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(Aus dem PaShologischenIns~itut der Universitiit Tiibingen. -- Vorstand: Prof. Dr. A. Dietrich.) Uber die Bildung yon Lymphknotenmetastasen beim Ascitescarcinom der Maus. Von Werner Schmidt. M.it 5 Textabbildungen. (Eingegangen am 7. MSrz 1939.) Bei der Entstehung einer Geschwulstmetastase spie]t neben Menge und Teilungsf/~higkeit der durch den Blur- oder Lymphstrom fort- getragenen Geschwulstzellen auch die Aufnahmef/~higkeit bzw. die Abwehrkraft der Gewebe eine grol3e Rolle. Die Erkenntnis, dal3 er- hebliche Mengen yon Geschwulstzellen in ein Organ hineingetragen und in diesem for~laufend zerstSrt werden kSnnen, ist nicht mehr neu (Lit. bei Ko8tT). Im Tierversuch hat Schairer 12, is einschl/~gige Unter- suchungen mi~ dem M/~use-Ascitescarcinom und mit dem Jensen- sarkom neuerdings durchgeffihrt. Nun ist an anderen 0rganen die Erforschung dieser VerMltnisse wesentlich schwieriger. Die Beob- achtung kfirzlich eingeschwemm~er Geschwulstelemente gelingt be- sonders an menschlichen Organen selten, und vollends ist eine Beurtei- lung der Frage, ob sich diese Elemente nun vermehren werden oder ob sie dem Untergang enSgegen gehen, aul3erordentlich schwierig. Man hat bisher nur indirekt auf Grund der MetastasenMufigkeit in den einzelnen Organen SchluSfolgerungen auf deren Abwehrkraft gezogen. Ebenso wie die Resistenz des Gesamtorganismus gegenfiber eingebrachten Zellen einer Impfgeschwulst bei mehreren Tieren unterschiedlich sein kann, kann auch die Geschwulstresistenz einzelner Organe in ein und demselben Organismus verschieden sein (siehe SchairerlS). Zur Er- weiterung tier Kenntnis fiber die Geschwulstresistenz einzelner Organe haben besonders Untersuchungen mit metastasierenden Impfgeschwiil- sten beigetragen. Im Rahmen Solcher Untersuchungen hat sich Ruth Kusch/eldt s 1937 mit dem Schicksal der in die Lymphknoten einge- schwemmten Tumorzellen beim M~useascitescarcinom befa•t. Die Ergebnisse der Kusch/eldtschen Untersuchnngen wiesen darauf hin, da• offenbar ein Untergang einzelner Geschwulstelemente im Lymph- knoten stattfindet, und zwar vor allem in den Anfangsstadien der Einschwemmung, bevor die Einnistung der Zellen und die Bildung yon Tochterknoten beginnt. Es erschien wiinschenswert, diese Unter- suchungen fortzuftihren und tier Frage nachzugehen, wie sich alas

Über die Bildung von Lymphknotenmetastasen beim Ascitescarcinom der Maus

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(Aus dem PaShologischen Ins~itut der Universitiit Tiibingen. - - Vorstand: Prof. Dr. A. Dietrich.)

Uber die Bildung yon Lymphknotenmetastasen beim Ascitescarcinom der Maus.

Von

Werner Schmidt. M.it 5 Textabbildungen.

(Eingegangen am 7. MSrz 1939.)

Bei der Entstehung einer Geschwulstmetastase spie]t neben Menge und Teilungsf/~higkeit der durch den Blur- oder Lymphstrom fort- getragenen Geschwulstzellen auch die Aufnahmef/~higkeit bzw. die Abwehrkraft der Gewebe eine grol3e Rolle. Die Erkenntnis, dal3 er- hebliche Mengen yon Geschwulstzellen in ein Organ hineingetragen und in diesem for~laufend zerstSrt werden kSnnen, ist nicht mehr neu (Lit. bei Ko8tT). Im Tierversuch hat Schairer 12, is einschl/~gige Unter- suchungen mi~ dem M/~use-Ascitescarcinom und mit dem Jensen- sarkom neuerdings durchgeffihrt. Nun ist an anderen 0rganen die Erforschung dieser VerMltnisse wesentlich schwieriger. Die Beob- achtung kfirzlich eingeschwemm~er Geschwulstelemente gelingt be- sonders an menschlichen Organen selten, und vollends ist eine Beurtei- lung der Frage, ob sich diese Elemente nun vermehren werden oder ob sie dem Untergang enSgegen gehen, aul3erordentlich schwierig. Man hat bisher nur indirekt auf Grund der MetastasenMufigkeit in den einzelnen Organen SchluSfolgerungen auf deren Abwehrkraft gezogen. Ebenso wie die Resistenz des Gesamtorganismus gegenfiber eingebrachten Zellen einer Impfgeschwulst bei mehreren Tieren unterschiedlich sein kann, kann auch die Geschwulstresistenz einzelner Organe in ein und demselben Organismus verschieden sein (siehe SchairerlS). Zur Er- weiterung tier Kenntnis fiber die Geschwulstresistenz einzelner Organe haben besonders Untersuchungen mit metastasierenden Impfgeschwiil- sten beigetragen. Im Rahmen Solcher Untersuchungen hat sich Ruth Kusch/eldt s 1937 mit dem Schicksal der in die Lymphknoten einge- schwemmten Tumorzellen beim M~useascitescarcinom befa•t. Die Ergebnisse der Kusch/eldtschen Untersuchnngen wiesen darauf hin, da• offenbar ein Untergang einzelner Geschwulstelemente im Lymph- knoten stattfindet, und zwar vor allem in den Anfangsstadien der Einschwemmung, bevor die Einnistung der Zellen und die Bildung yon Tochterknoten beginnt. Es erschien wiinschenswert, diese Unter- suchungen fortzuftihren und tier Frage nachzugehen, wie sich alas

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weitere Schicksal der eingeschwemmten Krebszellen gestaltet und welche feineren Vorg~nge sieh bei der Ansiedelung und Metastasen- bildung beobachten lassen. Hierilber soll im folgenden beriehtet werden.

