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70 Petzholdt : Sendschteiben an den Ho$r. Dr. Brandes. int! Ich bitte diesen Fall lingst schon bekannt emacht, wenn ich nicht hitte befurchten miissen, in Ermangefung des Releg- sticker EU solch ungewohnlicher und seltener Erscheinung, wenig Glaubwurdi,akeit zu finden. Ich mache jedoch jetzt und hiermit darauf aufmerksam , vielleicht gluckt ein ahnlicher Fund einem Andern. Seite 336 wird den Technikern eine Verfahrungsweise, das Holz zu conserviren, angerathen, welche vor B o u c h e r i e’ s Versuchen vielleicht aneuempfehlen war, von welcher jedoch jetzt keine Redemehr sein kann, wie sich einJeder sehr leicht durch Nachschlagen der oben schon citirten Schriften, als von B o u c h e r i e gesprochen wurde, uberzeugen wird. Endlich ist Seite 32 des Originalwerks die deutsche Erkl‘i- rung von Fig. 48 ( Sie wissen ja, dafs dies Werk mit doppeltem Texte, einem deutschen und einem franzGsischen, versehen ist) durchwe unrichtig, und wird dadurch der blors Deutsch ver- stehendeteser in grote Verlegenheit gebracht werden, wahrend der Franzose glucklicher ist, in sofern beim Druck des fran- cosischen Textes eine sorgfaltigere Correctur stattgefunden zu haben scheint. Wollen mir Ew. Woblgeb. schliefslich ein Urtheil iiber GSppert’s Werk erlauben, so geht dies darauf hinaus, dafs wir glauben, es werde Gopper t durch Fortsetzung desselben und bci der uten Ausfuhrung der Abbildungen wohl manches bildungen fossiler GcgenstPnde heut zu Tage iinmer mehr sich haufen, dafs wir jcdoch beim Anhlick desselben den Wunsch nicht unterdrucken konnten, es mochte G S p p e r t efallen ha- ben, anstatt Deutsch und FranzSsisch lieber Lateiniscf zu schrei- ben. Es ist das ganze Werk ja doch und zunachst blofs fur Fachgelehrte oder fur Solche geschrieben worden, die zugleich auch der lateinischen Sprache kundig sind, wie es aus der in lateinischw Sprache ahgefafsten Dia nose und Fundorte hervor- , und diese wiirden ihn iiberafl, in Europa und aufser FEopii, verstanden haben, wenn er nur Latpinisch geschrie- ben hatte; des Vortheils zu geschweigen, dah dann auch der Preis des Ganzen in Etwas hstte ermzfsigt werden konnen. meiner Hoch- achtun Bediirfnif3 be P riedigen, zumal die Bedurfnisse nach guten Ab- Genehmigen Ew. Wohl eb. die Versicherun und der Bitte um fortdauer Jhres Wohffwollens. Dressen, den 30. Mai 1841. Dr. A. Petzholdt. P Ueber die Braunkohle des Westerwaldes; H. Kraemer in Kirchen. von __ Die Braunkohlen des Westerwaldes bilden mehrere Ablagernngen , von denen die bedeutendrte und bauwiir- digste die des hohen Westerwaldes ist, eines Gebirgs- plateaus, das von langgexogenen, flachen Basaltriicken

Ueber die Braunkohle des Westerwaldes

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70 Petzholdt : Sendschteiben an den Ho$r. Dr. Brandes.

i n t ! Ich b i t te diesen Fall lingst schon bekannt emacht, wenn ich nicht hi t te befurchten miissen, i n Ermangefung des Releg- sticker EU solch ungewohnlicher und seltener Erscheinung, wenig Glaubwurdi,akeit zu finden. Ich mache jedoch jetzt und hiermit darauf aufmerksam , vielleicht gluckt ein ahnlicher Fund einem Andern.

Seite 336 wird den Technikern eine Verfahrungsweise, das Holz zu conserviren, angerathen, welche vor B o u c h e r i e’ s Versuchen vielleicht aneuempfehlen war , von welcher jedoch jetzt keine Redemehr sein kann, wie sich einJeder sehr leicht durch Nachschlagen der oben schon citirten Schriften, als von B o u c h e r i e gesprochen wurde, uberzeugen wird.

