10
50 111. Ueber die chemische Zusammensetzung des Yes LL cicr 11 s : 0018 G. Magitus. ~ \Venn ich bier einiges iiber den Vesuvian mittheile, - SO will ich keinesweges eine vollst$ndige Beschreibang dieses Kilrpers weder in mineralogisclier noch .in chemi- scher Hiusicht liefern, sondern meine hbsicht ist nur, ei- nige Versuche anzufuhren , die ich unternommen habe, urn, zu erinitteln, ob der' Vesuvian, wie es aus den bis- her bekannten Analysen von Klaproth und v. Kobell hervorzugehen scheint, dieselbe Zusauilnensetzung wie der Granat habe oder nicht. Denu wiewohl es nicht an Bei- spielen feblt, dals ein und derselbe Kiirper zwei Kry- stallforinen aniiehmen kdnne, wie wir diets z. B. voni Schwefel und melireren anch zusainmengesetzten Substan- zen wisseii, so scheinen diese verschiedenen Fornien, so wcit man sie liennt, auch jedesnial durch eine Verschie- denheit der Umstlnde bediugt zu seyn, die lei der Uil- clung derselben obgervaltet haben : , entw,eder durch Ver- schiedeiihcit in der Tcmperatur, bei der die Krystallisa- tion gcschehen, oder ob der Krystall ails der geschmol- zeuen Masse, oder aus eineln Auflilsungsmi~tel sich pbil- det habe, und dergleicheu mehr. Dals indesscn auch bei der KryslallisaLion des Vesuvians und Granats ghiiliche Verschiedenheiten stattgefunden haben, lndchte deshalb schwerlich anzunehmeo seyn, da wir beidc Fossilc' hautig init eiiiauder,, und offenbar gleichzeitig gebildet, niclit aiif einander, soodern durch eioaoder gewachsen, und histvei- len in ein und derselben Masse porphyrartig enthalten fioden. Da auker einer hiialysc von v. Kobell*) seit Klap- rot h keiue arisgedehiitcre chemische Untersuchnug die- *) v. Kubell's Cliarakirristit der Mineralien, 1. Abth. 5. 142.

Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

50

111. Ueber die chemische Zusammensetzung d e s Yes LL cicr 11 s :

0018 G. Magitus. ~

\ V e n n ich bier einiges iiber den Vesuvian mittheile, - SO will ich keinesweges eine vollst$ndige Beschreibang dieses Kilrpers weder in mineralogisclier noch .in chemi- scher Hiusicht liefern, sondern meine hbsicht ist nur, ei- nige Versuche anzufuhren , die ich unternommen habe, urn, zu erinitteln, ob der' Vesuvian, wie es aus den bis- her bekannten Analysen von K l a p r o t h und v. K o b e l l hervorzugehen scheint, dieselbe Zusauilnensetzung wie der Granat habe oder nicht. Denu wiewohl es nicht an Bei- spielen feblt, d a l s ein und derselbe Kiirper zwei Kry- stallforinen aniiehmen kdnne, wie wir diets z. B. voni Schwefel und melireren anch zusainmengesetzten Substan- zen wisseii, so scheinen diese verschiedenen Fornien, so wcit man sie liennt, auch jedesnial durch eine Verschie- denheit der Umstlnde bediugt zu seyn, die l e i der Uil- clung derselben obgervaltet haben : , entw,eder durch Ver- schiedeiihcit in der Tcmperatur, bei der die Krystallisa- tion gcschehen, oder o b der Krystall ails der geschmol- zeuen Masse, oder aus eineln Auflilsungsmi~tel sich p b i l - det habe, und dergleicheu mehr. Dals indesscn auch bei der KryslallisaLion des Vesuvians und Granats ghiiliche Verschiedenheiten stattgefunden haben, lndchte deshalb schwerlich anzunehmeo seyn, da wir beidc Fossilc' hautig init eiiiauder,, und offenbar gleichzeitig gebildet, niclit aiif

einander, soodern durch eioaoder gewachsen, und histvei- len in ein und derselben Masse porphyrartig enthalten fioden.

