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619 V11. Uebcr die El~ktricitci'tsIritur,g tltrrch Kohle untl (lurch Metirllozyde; FOR IV. Beet z. b r c h die TJntersuchungen von H i t t o r f I), von R u ff '> und von inir 3, war die Thatsache festgestellt wordell, dafs die Elektricitatsleituiig in festeu Kiirperii, deren Leituugs- vermiigen bei biiherer Temperatur zunimuit, stets als eiiie elelitrolytische zu betractiten ist, d a b dagegeii die Kiirper, welche bei hiiheren Teniperaturen eine geringere Leitungs- fahigkeit besitzen, inetallisch leiten. Sygter hat aber Mei- d i u g er ') gefunden, daTs auch die Metalloryde uud der Wasserliies, Ma t t h i e Es e n 5, d a t Graphit uiid Kohle bei hbherer Teinperatur bessere Leiter werden, wiewohl bei den ersteren die Mirglichkeit der elektrolytischen Leituiig durch die Abweseiiheit der Polarisation ausgeschlossen war, uiid die letztereri iiaturlich uicht elektrolytisch leiteii koiinen. Die Aehiilicbkeit , welche zwisclieii der Structur der Kolile tind der lnancher Metalloryde vorhanden ist, lieEs iiiich ver- uiutheu, chfs eben in dieser der geineinsaine Grund fur jencs unerwartete Vcrhalten beider Kbrperklasseii liegen mbclite. Sie bestehen uaiiilich aus Theilcheu, welche, im Vergleich uiit den iibrigcn lnetallischen Leitern, eiuen nur lockeren Zusalnlnenhang untereinander haben, sich also iiiir in wenigen Puukten gegenseitig beriihren. Uurch Erwgr- muiig dehnen sich die Theilcheii (unter deiien natiirlich nicht die Moleclile, sondern Gruppen voii Moleciileii zu verstehen sind) aus, wobei eine jede solche Gruppe aus denselben Griiitdeu ein schlecbterer Efektricitatsleiter wer- den kauii, aus denen es ein Metall, iu welcheui wir keine solclie groben Tbeilchen unterscheicleii kbiineii, uiiter den- 1) Pogg. Aoo. Bd. LXXXIV, s. 1 ' . 2) Licbig und W6lllcr Ann. Bd. XC, S.257'. 3) Pogg. Aon. Bd. XCII. f. 452'. 1) Dingler, polytecl~n. Journ. Hd. CXLVIII, S. 361.. 5) Pugg. .\on. BJ. CHI, 432'.

Ueber die Elektricitätsleitung durch Kohle und durch Metalloxyde

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V11. Uebcr die El~ktricitci'tsIritur,g tltrrch Kohle untl ( lurch Metir l lozyde; FOR IV. B e e t z .

b r c h die TJntersuchungen von H i t t o r f I ) , von R u f f '> und von inir 3 , war die Thatsache festgestellt wordell, dafs die Elektricitatsleituiig in festeu Kiirperii, deren Leituugs- vermiigen bei biiherer Temperatur zunimuit, stets als eiiie elelitrolytische zu betractiten ist, d a b dagegeii die Kiirper, welche bei hiiheren Teniperaturen eine geringere Leitungs- fahigkeit besitzen, inetallisch leiten. Sygter hat aber M e i - d i u g e r ') gefunden, daTs auch die Metalloryde uud der Wasserliies, M a t t h i e Es e n 5, d a t Graphit uiid Kohle bei hbherer Teinperatur bessere Leiter werden, wiewohl bei den ersteren die Mirglichkeit der elektrolytischen Leituiig durch die Abweseiiheit der Polarisation ausgeschlossen war, uiid die letztereri iiaturlich uicht elektrolytisch leiteii koiinen. Die Aehiilicbkeit , welche zwisclieii der Structur der Kolile tind der lnancher Metalloryde vorhanden ist, lieEs iiiich ver- uiutheu, chfs eben in dieser der geineinsaine Grund fur jencs unerwartete Vcrhalten beider Kbrperklasseii liegen mbclite. Sie bestehen uaiiilich aus Theilcheu, welche, im Vergleich uiit den iibrigcn lnetallischen Leitern, eiuen nur lockeren Zusalnlnenhang untereinander haben, sich also iiiir in wenigen Puukten gegenseitig beriihren. Uurch Erwgr- muiig dehnen sich die Theilcheii (unter deiien natiirlich nicht die Moleclile, sondern Gruppen voii Moleciileii zu verstehen sind) aus, wobei eine jede solche Gruppe aus denselben Griiitdeu ein schlecbterer Efektricitatsleiter wer- den kauii, aus denen es ein Metall, iu welcheui wir keine solclie groben Tbeilchen unterscheicleii kbiineii, uiiter den-

1 ) Pogg. Aoo. Bd. LXXXIV, s. 1'. 2 ) L i c b i g und W 6 l l l c r Ann. Bd. XC, S.257'. 3) Pogg. Aon. Bd. XCII. f. 452'. 1) D i n g l e r , polytecl~n. Journ. Hd. CXLVIII, S. 361.. 5) Pugg . .\on. BJ. CHI, 432'.