Versuchstechnik. Die Bildung yon Lyml0hknotenmetas~asen beim Ascitescareinom wurde ins-

gesamt an 59 weiBen M~usen untersueht. Der Tumoraseites wurde bei jedem Versuchstier an 4 Stellen unter die ttaut gesloritzt, n~mlich an der Innenseite und an der AuBenseite beider Oberschenkel, so dab bei jedem Tier 4 getrennte Impfgesehwiilste entstanden. Die Menge des eingespritzten Ascites betrug 0,3 bis 0,5 ecru pro ImpfsteUe. Die Verdiinnung des Aseites (mit Tyrode) war bei 31 Tieren I : 2, bei 9 Tieren 1 : 8, bei 5 Tieren 1 : 200, bei 4 Tieren 1 : 2000, bei 4 Tieren 1 : 4000, bei 3 Tieren 1:5000 und bei 3 Tieren 1:6000.

Die zu den /~uBeren Iml0f~umoren region/~ren Lyml0hknoten liegen etwas hSher seitlieh unter der Hau~ in der Lendengegend, die zu den Impftumoren an der Innenseite gehOrigen Lymphknoten sind beiderseits neben der Aortengabe- lung zu linden. Diese 4 Lymphknoten wurden bei jedem Tier in engen Stufen- schnitten untersueht, etwa 50 Sehnitte pro Lymphknoten. Bei einzelnen Tiel'en gelangten auch die Aehsellymphknoten zur Untersuchnng, welche in Lymph- verbindung mit den Lendenlymphknoten stehen.

~ber das allgemeine Verhalten des M/~useascitesearcinoms geben versehiedene Arbeiten genauere Auskunft: Loewenthal und Jahn 9, Haagen und KriickebergS, Haagen und Seeger 6, Schairer 12 u.a . Der Tu- mor ist auf M~use jeder Herkunf~ iibertragbar, w~ehst rasch an allen KSrperstellen und bildet reichtich Metastasen. Er ist groBzellig und w~ehst ohne eharakteristische Struktur.

Metastasen in den region~ren Lymphknoten mit den Zeichen yon Ansiedehng und Vermehrung fand ich sehon nach 9 Tagen, wenn im Quellgebiet au~s Doppelte verd/innter Tumoraseites geimpf~ worden war. Selbst bei einer Verdfinnung yon 1:2000 sah ich zweimul kleine Lymphknotenmetastasen bereits 14 Tage naeh der Impfung. Wenn iiberhaupt sehon eingeschwemmte Tumorzellen in den Lymphknoten nachweisbar waren, so bestand stets schon ein mit blol~em Auge er- kennbarer Tumor an der Impfstelle. Also in den ersten Tagen, solange die Tumorzellen an der Impfstelle noch keine Ansiedelung und Ver- mehrung erkennen liel]en, konnte ich aueh in den Lymphknoten noch keine Tumorzellen finden. Wenn Kusch/eldt solehe Friiheinschwemmun- gen besehreibt, so seheint es sieh hierbei nicht um tin regelm~Biges Vorkommnis zu handeln. Es ist also zu beaehten, d~8 die Begegnung zwischen Tumorzellen und Lymphknotengewebe sich in der l~egel in einem Organismus abspielte, der sehon seit einigen - - in meinen Versuehen wenigstens neun - - Tagen einen gleichartigen Tumor trug. Ob und wie sich in diesen wenigen Tagen die Reaktionsweise der Lymph- knoten gegeniiber den Geschwulste]ementen /~ndern kann, vermag ieh nicht zu beurteilen und es kann dies hier nicht welter er5rtert werden.

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Jeder~falls soll darauf hingewiesen werden, dab die erstmalige Begegnung zwischen Geschwulstzellen und K6rpergewebe im Lymphknoten nicht m6glieh ist, so wie dies z. B. in den Versuchen yon Schairer in den .Lungen der Fall war, wo schon Minuten bis Stunden nach Einspritzung des Tumors in die Schwaazvene die I~eaktion zwischen TumorzeHen und Lungengewebe beobaehtet werden konnte.