Da auker einer hiialysc von v. K o b e l l * ) seit K l a p - rot h keiue arisgedehiitcre chemische Untersuchnug die-

*) v. Kubel l 's Cliarakirristit der Mineralien, 1. Abth. 5. 142.

Page 2: Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

51

ses Minerals angestellt worden, so dachte ich es als m6g- lich, dars dasselbe aufser der Kieselsaure noch eine an- dere Saure enthalte, die den fruheren Untersiicliungen entgangen w8re. Ich fibergoh deshalb eine Quantitlt des geschlamtnten Vesuvians vom Vesiiv in einem Platintie- gel rnit concentrirter Schw efelsiiure , um zu untersuchen, ob derselbe Flufssaure en~hal te ; aber ich konnte bei An- wendung aller notbigen Vorsichtsinafsregeln keine Spur davon entdecken.

Einc andere Quantitat desselbeii Fossils wurde des- halb mit reinem kohlensauren Nalron geschtnolzeu und aufgescblossen , und danach sowohl auf Sclin efelsaure als anch auf Salzsaure untersucht. Da sich nichts von die- sen entdecken liels, so wurde ein Theil des geschlamrn- ten Vesuvians V O U ~ Vesiiv mit kolilet~saure~n Natron ge- schrnolzen und daraiif luit Wasser ausgezogen. Uie Flus- sigkeit wurde mit Salzsaure verselzt und etwa 24 Stun- den unbedeckt hingestellt, damit die Kohlensaure voll- standig entweiclirn konnte; hierauf wurde sie mit kausti- schein Amjnoniali neutralisirt , in eine Flasche gebracht, uod mit einer Aufliisung von Chlorcalciulu versetzt und darauf verkorkt; es entstand hierdurch ein geringer Nie- derschlag, der jedoch bei naherer Untersuchung weder Pbosphorslure noch Fln tsaure , sondern nur etwas koh- lensauren Kalk und Kieselsiiure enrhielt. I)a v. K O - b e l l *) eine Zeit lang Phosphorsaure in diesem Fossil gefunden zii haben glaubte, wovon er jedocb nachher selbst rand**), dals sip: in dem zur Untersuchung angc- wandten Kali enthalten gewesen, so wurde die Untersu- chung zur Auffindung der Phospborsaure mehrmals wie- derbolt, doch konnte ich nie auch nur eine Spur dnron entdecken. Da dieselbe, wenn sie in dem Fossile ent- halten gewesen ware, mit der Thonerde hatte verbuuden

') K a s t n e r ' s Arcliiv, Bd. VII. S. 399. **j I\. a. 0. VI11. 323.

4 '

Page 3: Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

52

seyn erde erde

miissen, so dachte ich, dafs vielleicht nicht Kiesel- genug gegenwiirtig war, um die phosphorsaure Tbon- zu zerlegen,' und stellte deli Versuch noch eininal

wit der Abanderung an , daCs icli beiin Scliinelzen dcs Minerals mit kohlensaurem Natron demselben ooch Kie- selerde zusetzte, ganz so wie es B e r z e l i u s *) bcim Wavellit gethan hatte; allein auch hierdurch war keine Phospliorsaure ZU finden, wiewohl icb, urn meiner Sache ganz gewifs zu seyn, zu einer solcheu Schmelzung 15 Grammen des Vesuvians von Eger, des sogenannten Ege- ran, anwandtc.

Urn endlich zu untersuchen, ob etwa Boraxsaure ei- nen Bestandtheil dieses Fossils ausrnache, wurde dasselbe durch kohlensaures Natron aufgescblossen , mit Alkohol iibergossen und dieser angezundet, da jedoch hierbei durch- aus keirie gruiie Flrbung der Flalnlne wahnunehmen war, so sah ich jede weitere Nachsuchuog auf Boraxsaure als iiber!lussig an.