Endlich is t Seite 32 des Originalwerks die deutsche Erkl‘i- rung von Fig. 48 ( Sie wissen ja , dafs dies W e r k mit doppeltem Texte, einem deutschen und einem franzGsischen, versehen ist) durchwe unrichtig, und wird dadurch der blors Deutsch ver- s tehendeteser in g r o t e Verlegenheit gebracht werden, wahrend der Franzose glucklicher ist, in sofern beim Druck des fran- cosischen Textes eine sorgfaltigere Correctur stattgefunden zu haben scheint.

Wollen mir Ew. Woblgeb. schliefslich ein Urtheil iiber G S p p e r t ’ s W e r k erlauben, so geht dies darauf hinaus, dafs w i r glauben, es werde G o p p e r t durch Fortsetzung desselben und bci der uten Ausfuhrung der Abbildungen wohl manches

bildungen fossiler GcgenstPnde heut zu Tage iinmer mehr sich haufen, dafs wi r jcdoch beim Anhlick desselben den Wunsch nicht unterdrucken konnten, es mochte G S p p e r t efallen ha- ben, anstatt Deutsch und FranzSsisch lieber Lateiniscf zu schrei- ben. Es ist das ganze W e r k ja doch und zunachst blofs fur Fachgelehrte oder fur Solche geschrieben worden, die zugleich auch der lateinischen Sprache kundig sind, wie es aus der in lateinischw Sprache ahgefafsten Dia nose und Fundorte hervor- , und diese wiirden ihn iiberafl, i n Europa und aufser FEopii , verstanden haben, wenn e r nur Latpinisch geschrie- ben hatte; des Vortheils zu geschweigen, d a h dann auch der Preis des Ganzen in Etwas hstte ermzfsigt werden konnen.

meiner Hoch- achtun

Bediirfnif3 be P riedigen, zumal die Bedurfnisse nach guten Ab-

Genehmigen Ew. Wohl eb. die Versicherun und der Bitte um for tdauer Jhres Wohffwollens.

Dressen, den 30. Mai 1841. Dr. A. P e t z h o l d t . P

Ueber die Braunkohle des Westerwaldes;

H . Kraemer in Kirchen. von

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D i e Braunkohlen des Westerwaldes bilden mehrere Ablagernngen , von denen die bedeutendrte und bauwiir- digste die des hohen Westerwaldes ist, eines Gebirgs- plateaus, das von langgexogenen, flachen Basaltriicken

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nmgaben, sicb in seiner griifsten Liinge von NO. nach SW. ungefahr zwei Stnnden, in seiner griifsten Breite von 0. nach W. anderthalb Stunden weit erstreckt. Bus dieser Ablagernng, nnd zwar aus einigen Gruben bei Bach sind diejenigen Brannkohlen entnommen , welche der folgenden Abhandlung zum Gegenstande dienen*).

Das physische Verhalten dieser Brannkohlen zeigt sich sehr verschieden, und es lassen sich im Allgemei- nen drei Varietaten derselben wohl unterscheiden.

1) Gemeine Brawnkohle , eine compacte Masse , von schwarzbranner Farbe, flachem und grofsmuschlichem Brnch, und auf diesem fettglanzend. Die Gestalt der Stamme nnd Aeste ist an ihr nicht zu unterscheiden. Ihr spec. Gew. betragt in der Regel 1,3, variirt jedoch mehr oder minder, je nachdem sie mehr oder weniger erdige Beimengungen enthalt.

2) Dichtes bitumintises Holz, von fibriiser Holc- textur und dentlicher Holzgestalt, in diinne Blatter sich spaltend, dunkelbraun bis schwarzbraun , von demselben, oder etwas geringerem spec. Gew., mie die vorherge- hende Varietat. Die gemeioe Braunkohle nnd das dichte bitnminose H o b haben , wie ihr bedeutendes speciiisches Gemicht , und bei letzterem die Gestalt der Holzringe andenten, bei ihrer Bildnng einen starken Drnck erlitten.