Es kSnnte hier eingewendet werden, dab das Mikroskop nicht jede Geschwulstzelle im Lymphknoten mit Sieherheit zu Gesicht bringen kann und dab also trotzdem schon in den ersten Stunden und Tagen nach der Impfung Gesehwulstzellen in den Lymphknoten vorhanden gewesen sein k6nnten. Gerade dieser Punkt ist im Zusammenhang mit der Frage eines etwaigen ,,Geschwulstagens" wiederho]t erSrtert wor- den. Einige derjenigen Untersucher, die ein Agens ablehnen, halten es nicht fiir ausgeschlossen, da]~ einzelne Tumorzellen sich in einer auch fiir das bewaffnete Auge nicht erkennbaren Form in den Organen auf- halten kSnnen. Hierdurch w~re der Impferfo]g mit scheinbar tumor- zellfreien 0rganen yon Tumortrs zu erkls N~heres fiber diese Frage ist aus den Arbeiten yon R6ssle 11, Auler und Mitarbeitern 12 und Wagner 17 ersichtlich. Wenn die M6glichkeit maskierter Zellen aueh flit die Lymphknoten beim Aseitestumor zutr/~fe, dann k5nnten wir eine Friiheinschwemmung mittels des Mikroskops nicht mit Sieher- heir ~ussehliel3en. Hierzu m6ehte ieh auf Grund eigener Erfahrungen mit diesem Tumor folgendes bemerken: Der Tumor hat im allgemeinen grol~e Zellen, die sieh nach ihrer Struktur und F/~rbbarkeit yon den Zellelementen des Lymphknotens gut unterseheiden lassen. Aueh die Tumorzelle als Einzelexemplar ist hier im Vergleich zu anderen Impfgesehwfilsten verh~ltnism~Big gut charakterisiert. Die Durch- musterung zahlreicher Lymphknoten - - ich habe auch die Pr~parate der Kuschleldtschen Arbeit mit durchgesehen - - h~t mir gezeigt, dab schon einzelne Gesehwulstzellen in friihen Einschwemmungsstadien yon den Sinuszellen zu unterscheiden sind. Fiir den Ascitestumor be- steht kein Grund zur Annahme m~skierter Zellen in Lymphknoten, so]ange solche Zellen nicht durch daraufhin gerichtete besondere Un- tersuchungen nachgewiesen sind. Vor kurzem hat am hies~gen Inst i tut Wagner 17 ~bertragungsversuehe mit Organen yon Tieren gemacht, die einen Aseitestumor trugen. Jedoch ist gerade die Zahl der mit Lymph- knotengewebe angestellten Versuche zu gering, um ihre Ergebnisse hier verwerten zu kSnnen. Ich m6chte daber unter den gegenw/~rtigen Ver- h~ltnissen daran festhalten, dal~ bei der yon mir angewendeten Ver- suchstechnik beim Aseitestumor keine Frfiheinschwemmung in die Lymphknoten stattfindet, d .h . da[~ die Einsehwemmung erst dann erfolgt, wenn an der Impfstelle schon eine Impfgesehwulst entstan- den ist.

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Die Bildung einer Lymphknotenmetastase verlauft nun auf Grund meiner Untersuchungen, in groben Umrissen dargestellt, folgender- mal~en : Im frfihesten Stadium beobachten wir einzelne eingeschwemmte Tumorzellen, die frei im l~andsinus oder aueh schon in den zentralen Sinus sehwimmen. Viele dieser Zellen zeigen regelreehte mitotische Kernteilungsfiguren. Nach einiger Zeit haben sich kleine Zellhauf- chen gebfldet, die Zellen haben die Sinuswand durchbroehen und es ist eine kleine Metastase entstanden. Dutch Zusammenflie~en mehre- rer Metastasen werden grSbere Tefle des Lymphknotens und sehlie~- lieh der ganze Knoten durch Tumor ersetzt. GrSi~ere Tumorkomplexe neigen zu zentraler Nekrose. Was nun besonders eingehend verfolgt wurde, waren die ersten Stadien der Einschwemmung und cler Ansied- lung, da hier Veranderungen an den Tumorzellen zu erwarten waren, die Aufschlu~ fiber etwaige Reaktionen zwischen ihnen und ihrer Umgebung geben konnten.

Unter den eingeschwemmten Geschwulstzellen befinden sich stets auch solche, die Verlust der Kernfarbbarkeit und Zerfall des Zelleibes zeigen, die also im Untergang begriffen sind. Kusch/eldt hat dies schon beschrieben und abgebildet und hat hierbei die Frage erSrtert, ob diese Zellen nieht schon im Zustand verminderter Lebensfahigkeit in den Lymphknoten eingetreten seien. Jedenfalls kann nicht ohne weiteres behauptet werden, dal~ ihr Absterben dureh eine ~ktiv verniehtende Tatigkeit des Lymphknotengewebes bedingt worden sei. Ein eingehendes Studium der eingesehwemmten Tumorzellen an zahlreichen Lymph- knoten hat mir nun gezeigt, dal3 an diesen Zellen eine Reihe yon Er- scheinungen zu beobaehten ist, welche eine besondere Wiirdigung verdienen.

Einmal fallt eine erhebliehe Anzah! abnorm gr0]~er Geschwulst- zellen auf. Diese besondere GrS~e ergibt sich sehon aus Messungen, die Kusch/eldt an eingesehwemmten Tumorzellen im Vergleieh zu Zellen aus gewShnliehen Impftumoren desselben Tumors, yon etwas anderen Gesiehtspunkten ausgehend, vorgenommen hat. Kusch/eldt fand in einem subeutanen Impftumor als DurehschnittskerngrSl3e 864# 2, w~hrend die im l~andsinus befindlichen Einzelexemplare einen Mittel- wert yon 1235 #s ergaben. Jedoeh bedarf es gar nieht soleher Messun- gen, um dies zu erkennen, da die abnorme ZellgrSBe in vielen Fallen ohne weiteres in die Augen fallt. Der grSBere Zelldurehschnitt riihrt wohl nicht daher, dal3 aus dem Impftumor nur die grS~ten Exemplare eine Versehleppung durch die Lymphbahnen erfahren hatten. Viel- mehr glaube ich, dal3 naeh dem Eintr i t t in den Lymphknoten noeh erhebliche Zellschwellungen stattfinden kSnnen.