Nachdem ich mich auf diese Weise iiberzeugt zu haben glaubte, dais der Vesuvian keine andere Saure als die Kieselsaure enthalte, unternahm ich nun die vollstan- dige Analyse dieses Fossils, wobei ich auf folgende Weise verfuhr. Dasselbe wurde fein geschlammt, uiid etwa 2 Grammen davon mit 6 bis 7 Grm. trockenem kohleosau- ren Natron genau geineogt und in in eineln Platinliegel gescliinolzen, darauf in verdunnter Salzsiiure aufgelfist, und, zur besseren Absonderung der Kieselerde, zur Trockne eingedalnpft , darauf wieder niit einigen Tropfen Salzsaure befeuchtet in Wasser aufgeliist uod die Kieselerde ab- filtrirt. Aus der Flussigkeit wurde darauf durcb Ammo- niak die Thonerde und das Eisenoxyd ausgefiillt, gut ails-

gewascheu, getrocknet, gegliiht und gewogen, dann wie- der in Salzsaure aufgeliist und wit kaustischem Kali ge kocht, UUI die Thonerde anfzuliisen, die darauf, uachdeln das Eisenoxyd abtiltrirt war, aus der alkaliwhen h u f b ') Annal. de chim. el de phys. T. XIi. p. 15.

Page 4: Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

53 sung durch Salzslure niedergeschlagen, in ueh r Salzslure wieder aufgeliist, und aus dieser durch kolilensaures Am- moriiak ~~iedergeschlageri wurde. Das Eisenoxyd, wel- ches die Kalilauge ungebst zuriickgelassen hatte , wurde ebenfalls in Salzslure aufgelilst, und aus dieser, nachdem die Ariflbsung sorgfaltig mit Ammoniak gesattigt wordeii war, durch bernsteinsaures Ammoniak gefsllt.

Nachdem nun die Fliissigkeit, aus der das Risen durch bernsteinsaures Ammoniak gefallt worden, und die noch Magnesia und Mangan enthalten konnte, zu der Irin- zugefugt worden war, aus welcher durch ltzendes Am- moniak Thonerde und Eisenoxyd abgescliieden worden waren, so wurde dieselbe mit oxalsaureln Arninoniak ver- setzt, und so der darin enthaltene Kalk als oxalsaurer Kalk gefallt, und nachdem er wohl ausgewascbeu war, durch schwaches Gliihen in einem Platintiegel iiber der Spirituslampe in kohlensauren Kalk verwandelt. Aber um sicher zu seyn, daCs sich hierbei kein Kalk kausti- ficirt hatte, wurde derselbe nach dem Erkalten wit etwas kohlensaurem Ammoniak betrapfelt, und diefs durch ge- lindes Erwlrmen wieder verfluchtigt. Die vom KaIk ab- filtrirte Fliissigkeit n urde nun mit einer Auflilsuug von kohlensaurem Kali versetzt, bis zur Trockne eingedautpft, und d a m in warmen Wasser aufgeliist, wobei kohlen- saure Magnesia uod kolilensaures Mangan zuriickblieben, die abfihrirt und mit warmen Wasser ausgewaschen wur- den. Ohne eie zu wzgen, wurden beide in Salzsaure wiederum atifgeli5st, und nachdem die Fliissigkeit durch .4mmoniak neutralisirt worden, das Mangan durch EIg- drothion - Amlnoniak ausgef$llt, stark gegliiht und gew ogeu, weil dasselbe wegen der geringen Meoge, die hiervon vorhanden war, obiie einen wesentlichen Fehler zu be- gehen, als Oxyduln lnanganoso - inangaiiicurn betrachtet werden konnte. Die Fliissigkeit wurde bis zur Trockne eiugedampft, wodurch das iiberschiissig zugesetzte Hydro- thion- Auunoniak sich verfltichtigte, und dann gegliiht, um

Page 5: Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

54

alleii Salmiak zu vejagen und darauf die zuriickbleibende salzsaure Magnesia in schwefelsaures Salz verwandelt, als solches gewogen und daraus der Gehalt anMaguesia be- rechnet.

Folgendes sind die Resultate der auf diese Wei se angestelllen Analysen.