3) Lockeres bituminiises Holz von hellbranner Farbe und ansgezeichnet fibriiser Holztextur. Ea scheint keinen bedentenden Drnck erlitten zu haben, daher auch sein specifisches Gewicht mit dem des Holees fast uberein- stimmt, es variirte n h l i c h bei mehreren Stiicken zwi- schen 0,961 nnd 0,965.

Bei der Verkohlung im verschlossenen Raum hin- terliefs die gemeine Braunkohle 53,s Proc. einer dich- ten, schweren Kohle. Die des lockeren bitnminasen Holzes betrug nur 45,l Proc. und war von der gewiihn-

*) Eine sehr lesenswerthe Abhandlung uber das Braunkoblen- gebirge des Weeterwaldes von E r b r e i c h findet sich in Kastner’s Archiv, VIM, 1. 1834. p. 3-52, auf welche ich verweisen mufs.

72 Kraemer :

lichen Holzlrohle durch physische Merlimale nicht zu unterscheiden. Bei allen drei Varietaten entwickelte sich beim Verkohlen eine nicht unbedeutende Menge Schwefelwasserstoffgas, welclies durch ein mit essigsau- rem Bleioxyd getranktes Papier leiclit erltannt werden konnte, und das mit Ursache des unertrsglichen Ge- ruches ist , welclien die Braiinkohlenfeuer verbreiten. Die Asche bestand bei allen Varietaten ails Kieselerde, Thonerde , Eisenoxyd , schzcefelsauretn und kohlens. Kalk.

Das bituniiniise Holc ist, wie der Augenschein und bei der gemeinen Braunltolile das Vorlionimen deutlich zeigen , entstanden aus Vegetabilien, namentlich aufi Baumstammen,und besteht dalier auch aus denjenigen Stof- fen, welche sich bei der Verwesung des Holees bilden.

Die Hauptmasse dcr gemeinen Braunkohle ist eine dem Humus sehr iihnliclie Substanz , und wahrscheinlich identisch mit dem Humin und der Huminsaure M u l - d e r ’ s (Pharm. Cenlralbl. 1840, pag. 663). Sie ist in Alkalien zum . griifsten Theil aufliislich, der ungeliiste Theil wird durch Behandeln m i t starker Kalilauge, be- Bonders in der W I r m e , in den aufl6slichen verwandelt. Auber diesem Stoffe enthhlt die Braunkohle noch meh- rere Substanzen, welche theils in den zersetzten Vege- tabilien schon vorhanden waren, theils durch spgtere Infiltration hineingeltommen oder gebildet worden sind. Zu den ersteren rechnen wir cwei, durch ihre Auf- liislichkeit in Aether und Alkoliol verschiedene Harze ; z u den letzteren: Schwefelkies, der sich nicht selten in deutlichen Krystallen angesetzt findet, schwefelsauren und huminsauren Kalk , Kieselerde und Thonerde, geringe Men- gen von Chlorcalcium und Spuren von Chlornatrium. Kieselerde und Thonerde nehmen bisweilen so iiberhand, dafs die Braunliohle in Holzstein (liolefiirmigen Horn- stein ) und i n schwarzen, kohlenhaltigen Thon iiber- geht. Schwefelsaurer Kalk , Clilorcalcium und Chlor- natrium komnien in den Grubenwassern vor. Bernstein findet sich, jedoch immer selten, in dem dichten bitu- minosen Holze, nnd zwar am liaufigsten da , wo Aeste

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dem Stamme ansitzen, in honiggelben oder hochrothen Kiirnern; in dunnen Lagen kommt e r zwischen den Blattern desselben als erdige Masse vor.

Die humusartige Substanz des lockeren biturniniisen Holzes niihert sich in ihren Eigenschaften dem Ulmin nnd der Ulminsaure M u 1 d e r ' s. Seine chemische Zn- sammensetzung unterscheidet sich von der der gemeinen Braunkohle aulserdem durch das Vorkommen von Quell- saure, und durch die in der Regel geringere Menge der infiltrirten Substanzen, daher es weit weniger Asche hiuterlals t.

Die mcisten der eben genannten Substanzen lassen sich dnrch successive Anwendung von Wasser, Aether oder besser Schwefelkohlenstoff, und Albohol , und dar- a6f folgende abwechselnde Einwirliung von Alkalien und Sauren von einander trennen.

