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18o6 KLINISCHE WOCHENSCItRIFT. 12. J A t I R G A N G . Nr. 46 x8. NOVEMBER ~933 da bei Belastung die Hautzuckerkurve langsamer zur Norm zurfickkehrt als die Blutzuckerkurve (FoLIN). Ffir die Klinik der Oidiomykosen und die Frage nach der Abh/~ngigkeit des Hdewachstums vom Zuckergehalt des N~hrbodens ist es ferner sehr wichtig, dab es F~lle gibt, in denen bei vollkommen normalem Zuckergehalt nur die Haut- zuckerwerte erh6ht sind. Weiter darf nicht fibersehen werden, dab bei einer grol3en Zahl der mit Hautinfektionen behafteten Patienten zwar die Blutzuekernfichternwerte vollkommen nor- mal sind, dab sie abet bei geringer Belastung schon fiberm/~Big stark ansteigen und so bei diesen Patienten w~thrend eines gro~3en Tell des Tages eine atiment~tre Hyperglyk~tmie besteht. Nach URBAC~ betfitgt unter physiologischen t3edingungen die Konzentration des Hautzuckers etwa 5o% des Blut- zuckers. Andere Autoren geben erheblieh niedrigere Werte an. Ffir unsere Fragestellung ist es jedoch yon gr6Bter Wichtigkeit, dab dutch die dutch starkes Schwitzen und dutch Abdampfen des Wassers erfolgende Anreicherung des Zuckers .~ I ./)~k"J--d"l \l.bd ~ 0 g5 50 75 I00125150175~00~5~50 ZucheP in ~ Abb. I. 0 25 50 75/o0 ;'z5 z.~u ~zszaezz~z~v ZuckeP in ~/o Abb. 2. die Konzentrationen auf der Haut eine betr~tchtliche H6he erreichen k6nnen. Dieser Tatsache k6nnen natfirlich weder die Untersuchungen des Gewebezuckers noch die des frisch ausgetretenen SchweiBes Rechnung tragen. Rechnen wir nun mit Blntzuekerwerten bei Diabetikern yon 2oo--35 ~ mg %, so dfirfen wit ffir den Haut- bzw. SchweiB- zucker Werte yon Ioo--175 rag% annehmen. Diese Werte kommen dem im Versuch gefundenen Optimum des Zucker- gehaltes der N~hrb6den ffir Hefen sehr nahe. Mit fortsclarei- tender Schwere des Diabetes werden sich die ttautzucker- werte immer mehr dem Wachstumsoptimum der Hefe n~hern und bei schweren F~llen das Wachstumsoptimum der Helen erreiehen. Die Annahme, dab beim Diabetiker das gehi~u]te Vorkommen von Erkrankungen der Haut dutch Helen und heJe- artige Pilze dutch den erh6hten Zuckergehalt des Ni~hrbodens (Blur, Haut, SchweiB) bedingt ist, gewinnt durch die vorstehen- den Aus/i'thrungen stark an Wahrscheinliehkeit. OBER DIE BESCHLEUNIGUNG DER ZONDEK- ASCHHEIMSCH'EN SCHWANGERSCHAFTS- REAKTION. yon Dr. ALEXANDER V0N LATZKA. Von den gegenw~rtig zur Feststellung der Schwangerschaft angewendeten Methoden ist als am meisten zuverl~ssige die- jenige zu bezeiehnen, welche als t~ennzeichen derselben das Auftreten des IIypophysis pars anterior-Hormons im Urin benutzt. Dessert Vorhandensein wird mittels der Zondek- Aschheimschen Reaktion festgestellt. Als Nachteil galt die l'ange mininlale Versuchsdauer yon IOO Stunden und die Sterblichkeit der Versuchsm~tuse. Um diese Nachteile zu beseitigen, versuchte man in erster iReihe die Giftstoffe aus dem Urin zu entfernen. Dies bewerkstelligte man ursprfinglich durch Fi]trieren des Urins mittels des Berkefeldschen Filters, sp~tteraber dureh Umschfitteln des mit einem 5 fachen Quantum Ather pro narcosi vermengten Urins 5 Minuten lang im Scheidetrichter, wodurch die Todesgefahr ffirdie Versuchstiere vermindert wurde. Ganz beseitigtwurde diese Gefahr nicht, well laut meinen Erfahrungen