Weiterhin habe ieh oft das Auftreten mehrkerniger Geschwulst- riesenzellen im ]~andsinus oder in dem zentralen Sinus beobaehtet

510 W. Schmid~:

(Abb. 1"). Dieselben k6nnen betr/~ehtliehe Gr6Be erreichen, ihr Proto- plasma ist ungleieh f/s und kann Vakuolen enthalten. Die Kerne, bis zu 6 und mehr, sind ungleich gro$, und mitotisehe Teilungsfiguren waren hie zu erkennen. Es legt dies den Gedanken an eine Ents tehung durch amitotische Kernteilung nahe. Auch Auler und Hohenadel 1, ebenso Schairer 12 nehmen eine solche Entstehungsweise der Tumor- riesenzellen beim Aseitesearcinom an. Auch einzelne Kerne dieser Zellen kSnnen sich zu grSfteren Vakuolen umwandeln, die nur yon

Abb, 1. Mehrkernige Geschwulst~iesenzelle im t~andsinus.

einer schmalen Kernmembran begrenzt werden. Es kommt hierdurch zur Bildung aul~erordentlich bizarrer Zellformen (Abb. 2 und 3). Viel- faeh kommt es bei einzelnen geschwollenen Zellen im l~andsinus auch zur Zerst/~ubung des Chromatins im ganzen Zelleib unter AuflSsung der Kernmembran (Abb. 4). Der Vorgang stellt anscheinend eine be- ginnende Mitose dar, endigt aber dann stets im endgiiltigen Zerfall der Zelle. Schlie61ioh soll noch auf zuweilen beobachtete Phagocytosen hingewiesen werden (Abb. 5). Die phagocytierten Zellen sind hierbei sicher als Tumorzellen zu erkennen. Ob dieselben durch andere Tu- morzellen oder dutch Sinuszel]en des Lymphknotens aufgenommen worden sind, ist sehwer zu beurteilen. Selbst wenn wir die Fhagoeytose yon Tumorzellen durch Sinusendothelien in vereinzelten F~llen an-

* Ganz anders sehen die mehrkernigen RiesenzelJen aus, die nicht selten in den Bauchlymphknoten yon ~atten and M~usen bei erhShter Resorptionsleistung irgendwelcher Art, besonders Blutresorption, zu beobachten sind.

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Abb. 2. Mehrkernige grotte Geschwulsbzelle (links) und stark vakuolisierte Ge- schwulstzelle (reehts). Links unten Gesehwulstzelle yon gew6hnlieher GrSBe.

Abb. 3. Links Geschwulstzelle mit mehreren Vakuolen, rechts oben stark geschwollene Geschwulstzelle ]nit vakuolisiertem Kern.

erkennen, so ist dieses Ereignis doch zu selten, um wesentliche Bedeu- tung fiir die Vernichtung yon Geschwulstzellen durch Elemente des Lymphknotens zu gewinnen.

Zeitschrift ffir Krebsforschung. 48. Bd. 36

512 W. Schmidt :

Abb. 4. Geschwollene Tumorzelle mit Chromatinzerfall (5~tte), aufierdem mehrere leicht vergr51~erte Tnmorzellen.

Abb. 5. Phagocytierte Tumorzelle.

Die soeben geschilderte Gruppe yon Erscheinungen, n~mlich Zell- Und Kernschwellung, Riesenzellbildung, Vakuolisierung und Kern- zerst~Lubung is~, wie schon erwahnt, h&ufig an friihzeitig in die Lymph- knoten eingetretenen, noch einzeln liegenden Tumorzellen zu erkennen. Die Durehsicht der weiteren Sehnitte des betreffenden Lymphknotens

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zeigt dann oft, dab an anderen Stellen schon kleine Tumoransiedelungen vorhanden sind. Die weitere Ausbreitung im Lymphknoten erfolgt nun derart, dM~ einige Zellen yon diesen Ansiedlungen wieder vorgescho- ben werden und dann ebenfalls diese eharakteristischen Veri~nderungen durchmachen. Jedenfalls sind letztere in der Regel dort am st~rksten ~usgepri~gt, wo einzelne Geschwulstzellen sieh weiter yon ihren Genossen entfernt h~ben und nun yon reichlicher Lymphe umspfilt werden. Diese Beobachtung weist d~r~uf hin, dM~ es sich hier um den Ausdruck einer Beeinflussung der Geschwulstze]len durch die S~fte des Trigers handelt.

