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41 Ueber die Eisensaure ; H. Wackenroder. von - D i e EisensLure ist seit ihrer Entdeckung durch Fr e m y auch von andern Chemilcern, und ewar nicht allein nach Fremy’s Methode mittelst Salpeters in der Hitte, sondern auch auf nassem Wege hervorgebracht worden. Herr H. T r o m m s d o r f f hat kurzlich (S. Arch. d. pharin. Bd. XXIX. H. 2.) F remy’s nlethode, wie niir scheint, sehr zweclrmafsig abgeandert. Dime Abande- rung besteht belranntlich in dem angemessenen Erhitzen eines vorbereiteten innigen Gemenges von Eisenfeile und Salpeter in einem Schmelztiegel. Nach mehreren in unserem Laboratorio angestellten Versuchen ist es jedoch nicht gana leicht, den rechten Temperaturgrad hierbei zu treffen. 1st derTiege1 zu heirs, so schmilat der Salpeter, und dann wird auch bei noch so starker Erhitzung keine Verpuffung bewirlit. In solchem Falle bleibt niclits atideres iibrig, als dic Masse in einen ei- sernen Miirser auszugiefsen und sie alsdann in den auf’a neue erhitzten Tiegel wieder einzutragen. Am besten gelingt die Darstellung, wenn ein gro- fser Schmelztiegel von 1 bis 14 Pfd. Wasser Raumes- inhalt so stark erhitzt wird, dafs derselbe am Boden nnd ein Paar 2011 iiber demselben schwach, aber deut- lich rothgliiht. Auf diese Weise bekommt der Tiegel gerade die Temperatur, welche zur Verpuffung noth- wendig ist. Man wirft alsdann ein inniges Gemenge von 12 Grm. getrocknetem Salpeter und 6 Grm. f e i n s t e m Eisenpulver auf einmal mitten in den Tiegel hiuein, oder noch besser ein wenig auf die Seite, so dars der Salpeter nicht in den Flu& kommt. Zuweilen vergeken einige Secunden, ehe die Reaction beginnt. So wie sie aber eintritt, schwillt die Masse an, wird rothgliihcnd und verpufft lebhaft, aber ohnc Gefahr, eiemlich so, wie Gemenge yon Schwefelantimon und

Ueber die Eisensäure

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Ueber die Eisensaure ;

H. Wackenroder. von

- D i e EisensLure ist seit ihrer Entdeckung durch

Fr e m y auch von andern Chemilcern, und ewar nicht allein nach Fremy’s Methode mittelst Salpeters in der Hitte, sondern auch auf nassem Wege hervorgebracht worden.

Her r H. T r o m m s d o r f f hat kurzlich (S. Arch. d. pharin. Bd. X X I X . H. 2.) F remy’s nlethode, wie niir scheint, sehr zweclrmafsig abgeandert. Dime Abande- rung besteht belranntlich in dem angemessenen Erhitzen eines vorbereiteten innigen Gemenges von Eisenfeile und Salpeter in einem Schmelztiegel. Nach mehreren in unserem Laboratorio angestellten Versuchen ist es jedoch nicht gana leicht, den rechten Temperaturgrad hierbei zu treffen. 1st derTiege1 zu heirs, so schmilat der Salpeter, und dann wird auch bei noch so starker Erhitzung keine Verpuffung bewirlit. In solchem Falle bleibt niclits atideres iibrig, als dic Masse in einen ei- sernen Miirser auszugiefsen und sie alsdann in den auf’a neue erhitzten Tiegel wieder einzutragen.

Am besten gelingt die Darstellung, wenn ein gro- fser Schmelztiegel von 1 bis 14 Pfd. Wasser Raumes- inhalt so stark erhitzt wird, dafs derselbe am Boden nnd ein Paar 2011 iiber demselben schwach, aber deut- lich rothgliiht. Auf diese Weise bekommt der Tiegel gerade die Temperatur, welche zur Verpuffung noth- wendig ist. Man wirft alsdann ein inniges Gemenge von 12 Grm. g e t r o c k n e t e m Salpeter und 6 Grm. f e i n s t e m Eisenpulver auf einmal mitten in den Tiegel hiuein, oder noch besser ein wenig auf die Seite, so dars der Salpeter nicht in den Flu& kommt. Zuweilen vergeken einige Secunden, ehe die Reaction beginnt. So wie sie aber eintritt, schwillt die Masse an, wird rothgliihcnd und verpufft lebhaft, aber ohnc Gefahr, eiemlich so, wie Gemenge yon Schwefelantimon und