trotz fi~tIler- behandlung 2-- 3 % der M~Luse besonders in den Sommer- monaten zugrunde ging, was wahrscheinlich auf das Vor- handensein von Toxinen zurfickzuffihren ist,welche besonders bei gewissen Endokrinst6rungen reichlich auftreten. Zur Verkgmuny der Reaktionsdaner hatte ZONDEK anfangs konzentrierte L6sungen angewendet , welche dutch abs. Alkohol- AusfXllung hergestellt waren. Es gelang so die Reaktionsdauer auf 51--57 Stunden zu kfirzen. Die Erfahrung zeigt, dab die Versuchsm/tuse durch das Konzentrat wohl verschont blieben, aber es kamen andere Naehteile zum Vorschein, und zwar kam es vor, dab das Vorhandensein des tIypophysis pars anterior- Hormons festgestellt wurde, trotzdem keine Schwangerschaft da war, n~mlich in F~llen von Carcinoma und beginnendem Klimax. Unsererseits haben wit in 2oo F~llen das gew6hnliche Verfahren mit dem Konzentrationsverfahren verglichen. Es ergab sich in i64 F~llen volle Obereinstimmung beider Ver- fahren, hingegen 3 6 F~lle wichen voneinander ab, und zwar war in 22 F~llen mit dem gew6hnlichen Verfahren das Er- gebnis positiv, hingegen mit dem iKonzentrationsverfahren negativ und in den restlichen 14 F~llen umgekehrt. Be- merkenswert ist jedoch, dab yon diesen 14 F/illen bloB 4 mit Schwangerschaft verbunden waren, yon den fibrigen io waren 3 Carcinoma portionis, I Tbc., 4 Klimax und 2 Cystitis. Diese Ergebnisse beweisen, dab man das Konzentrations- verfahren allein nicht gebrauchen kann; 5 % der F~lle ent- hielten Fehlerquellen, die auf die Konzentration zurfick- zuffihren sind, und in II % blieb die Reaktion ganz aus. Blog die Todesgefahr ~fir die Versuchstiere lieg sich aus- schalten, wenn man die Vorsicht beobachtete, dab man das Konzentrat gut zentrifugierte. Es scheinen dadurch die Toxine ausgeschieden worden zu sein. Weitere Versuche behufs Abkfirzung der Reaktion haben wir an Kaninchen durchgeffihrt. Man konnte bier die Blut- punkte mit derselben Genauigkeit beobachten wie an den infantilen M/~usen. Hingegen sind an infantilen Ratten die Blutpunkte nut selten wahrnehmbar. Da bei den Kaninchen die Follikelreifung vorhanden ist, erscheinen auch die Blut- punkte rasch. Deshalb hat der Amerikaner M. A. FRIEDMAZqN den reifen 1Kaninehen lO--I5 ccm Urin bei Verdacht der Schwangerschaft intraven6s eingespritzt und bereits in 24 Stun- den die Reaktion festgestellt. Sowohl ZONDEK als auch HI;APPE bezweifeln die Zuverl~ssigkeit obiger Versuche, well es bei rei[en Kaninchen vorkommen kann, dab Blutpunkte spontan auch ohne Boek zum Vorschein kommen. Deshalb smite man Ifir Versuche bloB i~/antile Kaninchen gebrauchen, deren Gewicht lOOO--i2oo g nicht fiberschreitet. Es gibt jedoch Forscher wie CLAUBERa und ASCHHEIM, die Versuehe mit Kaninehen fiberhaupt ffir unzuverl~ssig betrachten. Leider waren wir nicht in der Lage, obige Versuche zu kontrollieren, weil das Kaninehenmaterial hierzulande in so groBen Mengen viel zu groge Kosten verursacht haben wtirde. Behufs t3eschleunigung der Zondek-Aschheimschen Re- aktion empfiehlt BOTHNER, die infantilen MXuse zuerst in den Zustand follikeler Reifung zu versetzen, und zwar durch Einspritzung yon Prolan A. Diesen Zweck erreict~t man dutch -Einspritzen des Urins krebskranker Tiere 2mal des Tags in Mengen yon o,3--o, 4 ccm 7--8 Tage hindurch. Nur die-

