3
Bericht: Chemische Analyse organischer Körper. 403 ganzen Apparat in einen grossen Abzug hineinstellt.*) Der Luftzug bewirkt zugleich eine genügende Abkühlung des oberen Theiles und des Halses der Kölbchen, so dass auch ohne besondere Ktihlvorriehtungen~ wie sie von K r e u s l e r und anderen vorgeschlagen worden sind, ein irgend erhebliches Verdampfen der Schwefelsäure nicht eintritt. Zum Destilliren benutzt C 1 a e s den von L a n d m a n n**) angeg ebenen Kühlapparat, der sich überhaupt sehr gut als allgemeiner Kühler für alle im Laboratorium auszuführenden Destillationen einrichten lässt. Es empfiehlt sieh dann die einzelnen Kühlröhren immer für dieselben Substanzen zu benutzen, wobei die Röhren für leicht flüchtige Substanzen am besten nicht vertieal, sondern ~liagonal durch das Kühlschiff hindurchgeleitet werden, so dass sie eine viel grössere Kühl- Fig. 34. fläche darbieten. Um ein Mitüberreissen von Alkali zu ver- ~ù/2 hindern setzt der Verfasser den in Fig. 34 abgebildeten kleinen Aufsatz auf die Destillirkolben. Das Rohr A biegt Sich bei E abwärts, so dass sich alle mitgerissene Flüssigkeit in C sammelt, durch das kleine Loch 0 fliesst sie dann nach A zurück, wäh- o rend die Dämpfe durch B nach den Kühlern gelangen. b. Besti~nmung näherer Bestandtheile. ~Ieber die Bestimmung der 0xalsäure, speciell in Pflanzentheilen, haben B e r t h e 1o t und A n d r é***) Mittheilungen gemacht. Sie weisen zunächst darauf hin, dass die ~iederschläge, welche man in den mit Essigsäure angesäuerten Auszügen aus den Pflanzentheilen durch Kalk- salze erhält, keineswegs nur aus oxalsaurem Kalk bestehen müssen, sondern ausser diesem auch noch weinsauren, traubensauren, citronen- sauren und schwefelsauren Kalk, sowie coagulirte stickstoffhaltige Sub- stanzen enthalten können, ja sogar fast immer enthalten. Unter Um- ständen sind solche ~iederschl~ge sogar gänzlich frei von oxalsaurem Kalk. Dieselben können deshalb niemals ohne weiteres zur quantitativen Bestimmung der Oxalsäure benutzt werden und sind auch nicht einmal ein sicherer Beweis für die Anwesenheit der Oxalsäure. Auch die mikroskopische Prüfung Solcher ~Niederschläge, bei der sich die charak- teristische Form der Krystalle des oxalsauren Kalkes leicht erkennen lässt, erscheint den Verfassern noch nicht genügend sicher um jeden Zweifel auszuschliessen. *) Yergl. hierzu diese Zeitschrif~ 26~ 70. **) Vcrgl. diese Zeitschrift 22~ 394. ***) Comptes rendus 101, 354.

Ueber die Bestimmung der Oxalsäure

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber die Bestimmung der Oxalsäure

Bericht: Chemische Analyse organischer Körper. 403

ganzen Apparat in einen grossen Abzug hineinstellt.*) Der Luftzug

bewirkt zugleich eine genügende Abkühlung des oberen Theiles und des Halses der Kölbchen, so dass auch ohne besondere Ktihlvorriehtungen~ wie sie von K r e u s l e r und anderen vorgeschlagen worden sind, ein irgend erhebliches Verdampfen der Schwefelsäure nicht eintritt.

Zum Destilliren benutzt C 1 a e s den von L a n d m a n n**) angeg ebenen Kühlapparat, der sich überhaupt sehr gut als allgemeiner Kühler für alle im Laboratorium auszuführenden Destillationen einrichten lässt.