Ahnliche Beobaehtungen fiber die Beeinflussung fibertragener Ge- schwulstzellen hat RSsslel 1 beim Studium des Wachstums yon Impf- geschwfilsten mitgeteilt. In den Aui~enzonen der Impfstiickchen unter- liegen die Geschwulstzellen einer Heterolyse dutch die Sif te des Wirts- tieres. Hierbei treten grol~e Zellen mit chrom~tinreichen Kernen auf, im Gegensatz zu der mit Zellverkleinerung einhergehenden Pyknose der Kerne, die im Zentrum der Transplantate der Spont~nnekrose vorausgeht (Autolyse). Auch bei l~Sssle wird der Anwesenheit reich- lichen, vom Wirtstier stammenden Gewebssaftes eine Bedeutung ffir die Beeinflussung der Gesehwulstzellen zugesehrieben. Ein Auftreten yon mehrkernigen Zellen und yon stark verwi]derten Zell- und Kern- formen wird bei den yon R6ssle verwendeten Geschwulstarten (Ehrlich- Carcinom, Ehrlich-Sarkom und Jensen-Sarkom) nicht besonders betont.

Schairer 1~ beschreibt beim Wachstum des Aseitesc~rcinoms in der Ms mehrkernige Tumorzellen, die ebenfalls an der Grenze zum Wirtsgewebe, n~mlich am Rand junger und fortsehreitender Tu- morwucherungen, entstehen. Besonders ausgepriigt sah Schairer mehr- kernige und grol~e, phantastische Zellformen in einem Geschwulst- implantat, welches sich mehrere Monate zwischen Untergang und Vergr61~erung in station~rem Zust~nd in der BauchhShle gehalten hatte. Auch hier sind diese Ze]lformen sicherlich unter dem Einflul] des Wirts- tieres entstanden.

Wie ist das weitere Schicksal dieser Reizformen ? Diese Frage wird in i~hnlieher Form yon Auler und Hohenadel ~ fiir die mehrkernigen Riesenze]len aufgeworfen. Auler und Hohenadel haben nach scharfem Zentrifugieren mehrkernige Geschwulstelemente aus M~usetumor- ascites isoliert auf Grund der Beobachtung, daI~ einige Riesenzellen spezifisch leichter waren und in der iiberstehenden Flfissigkeit schweb- ten. Impfversuche mit der Flfissigkeit, die nachweislich keine sonstigen, d .h . einkernigen Geschwulstzellen enthielt, fiihrten einige Male zum Angehen yon Tumoren. Die Untersucher schliel~en hieraus auf volle Lebens- und Fortpflanzungsfihigkeit der mehrkernigen Zellen. Dieselbe Folgerung d~rf wohl ~us den Schairersehen Beob~ehtungen an M~use-

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514 W. Schmidb:

lungen gezogen werden, da hier gerade an der Peripherie junger aus- sprossender Zellkolonien die mehrkernigen Zellen gesehen wnrden. Meine eigenen Beobaehtungen an den Lymphknotenmetastasen spre- chen im gleichen 8inne. I-Igufig sind einzelne mehrkernige und grol~e Zellformen yon einer kleinen Ansammlung einkerniger Zellen umschlos- sen, wobei letztere sich aus ersteren gebildet zu haben scheinen.

Wenn wir somit annehmen, dab sich die mehrkernigen Reizformen wieder zu einkernigen ,,Normalformen" umbilden k6nnen, so gilt dies fiir vide Reizformen nieht. Zahlreiche einkernige l~eizformen, sowie auoh die Formen mit Chromatinzerstgubung, sterben ab. Wir beobachten im t~andsinus oft einen Streifen fast kernlosen, zusammen- gesinterten Zellmaterials, eine Art Triimmerzone, in der noch einzelne geschwollene, iiberlebende Exemplare liegen. An einem Ende der Triimmerzone sind hgufig aus den iiberlebenden Zellen junge, fort- sehreitende Geschwulstnester yon gew6hnlicher Zellgr61~e hervorge- gangen. Von den in den Lymphknoten hineingetragenen Geschwulst- zellen geht also ein Teil zugrunde, offenbar unter der Einwirkung yon Abwehrkrgften des Lymphknotengewebes. Dabei entstehen Reiz- formen, die d~nn zum Teil die Abwehrkrgfte iiberwinden und nun zum Ausgangspunkt yon Metastasen werden k6nnen. Der Abwehrvorgang wird anseheinend dureh Stoffe getragen, die in der Lymphe gel6st sind. Zellige reaktive Vorggnge seitens der Sinuszellen oder der Reticulum- zellen sind wenig ausgesprochen und inkonstant. Eine gewisse Schwel- lung der Sinusendothelien ist in den untersuchten Lymphknoten stets vorhanden. Doch ist eine sicher erkennbare Verstgrkung dieser Schwel- lung oder andere deutliche Zeichen einer verstgrkten Funktion der Sinuszellen nicht naehweisbar. Bei den schon welter oben beschrie- benen Phagocytosen ist nicht mit Sicherheit naehweisbar, ob die Frel~- zellen wirklich Zellen des Wirtstieres sind. Im Prinzip stimmen die hier geschilderten Vorggnge bei der Metastasenbildung im Lymph- knoten tiberein mit den yon RSsale i l mitgeteilten Vorggngen bei der Entstehung yon Impfgesehwiilsten.