Über die Beschleunigung der Zondek-Aschheimschen Schwangerschaftsreaktion

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Page 1: Über die Beschleunigung der Zondek-Aschheimschen Schwangerschaftsreaktion

18o6 K L I N I S C H E W O C H E N S C I t R I F T . 12. J A t I R G A N G . Nr. 46 x8. NOVEMBER ~933

da bei Belastung die Hautzuckerkurve langsamer zur Norm zurfickkehrt als die Blutzuckerkurve (FoLIN).

Ffir die Klinik der Oidiomykosen und die Frage nach der Abh/~ngigkeit des Hdewachstums vom Zuckergehalt des N~hrbodens ist es ferner sehr wichtig, dab es F~lle gibt, in denen bei vollkommen normalem Zuckergehalt nur die Haut- zuckerwerte erh6ht sind. Weiter darf nicht fibersehen werden, dab bei einer grol3en Zahl der mit Hautinfektionen behafteten Patienten zwar die Blutzuekernfichternwerte vollkommen nor- mal sind, dab sie abet bei geringer Belastung schon fiberm/~Big stark ansteigen und so bei diesen Patienten w~thrend eines gro~3en Tell des Tages eine atiment~tre Hyperglyk~tmie besteht.

Nach URBAC~ betfitgt unter physiologischen t3edingungen die Konzentration des Hautzuckers etwa 5o% des Blut- zuckers. Andere Autoren geben erheblieh niedrigere Werte an. Ffir unsere Fragestellung ist es jedoch yon gr6Bter Wichtigkeit, dab dutch die dutch starkes Schwitzen und dutch Abdampfen des Wassers erfolgende Anreicherung des Zuckers

.~ I ./)~k"J--d"l \ l . b d ~

0 g5 50 75 I00 125 150 175~00~5~50 ZucheP in ~

Abb. I.

0 25 50 75/o0 ;'z5 z.~u ~zszaezz~z~v ZuckeP in ~ / o

Abb. 2.

die Konzentrationen auf der Haut eine betr~tchtliche H6he erreichen k6nnen. Dieser Tatsache k6nnen natfirlich weder die Untersuchungen des Gewebezuckers noch die des frisch ausgetretenen SchweiBes Rechnung tragen.

Rechnen wi r nun mit Blntzuekerwerten bei Diabetikern yon 2oo--35 ~ mg %, so dfirfen wit ffir den Haut- bzw. SchweiB- zucker Werte yon Ioo--175 rag% annehmen. Diese Werte kommen dem im Versuch gefundenen Optimum des Zucker- gehaltes der N~hrb6den ffir Hefen sehr nahe. Mit fortsclarei- tender Schwere des Diabetes werden sich die t tautzucker- werte immer mehr dem Wachstumsoptimum der Hefe n~hern und bei schweren F~llen das Wachstumsoptimum der Helen erreiehen. Die Annahme, dab beim Diabetiker das gehi~u]te Vorkommen von Erkrankungen der Haut dutch Helen und heJe- artige Pilze dutch den erh6hten Zuckergehalt des Ni~hrbodens (Blur, Haut, SchweiB) bedingt ist, gewinnt durch die vorstehen- den Aus/i'thrungen stark an Wahrscheinliehkeit.