Wusser liiste aus der gemeinen Braunkohle, selbst nach langer und oft wiederholter Digestion, nur sehr wenig , kaum ein halbes Tausendtheil vom Gewichte derselben, auf. Die Aufliisung reagirte vollkommen neutral, und hinterliefs nach dem Eindampfen eine aus schwefelsaurem Kalk, Chlorcalcium und Chlarnatrium be- stehende Salzmasse, welche durch einen organischen Stoff, dessen Natur wegen seiner aulserst geringen Menge nicht naher bestimmt werden konnte , schwach gefarbt war.

Aether , welcher hierauf mit der wieder getrockne- ten Braunkohle bei rniilsiger W a r m e digerirt wurde, bildete eine Auf liisung von rothbrauner Parbe, die nach dem Verdunsten ein Harz suriickliers, geschmacklos und von schwach balsamischem Geruch, an Farbe ahn- lich der Aloe soccotrina. Es blieb, selbst nach mehr- tlgigem Trocknen bei einer Temperatur, die oft die Siedhitze dee Wassers erreichte , so weich, dab es von dem Nagel leichte Ein-driicke erhielt, schmolz bei 68O R., und verbrannte angezundet mit stark rursender Flamme. I n Schwefelkohlenstoff liiste es sich sehr leicht auf, ebenso in fetten und fliichtigen Oelen (Mandel- und Terpentiniil ) , weniger leicht in Alkohol von 0,8I spec.

74 Xraemer :

Gew. dns letzterer Aufliisung wurde es dnrch Znsatz yon Wasser gefallt, ohne d d s durch tropfenweise Hin- zufiigung von Kalilauge eine Wiederauf liisung bewirkt werden konnte. Eben SO nnaufliislich zeigte es sich in kaustischer Kalilauge, selbst wenn es im grofsen Ueber- schub gegen diese angewandt wurde. Salpetersiiure nnd concentrirte Schwefelsaure zeigten in der Kalte keine Einwirkung auf dasselbe, erwarmt wurde es von beiden aufgeliist , von ersterer unter Entbindung von Stick- oxydgas mit gelber, von letzterer unter Entwicklung von schwef liger Saure rnit schwarzbrauner Farbe. Bemer- kenswerth ist die Aehnlichkeit , welche dieses Harz mit demjenigen hat , das durch Schwefelltohlenstoff aus der Steinkohle geeogen werden ltann.

Die mit Aether erschopfte Braunkolile wurde hier- auf mit Alkohol yon 0,835 spec. Gew. gekocht. Beim Erkalten setzte sich aus dem Filtrat ein schmutzig weiher , pulverfijrmiger Kiirper nieder , welcher durch wiederholtes Aufliisen in Alkohol von hellerer Farbe erhalten werden konnte. Er schmolz wenige Grade Uber dem Siedepuncte des Wassers , und verbrannte angeciindet mit rufsender Flamme. In wasserfreiem Al- kohol liiste er sich leichter auf; die im Kochen gesEt- tigte Auf liisung setzte ihn beim Erkalten wieder pulver- fcrmig ab, nnd die hiervon abfiltrirte Auflijsung hinter- liefa ihn beim Verdunsten als voluminiises, leichtes, etwas ins Braunliche ziehendes Pulver. I n Aether lt'ste er sich nicht. Von Kalilauge wurde er leicht und mit wein- h&er Farbe aufgelt'st ; ein Ueberschufs des Alkalis fallte ihn wieder. Salzsgure schied ihn aus der alkalischen Aufliisung in Gestalt gelatiniiser, etwas gefarbter Flok- ken. E r hat, den Schmelzpunct ausgenommen , viele Aehnlichkeit mit dem neuerlich von F o r c h h a m m e r a m dem Lyseklyn dargestellten und Boloretin genannten Harze (Pharm. Centtalbl. 1840, 567).