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selberi Uui&itidcn wird. Uurch diese Ausdehuuug werden aber die Theilclieu an einauder gedriiugt uiid in iuimer in- uigere Bertihruug uuter eiiiander gebracht ; der gauze Kor- per mufs also eiu besserer Elcktricitatsleiter werden. Uin diese Hypothese durch das Experinleiit zu bestatigen, fiillte ich eiue metalleiie Schale uiit Mewingfeilicht , verbaud die Schale uiil einem Pole eiiier eiufachen Grove'schen Kette, tauchte eiiien, iiiit deni andcreu Pole derselben verbunde- lien Messiugdraht in dns Messiiigfeilicht, und schaltete ein sehr empfiiidliches Spiegelgalvano~ueter in den Strom. Der Spiegel zeigte kauiii eiue Spur eiiies Stroines an. Wurde jetzt die Schale erwiiruit, so trat eine, beschleunigt 211-

nehineiide Ablenkuiig des Spiegels ein, welche bald weit iiber die Zahleii drr Scale hiiiamging. Mit eiutretender Erkaltuiig giiig der Spiegel auf seine friiliere Stelluug zu- ruck. Gaiiz cbeuso verliielt sich beim Erwarmeu Eiseu- feilicht (Lirnatura ferri off.), uach dein Erkalten aber blieb es eiii vollkoiiiinener Leiter : die Tbeilclieti wareu fest in einaiider gesintert, so dafs imi i die gauze Masse als ein Stuck Iierausnehmen kounte. Man k6nnte gegen diese Ver- suche einwendeu, dal's je~ie bletalltheilcbell selbst iiiit einer Oxydschicht bedeckt, iiiid dadurch gegen einauder isolirt wareu, dnG beiru Erwgrmeii das Oiyd eio besserer Leiter werde, und also jeues Experime~it zu einein Kreissclilusse fiihre. Man liann aber statt des Messingfeiliclits auch Platin- schwamin anwenden; dieser leitet zwar voii vorn herein besser, aber seine Leitungsflihigkeit nimint ebenfalls durcli Erwiirmen ganz bedeutend zu. Hivr kann uiir das Aneiu- anderdriingeii der Theilchen die Ursache der besseren Lei- tuogsfihigkeit seyn. Diese Wirkung des Aneinaiiderdran- gens Itifst sich tibrigens auch auf rein mechanischem Wege zeigeii, wenn inan ein enges Hohr mit ziemlich festgedrang- tern Platiuschwainm aufiillt , und von beiden Seitcu dicke Platiudrahte, welche die Seele des Rohrea fast ausftiIlen, und welche mit den Polen der Saule in Verbindung ste- hen, stempelartig gegen denselben drrickt. Ein eingeschal-

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tetes Galvaiiometcr zeigt eine Zunahme der Stromstzrke, weiin die Drlhte fester gegen einander gedriickt werden.

Unter den vieleii Kohfeustiickeri, welchc ich priifte, fa id icb iibrigeus eins, desseii Leitungsfahigkeit sicli beiin Erwarmen fast gar nicht vergrtifserte; ein anderes, dessen Leitungefahigkeit beirn Erwlrmen sogar etwas abnabm. Uiefs letztere bestand aus eiuer adserst feinkihiiigen, durchweg sehr gleichmafsig dicbten , pariser Koble, wie sie ztir Her- stellung des galvanischen Lichtes gebraucht wird.

Erlangen im October 1860.

VIII. Uebm ~ U S Nnchlruchlen irn rlrktrischrn Ei : rion H. W i l d .

Die Notiz des Hru. P. RieCs iiber G e i f s l e r s nacblcuch- tende Ri)hrcn iin Juliheft dieser Annaleu veraiilaCst micli, hier k u n eiue Erscheinung zu beschreiben, welche ich schou lelzteii Winter zufallig bemerkte und daiin arich ineiiien ZiihBrern in rneiner Vorlesung iiber Experimentalphysik vor- zeigte. Da der Versuch, bei welchem ich auf die Erschei- uung aufinerksam wurde, gewiCs schon vielfach von den Experimentalphysikern angestellt worden ist, so glaubte ich damals, auch die letztrre sey bereits bekannt; dein scheint iiun nicht so zu seyn.

Uni das geschichtete Licht im elektriscbcn Ei zri zeigen, wurdc dasselbe init Schwefelkohlenstoffdampf in der Art gefiillt, daCs man, nach dein Evacuiren desselben bis auf etwa 5”” Druck, vor die Oeffnung des Hahnes einige Tro- pfen Scbwefelkohleustoff brachte uud dann drirch eine rasche halbe Umdrehung des letzterii einsaugen liefs. Dar- auf ward das Ei nochmals evacuirt bis der Druck des Ge- misclies von Schwefelkohlenstoffdainpf und atmosphlrischer