Es empfiehlt sieh dann die einzelnen Kühlröhren immer für dieselben Substanzen zu benutzen, wobei die Röhren für leicht flüchtige Substanzen am besten nicht vertieal, sondern ~liagonal durch das Kühlschiff hindurchgeleitet werden, so dass sie eine viel grössere Kühl- Fig. 34.

fläche darbieten. Um ein Mitüberreissen von Alkali zu ver- ~ù/2

hindern setzt der Verfasser den in Fig. 34 abgebildeten kleinen Aufsatz auf die Destillirkolben. Das Rohr A biegt Sich bei E abwärts, so dass sich alle mitgerissene Flüssigkeit in C sammelt,

durch das kleine Loch 0 fliesst sie dann nach A zurück, wäh- o rend die Dämpfe durch B nach den Kühlern gelangen.

b. Besti~nmung näherer Bestandtheile.

~Ieber die Bestimmung der 0xalsäure, speciell in Pflanzentheilen, haben B e r t h e 1 o t und A n d r é***) Mittheilungen gemacht. Sie weisen zunächst darauf hin, dass die ~iederschläge, welche man in den mit Essigsäure angesäuerten Auszügen aus den Pflanzentheilen durch Kalk- salze erhält, keineswegs nur aus oxalsaurem Kalk bestehen müssen, sondern ausser diesem auch noch weinsauren, traubensauren, citronen-

sauren und schwefelsauren Kalk, sowie coagulirte stickstoffhaltige Sub- stanzen enthalten können, ja sogar fast immer enthalten. Unter Um- ständen sind solche ~iederschl~ge sogar gänzlich frei von oxalsaurem Kalk. Dieselben können deshalb niemals ohne weiteres zur quantitativen Bestimmung der Oxalsäure benutzt werden und sind auch nicht einmal ein sicherer Beweis für die Anwesenheit der Oxalsäure. Auch die mikroskopische Prüfung Solcher ~Niederschläge, bei der sich die charak- teristische Form der Krystalle des oxalsauren Kalkes leicht erkennen lässt, erscheint den Verfassern noch nicht genügend sicher um jeden Zweifel

auszuschliessen.

*) Yergl. hierzu diese Zeitschrif~ 26~ 70. **) Vcrgl. diese Zeitschrift 22~ 394.

***) Comptes rendus 101, 354.

Page 2: Ueber die Bestimmung der Oxalsäure

404 Bericht" Chemische Analyse organischer Körper.

Sie verfahren, um die 0xalsäure r e i n abzuscheiden folgender- massen: Der, sei es wässrige, sei es unter Zusatz von Salzsäure herge- stellte, von den festen Pflanzentheilen getrennte Auszug wird aufgekocht und von den dabei sich ausscheidenden Körpern abfiltrirt. Die Lösung wird sodann mit Ammoniak im Uebersehuss versetzt, wodurch ein ~Nieder- schlag von unreinem oxalsaurem Kalk bewirkt wird, welcher mehr oder weniger gefärbt und mit flockigen Substanzen untermischt ist. Nun fügt man einen Uebersehuss einer Borsäurelösung zu, wodurch bei gleich- zeitiger Anwesenheit von Chlorammonium die Bildung von Doppelsalzen bewirkt wird, in Folge dessen die allmähliche Ausfällung des weinsauren,

traubensauren, citronensauren etc. Kalkes verhindert wi~d, respective in

Folge dessen sich die bereits niedergeschlagenen Salze dieser Art wieder lösen. Hierauf säuert man stark mit Essigsäure an, wodurch kohlen- saure und verschiedene andere Salze gelöst werden, und fügt essigsauren Kalk zu. Man erhitzt nun eine Stunde lang, ohne jedoch die Flüssig- keit in's Sieden kommen zu lassen, damit der Niederschlag sich besser absetzt, sammelt ihn auf einem Filter und wäscht ihn aus. Da er jedoch noch immer nicht genügend rein ist, so löst man ihn wieder in Salz- säure, fällt ihn mit Ammon und säuert mit Essigsäure an, nöthigenfalls wiederholt man dies Verfahren noch 2 - -3 mal.

Der so erhaltene oxalsaure Kalk ist rein und kann in bekannter

Weise als solcher gewogen, oder auch in Carbonat oder Sulfat über- geführt werden.