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SaIpeter. Der entweichende weifse Dampf kann w-0111 i n niclits anderem, als i n Kali bestehen. Wahrend des Verpuffens, oder doch gleich nachher, hebt man den Tiegel aus dem Feuer, nimmt die etwas weiche, briiclr- lithe Masse rnit einem eisernen Liiffel heraus und zer- reibt sie in einem Miirser. Das griibliche, griinlich- graue Pulver rniifs schnell in ein gut schlicbendes Glas eingetragen werden. Es wird an der Luft sehr bald feucht und dadurch zersetzt. Beim aebergiefsen niit Wasser liifst sich ein Theil mit dunkel kirschrother, bei Verdiinnung mit amethystrother Farbe auf. Allcin schon nach einigen Augenblicken zersetzt sich die Ei- sensgure, es scheidet sich rothgelbes Eisenoxyd, (vielleicht ein Superoxyd) ab, und die Fliissigkeit entfarbt sich. Diese Entfarbung scheint nur durch die ealpetrige SZare, welche in der stark alkalisch reagirenden Fliissigkeit enthalten ist, bewirkt zu werden. In der von F IT e my im Compt. rend. Mars 1842. und daraus im Journal fur prakt. ChemieiBd. 26. H. 2. gegebenen Nachricht ist an- gefiihrt worden, dars man Verbindurlgeii der Eisensaure mit den Basen auch auf nassern Wege erhalten kiinne. Mein verehrter College, Her r Geh. Hofrath D ii be r e i- n e r, hat schon bei der Versammlung der Naturforscher und b z t e in Braunschweig bei Gelegenheit der Mit- theilung des Herrn Prof. P o gg e n d o r f f uber das Eni- stehen der Eiscnsaure beirn Hindurchstriirnen des gal- vanischen Stromes durch gewisses in Kaliliisung hhn- gendes Gufseisen (S. Bericht iiber die neunzehnte Ver- sammlung der N. und A. Rraunschweig 1842. pug. 138.) bcmerlrt, dars es ihm gelungcn sei, die Eisensaure her- vorzubringen mittelst Chlors , welches e r einwirken liefs auf eine Kaliliisung, in welcher Eisenoxydhydrat suspendirt war. Urn nun das cheniische Verhalten der Eigensiiure zum Behuf der Herausgabe der 5 ten Auf- lage meiner cheniischen Tabellen naher lrennen zu ler- nen, sind in unserm Laboratorio viele Versuehe zur zweclcmXsigen Ilervorbringung dieser und hhnlicher Metallsauren angestellt worden, an welchen zwei meinep

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eifrigen Zuhiirer, Her r S c h ii n e aus Biisingfeld und Her r W e b e r aus Neuenhaus thEtig Theil genommen haben. W i r haben gefunden, daL, wenn etwa 5 Gran frisch- gefElltes, gut ausgewaschenes und zwischen Fliefspapier geprerstes Eisenoxydhydrat in einer Liisung von 10 Grm. JCalihydrat in 16 Grni. Wasser suspendirt und alsdann Chlorgas rasch Iiindorch geleitet wird, sich das Eisen- oxyd nach einigen Minuten unter Erwiirniung der Fliissig- lreit vollliomnien a u f l k t . 1st die Kaliliisung mehr ver- diinnt, oder die Meiige des Eisenoxyds bedeutend griifser, so bleibt die Fliissiglreit farblos, und daher mag es ge- liomnien sein, dars die Rildung der Eisensaure auf diesem Wege der Beobachtung der Chemilier bis in die neueste Zeit entgangen ist.

