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Lirnpricht u. Uslnr, uber die Sdfobensobaure. 259 Die Grunde, welche fur das Vorhandensein des Radicals C4H,0, in der Essigsaure, des Radicals C4H, im Weingeist sprechen , beanspruchen wir nach der vorstehenden Unter- suchung fur die Annahme des Radicals Cl4H4S,O6 in der Sulfobenzoesaure ; ebensowenig wie jene Radicale kann man dieses isoliren, man kann es aber an die Stelle des Wasser- stoffs in die Typen einfiihren. Es hiefse den Thatsachen geradezu widersprechen , wenn man die Sulfobenzoesaure noch fernerhin als gepaarte Schwefelsaure , Unterschwefel- saure, schweflige Saure u. s. w. auffuhren wollte. 7) Ueber die Chlorbenzo&aure ; von Denselben. In der vorhergehenden Abhandlung fuhrten wir das Auf- treten des Chlorbenzoylchlorurs bei der Destillation des Sulfo- benzoylchlorurs an; die Zersetzung scheint einfach und nach folgender Gleichung vor sich zu gehen : c14%s2G1206 = CIZI~E~~IIOZ + szo4; SulfobenzoyEchlorer Chlorbenzoylchloriir in der Wirklichkeit findet aber Abscheidung einer bedeuten- den Menge Kohle statt, die vielleicht als secundares Product zu betrachten ist , da die Reaction erst weit uber 3000 vor sich geht. Wie dem auch sein mag, das Destillat besteht im Wesentlichen aus Chlorbenzoylchloriir und verwandelt sich heim Kochen mit Wasser in Salzsaure und Chlorben5oesuure Cl&€1O4. Am leichtesten wird sie aus dem Chlorur durch Kochen mit Kali und Fallen der kalischen Losung mit Salz- saure dargestellt. - Aus der heirsen wasserigen Losung setzt sie sich in kleinen gelben Nadeln ab, die durch Um- krystallisiren und Behandeln rnit Thierkohle nicht entfarbt werden konnen ; man erhalt sie vollkommen weirs, wenn sie

Ueber die Chlorbenzoësäure

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Lirnpr icht u. U s l n r , uber die Sdfobensobaure. 259

Die Grunde, welche fur das Vorhandensein des Radicals C4H,0, in der Essigsaure, des Radicals C4H, im Weingeist sprechen , beanspruchen wir nach der vorstehenden Unter- suchung fur die Annahme des Radicals Cl4H4S,O6 in der Sulfobenzoesaure ; ebensowenig wie jene Radicale kann man dieses isoliren, man kann es aber an die Stelle des Wasser- stoffs in die Typen einfiihren. Es hiefse den Thatsachen geradezu widersprechen , wenn man die Sulfobenzoesaure noch fernerhin als gepaarte Schwefelsaure , Unterschwefel- saure, schweflige Saure u. s. w. auffuhren wollte.

7) Ueber die Chlorbenzo&aure ; von Denselben.

In der vorhergehenden Abhandlung fuhrten wir das Auf- treten des Chlorbenzoylchlorurs bei der Destillation des Sulfo- benzoylchlorurs an; die Zersetzung scheint einfach und nach folgender Gleichung vor sich zu gehen :

c14%s2G1206 = C I Z I ~ E ~ ~ I I O Z + szo4; SulfobenzoyEchlorer Chlorbenzoylchloriir

in der Wirklichkeit findet aber Abscheidung einer bedeuten- den Menge Kohle statt, die vielleicht als secundares Product zu betrachten ist , da die Reaction erst weit uber 3000 vor sich geht. Wie dem auch sein mag, das Destillat besteht im Wesentlichen aus Chlorbenzoylchloriir und verwandelt sich heim Kochen mit Wasser in Salzsaure und Chlorben5oesuure Cl&€1O4. Am leichtesten wird sie aus dem Chlorur durch Kochen mit Kali und Fallen der kalischen Losung mit Salz- saure dargestellt. - Aus der heirsen wasserigen Losung setzt sie sich in kleinen gelben Nadeln a b , die durch Um- krystallisiren und Behandeln rnit Thierkohle nicht entfarbt werden konnen ; man erhalt sie vollkommen weirs, wenn sie

260 L i m p r i c h t u. Us lar , iiber die Chlurbenziot7saure.

erst an cine Base gebunden und aus der Losung des Salzes mit einer Saure abgeschieden wird. In kaltem Wasser ist sic schwer, leicht in heirsem Wasser, in Alkohol und Aether loslich; aus der Losung in Weingeist krystallisirt sie i n klei- nen , concentrisch vereinigten Prismen ; nie gleichen die Krystalle der Salicylsaure. Sie sehmilzt bei ungefahr 140°, sublimirt aber sahon fruher in kleinen Nadeln. 1. 0,267 Grin. lieferten 0,518 Grm. CO, und 0,081 Grni. €10.

gefunden berechnet c,, 5335 52,9

373 H, 392 €1 22,9 0, 20,4 -

100,o.