1) Yesuvian vom Yesuv enthalt:

Kieselerde 37,359 worin Sauerstoff 19,4 ,Thoenrde 23,530 - - 11,4 Eisenoxydul 3,992 - - 0,9 Kalkerde 29,681 - 893

5,208 - 1,9 Manganoxydul - u. Talkerde - . ~

99,771. 29,9

2) Yesuvian oon Sfatoust irn Ural, der in kleineii, griinen, durchsichtigen, wohl bestimlubaren Krystallen in einem feldspathartigen Gestein eingesprengt vorkommt, enthalt :

Kieselerde 37,178 worin Sauerstoff 19,3 Thonerde 18,107 - - 895 Eisenoxy did 4,671 - - 191 Kal kerde 35,791 - - 10,o Talkerde 0,773 - - 0,3 Manganoxydul 1,495 - 0,3

98,015 20,2. -__. -

3 ) Vesuvhn ourn Bannat, der in einem blauen Kalk- stein, ganz ahnlich wie der Granat, daselbst und haiifig rnit demselben zusaminen vorkommt; von dew iudek die von mir zur Analyse angewandten Stucke zuvor durch Hrn. Prof. G. R o s e krystallograpbisch untersucht und als Vesuvian erkannt worden waren, enthalt:

Page 6: Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

55

Bieselerde 38,519 worin Sauersloff 20,l Thonerde 20,063 - - 994 Eisenoxyd 3,520 - - 190 Kalkerde 32,411 - 991 Talkerde 2,987 - - 272 Manganoxydul 0,018 - - 030

-__ 97,418 20,7.

Da v. K o b e 1 1 *), naclidein die angefiihrteu Analy- sen vollendet waren, gezeigt hat, dafs der Vesuviaii, wenn er geschniolzen worden, leicht von Sauren zerlegt werde, so schmolz ich eine groke Quantitat von einem sehr reinen Vesuviankrystalle von Egg, bei Christiansand in Norwegen, in einem Platintiegel in einem gut ziehen- den Schmelzofen **). Uas Fossil, das vollstandig ge- scliinolzen war, Iiatte sich anscheinend auch nicht im Min- desten verandert, seine Farbe war ganz dieselbe geblie- ben, nur seine HHrte geringer geworden. Bei der gro- fsen Hitze, die dieser Ofen giebt, hatte sicb an einigen Stellen das Platin des Tiegels mit der gescbinolzenen Masse vereinigt und sich in dieselbe hineingezogen, wes- balb nur Stucke von dern inneren l’heile derselben aus- gew2hlt und zur Analyse verwendet werden konnten. I)as Fossil, das ungeschmolzen als feinstes geschlammtes Pulver nicht einmal durch Schwefelshre nach Iangerer nigestion zersetzt werden konnte, lbste sich, nachdem es geschmolzen worden, gepiilvert schon in der Kalte in Salzsaure auf, wobei es sich von selbst bedeutend er- wannte.

Die Analyse des Vesuvians voon Egg ergab:

*) K a s t n e r ’ s Archiv, Bd. VII. S. 402.

**) Dies. A n d . Bd. XX. S. 477.

Page 7: Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

56

Kieselerde 37,658 worin Sauerstoff 19,8 Thonerde 17,695 - - 892 Eisenoxyd 6,489 - 139 Kal kerde 31,896 - 8,9 Manganorydul 0,499 - - 1,o Talkerde 4,537 - - L 7

Spur 98,774 21,7.

