4
Berthelot : Bildung der Kohlenwasserstoffe. 51 lich, und das Aluminium scheint sich mit einem schwachen Ueberzng von Kohle zu bedecken. Das Acetylen ist je- doch bestgndiger als 3. Bei diesen Versuchen muss die grosste Sorgfalt und Reinlichkeit verwendet werden; so geht z. B. der reine Wasserstoff ausserordentlich leicht in Kohlenwasserstoff uber; die geringste Spur organischer Substanz auf der Elektrode oder in der Rohre etc. genugt, um die carmin- rothe Farbung in weiss umzuwandeln. IV. Ueber die Bildung der Kohlenwasserstoffe. Von Berthelot. (Compt. rend. 2. LIV, p. 515.) In Anschluss an meine friiheren Versuche iiber die Bildung der einfachen Kohlenwasserstoffe und der Alkohole &us ihren Elementen habe ich weitere Untersuchungen ge- macht , um die regelmiissige Verkettung dieser Bildungen zu verfolgen. Ich erinnere zuvor an einige schon bekannte That- sachen, um den progressiven Gang der Verbindungen dar- zulegen. 1) Kohlenstoff und Sauerstoff verbinden sich ZU Kohlen- oxyd ; Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser : Cz + 02 = (2202 ; Hz + 02 =Hz02. 2) Kohlenoxyd und Wasser verbinden sich zu Ameisen- siiure: CZOz +H202 = C2H204. 3) Die Ameisensaure (als Barytsalz) geht in Sumpfgas, Wasser und Eohlensaure iiber nach einer einfachen Glei- chung, ahnlich der, nach welcher Essigsaure sich in Aceton umwandelt : 4. CzH204 = CzH4 f 2. H202 f 3. CZO,. 4*

Ueber die Bildung der Kohlenwasserstoffe

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber die Bildung der Kohlenwasserstoffe

Berthelot : Bildung der Kohlenwasserstoffe. 51

lich, und das Aluminium scheint sich mit einem schwachen Ueberzng von Kohle zu bedecken. Das Acetylen ist j e - doch bestgndiger als 3.

Bei diesen Versuchen muss die grosste Sorgfalt und Reinlichkeit verwendet werden; so geht z. B. der reine Wasserstoff ausserordentlich leicht in Kohlenwasserstoff uber; die geringste Spur organischer Substanz auf der Elektrode oder in der Rohre etc. genugt, um die carmin- rothe Farbung in weiss umzuwandeln.

IV. Ueber die Bildung der Kohlenwasserstoffe.

Von

Berthelot.

(Compt. rend. 2. LIV, p. 515.)

In Anschluss an meine friiheren Versuche iiber die Bildung der einfachen Kohlenwasserstoffe und der Alkohole &us ihren Elementen habe ich weitere Untersuchungen ge- macht , um die regelmiissige Verkettung dieser Bildungen zu verfolgen.

Ich erinnere zuvor an einige schon bekannte That- sachen, um den progressiven Gang der Verbindungen dar- zulegen.

1) Kohlenstoff und Sauerstoff verbinden sich ZU Kohlen- oxyd ; Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser :

Cz + 0 2 = ( 2 2 0 2 ; Hz + 0 2 =Hz02. 2) Kohlenoxyd und Wasser verbinden sich zu Ameisen-

siiure: CZOz +H202 = C2H204. 3) Die Ameisensaure (als Barytsalz) geht in Sumpfgas,

Wasser und Eohlensaure iiber nach einer einfachen Glei- chung, ahnlich der, nach welcher Essigsaure sich in Aceton umwandelt : 4. CzH204 = CzH4 f 2. H202 f 3. CZO,.

4 *

Page 2: Ueber die Bildung der Kohlenwasserstoffe

52 Berthelat: Bildung der Kohlenwasaerstaffe.

Von dieser Zersetzung ging ich bei den neuen Ver- sucben aus.

4) Reines Sumpfgas, der Einwirkung der Warme oder besser des elektrischen Funkens eines starken hductions- apparates ausgesetzt, erleidet eine merkwiirdige Veranderung. Ein Theil desselben zerfallt in seine Elemente, wahrend der andere sehr betrachtliche Theil in Acetylen umgewandelt wird : 2 . C2H4 = C4Hz f He.

Es ist leichter, auf solche Weise grosse Mengen reines Acetylen zu erhalten, indeni man aus dem rohen Product der Reaction die bekannte Kupferverbindung bildet und diese dann zersetzt.

5) Auf diese Weise erhaltcnes Acetylen ist die Quelle zu neuen Bildungen. Ich habe schon friiher gezeigt, dass es bei gewohnlicher Temperatur durch einfachen Zutritt von Wasserstoff in olbildendes Gas ubcrgeht : CsH2 + H, = 64H4. Es ist diess eins der schonsten Beispiele der Fixation von Wasserstoff durch eine organische Substanz.