Die von diesem pulverfiirmigen Harze abfiltrirte alkoholische, Auf liisung wnrde mit Wasser gemiecht und der Alkohol abdestillirt. Bus der erkalteten wiise-

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rigen Fliissigkeit hatte sich ein brannes Harz abgeschie- den, von dem sie abfiltrirt wurde. Sie hatte einegelb- braune Farbe, einen bitterlichen Geschmack , riithete deutlich Lackmuspapier, wurde von Schwefelsiinre ge- fillt, und fallte selbst die essigsauren Salze von Blei-, Bnpfer- und Eisenoxyd, und Zinnchloriir nicht aber Leim - und Starkeaufliisung. Mit Ammoniak neutrali- sirt nahm sie eine dunklere Parbe an3 und verursachte dann in Thonerde-, Kalk - nnd Barytanfliisungen Nie- derschlage. Diese Reactionen deuten anf einen Gehalt an Huminsaure hin , welche , da sie beim Behandeln der Braunkohle mit Wasser nicht erhalten wnrde, durch die Einwirkung des Alkohols ans dem unliislichen in'den aufliis- lichen Zustand iibergegangen sein mufs. - Das abgesetate Harz war dunlrelbrann, etwas zahe, nnd enthielt noch eine Portion des in Aether auf liislichen Harzes ,welches durch Schwefelkohlenstoff entfernt wurde. Der Riickstand war braun, pulverartig, liiste sich leicht und mit dunkel- brauner Farbe in kaustischer Kalilauge und wurde ans dieser Auf liisung durch Essigsaure wieder gefallt. Er war leichter als Wasser , liislich i0 Alkohol, nnliielich in atherischen und fetten Oelen. Schmela- und Zer- setznngspunct liegen sehr nahe bei einander. Er brannte mit rufsender Flamme untec Hinterlassang von vieler Kohle, die sich ohne Riickstand verbrennen liefs. Das Vorkommen von Huminsaure in der von diesem Kiir- per geschiedenen wassrigen Fliissigkeit , sodann die von F o r c h hamm e r in der nenesten Zeit bekannt gemach- ten Versuche iiber verschiedene fossile Harce gaben der Vermuthung Ranm , dafs auck das eben beschriebene Huminsaure in Verbindung halte. Urn dies zu ermitteln, wurde der noch ubrige Theil desselben in Alkohol von 0,Bl spec. Gew. anfgeliist, und mit einer alkoholischen Aufliisung von neutralem , essigsauren Bleioxyd , die mit Essigsaure angesauert worden war, versetzt, wodurch sich ein brauner Niederschlag bildete. Dievondiesemabfiltrirte Fliissigkeit gab nach dem Verdunsten und Answaschen des Riickstandes mit Warner und Essigsanre eine Sub-

76 Kraemer :

stane, die in allen Pnocten so weit ihre geringe Menge diese Beurtheilung culiefs , mit dem pulverftirmigen Harze ubereinstimmte das sich aus dem alkoholischen Decocte der Braunkohle abgesetzt hatte.

VVasser , Aether und Allrohol hatten der Braunkohle nur 7 Proc. ihres Gewichts entzogenj weit bedeutender w a r die Einwirkung der Alkalien.

Natronhydrat in verdunnter Aufliisung und in mgki- ger W a r m e mit Braunltohle digerirt sattigte sich voll- kommen , so lange letztere i m Ueberschufs vorhanden war. Diese Aufliisungen waren fast schwarc, wurden durch Schwefel-, Salpeter- und SalzsPure und durch die starkeren vegetabilischen Sauren gefillt, und gaben mit Metal1 - und Erdsalaen Niederschlage , welche voll- kommen den Verbindungen der angewandten Basen mit Huminshure glichen. Bei der letcten Digestion, wo Natronhydrat im Ueberschufs vorhanden war , entwik- kelte sich Ammoniak in solcher Menge, dab es deut- lich durch den Geruch wahrgenommen werden konnte. Dies ist wenigstens cum Theil, schon fertig gebildet in der Braunkohle vorhanden. M'ird sie namlich mit Chlorwasserstoffsaure ausgezogen , so liefert die Auflii- sung nach dem Verdunsten eine Salzmasse, die beim Vermischen mit Kalihydrat deutlich Ammoniak entwik- kelt. - Das Vorkommen von Stickstoff in der Braun- kohle machte das Vorhandensein von Quell - und Quell- satzshre , welche bekanntlich in der neueren Zeit in mehreren Torfarten entdeckt worden sind , nicht un- ivahrscheinlich. Urn sie aufzufinden , wurde die alka- lische Aufliisung mit Salzsaure gefallt dcr Niederschlag ab6ltrirt , und die durchgegangene Fliissigkeit genau mit kohlensanrein Ammoniak gesattigt, darauf mit Essigsaure angesluert und mit essigsaurem Kupferoxyd versetzt, worauf indefs kein Niederschlag erfolgte. Sie wurde hierauf genau mit kohlensaurem Ammoniak gesattigt nnd gelinde erwiirmt, wodurch nach einiger Zeit ein brauner Niederschlag erfolgte, der aber in keiner Be- ziehung dem quellsaureu, sondern vielmehr dem hamin-