Der fast vSllige Mangel an Schwellung und Proliferation der Sinus- zellen in meinen Versuchen soll hier nochmals besonders hervorgehoben werden im Hinblick guf eine kiirzlich erschienene Arbeit yon D. Par-

sons 1~ Die Verf. hat den EinfluG eines iibertragbaren Mguseearcinoms auf die Lymphknoten untersucht und festgestellG dab erhebliche Retieulumzellwucherungen an den Lymphknoten ihrer Tumortiere in systemartiger Ausbreitung vorkamen. Aus den gewucherten 1~eti- culumzellen gingen sogar infiltrierend waehsende und unreife Bildungen hervor, deren Deutung als Metastasen die Verf. ausdriicklich ablehnt. Vielmehr nimmt sie bei dem betreffenden Mgusesarkom die Anwesen- heir eines ,,Agens" mit besonderer Affinitgt zum lymphatischen Gewebe

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an. Als besonders wiehtiges Argument ftihrt sie an, daB gerade solehe Lymphknoten, die welt entfernt vom Impftumor lagen, geschwulst- artige Wucherungen erkennen liel3en. Nun muB aber hierbei bertiek- sichtigt werden, dab bei der Maus offenbar reich]iche und durch Tumor- zellen leicht begehbare Verbindungen zwischen verschiedenen Lymph- knotengruppen bestehen. So babe ieh bei meinen Tieren zum Teil aueh die axillaren Lymphknoten untersucht und schon nach 8 und nach 9 Tagen eingetretene Tumorzellen darin gefunden. Dieselben sind entweder aus den Lendenlymphknoten, der ersten Station der/iuBeren Impftumoren, gekommen, oder es bestehen direkte Verbindungen zwi- schen diesen Impftumoren und den Aehsellymphknoten. Auch bei Tuseheeinsloritzung au6en am Obersehenkel ist frfihzeitig Sehwarz- fs der Aehsellymphknoten zu bemerken. Ebenso hebt Symeoni- dis 16 in einer Arbeit fiber transplantable M~usetumoren hervor, dag er nicht selten Metastasen in welter entfernten Lymphknoten gefunden habe. Jedenfalls ist die yon Parsons gezogene Folgerung, dab bei ihrem Tumor eine ,,Agens" mit im Sioiele sei, so weittragend und yon so grundlegender Bedeutung, dab bei aller Wtirdigung ihrer offenbar sorgf/~ltig durchgeffihrten Versuche doeh eine gewisse Skepsis gegenfiber einer derartigen Deutung geboten erscheint.

Es ist darauf hinzuweisen, dab die weiter oben genannte Trfimmer- zone nieht regelm~Big vorhanden ist. Auch ohne die Anwesenheit nekrotiseher Zellen kSnnen sich eingesehwemmte Tumorzellen zu Meta- stasen auswaehsen. Es ist dies bemerkenswert im Hinblick auf die Annahme yon Caspari und Schwarz 4, dab beim Untergang yon Ge- schwulstgewebe Stoffe trei werden (Nekrohormone), die einen Einflul3 auf die Reaktionsweise des K6rpers gegenfiber dem Tumor haben sollen. Ob also bier im Lymphknoten eine mehr oder minder groBe Trfimmer- zone entsteht, mag yon der Abwehrkraft des betreffenden Tieres und yon der Intensitgt der Abwehrvorg/tnge abh/~ngen, aber die Trfimmer- zone selbst scheint die weitere Entwieklung der Metastasen dann nicht zu beeinflussen.

Die vorliegenden Untersuchungen gehen yon der Beobachtung aus, dab es Organe gibt, die, wie eingangs erw/~hnt, lgngere Zeit ein- gesehwemmte Geschwulstzellen verniehten und damit die Bildung yon Tochtergesehwfilsten hintanhalten kSnnen. Wenn wir nun die hier geschilderten Vorg/~nge an den M~tuselymlohkuoten fiberblicken, so folgen die Stadien der Einsehwemmung und der Ansiedlung raseh aufeinander. Selbst wenn an einem Ende des Lymphknotens nur ein- zelne freisehwimmende Tumorzellen vorhanden sind, so deckt die systematische Durehsicht des ganzen .Knotens hgufig schon kleine Metastasen auf. Es liegt dies sieherlich zum Tell an der raschen Ver- mehrungsf/thigkeit und der starken Wachstumsneigung des verwendeten

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Tumors in den Lymphknoten. Zum anderen Teil mul~ aueh berfick- siehtigt werden, dab die Impfgeschwfilste selbst sehr sehnell waehsen und dal~ de r dauernde Nachschub yon Geschwulstelementen dureh die Lymphbahnen sehr betr~ehtlieh ist. Um die Abbauerscheinungen allein studieren zu kfnnen, ws daran zu denken, den Naehschub aus~ der Impfgesehwulst abzubremsen. Von vornherein liegt der Gedanke nahe, die Impfgeschwulst wieder zu entfernen in der Hoffnung, dai~ es dann gelingen mfchte, einige F~lle herauszufinden, wo der zugehfrige Lymphknoten mit den bereits aufgenommenen Tumorzellen fertig wird. Tats~ehlich ist die Entfernung eines subeutanen Impftumors sehon nach ganz wenig T~gen beim Aseitescarcinom nicht mehr teehnisch durch- ffihrbar, d~ frfihzeitig ein infiltrierendes Tiefenwaehstum in die darunter liegende Muskulatur einsetzt. Ich habe ~uf anderem Wege versueht,. den Transport yon Tumorzellen dureh die Lymphbahnen zu beeinflussen, n/~mlieh durch Verzfgerung des Waehstums im Impftumor. Es ist. bekannt, dal~ bei starker Verdfinnung des Impfmaterials, also bei Ein- fiihrung einer geringeren Zahl von Geschwulstzellen, der Tumor lang- samer angeht. Fiir das M~useaseiteseareinom liegen Ang~ben fiber die Abhs der Waehstumsgeschwindigkeit v o n d e r Verdiinnun~ und fiber die zum Angehen erforderliehen Minimaldosen u .a . bei Loewenthal und Jahn 9 und bei Haagen und Mitarbeitern 5, 6 vor.