-

Die Losung der Chlorbenzoiisaurc in Animoniak verliert beim Verdunsten im Wasscrbade vie1 Ammoniak, so dafs der Ruckstand fast reine Chlorhenzo6saure ist.

Das Kali- und Natronsals konnten nicht in Krystallen er- halten werden , sie hinterblieben beim Verdampfen ihrer Lo- sungen als gummiartige Massen.

Chlorbenzo8saurer Bar$ C,,K,BaClO, + 3 aq. Kleine, in Wasser leicht losliche, nadelfhnige Krystalle, die bei 100° das Krystallwasser verlieren. 1. 0,122 Grm. verloren bei 100° 0,0125 Grm. Wasser. 2. 0,439 Grm. bei 100° getrocknet lieferten 0,227 Grni.

3. 0,097 Grm. bei 1000 getrocknet lieferten 0,050 Grin. schwefelsauren Baryt.

schwefelsauren Baryt. gefunden

berechnet T1.. 2. 3.- Wasser 10,8 10,2 - -

Baryuni 30,4 - 30,2 30,2 Chlorbenooesaurer Kalk C,,W,Ca€lO, + 3 aq. - Leicht

losliche, kleine schuppige Krystallc ; bei 1 0 0 0 verlieren sie ihr Krystallwasser.

Linapr ich t u. U s l a r , uber die ChlorbemoessBerre. 264

1. 0,362 Grm. verloren bei 1OOQ 0,049 Grm. Wasser; 2. 0,115 Grm. bei 1000 getrocknet lieferten 0,057 Grm.

schwefelsauren Kalk. berechnet gefunden

Wasser 13,3 13,2 Calcium 11,3 11,5

Das Bleisala ist ein weilser Niederschlag, der nach dem Trocknen uber Schwefelsaure bei 1100 nicht mehr an Gewicht verliert, dabei aber theilweise schmilzt und gelb wird.

Das Kupfersalz ist ein gruner Niederschlag. Chlorbenaoesaures Silberoxyd C,,N, AgGlO,. - WeiEser,

aus rnikroscopischen Nadeln bestehender Niederschlag. Nach dem Trocknen uber Schwefelsaure lieferten 0,2265 Grm. 0,093 Grm. Silber.

berechnet gefunden

Silber 40,9 41,2 N~trochlorbenaoesaure C, ,#,(W0,)€10,. - Die Chlor-

benzoeslure lost sich langsam in rauchender Salpetersaure ; verrnischt man die Losung nach einigen Stunden mit Wasser, so entsteht sogleich kein Niederschlag, aber wahrend mehrerer Tage setzen sich wasserhelle Tafeln der Nitrochlorbenzoe- saure ab. - In Weingeist und Aether sind sie leicht loslich und krystallisiren beim freiwilligen Verdunsten der atherischen Losung in Prismen; in Wasser schmelzen sie beim Erwarmen, losen sich dann in der Siedhitze, ohne sich aber beim Er- kalten wieder abzuscheiden . Die trockene Saure schmilzt erst bei 1180.

NitrochlorbentoQaurer Baryt C, ,H,Ba(%O,')€lO, + 2 aq. - Leicht losliche, warzige K r y s t d e , die bis iOOo das Kry- stallwasser verlieren. 1. 0,2395 Grm. verloren bei 1000 0,0455 Grm. Wasser. 2 0,223 Grrn. bei 100° getrocknet lieferten 0,0975 Grm,

schwefelsauren Baryt.

262 Le'rnprickt u. U s l a r , iiber die ChlorbenaoL;saure.

berechnet gefunden Wasser 6,3 674 Baryuni 25,4 25,6

Nitrochlorbenaoesaures Silberoxyd C, , H3 Ag (NO,) €10, + aq. (?). - Aus der concentrirten Losung der Saure fallt Silbersalpeter kleine, glihzende Blattchen , die sich beim Ko- chen der Flussigkeit nicht schwarzen und in Wasser ziemlich loslich sind.

0,212 Grm. uber Schwefelsaure getrocknet lieferten 0,095 Grm. Chlorsilber.

Silber , berechnet nach der Formel C,,#,Ag(NO,)€lO, + aq. = 34,O pC.; gefunden 33,8 pC.

Chlorbenzto~sauredther C, ,H,€l(C,B,)O,. - Er wird durch Erhitzen des Chlorurs mit Weingeist oder der Saure mit Weingeist und Schwefelsaure dargestellt ; man fallt ond wascht ihn mit Wasser, trocknet uber Chlorcalcium und rectificirt. - Wie Benzo%aureather riechendes und bei etwa 245O sieden- des Liquidum.