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Ramen Kupferoxyd glich. Durch diesen Versuch scheint die Abwesenheit der Quell - und Quelleatzsaure in der Braunkohle erwiesen zu sein.

Der i m Alkali unliisliche Theil der Brannkohle be- hielt noch dasselbe Ansehen. W u r d e er mit verdiinn- ter Salzsaure digerirt, so liiste sich in dieser Kalk und Eisenoxydul auf , worauf Natronhydrat noch mehr Huminsaure auszog , die also mit der Kalkerde verbun- den War, und in dieser Verbindung sich nicht durch Natron abschneiden lids. - Der im kaustischen Natron aufltisliche humusartige Stoff betrug 15,l Proc., der hnminsaure Krtllc und Schwefelkies 22,5 Proc. vom Ge- wicht der Braunkohle.

Diejenige Substanz welche nach successiver Be- handlung der Braunkohle mit Wasfier, Aether, AlkohoI, Alkalien und Sauren zuriiclrblieb bildete ein schwarzes Pulver, nur wenig von dem der Braunkohle verschie- den. Sie ist ein Gemenge von einer ltohlenartigen Sub- stanz, die sich durch Einwirkung starker Basen in Al- kalien aufliislich machen Erst , mit einer grofsen Menge Kieselerde und Thonerde. Selbst nach dem sorgfaltig- sten Auswaschen hielt sie noch geringe Mengen von dem zuletzt angewaudten Natron zuriick. W u r d e sie langere Zeit mit starker Kalilauge gelsocht, so bildete sich wieder eine schwarzbraune Aufliisung , und das zu- riickbleibende Yulver zeigte , nachdem es wohl ausge- waschen wieder dasselbe Verhalten ; und so diirfte sich die ganze Menge derselben, die erdigen Theile ausge- nommen aufgeliist haben , wenn die Einwirkung des Alkalis lange und oft genug fortgasetzt worden wfre. W u r d e sic mit Kalkwasser in verschlossenen Gefarsen digerirt, so entzog sie demselben, ohne dafs ein Gas entwickelt oder absorbirt wurde einen grofsen Theil seines Kalbgehaltes. Barytwasser verhielt sich ebenso. Die wohl ausgewaschenen Verbindungen gaben, mit Salpetersiiure digerirt Aufliisungen in denen sich durch Oxal- und Schwefelsaure die Gegenwart der angewand- ten Basen sehr deutlich nachweisen liers ; Kalilauge

78 Xraemer :

firbte sich rnit dem turiickbleibenden Theile bei mHrsi- ger W a r m e dunkelbraun. - Der schwarze, i n Alkalien unliisliche Theil der Braunkohle verhalt sich , nach diesen Versuchen , zu dem in Alkalien aufloslichen Theile, wie das Humin zu r Hnmiiisaure. Er hat aufser- dem mit jenem eine groDe Verwandtschaft zum Ammo- niak gemein , SO dafs er , mit Ammoniakfliissiglceit dige- r i r t , einen Theil des Ammoniaks zuruckhllt , welches nicht durch Watiser , sondern nur durch Sauren ausge- zogen werden kann. - Er war sehr schwer einzuascbern; die zuriickbleibende Asche betrug 28,3 Proc. vom Ge- wichte der Braunkohle, war vollkommen weifs, und bestand zum griirsten Theil aus Kieselerde.