Diese Liisiing des eisensauren Kalis hat eine dunlrel- lrirschrothe Farbe, mid ist i n Masse ganz undurchsichtig. Es scheidet sich aus derselben bald etivas chlorsaures Kali ab, darum verdiinnt nian sie zweclrmlrsig mit einem gleichen Voiam Wasser. Sie hElt sich alsdann unver- fndert, selbst. beim Stehen an der Luft, und ist daher zu cliernischen Versuchen geeigneter, a1s die Liisung der gegliihten Masse. Es wurde zwar einmal bemerkt, dars ein glimmender I-Iolzspahn, den man beim Hiner’n- leiten des Chlors in das Kali der Mundung des Glases nEherte, entflammte, was auf eine Entwickelung von Saucrstoff hinweist, indessen murs dieser Erfolg von besondern Umstsnden abhangig gewesen sein, da er nicht willkiirlich wieder hervorgerufen werden konnte. Eine Beriicbsichtigung verdient aber noch der Umstand, dars ge\viihnlich i n dem liaustischen Kali KolilensPure enthalten ist, die aus der lrirscl~rothen Fliissigkeit erst allmahlig entweicht und die Stiipsel der Glaser heraus- werfen kann.

Uebrigens verhiilt sich diefie Liisung im Wesentlichen ganz so, wie die Liisung des durch Gliihen hervorge- bracliten eisensauren Kalis. Nur darin unterscheidet sie sich, dafs sie niit reinein Wasser sehr stark ver- diinnt werden kann, ohne sich zu zersetzen. Die Lii-

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sung bleibt viele Tage lang schiin ainethystroth und ganz so wie die Liisung des ubermangansauren Kalis gefarbt.

Beide Liisungen werden durch Schwefelwasserstoff und durch Schwefelammonium sogleich dunkelgriin ge- farbt Iron Schwefeleisen, dessen Zusammensetzung viel- leicbt der Eisensaure entspricht. Von Siiuren werden sie sogleich entfErbt, indem Eisenoxyd oder Oxydulsalxe entstehen. Alle Metallsalze, so \vie auch Alaun, ent- farben ebenfalls die Liisungen s~gleich, indem mit den Basen der Metallsalze zugleich Eisenoxyd niederfallt. W e n n man eine nur bis zur vollstandigen Zersetzung reichende Menge von Eisenchlorid oder Kuyfervitriol der chlorhaltigen Aufliisung hinzufiigt, so bleibt jedoch die gelilarte Flussigkeit mehre Tage lang pfirsichbliithroth gefarb t. Chlorcalcium und Bittersalz geben rosenrothe Niederschlage von eisensauren Salzen, die sich aber fast augenblicklich wieder zersetzen. Die Eisensaure scheint beine feste Verbindungen mit dem Kalk und der Tallierde geben zu kiinnen, wenigstens nicht in Be- gleitung von chlorigsaurem oder salpetrigsaurem Alkali. Dahingegen bringt Chlorbaryum einen permanenten coche- nilhothen Niederschlag hervor in beiden Aufliisungen. Salmiak, kohlensaures Ammoniak und Kaliumeisencyaniir entfarben die kirschrothen Liisungen momentan. Ebenso, aber nur langsamer entfarbend wirken Aeizammoniak und Weingeist. Die Liisung des durch Gliihen darge- stellten eisensauren Kalis wird auch durch kohlensaures Natron und durch Chlornatrium langsam zersetzt, wah- rend dieses bei der chlorhaltigen Fliissigkeit nicht der Fall ist. Da schon das Verdiinnen der beiden Liisungen mit reinem Wasser von gleichem Erfolg bcgleitet ist, SO kann das Verhalten dieser beiden Reagentien nicht auffallen. Jedoch wird die Parbe der letzteren Elussig- keit durch Chlornatrium mehr ins Rothe, durch das kolilensaure Natron mehr ins Blaue ubergefiihrt. Ein Zusatz von leteterem Salee vermehrt die Bestandigkeit der Eisensfure. Die LGsuqen der eisensauren Alkalien

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mit Ueberschufs an Allrali kiinnen recht wohl durch Papier filtrirt werden, ohne dars die Zersetzbarkeit der Eisenslure dadurch auffallend vermehrt wiirde.