~- Kali

Sie war ganz auf dieselbe Art angestellt wie die frli- heren; da es jedoch nicht nothig gewesen, ein kohlen- saures Alkali zuin Aufscblieben der Masse anzuwenden, so war es bier leicht zu untersuchen, ob das Fossil selbst ein Alkali enthalte, indein man die bei der Analyse er- haltene schwefelsaure Talkerde uiit essigsaurem Baryt behandelte. Hierdurch wurden die Talkcrde und das etwa vorhandene Alkali iii essigsaure Salze verwandelt. Nach Abscheidung des schwefelsauren Baryts wurde die Nussigkeit zur Trockne eiiigedampft und geliude gegliiht, uin die essigsauren Salze in kohlensaure zu verwaodelo; die kohlensauren Salze wurdeii mit Wasser behandelt, urn das etwa vorliandene kohlensaure Alkali auszuzieheo. Es fand sich auch wirklich eine Spur von Kali; doch war diese so unbedeutend, dafs ich mich nicht berechtigt glaube, dieCs als zur chernischen Zusammensetzung des KSrpers gehbrig zu betrachlen. Es darf jedoch niclit init Stillscbweigen ubergangen werden, daCs P i c i n u s *) in dein sogenannten Egeran bis zu 5 Yrocent Natron ge- funden haben will; und es ware deshalh nicht unmbglich, dafs jene geringe Spur. von Kali die Verschiedeuheit der Krystallfigur zwischen Granat und Vesuviau hervorbrkhte; wiewohl d iek urn so weniger wahrscheinlich erscheiot, als die fruher durch Aufschliefsung mit kohlensaurem Na- tron angeslellten Analysen nur so geringe Gewichtsver- luste gebeu, daCs wenu inan diese auch ganz aus Alkali ') Schriften der Dresdner Gesellschaft fur Miner. Bd. I. S. 261.

Page 8: Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

57 bestebend betrachten wollte, die Quantitlten dennoch so gering seyn wiirden, dafs man Miilie haben mbchte, die- selben in die Formel mit aufzunehmen. Betrachtet man nlmlicb die oben neben den Bestandtbeilen des Fossils berechneten Sauecstofftnengcn derselben , so sieht man, dafs der Sauerstoff der Kieselslure geringer ausfallt als der der slmmtlicben Basen, sollten diese nun durch das hinzulromlnende Alkali noch vermehrt werden, so wurde man genathigt seyn, ein Subsilicat in dem Fossile anzu- nehqen, oder eiaen Theil der Thonerde als Saure zu betrachten, und das Fossil als aus einem Aluminat, ver- bunden mit einem Silicate, bestehend anzusehen.

Uie Formel, welche allein fiir die oben angefiihrten Ana- lysen zu passen scheint, ist ii’ Si + R3 Si, dieselbe welche Graf T r o 11 e - W a c h t m e i s t e r *) fur die Granate gefun- den; mit der auch K l a p r o t h ’ s und v. K o b e l l ’ s Analys- sen des Vesuvians iibereinstimmen. - Durch welche Ver- schiedmheit zwischen beiden Fossilien die verschiedenen Krystallformen derselben hervorgebracht werden, bleibt daher bis jetzt noch unerkltirt. Da die erhaltenen Resultate keinesweges so genau

mit jener Formel iibereinstimmen, als es die angewandten Methoden erwarten liefsen, so glaubte ich, dafs das Fos- sil vielleicht noch eine frenide Erde enthalte, die mir bei der Untersuchung entgangen wire, und da gerade nach Beendigung dieser Analysen B e r z e I i u s **) seine Un- tersuchung uber die neu entdeckte Thorerde bekannt ge- macbt hatte, so glaubte ich niich uberzeugen zu mussen, dafs das, was ich fiir Thonerde gebalten, wiewohl die- selbe beim Krystallisiren mit schwefelsaurem Kali Alaun- krystalle geliefert hatte, nicht mbglicherweise Thorerde gewesen sey, die in diesem Falle lnit der Thonerde hiilte isomorph seyn miissen. Einige vergleicheiide Versuche,

*) Diese Annalen, Bd. 11. S. 1. *’) A. a. 0. Bd. XVI. S. 385;

Page 9: Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

58

die ich mit der von meinen Analysen noch fibrig geblie- benen Thonerde, und einer kleinen Quantitat mir von B e r z e l i u s gescheukten Thorerde anstellte, iibeneugten niich bald von der Unrichtigkeit dieser Annahme; doch gaben inir dieselben Veranlassung, einige, wie ich glaube, bisber noch unbekannte Eigenschaften der Thonerde zu beobachteo.