Es fragt sich nun, ob tats~chlich der Ubertr i t t der Gesehwulst- zellen aus der Impfgesehwulst in die Lymphbahnen und damit die: Einschwemmung in die n~chsten Lymphknoten verlangsamt wird,. wenn weniger Ausgangsmaterial zur Impfung verwendet wurde. Wi t gehen yon der Beobaehtung aus, da~ in meinen Versuehen bei Impfung mit stark verdiinntem Tumoraseites die Lymphknot~enmetast~sen etwas sparer auftraten als bei Verwendung yon weniger verdfinntem Ascites. So zeigten z. B. die Tiere MS, M9 und M12, bei denen der Ascites auf .das Doppelte verdiinnt worden war, schon nach 9 Tagen Metastasen,. w~hrend bei Verdfinnung yon 1:2000 mehrere Tiere naeh 14 Tagen noch keine Metast~sen und nur Einsehwemmung vereinzelter Zellen erkennen'lie~en. Der Untersehied zwischen 9 und 14 Tagen mag kurz erscheinen, stellt aber bei dem sehr rasehen Ablauf yon Angehen und Metastasierung dieses Tumors doch sicherlich eine deutliehe Verzfge- rung dar. Ist nun das sp~tere Auftreten der Metastasen dadurch ztt erkls dal~ in der Zeiteinheit weniger Zellen in die Lymphbahne n iibertreten oder dadurch, dal~ der erste Eintritt in die Lymphbahnen erst ls nach der Impfung erfolgte, dann aber das Tempo der Ein- sehwemmung nieht wesentlich geringer war ~. Im IIinblick auf die Tatsaehe, daI~ ich eine Frfiheinsehwemmung in die Lymphknoten,. d.h. ws der ersten Stunden und Tage naeh der Impfung, nieht~ feststellen konnte, neige ieh mehr zu der letzteren Deutung: Bei Ver-

Lymphknotenmetastasen beim Ascitescarcinom der NIaus. 517

wendung sts verdiinnten Ausgangsmaterials dauert e s nur einige Tage l~nger, bis die erste Tumorzelle in die Lymphbahnen eintritt; yon diesem Augenblick an ist aber die in der Zeiteinheit nach dem Lymphknoten transportierte Zellzahl nicht wesentlieh geringer als bei den Tieren, we starker konzentri@~te~ Ausgangsmaterial verwendet wurde. Es wird diese Annahme noch gestiitzt durch die Beobachtung, dab zwar die ersten eingeschwemmten Zellen bei starker Verdiinnung spgter im Randsinus zu beobaehten sind, dalt abet dan~eh sehr bald schon regelrechte Tochtergeschwiilste folgen. Unter diesen Voraus- setzungen ist es fiir die sjch im Lg_mphknQten abspielenden Vorggnge

�9 nieht yon wesentlieher Bedeutung, ob mit stgrkerem oder mit schwgche- rein Ausgangsmaterial geimpft wird. Jedenfalls gelingt es bisher nicht, mit dem verwendeten Tumor Versuchsbedingungen herzustellen, unter denen ein verlangsamter Zelltransport naeh den Lymphknoten mit Sieherheit naehgewiesen werden kann. Die Frage, ob sieh im Lymph, knoten die Reaktion bei verlangsamter Einsehwemmung anders ab- spielt, mug daher offen bleiben.

Die bier mitgeteflten Untersuehungen wurden an einem Tumor ausgefiihrt, der regelms und friih Metastasen bildet. DaB trotzdem aueh eine ZerstSrung yon Geschw~dstzellen stattfindet, geht aus der Untersuehung der friihen Einschwemmungs- und Ansiedlungsstadien hervor. Nur ist das NaB der Verniehtung gegentiber dem MaB der Ansiedlung sehr gering. Immerhin glaube ieh, dab hier eine Vernich- tung yon Gesehwulstelementen durch eine aktive T~tigkeit seitens der Lymphknoten naehgewiesen werden konnte. Die Ergebnisse bestgtigen damit die yon anderen Untersuchern, insbesondere yon Auler und Schilling2, 3 gemaehten Feststellungen fiber die Geschwulstresistenz yon Lymphknoten. Auler und Schilling haben mit Rattentumoren ge- arbeitet, u.a. auch mit einem Stamm des Jensen-Sarkoms, der sehr selten Metastasen bfldet. Naeh Entfernung der zur Impfste]le region~ren Lymphknoten konnten sie eine h~ufigere und rasehere Generalisierung beobaehten. Sic er5rtern vor allem aueh die Frage, ob es ein Zwischen- stadium zwischen Vernichtung und Vermehrnng der Gesehwulstzellen gibt, ob sich also einzelne Geschwulstzellen in station~trem Zustand 15ngere Zeit in den Lymphknoten halten kSnnen, um dann bei Ein, treten geeigneter Bedingungen wieder in fortsehreitendes Waehstum fiberzugehen. Da es etwas Derartiges aueh beim Aseitescarcinom der Maus gibt, geht aus der weiter oben erw5hnten Beobachtung Schairers an einem lgngere Zeit in der BauehhShle verharrenden Implantat hervor. In den Lymphknoten habe ich eine solehe Erseheinung unter den angewendeten Versuehsbedingungen nieht nachweisen kSnnen.

