener starken Sauerstoff- zehrung, die uns aus fruheren Beobachtungsjahren bekannt ist, und die, giinstige meteorologische Bedingungen vorausgesetzt, infolge des Ausbleibens einer Friihjahrs-Vollzirkulation auch der sommerlichen Sauerstoffschichtung ihr Geprage gibt.

Es sei mir noch gestattet, dem Leiter der Biologischen Station Lunz, Herrn Professor Dr. Franz Ruttner, fur wertvolle Anregungen und das Wohlwollen zu danken, das er mir bei den geschilderten Untersuchungen entgegengebracht hat. Fur die Hilfe, die mir der Laborant der Station, Herr Sepp Aigner, geleistet hat, konnte ich schon im Laufe der Schilderungen hinweisen. Fur seine niemals ermudende, stets heitere Bereitschaft bei unseren Arbeiten auf dem winterlichen Obersee will ich ihm herzlich danken.

3. 4. 30 15 . 12. 30 29. 1 . 31

1,73 6,85 2,07 0 ,15 5,08 0 ,32

4) Durch Interpolation gefunden.

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678 Hans Muller

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