0,2863 Grm. lieferten 0,226 Grm. Chlorsilber. gefunden berechnet

Chlor 19,O t9,t In einer Mischung von 2 Theilen englischer Schwefel-

saure und 1 Theil concentrirter Salpetersaure lost e r sich ; verdunnt man nach 24 Stiinden mit Wasser, so wird ein Oel abgeschieden, das sich nach einiger Zeit in Krystalle ver- wandelt. Diese sind ohne Zweifel Ni5rochlorbenztoZsaurealher und kijnnen aus weingeistiger Losung grors und wasserhell erhalten werden.

Chlorbenaoylchloriir C14H4g0al* Wie schon oben erwahnt

tritt diese Verbindung als Zersetzungsproduct des Sulfoben- zoylchlorurs auf. Am vortheilhaftesten erhitzt man 1 Aequi- valent Sulfobenzoesaure und 2 Aequivalent Phosphorchlorid in einer Retorte, so lange noch flussige Destillalionsproducte

Ldmpricht u. Uslar, Dber die Chlorbensoiisthre. 263

iibergehen und rectificirt diese mit eingesenktem Thermometer. Durch wiederholte Rectificationen gewinnt man ein gelbliches, bei etwa 2850 siedendes Liquiduni, das yon kochendem Was- ser in einigen Stunden in Salzsaure und Chlorbenzoesaure zerlegt und auch von verdiinntem Kali und Ammoniak nur langsam angegriffen wird ; mit concentrirtem wasserigem Am- moniak bildet es dagegen sogleich Chlorbenzamid und Sal- miak. - Diese Zersetzungen deulen auf das Chloriir der Chlorbenzoesaure. Bei der Analyse zeigte sich aber, dab es noch mit andern , durch Destillation nicht zu entfernenden Stoffen verunreinigt war, da zu wenig Chlor (34,3 und 34,9 pC.) und auch noch Schwefel ( i , O pC.) gefunden wurde.

Das aus der Chlorbenzoesaure mit Phosphorchlorid dar- gestellte Chlorur war dagegen eine wasserhelle, stark licht- brechende, bei etwa 225O siedende Fliissigkeit. Diese wurde anal ysirt.

0,2955 Grm. lieferten 0,49 Grm. Chlorsilber. bereehnet gefunden

Chlor 40,6 40,4

\ ~ 1 4 W I O 2

I B ChEorbenzamid N H . - Das Chlorbenzoylchloriir

lost sich in concentrirtem Ammoniak unter starker Warme- entwickelung und Ahscheidung gelber , blaltriger ISrystalle von Chlorbenzamid, die man durch Umkrystallisiren ails heifsem Wasser odcr Weingeist reinigt. - Sie lusen sich leicht in Weingeist und heirsem Wasser , wenig in kaltem Wasser, schmelzen bei 1220 und sublimiren bei dieser Temperatur in geringer Menge.

1. 0,2895 Grm. lieferten 0,582 Grm. C 0 2 u. 0,1275 Grm. HO 2. 0,216 ,, 1, 0,549 7) ,, T) 0,107 97 3

3. 0,1512 ,, 0,01369 Stickstoff.

264 Livnpricht 1. U s l a r , iiber die Chlorbenzo2saure.

bereehnet 1 . 2. 3. - gefunden r

C,, 53,8 54,s 54,3 - 4.3 - H, 3,9 4 5

Gl 23,O - - - 897 N 9YO

10,3 - - - 0 2

100,o.

- -

Eine Chlorbenzoesaure ist schon von C h i o z z a durch Destillation der Salicylsaure mit Phosphorchlorid und Zer- setzen des Destillats mit Wasser dargestellt. Dieser Chemi- ker giebt an, dafs sie mit der Salicylsaure die grokte Aehn- lichkeit besitze ; unsere Chlorbenzoesaure konnte nie in gro- fseren Nadeln erhalten werden. Einige vorlaufige Versuche zeigten uns , dafs beide Chlorbenzoi9auren , aus der Salicyl- saure und Sulfobenzoesaure dargestellt , nicht identisch sind.

Chlorbenzoesaure aus Salicylsaure schmilzt bei etwa 1300, die aus Sulfobenzoesaure bei etwa 1400.

Chlorbenzoesaurer Baryt aus Sulfobenzoesaure enthalt 3 Aequivalente Krystallwasser ; dasselbe Salz aus Salicylsaure dargestellt enthiilt kein Krystallwasser.

Chlorbenzoesaurer Kalk aus Sulfobenzoesaure enthalt 3 Aequivalent Krystallwasser; dasselbe Salz aus Salicylsaure dargestellt enthalt nur 2 Aequivalent Krystallwasser. Dieses letztere lieferte bei der Analyse :

0,5666 Grm. uber Schwefelsaure getrocknet verloren bei 1 0 0 0 0,053 Grm. Wasser.

0,27 Grm. bei 1000 getrocknet lieferten 0,1025 Grm. schwefelsauren Kalk. Fur C,,H4Ca€1O, + 2 aq. ist :

berechnet gefunden Wasser 9Y3 9,3 Calcium 11,3 11,2

Ausgegeben den 26. Mai 1857.