Ich babe ntimlich gefunden, dafs die Thonerde ganz iihnlich wie die Kieselcrde von einer kochenden Auflii- sung von kohlensanrein Kali oder Natron aufgelbt werde, was, so weit inir bekannt ist, gegen die Angaben aller Lebrbucher ist. %war ist diese Aufliislichkeit nicht sehr bedelitend, und findet iiur in coiicenlrirten alkalischen Flussigheiten statt, jedoch ist sie so unverkennbar, dal's wenii man zu einer kochenden Auflosung von kohlen- saurem Kali oder Natron eine Auflosung von Chloralu- miniuin tropfenweise hinzusetzt, man anfinglich gar kei- nen Nederschlag bemerkt; wenn man aher so Iange init dem Zusetzen fortbhrt, dafs die Fliissigkeit durch anhal- tendes Kochen nicht wicder klar n i r d , und inan filtrirt dann noch warm, so geht dieselbe zwar iingetriibt durch's Filtruin; allein beim Erkalten trubt sie sich, iind setzt Thonerde als einen voluininhen Niederschlag ab , ganz lhnlich wie diefs K a r s t e n *) von der Kiese1el.de be- schrieben hat. Vollstzndig Bllt indeb die l'honerde durch das Erkalren nicht a m , denn neutralisirt inan die Auflii- sung von kohlensaureln Kali oder Satron init Salzdure und setzt dann kohlensaures Ainmoniak hinzu, so erhdt man iinmer noch eine bedeiitende Menge derselben. - Ich glaube, dafs diese Bemerkungen nainentlich fur den analytischen Cheiniker nicht ohne Wichtigkeit sind; da, wenn sie auch nicht auf cine neue Methode zur Abschei- dung der Tbonerde fuhren, deren auch iiberhaupt hin- reichende vorhanden sind, sie doch auf lnanchen Fehler aufmerksain lnachen, der sich leicht bei Anwendung der- * ) Dicse Annalcn, Bd. VI. 5. 351,

Page 10: Ueber die chemische Zusammensetzung des Vesuvians

59

selben einschleichen kann. Eben so zeigen sie, dafs der Vorschlag, die Aufliislichkeit der Kieselerde in koh- lensaurem Kali als unterscheidendes Kennzeichen der- selben von der Thonerde zu benutzen, durchaus unan- wendbar sey.

IV. {Jeber die an Krystallcn mtiglicherweise vor- kornmenden eii fuchen tessularischcn oder re- g u l k n Gestalten;

von A u g u s t uon Strornbeck'.

D i e Lehre von den Krystallen bietet der Mineralogie, bei Bestimmung der Gegenstande, die sie beriiFksichtigt, einen solchen Schatz von Kennzeichen dar, daCs sie in neuerer Zeit mit Recbt fur das erste BediirfniCs der Mi- neralogen erachtet ist. Sie wrirde wichtig, seitdern 'man fand, daFs die meisten Mineralien, welche iu einem ge- wissen InbegrifFe von Eigenscbaften nicht ubereinkommen, auch in ibrer Krystallforin verschieden siud. Es ergebco sich hieraus trelfliche Merkmale zur Untersclieidung der krystallisirten Mineralien, und eine Fortgeselzte Beobach- tung liefs bei einigen derselben eine groCse Anzahl von Gestalten erkennen. W e r kennt nicht die fast unzahligc Menge von Krjstallformen, unter denen uns der gewohn- liche Kalkspath erscheint? Die Il'atur suchte hierdurch das zu .ersetzen, was dem Mineralreiche diirch Mangel an Organismiis des Thier - und Pflanzenreiches entgiog, und alle diese drei l'heile der Naturgescbichte rnit ver- schiedenen, doch gleich merkGurdigen Eigenschaften aus- zuschmiickeu. Ein niiheres Studium lehrt , daCs sammlli- che Krystallgestalten, welche an ein und derselbeu ricbtig bestimmteii Species vorkommeu , nach gewissen Regelii verkniipft siud, die ihre Ableitung giebt, Regeln, denen, so