Der eisensaure Baryt ist offenbar dazu sehr geeignet, iiber die Zusammensetzung der Eisensiure, welcheF r e m F (a. a. 0. png. 110.) als F e 0 3 angiebt, Gewifsheit 2;u erlangen. Dieses Salz scheint keinerlei Veranderung eu erleiden beim Auswaschen und Trocknen an der Luft. Es enthalt aber gewiihnlich Kohlensaure, die durch Austreiben mit Saure und Hineinleiten in Kalli- wasser von uns darin nachgewiesen worden ist. Indessen wird es nicht sehr schwierig sein, die Einmengung dieser Saure zu vermeiden, oder sie doch bei der Analyse des genannten Salzes in Anschlag zu bringen. Das getrocltnete, wie beinerlit, noch gemengte Barytsalz haben w i r bisher n u r von ziegelrother oder rosenrotlier Farbe erhalten. I n der Glasriihre erhitzt, entfarbt es sich sogleich. Von SalpetersEure wird es sofort klar und farblos aufgeliist unter Entmeichung von Kohlenssure, die ohne Zweifel mit Sauerstoffgas gemengt ist. Merlrwiirdig ist es, dafs das Salz von verdiinnter Schwefelslure, wenigstens nicht in der Kalte sogleich zersetat wird, sondern blafsroth gefErbt bleibt. Da zu erwarten steht, dal’s F r e m y ’ s ausfiihrliche Untersuchungen iiber EisensEure bald be- kannt gemacht werden, so haben w i r unsere Versuche iiber den eisensauren Baryt und die Eisensfure selbst vor der Hand nicht weiter fortgesetzt, und n u r noch einige Versuche angestellt, auf ahnliche W e i s e mittelst concentrirter Aetclcctlilauge und Chlorgas andere Metall- sauren hervorzubringen.

Kupferoxydhydrnt einer solchen Einwirlcung ausge- setzt, schien unverandert zu bleiben. Es entstand zuletzt eine griinliche liupferhaltige Flussigkeit mit einem bl2ulich griinen Bodensatze.

Nickeloxydhydrat verwandelte sich nur in Superoxgd, die Fliissiglieit blieb farblos.

W i r d Mangancixydhydrrct oder auch pulveriges koh- lensaurcs Mcmganosydul niit einer starlien Kaiiliisnng

46 .Jahn :

auy 1 Th. kaustischem Kali und 4 Th. Wasser iiber- gossen und Chlorgacs i n die Flussiglreit geleitet, SO ent- steht eine schiin rothe Liisung von ubermangansaureni Koli. Indessen wird die Uebermangansiiure unter diesen Umstlnden nicht SO leicht und iinmer langsamer gebildet, als die Eisensaure. Das ltohlensaure Manganoxydul scbeint sich besser dazu zu eignen, als das Oxydhydrat. Bei starker Concentration der Kaliliisung crfolgt eben- falls weniger leicht eine rothe Farbung der Flussiglreit. Selbst sehr verdiinnte Liisungen fiirben sich allmahlig roth, sobald nur ein Ueberscl~u~s von Kali ubrig bleibt. Schon zu der Zeit, als ich mit meineni Lehrer und Freunde F. S t r o m e y e r Versuche iiber die Scheidung des Mangans mittelst Chlors anstellte (vergl. Gottinger gelehrte Anzeigen vom 4. Octobw 1827.) bemerlrten wi r mehrmals, dak die mit kohlensaurem Natron versetzten Aufliisungen von Mangan, Kalli und Talkerdesalzen nach Hineinleiten von Chlorgas bei lingerem Stehen schiin roth gefarbt wurden. Die Erden liatten sich aufgeliist, das Manganoxydul war i n Superoxyd verwandelt, in der Flussigkeit war eine kleine Menge von Ueberniangan- saure gebildet, von deren Existenz man aber damals noch nicht wdste.

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Ueber die Bestandtheile der im gewohnlichen Leben

genannt ; Franz Jahn,

von

Medicinalassessor und Apotheker

Ameisenlarven, Ameiseneier

in Meiningen. ~~ ~

Es hat micb die Frage beschlftigt, ob wohl die Ameiseneier, welche ein so vorziiglich nahrhaftes und begierig aufgesuchtes Futter fur viele Stubeiiviigel ab- geben, die in den hmeisen selbst enthaltene Saure (be- lranntlich Ameisensgure und Aepfelsaure) ebenfalls I,U

Bestandtheilen haben und ob uberhaupt Ameisenslure in den genannten Larven zu finden ist.