Die Untersuchung des lockeren bituminiisen Holzee wurde auf dieselbe Art gefiihrt; sie ergab nur wenige, von den eben angefuhrten verschiedene Resultate. Das durch Aether erhaltene Harz war von hellbrauner Far- be, zerreiblich, sein Schmelzpunct lag hiiher als der Kochpunct des Wassers. In den iibrigen Eigenschaften kam es mit dem der gemeinen Braunkohle uberein.

Die Aufliisung in Alkali war braunroth, und der aufgeliiste humusartige Stoff wurde aus ihr durch Salz- saure als brlunliche Gallerte gefallt, Die von diesem Niederschlage abfiltrirte Flussigkeit gab mit kohlensaurem Ammoniak gesattigt und mit Essigsaure und hierauf mit essigsaurem Kupferoxyd versetzt , keinen Niederschlag, aber als sie mit kohlensanrem Ammoniak neutralisirt morden war , entstand nach dem Erwarmen ein Nieder- schlag, der ganz so wie das quellsaure Kupferoxyd im Anfange schmutzig weifs war, nach dem Sammeln aber eine lichtgraugrune Farbe annahm. Getrocknet und rnit der achtfachen Menge Kalihydrat in einer Probierriihre ge- schmolzen , entwickelte e r deutlich Ammoniak , war al- so stickstoffhaltig.

Der unaufliisliche Theil des lockeren bituminiisen Holzes hatte das namliche Aussehen beibehalten. Miig- licher Weise konnte er noch nnveranderte Holzfaser enthalten, wofiir die geringe FPrbnng der Masse , SO

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v i e ihr games Ansehen zu sprechen schien. Diesebn- sicht ist jedoch unrichtig. Denn wurde er nach Bra- c on n o t's Methode mit concentrirter Schwefelsaure be- handelt und die mit Wasser verdiinnte Masse liingere Zeit gekocht , so hatte sich weder Traubeneucker, noch eine andere auflosliche Substanz gebildet. - Er verhielt sich gegen Kalilauge , Kalk- und Barytwasser und ge- gen Ammoniakfliissigkeit gerade so, wie der unliisliche Theil der gemeinen Braunkohle.

Die in Wasser, Aether und Alkohol aufliislichen Substanzen betrugen 6,s Proc., die aufliisliche humus- artige Materie, deren Verbindung mit Kalk und der Schwefelkies 17 Proc., nod der 76,5 Proc. betragende Riickstand hinterliers 15,s Proc. vom Gewichte des bitu- miniisen Holzes einer weirsen, aus Kieselerde nnd Thon- erde bestehenden Asche. --

Vierte Abtheilung.

Literatnr nnd Kritik. Handbuch der praktischen Pharmacie zum Gebrauche

beivorlesungen und zum Selbstunterrichte fur Aerete, Apotheker und Droguisten. Von Dr. J. W. DO- b e r e i n e r und Dr. F r a n z Di ibe re ine r . Stutt- gart 1810. Balz'sche Buchhandlung.

Das hier angezeigte W e r k erscheint i n Lieferungen, von denen die erste vo r uns liegt, die anderen hoffentlich bald nach- fol en werden. Ueber die Herausgabe dieses Werkes sprechen sick die Verfasser i n einer Vorbemerkung dahin aus : sDer Zweck bei der Ausarbeitung und Herausgabe dieses Handbuches ist, zwei Uebelstanden abzuhelfen, die den mirider begiiterten jun- gen Pharinaceuten betreffen. Uinfassen niimlich Jene Handbii- cher die ganze praktische Pharmacie, so haben sie durchgehends einen Prers, der fur Manche ucerschwin lich iet , sind sie hin- gegen billig, so eriirtern sie hauptszchlit% nur die pharmaceu- tische Chemie. Beides wird durch die Herausgabe dieses Hand- buches beseitigt ; die Verfasser werden Alles aufbieteo, in ihrem W e r k e das von dem Standpuncte der Pharmacie aus Wissens- werthe aufzunehmen , und demnach die pharmaceutiuche Tech- mologie , Waarcnkunde und Chemie abbandeln, und die Verlags- handlun hat das Versprechen gemacht , durch einen unge- mein b h g gestellten Preis die allgemeine Verbreitung LU begiinstigen. t