Sie tritt ein bei Einwirkung von ainmoniakalischem Wasaer auf Zink in Gegenwart der Kupferacetylenverbin- dung , und es entstehen dabei Wasserstoff und olbildendes Gas, gcmengt mit etwas der Zerseteung entgangenem Rce- tylen. Man behandelt zur Trennung dieser das Product der Reaction mit ammoniakalischem Kupferchloriir , worin sich yle~clmeitig die Kohlenwasserstoffe C20H2n - 2 , wie das Acetylen und die von der Formel CZnHln, wie das olbil- dende Gas h e n (eine f ~ r die Analyse wichtige Thatsache, die wie es schcint neuerlich zu vielfachen Irrrungen Ver- anlassung gegeben hat). Das Acetylen bildet aber eine unlosliche Verbindung, welche durch Kochen der Fliissig- keit nicht zersetzt wird, und es kann in Folge beider Eigen- schaften isolirt werden. Das olbildende Gas wird dagegen einfach absorbirt, entweicht also beim Kochen der E’lussig- keit. Durch verdiiniite Schwefelsaure wird es vom Ammo- niak befreit.

6) Das ijlbildende Gas, C4H4, entstanden aus Acetylen, C,H, , kann durch weitere Wasserstoffaufnahme in Aceten, G H b , ubergehen: C4Ha + H2 = C4H6.

Page 3: Ueber die Bildung der Kohlenwasserstoffe

Berthelot : Bildung der Kohlenwasserstoffe. 53

Man wandelt zu dem Zweck bekanntlich den ersten Kohlenwasserstoff in das Bromur, C4H4Br2, urn, nnd ersetzt dann das Brom durch Wasserstoff. Diese umgekehrte Sub- stitution geht sehr gut durch Anwendung von Jodknlium und Wasser ohne ein anderes Reagens vor sich.

Ich erinnere hierbei daran, dass diese Thatsache, sowie die Reduction des Glycerins durch Jodphosphor die ersten Beispiele der Anwendung von Jodverbindungen als Re- ductionsmittel waren, und dass durch Verallgemeinerung diese Methode spater sehr nutzlich geworden ist, so kann z. B. dadurch eine vollstandige Desoxydation des Glycerins, CGHsOs, und Umwandluiig in den Kohlenwasserstoff, CeHs, bewirkt werden.

7) Das Sumpfgas giebt bei Einwirkung auf Kohlenoxyd das Propylen : 2. C204 + Cz02 = CGHG + H202.

8) Dasselbe Sumpfgas in einer zugeschmolzenen bijh- mischen Glasrohre erhitzt bis das Glas erweicht, giebt eine geringe Menge Naphtalin : 10.C2H4 = C2,H8 + HZ2. Der grosste Theil des Sumpfgases bleibt nnverandert.

Es erinnert diese Bildung an die Entstehung des Chlor- kohlenstoffs, C20Clt0, aus dem Chlorkohlcnstofl, C2C4.

Man kann demnach bilden: Aus den Elementen : Kohlenoxyd und Wasser. Aus diesen beiden : Ameisensaure. Aus der AmeisensLure das Sumpfgas C2H4. Aus dem Sumpfgas das Acetylen C4H2, und darauf folgend das olbildende Gas C4H4,

Aus dem Sumpfgas und dem Kohlenoxyd des Yropylen C&&. Endlich aus den1 Suinpfgas das Naphtalin

Alle diese Bildungen gehoren einer regelmassigen Reihe einfacher Reactionen an , welche zuerst auf die Elemente, dann auf die Kohlenwasserstoffe erfolgen. Sie zeigen die graduelle und directe Entstehung der mehr und mehr zu- sammengesetzten Kohlenwasserstoffe RUS den einfachsten.

An diese Methode , welche sicli auf die progressive Condensation der Kohlenwasserstoffmolekule grundet , reiht sich die Methode der gleichzeitigen Condensationen, deren Anwendung ich bei der trocknen Destillation der ameisen-

und das Aceten C4H6.

CZOHS.

Page 4: Ueber die Bildung der Kohlenwasserstoffe

54 Wurh : Neuo Art der Bildung einiger Kohlenwasserstoffe.

sauren, essigsauren Salze und analoger Kijrper gezeigt habe. Dasselbe Molekul CJ12 scheidet, sich gleichzeitig in ver- schiedenen Condensationen ab :

Oelbildendes Gas (CzHzIz. Propylen (CzHd,. Butylen (CzHz),. Amylen (C,Hz), .

V. Ueber eine neue Art der Bildung einiger

Ko hlenwass ers t off e. Von

Ad. Wiirtz.

(Compt. rend. 1. LIV, p . 387.)

Als ich Zinklithyl, (€2H5)2Zn, nncl Jodallyl, GZHSJ, irn Verhtiltniss von 1 hlol. des ersteren zu 2 3101. des letz- te rm in verschlossenen Rohren, die damit fast angefullt waren, im Wasserbade erhitzte, trat eine sehr lebhafte Re- action ein. Es sammelte sich acts in der Rohre an und die Wknde bedecliten sich mit lirystallinischem Jodzink. Nach dem Abkuhlen der Rohrcn in Eis wurden sie geoff- net,, es entwich heftig Gas und zuruck blieb Jodzink mit einer Fliissigkeit getranlit , wovon dcr grosste Theil durch Destillation im Wasserbade entfernt wurde. Letzteres Pro- duct erhitzte ich dann wahrend mehreren Stunden in zu- geschmolzenen Rohren mit Kaliuin, urn das 3od des nicht zersetzten Jodallyls zu entfernen. Bei einer abermaligen frxctionirten Destillation erhielt ich drei Kohlenwasserstoffe, Amylhydrur, Amylen uiid Allyl. I h s yon I3 e r t h e 1 o t ent- deckte bei 59O siedende Allyl inacht den grossten Theil axis. Man erkennt es nanientlich an seiner Eigenschaft, mit Brom einc feste Verbindung zu bilden, und kann es