Die Verfasser ziehen es jedoch meist vor, die Menge der vorhan- denen 0xalsäure in der Weise zu bestimmen, dass sie dieselbe durch die Einwirkung eoncentrirter Schwefelsäure in Kohlensäure und Kohlen- Oxyd zerlegen und nach Absorption der ersteren letztere messen. Z u diesem Zweck können sie den Niederschlag nicht auf einem Papierfilter sammeln, sondern sie entfernen die Flüssigkeit, in der er sich abgesetzt hat~ durch Absangen mit einem Heber, dessen kurzer Schenkel unten mit einem kleinen Asbestbäuschchen verschlossen ist. Man saugt von dem ~iederschlag, der, wie oben, mehrfach gefallt sein kann, nach dem letzten Auswaschen, das Wasser so weit ab, dass nur noch etwa 2 - -3 g zurückbleiben, bringt das Asbestbäuschchen des Hebers zu dem ~Nieder- schlag, der sich in einem circa 50 cc fassenden Kölbchen befindet, und giesst etwa 15 c c concentrirte Schwefelsäure in dieses Gefäss. *)

Hierauf verschliesst man das K51bchen mit einem doppelt durch-

*) Es muss mindestens 4 mal so viel Schwefelsäure angewandt werden, als die vorhandene Wassermenge betr~gt, da sonst zu niedrige Werthe erhalten werden.

Page 3: Ueber die Bestimmung der Oxalsäure

Bericht: Chemische Analyse organischer Körper. 405

bohrten Kautsehukstopfen, der einerseits eine mit Hahn versehene Röhre,

die zum Zuleiten eines Kohlensäurestromes dient, und andererseits das

Ende eines schlangenförmigen Rückflusskühlers trägt. Am oberen Ende dieses Kühlers ist ein Gasleitungsrohr angebracht, welches gestattet, das entwickelte Kohlenoxyd über Quecksilber in einem Messrohr aufzufangen. Man beginnt damit, die in dem Kölbchen vorhandene Luft durch einen Kohlensänrestrom zu verdrängen, schliesst, wenn dies erreicht ist, den Hahn des Zuleitungsrohres und erhitzt nun, um die Zersetzung der 0xalsäure herbeizuführen, gelinde. Das entwickelte Gas wird aufge- fangen und die letzten Reste desselben werden durch einen Kohlen- säurestrom in das Messrohr übergetrieben. Man entfernt nun zunächst

die Kohlensäure durch Kaliù misst die Menge des Kohlenoxyds und überzeugt sich durch Absorption desselhen mit Knpferchlorür von seiner Reinheit.

Die von den Verfassern angeführten Belege zeigen sehr befriedigende Uebereinstimmung und lassen erkennen, dass die oben beschriebene Trennungsmethode richtige und die bisher üblichen Verfahren unrichtige Werthe liefern.

Das Verhalten der Toluidine zu Phosphorsäure lässt sich nach

L e o L e w y * ) zu einer Trennung des Ortho- und Paratoluidins von einander, respective zu einer Bestimmung derselben neben einander, nach dem Princip der indireeten Analyse benutzen.

Das Orthotoluidin verbindet sich nämlich mit Phosphorsäure n u r

zu p r i m ä r e m Ph o s p h a t (C 7 tt 9 N). H3P04, während das Paratoluidin kein primäres, sondern stets s e c u n d ä r e s P h o s p h a t (C 7 N 9 iN)e. H~ PO~ bildet. Da nun das Orthotoluidinphosphat in kaltem Wasser viel leichter löslich ist als das Paratoluidinphosphat, so setzt sich, wenn man Pära- toluidin mit einer Lösung von Orthotoluidinphosphat behandelt, letzteres mit dem Paratoluidin so um, dass dieses sich in unlösliches Phosphat verwandelt und Orthotoluidin frei wird. Ebenso bildet sich, wenn man zu einem Gemisch beider Toluidine Pbosphorsäure setzt, zunächst Para- toluidinphosphat~ so dass sich das Orthotoluidin von dem Paratoluidin- phosphat abpressen lässt.

Zur quantitativen Bestimmung beider Basen in einem Gemisch lässt

sich eine indirecte Methode in der Weise anwenden, dass man sie als Phosphate wägt und in diesen dann die Ph0sphorsäure bestimmt.

Zur Trennung der Paratoluidin.Ortho. und -Metasulfosäure lässt sich nach E. A. S c h n e i d er**) die verschiedene Löslichkeit ihrer

*) Ber. d. deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin 19, 1717 und 2728. **) American chemical journal 8, 4; ChemicaI News 55, 290.