OBER DIE BESCHLEUNIGUNG DER ZONDEK- ASCHHEIMSCH'EN SCHWANGERSCHAFTS-

REAKTION. yon

Dr. ALEXANDER V0N LATZKA.

Von den gegenw~rtig zur Feststellung der Schwangerschaft angewendeten Methoden ist als am meisten zuverl~ssige die- jenige zu bezeiehnen, welche als t~ennzeichen derselben das

Auftreten des IIypophysis pars anterior-Hormons im Urin benutzt. Dessert Vorhandensein wird mittels der Zondek- Aschheimschen Reaktion festgestellt.

Als Nachteil galt die l'ange mininlale Versuchsdauer yon IOO Stunden und die Sterblichkeit der Versuchsm~tuse. Um diese Nachteile zu beseitigen, versuchte man in erster iReihe die Giftstoffe aus dem Urin zu entfernen. Dies bewerkstelligte man ursprfinglich durch Fi]trieren des Urins mittels des Berkefeldschen Filters, sp~tter aber dureh Umschfitteln des mit einem 5 fachen Quantum Ather pro narcosi vermengten Urins 5 Minuten lang im Scheidetrichter, wodurch die Todesgefahr ffir die Versuchstiere vermindert wurde. Ganz beseitigt wurde diese Gefahr nicht, well laut meinen Erfahrungen trotz fi~tIler- behandlung 2-- 3 % der M~Luse besonders in den Sommer- monaten zugrunde ging, was wahrscheinlich auf das Vor- handensein von Toxinen zurfickzuffihren ist, welche besonders bei gewissen Endokrinst6rungen reichlich auftreten.

Zur Verkgmuny der Reaktionsdaner hat te ZONDEK anfangs konzentrierte L6sungen angewendet , welche dutch abs. Alkohol- AusfXllung hergestellt waren. Es gelang so die Reaktionsdauer auf 51--57 Stunden zu kfirzen.

Die Erfahrung zeigt, dab die Versuchsm/tuse durch das Konzentrat wohl verschont blieben, aber es kamen andere Naehteile zum Vorschein, und zwar kam es vor, dab das Vorhandensein des tIypophysis pars anterior- Hormons festgestellt wurde, t rotzdem keine Schwangerschaft da war, n~mlich in F~llen von Carcinoma und beginnendem Klimax.

Unsererseits haben wit in 2oo F~llen das gew6hnliche Verfahren mit dem Konzentrationsverfahren verglichen. Es ergab sich in i64 F~llen volle Obereinstimmung beider Ver- fahren, hingegen 3 6 F~lle wichen voneinander ab, und zwar war in 22 F~llen mit dem gew6hnlichen Verfahren das Er- gebnis positiv, hingegen mit dem iKonzentrationsverfahren negativ und in den restlichen 14 F~llen umgekehrt. Be- merkenswert ist jedoch, dab yon diesen 14 F/illen bloB 4 mit Schwangerschaft verbunden waren, yon den fibrigen io waren 3 Carcinoma portionis, I Tbc., 4 Klimax und 2 Cystitis.

Diese Ergebnisse beweisen, dab man das Konzentrations- verfahren allein nicht gebrauchen kann; 5 % der F~lle ent- hielten Fehlerquellen, die auf die Konzentration zurfick- zuffihren sind, und in I I % blieb die Reaktion ganz aus. Blog die Todesgefahr ~fir die Versuchstiere lieg sich aus- schalten, wenn man die Vorsicht beobachtete, dab man das Konzentrat gut zentrifugierte. Es scheinen dadurch die Toxine ausgeschieden worden zu sein.