SehlieB!ieh sell noeh auf die Frage eingegangen werden, ob und wie- weir aueh beim Menschen ein hemmender ,EinfluI~ der Lymphknoteu

518 W. Schmidt:

auf das Tumorwaehs~um nachzuweisen ist. Die Fragestellung ist in dem einleitenden Abschnitt der Arbeit yon R. Kusch/eldt sehon kurz umrissen worden. Gerade die Untersuehung menschlieher Lymph- knoten geh6rt zu unserem t/~glichen Aufgabengebiet und die Durch- musterung yon Lymphknoten aus dem AbfluBgebiet von Gesehwfilsten aller Art wird aus praktischen Erfordernissen regelms durehgeffihrt. Und doch wissen wit aus der t/~gliehen Erfahrung heraus niehts Siche- res fiber Untergangserscheinungen yon Tumorzellen in den Lymph- knoten zu berichten. Ich habe systematische Untersuehungen nach dieser Riehtung bin durch Schmoll is vornehmen lassen, deren Ergeb- nisse in einer Dissertation niedergelegt sind. Schmoll hat die Aehsel- lymphknoten yon Frauen mit und ohne Brustkrebs und bei F/~llen mi t und ohne Lymphknotenmetas tasen an Stufensehnitten durehunter- sueht. Er hat versucht, die Erscheinungen an diesen Lymphknoten nach Art und St/~rke zu gruppieren, insbesondere naeh dem Gesichts- punkt, ob mehr ein Sinuskatarrh oder eine Hyperplasie retikuls Zellen oder eine VergrSBerung der Sekund~rknStehen vorlag. Eine regel- ms Beziehung dieser Erseheinungen zum Vorhandensein yon Carci- nomen hat sieh nicht ergeben. Auch war ein Abbau yon Carcinom- zellen in den Lymphknoten hie mit Sicherheit nachzuweisen. Wir haben nie reaktive Erscheinungen seitens der Lymphknoten gesehen, wie sie Schied~t 1~ beschreibt, n~mlieh das Auftreten yon Riesenzellen in der Umgebung yon Metastasen. DaB es hemmende Einflfisse der Lymphknoten anf Geschwulstzellen aueh bei Mensehen gibt, ist da- mit nieht widerlegt. Wir miissen im Gegenteil daran festhalten, dab solche Einfliisse am besten eine Erkls fiir das Auftreten yon Sp~tt- rezidiven menschlicher Gesehwfilste in Lymphknoten geben k6nnen. Wenn einige Zeit nach Entfernung einer Geschwulst ein gezidiv in einem regiongren Lymphknoten entsteht, dann neigen wir zu der An- nahme, dug die Gesehwulstzellen schon vor der Operation in dem be- treffenden Lymphknoten als sog. ruhende Metastase vorhanden waren und erst sp/~ter zu neuem Waehstum erwaeht sind. Nur soll hier zum Ausdruek gebraeht werden, dab ein direl~ter Naehweis solcher ruhen- der Metastasen mittels des Mikroskops bisher nicht gelungen ist.

Zusammen/assung.

1. Das Asciteseareinom der M~us kann bei Impfung unter die H a u t schon naeh 9 Tagen zu Metastasen in den region/~ren Lymphknoten Itihren.

2. Eine Einschwemmung yon Geschwulstzellen in die Lymphknoten konnte erst dann beobachtet werden, wenn an der Impfstelle ein Tumor entstanden war.

3. An den eingeschwemmten Gesehwulstzellen wurden versehiedene Erscheinungen beobaehtet, n/~mlich Zellschwellung mit Vakuolen-

Lymphknotenmetastasen beim Ascitescarcinom der Maus. 519

b i ldung u n d eigentfimlichem Kernzerfall , sowie Bi ldung mehrkerniger

Riesenzellen.

4. Diese Ersche inungen ents tehen un te r dem EinfluB der Gewebs-

si~fte des Wirts t ieres und ffihren bei einem Tell der Zellen zur ZerstS- rung. Fiir diese ZerstSrung muB eine gkt iv vernich~ende T~tigkei t

der L y m p h k n o t e n angenommen werden. 5. Die Metas tasenbi ldung wird beim Ascitescarcinom hierdurch

n ich t h in tangehal ten . 6. Die Bedeutung der L y m p h k n o t e n ~ls Abwehrorgane gegen Aus-

bre i tung yon Geschwiilsten beim Menschen und bei Tieren wird erSrtert . Es wird daranf hingewiesen, dab es bisher n icht gelungen ist, beim Men-

schen untergehende Tumorzel len in den L y m p h k n o t e n nachzuweisen. Trotzdem muB angenommen werden, dab auch menschliche Lymph- kno ten Abwehrkr~tfte gegen Geschwulstzellen besitzen. Hierdurch

l~Bt sich das Auf t re ten yon Lymphkno tenrez id iven bei Geschwiilsten erkl~ren.

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