Weitere Versuche behufs Abkfirzung der Reaktion haben wir an Kaninchen durchgeffihrt. Man konnte bier die Blut- punkte mit derselben Genauigkeit beobachten wie an den infantilen M/~usen. Hingegen sind an infantilen Rat ten die Blutpunkte nut selten wahrnehmbar. Da bei den Kaninchen die Follikelreifung vorhanden ist, erscheinen auch die Blut- punkte rasch. Deshalb hat der Amerikaner M. A. FRIEDMAZqN den re i f en 1Kaninehen lO--I5 ccm Urin bei Verdacht der Schwangerschaft intraven6s eingespritzt und bereits in 24 Stun- den die Reaktion festgestellt. Sowohl ZONDEK als auch HI;APPE bezweifeln die Zuverl~ssigkeit obiger Versuche, well es bei rei[en Kaninchen vorkommen kann, dab Blutpunkte spontan auch ohne Boek zum Vorschein kommen. Deshalb smite man Ifir Versuche bloB i~/antile Kaninchen gebrauchen, deren Gewicht lOOO--i2oo g nicht fiberschreitet.

Es gibt jedoch Forscher wie CLAUBERa und ASCHHEIM, die Versuehe mit Kaninehen fiberhaupt ffir unzuverl~ssig betrachten.

Leider waren wir nicht in der Lage, obige Versuche zu kontrollieren, weil das Kaninehenmaterial hierzulande in so groBen Mengen viel zu groge Kosten verursacht haben wtirde.

Behufs t3eschleunigung der Zondek-Aschheimschen Re- aktion empfiehlt BOTHNER, die infantilen MXuse zuerst in den Zustand follikeler Reifung zu versetzen, und zwar durch Einspritzung yon Prolan A. Diesen Zweck erreict~t man dutch

-Einspri tzen des Urins krebskranker Tiere 2mal des Tags in Mengen yon o,3--o, 4 ccm 7--8 Tage hindurch. Nur die-

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18. NOVEMBER 1933 K L I N I S C H E W O C H E N S C I - I

jenigen Exemplare benutzte B~THN:ER ZU Reaktionsversuchen, welche 4 ~ Stunden nach der letzten Einspritzung keine Blut- punkte oder Corpus luteum an den Eierst6cken aufwiesen. 2o Stunden nach der Operation wurden wXhrend 21--25 Stun- den 5--6real je o, 4 ccm Urin eingespritzt. In 26--36 Stunden n~ch der ersten Einspritzung konn%e man schon t31utpunkte und Corpora lutea bemerken, nu t vereinzelt zeigten sich die Blutpunkte erst in 48 Stunden. Das Btithnersche Verfahren ist zu umst~ndlich, um in der groBen Praxis sich behaupten zu k6nnen.

ZONI)EK hat ein Ather-Zucker-Verfahren zur Abkfirzung der Reaktion auf 3 Tage vorgeschlagen. Nach dessert Ansicht 1~/3t sich die Reaktionszeit entweder dadurch abktirzen, dab mail aus dem Urin die Stoffe, welche die Entwicklung des Hormons beeintrXchtigen, entfernt oder abet, dab man Stoffe einftihrt, durch welche der Effekt der Hormone begtinstigt wird. Die Entfernung der beeintr~chtigenden Stoffe geschieht durch Durchschtitteln mit Ather, hingegen kann man den Effekt der Hormone mittels Traubenzucker steigern. ZONI)EK bemerkte n~mlich, dab vom Urin der Diabetiker gellse K6rper- chen und Blutpunkte besser zum Vorschein kommen als sonst. Dutch Zusatz yon Traubenzucker zum Urin der Schwangeren t ra ten die gelben K6rperchen an den Ovarien viel frfiher auf und vermehrten sich rasch. Die beste Wirkung wurde mit 3proz. Zuckerl6sung erzielt. Dutch den Zucker wurden aueh die Toxine vernichtet und das Zugrundegehen der Probe- tierchen beseitigt.

Der Einfiul3 des Athers macht sich auch darin bemerkbar, dab sich die Reaktionszeit des mit Ather durchschtittelten Urins yon IOO auf etwa 72 Stunden reduziert, dutch Hinzu- gabe yon Traubenzucker nach der Atherbehandlung erzielt man evtl. noch eine weitere Verringerung der Zeitdauer yon 72 auf etwa 48 Stunden. Keinesfatls fiberschreitet die Re- aktionszeit der ~_ther-Zucker-Methode 72 Stunden.

Verf. hat die Ather-Zucker-Methode auf folgende Weise vollzogen: Ansta t t der beim gew6hnlichen Verfahren steigen- den Dosis wurden bier in jedem Fall gleich groBe Mengen, und zwar je 1/~ ccm, eingespritzt, Der schwach anges~uerte Urin wurde mit 3--4facher ~thermenge, und zwar Ather pro narcosi im Scheidetrichter 5 Minuten lang zusammen- geschfittelt, dann wurde der Urin abgelassen und yore _~ther durch Stehenlassen I Stunde lang an der Luft befreit. Nach- her erfolgte die Zugabe yon 3 % Traubenzucker. Die Versuchs- tierchen wurden 72 Stunden nach der ersten Einspritzung abget6tet.

Laut Versuchen ZONDEK-GRi~NFELDS stimmten die Er- gebnisse der gew6hnlichen und der Zuekerreakfion in IOO F~il- len vollkommen fiberein.

Demgegentiber fanden wir unter 200 untersuchten F~illen gewiss~ Abweichungen zwischen beiden Reaktionen, und zwar ergaben sich 26 F~lle bzw. 13 % wo das gew6hnliche Ver- fahren positiv, hingegen das Zuckerverfahren negativ erschien, terrier IO F~lle bzw. 5 % mit umgekehrtem Erfolg. Dies w~ire ein Beweis dessen, dab eine Abkfirzung der Reaktionszeit unter Umst~nden die Genauigkeit des Ergebnisses sch~dlich beeinfluBt. Der Umstand aber, dab in 5 % der F~tlle das Ather-Zucker-Verfahren positiv und das gew6hnliche Ver- fahren negativ verlieI, beweist, dab durch das Ather-Zucker- Verfahren die Reaktion verhindernde Stoffe ausgeschieden wurden.

Zur Untersuchung der. Blutpunkte und der Corpora lutea bedienen wir uns der gew6hnlichen Lupe oder es werden GlycerinprXparate beobachtet und nur ausnahmsweise wer- den mikroskopische Schnitte verfertigt. Wenn der Blutpunkt mit Ireiem Auge nicht bemerkbar ist, dessen Vorhandensein aber verd~chtig erscheint, wird der Eierstock ausgeschnitten nnd einige Minuten in Wasser geweicht, dann auf eine Ob- jektivplatte gelegt, mit einigen Tropfen Glycerin behandelt und nach 5 - - I o Minuten mit einer anderen Objektivplatte ohne Druck bedeckt. Dann kann man die Blutpunkte schon mit freiem Auge entdecken. Bedient man sich aber eines Mikroskops, so kann man schon bei geringer Vergr6gerung sowohl die Follikel als auch die Eierstockzellen und die Blut- punkte gut beobachten.

R I F T . 12. J A H R G A N G . Nr. 46 i 807

Zur Beobachtung der gelben K6rper dient das yon KRAIJs eingeftihrte Glycerinzermalmungsverfahren. Hiernach wird der Eierstock isoliert ausgeschnitten, dann einige Minuten in Wasser ausgewaschen, dana auf einem Objektivglas mit einigen Tropfen Glycerin behandelt und lO- - i 5 Minuten lang stehengelassen, dann mit einem zweiten Objektivglas mittels Gummi stark angepreBt und nach einigen Minuten unter- sucht. Inzwischen sind die Follikelen und die Zellen erbtaBt, hingegen kommen die Corpora lutea und lutierten Follikelen scharf zum Vorschein. Diese Untersuchung ist mit ge- schlossener Iris vorzunehmen. Beim Krausschen Verfahren kommt es selten vor, dab man einen Schnitt anfertigen mtigte. Um dies zu vermeiden, zieht man es vor, die Reaktion zu wiederholen, wodurch die Blutpunkte bestimmt sichtbar we rden . .

Zusammen/assung: Aus dem Vergleich der oben beschrie- benen Verfahren ersieht man, dab die Reaktionszeit je nach dem Verfahren sich zwischen 48 und IOO Stunden bewegt. Um aber den dem abgektirzten Verfahren evtl. anhaftenden Fehlerquellen zu begegnen, empfiehlt es sich, den Versuch gleichzeitig mit mehreren Verfahren mit blofl je 3 Versuchs- tieren vorzunehmen. Sollte also das Konzentrationsverfahren nach Ablaut yon 48--51 Stunden negativ ausfallen, so wartet man weitere 24 Stunden das Ergebnis des Xther-Zucker- Verfahrens ab und bei eventuellem Fehlschlagen desselben sieht man nach weiteren 24 Stunden dem Ergebnis des ge- w6hnlichen Verfahrens entgegen.

UBER INTERMEDI)~REN KOHLEHYDRAT- EIWEISS-FETT-STOFFVqECHSEL IN BEZIEHUNG

ZUR LEBERFUNKTION.

Von

WERNER GNEITING. (Aus der Inneren Abteilung des St~dt. Katharinen-Hospitals , Stut tgar t

Direktor: Prof. K U R T BECKMANN,)

Zur Feststellung, wie eine erkrankte Leber ihre Aufgabe im Stoffwechsel des N6rpers erftillt, stehen uns eine ganze iReihe verschiedener Funktionsprtifungen zur Verftigung. Sie sind derart ausgearbeitet, dab jeweils einzeln ein bestimmtes Stoff- wechselgebiet in seiner Beziehung zur Leberfunktion gepriift wird. Dabei zeigt sich oft die tiberraschende Tatsache, dab eine erkrankte Leber selektiv die St6rung einer einzelnen Stoffwechselfunktion aufweist, wghrend die anderen v611ig normal erhatten bleiben. Dies ftihrte zu der Forderung, sich nicht mit einer einzelnen Funktionsprfifung zu begntigen, um zu einem Urteil tiber die Leistungsf~higkeit einer erkrankten Leber zu kommen, sondern stets mehrere, verschiedene Stoff- wechselgebiete umfassende Prtifungen vorzunehmen. STAUB ~ spricht so z. B. yon sog. , ,Funktionsspektren", auch WEIKER 2 wie MORAWlTZ und MANCKE3 sind der Ansicht, dab es sich datum handelt, die jeweils gest6rte Teilfunktion der Leber dutch mehrere Prfifungen zu erfassen.

Dieses Vorgehen hat jedoch den Nachteil, dab derartige hintereinander durchgeftihrte Prtifungen auBer der zeit- raubenden Anordnung zu einer erheblichen Belastung des Erkrankten Ifihrt. Der Gedanke liegt nahe, dutch eine gleichzeitige Prfifung verschiedener Stoffwechselgebiete an einem einzigen Belastungstage diese Schwierigkeit zu be- heben.

Dazu war es n6tig, Vorversuche bei Gesunden und Kranken darfiber anzustellen, inwieweit sich bei gleichzeitiger Be- tastung auf 2 oder 3 Stoffwechselgebieten Abweichungen yon dem unter einfacher Belastung bekannten Verlauf durch die m6glicherweise gegenseitige Beeinflussung nachweisen lassen. Es ist schon lange bekannt, dal3 eine solehe t~eeinftussung z. 13. ffir die Urobilinogenverarbeitung der Leber besteh.t. So zeigte es sich in vielen F~llen, und auch ich habe es immer wie- der beobachtet, dab bei Belastungsproben im EiweiB- oder Kohlehydratstoffwechsel Urobilinogenurie auftr i t t bzw. zu- nimmt.